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Embrace me, demon

How can you keep me in chains?
von

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aDDITIOn

Außerhalb von Zeit und Regeln. Das Schönste, was einem Menschen widerfahren kann. Ohne die Zeit kommt der Tod nicht näher und ohne Regeln kann man tun und lassen, was einem in den Sinn kommt. Ist man alleine, so läuft man Gefahr verrückt zu werden. Hat man jemanden, der das selbe Schicksal teilt, so ist das ein Geschenk.

Die schmale Figur Victorias zierte das Dach eines Hochhauses und ihr langes Haar flatterte im kühlen Wind. Es erschien eine zweite, männliche, Gestalt, die sich ihr näherte. Adrians Arme schlangen sich von hinten um die Taille der Frau er und hatte wie das erste Mal das Gefühl, sie könnte zerbrechen oder wie Sand durch seine Finger rinnen. Augenblicklich wandte sie sich zu ihm um und betrachtete ihn so lange und eingehend, als hätte sie ihn noch nie getroffen und müsste sich an ihm satt sehen.

„Wieso ... kommen mir jede fünf Minuten deiner Abwesenheit wie eine Ewigkeit vor?“, flüsterte sie, obwohl sie selbst die Antwort besser als jeder andere kannte. Wenn man anders ist, fühlt man sich einsam auch in einer riesigen Menschenmasse. Findet man jemanden der eigenen Art, verfliegt die Einsamkeit, auch wenn die Verbindung nicht von außen erkennbar ist. Eine Steigerung ist es, wenn man mit dieser Person seelenverwandt zu sein scheint. Diese Person ist wie ein Puzzleteil, das irgendwann vor der Geburt von der eigenen Seele getrennt und in einen anderen Körper gesperrt wurde. Wenn man eingesehen hat, dass es diese Person gibt, erstickt man vor Verlangen, diese zu finden ... und wenn man sie gefunden hat, ... ist der einzige Gedanke, sie nie wieder loszulassen. Nie wieder.

„Glaubst du etwa, die einzelnen Sekunden ohne deine Anwesenheit wären keine Messerstiche für mich?“, fragte er lächelnd zurück und streichelte sanft über ihre Wange. Mittlerweile hatte sie sich an dieses Lächeln gewöhnt – besser gesagt an die Echtheit dieses Lächelns. Es erfüllte sie jedes Mal mit heller Freude, ihn richtig lächeln zu sehen, endlich nach so langer Zeit von gezwungenem, aufgemaltem Lächeln oder einfach übertrieben dreckigem Grinsen. Sie konnte die Freiheit in seiner Gestik, Mimik und seinen Worten fühlen. Früher ... da war er wie eingehüllt oder in Ketten gelegt – er musste an seinem perfekten Bild festhalten. Das perfekte äußere Bild war das eigentliche Monster und das Monster in ihm perfekt ... Perfekt, weil es Schwachstellen und Gefühl zeigte – etwas, was sich seine äußere Schicht hätte nie erlauben können.

Sein Lächeln betrachtend bemerkte sie etwas, was sie vorher schon gerochen hatte: Blutspuren. Ihre Finger bebten, als sie mit ihnen vorsichtig über seine Lippen fuhr.

„Du kannst es wohl nicht lassen ...“, brachte sie mit Mühe heraus, denn die Gier nach der roten Flüssigkeit stieg ... und nicht nur danach.

„Was ...?“ Der Vampir zog sie an sich und berührte ihre Nasenspitze mit seiner.

„... mich wahnsinnig zu machen.“ Damit leckte sie mit der Zungenspitze über seine Lippen und schmeckte das bisschen Blut in ihrem Mund.

„Das ist meine Rache dafür, dass DU es die ganze Zeit tust ...“, antwortete er ihre Lippen suchend.

Zwei gegensätzliche Pole ziehen sich bekanntlich an, doch ... warum? Sie sind doch so verschieden auf den ersten Blick. So verschieden, dass sie nicht zueinander passen können. Dabei hat der eine Pol die Eigenschaften, die dem anderen fehlen und umgekehrt. Wenn man sie zusammenfügt, ergänzen sie sich zu einem vollkommenen Bild, völlig lückenlos, wie das genannte Puzzle und dann ... leben sie als Symbionten, im glücklichen Fall natürlich. Wenn sie sich verlieren oder nicht erkennen, dass sie voneinander zu leben bestimmt sind, geht jeder seinen eigenen Weg bis sie sich irgendwann eingestehen, dass das falsch war, weil sie alleine enden, ohne jemals ihr fehlendes Stückchen Seele zu finden. Eine andere Möglichkeit ist die, dass sie sich einbilden, der andere Mensch, den sie gefunden haben, ist besser, wobei sie tief im Herzen die Wahrheit kennen und für sie blind sein wollen. Schließlich gibt es Menschen, für die diese Suche keinerlei Wert darstellt, weil sie lieber in Geld und Ruhm versinken. So jemand ist niemals glücklich. Egal wie oft er am Tag wiederholen mag, dass er glücklich sei, er kann es unmöglich sein.

„Weißt du, ich wundere mich immer noch darüber, wie intensiv man als Vampir fühlt und ... wie viel ich trotz der Jahre für dich empfinde. Als würde ich mich jedes Mal auf Neue in dich verlieben ...“, hauchte sie und legte ihren Kopf auf seine Brust.

„Du bereust es nicht ...? Ich meine, gestorben zu sein?“ Sie lachte leise und entgegnete:

„Natürlich nicht ... Niemals.“

Seelen, die sich ergänzen konnten, sind zu bewundern, denn nicht immer ist es einfach den anderen Teil zu finden und dann mit ihm klar zu kommen. Oft liegt es daran, dass man sich schnell aus den Augen verliert, weil man zu oberflächlich ist und auf Mängel achtet, sie nicht akzeptiert und den Menschen als unpassend abstempelt. Man braucht Geduld, Verständnis und vor allem die Fähigkeit die Intensität der Gefühle zu erkennen, wenn diese endlich vorhanden ist.

„Schau die Stadt an. Sie lebt von Ruhm, Reichtum und all dem, was sich die törrichten Menschen wohl als aller erstes wünschen würden, wenn sie drei Wünsche frei hätten.“ Adrian zeigte auf die grellen Lichter der Werbungen und der Kasinos tief unten auf den nächtlichen Straßen der Stadt.

„Wir haben etwas, was sie nie verstehen werden.“, ergänzte sie seinen Gedanken.

Niemand weiß, was die Zukunft bringt und ob wir unserer fehlenden Seelenhälfte nicht schon morgen begegnen. Vielleicht sind wir ihr gestern begegnet und haben es nicht einmal bemerkt. Vielleicht ist es jemand, den wir im Moment nicht leiden können und vielleicht ist es jemand, dem wir jeden Tag über den Weg laufen und es nur nicht registrieren.

Sie sind ein Ganzes. Einst ein Mensch und Vampir – ein unmenschliches Wesen - konnten das erreichen, was vielen Sterblichen für immer verwehrt bleiben wird, weil sie zu blind oder geblendet sind ... von sich selbst.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Carikku
2009-01-15T13:20:48+00:00 15.01.2009 14:20
Jetzt ist es vorbei...! -.- *schüff*
Die letzten Sätze fand ich toll, dadurch wird die Geschichte nochmal schön abgerundet! Außerdem regt es zum nachdenken an, so nach dem Motto: "Bin ICH auch von mir selbst geblendet?!"^^ Auch das mit der Seelenhälfte. Immerhin soll es ja für jeden Topf einen passenden Deckel geben! xD
Das Pairing in deiner Geschichte gefällt mir wirklich gut! Die beiden passen so super zuammen >.< hast du dir schön ausgedacht *patpat* Obwohl ich mir manchmal gewünscht hätte etwas mehr in Adrians Gedanken schauen zu können^^ (aber da es aus der Sicht von Victoria geschrieben ist, war das ja nicht möglich) Also ist es eigentlich auch gar nicht schlimm! -.^
Alles in allenm ist es wirklich eine gelungene Story und ich liebe deinen Schreibstil ~ <3!!

Lg Caro~
[KFF]
Von:  Trollfrau
2008-12-28T20:46:32+00:00 28.12.2008 21:46
Diese Geschichte ist ein äußerst gelungenes Werk.

LG
Die Trollfrau

Von:  Nochnoi
2007-02-08T18:32:53+00:00 08.02.2007 19:32
Hi! Hab jetzt deine Story in kürzester Zeit durchgelesen und dacht mir mal, ich hinterlass dir nen Kommi, falls du nichts dagegen hast ^.~

Also deine Geschichte hat mir wirklich sehr gut gefallen und ich find es schade, dass so tolle Stories bei den Massen an FFs hier auf Mexx einfach so untergehen. Du hättest viel viel mehr Kommentare verdient, meine ganz bescheidene Meinung XDD
Aber jetzt zur Story an sich: Also die Idee, dass Vampir und Mensch zusammenarbeiten sollen, hat mich neugierig gemacht und ich wurde auch nicht enttäuscht ^.^
Am besten hat mir Adrian gefallen, du hast ihn wirklich eindrindlich beschrieben ^.^ Sowohl anziehend als auch gefährlich - wirklich cool!!
Und die Ich-Perspektive fand ich übrigens sehr gelungen. So konnte man sich viel besser in die Protagonistin hineinversetzen und ihre Entwicklung verfolgen ^.^

Eine offene Frage ist für mich am Schluss aber noch geblieben (falls du es doch irgendwo beantwortet hast, dann verzeih mir meine Vergesslichkeit, ich bin im Moment ziemlich im Lernstress ^^'): Wie schafft es dieser reiche Knacker, dass VAMPIRE für ihn arbeiten? Adrian scheint ja nicht der einzige zu sein ... Das würde mich wirklich interessieren ^.^

Also abschließend nur kurz gesagt: Ich fand's wirklich klasse!!

Liebe Grüße
Nochnoi
Von:  gibson
2006-06-15T16:07:25+00:00 15.06.2006 18:07
super, klasse, spitzenmäßig. ich bin begeistert. schade das es schon zu ende ist. *schiff* deine schreibweise find ich klasse. und diese story war einfach nur der oberhammer. ;)


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