Hermine saß im Schülersprecherabteil vom Hogwartsexpress und wartete darauf, dass der Zug abfuhr. Die Schülersprecher hatten ein Abteil für sich. Hermine hatte ihre Jungs versprochen, ihnen regelmäßig zu schreiben.
"Granger! Ich hätte es wissen müssen." Draco Malfoy betrat das Abteil.
"Malfoy!"
Die beiden saßen eine Weile schweigend im Abteil. Mine hatte sich einem Buch gewidmet.
"Wo hast du denn deine heißen Klamotten gelassen? Sind die nur für die Augen der Muggel bestimmt, oder hast du Angst, Potty und Wiesel wollen dann nichts mehr mit dir zu tun haben?"
"Haha, sehr witzig."
"Ich mein das Ernst. Zeig doch, was du hast. Mich wundert es, dass du das nicht tust. Alle Jungs würden dir zu Füßen liegen."
"Ich wüsste nicht, was dich das anginge Malfoy. Und überhaupt, seit wann interessiert dich das?"
"Ich sag ja schon nichts mehr," schmollte Draco.
"Du siehst süß aus, wenn du schmollst," lachte Mine.
"Soll ich jetzt rot werden?"
"Nein, von mir aus nicht." Hermine stand auf.
"Na, gehst du jetzt zu Potty und Wiesel?"
"Was dagegen? Nein? Gut! Bis später."
Suchend ging Hermine durch den Zug, bis sie die beiden fand.
"Ah, da seid ihr ja."
"He, Mine. Wir haben uns schon gefragt, wo du bist," meinte Ron.
"Siehst du, Ron. Ich hab es dir ja gesagt. Sie ist Schülersprecherin."
Sagte Harry und deutete auf ihr Abzeichen. "Glückwunsch, Mine!"
Hermine setzte sich zu den beiden.
"Und? Wie waren eure Ferien?"
"Ganz ok. Wieso hast du uns denn nie auf unsere Briefe geantwortet?" fragte Ron.
"Ich habe nie einen Brief von euch gekriegt. Ich hab mich schon gefragt, warum ihr mir nicht antwortet."
"Jemand muss die Briefe abgefangen haben," vermutete Harry.
"Ja, kann schon sein."
"Wir haben uns solche Sorgen um dich gemacht, als du nicht geantwortet hast," meinte Harry.
"Wieso?"
"Du wohnst doch in Eastbourne? Die dortigen Ereignisse kamen im Tagespropheten. Wir hatten Angst, dir wäre was passiert. Aber Dumbledore meinte, es ginge dir gut, die Todesser hätten dich nicht erwischt."
"Ja klar. Mir geht es gut, wenn unser Haus mitsamt meinen Eltern vor meiner Nase abbrennt," meinte Hermine sarkastisch.
"Mine, das wussten wir nicht." Ron sah bestürzt aus.
Hermine unterdrückte ein Schluchzen und wurde sofort umarmt.
"Na ja, ich glaub, ich geh dann mal wieder. Wir sehn uns später." Meinte Mine.
"Ok, bist später, Mine."
*
Hermine betrat das Schülersprecherabteil. Draco sah gelangweilt aus dem Fenster.
"Na, weißt du jetzt alles, was du wissen wolltest?" fragte Hermine.
"Was?"
"Tu nicht so unschuldig. Ich weiß, dass du gelauscht hast."
"Wie hast du das denn bemerkt?"
"Hältst du mich für doof?"
"Nein, eigentlich nicht."
"Na also."
Stille.
"Tut mir Leid, wegen deinen Eltern. Aber das waren bestimmt keine Todesser."
"Sonst wüstest du es, nicht wahr?"
"Dazu sage ich nichts."
"Ich weiß, dass es keine Todesser waren. Es waren Dumbledores Leute. Ich habe einen von ihnen erkannt."
"Tatsächlich? Wieso hast du es nicht Potter und Weasley gesagt?"
"Weil, ... ach ich weiß auch nicht."
"Und wieso sollte Dumbledore deine Eltern umbringen?"
"Er hatte es wohl eher auf mich abgesehen. Er weiß, dass ich sehr viel Einfluss auf die beiden habe. Aber ich war eben nicht zu Hause."
"Aber warum? Du bist doch auf seiner Seite."
"War ich. Aber irgendwann letztes Jahr habe ich angefangen, nachzudenken. Mir wurde klar, dass Dumbledores Ansichten nicht mit meinen übereinstimmen."
"Heißt das, du bist jetzt auf unserer Seite?"
"Ich kenne eure Ansichten ja nicht. Im Moment versuche ich, herauszufinden, wer ich bin und wo ich hingehöre."
"Warum?"
"Ich bin adoptiert! Siehst du diesen Ring? Er ist von meiner richtigen Mutter. Meine Adoptiveltern sollten ihn mir zu meinem 16. Geburtstag geben. Aber jetzt sind sie ja gestorben und so weiß ich alles jetzt schon."
"Also ist auf jeden Fall deine Mutter eine Hexe. Der Ring ist ein sehr starker Begrenzer. Ich glaube, das heißt, dass du dich zu deinem Geburtstag sehr stark verändern wirst und dein Magiepotenzial so stark ansteigt, dass du einen Begrenzer brauchst. So war es bei mir auch. Ich habe auch einen Ring."
"Du hast dich aber gar nicht verändert."
"Äußerlich nicht. Aber ich denke, du wirst dich äußerlich verändern."
"Warum?"
"Weil du deine wahren Eltern nicht kennst. Es kann sein, dass du erst an deinem Geburtstag deine wahre Gestalt annimmst. Es kann sein, dass du eine Veela wirst, ein geborener Vampir, Engel, Elfe oder so. je nachdem, was deine Eltern sind."
"Aha."
"Keine Angst. Das tut nicht weh." Lachte Draco.
"Haha. Wir sind in Hogsmeade."
"Stimmt."
