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Sephiroths Geheimnis

mein erstes FF. Seid gnädig ^^
von

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Das Wiedersehen mit einem alten Feind

Behutsame Hände befreiten Cloud aus seinem blutgetränkten Pullover, während er bäuchlings auf einem Bett lag. Er erwachte langsam wieder, war jedoch sehr benommen. Ein leises Stöhnen seinerseits veranlasste denjenigen, der ihn versorgte, inne zu halten.

„Er kommt langsam wieder zu sich.“, vernahm er eine leise Frauenstimme.

„Ist das gut oder schlecht?“, hörte Cloud eine Männerstimme, die er kannte, aber irgendwie nicht zuordnen konnte.

„Gut, würde ich sagen. Auch wenn ihn das viel Kraft kostet.“

Cloud schlug seine Augen auf und erblickte aus seiner Lage nur die Hüfte und Beine einer sehr schlanken Frau, die gleich darauf auch neben ihm in die Hocke ging, damit er sie besser sehen konnte.

„Wie fühlt ihr euch?“, fragte sie mit einem freundlichen Lächeln.

Cloud betrachtete die fremde junge Frau verwirrt und fragte sich unbewusst, was ihn an ihr störte.

„Beschissen.“, murmelte er leise.

„Ihr habt auch sehr viel Blut verloren. Da ist das nur verständlich.“

„Seit ihr Ärztin?“, fragte Cloud weiter.

„Ja, so etwas in der Art. Ich habe eure Verletzungen versorgt. Dennoch werden sie euch eine ganze Weile beeinträchtigen, vor allem die Verletzung eures rechten Arms.“

Cloud drehte vorsichtig seinen Kopf, was ihn aber viel Mühe kostete, und betrachtete seinen dick verbundenen rechten Arm.

„Die Verbrennung war sehr schwer. Es wird einige Tage brauchen, bis sich die zerstörten Muskeln wieder aufgebaut haben.“, erklärte sie freundlich.

„Tage?“, fragte Cloud irritiert. Er konnte sich noch dumpf an die offene Verletzung erinnern und war sich bewusst gewesen, dass es Wochen, wenn nicht sogar Monate brauchen würde, bis er den Arm wieder halbwegs gebrauchen konnte.

„Schneller bekomme ich es leider nicht hin, tut mir leid.“, war ihre freundliche Antwort.

„Das wird schon ein vielfaches schneller sein, als er es gewohnt ist, Marscha.“, hörte Cloud die seltsam vertraute Stimme des Mannes im Raum.

Er drehte sich wieder etwas und konnte jemanden im Schatten des Raumes erkennen, ihn jedoch nicht wirklich sehen.

„Wer seit ihr?“, fragte Cloud angestrengt.

„Jemand, der etwas wieder gutzumachen hat.“, kam die leise Antwort, dennoch blieb der Mann mit der seltsam vertrauten Stimme im Schatten stehen.

„Ihr solltet schlafen, Cloud. Dann wird es euch wieder besser gehen.“, meinte die junge Frau mit dem Namen Marscha freundlich und legte ihm zwei Finger auf die Stirn.

Mit einem Schlag begann Clouds Körper sanft zu kribbeln. Es war alles andere als unangenehm. Verwirrt sah er sie noch an, bevor seine Augen zufielen und er in einen tiefen Schlaf hinüber glitt.
 

Marscha strich ihm zärtlich mit ihrer schmalen Hand durch das blonde Haar, dann stand sie wieder richtig auf und drehte sich zu der Person um, die im Schatten verborgen stand.

„Er wird Fragen haben, wenn er das nächste Mal wieder aufwacht, General.“, meinte sie besorgt.

Sephiroth trat aus der Dunkelheit des Raumes hervor und sah die kleine Frau mit traurigen Augen an.

„Und er hat ein Anrecht darauf, dass ich sie ihm beantworte, ich weiß, Heilerin. Und ich werde sie ihm beantworten. Nur bitte sorg dafür, dass er sich nicht bewegen kann, wenn ich mit ihm spreche.“

Verwundert sah die junge Frau mit den haselnussbraunen Haaren ihn an. „Wieso das?“

„Wir waren Todfeinde, er und ich. Er wird alles andere als begeistert sein, mich wieder zu sehen.“

„Wenn ihr Feinde wart ist es verwunderlich, dass ihr dem jungen Mann geholfen habt.“, meinte Marscha nachdenklich.

„Wie ich ihm schon gesagt habe: ich habe einiges wieder gut zu machen.“ Ganz behutsam ließ Sephiroth seine Fingerspitzen durch Clouds Haar gleiten. „Es ist seidiger als es aussieht.“, schoss es ihm dabei durch den Kopf.

„Wart ihr denn von jeher Feinde?“, fragte Marscha, verdutzt über Sephiroths traurigen Blick.

„Nein, nicht immer. Erst, seit ich in seiner Welt meinen Verstand verloren hatte. Und ich habe es auch nur ihm gestattet, mich zu töten.“

Ganz behutsam hob Sephiroth Clouds Oberkörper an, damit die Heilerin den zerschnittenen und blutdurchtränkten Pullover unter ihm hervorziehen konnte.

„Er wird jetzt viele Stunden schlafen. Die wird er auch brauchen, damit sein Körper genug Blut nachbilden kann. Ich werde in zwei Tagen zurückkommen und nach ihm sehen. Sollte euer geehrter Feind wider Erwarten erwachen, sollte er trotz seines beeindruckenden Kraftreservoirs nicht in der Lage sein, zu fliehen oder euch anzugreifen. Ihr habt ja gesehen, wie ich die Verbände angelegt habe. Meint ihr, ihr könntet sie jeden Tag wechseln oder soll ich eine Helferin schicken?“, fragte Marscha ernst.

„Das werde ich schon hinkriegen.“, antwortete Sephiroth mit einem ganz leichten Lächeln.

„Dann ist wenigstens an einem Krieger nicht alle Hoffnung verloren.“, lachte sie nur, dann verließ sie das kleine Haus, in das Sephiroth Cloud gebracht hatte.
 

Sephiroth hatte sich aus seiner Uniform befreit, die immer noch mit dem Blut des Angreifers verdreckt war und ein weites, schwarzes Seidenhemd übergezogen und betrachtete viele Stunden lang die Landschaft. Er war sehr lange nicht mehr in diesem kleinen Haus gewesen, welches er noch zu seinen Lebzeiten entdeckt und ausgebaut hatte, damit er einen Ruheort hatte. Cosmo Canyon war nicht sehr weit entfernt, deswegen war er überrascht, dass noch niemand das kleine Haus in den Felsen bei Routineflügen entdeckt hatte.

Die Sonne ging bereits unter, als mit einem Mal vor Sephiroths Fenster eine kleine Eule herschoss und aufgeregt flatternd vor ihm abbremste. Verwundert betrachtete Sephiroth das kleine Tier und entdeckte so, dass es sich dabei um ein kleines Tier seiner neuen Heimat handelte. Er streckte seinen Arm aus, um dem Tier eine Landemöglichkeit zu geben. Sie landete auch vorsichtig auf seinem Arm und schüttelte sich dann einmal das Gefieder. Dabei entdeckte er eine kleine Nachricht in einem Band an ihrer rechten Klaue. Behutsam entfernte er die Nachricht und las sie neugierig.

Es ist so langsam Zeit, den Verband zu wechseln!

stand nur mit eleganter Schrift darauf notiert. Sephiroth musste leise lachen. „Sie denkt wirklich immer an alle ihre Schützlinge.“, dachte er bei sich, dann kraulte er kurz der Eule durch die Nackenfedern, dann holte er sich einen Stift aus dem Schreibtisch, der in der Nähe von Clouds Bett stand.

Zu Befehl, Heilerin.

schrieb er unter die Nachricht, dann band er sie zurück an das Bein der Eule. „Guten Flug, kleiner Freund.“, wünschte er der Eule, die er von dem geöffneten Fenster wieder fliegen ließ. Dann wandte er sich Cloud zu, der noch immer tief und traumlos schlief. Marscha hatte in der Nähe des Bettes alles stehen lassen, was er für die Versorgung der Verletzungen benötigte.
 

Behutsam setzte er sich zu Cloud auf das Bett und legte vorsichtig dessen verbundenen Arm auf seinen Oberschenkel. Dann begann er, den leinenen Verband zu lösen. Er hatte die Verletzung zwar schon gesehen und Marschas Heilzauber tat bereits gute Dinge, dennoch sah der Arm noch immer schlimm aus. Sephiroth ergriff die Flasche mit der seltsam goldenen Flüssigkeit der Heilerin, die sie zur Reinigung benutzt und ihn unterwiesen hatte, wie er die offene Haut damit abzutupfen hatte. Er konzentrierte sich stark darauf, was er tat, damit Clouds warme Haut ihn nicht ablenkte. Dann verband er den geschundenen Arm wieder und legte ihn zurück auf die weiche Matratze, bevor er mit leicht zitternden Händen aufstand und die gleiche Behandlung auch Clouds Rücken zukommen ließ.

Als er den Klebeverband über der Einstichstelle gelöst hatte, stellte er beruhigt fest, dass die Haut sich bereits völlig geschlossen hatte. Die Einstichstelle schimmerte leicht golden, was ihm das Wirken des Heilzaubers zeigte. Der Rest der Haut um die Verletzung war noch leicht gerötet, doch ansonsten war von der schlimmen Verletzung kaum noch etwas zu sehen. Auch diese Verletzung tupfte er vorsichtig ab und verband sie neu. Dann konnte er es nicht unterlassen und strich mit seinen kühlen Fingerspitzen ganz vorsichtig über Clouds warme Haut. So wie sich dessen warme Haut von seiner kühlen unterschied, so bildete auch die unterschiedliche Hautfarbe einen seltsamen Kontrast zueinander. Sephiroth bewunderte die leicht goldbraune Haut Clouds, während seine fast marmornen Fingerspitzen darüber hinweg glitten. Dann ertastete er eine Narbe an Clouds rechter Schulter und drehte diesen dann ganz vorsichtig ein wenig auf die Seite und betrachtete die alte Verletzung. Diese Verletzung hatte er Cloud bei ihrem letzten Kampf zugefügt, erinnerte sich Sephiroth dunkel, obwohl er sich nicht an sehr viel erinnern konnte, was nach der Reunion passiert war. Behutsam drehte er Cloud wieder zurück auf seinen Bauch, dann lehnte er seine Stirn an Clouds Hinterkopf und schloss die Augen.

„Ich wünschte, ich könnte wieder gutmachen, was ich dir angetan habe, Cloud.“, seufzte Sephiroth zum wiederholten Male.

Er verharrte einige Zeit so, atmete den Geruch von Clouds Haut und prägte sich diesen tief ein, ebenso das Gefühl, wie sich sein silbernes Haar mit Clouds blonden Haaren mischte und seine Wangen berührten.
 

Nach einer ganzen Weile erhob sich Sephiroth wieder. Seine Kehle war wie zugeschnürt, dennoch kehrte er auf seinen Platz am geöffneten Fenster zurück. Es war kühl geworden, deswegen schloss er das Fenster und kehrte noch einmal zu Cloud zurück, um dessen Oberkörper mit einer leichten, aber warmen Decke zu bedecken. Dann setzte er sich wieder zum Fenster zurück und hing dort seinen Gedanken nach.
 

Cloud konnte sich daran erinnern, dass jemand vorsichtig seine Verletzungen verbunden hatte. Die Berührungen waren federleicht gewesen und waren seltsam beruhigend. Doch er konnte seine Augen nicht öffnen, auch nicht, als dieser jemand seine Stirn an seinen Kopf legte und lange Haare in seinem Nacken kitzelten.

Als er das nächste Mal erwachte, war diese behutsame Nähe verschwunden. Diesmal schaffte er es, seine Augen zu öffnen. Sein Körper fühlte sich bleischwer und seltsam ausgelaugt an. Die fremde Frau, die das letzte Mal bei ihm gewesen war, schien diesmal nicht in der Nähe zu sein, doch er meinte die Anwesenheit einer Person zu spüren. So, wie er lag, konnte er niemanden sehen, deshalb drehte er mühsam seinen Kopf. Ihm war schwindelig nach der Mühe, doch dann konnte er jemanden in einem großen Fenster erkennen. Er war wieder in das Licht einer scheinbar aufgehenden Sonne getaucht, während er traurig nach draußen sah. Nie hatte Cloud Sephiroth so gesehen. Er kannte den General nur in seiner schwarzen Uniform und nicht so wie jetzt mit einem weich fallenden Hemd bekleidet, welches seine extrem helle Haut sanft umspielte. Und Cloud war sich ganz sicher, dass er bei Sephiroth noch nie so etwas wie Kummer in seinen Zügen gesehen hatte, da dieser immer eiskalt oder zumindest unnahbar erschienen war.

„Se… phiroth?“, fragte Cloud leise, wobei seine Stimme nicht mehr als ein Hauch war.

Dennoch hörte Sephiroth ihn und drehte sich zu Cloud um, um ihn ruhig, aber mit den immer noch unendlich traurigen Augen anzusehen.

„Ich träume, richtig?“, fragte Cloud.

Ein leichtes Lächeln schlich sich auf Sephiroths schmale Lippen, auch wieder etwas, was Cloud nur einmal bei ihm gesehen hatte. Dies war schon so lange her gewesen.

„Das kommt darauf an.“, erklang mit einem Mal Sephiroths Stimme und verdeutlichte Cloud, dass er nicht träumte.

Er wollte sofort aufspringen und eine Verteidigungsstellung einnehmen, doch er konnte noch nicht mal einen Finger heben. Sephiroth hatte das Zucken von Clouds Muskulatur dennoch bemerkt und er seufzte leise.

„Du hast sehr viel Blut verloren, Cloud. Es wird noch eine Weile dauern, bis du dich wieder bewegen kannst.“, erklärte er und drehte sich wieder von Cloud weg und starrte in die Landschaft, in der die Sonne bereits zum zweiten Mal unterging, nachdem er Cloud in sein altes Haus gebracht hatte. Er wollte nicht, dass Cloud sah, wie sehr dessen Reaktion ihn schmerzte.

„Warum bist du hier?“, fragte Cloud nach einer Weile kühl.

„Das sagte ich dir schon, Cloud. Weil ich etwas wieder gut zu machen habe.“, antwortete Sephiroth und unterdrückte den Drang, sich wieder zu Cloud umzudrehen und ihn anzusehen. Er hätte die Ablehnung in dessen Augen nicht ertragen können.

„Bist du ein Geist?“, fragte Cloud nach einiger Zeit des Schweigens weiter, was Sephiroth gegen seinen Willen leise, aber traurig lachen ließ.

„Ja und nein. Ich bin tot in dieser Welt, daran hat sich nichts geändert, keine Sorge. Aber ich bin nicht körperlos, wenn es das ist, was du wissen möchtest.“

„Warum bist du hier?“, wiederholte Cloud energisch seine Frage und Sephiroth konnte dessen wachsende Ungeduld spüren. Dennoch blieb Sephiroth still im Fenster sitzen.

„Sieh mich gefälligst an, verdammt!“, fauchte Cloud leise und Sephiroth hörte, wie Cloud versuchte, mit aller Gewalt seinen Körper zu bewegen. Deshalb drehte er seinen Kopf und sah Cloud wie befohlen an. Doch er war sich durchaus bewusst, dass er seinen gewohnten Gesichtsausdruck, den Cloud seit vielen Jahren kannte, nicht auf sein Gesicht zaubern konnte.

„Wenn du nicht willst, dass der Heilzauber, den die Meisterheilerin des dunklen Fürsten an deinen Verletzungen gewoben hat, aufbricht, dann bleibst du bitte liegen, Cloud.“, meinte Sephiroth nur.

Verdutzt starrte Cloud Sephiroth an und verharrte in der Bewegung.

„Ich muss träumen. Niemals hätte mich Sephiroth um etwas gebeten.“, schoss es ihm durch den Kopf. „Meisterheilerin des… was?“

Wieder schlich sich ein leichtes Lächeln auf Sephiroths Lippen. All das, was diesen vor vielen Jahren ausgemacht hatte, bevor er all den Wahnsinn geglaubt hatte, war wieder da und verwirrte Cloud.

„Die Frau, mit der du bei deinem letzten Aufwachen gesprochen hast. Erinnerst du dich noch?“, fragte Sephiroth geduldig.

Cloud dachte einige Augenblicke nach, dann fiel es ihm wieder ein und er nickte leicht.

„Sie ist die beste Heilerin, die es gibt. Sie kann Zauber erschaffen, die verletztes und fast zerstörtes Gewebe heilen kann. Ich konnte sie überzeugen, dass sie sich deiner schweren Verletzungen annimmt. Jetzt bin ich ihr dafür etwas schuldig.“, erklärte Sephiroth leise.

„Sie ist aber kein Mensch, oder? Ich kann mir nicht helfen, aber sie sah ein wenig seltsam aus.“, meinte Cloud trocken.

Wieder zuckte es um Sephiroths Mundwinkel und Cloud bemerkte für sich, dass es ihm allmählich Spaß machte, diesen unbekannten Sephiroth zum schmunzeln zu bringen.

„In den Augen ihres Volkes sehen wir sicher auch nicht besser aus, Cloud.“, wies Sephiroth ihn sanft zurecht.

„Aus welchem Volk stammt sie denn?“

„Aus dem Volk, das euch bei eurem Kampf zur Hilfe gekommen ist. In dieser Welt haben sie viele Namen, doch hauptsächlich würdest du sie als Dämonen bezeichnen.“, erklärte Sephiroth ruhig.

Völlig perplex starrte Cloud den General an.

„Und wie um alles in der Welt konntest du einen Dämon um Hilfe bitten? Neben der Tatsache, dass du mir geholfen hast.“

Sephiroth schluckte einmal und schwieg.

„Seph…!“, forderte Cloud ihn nachdrücklich auf.

Es war lange her, dass ihn jemand bei diesem Namen genannt hatte und die Erinnerung an seinen alten Freund Zack schoss Sephiroth dabei durch den Kopf.

„Weil ich nun ebenfalls ein Dämon bin.“, erklärte Sephiroth schließlich leise.

Entsetzt starrte Cloud seinen ehemaligen Vorgesetzten an.

„Wie das?“, fragte er leise.

„Ihr habt mich doch immer für einen Dämon gehalten, seit Jenovas Bewusstsein mich übermannt hatte, Cloud. Deswegen solltest du nicht so erschrocken sein.“, tadelte Sephiroth leicht. „Aber um auf deine Frage zurückzukommen. Ich weiß es nicht. Der Herrscher der Dämonen hielt mich anscheinend für würdig genug, in seiner Welt weiterzuleben, anstatt wirklich zu sterben. Er konnte mein Bewusstsein von Jenovas trennen und so habe ich wenigstens wieder einen klaren Verstand, so lange ich in meiner neuen Heimat bleibe.“

„Sind wir denn jetzt in deiner neuen Heimat?“, wollte Cloud gleich darauf wissen.

Sephiroth schüttelte seinen Kopf.

„Wo sind wir dann?“

„In meinem Haus in der Nähe von Cosmo Canyon.“

„Du hast ein Haus?“, fragte Cloud erstaunt.

„Hatte. Ich lebe nicht mehr, wenn ich dich daran erinnern darf.“, korrigierte Sephiroth ihn.

„Lassen wir das.“, meinte Cloud nur und man sah ihm an, dass er so langsam verwirrt war. „Aber wenn du sagst, dass du klaren Verstandes bist, so lange du dort bist… was ist dann mit jetzt?“

„Ich gebe mir die größte Mühe, Jenovas Einfluss zu entgehen. Aber es ist nicht leicht.“, gab Sephiroth zu.

„Wie kann sie so viel Einfluss auf dich haben? Das habe ich nie verstanden.“

„Ich bin ein Geschöpf aus ihren Zellen, ein obskures Experiment, Cloud. Es hätte mich unter normalen Umständen niemals geben dürfen. Ich wusste, dass ich nicht normal war, schon allein deswegen, wie Hojo mich all die Jahre behandelt hatte. Vielleicht habe ich deswegen immer nach etwas gesucht, was mir ähnlich war. So kam irgendwann eins zum anderen und ich habe mich verloren. Jenovas genetischer Einfluss war letztlich so stark, dass es Sephiroth nicht mehr gab. Das ist alles.“

Die Sonne versank hinter dem Canyon und Sephiroth sah nach draußen.

„Wenn ich jetzt nicht bald deine Verbände wechsle, bekomme ich Ärger mit deiner Ärztin. Erlaubst du es mir?“, fragte Sephiroth und drehte sich wieder zu Cloud um.

Perplex starrte Cloud Sephiroth an und nickte nur. Doch als dieser sich erhob und die sichere Distanz zwischen sich und Cloud völlig lautlos überbrückte, müsste Cloud doch ein Schaudern unterdrücken.

„Das du Angst vor mir hast ist ganz natürlich, Cloud. Ich habe dir und allen hier lebenden schlimmes angetan. Das kann ich leider nicht ändern, so gerne ich das auch würde. Willst du versuchen, ob du dich aufrichten kannst?“

Sephiroth sprach mehr als Cloud es gewöhnt war und gegen seinen Willen genoss Cloud den Klang der sanften, dunklen Stimme.

„Gerne. Ich fühle mich ganz steif.“, murmelte Cloud.

„Du liegst ja auch schon mehr als zwei Tage auf dem Bauch.“, erklärte Sephiroth. Als er sah, wie sich Cloud mühevoll mit einem Arm auf der Matratze hochstemmte, fuhr er mit seinem Arm unter Clouds Brustkorb und half ihm vorsichtig, aber kraftvoll auf. Behutsam setzte er Cloud hin, der einige Augenblicke brauchte, bis sich sein Blick klärte und er nicht mehr das Gefühl hatte, dass sich der Raum wie ein Kreisel drehte.

„Geht es?“, fragte Sephiroth beunruhigt.

„Ja.“, murmelte Cloud durch seine zusammengebissenen Zähne hindurch.

„Du bist fast so bleich wie ich, Cloud.“

„Es geht, wirklich.“, versicherte Cloud leise.

„Gut…“

Vorsichtig ließ Sephiroth Cloud los und beobachtete ihn misstrauisch, dann ging er die wenigen Schritte zur Seite, um die Medikamente und Verbände zu holen, war dann aber schnell wieder zurück, als Cloud langsam zur Seite sank.

„Und da sagt man, Dämonen wären stur.“, murmelte Sephiroth nur, was nun Cloud leise zum Lachen brachte.

„Sind sie das?“

„Sie sind schlimmer, als du es von Zack und mir kennen dürftest.“, kam Sephiroths trockene Antwort, was Cloud nun erst richtig lachen ließ.

„So schlimm?“

„Schlimmer.“, gab Sephiroth schmunzelnd zurück. Behutsam hielt Sephiroth Clouds linke Schulter fest, während er mit der anderen den Klebeverband entfernte und danach die Stichverletzung untersuchte. „Ich denke, das können wir offen lassen.“

„Was ist eigentlich genau passiert?“, fragte Cloud, als Sephiroth den abgelösten Verband auf das Bett legte.

„Du bist hinterrücks angegriffen worden, als du deine Freundin unter den Trümmern eines Hauses hervorziehen wolltest. Ein scharfes Stück Eisen hatte sich in deinen Rücken gegraben.“, erklärte Sephiroth ruhig und machte sich daran, den Verband von Clouds Arm zu lösen.

„Hast du den Angriff denn gesehen?“

Sephiroth schwieg einen Augenblick, dann nickte er.

„Du warst dort?“, fragte Cloud perplex.

„Es war schließlich meine Gruppe Krieger, die euch geholfen haben.“, gab Sephiroth kurz angebunden zu erklären.

„Ich habe dich nicht gesehen.“

Sephiroth zog nur eine Augenbraue in die Höhe und sah Cloud in die Augen. Er hatte sich ein wenig vorgebeugt und war so mit ihm auf Augenhöhe.

„Ich denke, dass war auch besser so.“, war seine Antwort, bevor er sich wieder daran begab, den Rest des Verbandes zu lösen.

Cloud schwieg. Ihm war tatsächlich ein wenig die Luft weggeblieben, als er seinem Gegenüber in die intensiv grünen Katzenaugen geblickt hatte. Und noch immer hatte er das Gefühl, als würden Schmetterlinge in seinem Magen Loopings fliegen.

Derzeit hatte Sephiroth den Arm abgewickelt. Auch er hatte damit zu kämpfen, ruhig zu bleiben, denn eigentlich hatte er diesen intensiven Blickkontakt nicht beabsichtigt gehabt. Ein Blick auf die sich schließende Haut hielt seine Konzentration aufrecht. „Dies hier wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen.“, meinte er nur und so drehte auch Cloud seinen Kopf, um sich seine Verletzung anzusehen.

„Wow. Das sieht gut aus.“

Sephiroth lächelte leicht. „Ich sagte ja, dass die Heilerin gut sei.“

„Ich bin davon ausgegangen, dass ich meinen Arm monatelang nicht benutzen könnte. Aber jetzt…“

„Solltet ihr den Arm dennoch einige Zeit schonen, junger Mann.“, ertönte die freundliche Stimme der Heilerin.

Sephiroth und Cloud sahen beide auf und entdeckten sowohl die Heilerin in der Haustür, wie auch einen Mann mit langen schwarzen Haaren, der beide freundlich ansah. Da Cloud die beiden neugierig betrachtete, bemerkte er nicht, dass Sephiroth erbleicht war, als er seinen Herrscher neben der Heilerin stehen sah.

Marscha trat zu Cloud an das Bett und betrachtete die fast geschlossene Haut, dann holte sie aus einer Tasche einen Tiegel mit einer grünlich schimmernden Creme hervor und rieb Clouds muskulösen Arm ein. Nun fiel Cloud auf, das Sephiroth seinen Kopf kurz in Richtung des fremden Mannes geneigt hatte, um diesen zu begrüßen, der diese Begrüßung auch erwiderte.

„Der General muss zurück.“, erklärte Marscha Cloud sehr leise, als er den anderen Mann verwundert ansah.

Sofort wandte Cloud sich ihr völlig zu.

„Er ist schon länger hier, als es gut für ihn wäre.“, erklärte Marscha weiter, wobei sich ihre Lippen kaum bewegten. Schließlich beendete sie ihre sanfte Massage und wickelte Clouds Arm wieder dick ein.

Sephiroth war derweilen an die Seite des ebenfalls schwarz gekleideten anderen Mannes getreten. „Mein Fürst, was…?“

„Ich war etwas besorgt, weil ihr schon so lange Zeit fort seid, mein Freund. Doch anscheinend seit ihr noch stärker, als ich euch eh schon eingestanden habe.“, antwortete der dunkle Fürst freundlich.

„Ich soll euch zurück begleiten.“, stellte Sephiroth nüchtern fest.

„So ist es.“

„Deswegen hättet ihr wirklich nicht persönlich in dieser Welt erscheinen müssen. Hätte es nicht gereicht, wenn ihr Marscha eine Nachricht für mich mitgegeben hättet?“

Der schwarzhaarige Mann grinste ein wenig. „Ihr tadelt mich, General.“, stellte er fest, woraufhin Sephiroth ihn verlegen ansah. „Aber das freut mich. Wenigstens einer, der sich Sorgen um mich macht. Holt bitte eure Sachen, Sephiroth.“

Sephiroth nickte leicht und kehrte zu Cloud ans Bett zurück.

„Du musst zurück.“, meinte Cloud nur und sah ihn ernst an.

Sephiroth nickte.

„Werde ich dich wieder sehen?“

„Solltest du nicht erleichtert sein, wenn du mich nicht mehr wieder siehst?“, fragte Sephiroth ruhig und sah Cloud an.

„Ich hätte dich so, wie du jetzt bist, gerne gekannt.“, gab Cloud leise zu und Sephiroth hörte das Bedauern in dessen Stimme.

Da Sephiroth daraufhin nichts zu erwidern wusste, neigte er kurz seinen Kopf, dann ergriff er seinen Uniformmantel und hängte ihn sich über den Arm.

„Du kannst so lange in diesem Haus bleiben, wie du möchtest, Cloud. Es hat eh keinen Besitzer mehr.“

Cloud nickte nur.

„Es wird Zeit, mein Freund.“, meinte der schwarzhaarige Mann nur und sah Cloud an.

„Solltet ihr eines Tages wirklich Hilfe benötigen, könnt ihr sicher wieder auf seine Hilfe zählen.“, hörte Cloud mit einem Mal die Stimme des fremden Mannes in seinem Kopf, während dieser ihm fest in die Augen sah.

Cloud neigte als Zeichen, dass er ihn verstanden hatte, seinen Kopf, so wie er es bei Sephiroth gesehen hatte, woraufhin der dunkle Fürst ebenfalls leicht seinen Kopf neigte.

Sephiroth indes musste sehr mit sich kämpfen, dass er Cloud zum Abschied seine Hand reichte oder ihn gar in seine Arme schloss. Er wäre dem Jüngeren gerne noch einmal so nahe gewesen wie zu der Zeit, als dieser noch fest schlief. „Vergiss mich nicht.“, bat er leise, dann drehte er sich um und trat neben dem anderen Mann durch die Tür des Hauses hindurch, um sich gleich darauf langsam, wie ein Geist, aufzulösen. Auch die Heilerin lächelte Cloud noch einmal an, dann verschwand auch sie mit all ihren Sachen aus dem Haus.

Cloud saß noch einige Zeit wie betäubt auf dem Bett und starrte aus der nun leeren Haustür. Dann schlug er seine gesunde Hand vor seine Augen und versuchte krampfhaft die Trauer um den Mann zu bekämpfen, der nun wieder ein Freund für ihn geworden war.
 

***Fin***
 

Wow, ich habe tatsächlich mal eine Geschichte zu Ende gebracht *stolz auf sich ist*.

Da ich bislang noch keinen Disclaimer angebracht habe, tue ich das jetzt:
 

Die FF7 Figuren, die ich in der Geschichte benutzt habe, gehören selbstverständlich nicht mir, sondern den Entwicklern des Spiels. Ich habe sie mir nur ausgeliehen und will mit dieser Geschichte auch kein Geld oder sonstiges verdienen.
 

Nur die Dämonen und ihr Herrscher sind aus meiner eigenen Feder und haben sich aus meinen anderen Geschichten (die nicht veröffentlicht sind) leise eingeschlichen.

Wer weiß, wenn ich entsprechendes Feedback bekomme, überlege ich mir vielleicht, ob ich Sephiroth wieder aus der Dämonenwelt auftauchen lasse ^^

Danke fürs lesen!

Gruß, Sahva



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2008-07-25T14:36:01+00:00 25.07.2008 16:36
Du MUSST ihn wieder aus der Dämonen welt holen.
*sabber*
Alles so toll geschrieben, aber da war ja gar kein Kuss~~
Aber es war wirklich sehr schön und du hast talent zum Schreiben. ^^ Und weißt du was?
dein dunkler Fürst gefällt mir richtig. ^^
Von:  kaya17
2007-12-25T11:47:56+00:00 25.12.2007 12:47
Schöne Fanfic ^^ sehr schön geschrieben^^
Von:  Angelcerise
2007-10-19T11:08:10+00:00 19.10.2007 13:08
Ich finde deine FF atemberaubend und würde mich freuen wenn es weiter gehen würde^^
Von:  SilverReader
2007-05-26T19:09:46+00:00 26.05.2007 21:09
*grins*
so ich hab deine FF auch mal gelesen
*smile*
Ich muss sagen sie ist sehr gut, aber auch ich würde mich freuen, wenn das nichtd as Ende ist
*grins*
und ich bin ein Krietiker wenn es um FF7 ffs geht mir gefällt nicht alles
*grins*
*smile*
aber nun möchte ich dir sagen was mir gefallen hat udn was nicht, damit ich dir nicht nur so einen laschen Kommi abgebe

Also:

Seph war ziehmlich ooc, aber mir hat er gefallen, mach ihn nur nicht mehr gaaanz so sentimental ^^

auch wenn du Barret net magst du musst ihn nicht dauernt falsch schreiben, das hat er net verdient XD
Barrtette und Barretja solltest du verbessern

Also wie gesagt die Storry ist vielversprechend und ich würde mich freuen wenn es weiter geht ^^

Silver
Von:  Sunny_Valentine
2007-05-21T19:52:36+00:00 21.05.2007 21:52
*schmacht* Das war ja so ergreifend!
Das Kapitel hat mir sehr gefallen!!!^^ So traurig und doch romantisch. Und ich muss sagen, es war nicht kitschig! *stolz auf dich ist*
Was ich aber total schade finde ist, dass es jetzt schon zu Ende ist!!! *heul*
Bitte, bitte, bitte schreib weiter!!! *auf knien rumrutsch*

mfg Sunny


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