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Spacetalia

One-Shots zum Pride Month
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Triggerwarnung für Menschen, die beim Thema Trans empfindlich sind!

Ich hab da nicht wirklich Ahnung, beziehungsweise bin einfach von mir ausgegangen und hab eins meiner Lieblingsheadcanon umgesetzt. Wenn mich jemand dazu korrigieren will, Kritik ist sehr willkommen. (Auch zu anderen Fehlern.) Komplett anzeigen

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Transformation -> Ungarn, ?

Ungarn war nervös. Heute war endlich ihr großer Tag.

 

Hierfür hatte sie hinter den Kulissen jahrzehntelang gekämpft. Sie hatte alles für den heutigen Tag getan, ohne zu wissen, wann „heute“ sein würde. Viele Politiker hatten überzeugt werden müssen. Doch die Bevölkerung hatte ihr immer wieder Auftrieb gegeben, vor allem wenn sie dachte, sie hätte keine Kraft mehr für diesen Kampf.

Wäre sie ein normaler Mensch gewesen, hätte sie das hier schon lange machen können. Jedem stand es seit der dritten Intergalaktischen Konferenz zu. Jedem außer den Ländern selbst.

Jeder durfte seinen Körper, sein Geschlecht, frei ändern. So hatten es die wichtigsten Politiker damals beschlossen. Und das obwohl der Prozess damals noch sehr langwierig und teuer war.

Nur in diesem „Jeder“ waren die Länder selbst nicht inbegriffen. Sie hatten immer einen Sonderstatus, meist wurden sie einfach vergessen, manchmal waren sie „zu einschüchternd“ um über oder mit ihnen zu sprechen. Dabei fühlten sie sich meist nicht so anders, auch wenn ihre Lebensspanne so viel größer war.

Nun, bis gestern zumindest war das Gesetz so festgelegt gewesen. Dann hatte es endlich eine Änderung gegeben. Und heute, heute endete die Wartezeit für sie endlich. Seit heute durfte auch Ungarn darüber selbst bestimmen. Die Entscheidungsträger waren neue Wege gegangen. Deswegen galt dieses Gesetz nun auch für die Personifikationen.

 

Ungarn hatte nicht vor noch einen Tag länger verstreichen zu lassen. Wer wusste, ob sie sonst wieder irgendwie aufgehalten werden würde. Nein, heute war ihr Tag.

 

Sie atmete einmal tief durch, bevor sie sich in die medizinische Kapsel legte. Die Abdeckung schloss sich über ihr und steigerte damit ihre Nervosität weiter.

Vor ihr erschien ein Display auf dem sie mit der Hand verschiedene Eingaben machte. Ihr fiel am Rande auf, dass die Hand leicht zitterte. Doch es gelang ihr nicht das zu kontrollieren, also versuchte sie sich weiter auf das Display zu fokussieren. Hiermit tat sie einen großen Schritt für sich selbst.

Nach einem letzten Blick auf ihre Angaben bestätigte Ungarn sie mit einem Fingerabdruck. Dann spürte sie den Einstich der ersten Nadel, die sie schlafen lassen würde bis alles getan war.

Während sie wegdämmerte, kreisten in ihrem Kopf ein letztes Mal die Gründe, warum sie so lange hierfür gekämpft hatte. Entgegen der Wünsche so vieler ehemaliger Staatsoberhäupter und religiösen Führer, die sie in ihrem langen Leben gesehen hatte. Entgegen dem was ihre eigene Überzeugung hatte sein sollen.

 

Seit sie herausgefunden hatte, dass sie ein Mädchen, eine Frau, war, war eine lange Zeit vergangen. Es war nicht so, das sie seitdem die ganze Zeit unglücklich gewesen war. Sie hatte nur dieses Gefühl immer weit hinten in ihren Gedanken gehalten. Es möglichst weit weg gepackt. Das Gefühl sich nicht wirklich wohl zu fühlen. Das Kitzeln und leise Nagen der Unvollständigkeit was sich manchmal einen Weg nach vorne suchte. Ungarn war mit der Zeit sehr gut darin geworden es klein zu halten.

Und so war sie tatsächlich irgendwie glücklich gewesen.

Ja, Ungarn war gerne die Hausfrau für diesen verschrobenen Kerl Österreich gewesen. Es war ein interessantes Zusammenleben gewesen. Doch da steckte eine Menge „gewesen“ drin.

Es hatte ihr auch Spaß gemacht sich hübsch anzuziehen. Und Häuser zu dekorieren. Und mit ihren Freundinnen Tee zu trinken. Oder stundenlang für gutes Essen am Herd zu stehen.

Doch so viel Befriedigung sie auch daraus zog, sie hatte es auch immer genossen die Ärmel hochzukrempeln und sich schmutzig zu machen. Es hatte ihr nichts ausgemacht zur Waffe zu greifen, für die Jagd oder im Krieg. Sie hatte nie aufgehört zu trainieren und sich verbessern zu wollen. Aber als Frau war sie immer den Männern untergeordnet gewesen. Auszeichnungen oder Gleichberechtigung machten da keinen großen Unterschied.

Und in diesen Momenten, in denen sie wieder daran erinnert wurde, hatten die Gefühle leicht ihren Weg an die Oberfläche gefunden. Der alte Wunsch ein Mann zu sein. Einen Penis zu haben und wenn es nur für das einfachere Pickeln im Stehen war.

 

Nein, verdammt, es war für ihr eigenes Wohlbefinden. Für sie selbst und niemand anderen. Für ihr junges Ich, was davon geträumt hatte. Für den Wunsch nach Vollständigkeit, den man nicht klein reden konnte. Mit welchen billigen Ausreden auch immer. Ungarn wollte das Gefühl nicht mehr ignorieren.

 

Eine fröhliche Frauenstimme erklang, „Willkommen zurück. Laut ihren Vitalwerten haben Sie die Aufwachphase nun so weit absolviert, dass Sie in der Lage sein sollten mit mir lautlich zu kommunizieren. Um diese Phase abzuschließen und den Erfolg der Eingriffe zu bestätigen, bitte ich Sie deswegen mich bestmöglich nachzumachen.“ Die Stimme summte eine Tonfolge.

Ungarn versuchte wie befohlen die Töne nachzumachen. Ihr – Sein Brustkorb vibrierte davon. Es war ein ungewohntes Gefühl.

Die Stimme machte eine weitere Tonfolge vor. Ungarn hob vorsichtig seine Hände vom Bett neben sich und legte sie auf seinen Bauch, während er auch diese Tonfolge wiederholte. Ja, es kitzelte etwas an seinen Fingern. Seine Muskeln schmerzten von der Bewegung, doch er schob seine Hände langsam weiter hoch. Das Programm forderte noch einige weitere Stimmproben von ihm und nach und nach gewöhnte er sich dadurch an seine neue Stimme.

Er testete behutsam die Schmerzen in seinen Muskeln in dem er sie nacheinander anspannte. Es tat weh, so wie man ihn vorher gewarnt hatte, aber bis jetzt war es nicht mehr als ein schlimmer Muskelkater.

„Damit haben wir genügend Daten von Ihnen bekommen. Die Aufwachphase ist hiermit erfolgreich beendet. Bitte warten Sie noch mindestens eine Minute bevor Sie den Raum verlassen. Es wird noch eine Prüfung ihrer weiteren körperlichen Funktionen mit Ihnen vorgenommen. Sollten Sie sich danach noch nicht wohl fühlen, steht es Ihnen frei sich weiter hier aufzuhalten. Ich öffne nun die Kapsel und wünsche Ihnen noch einen schönen Tag“, sagte die Frauenstimme. Tatsächlich öffnete sich die Abdeckung geräuschlos über Ungarn.

Er nutzte die wiedergewonnene Freiheit um sich richtig und ausgiebig zu strecken. Das war ebenfalls schmerzhaft, aber auf eine Art, die er begrüßte. Es fühlte sich wie nach einem ausgiebigen Training an und reizte dazu sich noch mehr zu bewegen.

Um es nicht zu übertreiben, setzte er sich für den Moment nur auf den Rand der Kapsel. Sein Kreislauf schien erstaunlich stabil da ihm nicht schwindelig wurde.

„Willkommen zurück. Meine Sensoren fahren in diesem Moment aus. Bitte bewegen Sie sich nicht, bis sie angeschlossen sind“, erklang eine weitere mechanische Stimme, diesmal männlich. „Es folgt eine kurze Reihe von Tests, die nicht während Ihrer Bewusstlosigkeit durchgeführt werden konnten. Bitte folgen Sie nun meinen Anweisungen.“

 

Die Tests waren langweilig und Ungarn kam es vor als würden sie mehr als eine Minute brauchen. Er brannte darauf die Station zu verlassen und seinen neuen Körper eigenständig kennen zu lernen.

Die Erlösung kam mit einem freundlichen „Vielen Dank. Hiermit wird Ihre Behandlung nach exakt 7 Tagen und 5 Stunden für erfolgreich beendet erklärt. Bitte bestätigen Sie dies hier. Danach dürfen Sie gehen.“ Ein letzter Fingerabdruck und die Freiheit öffnete sich vor ihm.

 

Gehen kam ihm noch ein wenig seltsam vor, als wäre er in den letzten Tagen gewachsen und nun mussten seine Glieder sich neu sortieren.

Ungarn aktivierte einen Sprachanruf bei seinem besten Freund. Ein freudiges Lächeln stahl sich auf sein Gesicht, wie er wahr nahm, denn sogar das schmerzte.

„Jo jo jo, was macht Gottes Fülle?“, erklang nach kurzem Warten eine Stimme aus dem Gerät an seinem Ohr. Das brachte Ungarn zum Lachen.

„Vollkommenheit trifft es eher, kleiner Speer“, konterte er, „Wollen wir uns nachher treffen?“



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