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Schattenherz - Die weißen Ritter

Teil 2
von

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Die Trauerfeier

Die Trauerfeier
 

Das war eine gute Woche her.

Der Regen prasselte vom Himmel und Yuris Kleider klebten schwer an seiner Haut. Die Haare hingen ihm ins Gesicht und von seiner Nasenspitze lösten sich in gleich bleibenden Abständen Wassertropfen.

Es war kalt, doch er merkte es kaum. Der Schmerz in seinem Herzen war viel schlimmer. Der Priester bekreuzigte sich und der Sarg wurde hinunter in das dunkle Grab gelassen. Bewohner aus dem nahe gelegenen Dorf warfen Blumen auf den Sarg und verschwanden schließlich schweigend.

Yuri begann zusammen mit Draco Erde auf den Sarg zu schmeißen und Blanca jaulte währenddessen wehleidig.

Nachdem sich ein kleiner Hügel aus Erde auf dem Boden gebildet hatte, legten Yuri und Draco die Schaufeln weg und traten einen Schritt zurück. Auch Gepetto war erschienen, doch er hielt sich zurück. Der Schmerz saß einfach zu tief.

Schluchzend ging Lucia auf die Knie und legte einen Strauß weiße Lilien auf das Grab. Tränen rannen ihr übers Gesicht. Mitfühlend half Karin ihr auf und nahm sie in die Arme.

Die Nachricht von Rogers Tod hatte sie alle schwer und unerwartet getroffen.

Ein junger Mann hatte an die Tür von Yuris Haus geklopft und ihm mit bleierner Miene die schlechte Nachricht überbracht. Yuri konnte es im ersten Moment nicht glauben, doch schnell wurde ihm bewusst, dass der junge Mann nicht scherzte.

Wenige Minuten später war Karin bei ihm aufgetaucht und war ihm schluchzend in die Arme gefallen. Sofort hatte er dafür gesorgt, dass auch Gepetto, Draco und Lucia davon erfuhren.

Nun standen sie hier an seinem Grab, bis auf die Knochen durchgefroren und seelisch völlig am Ende.

Gepetto wandte sich um und legte die Hand auf Yuris Unterarm.

„Wir werden jetzt besser wieder gehen.“, sagte er mit belegter Stimme. „Lucia, Blanca, Draco und ich haben noch einen weiten Weg vor uns. Wenn ihr mich braucht, kommt einfach vorbei. Ihr seid immer willkommen.“

Gepetto gab Blanca ein Zeichen und die weiße Wölfin trottete mit gesenktem Kopf und eingeklemmten Schweif davon. Lucia folgte ihr weinend nach.

„Ich werde noch hier bleiben.“, sagte Draco kopfschüttelnd, als er Gepettos Blick auffing.

Ohne ein weiteres Wort verschwanden die Drei im Regenschleier.

Frierend gingen Yuri, Karin und Draco in Rogers Haus und sahen sich wehmütig um.

Erst jetzt begriff Yuri, dass mit Roger auch Karins letzte Chance auf Heilung gestorben war.

Das Haus wirkte seltsam leer und verlassen, ihre Schritte hallten dumpf an den Wänden wieder.

„Was machen wir jetzt mit Rogers Haus?“, fragte Karin flüsternd, als hätte sie Angst davor die Frage laut auszusprechen.

„Vorerst nichts.“, antwortete Yuri während er eines der Bücher aus dem Regal zog. „Niemand wird sich großartig für das Grundstück interessieren…“

„Und wenn doch, gibt es ja immer noch den Dämon von Domremy.“, führte Draco den Satz lächelnd zu Ende.

Yuri rang sich ebenfalls zu einem Grinsen durch, aber mehr aus Höflichkeit, als aus Freude. Warum war Roger bloß gestorben? Ja, er war alt gewesen. Wahrscheinlich älter, als irgendein Mensch vor ihm, doch man hatte ihm nichts angemerkt. Weder war er sonderlich schwächer geworden, noch verrückter, wie er sowieso schon war. Also, warum nur so plötzlich?

„Alte Menschen können ganz unerwartet sterben.“, erklärte Karin traurig und ergriff seine Hand. Yuri sah sie verwirrt an. Hatte er wirklich laut gesprochen?

„Ja, wahrscheinlich hast du Recht.“, gab er zu.

„Karin? Dieses Buch könnte dich interessieren!“, rief Draco zwischen den Bücherreihen hervor.

Langsam löste die ihre Hand und ging zu Draco.

Yuri schaute ihr noch einige Sekunden nach, dann drehte auch er sich herum. In dem letzten halben Jahr waren sie sich viel näher gekommen, doch immer noch wahrte Yuri eine gewisse Distanz. Es gab einfach jemand, der ihm nicht aus dem Kopf ging und dem sein Herz gehörte. Warum musste alles nur so schwer sein?

Ein leises Geräusch ließ Yuri in seinen Schritten inne halten und aufhorchen. Sie waren nicht alleine hier, irgendjemand war ihnen in das Haus gefolgt.

Vorsichtig drehte er sich im Kreis und musterte seine Umgebung, doch nichts war zu sehen.

Plötzlich schoss etwas wie ein Pfeil an ihm vorbei und Yuri taumelte gegen eines der großen Bücherregale. Einige Bücher fielen polternd herunter, doch er hatte keine Zeit sich darauf zu konzentrieren.

Mit einer ungeheuren Wucht sprang ihm etwas ins Gesicht und riss ihn samt Bücherregal um. Kleine spitze Zähne gruben sich in sein Gesicht und seinen Hals. Hektisch versuchte er den Angreifer von sich weg zu schieben, doch er bekam ihn einfach nicht zu fassen.

Polternde Schritte näherten sich ihm und im nächsten Moment wurde der hartnäckige Angreifer von ihm weggezogen.

Jetzt erst wagte Yuri die Augen wieder zu öffnen. Eine Hand griff nach ihm und half ihm in die Höhe. Vor ihm stand Karin. Sie sah ihn erschrocken an und fuhr ihm mit der Hand vorsichtig über die Wange.

Langsam beruhigte Yuri sich wieder und sah sich um. Neben ihm kämpfte Draco damit ein kleines geflügeltes Etwas festzuhalten.

Zögernd näherte er sich dem flatternden Wesen und sah es sich genauer an. Als er begriff was Draco dort so verzweifelt fest hielt, fuhr Yuri erschrocken zusammen. In seinen Händen zappelte eine pfirsichfarbene Fledermaus wie wild und biss wütend um sich.

„Was will dieses Vieh hier?“, fragte er wütend und wischte sich das Blut aus dem zerkratzten Gesicht.

„Hör endlich auf so herum zu zappeln!“, schrie Draco zornig und sofort erschlaffte das Tier in seinen Händen.

Vorsichtig setzte er es auf den Boden und die Fledermaus schien ihre Substanz zu verlieren und sich zu verformen.

„Wenn ich vorstellen darf…“, begann Draco und deutete auf das Tier. „Das ist meine Schwester Nuria.“

Langsam gewann das Etwas wieder an Substanz und im nächsten Moment stand eine hübsche junge Frau vor ihnen. Sie war einige Jahre jünger wie Karin und etwas kleiner. Ihr langes blondes Haar reichte ihr bis zur Hüfte und die schwarzen Kleider unterstrichen ihre blasse Haut noch mehr.

„Hallo ihr Lieben!“, begrüßte die Vampirin sie freundlich. „Schön euch…“

„Was fällt dir eigentlich ein du Rotzgöre?“, giftete Yuri sie an. „Warum hast du mich angegriffen? Du hast mir das ganze Gesicht zerkratzt. Was soll das? Hast du noch alle Tassen im Schrank? Du…“

Yuri hielt in seiner Beschimpfung inne und schaute die junge Frau völlig entgeistert an. Kleine glitzernde Tränen hatten sich in ihren Augen gebildet und kullerten nun über ihre Wangen.

Karin sah Yuri vorwurfsvoll an und schüttelte tadelnd den Kopf.

„Nicht weinen!“, bat Yuri inständig und versuchte Nuria zu beruhigen. „Ich kann es nicht sehen wenn jemand weint, oh bitte, nicht.“

Sofort hellte sich ihr Blick wieder auf und sie fiel Yuri und Karin überschwänglich um den Hals.

„Nuria?“, mischte sich nun auch Draco ein. „Es ist ja schön dich zu sehen, aber wieso bist du hier?“

„Oh, stimmt ja.“, erinnerte sich Nuria wieder und schlug sich auf die Stirn. „Vater schickt mich. Eine Gefahr zieht auf und Vater braucht deine Hilfe. Er sagt, es könnte sehr gefährlich sein, oder irgend so etwas.“

„In Ordnung, ich komme mit.“, stimmte Draco zu. „Wenn es nicht wichtig wäre, würde er sich nicht schicken.“

„Dann sollten wir uns aber sofort auf den Weg machen.“, schlug Nuria vor. „Ich bin sowieso schon spät dran. Auf dem Weg hier her habe ich einen netten Jungen kennen gelernt. Er war so nett und…“

„Wir kommen auch mit.“, unterbrach Karin sie hastig.

Nuria sah sie entgeistert an, erwiderte allerdings nichts.

„Seid ihr sicher?“, hakte Draco nach. „Vielleicht ist es gar nicht so schlimm wie mein Vater glaubt. Ihr würdet nur unnötig Zeit verschwenden.“

„Ach was, wir kommen mit. Ihr könnt unsere Hilfe vielleicht gut gebrauchen. Außerdem würde ich gerne mehr über die Vampire erfahren.“, fügte Karin lächelnd hinzu.

„Na gut, wenn ihr unbedingt wollt.“, stimmte Draco schulterzuckend zu.

„Ihr?“, fragte Yuri verwirrt. „Karin will ja…“

Mit Schwung rammte sie ihm den Ellbogen in die Seite und sofort verstummte er.

„Aber Draco?“, warf Nuria ein. „Wie sollen die beiden uns folgen? Wir können fliegen.“

Ein helles Licht durchflutete die Zimmer und im nächsten Moment standen nicht mehr Yuri und Karin vor ihnen, sondern Amon und der Feuerengel.

Nuria zog anerkennend die Luft ein und verwandelte sich wieder in die Fledermaus. Draco tat es ihr gleich und flog allen voran nach draußen.

Es regnete immer noch.

Karin versuchte im Windschatten von Amon zu fliegen. Wenn das Wetter noch schlimmer wurde. konnte der Tag noch recht amüsant werden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  SamAzo
2007-07-29T16:04:59+00:00 29.07.2007 18:04
Im ersten Moment habe ich aufgehört zu lesen und hab mich gefragt wessen Trauerfeier das eigentlich ist. Als ich dann gelesen hab das es Rogers ist habe ich wieder aufgehört zu lesen. Roger tot? Der wusste doch selber nicht einmal ob er noch sterben kann. Das hat mich ganz schön verwirrt ^^
(gut das es dazu was im neuen Kapitel gab xD)

Draco und Nuria..
Mit den Namen kann ich mich nicht anfreunden..
Jetzt hab ich immer so nen Harry Potter Draco da rumlaufen. Aber mir fehlt der ProWrestling Vampir doch schon irgendwie.. auch wenn er Banane is im Kopf..
Zu Nuria.. naja.. die is einfach nur komisch.. xD
Aber mir gefällt das sie sich dauernd mit Yuri streitet und ihn nervt *g*

^^


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