Zum Inhalt der Seite

Einzelposting: Deutsche Shounen-Zeichner am arsch??!! Warum denn??!!


Links hierher: http://www.animexx.de/forum/thread_5372423/-1/13145441074948/
http://desu.de/N3OPT0P




Von:    Teilzeitheldin 28.08.2011 17:08
Betreff: Deutsche Shounen-Zeichner am arsch??!! W... [Antworten]
Avatar
 
Also mal zu der Namen im Comic-Geschichte:

Grundsätzlich kann man sagen, dass es zwei Beweggründe gibt, sich für einen bestimmten Namen für ne Comicfigur zu entscheiden:
Bedeutung und Klang.

Über den Namen der Figur erhält der Leser ne Menge Informationen: Man kann das Alter und die Herkunft abschätzen beispielsweise. Unter "Gertrud" stellt man sich vielleicht ne bingoverrückt Omi vor und "Justin" wäre entweder ein völlig normaler Teenie in Amerika - oder im heimischen Umfeld vielleicht die Brut von prätentiösen Unterschichteltern (ist natürlich totales Klischeedenken, aber so ticken Menschen nun mal. Nicht umsonst zeigt ne Studie, dass Justins und Kevins durchschnittlich von ihren Lehrern schlechter benotet werden als Alexanders oder Christians)

Als Autor weiß man also, dass der Name der Figur mit zum Design gehört. Und das Design der Figur muss dem Design und Konzept der Geschichte angepasst sein.
Also ist es total unangebracht einfach zu argumentieren, dass Son Goku nich halb so stylisch wäre, wenn er Markus hieße - weil sich das nicht einfach so übertragen lässt.

Das Coole an heimischen Namen ist, dass man mit Klang UND Bedeutung besser spielen kann: Die meisten Mangaleser achten scheinbar mehr auf Klang - denn die differenzierten Wortspiele japanischer Autoren erschließen sich den meisten erst durch Recherche.
Ich hatte mal ne Figur, die sich Elle nannte - ein kurzer, moderner, femininer Name - die aber eigentlich, wie im Laufe der Geschichte herauskam, Ellenor hieß. Was dann wieder etwas altmodisch und hausbacken klingt. Ne aktuelle Figur von mir heißt Sidonie - ein asbachuralter Name, der aber ziemlich selten ist und mit vielen Vokalen einen melodischen Klang hat. Der Name wirkt exzentrisch - wie die Figur.

Wenn man mit heimischen Namen arbeitet, kann man aber auch bewußt in die entgegengesetzte Richtung gehen und auf Understatement setzen. Eins der besten Beispiele ist vielleicht Harry Potter. So ziemlich alle Figuren haben total außergewöhnliche, seltene und ausgefallene Namen. Oft auch mit mystischem Bezug. Und die Hauptfigur trägt so einen "Allerweltsnamen". Das ist an sich schon ziemlich ironisch. Und wirkt ganz gut in solchen Urban Fantasy Geschichten - bzw. setzt nen schönen Kontrast zur High Fantasy, wo elends viele Galadriels herumwuseln.

Wenn man wirklich nur auf Klang setzt und kategorisch sagt, dass japanische Namen stylisch wirken und deutsche generell uncool - dann hat man vielleicht einfach nicht genug Fantasie. Deutsche Namen sind nicht gleich pure Langeweile oder purer Alltag. Und nur weil etwas japanisch ist, ist es nicht gleich außergewöhnlich. Ne Yukino klingt vielleicht für uns stylisch - aber in Japan wär das ne Lisa. Oder so.
Und noch n Vorteil sind halt die sprechenden Namen - wobei ich selbst da nicht so'n Fan bin, weil ichs eher subtil mag. Trotzdem kann man einfach mit Klang- und Bedeutungsebene arbeiten. Das is schon 'n richtig großer Vorteil.

Einfach zu sagen "Ich zeichne Manga - ich nenn jetzt meinen Hauptchara mal "Schnee" auf japanisch!" - find ich total einfallslos.

Zurück zum Thread