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Einzelposting: Wieso ein richtiger deutscher Manga undenkbar ist.


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Von:    klopfer 17.09.2015 19:51
Betreff: Wieso ein richtiger deutscher Manga unde... [Antworten]
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RanAkamatsu:
> Warum es so undenkbar ist, dass ein deutscher Manga zu großer Popularität kommt, ist der dass wir hier in Deutschland keine großartigen Zeichner haben. Zudem arbeiten die japanischen Zeichner in nem großen Team. Der deutsche jedoch Zeichner auf sich allein gestellt soweit ich weiß.

Nee, so ist das nicht. Japanische Zeichner haben zwar Assistenten (manche nur einen, manche 2 oder 3 usw.), aber das ist nicht unbedingt der Knackpunkt, da die Assistenten ja nicht Story und Aussehen bestimmen. Die malen halt Schwarzflächen aus, machen Hintergründe und rastern, aber das sind alles eher Fleißarbeiten, die das Abliefern beschleunigen sollen für die Magazinproduktion.

Die Sache ist schlicht und einfach die, dass es in Deutschland für die meisten nicht möglich ist, vom Comiczeichnen zu leben, weil es viel zu wenig (zahlende) Leser gibt. Wer kann sich schon leisten, ausdauernd Comics zu zeichnen, wenn er ständig anderweitig arbeiten muss, um seine Miete zahlen zu können?
Dass deutsche Zeichner künstlerisch weniger drauf hätten, glaube ich auch nicht. Es gibt jede Menge japanischer Mangas (die auch relativ beliebt sind), die tw. aussehen wie mundgemalt, da kriegen viele deutsche Zeichner besseres hin. Und auch die Eigenständigkeit des Stils ist kein Kriterium, wer mal japanische Manga-Magazine durchblättert, wird schnell merken, dass gewisse Stile gerade Mode sind und sich viele Zeichner da nur marginal unterscheiden. (Eine Zeit lang hat gefühlt jede zweite Shojo-Mangaka gemalt wie Arina Tanemura.)

Ich bin mit mehreren Zeichnerinnen befreundet, die in Deutschland bei großen Verlagen Mangas veröffentlicht haben, und die meisten von denen haben entweder keine Zeit, um professionell weiter zu zeichnen (weil sie sich um ihre berufliche Zukunft kümmern müssen), oder haben Mangas abgebrochen, weil sich die Arbeit daran finanziell nicht lohnt und sie mit Illustrationen z.B. für Computerspiele oder Werbezwecke besser verdienen. Bei einem 192-Seiten-Manga liegt das Honorar, wenn man es auf die Arbeitszeit umrechnet, im Bereich von einem Euro pro Stunde. Wenn man für eine Illustration, an der man zwei Tage arbeitet, hingegen mehrere hundert Euro verdient, kann wohl jeder nachvollziehen, dass man die Prioritäten anders setzt. Nun können die Verlage aber auch nicht mehr zahlen, weil sie das Honorar sonst nie wieder reinholen würden (was schon bei den jetzigen Honoraren selten passiert), da zu wenig Leute die Mangas kaufen. Im Prinzip sind schon die normalen Verkaufszahlen japanischer Mangas im deutschsprachigen Raum total gering, gemessen an der Bevölkerungszahl.
Zuletzt geändert: 17.09.2015 19:52:38

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