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My Passion

von

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Lonely

Ich stand im Schnee. Die Tränen rannen mir die Wangen hinunter. Auf dem Stein vor mir stand:
 

Chiaki Nagoya

*1988

†2027

Chiaki war nun schon seit knapp zwei Wochen tot. Sein Grab war mit Blumen geschmückt die allerdings mit Schnee bedeckt waren. Wie konntest du mir das antun? Wie kannst du jetzt von mir gehen? Mich in meiner schwersten Zeit allein lassen. Wie kannst du nur.

Ich brach nicht zusammen wie ich es gerne getan hätte. Ich blieb aufrecht stehen und kämpfte gegen den großen Schwall von Tränen an. Ich durfte jetzt nicht hysterisch werden. Meine Gedanken waren zwar bei ihm, aber ich musste mich jetzt darauf konzentrieren, dass ich Natsuki wieder fand.

„Frau Nagoya?“

Ich drehte mich um. Knapp zwei Meter von mir entfernt stand ein Mann in einem langen Mantel.

„Ja die bin ich.“, sagte ich und wischte mir hastig die Tränen aus dem Gesicht.

„Ich bin von der Polizei.“, sagte der Mann und sah mir tief in die Augen.

„Haben Sie meine Tochter gefunden?“

„Ja und nein.“

„Was soll das heißen?“, sagte ich und die Angst vor dem Schlimmsten machte sich in mir breit.

„Wir haben nicht sie gefunden. Nur eine Nachricht und ein paar Geschenke von ihr.“, sagte der Polizist. Er klang säuerlich und etwas steif.

Ich runzelte die Stirn.

„Auf einer Lichtung im Wald fanden wir eine Nachricht von ihr. In einen Stein gemeißelt.“

„Was steht drauf?“, fragte ich hastig und kam einen Schritt näher.

„Darauf stand, dass sie bald nach Hause kommen würde.“

In meinem Herzen explodierte eine Bombe die den festgewachsenen Stein von meinem Herzen fallen ließ.

„Das ist aber noch nicht alles. Die Geschenke die sie hinterlassen hat sind…“ Er brach mitten im Satz ab und blickte an mir vorbei auf Chiakis Grab.

„Ja?“

„Es war meine Einsatztruppe die nach ihr gesucht hatte.“

„Wie bitte? Was soll das heißen?“

„Sechs Männer. Alle tot.“

Ich riss die Augen auf und hielt die Hände vor den Mund. Das konnte nicht sein. Ich schüttelte hastig mit dem Kopf. „Das kann nicht Natsuki gewesen sein.“

„Es muss Natsuki gewesen sein. Sie hat allerdings sehr komisch unterschrieben. Erst schrieb sie Natsuki doch wischte es wieder weg. Unsere Analytiker haben es gerade erst freilegen können. Den Namen den sie dort hingeschrieben hatte war ein andere.“

„Und welcher?“

„Sagt Ihnen der Name Fynn etwas?“

Ich taumelte als hätte man mir ins Gesicht geschlagen. Meine Augen füllten sich mit Tränen. Natsuki hatte sechs Männer getötet. Aber wie?

„Es ist trotzdem irgendwie unmöglich.“, sagte ich Gedankenversunken.

„Naja. Wenn Ihnen noch etwas einfällt. Die Nummer haben Sie ja noch.“ Er berührte kurz seinen Hut und ging dann den Friedhofsweg entlang zum Ausgang. Ich stand da, immer noch wie gebannt. Natsuki soll sechs Männer getötet haben? Ich redete mir ein, dass das nicht sein konnte und machte mich auf den Weg nach Hause und vergaß in meinen Gedanken sogar mich von Chiaki zu verabschieden. Ich hatte keine Ahnung was das für eine Auswirkung auf meine Gefühle haben würde.
 

Als ich zuhause war legte ich den Schlüssel auf den Schrank im Flur und ging ins Wohnzimmer. Ich stand in diesem leeren Raum. Alle waren weg. Man hatte mich allein gelassen. Allein mit diesen Qualen und Schmerzen. Ich fiel auf die Couch und dachte nach. Über Chiaki, Natsuki und … es wunderte mich auch. Ich dachte über Makoto nach. Über den Ausrutscher mit ihm und das Gefühl wenn ich in seiner Nähe war. Ich dachte lange an ihn und über meine Gefühle zu ihm. Ich redete mir ein, dass ich mich nicht in ihn verliebt habe. Er war tabu. Ob Chiaki lebte oder nicht war dabei völlig unwichtig. Als ich die Nachricht über seinen Tod erhalten hatte, hatte ich mir geschworen mich nie wieder zu verlieben. Und das schloss auch Makoto ein. Außerdem war das unwichtig. Ich musste sowieso nicht mehr ins Krankenhaus. Da Chiaki jetzt tot war gab es keinen Grund zurückzukehren. Du liebst Makoto nicht. Es war ein Ausrutscher. Für dich gibt es niemand anderen als Chiaki. Er war schon immer deine große Liebe und er wird es auch bleiben. Du wirst dich jetzt nicht davon abbringen lassen.

„Ist das so?“, fragte eine Stimme hinter mir.

Ich drehte mich auf der Couch auf den Rücken und erschrak. Dort stand Natsuki. Mit zerrissenem Oberteil. Sie war dreckig und hatte unzählige Kratzer im Gesicht. Ich sprang auf.

„Natsuki!!“ Ich rannte ihr in die Arme und drückte sie an mich. Die Tränen rannen mir die Wangen herunter.

„Lass mich los.“, sagte Natsuki kalt.

Ich erstarrte zu einer Salzsäule. „Wa… was?“

„Ich sagte, lass mich los.“

Ich trat einen Schritt zurück. Natsukis Augen glühten und strahlten dennoch eine Kälte aus die mir eine Gänsehaut bereitete.

„Was ist denn los mein Schatz?“, fragte ich verwirrt.

„Du hast Papa fallen lassen wie ein Stück DRECK!“

Ich wich erschrocken zurück. Natsuki war so aufbrausend, dass man ihre Wut schon spüren konnte.

„Er ist noch nicht ganz tot machst du dich an andere ran. Und dann ist er tot und du denkst gar nicht mehr an ihn, sondern an diesen anderen. Glaubst du das hat er verdient?“

Es war wie ein Schlag ins Gesicht. Diese Sätze, und gerade aus Natsukis Mund, waren verwirrend direkt und trafen den Nagel auf den Kopf.

Ich blickte zu Boden.

„Was ist los? Schämst du dich? Verachtest du dich? Ich tue es. Ich hasse dich.“

Ich blickte in die kalten Augen die mich anstarrten. Das schlimme war, dass Natsuki Recht hatte.

Woher wusste sie eigentlich, dass es einen anderen gab. Sie kam auf mich zu und blieb ganz nahe vor mir stehen. „Liebst du Chiaki eigentlich noch?“, fragte sie. „Und denk nicht einmal daran zu lügen.“

Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Natürlich liebte ich Chiaki noch, aber Makoto schwirrte mir andauernd durch den Kopf. Ich war ratlos was ich sagen sollte. Also nickte ich nur kaum merklich. Die Tränen rannen mir übers Gesicht.

„Was ist los? Weinst du, weil du weißt das du Chiaki verraten und verkauft hast?“

„Verkauft an wen?“ Meine Stimme zitterte unter den Tränen die meine Wangen hinunterliefen und auf den Laminat tropften.

„An den Tod höchstpersönlich.“, sagte Natsuki und starrte mich wütend an.

Ich starrte sie ungläubig an. Ihre Augen spürten Funken des Zorns und des Hasses.

„Ich werde dich jetzt deine eigene Medizin schlucken lassen.“, sagte Natsuki.

„Wie darf ich das verstehen?“

„Du hast Chiaki sterben lassen. Und jetzt lasse ich dich sterben.“

Ich war wie erstarrt. Natsuki kam mit langsamen Schritten auf mich zu. Ihre Augen glühten rot auf und ihre Aura veränderte sich. Die Hitze die sie ausstrahlte war beängstigend.

„Was… wer bist du?“

„Ich bin Natsuki. Was denkst du denn?“

„Du kannst nicht Natsuki sein. Natsuki ist ganz anders als du. Viel einfühlender.“

Natsuki lachte. Es war ein hohes kaltes Lachen und war völlig untypisch für Natsuki. Außerdem war dieser Person der Mord an sechs Männern zuzutrauen. Natsuki nicht. Mein Blick und meine Körperhaltung wurden fester.

„Du bist es nicht.“, sagte ich mit fester Stimme.

Sie blieb stehen und starrte mich an. Sie lächelte. Es war ein todbringendes Lächeln.

„Na wenn das so ist muss ich mich ja nicht mehr verstecken.“

Natsuki ließ eine Druckwelle los. Ich schrie auf als ich mit der Hüfte gegen den Schrank flog und auf den Boden fiel.

„Wer bist du?“

„Denk doch mal nach. Was hat dir der Polizist an Chiakis Grab gesagt wie auf diesem Felsen unterschrieben wurde?“

Ich hob ab und flog gegen die Wand. Die Knochen knackten nur so. Ich stand auf und meine Beine zitterten. Natsuki stockte.

"Fynn.", flüsterte ich mit Tränen in den Augen. Unter allergrößter Kraftanstrengung kam ich wieder auf die Beine.

„Du stehst immer noch auf?“ Sie klang ungläubig.

„Wo ist Natsuki? Was willst du von mir?“

„Sie ist weg. Sie ist bei Chiaki. Sie ist tot.“

In meiner Seele explodierte die tickende Zeitbombe. Ich war bewegungsunfähig. Die Tränen rannen mir die Wangen hinunter. Natsuki war tot. Chiaki war tot. Ich war wieder mal ganz allein auf der Welt. Ich wurde wieder gegen die Wand geschleudert. Dieses Mal fehlte mir die Kraft um noch einmal aufzustehen. Ich blieb auf der Couch liegen und weinte um Natsuki und Chiaki.

„Und jetzt das Meisterstück.“, sagte Natsuki und ihre Hand verwandelte sich in ein am Körper festgewachsenes Schwert. Sie holte aus und stach zu. Ich schloss die Augen und wartete auf den Tod.
 

Fynn stockte. Das konnte einfach nicht sein. Sie blickte an sich herunter und erblickte eine Hand die aus ihrer Brust ragte. Sie schrie auf und verschwand in einem Wirbel aus Staub.
 

Als ich die Augen wieder öffnete stand nicht Natsuki, sondern Izumi vor mir.

„Was ist passiert? Wo bin ich?“

Die Umgebung war völlig anders. Ich lag in einem weißen Bett und trug ein Nachthemd. Izumi hielt den Finger vor die Lippen.

„Du hast viel durchgemacht. Ruh dich aus.“

Ich setzte mich auf und bemerkte einen stechenden Schmerz in der Brust. Ich kniff die Augen zu vor Schmerz.

„Ich sagte doch ruh dich aus.“, sagte Izumi. „Du hast einige gebrochene Rippen. Du musst dich erst einmal ausruhen bevor er kommt um dich zu heilen.“

„Wer?“

„Gott. Er kommt hier her um dich zu heilen. Rill konnte es nicht. Den negativen Energien die von den Verletzungen ausgeht konnte er nicht standhalten. Er liegt im Zimmer nebenan. Gott ist gerade bei ihm um ihn zu retten. Dann kommt er her. Dann muss ich das Zimmer verlassen. Aber keine Sorge. Es wird nichts passieren. Es wird dir nichts passieren.“

Ich schluckte schwer und nickte.

„Was ist passiert?“

„Als ich ankam lagst du auf der Couch und der Dämon stand über dir und wollte dich töten. Ich habe ihn beseitigt.“ Er zeigte eine bandagierte Hand. „Meine Verletzungen kann Gott nicht heilen. Ich bin ein Todesengel. Der einzige der mir helfen könnte ist Sheldon. Und zu ihm geh ich nur über meine Leiche.“ Er lächelte. „Kleines Wortspiel.“

„Und ich bin im Himmel?“

„So ist es.“

Die Türe quietschte. Izumi sah sich über die Schulter. „Ich muss jetzt gehen.“

Er wandte sich um und lief an jemandem vorbei der an der Türe stand. Als Izumi weg war kam er hinein.

„Marron. Ich wünschte es gäbe ein erfreulicheres Ereignis was dich herbringt. Aber es soll wohl nicht sein.“

„Du siehst ganz anders aus als bei der letzten Begegnung.“

„Das liegt daran das ich das Schloss verlassen habe. Dann muss ich eine Gestalt annehmen. Es kostet zwar einen erheblichen Energieaufwand aber das ist jetzt unwichtig.“

Er sah vollkommen anders aus. Er sah aus wie ein junger Mann. Seine Haare waren kurz geschnitten und sauber. Er war schmächtig und klein doch aus seinen weißen Augen kam eine Wärme und Geborgenheit, die mich beruhigte. Er sah aus wie ein ausgelaugter Mensch dem langsam die Kräfte verließen.

„Ich weiß ich sehe schlimm aus. Und das täuscht nicht. Es geht mir zurzeit wirklich nicht so gut. Alles geht drunter und drüber. Aber dazu später mehr jetzt werde ich dich erst einmal heilen.“

Er legte seine Hände auf meinen Bauch. Es war ein wunderbares Gefühl. Als würde eine wohltuende Energie durch meinen Körper fließen. Doch dieses Gefühl war im Bruchteil einer Sekunde wieder verschwunden. Gott nahm die Hände wieder weg und wankte etwas.

„Was ist los?“, rief ich und setzte mich schnell auf. Es war mir egal ob es wehtat oder nicht. Ich wollte ihm helfen. Ich bereitete mich auf den Schmerz vor doch dieser blieb komischerweise aus. Ich sprang auf und hechtete zu Gott der bereits auf dem Boden saß und schwer atmete.

„Ist schon gut.“, beschwichtigte er mich und stand wieder auf. Er sah aus als würde er gleich zusammenbrechen. Ich machte mir tierische Sorgen um ihn.

„Ich werde wieder auf die Beine kommen.“, sagte er und atmete schwer als er langsam wieder aufstand. Seine Beine zitterten. „Es ist zurzeit viel negative Energie unterwegs. Der böse König plant etwas Großes und ich bin wieder ein Mal das Ziel. Dieses Mal schwächt er mich sehr und ich weiß nicht was ich tun soll, weil ich einfach nicht weiß was wirklich los ist. Er ist stärker geworden. Zu stark.“

Gott ging zur Türe und drehte sich zu mir um. „Komm es gibt einige Dinge zu bereden. Und es gibt zwei Engel die uns dabei sehr helfen können zu verstehen. Wir gehen ins Schloss. Sie warten schon auf dich.“

„Wer wartet auf mich?“, fragte ich neugierig.

„Du wirst schon sehen. Und jetzt folge mir bitte.“
 

Im Schloss angekommen machte ich wie immer große Augen. Das Foyer war prachtvoll geschmückt und alles sah so aus als wenn nichts passiert wäre. An der großen Türe die zum Herzen des Schlosses führte standen zwei Engel Wache. Sie sahen allerdings keineswegs wie Wachen aus, sondern wie die Begrüßung eines jeden Wesens das durch diese Türe ging.

„Du wirst dich freuen sie wieder zu sehen.“, sagte Gott auf dem Weg zu eben dieser Türe.

„Etwa Mitsuki und Takuto?“, fragte ich ungläubig.

Gott nickte. „Wenn der Grund dieses Wiedersehens ein schönerer wäre.“, seufzte er.

Die Engel öffneten die Türe und lächelten mich einladend an. Ich fand es schön wieder hier zu sein, obgleich der Grund nicht hocherfreulich, sondern eher traurig und keineswegs feierlich war. Hinter Gott, der nach mir eingetreten war, schloss sich die Türe wieder. Es war allerdings kein lauter Knall wie man es sonst von großen, schweren Türen gewohnt war. Nein, es war ein leiser sanfter Ton den das Klicken des Türschlosses von sich gab.
 

Mitsuki sah auf und strahlte als sie sah wer gerade auf dem Weg zu ihnen war.

„Takuto, steh auf.“, sagte sie und rüttelte ihn, der in Gottes Thron eingeschlafen war, wach. Als Gott das sah musste er lachen.

„Du brauchst nicht aufstehen, Takuto. Ich kann im Moment sowieso nicht sitzen.“

„Marron!“, strahlte Mitsuki und sprang mir in die Arme. „Wie geht es dir? Geht es dir gut? Bist du verletzt?“

„Nein, nein es geht mir gut.“, sagte ich beschwichtigend und lächelte Mitsuki an.

„Du wirst aber auch nicht größer.“, lachte ich und Mitsuki zog eine Schnute. Ihr Ärger war aber so schnell wieder verschwunden wie er gekommen war.

„Wenn man tot ist wächst man halt nicht mehr. So ist das nun einmal.“

„Und du bist dir sicher, dass es dir gut geht?“, fragte Takuto und sah mich mit wachsamen Augen an.

„Ja es geht mir gut.“, sagte ich und drehte mich zum Beweis im Kreis.

„Ich meinte eigentlich ob es dir seelisch gut geht.“, hakte Takuto nach.

Ich schwieg.

„Ich kann dich verstehen.“, sagte Takuto und stand auf. „Chiaki tot. Natsuki tot. Das muss ein schwerer Schlag sein. Aber es gibt Hoffnung.“

Ich sah ihm direkt in die Augen. „Und welche? Wo gibt es noch Hoffnung? Das sie wiederkommen? Die gibt es nicht. Sie sind tot und werden nie wieder kommen.“, sagte ich und die Tränen rannen mir wieder über die Wangen.

„Die Wahrheit ist, dass sie gar nicht tot sind. Zumindest habe ich die Vermutung.“

„Wie kann das sein.“, schaltete sich Gott nun ein. „Wie ist das möglich, dass sie noch leben.“

„Zum einen, weil du gesagt hast, dass Chiaki und Natsuki beide einen Platz im Himmel sicher haben. Trotzdem ist niemand hier angekommen. Da liegt es doch auf das Hand, dass sie möglicherweise gar nicht tot sind.“

„Und was ist deine Theorie?“, fragte Gott. Man merkte, dass er keine Ahnung hatte was in Takutos Kopf vorging.

„Ich glaube, dass Chiaki und Natsuki weder im Himmel, noch in der Hölle sind. Und da sie nicht auf der Erde sind gibt es im Grunde nur noch einen Ort wo sie sein könnten.“

„Das glaube ich nicht!“, sagte Gott und schlug die Handfläche gegen die Stirn.

„Was denn? Wo sind sie?“, rief ich und blickte zwischen Takuto und Gott hin und her.

„Wenn meine Theorie stimmt dann sind sie...“, begann Takuto.

„Im Schloss des Bösen Königs.“, schloss Gott mit einem ängstlichen Unterton.

Mitsuki sah mich mitleidig an.

„Ich konnte es zu erst auch nicht glauben, aber es klingt alles logisch und passt nahtlos zusammen.“

Meine Augen füllten sich mit Tränen.

„Keine Sorge, Marron. Ich gehe fest davon aus, dass er sie hat leben lassen. Sonst sind sie für ihn nicht mehr von Nutzen.“, rief Gott aus.

„Wenn dann soll sie die ganze Wahrheit erfahren.“, flüsterte Takuto und starrte ins Leere.

Ich sah ihn fragend an als meine Tränen immer weiter unaufhaltsam die Wangen hinunter liefen.

„Der Böse König tut alles um dich zu verletzten. Da er es das letzte Mal nicht geschafft hat dir die Kraft in deiner Seele zu nehmen versucht er es erneut. Und ich glaube er geht jeden Weg um dieses Ziel zu erreichen.“

„Du glaubst also...?“, fragte ich mit tränenerstickter Stimme.

„Ja, ich glaube, dass alle beide schon längst tot sind.“

„Jetzt irrst du dich Takuto.“, flüsterte Gott.

„Wie darf ich das verstehen?“

„Ich glaube viel eher, dass Mephisto die beiden vor Marrons Augen töten würde.“

„Wer ist Mephisto?“, rief Mitsuki nun in die Menge. Die Wachen am Tor schauten böse drein.

„Nicht so laut.“, sagte Gott. „Alle hier im Himmel denken, dass der Teufel, der den Namen Mephisto trägt, schon lange verschwunden ist. Schon vor über hundert Jahren habe ich ihnen mitgeteilt das Mephisto verschwunden ist.“

„Und wer ist dann der böse König?“

„Der böse König ist eine Kreatur aus der Hölle die die Macht an sich reißen will. Zumindest glauben das alle. Nur ein kleiner Kreis kennt die Wahrheit. Mephisto ist nicht verschwunden. Mephisto lebt. Und er hat Chiaki und Natsuki.“
 

„Papa?“

„Ja, Natsuki? Ich bin hier im Wohnzimmer.“

Natsuki kam ins Wohnzimmer und sah einen sehr nachdenklichen Chiaki auf dem Sofa sitzen.

„Das ist ganz bestimmt nicht unser zuhause. Mein Zimmer ist total aufgeräumt.“

„Sieh dich mal im ganzen Haus um. Hier ist alles tiptop aufgeräumt. Das wir hier nicht zuhause sind ist sonnenklar. Die Frage ist wie wir hier herauskommen. Die Wohnungstüre ist abgesperrt. Wir sind praktisch eingesperrt. Eingesperrt in einer Illusion.“

„Wer tut sowas?“

Chiaki stockte. Wenn er Natsuki jetzt erzählte warum das hier alles geschah und wer es angezettelt hatte würde sie denken er sei verrückt. Marron und er hatten schon vor ein paar Jahren beschlossen, dass sie es Natsuki nicht erzählen würden ehe Natsuki nicht alt genug wäre. Und in ihrer derzeitigen Lage würde sie ihren Vater für vollkommen verrückt halten.

„Nun sag schon, Papa. Ich sehe dir an das du es weißt.“

„Ich habe keine Ahnung.“

Eiskalt angelogen. Er hatte seine Tochter eiskalt belogen. Und das obwohl er sich bei ihrer Geburt geschworen hatte das er sie niemals anlügen würde.

„Papa, ich bin fünfzehn und weiß Gott nicht dumm. Ich seh’ doch das du lügst.“

„Wenn ich es dir erzählen würde, würdest du es sowieso nicht verstehen.“

„Woher willst du das wissen?“, sagte Natsuki und man konnte deutlich hören wie sie zunehmend böse wurde.

„Weil ich es einfach weiß.“

„Wie willst du es wissen wenn du meine Reaktion gar nicht kennst. Und meine Reaktion ist, wie du und Mama immer diskutiert habt, schwer zu erkennen weil ich gerade eine schwierige Phase durchmache.“

Chiaki starrte sie an und war sichtlich verblüfft.

„Papa, ich bin in einer schwierigen Phase das kann gut sein, aber ich bin nicht blöd.“

Chiaki atmete tief durch. In seinem Kopf arbeiteten alle Räder, alles war schon seit Stunden in Betrieb.

„Gut. Aber ich kann dir jetzt schon versprechen, dass alles irgendwie komisch erscheinen könnte. Und das du mir vielleicht nicht glaubst. Aber ich kann dir mit Bestimmtheit sagen, dass all das die Wahrheit ist.“

Natsuki nickte und ließ sich neben Chiaki auf dem Sofa nieder. „Schieß los.“

„Zu allererst würde ich gern erfahren ob du weißt wer Jeanne d’Arc ist.“

Natsuki hob die Augenbrauen. „Ich weiß zwar nicht was die französische Nationalheldin des 15. Jahrhunderts damit zu tun hat aber bitte. Ja ich weiß wer sie ist.“

Chiaki nickte. „Gut. Dein Mutter ist ihre Reinkarnation.“

Natsuki lachte. Sie lachte aus vollem Halse. „Tut mir Leid, Papa. Ich glaube nicht an Wiedergeburt.“

„Hör einfach weiter zu.“, sagte Chiaki und zog die Brauen ein wenig zusammen. „Deine Mutter traf einen Grundengel namens Fynn Fish. Fynn meinte, dass Marron ein Drittel von Gottes Kraft in sich trage. Diese Kraft gäbe ihr als Jungfrau die Gabe Dämonen die sich in Gegenständen befanden zu bannen.“

„Wo kamen diese Dämonen her?“

„Sie wurden vom Bösen König ausgesandt.“

„Mephisto?“

Chiaki nickte. Ihm und auch Natsuki war es bewusst, dass der Teufel gemeint war.

„Marron bannte als Reinkarnation die Dämonen die die Menschen befielen. Die Menschen wurden geheilt und waren wie vorher. Selbst dein Großvater war davon befallen.

Mephisto befahl den Dämonen Marron zu vernichten. Sie sollte sterben, damit sich die Macht Gottes von ihr löste. Mephisto wollte diese Kraft haben um Gott zu verletzten um ihn dann letzten Endes zu vernichten. Die Dämonen schafften es aber nie deine Mutter zu töten also wollte der Teufel Marrons Seele verletzten damit die Kraft verschwindet.“

„Hat aber auch nicht geklappt, stimmt?“

Chiaki nickte. „Und aus diesem Grund sind wir hier. Ich glaube wir sind hier gefangen damit deine Mutter denkt wir hätten sie verlassen oder wären tot oder weiß ich was. Damit sie verletzt ist und die Kraft erlischt.“

Natsuki sah ihren Vater schief an. „Und du glaubst jetzt ich würde dich für vollkommen durchgedreht halten?“

Chiaki nickte und sah zu Boden.

„Ich glaube dir, Papa. Auch wenn es mir schwer fällt. Mit Gott, dem Teufel, Dämonen und Wiedergeburt.“

Chiaki war baff. Er glaubte ehrlich gesagt, dass Natsuki ihn für vollkommen übergeschnappt halten würde. Ihre Reaktion kam so unerwartet und war eine so gute Nachricht, dass es ihm nicht mehr so schwer fiel über ihre Flucht nachzudenken.
 

„Ich werde dich jetzt wieder zurückschicken. Wir müssen uns erst einmal Gedanken machen wie wir Natsuki und Chiaki zurückholen. Ich werde wohl oder übel mit Mephisto in Kontakt treten müssen.“, sagte Gott und blickte mich mitleidig an. „Takuto und Mitsuki werden dich zum Himmelstor begleiten.“

„Ich hätte eine Bitte.“, sagte ich und blickte Gott fest in die Augen.

„Ich hoffe sie ist erfüllbar.“

„Könntest du Mitsuki und Takuto ihre menschliche Hülle wiedergeben. Dort unten auf der Erde bin ich jetzt vollkommen alleine. Ich brauche die beiden.“

Gott sah etwas nachdenklich drein. „Normalerweise ist das verboten. Ich darf niemanden vor seiner Wiedergeburt auf die Erde schicken. Der ganze Himmelsrat würde sich darüber aufregen. Trotzdem werde ich sehen was sich machen lässt. Geh du erst einmal zurück. Ich werde es schon irgendwie hinbekommen das die beiden nachkommen können.“

Ich nickte und lief mit langsamen Schritten zum Tor.



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