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Deep down

grows our greatest strength
von

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locked


 

2004 - Boston
 


 

„Lasst uns raus! Lasst uns raus!“ Die kleinen Fäuste hämmerten gegen die Tür. Sie schnappte nach Luft, zog die Nase hoch. Zwischen die Worte und Schreie mischte sich ihr Schluchzen, während die Stimme bereits heiser war vom schreien. Die Fäuste fühlten sich taub an auch, wenn es sie nicht davon abhielt weiter auf die Tür einzuschlagen.
 

„Ich will zu Genzo!“ Sie wollte hier weg! Niemand hatte sie gefragt, wo sie sein wollten, man hatte sie einfach weg gebracht. Weg aus ihrem Zuhause, weg von vertrauten Menschen. Weg von allem was sie kannten. Man hatte sie einfach weggebracht in ein fremdes, dunkles Haus, was einfach nicht gemütlich war. Das Zimmer in das man sie gebracht hatte war klein und abgesehen von einem großen Bett und einer Kommode mit etwas Kleidung war nichts darin. Kleidung die viel zu groß und auch eher abgetragen aussah. Ihre Schwester hatte das Zimmer durchsucht in der Hoffnung, dass man etwas brauchbares finden könnte. Das war leider nicht der Fall gewesen. Man hatte gesagt, dass das nun ihr neues Zimmer war, das sie hier wohnen würden. Aber das wollte sie nicht! Sie wollte wieder nach Hause.
 

„Macht auf!“ Sie wusste nicht, wie lange sie schon schrie, wusste nicht wie lange sie mit den Fäusten schon gegen die Tür schlug, wie oft sie an der Türklinke gerüttelt, gezogen und sich daran gehängt hatte. Nichts war passiert. Auf der anderen Seite der Tür blieb es still, ungewiss, ob sie jemand hören konnte. Unklar, ob es jemanden interessierte. Vermutlich nicht. Sicher nicht.

„Lasst uns raus!“ Schreien, zerren. Sie gab nicht auf. Sie würde nicht aufgeben! Niemals! Sie mochte es hier nicht. Das war nicht das, was man ihnen versprochen hatte, nicht das was sie sich gewünscht hatten, als man sie danach gefragt hatte. Irgendwas musste das doch zählen! Das durften nicht alles haltlose Lügen gewesen sein! Genzo hatte ihnen versprochen, dass sie bei ihm bleiben durften. Das er mit ihnen ein Eis essen gehen würde, wenn das alles vorbei war.
 

„Beruhig dich..“
 

„Nein!“ Sie ließ von der Tür ab, fuhr herum und funkelte ihre Schwester an. Sie war ruhig, etwas resigniert. Im Gegensatz zu Nami hatte sie sich auf das Zimmer konzentriert und angefangen sich genauer umzusehen. Das Bett geprüft, nachgesehen ob sich etwas in der Kommode befand, die die erwähnte, zu große Kleidung zu Tage gefördert hatte. Auch die Fenster hatte sie überprüft aber schnell feststellen müssen, dass man diese nicht öffnen konnte. Und selbst wenn.. man hatte Gitter davor angebracht. Vielleicht wäre es sonst noch ein leichtes gewesen irgendwie die Scheibe einzuschlagen, heraus zu klettern. Doch so blieb ihnen die Möglichkeit gleich verwehrt.
 

„Ich bleibe nicht hier!“ Das stand für sie fest. Egal was geschah, egal was man ihnen sagen würde, sie würde nicht hier bleiben. Sie würde alles dafür tun, um wieder hier weg zu kommen.
 

„Und wo willst du hin?“
 

„Weg! Zu Genzo!“
 

„Sie werden uns nicht lassen.. und wir wissen auch nicht wo das ist. Wo wir sind.“
 

„Ist mir egal!“ Ja, es war ihr völlig egal. Sie wollte sich nicht damit abfinden. Es stimmte, sie wussten nicht wo sie waren, wusste nicht wie sie zu Genzo kommen sollten. Aber irgendwie musste es doch gehen! Es war ihr auch egal, ob man sie lassen würde oder nicht. Sie wollte einfach nicht hier sein. Nicht bei diesem Mann, der so viel schlechtes in ihr Leben gebracht hatte. Wegen ihm hatte ihre Mutter so viel geweint, wegen ihm war alles anders geworden. Und wegen ihm waren sie jetzt alleine! Sie wusste einfach, dass es seine Schuld war und da glaubte sie auch niemandem sonst, der ihr vielleicht etwas anderes einreden wollte. Egal was die Leute sagten, egal ob sie glaubten, dass er ein guter Mann war. Das war er nicht! Sie konnte ihn nicht leiden, sie hasste ihn! Sie. Hasste. Ihn.
 

„Wir können das nicht alleine machen..“
 

„Ist mir egal!“
 

„Nami..“ Nojiko war zu ihr gekommen, versuchte ihr eine Hand auf die Schulter zu legen und sie zu beruhigen. Doch sie wandte sich ab, riss sich los und blickte ihrer Schwester aus geröteten Augen entgegen. Seit Stunden weinte sie Tränen der Wut über das alles, ihr Hals schmerzte von den Schreien und sie hatte das Gefühl kaum Luft zu bekommen. Unangenehm. Alles schmerzte.
 

„Warum ist dir das egal?!“
 

„Es ist mir nicht egal! Aber wir müssen nachdenken! Das hier hilft uns nicht!“ Natürlich nicht. Aber was dann? Warten? Das konnte sie nicht. Denn da war Sehnsucht, Angst. Sehnsucht nach dem Heim, das sie einmal gehabt hatten. Nach ihrer Mutter. Nach Genzo. Und die Angst. Angst vor diesem Mann, der einfach nur böse war. Sie hatte es schon immer gewusst, seit er das erste Mal bei ihnen Zuhause gewesen war. Er hatte böse Augen. Das hatte sie auch ihrer Mutter gesagt, nachdem er wieder gegangen war. Das er böse Augen hatte und sie nicht wollte, dass er noch einmal zu ihnen kommen würde. Das hatte ihr schon immer Angst gemacht. Auch, wenn ihre Mutter versucht hatte sie zu beruhigen. Sie hatte versucht ihr zu erklären, dass das alles nicht so schlimm war. Doch es war schlimm gewesen. War schlimmer geworden. Jedes Mal, wenn er wieder aufgetaucht war hatte er neues Leid zu ihnen gebracht. Sie hatte nie verstanden was genau das gewesen war, warum dieser Mann immer und immer wieder zu ihnen kommen musste. Sie wusste nur, dass es ihrer Mutter nicht gut ging. Sie hatte einen anderen Ausdruck in den Augen, wenn er kam. Etwas war anders gewesen. Doch sie hatte sie nur immer wieder auf ihr Zimmer geschickt und sie hatten erst wieder herauskommen dürfen, wenn sie es ihnen gesagt hatte. Einmal, da hatte Nami nicht hören wollen. Sie hatte sich herausschleichen und nachsehen wollen. Nojiko hatte sie nicht gelassen. Sie hatte gesagt, dass sie auf ihre Mutter hören sollten. Dass das nicht gut war und sie Ärger bekommen würden. So wie heute.
 

„Sei nicht so feige!“
 

„Ich bin nicht feige!“ Aus Nami’s Sicht war sie genau das. Sie hielt sich immer an die Spielregeln, machte was man ihr sagte. So war Nojiko schon immer gewesen. Die Vernünftige von ihnen beiden. Das hatte auch ihre Mutter immer gesagt. Nojiko, diejenige, die immer brav war und keinen Ärger machte, während Nami schier keine zwei Meter weit gehen konnte ohne, dass sie sich in das nächste Problem manövrierte. Dabei machte sie es nicht einmal mit Absicht. Ein Hitzkopf, so hatte ihre Mutter sie immer genannt. Aber, wenn sie es damals getan hätte, dann wüsste sie wenigstens, was dieser Mann gemacht hatte. Warum er bei ihnen Zuhause gewesen war. Jetzt wusste sie nichts. Und sie wusste auch nicht, wie sie hier wieder heraus kommen sollten. Das machte sie Wahnsinnig!
 

„Ich sage nur wie es ist! Und das was du machst bringt uns nicht weiter! Du bist viel zu aufgebracht!“
 

„Ist mir egal!“ Wie sollte sie auch nicht aufgebracht sein? Nami nervte es eher, dass ihre Schwester so ruhig blieb. An dieser Stelle waren sie schon immer sehr unterschiedlich gewesen. Trotz der Tatsache, das sie beide einen starken Charakter hatten war es doch so, dass Nami ihr Temperament weniger unter Kontrolle hatte. Nojiko war die ruhige, die besonnene. Später würde sie mal eine gute Taktikerin werden. Bisweilen mussten sie aber einen Weg finden, um gemeinsam in dieser Situation zurecht zu kommen und das gestaltete sich als denkbar schwer. Welten die aufeinander prallten.
 

„Ich will hier raus!“ Nami wandte sich wieder von ihrer Schwester ab und der Tür zu. Erneut trommelten die kleinen Fäuste gegen das raue Holz. Inzwischen tat jeder Schlag weh, die Haut war gerötet und geschwollen. Doch sie konnte nicht aufhören. Sie konnte einfach nicht.
 

Erneut stiegen ihr Tränen in die Augen, die schon bald hervor quollen und die Wangen weiter hinunter rannen. Atmen konnte sie nur noch durch den Mund, die Haut an den Wangen spannte unangenehm, doch all das war egal. Es spielte keine Rolle solange sie hier drinnen waren und niemand sie herauslassen würde.
 

Zeitgleich war es nicht einmal eine Frage des längeren Atem. Oder eine Frage des stärkeren. Solange es fraglich war, ob sie jemand überhaupt hören konnte war das alles vielleicht auch nur vergeudete Zeit. Zeit, die sie doch anders nutzen sollte? Aber wie? Wie sollte man das tun? Sie sah einfach keinen anderen Weg als diesen. Da war eine Tür, da war ein Weg nach draußen.

Nami hing sich an die Türklinke, stemmte sich mit den nackten Füßen gegen das Holz und versuchte weiter dagegen zu arbeiten. Versuchte die Tür zu öffnen und das mit all der Kraft, die ihr kleiner Körper in diesem Moment aufbringen konnte. Es knarzte, kurz glaubte sie, dass sich etwas tat. Doch dann verlor sie den Halt. Für einen Moment hing sie in der Luft, bevor sie unsanft auf dem Boden aufschlug und der Schmerz durch ihren Körper fuhr. Nami japste, rang nach Luft. Und dann brach es aus ihr heraus. Lautes Schluchzen, voller Schmerz und Trauer, erfüllte den Raum, während sie einfach auf dem Boden lag und sich dort zusammenkauerte. Die Arme schlangen sich um den Körper, als sie sich zur Seite drehte, versuchte das Beben zu kontrollieren und sich zusammenzunehmen.
 

Unmöglich.
 

Irgendwann spürte sie eine Hand auf der Schulter, während die andere ihr sanft durch das Haar strich. Nojiko hatte sich neben sie gesetzt, schwieg allerdings. Ihre Schwester war einfach da, hielt sie und versuchte sie damit ein wenig zu beruhigen. Doch konnte sie das? Wohl kaum. Nami konnte einfach nicht. Es war so schrecklich unfair! Ihre Mutter war einfach weg. Einfach so. Nur Genzo war da gewesen. Er hatte zugehört, hatte sich gekümmert. Nami hatte geglaubt, dass sie ihm nicht egal waren und das er zuhörte. Das er es ernst meinte. Alles was er sagte. Doch jetzt? Jetzt hatte er einfach zugelassen, dass dieser Mann sie mitnahm und an diesen Ort brachte. Er hatte nichts getan und einfach nur zugesehen, wie man sie mitgenommen hatte. Es war ihm auch egal. Wie allen anderen, die ihnen von Anfang an nicht zugehört hatten. Die ihnen nicht geglaubt hatten.
 


 

***
 


 

„Na, habt ihr euch endlich beruhigt?“ Nami funkelte den großen Mann an. Sie mochte sein Grinsen nicht. Wie lange hatte sie versucht, heraus zu kommen? Wie lange waren sie schon in diesem Raum? Nami wusste es nicht. Sie hatte das Gefühl für die Zeit verloren. Das einzige, was sie wusste, war das sie hungrig war. Sie hatte schrecklichen Hunger. Der Magen knurrte schon eine halbe Ewigkeit, doch auch das hatten sie nicht bekommen.
 

Nun stand er da, blickte auf sie hinunter mit diesem Grinsen. Und diesem bösen Blick. Sie waren alle böse.
 

„Wir wollen hier raus!“ Nein, Nami hatte sich nicht beruhig. Ganz sicher nicht. Sie hatte nicht vor das alles so hinzunehmen und sich hier einsperren zu lassen! Sie wollte gehen und zwar jetzt! Doch alles was als Antwort kam, war ein raues lachen. Er neigte den Kopf zur Seite, blickte sie abfällig an und zog die Mundwinkel weiter auseinander.
 

„Hast du es noch nicht kapiert? Das hier ist jetzt euer Zuhause. Also sei lieber brav und mach keinen Ärger. Je länger ihr schreit, umso länger dauert es, biss ihr wieder etwas zu essen bekommt.“
 

„Wir wollen aber nicht hier sein! Ihr dürft das gar nicht!“ Natürlich durften sie das nicht. Nur, dass es offenkundig niemanden interessierte. Und bei wem sollten sie sich auch beschweren? Bei der Frau, die entschieden hatte, dass sie hierher kommen sollten? Wohl kaum. Die würden ihnen ohnehin nicht glauben und das alles nur wieder als Nichtigkeit abtun. So wie sie es schon einmal getan hatten. Also, was war die Alternative? Es gab keine und er wusste das.
 

„Tja. Wir tun es aber. Und was willst du jetzt machen du Zwerg?“ Er machte einen Schritt auf sie zu. Nami stolperte etwas zurück, spannte sich an. „Der Boss will, dass ihr die Klappe haltet und euch beruhigt. Ihr seid jetzt hier, also hört ihr gefälligst auf ihn. Ihr wollt nicht wissen, was passiert, wenn ihr ihn wütend macht.“
 

„Er hat uns gar nichts zu sagen!“ Als würde sie wirklich auf ihn hören! Das hatte Nami nicht einmal im Traum vor. Ob sie damit weit kommen würde? Früher hatte ihre Mutter gesagt, dass sie es einfacher haben würde, wenn sie nicht immer so stur wäre und aufhören würde durch jede Wand zu laufen zu wollen, anstatt einen Weg drum herum zu suchen. Vermutlich wäre auch das so ein Moment in dem sie einen anderen Weg suchen sollte. Hatte sie nur nicht vor.
 

Der große Kerl schnaufte wieder. Nami wusste nicht wie er hieß. Interessierte sie aber auch nicht. Waren doch alle gleich!
 

„Er gibt euch ein Dach über den Kopf und Essen. Er ist sehr großzügig und ihr werdet gefälligst tun, was er euch sagt, sonst setzt es was. Ist das klar?!“ Sein Ton war strenger geworden. Drohender. Er baute sich weiter vor ihnen auf, kam ihnen entgegen. Nami wich zurück. Dabei rutschte ihr weg an ihm vorbei, zur Tür, die offen stand.
 

„Ich hab gefragt, ob das klar ist!?“ Nami ignorierte ihn weiter. Sie wandte den Kopf, blickte zu ihrer Schwester, die eher versuchte sie zu beruhigen. Dabei griff sie nach Nami, formte stumme Worte. Sicherlich sollte es heißen, dass sie es lassen und einfach auf ihn hören sollte, damit sie nicht noch mehr Ärger bekommen und das ganze schlimmer machen würden. Ja, ja, das könnte sie tun. Wollte sie aber nicht!
 

„Zwerg!“
 

Sie ignorierte ihn weiter, dachte nicht weiter nach. Nami griff einfach nach der Hand ihrer Schwester, zog daran. Dann rannte sie los. Das war ihre Chance! Die Tür stand offen. Sie kamen aus ihrem Raum heraus und konnten versuchen hier weg zu kommen. Sie mussten es einfach versuchen! Wer wusste schon, wann sie wieder diese Möglichkeit bekommen würden?
 

Nami rannte, spürte einen kurzen Widerstand, bis sich Nojiko wohl auch in Bewegung setzte und dem Zug nachgab, den sie auf sie ausübte. Sie rannte an dem Kerl vorbei, hielt auf die Tür zu. Fast erreicht. Nami rannte auf den Flur hinaus, als es einen Ruck gab. Das Handgelenk ihrer Schwester verschwand aus ihrem, Nami stolperte weiter. Wandte sich um und blickte hinauf.
 

Der Kerl hatte sich ihre Schwester geschnappt, hatte sie einfach unter den Arm gepackt und sah genervt zu ihr hinunter. Nojiko schrie, schlug und trat um sich. Ohne Erfolg. Es wirkte fast so, als würde er ihre Bemühungen sich zu befreien gar nicht wirklich wahrnehmen. Dafür war da etwas anderes in seinem Blick. Wut?
 

„Scheiße, ich habe keine Zeit für so einen Mist. Komm her!“
 

„Nami lauf!“ Es war nur ein Bruchteil einer Sekunde in der Nami zögerte. Dann wandte sie sich ab und rannte los. Sie wusste nicht in welche Richtung sie musste aber das war auch egal. Weg. Sie musste einfach weg. Wenn sie hier heraus kam, vielleicht würde sie dann doch jemanden finden, der ihnen helfen würde. Der Nojiko hier herausholen würde!
 

„Octa! Schnapp sie dir!“ Die Worte drangen nur dumpf an ihre Ohren, Nami konnte sie auch nicht zuordnen. Ihre Füße trugen sie einfach weiter, so lange bis etwas vor ihr auftauchte und sie den Boden unter den Füßen verlor. Sie wurde hochgehoben. Hoch in die Luft, als man sie unter den Armen gepackt hatte und sie dann plötzlich in das Gesicht eines anderen Kerls blickte. Für einen Moment tauschten sie einen überraschten Blick, dann fing Nami an um sich zu schlagen. Sie kratzte ihn an den Händen, trat gegen seine Brust und versuchte wieder los zu kommen. Doch nichts bewegte sich. Es war als würde sie zwischen einem Schraubstock klemmen und einfach nicht aus all dem herauskommen. Starr und unnachgiebig.
 

„Nana, was soll das denn?“ Fragte er, fast schon verwundert, während Nami aus vollem Hals schrie und aus Leibeskräften um sich trat. Verdammt! „Beruhig dich Kleines, es ist doch alles in Ordnung..“ Nein. Nichts war in Ordnung. Gar nichts!
 

„Was ist passiert?“ Er setzte sich in Bewegung, wieder zurück in Richtung Zimmer.
 

„Die Gören haben versucht abzuhauen. Ich hab die ganze Zeit gesagt, dass es eine scheiß Idee war. Ich verstehe nicht, was der ganze Scheiß soll. Werf sie wieder da rein.“
 

„Meinst du nicht, wir sollten-“
 

„Nein! Werf sie rein, wir nehmen die hier mit.“ Nami wehte sich weiter, versuchte sich aus dem Griff zu befreien, doch es war zwecklos. Dann verlor sie erneut den Halt, die Orientierung. Alles um sie herum drehte sich und dann landete sie auf etwas weichem. Es dauerte einen Moment, bis sie Realisierte, dass man sie auf das Bett geworfen hatte. Kaum, dass diese Gedanken klar wurden raffte sie sich wieder auf, rannte zur Tür.
 

„Nami!“ Sie hörte ihre Schwester schreien, als die Tür wieder zugeschlagen wurde und Nami nichts anderes übrig blieb, als mit voller Wucht gegen diese zu laufen.
 

„Hey! Lasst sie hier! Nojiko!“ Nami schrie wieder. Dabei wurde es doch schwerer, die Stimme brüchiger. Wieder schlugen die Hände gegen das Holz, wieder stemmte sie sich hoch, hing sich an die Türklinke und versuchte diese zu öffnen.

Zwecklos.
 

Die Tür würde verschlossen bleiben.
 


 

***
 


 

„Hey Kleines. Wie geht’s dir?“
 

Nami schwieg. Sie war schrecklich müde und hatte keine Kraft mehr. Wie lange sie geschrieen, geweint und noch auf die Tür eingeschlagen hatte wusste sie nicht. Alles tat ihr weh, sie konnte die Hände kaum bewegen, der Hals brannte.

Das alles kam ihr vor, wie eine Ewigkeit. Seit sie Nojiko mitgenommen hatten war sie weg und sie hatte nichts mehr gehört. Das dieser große Kerl nun aufgetaucht war, war das erste Zeichen, was sie bekam.
 

„Ich bin Octa.. ich dachte du hast vielleicht Hunger?“ Er hatte einen Teller bei sich und einen Becher mit Wasser. Oder etwas anderem, zumindest etwas zum trinken. Nami hatte allerdings keine Lust mit diesem Mistkerl zu reden. Das einzige, was wohl als Zugeständnis kommen würde, war das verräterische Knurren ihres Bauches. Natürlich hatte sie Hunger. Wenn man sie fragen würde, dann konnte sich Nami nicht einmal mehr daran erinnern, wann sie das letzte Mal etwas gegessen hatte. War es Stunden oder Tage her?
 

Octa beobachtete sie einen Moment, dann sah er wieder zu dem Teller. „Ich habe dir ein Sandwich gemacht.. Käse und Erdnussbutter. Das mag ich am liebsten“, begann er zu erzählen, doch Nami schwieg weiter. Käse und Erdnussbutter? Das klang nicht einmal wirklich lecker. Nicht so als würde man das wirklich essen wollen. Dennoch, Nami konnte nicht leugnen, dass sie Hunger und Durst hatte. Das sie etwas brauchte. Und so zuckte ihr Blick dennoch zu dem anderen, zu dem Teller. Octa würde ihn neben sie auf den Boden stellen, dazu das Wasser.
 

„Wenn du… was anderes auf dein Sandwich willst, dann kannst du mir das auch sagen?“ Versuchte er es weiter. Was sollte das? Versuchte er nun einen auf nett zu machen? Er war genau so ein Arschloch wie die anderen. Sie würde ihm nichts sagen. Und sie würde das hier nicht gut finden. Nichts davon!
 

Stille legte sich über sie, während Nami einfach nur vor sich hinstarrte und spüren konnte, wie dieser Kerl sie musterte. Dabei spielte er mit seinen Fingern, drückte die Fingerkuppen immer wieder zusammen als würde er über etwas nachdenken. Komisch. Und so zuckten die Augen irgendwann doch zu ihm, fingen an ihn zu mustern und seine Züge. Als würde ihr das helfen zu verstehen, was dieser ganze Mist sollte.
 

„Also.. überleg es dir. Du solltest was essen und wenn ich die Sachen hole.. dann kannst du mir sagen, was du gerne isst.“ Langsam würde er sich wieder erheben und dann auch strecken. Ein wenig schien er zu zögern, als hoffe er darauf, dass sie doch noch etwas sagen und ihm entgegen kommen würde. Diesen Gefallen würde Nami ihm allerdings nicht tun und ihn lieber weiter mit Schweigen abstrafen. Das einzige Mittel, was sie jetzt noch zu haben schien auch, wenn sie sich viel lieber auf ihn stürzen und ihn fertig machen würde. Doch daran war in diesem Moment einfach nicht zu denken, sie konnte einfach nicht mehr.
 

„Hey..“ Er zog seine Aufmerksamkeit wieder auf sich. „Ich weiß, es ist nicht besonders gemütlich aber.. es kann okay sein. Und für euch wird es auch leichter, wenn ihr einfach auf das hört was er sagt.“ Mit diesen Worten würde er dann auch einfach wieder verschwinden. Für einen Moment würde Nami noch den Blick auf die Tür gerichtet lassen, dann wanderte er weiter zu dem Teller mit Essen.
 

Nein. Sie würde sich nicht hiermit abfinden.
 

Sie würde alles dafür tun, um hier wieder verschwinden zu können! Alles!



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: robin-chan
2024-02-26T18:27:40+00:00 26.02.2024 19:27
Verdammt, warum wirfst du immer eine Rückblende rein, wenn man unbedingt wissen will, wie es in der Gegenwart weitergeht D:

Also bei all der Scheiße ... warum ist mir Octa einfach sympathisch :') Er kommt eben wie der rüber, der irgendwie in das hinein geschlittert ist und sich damit abfindet und noch versucht irgendwie Menschlichkeit zu zeigen. Nur ist halt in der Lage gar nicht so einfach, dass es angenommen wird. Vor allem in dem Alter und ... mal ehrlich? Wer würde nicht wie Nami reagieren? D:
Was aber besonders das Ende zeigt, es ist nicht immer alles so möglich, wie man es sich vorstellt. Verschwinden ... na ja, ne WG ist zwar eine Verbesserung aber eben nicht komplett raus etc.
So sehr ich darauf warte, dass es in der Gegenwart alles ins Rollen kommt, so sehr mag ich ja diese Rückblenden. Du bringst sie immer so richtig schön rüber~ Okay, schön sind sie nicht, aber weißt sicher, wie ich das meine ;) Und der Kontrast Nojiko und Nami ist immer wieder herrlich~
Ich freue mich auf das nächste :)
Antwort von:  BurglarCat
27.02.2024 17:17
wie man es macht, so macht man es falsch xD

aber ich muss dir zustimmen, ich mag Octa sehr gerne und möchte ihm eigentlich auch noch mehr Raum geben. Mal sehen, ob ich das schaffe ;)


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