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Krieg der Zungen

Autor:  Shizana
11.02.2014 20:41

Ich nehme mir heute die Zeit, mich wieder einmal nach einer schieren Ewigkeit dem Thema Schreiben zu widmen.

Kussszenen.

Geht es nur mir so, dass ich bei den meisten Geschichten hier im FF-Archiv das Gefühl habe, es ginge weniger um Romantik als vielmehr um einen wannabe-erotic Krieg? Ich möchte hier nicht alle Autoren und Geschichten in einen Topf werfen, aber zumindest gefühlt wissen 80% der Autoren offenbar nicht, wie man eine glaubhafte Kussszene schreibt. Vielleicht stolpere ich auch nur aufgrund der Freischaltung über zu viele Geschichten, die mir an manchen Tagen den Glauben an alles Gute in unseren Autor zu rauben drohen. Aber ehrlich, Leute: Are you serious?

Genre: Romantik. Egal ob hetero- oder homosexuell. Es kommt zum Kuss. – Mögen die Kämpfe beginnen!

Wenn es in einer Fanfiction zur Kussszene kommt, dann sieht diese meist so aus:

A dringt mit seiner Zunge in Bs Mund ein. – Schon dieses "Eindringen" mag ich nicht und lässt mich frösteln.
As Zunge fordert Bs Zunge zu einem Kampf auf. – Äh... wer bitte würde sich freiwillig darauf einlassen?
A und Bs Zunge liefern sich ein heftiges Zungengefecht. – Wtf?
As Zunge dominiert. – Äh... sehr romantisch und besonders liebevoll, mhm.
Bs Zunge setzt sich zur Wehr und drängt As Zunge zurück. – Jetzt das auch noch, ums noch schlimmer zu machen.
As Zunge erobert am Ende das neue Gebiet. – Leute, ernsthaft jetzt?!

Das ist das Grundgerüst. Man muss nicht alles 1:1 so übernehmen, die deutsche Sprache bietet viele schöne Synonyme für manche Schlagwörter. Man kann auch einzelne Schritte auslassen oder in der Reihenfolge vertauschen. Ganz egal, wie der Autor es anstellen mag, ändern tut es am Endresultat meist wenig.

Ganz im Ernst, ich warte nur noch auf eine Parodie-FF, in der genau solch eine Szene aufgegriffen und so auf die Schippe genommen wird, dass beide Zungen mit Schild und Schwert dargestellt werden, reitend auf hohem Ross der Lippen und im Hintergrund läuft anstelle von Celine Dion ein episches Orchestral aus Hans Zimmers "Last Samurai"-Suite. Seltsamerweise, wann immer ich so einen Kuss lesen darf, kommt mir nämlich genau so etwas in den Sinn. – Romantik? Zug hat Verspätung.

Ich frage mich, wie jene Autoren wohl küssen mögen. Also ob sie ihren Partner mit ebensolcher Inbrunst zum Zungenkampf herausfordern und dabei alles daran setzen, zu dominieren und neues Land zu erobern, wie es ihre Charaktere so gern tun. Fühlt sich so etwas tatsächlich gut an? Ist diese Form von Küssen tatsächlich mit Liebe, Zärtlichkeit, Gefühl, Hingabe und tiefer Leidenschaft gleichzusetzen? – Kann ich mir nicht vorstellen.
Also ich kann natürlich nur von mir ausgehen. Wenn ich meinen Liebsten küsse, dann sieht das zärtlich aus. Ich gebe etwas und ich bekomme etwas. Es ist ein Austausch. Etwas Gleichgestelltes, das man miteinander teilt. Mit "Eroberung" hat das wahrlich nichts zu tun. Ich fände es auch nicht sonderlich anregend, erotisch, verführerisch was-auch-immer, wenn mein Freund mich auf einmal im Kuss zu "dominieren" versuchte. Würde er versuchen, mir auf diese Art zu vermitteln, dass er romantische und/oder zärtliche Gefühlen für mich empfindet, ich würde mir verarscht vorkommen und ihm definitiv nicht glauben.
Ich sage ja nichts gegen leidenschaftliche Küsse, die in der Tat auch etwas heftiger vonstatten gehen können, aber selbst das hat noch lange nichts mit Kampf und Eroberung zu tun. Wie kommt man nur auf so einen unromantischen Vergleich, der absolut nichts, GAR NICHTS, Liebevolles mit sich trägt? Seit wann haben diese Begriffe etwas mit Gefühl, Liebe und Zärtlich- keit zu tun?

Eine Ausnahme bilden natürlich Charaktere, denen es tatsächlich in der Absicht liegt, den Partner zu dominieren. Das muss nicht einmal zwangsweise mit BDSM u.ä. einhergehen. Es gibt natürlich viele Arten von Liebe, darunter auch eine, in der jemand nahezu besessen von seinem Partner ist und diesen daher allein für sich beanspruchen/vereinnahmen möchte. So jemand wird höchstwahrscheinlich in der Tat versuchen, ihn auch in seiner Art des Küssens zu erobern und dabei weniger Zärtlichkeiten an den Tag legen. Auch das ist eine Form von Romantik, auch eine der Liebe, aber es ist definitiv nicht das- selbe wie die soft-flauschig-warm-unschuldige, zärtlich-hingebungsvolle Version davon, die wir eigentlich unter dem Allge- meinbegriff "Romantik" verstehen und in 9/10 Fällen auch erwarten.

Die Ironie an der ganzen Sache ist, dass jene Autoren, die es betrifft, es gar nicht in dieser Form beabsichtigen. Was sie versuchen, ist in der Tat, etwas besonders Romantisches oder/und Leidenschaftliches wiederzugeben, was ihre Charaktere dort erleben und miteinander teilen (?) dürfen. Durch die Art jedoch, wie sie ihre Kussszenen beschreiben, gleicht es viel- mehr einem Drama auf dem Schlachtfeld.
Romantische Stimmung kommt keine auf. Die Leidenschaft wurde gründlich vergeigt. Und ich stehe immer wieder da und frage mich:

Wieso?
Wieso, der Liebe willen, muss man etwas so Schönes nur immer wieder derart ruinieren, indem man krampfhaft versucht, es noch besonderer zu machen, als es doch schon ist? Wieso kann man es seinen Charakteren nicht einfach gönnen, dieses wunderschöne Gefühl miteinander zu teilen, und muss sie stattdessen in den wohl unromantischsten Krieg schicken, den man sich in solch einer Situation vorstellen kann?
Wieso?

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Datum: 11.02.2014 20:51
Ein sehr schöner Beitrag, wirklich.
Du weißt gar nicht, wie oft mir bei solchen oder ähnlichen Szenen schon die Galle hochgekommen ist.
"No, I don't like it... I love it!"
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Datum: 11.02.2014 21:16
Ich frage mich, ob diejenigen, die solche Kuss- oder Sexszenen schreiben, das überhaupt schon mal in der Praxis probiert haben...
Journey to Evolution: eine etwas andere Reise durch Johto
Meine Harry-Potter-Serie
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Datum: 11.02.2014 22:15
Und ich frage mich gerade: Habt ihr Tipps, wie man es besser machen kann? Oder gibt es etwas, was ihr persönlich lieber lest als eine Zungen-Tjost?
"No, I don't like it... I love it!"
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Datum: 11.02.2014 22:21
_Delacroix_

> Und ich frage mich gerade: Habt ihr Tipps, wie man es besser machen kann? Oder gibt es etwas, was ihr persönlich lieber lest als eine Zungen-Tjost?
In manchen Situationen ist weniger mehr. Wenn man es dennoch nicht lassen kann, würde ich es bevorzugen, wenn man mehr aufs Gefühl eingehen würde als auf das eigentliche Geschehen. Keine Sau interessiert es, was die eine Zunge im Mund des anderen macht, welchen Zahn sie jetzt gerade massiert und welchen im Anschluss. Im schlimmsten Fall wird's nur albern oder gar geschmacklos.
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Datum: 12.02.2014 07:13
Das klingt lustig^^ - manchmal sollte ich mein Kopfkino beim lesen abschalten. Mir gefällt die Idee mit der Parodie und dem Kampf. Dürfte ich das aufgreifen?
Eine saubere Wohnung ist ein sicheres Zeichen für einen defekten PC. ~.*
Datum: 12.02.2014 08:57
Wenn der Rahmen, in dem so ein Krieg stattfindet, auch eher hart ist, find ich's an sich in Ordnung. Ich glaube, das eigentlich Problem an diesen Formulierungen ist auch eher das gleiche wie mit dem herrlichen Beispielsatz über hochaufgerichtete Männlichkeiten und pulsierende Härten im Sexszenen-Tutorial von Animexx. Es benutzt einfach jeder und man kann praktisch laut mitlesen, ohne die Augen offen zu halten. Das nervt mich persönlich jedenfalls mehr als die eigentliche Formulierung.

Küsse - wie auch der dem Krieg gern folgende Sex - sind ohnehin etwas, das von zu viel Worten schnell erdrückt wird. Die meisten Leute, die solche Geschichten lesen (bzw damit erreicht werden sollen, Zielgruppe ist ja nicht gleich Konsument), haben das selbst alles schon erlebt und wissen, was da im Text abgeht, der Schreiber macht es also allen mit Andeutungen am schönsten.

Meiner unqualifizierten Vermutung zufolge werden solche ausgelutschten Formulierungen auch von Leuten verwendet, die entweder bar jeder Erfahrung sind oder aber nur auf dem "Guck mal, das bringt Kommis"-Zug mitfahren. Jeder macht es, muss ja was heißen. Ein guter Autor wird man so allerdings nicht. \D
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Datum: 12.02.2014 09:53
>oder aber nur auf dem "Guck mal, das bringt Kommis"-Zug mitfahren. Jeder macht es, muss ja was heißen. Ein guter Autor wird man so allerdings nicht. \D

das widerspricht sich in meinen Augen.
Denn wenn es wirklich viele Kommis bringt, und deswegen gemacht würde, würde das ja heißen, dass es eben doch viele Leute anspricht, und die es eben gut finden, und dass das insofern dann jedenfalls kein schlechter Autor ist, denn in letzter Konsequenz ist jemand gut, der das liefert, was die Leute haben wollen. Er versteht sein Handwerk.

Ich würde auch bei der These widersprechen, dass die Leute bei Kuss- und Sexszenen auf Andeutungen gerne ihre eigenen Erfahrungen projizieren - gerade bei Erotikszenen sehe ich das komplett anders, ich gehe da davon aus, dass die emisten Leute das eher lesen wollen, wenn und weil es Sachen beschreibt, die ihrem eigenen Erfahrungshorizont nicht 1:1 entsprechen. Denn da spielt für folgendes rein: warum überhaupt drübr lesen, wenn mans besser selber machen kann?

Zungenkampf ist mir persönlich noch nie eklatant aufgefallen, aber das muss ja nix heißen - ich les eh seit 3 Jahren viele Erotik- und Romantikszenen quer, weil ichs halt im Großen und Ganzen wirklich schon alles 10 Mal gesehen habe - und nur noch selten so richtig in Stimmung dafür bin, da jedes Detail aufzunehmen.

Es gibt einfach ganz viele unterschiedliche Geschmäcker beim Lesen. Was in menen Augen deutlich entscheidender ist, ist immer der Erfahrungsschatz des lesers. Und hand aufs Herz: die meisten Leser lesen nicht übermäßig viel. Nach 500 Büchern und 1000 Fanfics hat man nen anderen Blick auf sowas, als nach 30 Büchern und 50 Fanfics. Wenn ich mir heute angucke, was ich ganz ganz toll fand, als ich das erste Mal Fanfics gelesen habe... Joa. Da wars halt einfach neu. 1000 Fanfics später schaut das halt einfach anders aus, was man noch gut findet, da isses eben nur noch neu, wenns wirklich neu ist.
Vorsicht, dieser Diskussionspartner könnte für Kinder ohne Ahnung nicht geeignet sein, da er pedantisch und mit linguistischer Feinheit Argumente zerfleddern kann.
("A man shouldn't die with no understanding of why he's been murdered" - Matthew Stover)
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Datum: 12.02.2014 10:56
A dringt mit seiner Zunge in Bs Mund ein.

Aus: Benedict, Elizabeth: "Erotik schreiben. Wie sie Sex-Szenen literarisch gestalten." Zweite Auflage. Berlin 2002/2013.
"Dring in mich ein wie in ein fremdes Land!"
Ich finde leider die Seite nicht mehr, aber die Szene ist so geil. Daran musste ich denken : D
I'll be off Azeroth, catch you later Hyrule.
I'll be gone Albion, I'm no longer your fool.
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Datum: 12.02.2014 13:57
Yurippe:
> Ich frage mich, ob diejenigen, die solche Kuss- oder Sexszenen schreiben, das überhaupt schon mal in der Praxis probiert haben...

Das frage ich mich auch ständig und ich glaube die Antwort lautet "Nein!".
Viele übernehmen das, was sie selbst gelesen oder in Filmen/Serien gesehen haben und heraus kommen abertausende Fanfics mit vollkommen unrealistischen Sexszenen (die jungfräuliche Heldin erlebt z.B. beim ersten Mal direkt einen wahnsinnigen Höhepunkt) und o.g. Zungenkriegen. Da sind WTF Momente echt vorprogrammiert.
"Viele Menschen sind gut erzogen, um nicht mit vollem Mund zu sprechen, aber sie haben keine Bedenken, es mit leerem Kopf zu tun."

Orson Welles
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Datum: 12.02.2014 13:59
abgemeldet:
>
> Das frage ich mich auch ständig und ich glaube die Antwort lautet "Nein!".
> Viele übernehmen das, was sie selbst gelesen oder in Filmen/Serien gesehen haben und heraus kommen abertausende Fanfics mit vollkommen unrealistischen Sexszenen (die jungfräuliche Heldin erlebt z.B. beim ersten Mal direkt einen wahnsinnigen Höhepunkt) und o.g. Zungenkriegen. Da sind WTF Momente echt vorprogrammiert.

Ja, das ist wahr. Und die Leser, die selbst keine Erfahrungen haben und dann irgendwann die Praxis ausprobieren, werden u.U. grob enttäuscht.
(Btw: tolles Icon! <3)
Journey to Evolution: eine etwas andere Reise durch Johto
Meine Harry-Potter-Serie
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Datum: 12.02.2014 14:25
Yurippe:
> abgemeldet:
> >
> > Das frage ich mich auch ständig und ich glaube die Antwort lautet "Nein!".
> > Viele übernehmen das, was sie selbst gelesen oder in Filmen/Serien gesehen haben und heraus kommen abertausende Fanfics mit vollkommen unrealistischen Sexszenen (die jungfräuliche Heldin erlebt z.B. beim ersten Mal direkt einen wahnsinnigen Höhepunkt) und o.g. Zungenkriegen. Da sind WTF Momente echt vorprogrammiert.
>
> Ja, das ist wahr. Und die Leser, die selbst keine Erfahrungen haben und dann irgendwann die Praxis ausprobieren, werden u.U. grob enttäuscht.
> (Btw: tolles Icon! <3)

Das ist dann auch der nächste Gedanke, der mir immer kommt!
Der arme Leser, die Desillusion wird kommen.

(Danke ^^)
"Viele Menschen sind gut erzogen, um nicht mit vollem Mund zu sprechen, aber sie haben keine Bedenken, es mit leerem Kopf zu tun."

Orson Welles
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Datum: 12.02.2014 16:33
Wow, ich fühle mich gerade peinlich an meine RPG-Anfangszeiten zurück erinnert. xD

Ich kann dir nur zustimmen, was deinen Standpunkt angeht. Romantik sieht definitiv anders aus.
Allerdings kommt es gerade bei solch intimen Szenen auch darauf an, was dem Autor gefällt (oder was er vermutet, das ihm gefallen würde). Dabei finde ich es nicht verwerflich, wenn jemand in dieser Richtung nur wenig bis gar keine Erfahrung gesammelt hat. Schließlich sollte das niemanden davon abhalten, sich mit dem Thema auseinander zu setzen.

Zum Thema Realitätsbezug:
Bestimmt herrscht in vielen Fanfictions die Illusion vor, dass alles beim ersten mal funktioniert und ganz toll ist. Aber ist das wirklich so schlimm? Denn sind wir mal ehrlich: will man wirklich über das peinliche Ausprobieren und die auftretenden Probleme lesen in einer Geschichte, die unterhalten soll? Natürlich wäre es realistisch, aber ganz ehrlich, da drücke ich gerne auch mal ein Auge zu. Denn wirkliche Erotik (oder Romantik) kann auch da auf der Strecke bleiben, wenn man nicht weiß, wie man die Szene richtig präsentiert.
Branded Sacrifices - Der Berserk-Fanzirkel
▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬
Zip: "Das Schwert von König Artus, wie hieß das Ding noch gleich?"
Alister: "Reiner Zufall, wenn du mich fragst."
Zip: "....tse, komischer Name für 'n Schwert."
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Datum: 12.02.2014 17:15
Ich kann ja mal ein paar Szenen zeigen, über die ich so gefallen bin. Allerdings muss ich dazu sagen, es sind Fantasybücher, nix Erotik oder so.

Jim Butcher schrieb:


Jim Butcher hatte ich mir ausgeguckt, weil ich gucken wollte wie ein Mann so eine Szene aus der Sicht eines Mannes schreibt. Außerdem habe ich eine kleine Schwäche für seine Actionszenen.^^

"Sie lächelte mich an, beugte sich vor und küsste mich auf die Wange, Ihre Lippen, die ich so sehr bewunderte, fühlten sich unglaublich schön an."

"Susan hing an meinem Hals und zog meinen Kopf zu sich herunter, damit sie mich küssen konnte. Ihre Küsse waren, nun ja, ausgesprochen interessant. Leidenschaftlich und voller Hingabe, keine Spur von Befangenheit oder Zögern.
Jedenfalls nicht auf ihrer Seite. Eine Minute später hob ich den Kopf, um Luft zu holen. Meine Lippen bebten nach dem leidenschaftlichen Kuss, und sie starrte mit brennenden Augen zu mir hoch."

(Aus Sturmnacht, Die Dunklen Fälle des Harry Dresden)

Kim Harrison schrieb:


Hier, völlig gegenteilig, Kim Harrison aus der Sicht ihrer Protagonistin Rachel.

"Mit einer schnellen Bewegung nahm er meinen Kopf und küsste mich, leidenschaftlich, drängend. Ein leises Stöhnen - von mir, von ihm, egal - stachelte mich weiter an, und ich überließ mich seinen Händen und seinem Kuss."

(In Blutspiel)

Rick Riordan schrieb:


Onkel Rick schreibt Jugendbücher und damit dachte ich, ist sein Stil noch mal etwas anders, weil er sich an eine jüngere Zielgruppe wendet. Folgende Szene ergab sich zwischen seinem Hauptchara Percy und Annabeth, dem Mädchen, für das er schon ewig geschwärmt hat.

"Da lachte sie wirklich und legte mir die Hände um den Hals. "Ich werde es dir nie, nie leicht machen, Algenhirn. Gewöhn dich lieber daran."
Als sie mich küsste, hatte ich das Gefühl, dass mein Gehirn schmolz und durch meinen ganzen Körper lief. Meinetwegen hätte es immer so bleiben können, aber eine Stimme hinter uns knurrte "Na, das wurde aber auch Zeit!""

(Aus Die letzte Göttin)


Und dann noch ein Auszug von Ende von Rubinrot, wo Gideon Gwen küsst:

Kerstin Gier schrieb:

""Du brauchst keine Magie des Raben um für mich etwas Besonderes zu sein" Sein Gesicht kam noch näher. Als seine Lippen meinen Mund berührten, musste ich die Augen schließen. Okay. Ich würde dann jetzt mal in Ohnmacht fallen."
"No, I don't like it... I love it!"
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Datum: 12.02.2014 19:20
Hm, ich nehme solche Formulierungen als bloße Verdeutlichungen/Umschreibungen der Leidenschaft während der jeweiligen Kussszene wahr - sie _sollen_ in diesem Augenblick gar keine Zärtlichkeit ausdrücken, aber wenn man genau das ausdrücken möchte, passen sie wirklich nicht sonderlich ins Bild. Zumal man über die Abfolge da wirklich häufig stolpert und sich das irrrrrgendwann einfach nur runtergerattert liest.

Da fällt mir ein, früher gab es mal so einen Zirkel, in dem man RPG-Frischlingen beigebracht hat, wie man dies und jenes am Besten formuliert. Das war per se keine schlechte Idee, hat sich aber - soweit ich mich recht entsinne - nur an Yaoi-Fans gerichtet. :D"
»σпε мαч тσʟεяαтε α шσяʟɔ σғ ɔεмσпƨ ғσя тнε ƨακε σғ αп αпɢεʟ.«
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Datum: 12.02.2014 20:02
Shizana:

> Wobei ich ehrlich sagen muss, dass mir das Zitat von der guten Kerstin Gier so überhaupt nicht gefällt, rein stilistisch. In diesen vier Sätzen habe ich drei Punkte, die mir ganz böse in die Magengrube schlagen. x_x

Das wundert mich ehrlich gesagt nicht mal wirklich. Ich hab letztlich nach dem Buch gegriffen, weil es neben Fantasy noch am ehesten unter Romanze fällt. Aber vom Stilistischen her, würde ich auch eher anderen Autoren den Vorzug geben. Das ist wie mit Rowling. Die Story mag genial sein, aber ihre Dialoge machen mir zuweilen Angst. Merke ich immer, wen ich an ner Buchszene arbeiten will oder mich da orientiere.


> Was ich sagen will: Es gibt, worauf du anspielst. Aber wenige tauschen sich aus, solange sie nicht das Gefühl haben, noch einen Punkt in ihrem Schreiben zu haben, wo sie sich verbessern/fortbilden könnten. Man stößt aber automatisch auf jene Anlaufstellen, wenn man erst einmal beginnt, sich bewusst danach umzublicken. :)

Es gibt viele Anlaufstellen und Tutorials, das stimmt. Allerdings muss ich sagen, dass ich neben einigen sehr Guten auch nicht wenig kenne, die bei mir persönlich entweder nicht greifen, oder die ich persönlich für Bullshit halte. Da muss man ziemlich aufpassen.
Mal ganz davon abgesehen, dass die wenigsten die Möglichkeit bieten wirklich mit einem Szenario zu experimentieren (Was ich persönlich immer am liebsten mache). Das ist ziemlich schade.
"No, I don't like it... I love it!"
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Datum: 13.02.2014 00:51
_Delacroix_

> Aber vom Stilistischen her, würde ich auch eher anderen Autoren den Vorzug geben.
Aber weißt du, auf der einen Seite ist es für den (anspruchsvollen) Leser vielleicht ärgerlich, für ein solches Buch Geld ausgegeben zu haben, aber auf der anderen Seite ist es sehr ermutigend für andere Hobbyautoren. Ich meine, da kommt doch gleich unweigerlich das Denken auf: "Wenn die/der es geschafft hat, mit ihrem Buch verlegt zu werden, dann schaffe ich das locker." :)
Irgendwo also bin ich dankbar dafür, dass es auch "schlechte" Bücher auf dem Markt gibt. Das gibt mir Ermutigung, dass meine Chancen als Autor auf dem offenen Markt doch nicht sooo schlecht stehen.

> Allerdings muss ich sagen, dass ich neben einigen sehr Guten auch nicht wenig kenne, die bei mir persönlich entweder nicht greifen, oder die ich persönlich für Bullshit halte. Da muss man ziemlich aufpassen.
Das ist natürlich richtig. Jeder arbeitet anders und hat eigene Kniffe, wie er am besten mit seinen Schwachpunkten umgehen kann. Ich habe auch schon vieles gesehen, das mir sehr weitergeholfen hat, das Gegenteil war aber ebenso schon einige Male der Fall. Man muss sich eben ein wenig umschauen und aus Eigeninitiative heraus herumprobieren. (Womit ich mir jetzt eigentlich ins eigene Fleisch schneide, bedenke ich mir meinen Weblogbeitrag. Aber ich differenziere schon das Individuelle vom Kollektiven, also sind meine Bedenken unbegründet. ... Wieso erwähne ich es dann eigentlich?)

> Mal ganz davon abgesehen, dass die wenigsten die Möglichkeit bieten wirklich mit einem Szenario zu experimentieren (Was ich persönlich immer am liebsten mache). Das ist ziemlich schade.
Es wird oft vorgeschlagen, zumindest ist es mir schon oft begegnet. Der Knackpunkt ist dieser, dass letztlich jeder für sich selbst verantwortlich ist. Alles Belesen nützt nichts, wenn man sich am Ende nicht tatsächlich hinsetzt und etwas tut. Ist nichts viel anderes als in der Schule, wenn man für Prüfungen lernen muss. :)
Allerdings hapert es, meiner Meinung nach, am allermeisten daran, dass man kein vernünftiges Feedback bekommt. Ich meine, wie soll man wissen, dass man Überholungsbedarf hat, wenn man selbst in gutem Glauben lebt und niemand einen darauf hinweist? Das Problem hatte ich z.B. auch schon sehr oft gehabt, insbesondere mit Kleinigkeiten, die mir wirklich nie aufgefallen waren.



Vidora

> Ich denke, das Problem ist generell, dass viele in solchen Szenen sich zu sehr auf die physische Ebene begeben.
Woraufhin man überlegen könnte, WARUM das eigentlich so ist. Ich meine, in Büchern sieht man das doch eher seltener, oder irre ich mich? Also trifft vielleicht tatsächlich zu, dass man es sich von anderen FF-Autoren abguckt und der Meinung ist, das sei der richtige Weg, etwas zu (be)schreiben. Wo ich wieder bei dem Gedanken von eben mit Rarity komme, dass jene Autoren kaum eine Chance haben, wenn es niemanden gibt, der eines Tages auf sie zukommt und darauf hinweist, dass etwas scheinbar Richtiges einen gewaltigen Haken hat.

> Es gibt Küsse und auch Sexszenen, die lesen sich eher wie eine Anleitung zum Zusammenbauen eines Kleiderschranks.
Ich liebe diesen Vergleich. Danke. <3

> Sehr schöner Weblogbeitrag!
Ich danke dir. Das freut mich. :)
Avatar
Datum: 13.02.2014 03:21
> Allerdings hapert es, meiner Meinung nach, am allermeisten daran, dass man kein vernünftiges Feedback bekommt. Ich meine, wie soll man wissen, dass man Überholungsbedarf hat, wenn man selbst in gutem Glauben lebt und niemand einen darauf hinweist? Das Problem hatte ich z.B. auch schon sehr oft gehabt, insbesondere mit Kleinigkeiten, die mir wirklich nie aufgefallen waren.

Allerdings ist es als Leser auch nicht ganz einfach zu erkennen, welcher Autor was will. Wenn man dem Falschen einen gut gemeinten Tipp gibt, gerade bezüglich solcher Sachen, wo man nicht explizit: "Das ist falsch" sagen kann und das kann man bei solchen Formulierungen schlicht nicht, kann es sein, dass man ganz schnell einen ordentlichen Flamewar an der Backe hat.
Darauf haben die meisten natürlich auch keine Lust. Ist genauso wie man sich gut überlegen muss, bei wem man es wagen kann eine gute Geschichte auch mal gut zu nennen. Es gibt Autoren die halten jeden Kommentar für minderwertig, der nicht mindestens einen Verbesserungsvorschlag beinhaltet und da klingt so ein Punkt teilweise schon mal wie: "Ich hab die ganze Story analysiert nur um irgendwas zu finden, wo ich dran kritteln kann".
Das ist, was ich bei DA gut gelöst finde. Da kann man angeben ob man auf die Arbeit Kritik haben will oder eher nicht und weil man das kann, hat man als Kommentator dann auch einen Anhaltspunkt in welche Richtung man kommentieren kann ohne Jemandem auf die Füße zu treten. (Und man kann im Zweifel "Ja, du wolltest doch..." sagen)
Ich meine, man kann hier natürlich ein Autorennachwort schreiben. Mache ich auch immer gerne. Ich stell dann Fragen wie "Welche Pairings würden dich sonst so interessieren?", "Findest du auch, dass der Chara im Buch zu einseitig dargestellt wird"... Einfach weil mich solche Kommentare durchaus interessieren und ich immer gerne wissen möchte wie Figuren auf andere Leute wirken. Leider musste ich auch feststellen, dass weiß Gott nicht alle Lust und Laune haben, das Nachwort auch noch zu lesen.^^°
"No, I don't like it... I love it!"
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Datum: 13.02.2014 09:36
Das heftigste was ich mit 15 mal benutzt habe war, dass die Zungen miteinander gespielt haben...ist auch nicht das Beste, aber besser als Eroberungskaempfe oder? (; A ; ) Ich stimme dir in allem zu, ich koennte bei manchen Formulierungen in Fanfictions wirklich losflennen, ist ja (leider) nicht nur bei Kussszenen so, finds toll, dass du das angesprochen hast. (_ _ ;)
Aber irgendwie kriegen die Leute heutzutage auch gar kein Feedback mehr, ich wurde frueher hier und auf ff.de wirklich oft korrigiert, oder habe tolle Verbesserungsvorschlaege bekommen, und ich bin nicht einmal gut im Kritik vertragen, aber es hat wirklich sehr geholfen! Auf der Anderen Seite heulen manche wirklich furchtbar rum, wenn man mal versucht ihnen zu helfen, und denken dann gleich man waere besser, oder wuerde sie erniedrigen wollen, oder so, und das hat man davon, wenn man einmal helfen will... Dinge ohne Erfahrung zu haben zu schreiben ist bei Fanfictions ja immer so eine Sache.. (´._.` )
Wer zu seiner Meinung steht wird definitiv leiden, aber niemals bereuen!

Dir en Grey - Kyo
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Datum: 13.02.2014 13:21
Punkt 1 und 2 können wortwörtlich sogar von mir stammen. *g*
Solch Sätze fabriziere ich sogar noch heute.
Aber wegen dieser Beschreibungen schäme ich mich nicht und unangenehm sind mir diese genauso wenig.
Ich komme nur nicht davon los (vielleicht möchte ich es auch nicht, wer weiß). Was mir bei RPGs auch vollkommen Schnuppe ist, da außer meinem Schreibpartner und mir ohnehin keiner diese Verwurstungen zu lesen bekommt.
Da können Zungen meinetwegen dominieren, über Zähne lecken, sie zurückdrängen/herausfordern/zum Tanz fordern und von diesen gebissen werden. Da lege ich keinen Wert drauf.

Jedoch benutze ich selbst in meinen Originalen solch Formulierungen - immer noch. Gewiss habe ich dies von einigen FFs aus meiner Anfangszeit gegen Ende der 1990er Jahre irgendwann einmal (un)bewusst übernommen und fahre noch immer damit fort. Da denke ich auch nicht groß nach muss ich gestehen.
Mir geht es nur darum etwas zu "unterstreichen / näher zu beschreiben / einen Augenblick einzufangen" und wenn ich dann auf solch Formulierungen zurückgreife, nun, dann ist es eben so.
Obwohl ich gestehen muss, dass es mich persönlich selbst tierisch nervt, wenn ich so etwas fabriziere. Es klingt einfach unschön/unreif und schon die Assoziationen die man währenddessen hat sind seltsam.
Andererseits bin ich aber auch zu bequem um nach Alternativen zu suchen - oder es ganz sein zu lassen. Denn dann komme ich gar nicht mit dem aktuellen Text zu einem Ende und das finde ich durchaus schlimmer, als diese Formulierungen zu nutzen.
Ganondorf Dragmiere

From the burning earth, under the ruins of happiness and family, she would be born. The hatchling.
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Datum: 13.02.2014 14:46
Shizana
> Schon, aber es muss nicht immer negativ ausgehen. Ich habe schon für eine liebe Userin hier betagelesen, die auch ein Thema in ihrer FF verarbeitet hatte, wo ich sogar gemerkt habe beim Lesen, dass die Erfahrung fehlt. Schlecht war es dennoch nicht, nur einzelne Passagen brachten mich zum Lachen. Jene habe ich angestrichen, eine Begründung geschrieben, und dann war's gut. :)
Man sollte es keinem zum Vorwurf machen, keine Erfahrung zu haben. Wichtig ist, dass, wenn schon die Erfahrung fehlt, man sich mit dem Thema umso intensiver auseinandersetzt, recherchiert und sich mit anderen austauscht, die diese Erfahrung bereits gemacht haben. So kann man auch vermeiden, etwas Peinliches aufs Papier zu bringen oder gar jemandem ungewollt auf den Schlips zu treten.


Wisst ihr eigentlich, dass ich es abgöttisch liebe und genieße, über mein Weblog mit euch Leuten zu diskutieren und mich auszutauschen? Danke. ♥

Ahh ich meinte das jetzt auch gar nicht als Vorwurf, ich meinte das nur, dass es dann immer ein Hin- und her gibt, klar endet das nicht immer miserabel oder so, ich habe mir ja auch ganz oft helfen lassen bzw tue ich es bei ffs jetzt noch :3
Ich finde toll, dass du die Meinung so vertrittst, weil ich manchmal echt fiese Weblogs sehe, und manche sind vielleicht berechtigt aber dann machen Andere manche Autoren so fertig und ich denke dann immer, das muss irgendwie nich sein, mit Weblogs wie deinen kann man super gut helfen, und er diskriminiert nicht einmal jemanden. û_u♥

Eher danke an dich, weil man mit dir supertoll diskutieren kann ohne, dass es Herr der Ringe Kriege in den Weblog-Kommentaren gibt! (*_*)
Wer zu seiner Meinung steht wird definitiv leiden, aber niemals bereuen!

Dir en Grey - Kyo
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Datum: 13.02.2014 15:08
_Delacroix_

Mal abgesehen von den beiden:

> "Sie lächelte mich an, beugte sich vor und küsste mich auf die Wange, Ihre Lippen, die ich so sehr bewunderte, fühlten sich unglaublich schön an."

> Als sie mich küsste, hatte ich das Gefühl, dass mein Gehirn schmolz und durch meinen ganzen Körper lief. Meinetwegen hätte es immer so bleiben können, aber eine Stimme hinter uns knurrte "Na, das wurde aber auch Zeit!""

… wobei Nr. 2 wohl mit einem leichten Augenzwinkern zu lesen ist und mir gefällt, finde ich die anderen Zitate furchtbar. Besonders Kim Harrinsons Abschnitt. Entweder wird gleich gestöhnt, hyperventiliert und in Ohnmacht gefallen oder man bekommt eine eher merkwürdige Beschreibung mit wenig romantischen Urteile, die währenddessen gefällt werden.



❤❤❤ Mewtu-Blog ❤❤❤
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S.N.O.R.T. Snape Needs Our Respect Too
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Datum: 13.02.2014 15:42
Venedig-6379:
Naja, zu Miss Harrisons Verteidigung muss ich sagen, dass der Kuss auch der Einzige war, der wirklich zu Sex führte und das sie eh so nen Stil hat, wo man im Zweifel mal zwei Seiten Sex überblättern kann.

Ich bin ja gerade versucht mal ne Szene aus Shades of Grey rauszuschreiben. Aber ich werd immer aggressiv wenn ich das Buch anfasse und weiß nicht ob ich wirklich die Muse habe so weit quer zu lesen, bis das Dummbrot das andere Dummbrot küsst.
"No, I don't like it... I love it!"
Avatar
Datum: 13.02.2014 19:01
Datum: 13.02.2014 19:27
@Yurippe
lol! :D offenbar war ich wohl nicht der erste Mensch, dem sich dieser Vergleich aufgedrängt hat.
Avatar
Datum: 14.02.2014 11:56
Ashanti

> Eher danke an dich, weil man mit dir supertoll diskutieren kann ohne, dass es Herr der Ringe Kriege in den Weblog-Kommentaren gibt! (*_*)
Höhö, nein, bei mir gibt es nur Zungenkriege! ;D
Nein, Spaß beiseite. Ich will mich nicht in Unschuld wiegen, ich kann auch sehr zynisch sein, wenn ich will. Dennoch danke für deine lieben Worte. :)


Ganondorf

> Solch Sätze fabriziere ich sogar noch heute.
Und jetzt nur für dich, just um dich zu ärgern: Ich - bin - entsetzt!


Yurippe

> http://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/IKEAErotica
Geil, geil, geil! Made my day. xD
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