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Schlimmer geht's immer

oder: Wie tief kann ich eigentlich noch sinken?
von

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Alte Liebe rostet nicht

Titel: Schlimmer geht’s immer

Kapitel 10/?

Serie: The GazettE

Genre: Lemon/ Lime, Shonen – Ai

Autor : kei_no_chi

Email: kei_no_chi@hotmail.de

Pairing: Hauptsächlich Aoi x Uruha, aber es wird ein ‚Überraschungspairing’ geben XD

Musik beim Schreiben: Anima (Nightmare)

Disclaimer: nix mir, nix Geld T_T

Anmerkung: Die Entstehung dieses Kapitels ist allein schon eine Geschichte für sich selbst wert, denn alle zwei Sekunden hatte ich eine noch viel bessere, ultimativere Idee, wie der Handlungsstrang sich fortsetzen könnte. Dummerweise war es jedes Mal so, dass ich, hatte ich die wirklich originellste Version gefunden, meine Idee auch schon innerhalb von Sekunden wieder vergessen hatte. Ja ja, das Alter xD Aber ich hoffe, dass ich letztendlich doch etwas einigermaßen passables abliefern konnte xDD.
 

#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#
 

Kapitel 10: Alte Liebe rostet nicht
 

Als ich in den U-Bahn Trakt einbiege, kann ich nicht anders, als mich mit einem schnellen Blick über die Schulter davon zu vergewissern, ob du mir auch wirklich nicht folgst. Irgendwie hätte ich dir ein solches Verhalten zugetraut. Doch glücklicherweise offenbart die Straße hinter mir nicht ansatzweise dein Gesicht, sodass ich beruhigt weiter vor mich hin zu meinem Gleis schlendern kann. Es ist jetzt halb fünf Uhr nachmittags, die Sonne lacht, die Vögel singen. An und für sich ein traumhaft schöner Tag, wenn ich nicht diese beschissenen Kopfschmerzen hätte. Ich werde zuhause ein Aspirin nehmen müssen. Ich lenke meine Schritte den Gang entlang zu meinem Gleis, als ich schnelle Schritte hinter mir vernehme.

Unbewusst beschleunige auch ich meinen Gang. Ich fühle mich unwohl, wenn mir jemand folgt. Die Person holt auf und ich werfe einen flüchtigen Blick über die Schulter. Ein junges Mädchen läuft hinter mir her, ihre zwei Einkaufstüten schwingen an ihrem zierlichen Körper vorbei. Sie sieht hübsch aus, wie ihre langen Haare durch die Luft wehen.

Ich bleibe stehen und gehe ein paar Schritte zur Seite, damit sie in ihrer Eile wenigstens den Weg frei hat, doch plötzlich reißt eine ihrer Plastiktüten auf und sein ganzer Inhalt ergießt sich auf dem Korridor. Schnell bücke ich mich – da ich ja von Natur aus ein freundlicher Mensch bin – und helfe ihr das verstreute Hab und Gut wieder einzusammeln. Sie entschuldigt sich hundert Mal für die Umstände, die sie mir nun macht, aber ich winke ab. Ich an ihrer Stelle wäre ebenso über jegliche Hilfe dankbar. Über mein selbstverständliches

Handeln lächelt sie mir entgegen und beginnt die verstreuten Kleidungsstücke in die andere Tasche zu packen. Es sieht hübsch aus wie ihre Augen strahlen. Es erinnert mich an jemanden. Überhaupt ist sie bei näherer Betrachtung auffallend schön. Ob sie einen Freund hat?

Gerade will ich ihr zwei weitere hellrosa Tops in die Hand drücken – Himmel Hintern, eine solche Farbe sollte verboten werden, das beißt ja in den Augen – als mir ein zu Boden gefallenes Stück Papier in die Augen fällt. Es ist ein Photo, wie sich herausstellt, also bücke ich mich um es aufzuheben und drehe es, damit ich das Bild auf der Vorderseite erkennen kann. Die Person darauf kommt mir seltsam bekannt vor, und erst bei näherem Hinsehen erkenne ich das Motiv. Ich reiße die Augen auf und ziehe scharf die Luft ein, denn niemand geringeres als du bist auf dem Fetzen zu erkennen, wie du spaßeshalber einen Kussmund formst.
 

„Ehm... das Bild hier..“
 

Ich bin verunsichert, als ich dem Mädchen das Bild zurückgebe, doch nachdem diese ihr Eigentum in Empfang genommen hat, strahlt sie stolz über das ganze Gesicht.
 

„Oh das. Das ist Uruha. Er ist mein Freund. Er sieht gut aus, nicht?“
 

Mein Gesicht entgleist und ich glaube mich verhört zu haben. Dieses Mädchen... Dieses Mädchen soll deine Freundin sein? Ja, das passt zu dir. Blutjunge Schulmädchen verführen, sich aber schon zeitgleich nach dem nächsten Opfer umsehen. Ich bin gespannt was sie sagen wird, wenn ich ihr offenbare dass ihr „Freund“ auf mich steht. Dass die „blutjunge Schülerin“ wohl schon um die zweiundzwanzig sein muss und auch ich ihr nicht völlig abgeneigt war, ignoriere ich gekonnt.
 

„Tatsächlich, das ist also dein Freund? Interessant, wie lange seid ihr zwei denn schon zusammen?“
 

Wie schnell doch so eine einfach formulierte Frage jemanden aus der Fassung bringen kann, denn mit einem Mal wird das Mädchen, dessen Namen ich immer noch nicht kenne, erst käseweiß und dann knallrot. Verlegen scharrt sie mit den Füßen auf dem Boden und wendet den Blick ab.
 

„Na jaaa... Also die Sache ist die... Ehehe.... Uruha ist noch nicht ‚direkt’ mein Freund, aber er will es noch werden. Wir haben uns letztens getroffen und haben... na ja... also er hat auf jeden Fall gesagt er ruft mich an!“
 

Natürlich. Und sie hat es dir blind geglaubt. Ich kann mir vorstellen, was abgelaufen ist. Du hast sie in irgend einem Club aufgegabelt frei nach dem Motto „Ein bisschen Spaß muss sein“ und hast mit ihr geschlafen, ihr Hoffnungen gemacht und sie dann fallen gelassen. Was bist du doch für ein Arschloch. Dieselbe Nummer versuchst du jetzt mit mir abzuziehen.
 

„Tatsächlich? Das hat er gesagt? Wie heißt du, Mädchen?“
 

„Sayuri“
 

„Schön, Sayuri. Hör mir mal gut zu. Ich kenne Uruha. Er ist das größte Arschloch, das auf Erden herum rennt, vögelt ohne Rücksicht auf irgendwelche Gefühle querbeet durch alle Geschlechter und gut sieht er auch nicht gerade aus. Also hör auf meinen Rat, kauf dir ein Bett und mach dich selbstständig.“
 

Ich bin über meinen plötzlichen Gefühlsausbruch überrascht, denn normalerweise ist es nicht meine Art auf solch eine Weise zu reden. Für gewöhnlich übernimmt Ruki diesen Part, oder du. Überhaupt, was mische ich mich auch in die Angelegenheiten von fremden Leuten ein? Soll diese Sayuri doch in ihr Verderben rennen. Brich ihr meinetwegen das Herz. Wo sie es eh so darauf anlegt.
 

„Was... was sagst du da?“
 

Sayuri taumelt einige Schritte zurück und sieht mich entsetzt an. Anscheinend habe ich sie völlig vor den Kopf gestoßen. Aber da muss sie jetzt durch.
 

„Ich sagte, dass Uruha dich nur als Zeitvertreib benutzt. Er hat da Spaß dran. Such dir jemanden, der wirklich etwas für dich empfindet und sich um dich sorgt. Denn nach so etwas suchst du bei unserem lieben Freund und Kupferstecher vergeblich.“
 

Ich nicke ihr kurz zu und mache mich daran weiter zu gehen. Ja, du machst dir wirklich nur einen Spaß aus den Gefühlen anderer Menschen. So wie du es nun auch bei mir versuchst. Ansonsten hättest du dich eine derartige Szene wie heute nicht getraut. Glaube ich. Ich bin keine drei Meter gegangen, als ich einen leichten Zug an meinem Shirt verspüre, der mich wieder halten lässt. Was will diese Sayuri denn nun schon wieder? So langsam geht sie mir auf die Nerven. Und nein, nicht nur deswegen, weil sie sich als deine Freundin ausgegeben hat.
 

„Du bist Aoi, habe ich recht?“
 

Schnell wirble ich herum. Woher kennt die meinen Namen? Habe ich mich ihr vorgestellt und habe es nur schon wieder vergessen? Nein, dann hätte sie nicht so dümmlich gefragt. Eine Zeit lang blicke ich Sayuri verwirrt an, ehe ich mit gepresster Stimme eine Frage hauche.
 

„Woher kennst du meinen Namen?“
 

Anstatt mir zu antworten lächelt sie über meine Unverständnis als wäre es das normalste auf der Welt, ganz so wie man ein kleines Kind anlächelt, wenn es eine völlig schwachsinnige Frage gestellt hat. Aber dieses Kind hier will sich im Moment nicht mit einem einfachen Lächeln abspeisen lassen.
 

„Sag schon. Wieso weißt du wie ich heiße?“
 

Das Lächeln auf dem Gesicht meines Gegenübers verschwindet. Nun ist ihre Mine tot ernst und schnell wendet sie sich ab; rafft ihre Tüten zusammen und beeilt sich zu ihrer Bahn zu gelangen. Nun bin ich derjenige, der ihr nach hechtet, denn Sayuri ist mir noch immer eine Antwort schuldig. So leicht werde ich sie nicht entkommen lassen. Ihr Vorsprung vergrößert sich, als Mädchen kommt sie in einer von Schwänzen besiedelten Welt natürlich besser voran. Da brauch ich mir als Mann gar nicht erst etwas vormachen. Aber wie heißt es doch? „Frechheit siegt, und rohe Gewalt hat noch niemandem geschadet.“ Der Einsatz meiner Ellenbogen tut den Rest und letztendlich habe ich Sayuri eingeholt, schaffe es gerade noch sie am Arm festzuhalten, ehe sie in ihre U-Bahn einsteigen kann. Sie wehrt sich und versucht meine Hand wegzuschlagen.
 

„Hey, lass mich los! Loslassen habe ich gesagt!“
 

„Erst wenn du mir sagst, woher du mich kennst.“
 

„Geraten“
 

„Lüg mich nicht an!“
 

Wütend funkle ich sie an. Ich bin kurz davor ihr eine Ohrfeige zu verpassen, obwohl ich sonst noch nicht einmal eine Fliege zerschlagen kann, ohne dass ich einen ganzen Tag lang ein schlechtes Gewissen habe. Aber in diesem Augenblick treibt sie mich einfach zur Weisglut. Ist es denn so schwer eine angemessene Antwort zu bekommen? Sayuri scheint meinen offensichtlichen Zorn zu spüren, denn sie hört auf sich zu wehren und nachdem sie ein paar Mal tief Luft geholt hat, blickt sie mich aufrichtig an.
 

„Ist ja gut, ist ja gut. Ich erzähle es dir ja. Ich... ich habe dich angelogen. Uruha hat nie gesagt, dass er mich wieder anrufen würde. Er... er hat mich mitten in der Nacht vor die Türe gesetzt.“
 

Dachte ich es mir doch. Das ist typisch du. Aber was hat das mit mir zu tun?
 

„Er... sagte, dass er mich niemals mit mir eine Beziehung anfangen könnte, weil...“
 

Sie schluckt. Sucht nach den richtigen Worten. Das ganze scheint ihr sehr nahe zu gehen.
 

„... weil er jemand anderes liebt. Diese Person bedeutet ihm sehr viel und er will sie unter keinen Umständen für jemanden wie mich verlieren. Sie ist ihm sehr wichtig, und er weiß, dass er immer auf sie vertrauen kann, egal was er tut. Dabei ist nun einmal dein Name gefallen... und na ja... Uruha meinte, dass...“
 

Wie?

Bitte was? All diese Dinge sollst du gesagt haben? Über.... MICH? Schön und gut, du hast all diese Dinge auch schon zu mir persönlich gesagt, aber wenn man sie fremden Personen in einer solchen Situation sagt, ist das ja irgendwie etwas anderen. Oder nicht?

Ich habe angefangen meinen Griff an Sayuris Armen zu lockern, ehe ich sie gänzlich loslasse. Wie ein Schwamm sauge ich jedes ihrer Worte auf, doch kommt es mir so vor als würden sie wie durch ein Sieb sofort wieder entweichen. Ich spüre, dass Sayuri noch nicht alles gesagt hat. Etwas verschweigt sie mir.
 

„Er hat gesagt, dass er dich-----“
 

Genau in diesem Augenblick fährt die U-Bahn ein, sodass ich Sayuris letzte Worte nicht verstehen kann, so sehr ich mich auch bemühe. Ich will sie fragen, doch plötzlich rennt sie los und schiebt sich durch die sich öffnenden Türen. Ich kann nicht schnell genug reagieren und so entwischt sie mir. Ich bleibe auf dem Gang stehen. Versuche durch die Fenster nach ihr zu spähen, doch kann ich sie in der Menschenmenge nicht mehr ausmachen. Die Türen schließen sich. Die U-Bahn rollt an. Doch plötzlich erkenne ich sie, wie sie sich in ihrer Bahn an den Halteriemen festklammert, während auch ihre Augen nach meinem Gesicht suchen. Etwas eigenartiges liegt in ihrem Blick, aber ich bin nicht in der Lage ihn zu deuten. Er beschert mir ein beklemmendes Gefühl. Lange Zeit noch blicke ich der verschwindenden U-Bahn hinterher, ehe auch ich mich aufmache nach hause zu kommen.
 

#+#
 

Zuhause angekommen, hätte ich es mir auch sparen können, mich zu beeilen. Es wartet ja doch niemand auf mich. Nein halt, ‚niemand’ ist nicht ganz richtig, sollte man auf die kranke Idee kommen, einem gigantischen Blumenstrauß, der vor meiner Haustüre liegt, humanitäre Eigenschaften zuzuordnen. Ich seufze gequält auf und rolle mit den Augen. Anscheinend bin ich noch nicht einmal in meinen eigenen vier Wänden vor dir sicher.

Ohne näher auf das Grünzeug einzugehen, packe ich es grob am Papier und werfe es mitsamt rosafarbenem Kärtchen kurzerhand aus dem Fenster. Was interessier mich dieses Unkraut? Sehe ich etwa so aus, als wäre ich bestechlich? Ich lache auf, versuche die Stille aus meiner Wohnung zu vertreiben. Eigenartig. Es ist heute tatsächlich irgendwie auffallend still. Noch nicht einmal die Griechen-Kinder von dem Stockwerk über mir rennen durch die Gänge, wie sie es sonst immer tun. Na ja, vielleicht sind sie ja mittlerweile an Unterernährung oder Fettsucht krepiert. Denn während man bei dem siebenjährigen Jungen Angst haben muss, dass er dich überrollt, schaut seine zwei Jahre ältere Schwester so aus, als könnte sie sich hinter einem Bindfaden verstecken. Noch nicht einmal. Ein Stück Nähgarn wäre noch zu breit für sie. Aber was gehen mich die Kinder anderer Leute an. Ich bin froh, dass ich keine habe, und ich werde auch den Teufel tun, welche in die Welt zu setzen. Soweit kommt es noch.

Ich muss wieder an Sayuri und ihre Worte denken. Du könntest mir blind vertrauen, das war es, was sie über dich gesagt hat. Es scheint zu stimmen, denn bei dem Gewitter hast du ja auch darauf vertraut, dass ich dich trösten werde. Ich frage mich, weshalb du dich so vor Unwettern fürchtest. Vielleicht ja aus dem selben Grund wie ich mich vor menschlicher Nähe fürchte. Weil einem als kleines Kind eingebläut worden ist, dass diese Dinge alle schlecht sind. Vielleicht hattest du ja auch wie ich eine sehr cholerische Mutter, die alles und jeden kurz und klein geschlagen hat, wenn es ihr passte. Möglicherweise hattest du auch mit deiner Klasse während deiner Schulzeit Probleme, ganz so, wie es bei mir der Fall war. Aber wieso sollte dich jemand nicht mögen? Wie das Licht die Motte, so ziehst du die Menschen an. Und hinterher wieder aus.

Wie zur Selbstbestätigung nicke ich ein paar Mal mechanisch ehe ich langsam ins Wohnzimmer tappe. Genervt schalte ich den Fernseher ein und schalte gelangweilt zwischen den einzelnen Programmen hin und her. Es läuft aber auch absolut nichts vertretbares. Das einzige, was gesendet wird, sind Dokumentationen über die Verseuchung der Erde, eine Reportage über die Gefährdung der Zivilisation durch die Zeugen Jehovas und irgend so ein Romantik-Kitsch. Richtig widerwärtig. Man muss sich allein schon den Namen dieser Schnulze auf der Zunge zergehen lassen: „Herzen in Flammen. Eine Liebe am Abgrund“. Iiieh! Da muss man ja Angst haben, dass man verblödet, wenn man sich das ansieht.

Aber trotzdem lasse ich die Sendung weiter laufen. Ich habe keine Lust mich noch weiter darüber aufzuregen, dass man schon seit den ersten paar Minuten weiß, wie der Film ausgehen wird. Auch wenn es noch 120 Minuten bis dahin dauern wird. Ob du dir solche Sachen ansiehst? Vielleicht. Irgendwie passt es zu dir.
 

„... ich liebe dich, Aoi. Seit dem ersten Tag, als ich dich gesehen habe.“
 

Ja...

Das waren deine Worte. Aber Worte sind nicht weiter als Schall und Rauch und schnell hat man Liebesschwüre gesprochen. Ich würde gerne mit jemandem reden, aber mir fällt beim besten Willen niemand ein, der sich für solche Dinge interessieren könnte. Ruki nicht, und Kai wohl auch nicht. Und Reita, diesen Spaten, würde ich noch nicht einmal um Rat fragen, ob ich die dunkelblaue oder die schwarze Jeans anziehen soll. Also was tun?

Werbung wird eingeblendet und ich nutze die Zeit um mir in der Küche etwas zu trinken zu holen. Mein Blick fällt auf die Straße, die man von meinem Fenster aus wunderbar überblicken kann. Der Blumenstrauß mit seinen bunten Farben leuchtet hell hinauf und bildet einen wunderschönen Kontrast zum grauen Pflaster. Er muss dich eine ganz schöne Stange Geld gekostet haben, denn schon allein das Papier, in das die Blumen eingewickelt sind, muss ein halbes Vermögen wert sein. Glaubst du etwa, du könntest mich damit bestechen?

Der Liebes-Kitsch geht weiter, aber ich gehe nicht wieder ins Wohnzimmer zurück. Nachdenklich greife ich nach meinem Telefon und blättere mit den Pfeiltasten durch das Telefonbuch. Vielleicht fällt mir ja so jemand ein, den ich anrufen könnte, um mit ihm ein wenig Smalltalk zu führen. Eine Menge Namen passieren meinen Blick, doch keine reizt mich auf den grünen Knopf zum wählen zu drücken. Plötzlich stoppe ich. Reita. Seit wann habe ich denn die Nummer von diesem Schmarotzer eingespeichert? Ich rufe den sowieso nie an, also kann ich den Eintrag ja auch genauso gut löschen. Und doch hält mich irgendetwas zurück. Was ist denn, wenn ich die Nummer doch einmal brauchen würde? Wird zwar nie passieren, aber was ist, wenn doch? Ich werde ihn bestimmt nicht darum bitten, sie mir noch einmal zu geben. Soweit kommt es noch. Ich und ihn um etwas bitten.

Aber zurück zu meinem eigentlichen Problem. Wieder stoppe ich bei einem Namen, dieses Mal bei dem meines Bruders. Soll ich? Viel passieren dürfte ja eigentlich nichts, er ist normalerweise immer ziemlich tolerant, was solche Dinge betrifft. Und mit „solchen Dingen“ meine ich das offensichtlich völlig verquerte Liebes- (oder eben ‚Nicht-Liebes-“) Leben seines jüngeren Bruders. Na ja, wer kämpft kann verlieren, aber wer nicht kämpft hat schon verloren, also Köpfe hochkrempeln und weiter geht’s.

Mit neuem Mut warte ich darauf, dass mein Gegenüber das Gespräch annimmt, doch der lässt auf sich warten. Als auch nach den neunten Klingeln niemand abhebt, will ich gerade das Handy zum Teufel jagen, als die Stimme meines Bruders ertönt. Sie klingt irgendwie eigenartig. So schwerfällig und gepresst.
 

„... moshi-moshi?“
 

„Onii-san? Aoi desu.“
 

Stille. Ob er überhaupt noch dran ist?
 

„.... Aoi.... Hallo...“
 

Ich fange an mir Sorgen zu machen. Die Stimme meines Bruders klingt furchtbar befremdlich, ganz so als müsse er sich zusammenreißen um anständige Worte hervorzubringen. Ob er vielleicht Schmerzen hat? Ein leichtes Keuchen am anderen Ende verleitet mich beinahe dazu, das Telefon fallen zu lassen, doch im letzten Moment erlange ich wieder die Beherrschung über meinen Körper. Gerade noch rechtzeitig um ein gequältes Schluckgeräusch zu vernehmen, das durch ein hastiges Luftholen eingeleitet wird.
 

„Onii-san? Alles in Ordnung?“
 

„....haaah....“
 

„Hey!“
 

„.... Aoi...? Kann ich dich vielleicht... mh.. zurückrufen? Ich bin grad ein bisschen.... beschäftigt...“
 

Und mit einem Mal verstehe ich. Er hat gar keine Schmerzen. Na ja, möglicherweise ja vielleicht doch, aber auf jeden Fall keine unangenehmen. Er hat einfach nur Besuch und ich habe ihn gestört. Schon klar.
 

„Nein, schon gut. War nicht weiter wichtig, ich will euch beide auch nicht großartig aufhalten. Viel Spaß noch, bis dann.“
 

Ich lege auf, habe keine Lust mir weiter sein unerdrücktes Stöhnen anzuhören. Mist! Warum muss der auch ausgerechnet jetzt mit seiner Freundin herumvögeln?! Ist denn die ganze Welt auf einmal zu Pärchen mutiert? Da sieht man es doch wieder, Blut ist auch nicht dicker als Wasser. Ich habe ja schon immer gewusst, dass ich bei der Geburt vertauscht worden bin und eigentlich zu einer ganz anderen Familie gehöre.

Uruha...

Ist es bei dir und Sayuri auch so abgelaufen? Hast du sie genauso willenlos gemacht, dass sie kein anständiges Wort mehr hervorbringen konnte? Oder bist du derjenige gewesen, der nicht mehr an sich halten konnte, sodass sich dein Körper in schier unmögliche Richtungen aufgebäumt hat? Schnell schüttele ich den Kopf und versuche dieses Bild aus meinen Gedanken zu vertreiben, allerdings will es mir nur ansatzweise gelingen. Na wunderprächtig. Anstatt dass mir das Telefonat mit meinem Bruder geholfen hat, hat es meine Gefühle nur noch mehr aufgewühlt. Ich weiß nicht, was ich denken soll. Was ich fühlen soll.

Ich fange an, an meinen Fingernägeln herumzubeißen, aber so schwach, dass sich kein Splitter ablösen kann. Wieder habe ich ein eigenartiges Gefühl, das mich unruhig in der Wohnung umherirren lässt. Noch immer kann ich den Druck deiner Arme und den Geschmack deiner Lippen spüren. Eine Tatsache, die mich ein wenig einschüchtert. Was du wohl gerade tust? Ob du dir genauso viele Gedanken machst, wie ich mir? Wahrscheinlich nicht.

Der Romantik-Kitsch im Fernsehen scheint aus zu sein, denn gerade küsst der Held die Heldin leidenschaftlich, was schon zu Beginn des Filmes klar war. Man könnte sich ja auch einmal etwas anderes einfallen lassen. Diese glücklichen Enden sind doch überhaupt nicht realitätsnah.

Ich verziehe das Gesicht und tappe zurück in die Küche. Abermals fällt mein Blick auf die Straße und zum wiederholten Male strahlt der Blumenstrauß provozierend hoch. Es ist fast so, als würde er mich verhöhnen. Wieder beiße ich an meinem Fingernagel herum, dieses Mal am Daumen, ehe ich mich schnellen Schrittes umwende und nach dem Haustürschlüssel greife. Eilig hetze ich die Wendeltreppe hinab – Fahrstuhl: immer noch außer Betrieb – denn ich habe Angst, dass ich mir mein eben gefasstes Vorhaben wieder anders überlegen könnte.

Am Hauseingang angekommen, muss ich erst einmal Luft schnappen, denn Wendeltreppen neigen dazu einen zur Hast zu verleiten. Mit stechenden Seiten gehe ich weiter, ehe ich mich schnell bücke um den Gegenstand meines Interesses zu bergen. Wie ich es vermutet hatte, ist die Blumenpracht mit Bedacht und Sorgfalt ausgewählt worden, ohne dass dabei der Geldbeutel in Betracht gezogen worden ist. Leider sind nun einige Blüten abgeknickt und auch das Einwickelpapier hat schon bessere Zeiten gesehen. Erst jetzt bemerke ich die reichhaltig verzierte Karte, die ein wenig versteckt zwischen zwei besonders schönen Blumen steckt. Ich habe auch nichts anderes von dir erwartet. Mit zitternden Händen öffne ich das Kuvert nur um mit trockenem Hals die Worte zu lesen, welche mit sorgfältiger Handschrift verfasst wurden.
 

// Aoi...

Diese Worte zu verfassen fällt mir sehr schwer.

Und doch kann ich nicht anders als sie immer wieder auszusprechen, denn sie strömen aus mir, wie aus einem Sieb.

Ich liebe dich, Aoi.

Ich erwarte den Tag, an dem ich dich in meine Arme schließen kann.

Gib mir eine Chance dir zu beweisen, wie ernst ich es meine.

Ich liebe dich.
 

Uruha//
 

Ohne, dass ich es will, stiehlt sich ein leichtes Lächeln auf mein Gesicht, welches ich aber augenblicklich wieder zu unterdrücken versuche. Dass sich aber auch mein Herzschlag unwillkürlich beschleunigt, dagegen kann ich nichts ausrichten. Irgendwie ist das alles ja doch ganz süß von dir. Nachdenklich gehe ich ins Haus zurück. Ich bin mir sicher, dass ich irgendwo noch eine Vase habe, die genau zu diesen wunderschönen Blumen passt.
 

#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#
 

So so, mittlerweile sind es also „wunderschöne“ Blumen, na wenn Uruha das doch hören könnte xD. Aber was war es nur, was Sayuri Aoi hatte erzählen wollen? Ob wir es wohl jemals erfahren werden?
 

(Ja, wir werden es. Es wird nur noch ein wenig Geduld gebraucht xD)
 

Also dann, wir lesen uns (wenn ihr wollt ^^’)



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Kommentare zu diesem Kapitel (10)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Part-Time-Death_xD
2007-12-15T19:10:45+00:00 15.12.2007 20:10
die schönen blumen zum fenster raus T.T
maja sie sin ja doch richtig drin angekomm ^^
Von:  ChikaNari
2007-06-20T17:04:41+00:00 20.06.2007 19:04
Tolles kappi! XDD
Aoi is ja wirklich nen bissel begriffsstutzig. XP Aber der arme is ja auch nen bissel verwirrt, da kann man ihn das ja noch grad so verzeihen... >_<

Aber das mit den Blumenstrauß fand ich irgenwie doch sehr putzig ^-^

Bin gespannt wie es weitergeht... und was Rei noch für ne rolle spielt... wenn aoi schon so seine nummer bei sich hat! XDD
Von: abgemeldet
2007-06-11T21:36:39+00:00 11.06.2007 23:36
Kawaii__________________________________________________!!!
Das ist ja voll süß von Uruha....
*Aoi in den Hintern tret*
Auch wenn er in der Kindheit schlechte Erfahrungen gemacht hat, so soll er doch Uru eine faire Chance geben...denn Aoi ist kein Kind mehr!!!
Na und was Sayuri sagen wollte weis doch ein jeder hier!!!!
nur Aoi nicht????
*Aoi noch Mal in den Hintern tret*
Ich freu mich schon wieder riesig auf das nächste Kappi!!!

Bis dahin
Lieben Gruß
Aya-chan60 ^___^

Von: abgemeldet
2007-06-11T17:39:00+00:00 11.06.2007 19:39
this is the loo~ve ♥♥
you are a genius writer
i can't wait till you post the next chapter

and till i see you in cologne~ <3
aishiteru
Von:  Kysume
2007-06-11T13:11:05+00:00 11.06.2007 15:11
Awwwwww, wie süüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüß!!!!
Du musst einfach ganz schnell weiterschreiben, ich warte jetzt schon Sehnsüchtig auf den nächsten Teil! Was wollte Sayuri sagen was Aoi nicht hören konnte? Was wird Uru noch tun um Aoi für sich zu gewinnen, denn mit den Dingen die er bisher getan hat hat er sich ja nicht sonderlich beliebt gemacht... und dann noch Rei... also irgendwas muss da doch sein, da ist bestimmt irgendwie mehr als nur nicht einander mögen! Argh, du lässt so viele Fragen offen, schreib schnell weiter, ich halt'S kaum noch aus! >___<
Von: abgemeldet
2007-06-11T08:13:51+00:00 11.06.2007 10:13
ich liebe diese ff einfach ^^
naja also das kapitel is mal wieder echt super geworden
udn jaja Aoi wird langsam warm XD
naja was Sayuri ihm sagen wollte is ja wohl klar
da muss man doch nur ein und eins zusammen ziehen XD~
Von: abgemeldet
2007-06-10T23:37:10+00:00 11.06.2007 01:37
ich lieb die story, ja.

aber ... mach ... meinen ... uru ... glücklich ... T_____T BITTEEE
Von:  URUboros
2007-06-10T20:50:01+00:00 10.06.2007 22:50
o_o ich liebe diese story einfach.
Ich suchte regelrecht danach *lächtz*
bitte bitte schnell weita schreiben sonst bin ich auf entzug xD
Von:  Silverdarshan
2007-06-10T20:48:02+00:00 10.06.2007 22:48
soso... anstelle einer mülltonne dürfen die blumen eine vase ihr heim nennen?
ich glaube Aoi ist auf dem besten wege umgepolt zu werden... tja mein lieber, so leicht enkommt man uruha eben nicht *lach*

grüßelchen
Rei
Von: abgemeldet
2007-06-10T20:26:14+00:00 10.06.2007 22:26
....jeder hat Sex...nur Aoi nicht XD
Aber er sollte doch langsam mal in die Pötte kommen sonst gibt das ja ncihts mit denen @@


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