- - Hoffnung ? Teil 2 - -
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Setsuna und Michiru waren nun am Strandhaus angekommen und traten in den Eingangsbereich
des Hauses. Es war still und dunkel. Der Mond schien durch die großen Fenster im Wohnzimmer
und das Tosen der Wellen war zu hören. Setsuna hatte beschlossen bei Michi zu übernachten.
So ging sie wortlos in das Gästezimmer. "Ich gehe noch zum Strand." sagte Michiru leise.
Setsuna nickte nur. Sie wusste, das es Michi beruhigte, das Meer zu sehen.
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Michiru konnte das Salz in der Luft schmecken. Sie liebte es, wenn der Wind leicht durch ihr
offenes Haar strich. Wie er ihr zuflüsterte, sie tröstete. Manchmal hörte sie Musik, die
Klänge, die nur Meer und Wind zusammen erzeugen konnten. Sie liebte es einfach hier zu stehen.
Langsam rannen die Tränen an ihrem Gesicht herab. Sie stand einfach da und genoss das Spiel
des Windes.
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Hotaru wunderte sich. Im Haus war es nie so still. Sie lag in ihrem Bett und lauschte.
Nichts.
Haruka-Papa musste kurzfristig verreisen aber das tat sie öfter. Wenn sie Rennen in
anderen Städten fuhr. Aber es war nie so ruhig im Haus. Es ängstigte Hotaru ein wenig.
Nun hörte sie Michiru-Mama, die in das Schlafzimmer ging.
Hotaru stand auf und ging zu Setsuna. Die schien noch nicht geschlafen zu haben und hob
wortlos ihre Decke. Hotaru schlüpfte schnell in das bequeme Bett und kuschelte sich an
Setsuna-Mama. Nach kurzer Zeit war sie eingeschlafen.
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Setsuna hörte die Tür. Michiru kam nach Hause. Dann wurde es wieder ruhig.
Sie drehte sich zur Seite und sah plötzlich Hotaru vor ihrem Bett stehen.
In ihren Augen spiegelte sich Angst.
Schnell schob sie die Decke beiseite und Hotaru kroch ins Bett.
Setsuna konnte lange nicht einschlafen. Erst als sie Hotarus gleichmäßiges
Atmen hörte fielen ihr die Augen zu.
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"Die Operation verlief gut." sagte der Arzt zu der wartenden Michiru.
"Jetzt müssen wir nur noch die restlichen bösartigen Zellen durch die Chemotherapie entfernen."
Der Arzt war zuversichtlich, schließlich hatte man alle Tumore entfernen können.
Michiru sah das anders.
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Langsam wachte sie auf. Noch sah sie alles durch einen Schleier.
Aber Michi, ihre Michiru, würde sie auch im Dunkeln erkennen.
"Hi, meine Süße. Wie geht's dir?" fragte Michiru mit sanfter Stimme.
Sie wollte eine sarkastische Antwort gebe, bekam aber keine Silbe raus.
Ihr Mund war Staubtrocken.
Michiru schien ihre Gedanken gelesen zu haben. Wortlos half sie Haruka
in eine sitzende Position und setzte ein Glas Wasser an Harus Lippen.
Diese wollte zuerst selber das Glas ergreifen, merkte aber, dass sie zu
schwach war.
So lies sie sich helfen.
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"Da sind wir wieder." rief Michiru als sie zur Tür hinein trat.
Hotaru kam um die Ecke gerast und sprang Haruka in die Arme. Diese hatte sichtlich
Probleme das Gewicht des Mädchens zu tragen. Und auch Setsuna kam aus der Küche,
wo sie das Mittagessen kochte.
"Uf...." meinte Haruka nur als sie das fröhlich drein guckende Kind absetzte.
"Du musst abnehmen" scherzte sie um die Stimmung aufzulockern denn Michiru sah sie
erschrocken an und hätte Hotaru beinahe von Haruka weggerissen.
Setsuna musterte das Mädchen ihr gegenüber. Haruka sah etwas blass aus und dünner
als sonst, aber sonst schien sie quicklebendig.
"Na wie geht's." meinte sie. "Habt ihr Hunger, ich habe gekocht."
"Aber immer doch." sagte Haru. Sie ging mit Hotaru an der Hand in das Wohnzimmer.
Michiru und Setsuna standen im Korridor und sahen den beiden hinterher.
"Wie geht es ihr?" fragte sie nun Michi.
Michiru schien aus einem Traum aufzuwachen.
"Sie benimmt sich, als wenn nichts wäre, als wenn es sie gar nicht betreffen
würde. Sie hat sich abgeschottet. Ich kann mich nicht richtig mit ihr unterhalten."
Michiru sah zu Setsuna und ging dann mit ihr in die Küche.
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2 Tage später
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Es klingelte. Hotaru sprang von der Couch und rannte zur Tür. Alles hatte sich im Haus
normalisiert. Soweit das überhaupt möglich war.
Michiru und Setsuna saßen auch weiterhin auf der Couch und redeten.
"Mama, Bunny und die anderen sind da." Sowohl Michiru als auch Setsuna sahen nun zur Tür. Sie standen auf und begrüßten die Inners.
"Hallo ihr. Ich hoffe wir stören nicht." sagte Rei, als sie das Haus betrat. Die anderen
folgten ihr. "Hol doch mal Haruka." sagte Setsuna zu Hotaru. Diese rannte davon Richtung
Schlafzimmer. Michiru wollte die Tür schließen, als sie die ThreeLights ans Auto gelehnt
sah. Diese schienen unschlüssig. "Kommt doch rein." bat Michiru. Daraufhin kamen die Jungs ins Haus. "Setzt euch. Was verschafft uns die Ehre euch alle hier zu sehen?" meinte Michi als alle im Wohnzimmer platz genommen hatten.
"Och wir wollten wissen, wie es Haruka geht. Wie verlief die Operation." wollte Minako
gleich wissen. "Also, ihr geht's eigentlich ganz gut. Und die OP verlief auch prima. Nur
muss sie nächste Woche wieder ins Hospital wegen der Chemo." sagte Setsuna. "Sie ist schon
wieder ganz lebendig. Spielt mit Hotaru und hilft uns sogar." meinte Michiru. "Dann geht's ihr also wirklich gut?" fragte Seiya nach. Einen kurzen Moment sagte Michiru nichts.
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"Papa, Papa, wir haben Besuch." meinte Hotaru und sprang vor dem Bett von Haruka
und Michiru auf und ab. Dann wurde sie still.
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"Ich glaube schon, dass es ihr gut geht. Aber ihr kennt sie selber. Stur wie ein Esel. Lässt
sich nichts anmerken und auch nicht helfen." Michiru sagte das mit einem kleinen Lächelt
auf dem Gesicht.
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"Papa? Geht es dir gut?" fragte Hotaru besorgt und wippte nervös mit ihrem Körper nach vorne und wieder zurück. Langsam ging sie an die Kante des Bettes und sah sich ihren Papa genauer an.
Weiß wie Kreide war sie und murmelte sich in die Bettdecke ein.
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"Wo bleiben die beiden denn?" fragte Setsuna. Sie wollte aufstehen, als Hotaru verunsichert
ins Zimmer gerannt kam. Angst war in ihren Augen zu erkennen. Michiru sprang sofort auf und
rannte ins Schlafzimmer. Die anderen waren einen Moment völlig überrumpelt. Dann sprang Ami
auf und eilte Michiru hinterher. Setsuna versuchte mit Bunny, Minako und Yaten die verstörte
Hotaru zu beruhigen. Die anderen rannten nun auch zum Schlafzimmer um zu gucken, ob sie
helfen konnten.
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Michiru kniete sich vor Haruka. Ihre Hand zitterte, als sie nach den Puls fühlte. Sie zitterte
so sehr, dass sich ihre Hände verkrampften. Ami stand plötzlich neben ihr und nahm sanft ihre
Hand weg um selber den Puls zu ertasten. Die anderen standen in der Tür und hielten den Atem an.
Man konnte eine Stecknadel auf den Boden fallen hören.
Ami lies den angehaltenen Atem entweichen und sagte " Der Puls ist da, sie scheint zu schlafen."
Nun hörte man einen kollektiven Seufzer. "Hotaru muss sich erschreckt haben, als sie Haru sah."
meinte nun Seiya, der mit den anderen in der Tür stand. "Könnte jemand Setsuna sagen, dass alles
in Ordnung ist?" fragte Ami dann. Sofort machte sich Makoto auf den Weg ins Wohnzimmer.
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Setsuna war am verzweifeln. Hotaru wollte und wollte nicht aufhören zu weinen. Erst als
Makoto im Wohnzimmer erschien, hörte sie auf. Fünf Augenpaare starrten Makoto an. "Es ist
alles im Ordnung mit Haruka. Sie schläft nur fest." Hotaru umklammerte Setsuna und begann
wieder zu weinen. "Ist ja gut, meine Kleine. Haru geht es gut. Du hast dich nur etwas
erschreckt." tröstete sie Setsuna.
Setsuna nahm Hotaru auf den Arm und verschwand mit ihr im Kinderzimmer.
Nun kamen auch die übrigen wieder in das Wohnzimmer.
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Ami stand still neben dem Bett. Sie gab den anderen ein Zeichen, sie sollten zurück zu den
anderen gehen.
Michiru blieb still an der Stelle, wo sie sich hingekniet hatte. Krampfhaft klammerte schloss
sie ihre Arme um ihren Körper. Ihre Hände zitterten weiterhin. Ami legte eine Hand auf die
Schulter der Kriegerin der See und drückte leicht zu. Michiru schien ihre Umwelt wieder
wahrzunehmen. Sie drehte den Kopf zu Ami und diese erkannte den Schrecken in den Augen, die
sonst Ruhe ausstrahlten. Sie ließ Michiru mit Haruka alleine.
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Tage später
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Nachts konnte sie am besten denken. Es war ruhig, niemand störte sie. Niemand sah in ihre
Augen und konnte den Zwiespalt erkennen.
"Haruka, komm zurück ins Bett." hörte sie eine leise Stimme hinter sich. Sie wollte noch
nachdenken. Zwei schlanke Arme schlangen sich um Harus Taille und der Körper, der sich an
ihren Rücken presste, spendete Wärme. Diese vertraute Wärme die alles für sie bedeutet.
Langsam drehte sie sich um ohne den engen Kontakt zu unterbrechen. Sie sah Michiru direkt
in die Augen. Sie hob ihre Hand und streichelte Michiru sanft über die Wange. Diese schloss
ihre Augen und genoss das Gefühl.
Haruka beugte sich etwas nach unten und ihre Lippen trafen die ihrer Gefährtin.
Nachdem sich ihre Lippen trennten, nahm sie Michiru in die Arme. Sie wiegte sich und Michi im Takt einer nicht zu hörenden Melodie. "Haruka?" Die angesprochene löste sich von ihrem Gegenüber.
"Warum kapselst du dich von mir ab. Warum schließt du mich aus?" flüsterte Michiru.
Sekunden vergingen.
"Ich liebe dich" kam dann die Antwort.
"Ich will nicht, dass du meinetwegen leidest. Weißt du wie ich mich fühlte als mir Setsuna
erzählte was neulich passiert ist."
"Ich will euch nicht noch einmal so weh tun."
Michiru sah in die Augen von Haruka.
"Denkst du wirklich, ich werde dich alleine lassen?"
"Du wirst mich nicht aus deinem Leben vertreiben. Ich bin immer da." meinte Michiru.
"Ja, ich weiß." kam die Antwort.
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Michiru brachte Haruka ins Krankenhaus. Die Behandlung sollte heute noch anfangen. Haruka
mochte Krankenhäuser nicht. Aber sie musste Michi versprechen nicht kampflos aufzugeben.
'Ich und aufgeben... wo gibt's denn so was?' waren Harus Gedanken als Michi diese Bitte äußerte.
Aber sie wusste nicht, was alles auf sie zukam.
Zuerst stopfte man sie mit Medikamenten voll, die beim kranken Gewebe das Wachstum
verhindern sollten. Ihr wurde schlecht. Sie konnte das Essen nicht bei sich behalten.
Sie wurde dünner, kraftloser und viel zu verschlossen. Die Senshis besuchten sie oft
und auch Hotaru kam sie im Krankenhaus besuchen. Michiru hatte der Kleinen erklärt, dass ihr
Papa krank war und deswegen im Hospiz lag. Das Mädchen verstand aber nicht. Es wusste nur,
dass es Haruka-Papa schlecht ging und so heiterte sie Haru immer auf.
Diese verlor während der Chemotherapie ihre Haare, trug immer eine Baseball-Mütze.
Schämte sich aber nicht deswegen.
Die Inners bekamen einen Schrecken, als sie Haru das erste Mal im Hospiz besuchten.
Sie hatten zwar von Setsuna und Michiru gehört, dass Haruka schrecklich aussah, mussten den Schock aber trotzdem erst einmal verdauen.
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Die Chemo verlief gut, das sagte zumindest der Arzt.
Haruka war völlig fertig und freute sich, bald das Krankenhaus verlassen zu dürfen.
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Nun waren sie wieder zu Hause.
Haruka hatte es über die Wochen richtig vermisst.
Langsam ging sie Richtung Schlafzimmer um sich hinzulegen. Noch war sie erschöpft und sie hasste sich für diese Schwäche.
Tage vergingen und Haruka bekam wieder Farbe im Gesicht. Sie ging auch schon wieder mit Michi spazieren, genoss einfach das Leben.
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Nachmittags traf man sich im Cafe. Zum Glück, gab es dort einen Tisch der groß genug war. Haruka schien sich gut erholt zu haben. Sie sah wieder kräftig aus und lachte auch wieder über Bunny und Rei, die sich wie immer stritten. Man redete über belanglose Sachen und verabredete sich bald zusammen ins Kino zu gehen.
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"Michi, du weißt, dass die Krankheit jederzeit wieder ausbrechen kann." flüsterte Haruka, als die beiden am Fenster standen und den Wellen zuhörten wie sie an den Strand spülten.
Lange sagte Michi nichts.
Doch dann war ein leises "Ja" zu hören.
"Ich werde damit Leben können solange du nur bei mir bleibst." meinte sie weiter.
Haruka umarmte sie noch stärker und küsste Michi leicht in den Nacken.
Diese drehte sich nun um und sah Haruka schelmisch an. Haru ahnte nichts gutes.
Und dann war es zu spät. Michi kitzelte Haruka ab, bis diese sich aus den Fängen der erbarmungslosen Michiru befreite. Außer Atem sah sie zu Michiru hinüber, da sie sicherheitshalber einen Abstand wahrte. Man konnte ja nie wissen.
Und da rannte Michi schon auf sie zu. Haruka wich geschickt aus und die beiden liefen im ganzen Haus herum und kitzelten sich gegenseitig.
Sie genossen jede Minute, die sie miteinander verbringen konnten.
ENDE
##### Anmerkung 1 #####
Krebs steht als Todesursache bei Erwachsenen in der westlichen Welt an zweiter Stelle.
Bei Kindern im Alter zwischen einem und 14 Jahren ist Krebs sogar die Todesursache Nummer eins.
Man schätzt, dass etwa 80 Prozent aller Krebserkrankungen durch Umwelteinflüsse verursacht
werden.
Wie 1998 bei einem Ärztekongress in Kiel bekannt gegeben wurde, haben die Fälle von Rachenkrebs
bei Frauen innerhalb von 20 Jahren um das Zehnfache zugenommen; als Hauptursache gelten
Alkohol- und Tabakkonsum.
Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel berichtete 1997, nach Untersuchungen eines belgischen
Krebsforschers erhöhe der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln das Krebsrisiko insbesondere
bei Kindern erheblich mehr als bislang angenommen.
##### Anmerkung 2 #####
Ich habe mir überlegt, Haruka sterben zu lassen ( ich finde das hört sich blöd an), entschied
mich dann aber doch dafür, ihr Leben zu 'erhalten'.
Warum ich Haruka genommen habe? Ich weiß es nicht. Vielleicht, weil sie immer so stark
dargestellt wird. So als ob ihr nichts und niemand etwas anhaben kann. Vielleicht.
Sorry, die Story ist etwas lang geraten. Ich musste die Geschichte 'halbieren', da mein
Editor (mit dem ich die Story schrieb) plötzlich anzeigte, er habe keinen Speicherplatz
mehr. Weiterhin fand ich es schwierig, der Story einen Namen zu geben. Und ich glaube auch,
dass ich den Schluss zu abrupt enden ließ.
##### Anmerkung 3 #####
Für meine Schwester, die diese Geschichte nicht lesen wird.
21.04.2001