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Drei Wünsche für Rosa

von

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Sie zitterte vor Kälte. Die nasse Kleidung klebte an ihrem Körper. Ihr Onkel versuchte sie zu trösten und herauszufinden, wer dafür verantwortlich war.

Der Besitzer der Bäckerei, der sie im Dorfbach sitzen sah und sie herausholte, schüttelte den Kopf.

Wer konnte ihr das antun? Und warum sagte sie nicht die Namen der Täter? Er reichte dem Mann und dem Teenager einen Kaffee und ein Stück Kuchen.

Die Polizei fuhr langsam die Strasse lang. Der Bäckermeister öffnete die Türe, winkte den Polizisten zu. Der Onkel strich seiner Nichte über den Kopf. Murmelte, dass alles gut werden würde. Er merkte nicht, wie ein Lächeln sich über das Gesicht des Teenagers huschte.

„Schön, dass du mich wieder besuchst!“ Rosa sah zu dem Eichhörnchen, welches vor dem Fenster sass. In seinen Pfötchen hielt es eine Walnuss.

Der Teenager schmunzelte. Sie öffnete das Fenster. Flink hüpfte das Eichhörnchen auf den Schreibtisch. Rosa lachte. Sie war müde, aber zufrieden. Trotz des Vorfalles. Sie würde ihren Mitschülern niemals zeigen, wie sehr sie verletzt gewesen ist. Sie hatte also gewonnen.

Das Eichhörnchen turnte im Zimmer herum. Erst als es die Schritte des Onkels hörte, verliess das Tier das Zimmer. Er wollte seiner Nichte gute Nacht sagen.
 

[***]
 

„Es tut mir leid. Ich habe es versucht.“

„Schon gut. Ist dumm gelaufen.“

Rosa war wütend. Nicht auf ihren Onkel, er tat alles für sie. Ohne mit der Wimper zu zucken, hat er sie nach dem schrecklichen Unfall aufgenommen. Er kümmerte sich um sie. Er war nicht einmal böse, als seine Beziehung wegen ihr kaputtging. Sie war wütend, weil sie nicht an den Poetry-Slam-Abend gehen konnte. Sanft strich der Onkel ihr über die Haare. „Können wir was bestellen?“, fragte Rosa.

Er küsste sie auf die Stirn. „Du bekommst alles, meine Prinzessin."

Zusammen sassen sie auf dem Boden und assen eine bunte Mischung aus allem Möglichen. Pizza, Chinesisch, Indisch und Französisch.

Im Fernseher lief Rosas Lieblingsfilm. DER Weihnachtsklassiker, den nicht nur Märchenfans liebten. Der Abend verlief friedlich. Sie war für ein paar Tage krankgeschrieben, deswegen konnte sie sich gehen lassen. Und ihr Onkel war selbstständig und war sein eigener Chef.

Ihr Onkel schlief irgendwann ein. Rosa deckte ihn zu, räumte das Gelage auf. Leise schlich sie sich in ihr Zimmer.

So gerne wäre sie an dieser Lesung gegangen. Es gäbe sogar die Chance für ein Stipendium in einer berühmten Schule, die sich auf Literatur konzentrierte. Das wäre ihre Chance diese dumme Schule mit ihren idiotischen Mitschüler zu verlassen. Aber wer würde sich dann um ihren Onkel kümmern? Nein, das könnte sie nicht übers Herz bringen.
 

[***]
 

Das Eichhörnchen wartete vor dem Fenster. Schnell liess Rosa es hinein. In seinen Pfötchen zwei weitere Walnüsse. Rosa nahm sie in die Hand.

„Wenn Märchen wahr werden würden, könnte ich die Nüsse auf den Boden werfen. Und dann passiert was Cooles.“ Das Eichhörnchen setzte sich auf ihre Schulter.

Rosa nahm die erste Nuss, die sie vom Eichhörnchen bekommen hatte.
 

„Ich wünsche mir, dass mein liebster Onkel einen Partner bekommt, der ihn liebt und schätzt. Egal ob Frau oder Mann.“

Rosa warf die Nuss auf dem Boden. Nichts geschah.

"Ich wünsche mir, dass ich irgendwie zu dieser Schule kommen kann. Das ich die Chance bekomme, mein Talent zu zeigen."

Rosa warf die zweite Nuss auf den Boden. Nichts geschah.
 

Bei der letzten Nuss zögerte sie. Sie dachte an das Mobbing, was sie seit dem Tod ihrer Eltern abbekam. Wie sehr ihre Mitschüler sie piesacken.

„Du Opfer!“ „Waisenschlampe!“ hörte sie tagtäglich. Die Aktion mit dem Fluss war nicht die Erste. Vieles bekam ihr Onkel nicht mit.

Rosa sagte auch nie was. Sie wollte ihm keinen Ärger bereiten. Sie wehrte sich auf ihre Art.

Mit purer Freundlichkeit und Spitzfindigkeit.

Wenn es Zaubernüsse waren, würde sie jeden Wunsch erfüllen. Aber durfte man sie auch für Rache benutzen? Ein böser Wunsch kommt sicherlich wieder zu einem zurück.

Karma und so.

„Ich wünsche mir, dass mein Onkel und ich glücklich und gesund alt werden.“

Rosa warf die dritte Nuss auf den Boden. Nichts geschah.

Das Eichhörnchen kuschelte sich an die junge Frau. "Du hast recht. Man ist seines Glückes Schmied. Ich schaffe es selbst."

Sie sah aus dem Fenster. Sprach für ihre Eltern ein Gebet, wie sie es jeden Abend tat.

Danach sammelte sie die Nüsse ein. Legte sie in ihre kleine Erinnerungsbox.
 

Irgendwann verliess das Eichhörnchen das Zimmer. Rosa sah ihrer kleinen Freundin nach.

Rosas Leben war kein Märchen. Jedoch würde sie glücklich werden.

Dazu brauche sie keine Zauberei oder Wunder.



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