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You and me and the devil makes three

von

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Coming Out, Pt. 1

Auf den ersten Blick konnte Teru nicht erkennen, was da auf seiner Koje lag. Die Beleuchtung hier oben war recht spärlich. Aber auf den zweiten dämmerte es ihm bereits. Als er das Teil dann in der Hand hielt und dazu den Zettel las, der darunter gelegen hatte, stiegen doch recht eklige Gefühle in ihm auf.

'Für einsame Nächte auf Tour!' What the fuck?! Davon einmal abgesehen, dass Teru an solche noch nicht einmal einen verdammten Gedanken verschwenden wollte, kam er sich doch ziemlich gedemütigt vor. Die hatten sie doch nicht mehr alle! Was waren das denn für Wichser? Und dann auch noch eine lächerliche Schleife um den Dildo binden! Der blanke Hohn war das!

Teru kletterte mit mahlendem Kiefer herunter, angepisst bis zum Gehtnichtmehr, und begegnete prompt dem dämlich lachenden Hiroki. Tatsuya sah über dessen Schulter, offensichtlich auch neugierig.

"Was soll das?" Er funkelte Hiroki wütend an. Hiroki, der ihn neulich zusammen mit Yoko und Ryo erwischt hatte. Hiroki, der nun immer noch lachte und sich ganz eindeutig null in Terus Lage versetzen konnte. "Sag mal, bist du noch ganz sauber? Geht's dir noch gut?"

Teru schlug ihm sein neues Spielzeug gegen den Schädel, woraufhin Hiroki noch kurz weiterlachte, dann aber, als er die Hand an die schmerzende Stelle hob, verstummte. Verwirrung stand in seinem Blick, den er nun auf Teru richtete.

"War doch bloß Spaß", versuchte er sich an einer kläglichen Beschwichtigung, woraufhin Teru die Zähne erst recht fletschte.

"Spaß?" Er packte Hiroki an seinem Shirt und zog ihn näher. "Wenn du 'n homophobes Arschloch bist, sag's gleich, dann polier' ich dir die Fresse!"

Jetzt endlich dämmerte Hiroki der Ernst der Lage, aber richtig. Sein Mund öffnete sich leicht.

Bislang hatte Teru sich noch nie wirklich mit seiner Sexualität auseinandergesetzt, aber Fakt war, dass er in zwei Männer verliebt war. War er eben schwul. Und? Er fand, dass das gar nicht so falsch war. Wahrscheinlich stimmte es sogar. Aber es machte ihm nichts aus. Und den anderen machte es besser auch nichts aus, wenn sie seine Kumpels bleiben wollten.

"Okay, sorry", versuchte Hiroki es nun, und wenigstens klang es nicht nach homophobem Arschloch, sondern eher nach jemandem, der seine verfickten Hirnzellen nicht rechtzeitig benutzt hatte. Er hob die Hände, wurde von Teru losgelassen. In dem Moment gesellte sich auch Kazu zu den Streitenden in den Bus, hatte offenbar gehört, um was es hier ging.

"Hiro, mach keinen Scheiß", meinte er und packte den Bassisten bei der Schulter. Seine doch etwas erschrockene Miene wäre von Teru wohl als niedlich bezeichnet worden, denn niedlich war Hiro wirklich, aber nicht unter diesen Umständen. "Sei nicht fies zu Teru bei der Sache."

"Fuck, ich wusste nicht..." Hiro stammelte herum und sah hektisch zwischen Kazu und Teru hin und her. "Ich hab' nichts gegen Schwule, wirklich nicht. Sorry, echt. Ich dachte ja nicht...dass da wirklich was lief mit Yoko und Ryo...ich dachte, die haben bloß wieder ihre Spielchen getrieben und sind dir auf den Sack gegangen, im wahrsten Sinne des Wortes..."

Wirklich besonders fühlte Teru sich immer noch nicht. Aber Kazu war ein wahrer Engel, der ihm ungefragt seine angefangene Whiskeyflasche reichte. Teru brauchte jetzt einen großen Schluck. Oder zwei. Oder zehn. Das war eine beschissene Situation. Ein beschissenes Thema.

"Da lief nich' nur was", erklärte er dann offen und ehrlich, wischte sich den Mund ab und gab Kazu die Flasche zurück, aber ohne den Blick von Hiroki zu nehmen. "Wir haben was miteinander. Ohne Scheiß." Im Hintergrund sah man Tatsuya aufblicken und große, neugierige Augen machen. Als hätte Teru irgendein Signalwort von sich gegeben, tauchte nun auch Ken auf und guckte um die Ecke. Seit wann waren diese Typen solche sensationsgeilen Vollidioten?

"Könnt ihr jetzt mal eure beschissenen Fressen zumachen?", herrschte Teru sie an. "Ich fühl' mich grad richtig scheiße, und wenn ihr mich ab jetzt immer anguckt wie 'n Alien, könnt' ihr euch 'nen neuen DJ suchen. Einen, der auch wirklich hetero is'!"

Niemand sagte etwas. Aber es war offensichtlich, dass keiner so recht wusste, wie er reagieren sollte, jetzt, wo klar war, dass Teru es ernst meinte. Allerdings konnte er ihnen nun ansehen, dass sie hauptsächlich so guckten, weil sie sich für Teru interessierten. Als Kumpel. Sie wollten wissen, was in seinem Leben los war. Und da offenbar etwas Großes los war, hatte dies für Aufsehen gesorgt.

Kazu legte die Hand unterstützend auf Terus Schulter, die dieser prompt tätschelte. Er war eben der beste Buddy auf der ganzen Welt.

"Ich bin mit Ryo und Yoko zusammen, klar? Oder braucht ihr's schriftlich?" Teru verschränkte die Arme vor der Brust, schaute von einem Gesicht zum nächsten, um zu sehen, ob da irgendwas entgleiste. Das tat es nicht. Aber Verwirrung war dennoch in Kens Antlitz zu sehen.

"Mit...beiden?", fragte er vorsichtig nach, da nun alle wussten, dass das Thema ein wunder Punkt für Teru war.

"Yeah." Er würde sich nicht anmerken lassen, dass er sich wie auf dem Präsentierteller fühlte. Im negativen Sinne. "Muss ich's echt näher erklären?" Er hätte dies vielleicht getan, aber nicht in dieser Situation. In einer ungezwungenen sehr wohl, wenn klar war, dass er ernstgenommen mit seinen Gefühlen wurde. Es ging hier um sensible Emotionen. Um Terus Herz. Kazu hatte das doch auch hingekriegt. Die anderen würden das dann wohl auch packen. Die Jungs waren echt cool, eigentlich. Aber sie hatten eben alle noch nie wirklich mit Homosexualität zu tun gehabt, wie es schien. Und Japan war ohnehin noch immer sehr zurückhaltend, was das anging.

"Schon gut, man." Ken stellte sich nun neben Teru und legte ihm die Hand auf die andere Schulter. "Wir meinen es nicht böse."

"Also bist du echt verknallt?", hakte Tatsu nun nach, reichlich erstaunt, aber nicht verständnislos oder gar verstört. Anstelle lächelte er nun erfreut, und Hiroki tat dasselbe, weshalb Teru es hinkriegte, zu nicken, sogar mit einem unvermeidlichen, beschwichtigten Grinsen. Tatsu riss daraufhin seine eigene Schnapsflasche hoch.

"Ein Grund zum Feiern, sweedish brother*!"

Die anderen grölten und johlten als Zustimmung. Nun fühlte Teru sich schon besser. Aufgenommen. So, wie er war. Egal, wen er liebte.
 

Als Teru später Ryo und Yoko erzählte, was passiert war und dass er nun bei seiner Band geoutet war - wenn auch unfreiwillig - waren diese erst einmal baff. Ryo rieb sich mit hochgezogenen Brauen das Gesicht, während Yoko nachdenklich mit den Fingern gegen seine Lippen trommelte, den Ellenbogen auf die Armlehne des Sofas gestützt.

"Oh shit", kommentierte Ryo das Ganze. "Und du meinst, sie sind wirklich cool damit?"

"Ich denk' schon, yeah." Teru kramte in seinem Rucksack und präsentierte den anderen das Spielzeug mit einem Lachen. "Is' doch eigentlich ganz nett von Hiro, dass er mir sogar so 'n teures Geschenk gemacht hat!" Das hatte er Hiro später am Abend auch gesagt, als sich die Wogen geglättet hatten. Auch wenn es ihn nicht den geringsten Scheiß anging, was Teru im Bett trieb. Und dass es eigentlich ziemlich lächerlich war, zu denken, dass er sogar auf Tour ohne anale Stimulation nicht auskam, nur weil er auf Männer stand. Aber es war ja nur ein Scherz gewesen. Im Tourbus zu masturbieren war sowieso eine Scheißidee, egal, in welcher Form.

"Dann muss er selbst auf einer Erotikseite angemeldet sein", erwägte Yoko, der die Wange nun in seine Hand geschmiegt hatte und den Dildo eingehend betrachtete. Nur, damit seine Mundwinkel schließlich dezent nach oben wanderten. Aus den Augenwinkeln heraus tauschte er einen Blick mit Ryo. Wieder einmal verstanden sie sich ohne Worte, wie klar wurde, als Ryo grinste, lachte, dann wieder grinste und sich auf die Lippe biss. Spitzbübisch wanderte sein Blick hin zu Teru. Der verstand ebenfalls. Und grinste zurück.

"Oh verdammt, meint ihr, wir brauchen das Teil, weil ihr keinen mehr hochkriegt bei mir?" Frech leckte er über die ganze Länge des Dildos. Zugegeben, schön dick und lang war er ja. Sogar geädert. Sehr realistisch gehalten. Hiroki hatte Geschmack. Er schien ganz gut zu wissen, worauf es ankam. Vielleicht war Yokos Gaydar ja doch nicht so mies, wie sie bislang gedacht hatten...

Aber was kümmerte Teru sich um Hiroki und dessen Präferenzen? Er ließ den Gedanken fallen, so wie er in sein Bett geworfen wurde. Die Matratze federte noch, während Ryo sich sein Shirt über seinen Kopf zog und seinen tätowierten Oberkörper entblößte. Sie federte erneut, als er zu Teru auf das Bett sprang und sich auf ihn stürzte. Und sie federte abermals, aber nur ein wenig, als Yoko sich gediegener zu seinen Männern gesellte und hastig von zwei Armen an zwei Körper gezogen wurde.

Teru war schwer von Glück und Wonne erfüllt. Der schmerzhaft geweckte Gedanke an einsame Nächte im Tourbus erlosch...zumindest vorläufig.


Nachwort zu diesem Kapitel:
*Die Jungs nennen sich gegenseitig sweedish brothers (sweedish bedeutet großartig, fantastisch). Teru hat 'Life is sweedish' auf seine Handkanten tätowiert, Tatsu trägt den Spruch ebenfalls in seiner Haut. Komplett anzeigen

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