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Was habe ich erwartet?

Autor:  SunWarrior

Dass ich nicht übernommen werden würde war zu erwarten-Nullen will keiner

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Datum: 30.03.2016 14:51
Dass man nicht übernommen wird, ist in der heutigen Zeit leider Alltag. Das bedeutet aber nicht, dass es an dir liegt. Ich hatte mich Jahrelang von einem befristeten Job zum nächsten gearbeitet. Dazwischen war ich immer wieder einige Monate arbeitslos. So ist das in der heutigen Zeit. Egal was für einen Abschluss man hat, es wird nur noch befristet eingestellt. Während der Befristung wird eine Übernahme in Aussicht gestellt um die befristeten Arbeitnehmer zu animieren bis zum letzten Tag alles zu geben und sich für den Betrieb komplett aufzuopfern um am letzten Tag zu erfahren "Tut uns Leid, aber ihr Arbeitsverhältnis endet am (den Tag einfügen)". Natürlich sind die Arbeitnehmer dann fertig mit der Welt und fühlen sich hinters Licht geführt.

Deswegen solltest du dich nicht als Null bezeichnen. Ich kenne dich zwar nicht, aber ich bin mir sicher, dass auch in dir viel mehr steckt, als was du dir zutraust. Nur weil du viele Rückschläge oder auch Schicksalsschläge erlitten hast, musst du dich nicht verkriechen, dich selbst schlecht machen und erstrecht nicht vom Sterben sprechen.
Jedes Lebewesen ist für irgendwas geboren worden (und ich rede nicht zum Sterben). Vielleicht hast du noch nicht das gefunden, wofür du geboren wurdest. Aber das ist doch nicht Schlimm. Ich glaube an das Schicksal und ich bin bisher nie enttäuscht worden. Das Schicksal wird dich genau den Weg führen, der dir vorherbestimmt wurde.

Ich hatte auch viele Rückschläge erlitten. Nach meiner Ausbildung wurde ich nicht übernommen und arbeitete mich so immer von einer Anwaltskanzlei zur nächsten. Es war einfach nicht das, was ich machen wollte. Mein Gehalt war sehr gering, dass ich mir nicht mal eine passende Wohnung suchen konnte und in einer wirklich sehr kleinen Einzimmerwohnung wohnte.
Ich suchte die Schuld bei mir selbst, dabei war es nicht meine Schuld. Ich hatte nur den Beruf genommen, der mir zu allererst angeboten wurde und so wurde ich Rechtsanwaltsfachangestellte. Dass das nicht der richtige Beruf für mich war, wusste ich damals nicht. Ich hatte mich irgendwie damit abgefunden, war am Boden zerstört und sah einfach kein Licht am Ende des Tunnels. Aber es kam der Moment, als mein ehemaliger Chef mich aus meinem wohl verdienten Urlaub aus dem Ausland zurück an den Arbeitsplatz zitieren wollte, weil ich dringend etwas erledigen sollte.
Es war vorher schon mehrmals vorgefallen, dass er uns am Wochenende, an Feiertagen, nach Feierabend und auch aus dem Urlaub hat antanzen lassen weil ihm noch irgendwas eingefallen war, das nicht bis zum nächsten Tag hatte warten können. Und genau als er bei mir Telefonterror im Urlaub gemacht hatte, hatte ich für mich den Schlussstrich mit dem Beruf gezogen. Ich wollte selbständig arbeiten können, ich wollte nicht ständig einen Chef im Nacken sitzen haben, der kein Feierabend, Wochenende und Urlaub oder gar Überstunden kannte.

Als ich aus dem Urlaub zurück kam, hatte ich mich zu Hause eingeschlossen und aus Frust erstmal alles in mich hinein gestopft, was ich gekauft hatte. Anschließend hatte ich mir genau aufgeschrieben was ich mir von einem Beruf erhoffe und habe recherchiert, wo ich genau das finden könnte. Alles was ich wollte traf genau auf eine Tätigkeit in der Verwaltung des öffentlichen Dienstes zu.
Ich hatte mich im Internet informiert, wie ich an so eine Stelle komme und ob ich überhaupt eine Chance hätte. Von dem was ich gelesen hatte, sah es alles andere als rosig aus. Alles was sie verlangten erfüllte ich nicht. Am gleichen Tag aber las ich im Internet, dass die GEZ Verwaltungsassistenten sucht und den Anforderungen entsprach ich. Ich sah es als Sprungbrett um dem öffentlichen Dienst näher zu kommen und bewarb mich. Meine Motivation war gestiegen, ich meldete mich im Fitnesscenter an um meinen Frust mit Sport auszugleichen und wenige Wochen später hatte ich den Job bei der GEZ. Leider war der nur befristet. Zwei Jahre später war ich wieder arbeitslos. Aber genau diese Sachbearbeitung hatte mir so viel Spaß gemacht, dass ich mich auf meinem Weg bestätigt fühlte.
Ich bewarb mich weiter im öffentlichen Dienst. Es hagelte eine Absage nach der Anderen. Mein Vertrauen in mich selbst bröckelte langsam immer mehr, dass ich glaubte mich total in etwas verrannt zu haben. Ich wollte weglaufen und einfach nicht mehr zurückkommen. Mit dem Gedanken ewig in einer Anwaltskanzlei arbeiten zu müssen, wollte ich einfach nicht hinnehmen.

Monate später - ich war fast ein Jahr arbeitslos und ich sah mich schon in Hartz IV - fand ich eine weitere Stelle im öffentlichen Dienst, auf die ich mich beworben hatte. Es dauerte deutlich länger als sonst und ich bekam die Chance in einem Einstellungstest mein Wissen unter Beweis zu stellen. Diese Chance nutzte ich und lernte vorher alles was dran kommen würde. Den Einstellungstest machte ich mit 1 und was soll ich sagen, ich hab den Job bekommen. Ich bin als Quereinsteigerin bei der Stadt in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis übernommen worden. Da mir die Verwaltungsprüfungen fehlten, wurde ich zunächst auf einer geringeren Gehaltsklasse eingestellt, erhielt aber Zuschläge, sodass mein Gehalt genau dem entsprach, das meine Kollegen erhielten. Hinzu kam, dass ich Fortbildungen ermöglicht bekommen hatte. Ich hatte die Prüfungen nachgemacht, stieg in der Gehaltsklasse weiter auf und heute bin ich als Beamtin in der Verwaltung bei der Stadt angestellt, habe meine große Liebe getroffen, mit ihm zusammen eine große Eigentumswohnung gekauft und bin sehr glücklich.

Die Rückschläge (egal ob beruflich oder auch privat) gehören zu meinem Leben, ich habe sie akzeptiert und sehe ich sie als positiv an. Ohne diese Rückschläge wäre ich heute nicht da wo ich bin. Dann wäre ich nicht die Person geworden, die ich jetzt bin und könnte nicht sagen, dass ich den Platz eingenommen habe, der für mich bestimmt war. Niemand hatte geglaubt, dass ich das wirklich schaffen könnte. Alle sagten immer nur, dass ich mich überschätze und zurück in eine Kanzlei gehen sollte. Aber ich habe ihnen das Gegenteil bewiesen. Das ging aber nur, weil ich dieses Licht am Ende des Tunnels gesehen hatte und fest von überzeugt war, es mit all meiner Kraft erreichen zu wollen.

Ich will mit meinem Werdegang aufzeigen, dass nichts unmöglich ist, so lange der Glaube an dich selbst da ist. Das Leben ist nicht alles immer nur Friede, Freude, Eierkuchen. Man muss leider immer wieder enorme Rückschläge einstecken. Aber jeder einzelne Rückschlag ist für etwas gut. Das zeigt nur, dass du noch nicht die Person geworden bist, die du sein sollst, um den Platz im Leben einzunehmen, der für dich bestimmt ist.
Sieh diese Rückschläge nicht mehr als Rückschläge, sondern als Chance daraus zu lernen und daran zu wachsen. Du wirst sehen, wenn du dir selber treu bleibst, wirst du alles schaffen was du willst. Dann gibt es keine Rückschläge mehr, sondern du wirst dein Glück finden. Egal was in der Vergangenheit passiert ist, es lässt sich in der Gegenwart nicht mehr rückgängig machen. Akzeptiere, dass es passiert ist, lerne damit zu leben und schaue nach Vorne in deine Zukunft.
Lass die Außenstehenden sagen, was sie wollen. Es ist dein Leben. Nur du alleine kannst deinen Weg gehen. Die Außenstehenden sind nur Wegbegleiter, können aber nicht deinen Weg im Leben gehen. Das kannst nur du ganz alleine tun. Aber bitte, tue eines nicht: Gib dich nicht mehr auf, sprich nicht vom Versagen oder Sterben und denke erstrecht nicht an Selbstmord.

Du wirst sehen, wenn du den Glauben an dich selbst wieder erlangt hast und mit dir selbst im Reinen bist, kannst du wesentlich leichter denken und findest auch dein Glück.


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