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Die Hölle von Bamberg

von

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Nadelprobe und Hexenhemdchen

Der Boden unter meinen nackten Füßen fühlte sich kalt und nass an. Ein Anlehnen an die Wand war unmöglich, das Hemd, was sie mir gegeben hatten, wärmte nicht und bedeckte nur das Nötigste. Ein Bett gab es nicht, nicht einmal ein Fenster und damit Tageslicht. Nur völlige Dunkelheit, Klagen und Wimmern von weiteren Frauen und Männern, die man, wie mich, eingesperrt hatte. Selbst Kinder waren unter uns, wimmerten, weinten und riefen nach ihren Müttern, die längst von uns gegangen waren. Verbrannt, gehängt und irgendwo außerhalb der Stadtmauern verscharrt.
 

Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken, meine Gedanken kreisten zu meinem eigenen Verhör. Die Haare hatten sie mir abgeschnitten, nach Zeichen für Hexerei gesucht und letztendlich auch gefunden. Nadelprobe. So hieß es und kein Blut floss aus meinem Körper. Beinahe schon brutal und mit einem Ausdruck von Genuss im Gesicht, bohrten sie mir die Nadel in den Körper, in mein Muttermal, rechts unterhalb der Brust.
 

Zuvor nahm man mir die Kleider, entblößte meine Scham, stellte mich bloß und viel zu kalte Männerhände suchten akribisch meinen gesamten Körper ab. Beschämend und erniedrigend zugleich. Danach steckten sie mich in dieses Hemd, mit den Worten, ich könnte in meinen Kleidern Zauberdinge verstecken und gegen sie verwenden. Aus einem ähnlichen Grund erbaute man das Drudenhaus ohne Fenster. Der Teufel könnte kommen, mich befreien oder schlicht durch ein Schlüsselloch kriechen, welches sie der Vorsicht wegen zustopften.
 

Essen gab es kaum, für alles mussten wir, unsere Familien zahlen und oftmals blieb es bei einem Stück fauligem Brot und viel zu wenig Wasser. Sterben würde davon keiner, dafür sorgten sie, kontrollierten immer wieder die Zellen und stießen uns mit Füßen, wenn wir bewegungslos auf dem viel zu kalten Boden mit spärlich bedecktem Stroh lagen. Alle paar Stunden wurden die Türen geöffnet, hin und wieder nahmen sie jemanden mit zum Verhör, zur Folter oder zum Galgen. Es war ein Kommen und Gehen der beängstigenden Art.
 

Wann immer sie kamen, ich ihre Schritte hörte, setzte mein Herz für einen Moment aus, nur um kaum später einige Takte sehr viel schneller zu schlagen. Panik mischte sich mit Angst. Kalter Schweiß bedeckte meine Stirn und oftmals war ich der Ohnmacht näher als dem bevorstehenden Tod. Mein gesamter Körper zitterte, schmerzte und krampfte. Oftmals kamen sie einfach so, setzten uns bewusst unserer Angst aus und folterten mit dieser einfachen Methode.
 

Nachts kamen sie besonders häufig, rissen grundlos aus dem Schlaf, begossen unsere ohnehin kalten Körper mit eisigem Wasser, spotteten und lachten uns aus. Hilfe war aussichtslos. Wir waren schutzlos ausgeliefert, der Demütigung ausgesetzt, bis man uns auf die Folterbank führte. Ein Entkommen gab es nicht. Nur der Tod befreite uns. Scheiterhaufen oder Streckbank. Ein jeder von uns erwartete das gleiche grausame Schicksal. Im Glauben waren wir jedoch eins, beteten immer wieder zu Gott, baten um Gnade, um Vergebung für das, was wir nicht getan, aber getan haben sollten. Ein letztes Gebet, ein Flehen und Winseln, dann holten sie auch mich. Gott erhörte mich nicht, gewährte mir keinen Schutz und ließ mich alleine.



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