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Einzelposting: Musstet ihr weinen ?


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Von:    Anotsu 12.03.2013 13:48
Betreff: Musstet ihr weinen ? [Antworten]
Erstmal: Natürlich stirbt Seta.
Und der Regisseur selbst hat betont, dass dies KEIN Anti-Kriegsfilm sein soll um die Schrecken des Krieges oder, dass es um das Handeln der Menschen in Kriegszeiten gehen soll. Vielmehr sollte dieser Film der damaligen (sehr aufmüpfigen) japanischen Jugend ein schlechtes Gewissen machen, und ihnen zeigen wie sehr ihre Alten damals leiden mussten und wie schwer sies hatten.
Wäre der Film so wie du ihn darstellst, hätte ich auch keine Probleme damit. Aber leider nimmt sich der Film jeglichen emotionalen Impact dadurch, dass er den Tod der beiden Hauptcharaktere schon im ersten Satz des Films spoilert. Das hat einfach mit der Erzähltechnik zu tun. Wenn ich nicht gewusst hätte, dass die beiden am Schluss sterben, dann hätten diese ganzen ruhigen Alltagsszenen vielleicht auch was gebracht und ich wär am Schluss trauriger gewesen als ichs war. Aber so wirkte es einfach nur erzwungen.

Außerdem hast du mich bei meiner Kritik an diesen Szenen glaub ich falsch verstanden. Ich wollte auf keinen Fall einen Actionfilm oder sonst was in die Richtung. Aber ruhige Szenen müssen auch irgendwie die Story vorantreiben oder den Charakteren mehr Tiefe geben. Aber mindestens 80% der Szenen zwischen Seta und Setsuna tun dies nicht sondern sollen einem nur vor Augen führen was für unschuldige, mitleiderregende Kinder das sind. Gerade auf Setas Stolz, der ihn davon abgehalten hat wieder zu seiner Tante zurückzugehen hätte man mehr eingehen sollen.
Fazit ist einfach, dass ich nicht so sehr mit Charakteren mitleiden kann, wenn mit nicht irgendwas an ihnen geboten wird. Und wenn mir dann noch von vornerein gesagt wird, dass die beiden eh sterben, und der komplette Film danach nur den Anschein erweckt Mitleid erzwingen zu wollen weil wir wissen wies ausgeht, dann klappt das mit der Anteilnahme einfach nicht so gut (und ich habs wirklich versucht)

Und mein Clannad Beispiel ist wirklich simpel. Die Geschichte funktioniert weil wir:

1) nicht wissen wie sie ausgeht
2) mit Tomoya als CHARAKTER mitfühlen können und nicht als austauschbare Figur wie "groper Bruder mit kleiner Schwester"

Clannad ist zwar hauptsächlich ein Dating-Game, aber die gesamte Story ist nichts anderes als Tomoya's Lebensgeschichte und wie ihn die verschiedenen Ereignisse, Erfahrungen und Personen die er trifft verändern.

*spoiler für die die das hier lesen und Clannad noch nicht gesehen haben*
Er startet als desillusionierter Rabauke der kein Ziel im Leben vor Augen hat, und dessen Verhältnis zu seinem Vater total kaputt ist. Er lernt Nagisa kennen und findet etwas das er tun kann, nämlich ihr helfen. Zuerst macht ers als Zeitvertreib, doch dann macht ers einfach weil er ihr wirklich helfen will. Im Gegenzug ist sie die erste die ihm hilft, indem sie ihn in ihre Familie aufnimmt und ihn emotional wieder aufbaut, und ihm aber auch gleichzeitig immer wieder einen Arschtritt verpasst was die Beziehung zu seinem Vater und seine schulische Laufbahn angeht. Dadurch entwickelt sich Tomoya nach und nach zu einem verantwortungsvollen guten Menschen. Nach Nagisas Tod bricht daher verständlicher Weise für ihn eine Welt zusammen und er fällt zurück in sein altes Ich, nur noch schlimmer. Als er dann Zeit mit Ushio verbringt und mit seiner Großmutter redet sieht er ein, welche Fehler er gemacht hat, und schließt Frieden mit Ushio und seinem Vater. Endlich ist er einigermaßen über Nagisas Tod hinweg und geht voll in seiner Vaterrolle auf und scheint inneren Frieden gefunden zu haben. Klar was dann kommt ist nochmal zusätzliches Drama, aber letztendlich endet es mit dem Happy End indem Tomoya an all diesen Erfahrungen gereift ist und ein vorbildlicher Vater, Ehemann und Mensch geworden ist.

DAS ist ein Character-Arc mit dem ich mitfiebern konnte.

In "Glühwürmchen" gibt es keinen Charakter-Arc. Wir wissen von vornerein was passieren wird, und nichts was der Film uns daraufhin zeigt, lässt Seta wie einen vielschichtigen Charakter wirken, der sich aufgrund der Ereignisse verändert.

Dafür dass ich jetzt wieder so viel geschrieben habe, muss ich trotzdem sagen: Ich kann nicht so gut mit Worten umgehen um zu beschreiben WAS ich an diesem Film nicht mochte. Aber sofort nachdem ich mit dem Film fertig war, hab ich ein Review im Internet gefunden (von online Reviewer Bennett the Sage), welches GENAU die Punkte kritisiert die auch mich gestört haben und noch weiter ins Detail gehen. Und ich bin weiß Gott nicht immer Bennetts Meinung. Wenn du Lust hast, kannst dus dir ja mal anschauen. Vielleicht kann Bennett meinen Standpunkt besser erklären, da dies wirklich das einzige Review von ihm ist (zumindest von einem Anime den ich auch kenne), indem ich zu 100% seiner Meinung bin.
https://www.youtube.com/watch?v=-TuvoRVR2FY

Andere Leute wie du haben vielleicht weniger Probleme bei diesem Film mitzufühlen und das ist ja auch verständlich (es IST ein trauriger Film), aber bei mir wars einfach nicht genug. Der Film hatte zu wenig Bezug zu den Charakteren, war zu offensichtlich in dem Mitleid das er für die beiden Charas erzwingen wollte, und hatte zumindest in den ersten 45 Minuten VIEL zu viele Filler-Szenen die einfach nur dazu da waren, zu zeigen wie die beiden sich im Alltag verhalten ohne, dass das irgendwie die Story vorangetrieben hat.
Wie gesagt ich hatte Tränen in den Augen bei Setsukos "Beerdigung" aber es gibt mindestens ein Dutzend Animes die mich mehr und richtig zum weinen gebracht haben.
Wäre die Anfangsszene die Schlussszene gewesen, hätte es vielleicht anders ausgesehen...

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