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Blick in die Karten: Yu-Gi-Oh! 5D's - Riding Duels in Schwarz-Weiß

Autor:  Jitsch

Blick in die Karten Masterpost

Wie schon zu GX gab es auch zu 5D's nach dem Start der Anime-Serie irgendwann eine unabhängige Manga-Story. Dieser startete, nachdem die erste Staffel des Manga bereits abgeschlossen war und endetet erst letztes Jahr, als im Fernsehen schon der Nachfolger des Nachfolgers, Arc-V, lief.

 
Titel: 王 5D's [GiŌ 5D's] (Japan)
Yu-Gi-Oh! 5D's (Rest der Welt)
Künstler: Masashi Satō
Story: Masahiro Hikokubo
Veröffentlichung: 2009 – 2015 (Japan)
Kapitel: 66
Mangabände: 9

 

Legale Verfügbarkeit

Ich wiederhole mich. Der 5D's Manga ist in Deutschland nie herausgekommen, aber aus den USA Importierbar. Außerden kann man ihn (bei Zugriff aus den USA oder mit Proxy-Server) bei Viz Manga digital erwerben.

Synopsis

Yūsei Fudō ist der stärkste Riding Duelist in Satellite, aber als ein wandelndes Skelett ihn zu einem okkulten Duel herausfordert, stößt er dennoch an seine Grenzen. Kurz darauf taucht auch noch der Duel King Jack Atlas auf, gegen den er ebenfalls nicht gewinnen kann. Um seinen verlorenen Stolz wiederzufinden, willigt er ein, am D1 Grand Prix teilzunehmen, einem Turnier für Riding Duels. Doch schnell zeigt sich, dass es dabei nicht darum geht, den nächsten Duell-Champion zu küren. Stattdessen ist es Teil eines uralten Rituals, bei dem die mächtigen Duel Dragons eine Schlüsselrolle spielen…

Über die Story

Wie schon beim GX Manga sollte man die Story nicht mit der des Animes vergleichen, da sie völlig unabhängig voneinander sind. Anders als bei GX gibt es aber hier schon eine Reihe von Parallelen; Der Manga erzählt eine ähnliche Geschichte wie der erste Arc des Manga, über einen Kampf aus alter Vergangenheit, der maßgeblich von Rex Godwin und seinem Bruder Rudger gesteuert wird. Dabei wird aber auf vieles verzichtet, was ich beim Anime kritisiert hatte, zum Beispiel auf das Konzept der guten und Bösen Auserwählten – wer sich eines Duel Dragon als würdig erweist, kann diesen nutzen, und das für "Gutes" oder "Böses".


Yūsei und der Skelettkrieger - Ein Riding Duel

Was der Manga auch bietet ist eine Mythologie, die über die vagen Andeutungen des Anime hinausgeht: Es gibt eine Vorgeschichte, die vor 5000 Jahren spielt und die Ambitionen der Antagonisten begründet. Auch hier bekommt es der Manga hin, dem Original-Manga thematisch deutlich näher zu kommen als der Anime. Aber es gibt auch bedauernswerte Änderungen, zum Beispiel fällt die Verbindung des antiken Kampfes mit dem gegenwärtigen Leid der Bewohner von Satellite komplett weg.

Die Story wird bis auf die ersten Kapitel komplett vom stattfindenden Turnier eingenommen. Es beginnt allerdings recht normal, mit Fokus auf Strategie. Erst in der zweiten Runde mischen zunehmend Besitzer von Duel Dragons mit und die Duelle werden von sportlichen Wettkämpfen zu Auseinandersetzungen mit dem Bösen. Interessant ist auch die Entscheidung, die Duel Dragons, die den Signer-Drachen entsprchen, erst spät einzuführen, die im Anime von Anfang an dabei sind. Dadurch wirken sie aber auch viel mächtiger, zumal die Charaktere sie sich erst verdienen müssen statt sie einfach von Anfang an zu haben.

 
Sect wird vom Bösen beherrscht - Das böse, böse Monster

Was der Geschichte schadet ist, dass sie, nachdem alle Fakten enthüllt wurden, eben doch auf ein blatantes „Gut gegen Böse“ hinausläuft. Antagonisten stehen allesamt unter dem bösen Einfluss ihrer Duel Dragons oder – im Fall des Endgegners – des bösen Gottes. Es wird zwar gesagt, welche Gefühle der Charaktere das Einfallstor dafür boten, unter diesen Einfluss zu geraten, aber sie sind eben doch die „Bösen“ und es besteht zu keiner Zeit Zweifel daran, dass Yūsei immer derjenige ist, der das richtige tut. Außerdem ist es, wie schon im Anime, ein echter Spannungskiller, dass Yūsei einfach nicht verliert. Außer einmal ganz am Anfang, um die Motivation für seine Teilnahme am Turnier zu begründen, gewinnt er jedes Duell, egal wie übermächtig der Gegner auch erscheinen mag. Es ist daher auch schade, dass er, obwohl er immer von der Macht der Freundschaft redet, letztlich ganz alleine die Welt rettet – das ist hier sogar noch prägnanter als im Anime.

Inkonsequent ist beim Storywriting auch, dass Yūseis ursprüngliches Ziel – die Wiederherstellung seines Stolzes durch ein Re-Match mit Jack – in der Hauptstory überhaupt nicht mehr vorkommt und in ein Sonderkapitel am Ende des letzten Bandes geschoben wurde, obwohl es im Rahmen der Hauptstory den perfekten Zeitpunkt für ein Duell zwischen den beiden gegeben hätte.

Über die Charaktere

Wie schon beim Manga von GX werden die Anime-Charaktere recht frei interpretiert, im großen und Ganzen gibt es aber anders als bei GX bei den Hauptfiguren keine gravierenden Änderungen.

Yūsei ist im Manga genau so perfekt wie im Anime und als Charakter erschreckend blass. Sein Leben vor Beginn des ersten Kapitels ist quasi nicht existent, zumal der Manga all die Verbindungen zu anderen Charakteren (wie Jack, Crow und Kiryū) kappt, die im Anime existieren. Seine Hauptmotivation ist zu Anfang sein Stolz und später die Rettung von Sect, seinem Freund und Bewunderer. Die Geschichte versäumt es aber bis zur Auseinandersetzung der beiden kurz vor Ende, uns überhaupt darüber aufzuklären, was die Freundschaft zwischen den beiden ausmacht. Es ist zwar beeindruckend, mit welchem eisernen Willen sich Yūsei durch die Herausforderungen des Manga kämpft, aber er bietet dabei einfach keine Identifikationsfläche. Er ist noch mehr als im Anime der ultimative Supermann, der als erster nicht unter den bösen Einfluss eines Duel Dragons fällt - zudem kommt am Ende heraus, 

Spoiler
dass er die Wiedergeburt des Diak Um (Duell-Priester) ist, der vor 10.000 Jahren den ultimativen Gott versiegelt hat. Und sein Duel Dragon ist, wie auch erst im letzten Kapitel enthüllt wird, ein Tuner, damit er mit den anderen Drachen den ultimativen Drachen bilden kann.


Yūsei ist hard-boiled - Jacks Vergangenheit

Jack ist wie im Anime ziemlich simpel gestrickt. Seiner Vergangenheit wird aber auch ein ganzes Kapitel gewidmet, das deutlich macht, wo er herkommt. Interessanterweise ähnelt seine Vergangenheit der von Anime-Yūsei insofern, dass ein vermeintlicher Freund seinen Duel Dragon entwendet hat. Das ist Kiryū, der im Manga viel weniger psychopathisch ist als im Manga und von allen mit die nachvollziehbarsten Ziele hat. Allerdings bleibt er wenig mehr als der Erklärbär für die Story. Und auch bei Jack bleibt manches auf der Strecke, zum Beispiel sein Wunsch, den ultimativen Gott selbst zu kontrollieren, den er aus schwer nachvollziehbaren Gründen zurückstellt, als es soweit ist.

Aki ist ium Manga eine selbstbewusste Duellantin, anders als ihr von Selbsthass geplagtes Anime-Ich. Das macht sie allerdings auch weniger interessant – ihr fehlen Alleinstellungsmerkmale gegenüber Asuka aus GX, die auch schon selbstbewusst und hübsch war. Zudem scheidet sie schon ziemlich früh im Turnier aus, obwohl sie, wie sonst nur noch die weibliche Konkurrentin Sherry, übersinnliche Kräfte hat, die ihr erlauben ihre Karten zu erspüren ohne sie zu sehen. Im Ritual Godwins spielt sie später zwar noch eine Rolle, aber die besteht darin, ein Duell zu verlieren.

Die Zwillinge Luca und Lua sind im Manga am radikalsten verändert, nämlich ernst zu nehmende Gegner für Yūsei und richtige Psycho-Kinder. Bei ihnen hat man auch an der Vergangenheit gedreht: Sind sie im Anime Wohlstandswaisen, kommen sie im Manga von der Straße. Wer dafür anscheinend nicht von der Straße ist, ist Crow. Der hat seinen Charakter aus dem Anime behalten, ist aber ansonsten ein normaler Typ, der wie Jōno’uchi im Klassiker zum Turnier antritt, um vom Preisgeld die OP für ein jüngeres Geschwisterkind zu bezahlen. Damit wird er von den Einzelgängern Yūsei und Jack auch deutlich stärker abgesetzt als noch sein Anime-Gegenstück. Dafür bleibt völlig unklar, was es im Manga mit den für gerade Crows Design unabdingbaren Gesichtszeichnungen hat. Vielleicht sind sie hier nur ein modischer Trend, denn falls sie wie im Anime Stigmata für Verbrecher sind, fehlt sowohl bei Yūsei als auch bei Crow jeglicher Erklärungsansatz, weshalb sie diese bekommen haben könnten.

 
Psycho-Luca - Die Vergangenheit von Rex und Rudger

Erwähnenswert wäre noch Sect, der kleinwüchsige Bewunderer von Yūsei. Oder vielleicht auch nicht. Er existiert eigentlich nur, damit Yūsei eine Motivation hat. Seine Komplexe gegenüber Yūsei sind zwar durchaus nachvollziehbar, aber neben seinem Insekten-Tick seine einzige nennenswerte Eingeschaft.

Wie schon angedeutet spielen die Antagonistenrolle wie schon im Anime die Brüder Rex und Rudger Godwin. Sie verbindet eine gemeinsame Vergangenheit, die in einer antiken Kultur angesiedelt ist, wo sie seltsamerweise auch schon den Namen Godwin tragen (hätte man den Namen nicht wenigstens in die antike Fantasiesprache übersetzen können?). Bei ihnen kommt aber auch am stärksten das bei der Story erwähnte Problem zu tragen: In letzter Konsequenz sind sie nur Marionetten des Ultimativen Gotts, den das Ritual wiederbeleben soll. Gerade wo sich im Anime beide verzweifelt gegen ihr Schicksal auflehnten, ist das bedauernswert. Rudgers Rolle leidet außerdem darunter, dass seine Handlungen und sein später enthülltes Hauptziel sich zu widersprechen scheinen, zumal er dieses aus eigener Kraft nicht ansatzweise erreicht.

Der Manga von 5D’s konzentriert sich eindeutig stärker auf die Story als darauf, glaubwürdige Charaktere zu kreieren. Die Figuren sind genau so konzipiert, wie es für die gewünschte Storyentwicklung nötig war, bieten aber darüber hinaus wenig, was sie sympatisch und greifbar macht. Vielleicht hat der Autor einfach versucht, zu viele Charaktere des Anime auch im Manga vorkommen zu lassen (es gibt kaum jemanden, der ganz fehlt). Die Charaktere helfen also nicht über die Schwächen der Story hinweg.

Über die Duelle

In Puncto Duelle setzt sich der Manga an einigen Stellen vom Anime ab. Einer der ersten, die sichtbar werden, ist, dass nicht alle Decks auf Synchro ausgerichtet sind. Dass Yūsei sowie Jack und Crow Synchro benutzen wird als Besonderheit dargestellt, die die drei verbindet. Andere Duellanten setzen dagegen eher auf Monster mit bestimmten Effekten, Fusion oder auch Ritualbeschwörung. Die Taktiken sind gefühlt auch vielfältiger als im Anime - zumindest, bis die Hauptcharaktere alle Duel Dragons haben und dann ähnlich wie im Anime ihre ganze Strategie darauf aufbauen, diese zu beschwören und auf dem Feld zu halten.

Der zweite Unterscheid ist, dass alle Duelle Riding Duels sind. Das heißt hier, dass auch Aki sowie Luca und Lua Motorrad fahren, ganz egal ob die Kinder in einem realistischen Setting überhaupt einen Führerschein haben dürften. Aki duelliert sich meistens (außer bei ihrem ersten Auftritt) in ihrem normalen Serienoutfit, das mit seinem langen Rock und den hohen Schuhen zum Motorradfahren denkbar ungeeignet ist. Dazu kommt, dass man sich nur schwer vorstellen kann, wo die Figuren eigentlich mit ihren Motorrädern rum fahren – zu sehen sind meist nur Ausschnitte, und ab dem zweiten Abschnitt des Turniers sind definitiv keine asphaltierten Straßen mehr als Untergrund da, stattdessen eher antike Tempel voller Geröll. Was dagegen interessant ist, dass das Riding Duel hier als ein aus der Antike überliefertes Ritual dargestellt wird, das früher auf Pferden ausgetragen wurde. Das mag zunächst seltsam klingen, wirkt aber, wenn man an Ritterturniere denkt, gar nicht so unrealistisch.

 
Ein antikes Riding Duel - Der Effekt von Feel

Bei den Regeln der Riding Duels ist der Anime dann auch klarer als im Manga. Anstatt irgendwelche abstrakten Speedpunkte zu sammeln, werden mehr Merkmale eines Wettrennens mit eingebracht. Die Duelle des D1 Grand Prix kann man nämlich auch gewinnen, indem man zuerst durch die Ziellinie fährt, und wessen Motorrad kaputt ist, der hat automatisch verloren. Dazu kommt das Konzept des „Feel“, Schockwellen die durch die Hologramme mit hervorgerufen werden und einen Fahrer schon mal aus der Bahn werfen oder gar verletzen können. Es ist eine weitere strategische Komponente, denn wer dem Feel des Gegners nicht standhalten kann, verliert eher durch einen Defekt. Damit spielt aber leider auch Strategie nur noch eine untergeordnete Rolle, wichtiger scheint das Durchhalten der physischen Angriffe.

Die Duelle sind somit schon spannend, aber die Dynamik eines Motorradrennens lässt sich in gezeichneter Form einfach nicht so gut darstellen wie in animierter. Und durch das Einführen der Duel Dragons verlieren die Duelle strategisch an Vielfalt.

Fazit

Die Mangaversion von 5D’s ist solider geschrieben als der Anime, hat aber auch eine weniger innovative Story. Die Charaktere bleiben schwach, weil zu viel Fokus auf ihren Handlungen und zu wenig auf der Motivation dafür liegt. Er ist sicherlich kurzweilig und spannend, aber für sich genommen kein Meisterwerk.



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