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Fremde Welten (#1)

Das Reich der Schatten ist gar nicht so gruselig.
von

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Motorräder und Zaubertraining

Sorry, Leute, ich lasse euch warten... war nach der Ani leicht verplant... (als ob das was Neues wäre...)
 

Kapitel 29: Motorräder und Zaubertraining
 

In die Burg der Feen war schnell Betrieb gekommen, nachdem sie die Harpyie entdeckt hatten. Leider hatte sie noch nicht sagen können, was sie hergetrieben hatte, aber es war offensichtlich, dass mit einem Angriff gerechnet werden musste. Männer und Frauen rannten herum, um Vorbereitungen zu treffen; plötzlich trugen viele der Feen Rüstungen.

Auch Blacky und Dark tauchten etwas übernächtigt wieder auf und nahmen sich ihrer Schüler an.

"Yugi, du kannst jetzt nichts tun, aber wir können euch ein bisschen unterrichten, damit ihr ein paar Sprüche kennt, falls wir angegriffen werden," sagte Blacky.

Dark indessen legte Appi beide Hände auf die Schultern und sah ihn ernst an. "Ich muss deine Ausbildung etwas verkürzen, weil es eilt. Lerne die Sachen gewissenhaft und missbrauch sie nicht. Es ist gefährlich."

Appi blickte zweifelnd zu ihm auf, dann nahm sein Gesicht einen entschlossenen Ausdruck an. Er nickte. "Jawohl, Meister."

Skill kam zu ihnen gerannt. "Dark! Soll ich dir helfen? Ich könnte einen deiner Schüler übernehmen..."

"Wir kommen schon klar, Vater," versicherte der Schwarze Magier. "Wir wollen ihnen ein paar Sachen zur Verteidigung zeigen... und Yugi kann sogar schon mehr, wenn er es mit Blackys Hilfe tut..."

"Aber Reinigungszauber beherrscht er auch so schon," grinste Blacky.

Yugi runzelte die Stirn. "Hast du denn nicht..."

"Nein, das warst nur du," freute der Blauhäutige sich. "Ich hab mich zurückgezogen, um zu sehen, ob du es schaffst. Du bist ein Naturtalent. Aber da du oft Magie ausgesetzt warst, seit du den Geist des Pharao beherbergst, ist das nicht ganz verwunderlich."

Skill blickte den größeren Magier verwirrt an, dann seinen Sohn. "Blacky ist ein Magier? Ich dachte, ein Krieger..."

"Kämpfen sollte man mit ihm auch nicht, wenn man am selben Tag noch was anderes vorhat," bemerkte Dark. "Aber er ist hauptsächlich ein Magier, ja."

Skill gaffte den Schwarzhaarigen an. Dann grinste er breit. "Ich hab's dir doch gleich gesagt! Fleiß und Disziplin, und aus dir wird was!"

"Manche von uns haben es auch einfach nur drauf," entgegnete Blacky frech.

Skill lachte amüsiert. Dann setzte er plötzlich wieder eine ernste Mine auf. "So, und du vögelst also meinen Jungen."

Alle außer Blacky, den das so kalt ließ wie eine Bemerkung über das Wetter, erröteten heftig. "Er mich auch," fügte der Chaosmagier hinzu.

Yugi kam wieder zu seinem anderen Gedanken zurück und lenkte so von dem eher peinlichen Thema ab. "Ich hab das wirklich allein geschafft? Aus eigener Kraft?" Er lächelte breit, als hätte er eine supergute Schulnote bekommen. [Oh, war jetzt nicht auch eine Englischklausur? Na, egal.]

Blacky wuschelte ihm durchs Haar. "Du kannst es, Kleiner. Die anderen Sachen hast du zwar mit meiner Hilfe gewirkt, aber nicht jeder hätte das geschafft."

Der Junge war ganz selig. Er hatte es wirklich drauf? Dann war er doch nicht nur im Weg! Nun ja, an seinem Selbstbewusstsein hatte er in den letzten Monaten schon ordentlich gearbeitet, aber im Reich der Schatten war er nur ein unnützes Anhängsel - bis jetzt.

[Denk nicht so über dich,] rügte Dark ihn. [Selbst ohne Magie ist niemand so nutzlos, dass er nicht auch hilfreich sein kann.]

[War es so deutlich, was ich dachte?]

[Naja, ziemlich.]

"Kommt mit, wir gehen ein Stück den Berg runter, da ist eine Lichtung, wo wir die gefährlichen Sachen üben können," schlug Blacky vor. Er ging ihnen voraus zur Landeplattform, wo er Schattensturm herbeirief. Der Drache wirkte etwas fehl am Platze in diesem Reich der Feen, aber er blieb ja nicht lange. Mit seinen vier Reitern flog er zu der besagten Lichtung.

Yugi war es ein bisschen mulmig. Jetzt war es also soweit, er würde gefährliche Magie lernen und sie im Kampf benutzen! Wenn das mal gut ging...

"Hey, hast du Schiss?" fragte Appi ihn, ohne es spöttisch zu meinen.

Yugi nickte betreten. "Ich traue mir das nicht zu."

"Mach's wie ich," schlug Appi vor. "Tu es einfach und sei stolz drauf, wenn es klappt. Reinigen ging doch auch!"

Der Kleinere lief rot an bei der Erinnerung. Wie laut war er wohl gewesen? "Ich glaube, ich war mit Seto und Yami verbunden," murmelte er. "Das Tor zwischen unseren Welten war gerade weit genug offen..."

Die Magier hatten seine Worte auch gehört. "Wirklich? Ihr müsst aufpassen, das könnte ein Risiko sein!" warnte Dark.

"Ich weiß," verteidigte Yugi sich. "Yami hat die Verbindung schwach gehalten. Er weiß auch, dass es zu gefährlich ist. Aber ich sehne mich so nach den beiden... und sie sich bestimmt auch nach mir..."

"Wenn wir Exodia besiegt haben, werden wir eine Lösung finden," versprach Dark.

Die neuen Freunde zu verlassen war andererseits auch kein so verlockender Gedanke, stellte Yugi fest. Gab es denn keinen Weg, beides zu haben? Dass er die Magier besuchen konnte, wann er wollte, aber gleichzeitig bei Yami und Seto sein? Und dann gab es ja noch seinen Großvater und seine Freunde, hoffentlich kamen sie mit der Situation zurecht... Bisher hatte er diese Dinge ganz erfolgreich verdrängt, zumal er genug andere Sorgen gehabt hatte. Jetzt war auch nicht der richtige Zeitpunkt, darüber nachzudenken. Sie wussten, dass er lebte, und damit das so blieb, musste er alles in seiner Macht stehende tun, um sich und seine neuen Freunde zu verteidigen.

Im Reich der Schatten war es anders als zu Hause. Dort glaubte man im Allgemeinen nicht an die Existenz von Magie. Aber hier schon, und Yugi versuchte sich vorzustellen, er wäre in einem interaktiven Videospiel. Vielleicht half das ja. Er musste aufhören zu glauben, dass es unmöglich war, nur durch Willenskraft Feinde niederzustrecken. Immerhin redete er ja auch schon telepathisch mit anderen, und davor hatte er seinen Körper mit einem Geist geteilt. Also warum fand er sich nicht einfach damit ab, dass es möglich war? Er kam sich vor wie in einem dieser Romane, in dem ein unscheinbarer Junge zum Helden wird.

Schattensturm setzte die vier ab und verzog sich in seiner Vogelgröße auf einen Baum. Nachher würden sie ihn ohnehin wieder brauchen, um zurück zur Burg zu kommen.

Appi biss sich auf die Lippe. Yugi sah es und fühlte sich selbst wie vor einer wichtigen Schulprüfung. Seine beiden Blutsbrüder sprachen sich kurz ab, dann nahm jeder seinen Lehrling und ging mit ihm zu einem Rand der Lichtung. Appi und Yugi standen einander gegenüber. Was sollte das werden?

Dark sagte etwas zu Appi. Dieser nickte und schien sich zu konzentrieren.

"Appi soll dich telepathisch erreichen," erklärte Blacky. "Versuch, ihm entgegenzukommen. Der Junge ist leider unerfahren darin. Aber wenn du Kontakt zu ihm aufnehmen kannst, so dass ihr zumindest eine Verbindung habt, ist uns schon geholfen."

Yugi blickte zu dem Blonden hinüber. Der hatte die Augen geschlossen und die Stirn in Falten gelegt. Yugi stellte sich einfach vor, dass jemand, dessen Brüder und Eltern Telepathie anwenden konnten, auch ein Talent dafür haben musste. Und wenn nicht - er hatte es. Es musste klappen. [Appi. Du darfst es nicht erzwingen.]

Der Zauberlehrling sah überrascht auf und begegnete Yugis Blick. "Ich... hab was gehört, es aber nicht verstanden... in meinem Kopf..."

[Das war ich. Sperr dich nicht dagegen, sondern lass es zu.]

Appi griff sich an die Stirn. "Argh! Schon wieder! Es klang wie... Yugi!"

"Du wehrst dich instinktiv gegen ihn," bemerkte Dark. "Vielleicht haben dich deine Brüder als Kind damit geärgert?"

Der Blonde ließ den Kopf sinken. "Naja, manchmal. Aber vor allem die anderen Schüler bei meinen früheren Meistern. Sie wollten immer in meinen Gedanken rumwühlen..."

"Du hast gelernt, sie abzuschirmen, sehr gut. Nun musst du lernen, einen Kontakt zuzulassen. Hab keine Angst, Yugi wird nichts Unerlaubtes tun. Er hat Erfahrung damit. Im Kampf musst du offen für uns alle sein, damit wir uns austauschen und gegenseitig warnen können."

"Ich würde gerne ganz zu euch gehören... aber..." Appi unterbrach sich und atmete tief durch. "Gut, ich versuche es noch einmal."

"Du schaffst das schon," ermutigte Dark ihn. "Sei nicht enttäuscht, wenn du mehrere Versuche brauchst. Ich möchte, dass du und Yugi ein gutes Team werdet."

"Ja, Meister. Ich geb' mir Mühe." Appi wandte sich wieder dem anderen Jungen zu und nickte zweifelnd.

[Kannst du mich hören?] versuchte Yugi es erneut.

"Ich kann... dich nicht verstehen," murmelte Appi.

"Nicht sprechen. Antworte in Gedanken. Lass sehen, ob Yugi dich hört," schlug Dark vor.

Sein Schüler war sich da sehr unsicher. [Ähm... hallo?]

Yugi grinste breit. [Ich hab dich gehört, aber nicht gut verstanden!]

[Boah... ich bin das nicht gewohnt... Yugi... Ich verstehe dich immer noch nicht!]

[Ah, es wird klarer! Woran denke ich gerade?] Yugi konzentrierte sich auf eins seiner Schattenreich-Lieblingsessen.

Appi hob eine Augenbraue. "Schwarznusspudding?"

Yugi lachte vergnügt "Siehst du, geht doch!"

"Das ist eine gute Idee," freute Blacky sich. "Denkt an etwas, und der andere muss es erraten. Hm... was ist euer Lieblingstier?"

Das war ein einfaches Spiel, und die beiden amüsierten sich damit für die nächsten zehn Minuten. Yugi wurde des Öfteren dabei erwischt, dass er an Yami und Seto dachte... und an ihr gemeinsames Bett... Aber Appi dachte dafür unanständige Sachen über Joan, die er so scharf fand.

Dann beendete Dark diese Übung. "Genug, das war schon sehr gut. Aber es gibt noch mehr zu lernen. Übt das Telepathiespiel so oft wie möglich."

Blacky knackte mit den Fingern. "Fein. Machen wir mit den spektakulären Sachen weiter! Aufstellen, Jungs!"

Yugi wich unwillkürlich vor ihm zurück. "Äh... das ist nicht dein Ernst, ne? Du willst, dass wir uns gegenseitig angreifen?"

"Keine Sorge, ihr seid noch nicht stark genug, um euch zu verletzen," winkte Blacky ab. "Außerdem ist Dark noch da, also wenn du Appi angreifst, passt er schon auf."

"Äh... seine Attacken waren aber schon ganz überzeugend," ließ sich Appi von der anderen Seite der Lichtung her vernehmen.

"Lass es ihn einfach ausprobieren," meinte Dark. "Nur so kommen wir dahinter."

Blacky nickte. "Gut. Yugi, benutz den Spruch, den ich dir beigebracht habe, kennst du ihn noch?"

"Ayn'shennia rhen?" hakte der Junge nach. "Das kann ich nicht machen, es ist zu gefährlich!"

"Ach was, Dark hat doch längst ne Fallenkarte gesetzt," grinste Blacky. "Tu es, Yugi. Wahrscheinlich passiert eh nicht viel. Konzentrier dich und versuch es in Gedanken, wie heute früh. Das musst du können, damit du den Feind nicht warnst."

Yugi zögerte trotzdem. Er sah, dass Appi sich für die Abwehr bereit machte und auch Dark zur Verteidigung überging. Er versuchte, sich zu konzentrieren, ohne dauernd daran zu denken, dass er jemanden verletzen konnte. Dann streckte er dramatisch die Hand vor sich aus. [*Ayn'shennia rhen*!]

Die Wucht der Attacke warf ihn fast von den Füßen, aber zum Glück stand Blacky hinter ihm und fing ihn auf. Der Zauber schoss auf Dark und Appi zu, doch der Blonde baute einen Schild vor sich auf, an dem er verpuffte. Die Abwehr kostete ihn so viel Kraft, dass er hinterher heftig keuchte.

"Mann, Yugi! Hat Blacky dir geholfen?"

"Nein... ich denke nicht..." Yugi rappelte sich hoch. "Hab ich das allein getan?"

"Das war toll!" befand Blacky. "Auch von dir, Appi, super Abwehr!"

Beide Jungen erröteten verlegen. Aber sie waren auch stolz auf ihre Leistung. Yugi für seinen Teil war überrascht, dass er Angriffszauber hinbekam - er hatte sich immer für eher defensiv gehalten. Vielleicht konnten er und Appi ein gutes Team werden. Dark und Blacky jedenfalls ließen sie weiter üben, bis ein paar Stunden später Waever zu ihnen geflogen kam und sie ziemlich verwirrt ansah.

"Was ist denn mit euch passiert?" fragte die Fee erschrocken.

Yugi und Appi hatten ganz zerfetzte, schmutzige Gewänder, und ihren Lehrern ging es auch nicht viel besser. Die Lichtung war ein wenig ramponiert, überall im Boden waren Löcher. Aber alle vier grinsten sie an und waren offensichtlich sehr zufrieden mit sich.

"Wir haben trainiert, Mutter," erklärte Dark.

"Du spinnst ja wohl, spar dir deine Kräfte lieber für den Angriff!" schimpfte sie aufgebracht. "Harpa konnte uns inzwischen berichten, dass ihr Clan von einer Gruppe Untoter angegriffen wurde, von denen die meisten natürlich fliegen konnten! Wir müssen damit rechnen, dass sie uns als nächstes heimsuchen!"

"Dann ist Harpa die Harpyie, die wir gefunden haben?" hakte Yugi nach.

Weaver nickte. "Ihr Clan ist dezimiert worden, die Überlebenden sind verletzt. Und wir müssen damit rechnen, dass wir schon bald ebenfalls angegriffen werden."

"Mutter, dafür haben wir doch trainiert," unterbrach Dark sie. "Yugi und Appi sind echt gut geworden."

"Du kannst diese Kinder nicht in den Kampf schicken," protestierte die Fee.

"Das muss ich auch nicht; so wie ich das sehe, werden sie ganz von allein in den Kampf verwickelt werden," entgegnete der Magier. "Außerdem sind sie keine Kinder mehr."

Das musste Weaver einsehen. "Ihr solltet ein Bad nehmen," stellte sie fest. "Und dann esst ordentlich was. Später ist eine Einsatzbesprechung. Wir müssen über unsere Verteidigungsstrategien diskutieren, und vor allem uns etwas einfallen lassen für all die Leute, die nicht fliegen können. Falls wir evakuieren müssen, brauchen wir Drachen oder Pferde."

"Was ist mit den Zauberportalen?" erkundigte Blacky sich.

"Die führen alle zur Magierburg oder zum Friedenslicht-Orden, fallen also weg. Die zum Orden kann man notfalls noch benutzen, aber die bei der Burg sind nun einmal verschüttet. Wir haben Boten ausgesandt, um neue Portale zu errichten und Orte zu finden, wohin wir die Verletzten bringen können. Aber uns läuft die Zeit davon."

"Wir tun, was wir können. Keine Sorge, wenn Exodia hier auftaucht, werden wir sie gebührend begrüßen. Und mit einem Luftangriff werden wir schon fertig, immerhin habt ihr die besten Voraussetzungen," versuchte Dark sie zu beruhigen.

Natürlich wussten sie alle, dass zu viele der Magier noch verletzt waren. Die Feen hatten eine Armee, aber konnte sie es zahlenmäßig mit dem Feind aufnehmen?
 

***
 

Yami hatte schon rechteckige Augen nach *Herr der Ringe - Die zwei Türme*, Deluxe Edition. Er wünschte sich dringend eine Pause, auch wenn er den Film nicht schlecht fand.

Das Schicksal hatte ein Einsehen und schickte ihm Tristan und Marik auf ihren Motorrädern. Großvater rief die drei Marathon-Videoschauer nach draußen. Sofort fielen ihnen die Pins mit dem Logo der Motorradrallye an den Jacken der Neuankömmlinge auf.

"Hey, ihr!" rief Tristan. "Ich dachte, wir kommen mal vorbei und fragen, ob ihr mitkommen wollt. Heute ist eine große Motor-Stuntshow in der City."

"Cool!" rief Mokuba, der den Film sofort vergessen hatte. "Können wir hinfahren, Seto?"

Der Firmenchef zuckte gleichgültig die Achseln. "Von mir aus."

"Ich wusste gar nicht, dass die Veranstaltung heute ist," bemerkte Yami.

"Mehrere Tage," klärte Marik ihn auf. Die Rallye geht jeden Tag über einen Teil der Stadt, und im Anschluss gibt es Showprogramm. Es sind Motorradfans aus aller Welt da. Wir haben vorhin Mai gesehen, sie ist mit Joey da. Und wir haben auch schon drei coole Typen aus Amerika kennen gelernt."

"Warum nehmt ihr euch nicht jeder einen Helm und steigt auf? Dann könnt ihr stilecht hinfahren," bot Tristan an. "Ich ruf nur eben Raphael an und bitte ihn, dass er herkommt, denn alle drei kriegen wir euch sonst nicht mit." Er wählte eine Nummer auf seinem Handy und sprach kurz darauf mit dem besagten Raphael.

"Das muss einer dieser Leute aus Amerika sein," überlegte Mokuba. "Ist ja scharf! Wer weiß, wen wir da noch alles treffen!"

"Mokuba, du fährst mit Tristan, den kennen wir wenigstens," bestimmte Seto und reichte ihm den Zweithelm von Yugis Kumpel. "Ich schlage vor, dass Yami sich von Marik mitnehmen lässt. Ich warte auf diesen Raphael."

"Es wäre besser, wenn du mir fährst, Kaiba," warf Marik ein. "Raphi ist etwas kräftiger als ich, da passt der Pharao besser auf sein Bike als du."

"Könntest du mir einen Gefallen tun und mich in der Gesellschaft von Außenstehenden Yugi nennen?" bat Yami. "Ich sag schnell Großvater Bescheid. Kommen wir nachher wieder her?"

"Au ja, wir müssen den Film zu Ende sehen!" rief Mokuba.

Yami seufzte und wandte sich dem Laden zu. Er sagte Herrn Mutou, dass sie ein paar Stunden weg sein würden, und als er zurückkehrte, bog gerade ein weiterer Motorradfahrer um die Ecke. Der Fremde nahm seinen Helm ab. Blonde Haare mit ausgefallenen Koteletten kamen zum Vorschein. Seine Augen waren himmelblau.

"Hi, ich bin Raphael," stellte er sich vor. "Ihr seid dann wohl Tristans und Mariks Freunde?"

Seto schüttelte ihm sachlich die Hand. "Seto," sagte er, da er vermutete, dass unter den Bikern Förmlichkeiten nicht an der Tagesordnung waren. "Das ist mein Bruder Mokuba, und dann hätten wir noch Yugi."

Raphael gab auch den beiden anderen die Hand. "Freut mich. Yugi, Tristan hat erzählt, dass du Duel Monsters Champion bist. Duellierst du dich mal mit mir?"

Yami kratzte sich verlegen am Kopf. "Ähm, eigentlich gerne, aber Großvater hat meine Karten einkassiert, weil ich in der Schule Ärger hatte." Aus irgendeinem Grund hatte er das Gefühl, dass das ein Glücksfall war, wieso nur?

Der Amerikaner hob die Augenbrauen. "Oh. Das ist schade. Naja, wir sind ja heute auch aus anderen Gründen hier." Er warf Yami seinen Zweithelm zu.

Der Pharao und die Kaibabrüder verteilten sich wie besprochen auf die Motorräder. Marik, Tristan und Raphael fuhren so schnell, wie es der Verkehr und die Verkehrsregeln zuließen. Mokuba war begeistert.

Dann kamen sie in der Innenstadt an, wo die drei Motorradfans ihre Maschinen neben zahlreichen anderen abstellten und man zu Fuß weiterging. Mokuba sah sich aufgeregt alles an, während Seto und Yami eher zurückhaltend waren, jedoch den Kleineren nicht aus den Augen ließen. Beiden gefiel es, dass Mokuba so fröhlich war - und Yami freute sich, weil Seto deswegen lächelte.

Auf einem großen Platz waren zahlreiche alte und sehr wertvolle Motorräder ausgestellt. Woanders konnte man sich auf einer Harley sitzend ablichten lassen. Schließlich entdeckten sie die Stuntmen, die spektakuläre Kunststücke auf ihren Maschinen vorführten.

"Nehmt ihr beiden eigentlich teil oder seht ihr nur zu?" fragte Seto irgendwann Marik und Tristan.

"Ich hab lange für die Startgebühr gespart. Selbst wenn ich nicht gewinne, ich war dabei," verkündete Tristan stolz.

"Das hast du uns gar nicht gesagt," beschwerte Yami sich.

Der Größere sah ihn streng an. "Hab ich wohl, aber du warst anderweitig beschäftigt zu dem Zeitpunkt... genau wie Mr. Geldsack."

Seltsamerweise nahm Seto ihm das gutmütige Schimpfwort nicht so übel, wie er es bei Joey getan hätte. "Militärfrisur," kommentierte er.

"Ich hab mich kurzfristig angemeldet, wusste erst nicht, ob ich kommen konnte," beantwortete Marik die ursprüngliche Frage.

"Ich nehme nicht teil. Titel sind bedeutungslos für mich," warf Raphael ein. Er setzte eine dunkle Sonnenbrille auf.

Yami runzelte die Stirn. Etwas an dem Mann beunruhigte ihn, wie eine böse Vorahnung. Dabei war der Typ doch eigentlich ganz nett. Naja, vielleicht war es, weil er ein Duellant war. Ein Duell ohne Yugi... Der Gedanke machte Yami mal wieder traurig. Er lächelte, um die anderen nicht zu beunruhigen, doch Seto täuschte das nicht. Der Braunhaarige nahm seine Hand und drückte sie ermutigend.

"Ihr könnt hier warten, ich will nur was zu trinken holen," sagte Raphael. "Soll ich euch was mitbringen?"

Das Angebot wurde begeistert angenommen. Seto gab dem Mann einen größeren Schein. "Hier, ich zahl die Runde. Bring Popcorn für meinen Bruder mit, wenn du das noch tragen kannst."

Raphael nickte und verschwand in Richtung der Imbissbuden. Er sah sich um, ob ihm vielleicht einer aus der Gruppe folgte, holte dann sein Handy hervor und rief jemanden an. "Ja, ich bin's. Ich hab diesen Yugi getroffen. Gurimo muss sich vertan haben, der Typ hat sich vor einem Duell gedrückt. Ja, mit 'ner ganz beschissenen Ausrede. Das ist nicht der Pharao. Kann ich mir nicht vorstellen. Ja, ist gut, ich werde ihn weiter beobachten."
 

Die Stuntshow dauerte noch etwa eine halbe Stunde. Zum Glück gab es Getränke in Dosen, so konnte Raphael alle tragen. Die Gruppe entdeckte Thea und Marco auf der anderen Seite des Platzes und winkte. Thea winkte zurück. Joey und Mai trafen sie jedoch nicht, vielleicht hatten sie sich verzogen.

Kurz vor Schluss gesellte sich ein Kumpel von Raphael, Valon, zu ihnen. Er kannte auch schon Marik und Tristan, denn er war einer der drei Amerikaner, von denen die beiden erzählt hatten. Er besprach etwas mit Raphael, worauf sich beide leider verabschieden mussten.

Seto schleifte seine restlichen Begleiter zu einer Futterbude, da er außer Chips kaum etwas gegessen hatte. Er ließ sich nicht lumpen und zahlte alles. Mokuba hatte seinen Spaß, das sah man ihm an. Vielleicht war sein großer Bruder deshalb so großzügig. Andererseits war der Betrag nur ein Taschengeld für Seto, und das, obwohl alles unverschämt teuer war.

Später hatten sie das Problem, dass Raphael nun nicht mehr da war, um einen von ihnen nach Hause zu fahren. Tristan konnte ihn nicht mehr erreichen. Aber einer der anderen Gäste half ihnen aus. Es war eben eine recht familiäre Stimmung auf der Veranstaltung. Tristan schwärmte davon, dass er genau das so daran mochte. Er und Marik blieben für *Herr der Ringe - Die Rückkehr des Königs* bei Motous, und es wurde mit den beiden und Großvater, der den Laden inzwischen geschlossen hatte, noch lustiger.

Irgendwann verzog Yami sich, um aufs Klo zu gehen. Als er eine Weile nicht wiederkam, ging Seto besorgt nach ihm sehen. Sein Geliebter war auf Yugis Bett zusammengekauert und weinte leise vor sich hin. Der Anblick schockierte den Firmenchef. Yami war immer so stark. Natürlich hatte er einige Probleme zu bewältigen gehabt, seit Yugi fort war, und er hatte auch schon ein paar Tränen vergossen. Trotzdem...

Als Yami Seto bemerkte, schüttelte er kaum merklich den Kopf. Der Braunhaarige verzog sich zögernd. Er wollte Yami nicht in diesem Zustand allein lassen, aber er verstand auch, dass ein Mann manchmal allein sein musste. Bei seinen beiden Gefährten hatte es immer Zeiten gegeben, wenn sie unter sich sein wollten. Seto konnte kaum nachvollziehen, wie das jetzt für den anderen sein musste, wenn er in sich hineinsah und Yugi da nicht fand. Für ihn war der Verlust immer gegenwärtig, während die anderen sich einreden konnten, dass Yugi nur zur Zeit Yami den Körper überlassen hatte.

Der Pharao verzog sich unter die Decke und gab sich äußerst würdelosen Weinkrämpfen hin. Er wollte nicht, dass Seto ihn so sah. Der Firmenchef hielt nichts von Schwäche und zeigte seine eigene nicht, wenn es sich irgendwie vermeiden ließ. Natürlich kannten sie sich besser, als dass sie solche Dinge voreinander verstecken mussten. Doch Yami brauchte eine Auszeit. Je mehr er sich amüsierte, desto mehr wollte er Yugi bei sich haben. Er glaubte, sein Herz müsse zerspringen. Sein Partner war in Gefahr, das konnte man nicht schönreden. Seit ein paar Stunden spürte Yami es noch deutlicher. Und dieses Mal konnte er ihm nicht beistehen...
 

***

Fortsetzung folgt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  jyorie
2013-06-06T14:45:15+00:00 06.06.2013 16:45
Hallo ^_^

WOW … hinter Yugi steckt wirklich mehr als man denken könnte. Die Übung auf der Lichtung war wohl nicht von schlechten Eltern :D alle Achtung, was Yugi für eine Attacke hat.

Ich find es witzig, das du auch so ein bisschen Oricalkos einfließen läßt. Aber am witzigsten fand ich wie Raphael telefoniert hat, das es nicht der Pharao ist, weil die Ausrede zum Duellabsagen zu doof war *lachend auf dem Boden kullert* … wenn Opa und Yami das wüßten.

CuCu Jyorie

Von:  TeaGardnerChan
2005-11-25T10:08:16+00:00 25.11.2005 11:08
Ich kann mir gut vorstellen das yami mal ne Ausszeit, nach den beiden Filmen braucht und da hast du dann das mit der Motorrafralley sehr gut eingebaut.

Und außerdem liest sich die FF so schön flüssig, da ist nichts abgehackt oder so.
Von: abgemeldet
2005-08-13T22:19:53+00:00 14.08.2005 00:19
das war wieder ein tolles kap.
ich find es schön das yugi die magie doch schon ein wenig allein beherrscht.
auch starke männer müssen mal weinen da kann unser starker yami nicht fehlen. ausserdem zeugt das von warer stärke zu weinen.
welcher mann traut sich das?
freu mich schon wieder rießig auf das nächste kap.
Von:  Pheline
2005-08-13T10:35:14+00:00 13.08.2005 12:35
Auch wenn ich bisher nie ein Kommi hier reingeschrieben hab (gomen nasai uû), hab ich bisher die ganze Story im Untergrund verfolgt, sozusagen als unsichtbarer Leser xD
Sie ist eine meiner Lieblingsstorys, denn von Anfang an war die Idee wunderbar ausgearbeitet und man merkt, dass du gerne an der Story schreibst ^.~

Also, weiter so!

Ciao, Pheline
Von:  SoraNoRyu
2005-08-12T17:15:59+00:00 12.08.2005 19:15
Das ging ja jetzt scheinbar doch wieder etwas schneller mit dem Hochladen ^-^ (Trotz der Ferien, wohlgemerkt)

ich finde, beim Training kam noch nicht ganz so gut raus, ob Yugi jetzt nur diesen einen Spruch geübt hat oder auch noch ein paar andere, die ihm etwas nützen können.
Aber dass er und Appi ein gutes Team sein dürften, hat sicher seine Richtigkeit; immerhin ergänzen sie sich recht gut. Und bezüglich der Telepatie muss Yugi noch lernen, seine Gedanken abzuschirmen - also das, was Appi schon kann.

Und dann dürfen sie auch gleich gegen Untote kämpfen... Toll, wenn man bedenkt, dass die meisten von denen gleich wieder aufstehen, wenn im Schattenreich das gleiche gilt wie auf Bonz' Friedhofsfeld.
Gut, dass Joey nicht da ist, der wäre schon vor dem Kampf KO... (Necrophobie nennt sich das, glaub ich... Angst vor (Un-)Toten)

Aber wirklich schwach sind die Feen ja auch nicht, ich kenn da jemanden mit 2800Atk. Aber den zu Beschwören ist ne Herausforderung an sich...


Die Motoradralley ist sehr gut eingebaut, nach 3 3/4 Stunden Film brauchen die Jungs wirklich frische Luft ^^
Und Raphaels Auftauchen hast du auch sehr gut eingebracht. Ein gutes Gefühl, als Leser so viel mehr zu wissen als die Charaktere...
Hab ich eigentlich schon mal erwähnt, dass ich diese Seitenhiebe auf die Doom-Staffel liebe? *g*
Vor allem die Telefonate mit dem Chef... Ich musste schon wieder lachen, als ich das gelesen habe ^_-

Außerdem sieht man mal wieder die Vorzüge, jemanden wie Kaiba dabei zu haben. Das Essen bei solchen Veranstaltungen ist meist so teuer, dass ich mir eher was von zu Hause mitnehmen würde... Aber wenn man natürlich Chef einer riesen Firma ist...

Das Ende ist ziemlich traurig, da tut einem Yami richtig Leid. Kaum hat er nicht mehr so viel Stress in der Schule, mit dem er sich ablenken kann, kommt natürlich alles zusammen. Aber Yugi kommt ja an sich auch recht gut zurecht, wenn man mal von der anrückenden Zombiearmee absieht. Er hatte ja auch schon Tage, an denen er sich einfach amüsieren konnte. Und immerhin hat er sich erfolgreich vor der Klausur gedrückt.

So, dann warte ich mal wieder auf das nächste Kapitel ^-^
Bye, Sora

P.S.: Ich hab übrigens noch ein fehlendes Anführungszeichen gefunden... *sich schäm* Bei der ersten ersten Wörtlichen Rede von Marik...


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