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Brennendes Wasser

Engel der vergessenen Zeit
von

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Engel der vergessenen Zeit - 20

Sie wusste, dass sie ihre Schwester nicht zurückholen konnte, wusste, dass sie niemals wieder in ihre strahlenden und unschuldigen Augen würde blicken können. Niemals wieder.

Lydia schluckte verbittert, die Kälte in ihrem herzen konnte auch die Magie der Flammen nicht vertreiben. Doch es war Lenyas Wille gewesen, dass sie weitermachte, dass sie nicht aufgab. Deswegen und nur aus diesem Grund stellte sich die junge Wächterin nun dem Mann entgegen, der ihr all das angetan, der ihr Leben zerstört hatte.

Noch bevor es wirklich hatte beginnen können..
 

Das Feuer schien durch ihre Augen, zeugten von der Kraft, die er schon bald von neuem besitzen würde. Der Glanz in ihren leeren Augen erregte ihn, er war seinem Ziel noch nie so nah gewesen. Die verzweifelte Göttin kümmerte ihn nun nicht, ebenso wenig ihre lächerliche Lichtmagie, oder die Eiskristalle. Sie war nicht wichtig, weder gefährlich, noch auch nur einer einzigen Sekunde seiner Aufmerksamkeit würdig. Alles was er brauchte, war Lydia. Selbstbewusst trat er auf sie zu, lachte höhnisch bei ihrem mitgenommenen Anblick. Erneut zeigte die Wächterin keine Reaktion.

„Hast du endlich eingesehen, dass du gegen mich keine Chance hast?!“ Seine Stimme durchschnitt die eisige Luft wie eine scharfe Klinge. Lydia reagierte nicht. Sie widersetzte sich auch nicht, als er seine dreckige Hand an ihre geschundene Wange legte.

Stattdessen legte sich zum ersten Mal seit Tagen ein stumpfes Lächeln auf ihre Lippen. Das Feuer in ihr war erwacht, lenkte jede ihrer Bewegungen, strömte mit glühenden Flammen durch ihr Blut.

Mit festem Blick sah sie ihn an, angewidert von seiner ganzen Erscheinung, angewidert von allem, was er war.

Er stockte kurz, ließ sich aber nicht aus der Ruhe bringen. Ihr Lächeln zeigte ihm, dass er es fast geschafft hatte, jeglicher Verstand hatte die Wächterin verlassen, wenn sie glaubte, ihm überlegen zu sein. Hatte die eisige Kälte also Wirkung gezeigt. Zufrieden und noch immer erregt, starrte er in ihre Augen, war so gebannt von ihrer Magie, dass er kaum die Worte wahrnahm, die ihre spröden Lippen formten.

„Du willst die Magie?!“, Lydias Stimme besaß plötzlich eine Festigkeit, die sie selbst erstaunte. „Du willst die Macht, die einst dir gehörte?“ Höhnisch sah nun die Wächterin ihn an. Das Feuer pulsierte in ihren Adern, ließ sie all die Kälte vergessen. Ihr Körper schien von innen heraus zu leuchten.

„Viel zu lange schon, habe ich mich im Verborgenen halten müssen“, flüsterte sie mit eisiger Stimme, ließ den Blick dabei nicht von ihm ab.

Und noch während ihre Flügel sich wieder frei über ihren Körper legten, war sie bereit, alles zu tun, um die Heilige Flamme zu schützen, und ihrer Schwester würdig zu sein.
 

„Du willst die Macht?“, immer leiser und doch deutlich und klar, verließen die Worte ihren Mund, „Dann kämpfe darum!“ Der Engel in ihr war zu neuem Leben erwacht. Stärker als je zuvor stand sie nun ihrem Feind gegenüber, der schließlich doch erkannte, was geschehen war.

„Du bist es“, sprach er und er wusste nicht, ob es ihn freute oder nicht, „Du bist diejenige, die mir damals die Magie genommen hat!“

Er hatte nicht erwartet, sie noch einmal wiederzusehen, doch wie es schien hatte er Lydia genug geschwächt, um es möglich zu machen. Endlich. So würde seine Rache vollkommen sein. Sie würde dafür bezahlen, was sie getan hatte! Ja, er war froh sie zu sehen! Nun bot sich ihm die Möglichkeit sie endgültig zu vernichten! Sie war ein Gegner, der seiner würdig war, und er würde sie zerschmettern! Die schwache Wächterin war keine Herausforderung, so jedoch.. Es boten sich ihm völlig neue Möglichkeiten. Möglichkeiten, die er nie in Betracht gezogen hatte. Ihr Tod würde nicht nur seinen erneuten Aufstieg bedeuten, sondern gleichzeitig auch das Ende einer Ära. Einer Ära, die von einem Gott bestimmt wurde, der unschuldige Mädchen für sich kämpfen, sie für sich sterben ließ.

„Sieh an, du erinnerst dich an mich.“ Ihre Stimme durchschnitt die Kälte, Flammen zügelten um sich durch den Raum, brachten Xilias Eiskristalle zum schmelzen. Die Göttin stand nur stumm daneben; hier geschah etwas, das sich ihrem Einfluss voll und ganz entzog, etwas, dass sie nicht verstand. Sie spürte eine Kraft in Lydia, die sie erschreckte. Doch sie kümmerte sich nicht darum. In höchster Konzentration webte sie die Maschen ihres Lichtnetzes, zog sie fester. Es war unmöglich ihrem Netz noch zu entgehen, wie ein Spinnennetz spannte es sich durch den ganzen Raum, ließ ihn dabei in glänzendem Blau erstrahlen.
 

Doch das Licht, das von diesem Netz ausging, war nicht zu vergleichen mit dem Glanz, der Lydias Augen leuchten ließ.

„Ich habe dich einmal besiegt“, flüsterte sie, „Ich werde es auch ein zweites Mal schaffen..“ Sie klang fast wie er eine Weile zuvor, als er der Nixe gegenüber stand, und sie hämisch belachte.

Doch dieses Mal war nicht er es, der drohte. Belustigt, aber keinesfalls beunruhigt, stellte er fest, dass sie sich verändert hatte. Er kannte ihren Blick, kannte ihren Ausdruck. Er war derselbe wie so viele Jahre zuvor. Doch nie hatte er damit gerechnet, ihr noch einmal gegenüberzustehen, sie, die ihn in die Knie gezwungen hatte, vor so langer Zeit. Dennoch, sie war nicht mehr die, die sie einst war. All die Jahre der Wiedergeburt hatten sie verändert, hatten sie die Menschlichkeit gelehrt – und damit die Schwäche. Lydias Körper war schwach, voller Schnitte, blutend. Er wusste es und auch ihr konnte es nicht entgangen sein. Unvergessen, wie viel Schmerz das junge Herz schon hatte ertragen müssen, wie sehr es sich wünschte, einfach aufgeben zu dürfen. Doch es wurde gezwungen, immer weiter zu machen, einfach weiter zu schlagen, sich gegen alles zu widersetzen, was die Vernunft ihm sagte.

Und dennoch, er durfte sie nicht unterschätzen. Auch wenn ihr Körper schwach war, sie war dennoch gefährlich, hatte die Kontrolle über die Heilige Kraft und es war gewiss, dass sie nicht zögern würde, seine Macht gegen ihn zu verwenden. Ihr Blick sagte es ihm, die Flammen loderten und kannten nur einen Gedanken: Rache.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Melodya
2008-03-10T21:46:48+00:00 10.03.2008 22:46
hammer.. cool.... echt genial... und mir fehlen die Worte...XD...
ich finde dieses Kapitel bisher das allerbeste...ungelogen, ehrlich...
mir geht es genauso wie Osiris.. ich will mehr....!!

grüssle
angel
Von: abgemeldet
2008-03-09T11:22:04+00:00 09.03.2008 12:22
Ich - find - dieses - Kapitel toll! Irgendwie will ich weiter lesen ^^° Das kapitel hat mich am meisten gefesselt, irgendwie wird dein stil wieder fester und umso besser! du bist einfach sehr sehr sehr begabt! Das hast du wunderbar gemacht, ich bin gespannt wie es weiter geht ^^° ich werd dich zum weiterschreiben zwingen ^^° Mach blöoß zuende, ich bin stolz auf dich! super gemacht, ich weiß, das ist eins chleimkapitel aber ich find das wirklich - wow


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