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Schattenherz - Die weißen Ritter

Teil 2
von

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Die Bedrohung

Die Bedrohung
 

Vogelzwitschern und Sonnenstrahlen ließ Yuri aufwachen.

Er grummelte müde vor sich hin und drehte sich auf die Seite. Gerade als er wieder einschlafen wollte, kam ein ungutes Gefühl in ihm hoch. Er fühlte sich irgendwie beobachtet. Ruckartig fuhr er hoch und stieß mit dem Kopf an etwas Hartes. Stöhnend richtete er sich erneut auf, dieses Mal allerdings vorsichtiger.

Als er die Augen öffnete, sah er auch gegen was er gestoßen war. Vor ihm schwebte ein großes Brett in der Luft, das in zwei zarten blassen Händen endete.

„Guten Morgen.“, begrüßte Nuria ihn freundlich. „Na, ein Brett vor dem Kopf?“

Yuri verdrehte die Augen und ließ sich wieder zurück sinken. Was hatte er dieser elenden Nervensäge eigentlich getan, dass sie ihn so quälte.

Schlagartig sprang er auf und riss die Vampirin von den Füßen. Sie schlugen hart auf den Boden auf und Yuri drückte sie mit seinem Körpergewicht nach unten. Nuria wehrte sich nach Leibeskräften, doch gegen einen ausgewachsenen Mann, der auch noch halb Dämon war, hatte sie einfach keine Chance.

„Also, was willst du hier?“, giftete Yuri sie an.

„Ich wollte euch doch nur wecken.“, erklärte Nuria wehleidig.

„Was macht ihr da?“, mischte sich nun Karin ein.

Yuri fuhr erschrocken zusammen und gab Nuria somit die Gelegenheit ihn abzuschütteln. Schmerzvoll wurde er gegen das Bett geworfen und blieb genervt liegen. Er hatte gar nicht mehr daran gedacht, dass Karin auch noch im Zimmer war und für sie musste das Ganze recht seltsam ausgesehen haben.

„Diese dämliche Kuh hat mich schon wieder angegriffen.“, klärte Yuri die Situation auf. „Da musste ich mich wehren.“

Karin sah ihn stirnrunzelnd an, verkniff sich allerdings jedes Kommentar.

„Es gibt Frühstück.“, unterbrach Nuria das Schweigen. „Draco und Vater sind auch schon wach.“

Hastig schlüpften Karin und Yuri in ihre normale Kleidung und folgten Nuria nach unten. Leise Stimmen drangen durch eine schwere Holztür und als sie eintraten, erkannten sie auch wer geredet hatte. An einem langen gedeckten Tisch saßen Draco und sein Vater und unterhielten sich hitzig.

Als Fürst Sangius die drei sah, stand er auf und führte sie zu ihren Sitzplätzen. Sofort kamen Bedienstete und brachten riesige Mengen Essen und Trinken.

„Ich hoffe Sie haben gut geschlafen.“, sagte der Fürst freundlich. „Manche unserer Gäste fühlen sich… na ja… unwohl in einer Stadt mit Vampiren.“

„Keine Sorge. Wie gesagt, wir machen uns da keine Sorgen.“, beruhigte Karin ihn. „Immerhin haben wir viel Zeit mit Draco verbracht.“

Fürst Sangius lächelte und nahm einen Schluck aus seinem Becher bevor er fort fuhr.

„Miss König, Sie haben gestern etwas erwähnt, dass mich neugierig gemacht hat.“

„Ja, ich erinnere mich.“, entgegnete sie lachend. Allerdings bin ich auch neugierig mehr über Ihre… Art zu erfahren. Es gibt so viele Geschichten von Vampiren, aber ich glaube nur das Wenigste stimmt.“

Dracos Vater nickte zustimmend und faltete die Hände.

„Die meisten Legenden sind nur dummes Gerede. Wie Sie sicherlich bemerkt haben, können wir sehr wohl bei Tageslicht überleben.“, erklärte er.

„Aber wieso erzählen die Menschen dann so etwas?“, fragte Yuri, während er herzhaft in einen Apfel biss.

„Die Leute fürchten uns, weil wir übermenschliche Kräfte haben.“, antwortete der Fürst. „Sie verachten alles was stärker ist als sie und was sie nicht kennen.“

Ein leicht bitterer Ton schwang in seinen Worten mit.

„Und was ist mit der Sache mit dem Bluttrinken?“, hakte Yuri schmatzend nach. „Wie kommen die darauf?“

Dracos Vater lächelte gequält.

„Ich muss zugeben, diese Vermutungen kommen nicht von irgendwo her. Aber keine Sorge, es ist nicht so schlimm wie Sie glauben.“, fügte er schnell hinzu, als er Karins erschrockenen Blick bemerkte. „Die früheren Vampire tranken Blut um ihre Lebenskraft zu stärken und um länger zu leben, doch heute ist es anders. Wir wollen gar nicht ewig leben, deswegen trinken wir auch kein Blut mehr. Wir haben praktisch eine stille Übereinkunft getroffen. Es gibt einen Grund warum alles vergänglich ist. Was bringt es ewig zu leben, wenn die geliebten Menschen um einen herum sterben?“

„Ihr sprecht aus Erfahrung.“, stellte Karin fest.

„Ja, das tue ich.“, stimmte Fürst Sangius zu. „Früher vor vielen Jahren lernte ich Dracos und Nurias Mutter kennen. Sie war ein einfacher Mensch und so vergingen die Jahre. Sie wurde älter und älter und starb schließlich.“

„Aber sagtet Ihr nicht gerade ihr trinkt kein Blut um länger zu leben?“, warf Karin ein.

„Ja, heute. Früher schon. Aber nach ihrem Tod habe ich damit aufgehört. Trotzdem altere ich nur noch sehr langsam und sogar meine eigenen Kinder werden wohl vor mir sterben.“, erklärte er stockend. „Der Schmerz ihres Todes saß einfach zu tief. Nachdem ich dann Fürst der Stadt wurde, konnte ich durchsetzten, dass auch die anderen damit aufhörten.“

„Wie edelmütig.“, erwiderte Yuri schnippisch.

„Yuri! Benimm…“, fuhr Karin ihn an, wurde aber vom Fürsten unterbrochen.

„Lassen Sie ihn. Ich kann seinen Unmut verstehen. Nicht jeder kann mit einem… Mörder umgehen.“

„Aber Vater, du bist doch kein Mörder.“, mischte sich nun Nuria ein.

Fürst Sangius hob beschwichtigend die Hand und seine Tochter verstummte.

„Schon in Ordnung.“

„Sie brauchen sich keine Vorwürfe zu machen.“, sagte Karin. „Unser Yuri ist auch kein Unschuldslamm.“

„Und somit kommen wir zu der Frage, wer sie sind.“, entgegnete der Fürst lächelnd.

„Yuri ist eine Art Dämon. Er kann sich durch pure Willenskraft in einen Dämon namens Amon verwandeln.“, erklärte sie. „Vor einem halben Jahr hat er mich durch sein Blut, sozusagen, angesteckt. Jetzt besitze ich ebenfalls Dämonenkräfte und kann mich in einen flammenden Engel verwandeln.“

„Interessant.“, sagte Fürst Sangius nachdenklich. „Dann wirkt dieses Dämonenblut wie eine Art Virus. Weiß noch jemand von dieser Art die Kräfte weiter zu geben?“

„Nein, nur wir. Der letzte Mitwisser ist tot.“, antwortete Yuri.

„Er ist kürzlich verstorben.“, erklärte Karin, nachdem der Fürst sie seltsam angesehen hatte. „Er war schon alt und ist von uns gegangen. Sein Name war Roger, er hat viel geforscht um mehr darüber heraus zu finden.“

Fürst Sangius stützte den Kopf auf die Hände und musterte nachdenklich einen Korb voll Brot.

„Dieses Problem, von dem Nuria gesprochen hat, um was handelt es sich da?“, mischte Draco sich in das Gespräch ein.

„Mein Sohn, die Sache ist sehr heikel.“, antwortete der Fürst betrübt. „Ich weiß auch nichts Genaues, doch das was ich weiß bereitet mir große Sorgen. Es gibt eine Gruppe Menschen, die jeden Dämon auf der Welt vernichten wollen. Ich weiß nicht wer und warum, aber ich glaube die Sache ist ernst.“

„Aber wenn wir weder wissen wer es ist, noch warum, wie sollen wir dann etwas dagegen unternehmen?“, hakte Yuri nach.

„Keine Sorge! Ich habe mich bereits etwas informiert.“, entgegnete Dracos Vater. „In einem Dorf namens Unogami lebt die Priesterin Saki. Sie kann uns vielleicht weiterhelfen. Draco hat mir erzählt, dass ihr ihn begleiten wollt.“

„Ja, immerhin haben wir schon so viel zusammen durchgemacht, da helfen wir ihm jetzt auch.“, stimmte Karin zu.

„Das ist gut.“, sagte er freundlich. „Aber ich werde euch noch eine Hilfe mitgeben, da ich nicht weiß wie gefährlich es werden wird.“

Yuri sah ihn skeptisch an, erwiderte aber nichts.

„Meine Tochter Nuria wird euch begleiten.“

Wie von der Hummel gestochen, sprang Yuri auf und schmiss dabei seinen Stuhl um.

„Oh nein, dieses nervtötende Kleinkind wird nicht mitkommen!“

Karin ergriff ihn am Arm und zerrte ihn wieder zurück.

„Danke Vater!“, rief Nuria aufgeregt und Gab dem Fürsten einen dicken Kuss auf die Wange. „Ich werde dich nicht enttäuschen.“

Yuri verschränkte die Arme vor der Brust und grummelte wütend vor sich hin.

„Ich habe bereits vier Pferde satteln lassen.“, sagte Fürst Sangius. „Sobald Sie fertig sind, können Sie los reiten. Draco besitzt eine Karte, die in das Dorf führt.“

Schweigend aßen sie fertig und gingen anschließend hinaus in den Hof. Dort warteten bereits, wie der Fürst versprochen hatte, die vier Pferde. Sie waren unruhig und scharrten nervös mit den Hufen. Draco ging voran und schwang sich elegant in den Sattel des grauen Pferdes. Nuria folgte ihm und setzte sich auf das weiße Pferd. Langsam näherte Karin sich dem fuchsfarbenen Hengst und strich ihm beruhigend über den Hals. Wie lange war sie schon nicht mehr geritten? Es musste eine Ewigkeit her sein.

Vorsichtig zog sie sich in den Sattel und griff nach den Zügeln. Der Fuchs tänzelte kurz und kam schließlich wieder zur Ruhe.

Yuri hatte weniger Glück oder stellte sich weniger geschickt an. Kaum hatte er seinen Fuß in den Steigbügel gesetzt, wich das Pferd zurück und zog ihm die Füße weg. Yuri landete auf dem sandigen Boden und wurde einige Meter mitgeschleift. Zornig rappelte er sich auf und schwang sich auf den Pferderücken. Der schwarze Hengst bäumte sich auf und Yuri fiel erneut in den Dreck.

Insgesamt dauerte die Komödie mehr als fünfzehn Minuten. Immer wieder wurde er abgeworfen oder mitgeschleift, doch irgendwann saß auch Yuri mehr oder weniger fest im Sattel.

Wütend gab er dem Hengst die Sporen und das Pferd preschte erschrocken los. Karin, Draco und Nuria beeilten sich ihm zu folgen. Nach wenigen Minuten hatten sie ihn eingeholt und zügelten die Pferde. Langsam ritten sie nebeneinander her. Nuria ergriff die Gelegenheit und fing an Yuri nachzuahmen. Karin und Draco konnten sich ein Lachen nur schwer verkneifen. Yuri grummelte wütend vor sich hin und starrte stur nach vorne.

Und so verlief auch ihr weiterer Ritt. Yuri wurde immer missgelaunter und Nurias Frechheiten nahmen zu.
 

„Wisst ihr was ich toll finde?“, fragte Dracos Schwester gut gelaunt. „Natürlich nicht. Wie könnt ihr auch? Ich liebe Blumen, die sind einfach so hübsch und bunt und vielfältig. Wisst ihr was auch noch toll ist? Nein? Vögel, die sind bunt und sie singen immer so hübsche Lieder. Ich hätte so gerne ein Haustier, aber Vater sagt, dass es unnötig wäre. Mein Lieblingsessen sind Kuchen, ich liebe Kuchen. Oh, lecker! Jetzt könnte ich einen Kuchen essen. Vielleicht lernen wir ja nette Leute kennen, die uns dann vielleicht zum Kaffee und Kuchen einladen. Oder wir lernen einen netten Mann kennen, den ich heiraten kann. Vielleicht...“

So ging das jetzt schon seit gut zwei Stunden. Nuria redete ununterbrochen und wechselte so schnell das Thema, dass einem schwindlig dabei wurde.

Yuri hatte sich zwar bereits gedacht, dass bei ihr eine Schraube locker war, aber langsam zweifelte er sogar an seinem eigenen Verstand. Nurias Stimmungsschwankungen waren auch nicht ohne. Im einen Moment lächelte sie wie eine Wahnsinnige und dann fing sie plötzlich ab zu weinen. Wenn sie nicht endlich ihre Klappe hielt, dann würde er sich an den Zügeln dieses dämlichen Pferds erhängen oder doch lieber Nuria?

„Meint ihr wir finden das Dorf? Bestimmt, wir haben ja eine Karte.“, beantwortete sie ihre Frage auch gleich selbst. „Oh, ich freu mich so. Wisst ihr daheim ist es oft...“

„Halt endlich die Schnauze!“, schrie Yuri aus Leibeskräften und prompt bäumte sich sein Pferd auf und er landete im weichen Gras des Waldrandes.

Genervt blieb er liegen bis Karins besorgtes Gesicht über ihm erschien. Als sie bemerkte, dass ihm nichts geschehen war, lächelte sie amüsiert und half ihm wieder auf die Beine. Rasch klopfte er sich den Dreck von den Kleidern und stieg wieder in den Sattel.

Nuria wollte etwas sagen, doch Yuri hob drohend die Hand und spießte sie mit Blicken förmlich auf. Von da an hütete sich die Vampirin etwas zu sagen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  SamAzo
2007-08-12T17:33:33+00:00 12.08.2007 19:33
Noch immer dieser Fürst.. den ich so merkwürdig find..
aber schau dir diese Kinder an.. da fällt mir ein.. was ist mit Keith?
Kommt er auch irgendwann vor? (aber wenn ja bitte nicht umbenennen.. *mein liebling aus der valentin familie*)

manchmal geht es mir etwas zu schnell..


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