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Flashlight

von

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Adoption


 

Vielen Dank an alle, di e die Geschichte bis hierher verfolgt haben!

Das ist es nun, das letzte Kapitel. Das letzte Kapitel lade ich immer mit einem lachenden und einem weinenden Auge hoch *lach* Ich hoffe, es gefällt euch und ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen!
 

Als Sebastian am nächsten Morgen aufwachte, war er allein im Bett. Kein kleiner Körper, der sich an ihn kuschelte. Als Ciel nach einigen Minuten nicht auftauchte, wurde Sebastian stutzig. Seit der Junge bei ihm war, war er nie vor ihm aufgestanden und wenn, hatte er Sebastian geradezu genötigt, auch aufzustehen. Müde streckte er sich und schlug dann die Decke zurück und stand auf, um nach Ciel zu sehen. Sein erster Stopp, das Badezimmer, war leer. Verwundert ging er weiter zum Wohnzimmer. Lächelnd blieb Sebastian im Türrahmen stehen. Ciel saß hochkonzentriert vor dem niedrigen Wohnzimmertisch und setzte ein Puzzle zusammen, das Sebastian ihm vor Monaten gekauft hatte.

Es war gut, dass der Junge sich selbst beschäftigte. So ging Sebastian weiter in die Küche, setzte Wasser für Tee auf und erwärmte Milch für Ciel in einem Topf. Gerade, als er die Milch in eine Tasse füllte, waren leise, schnelle Schritte zu hören und kurz darauf rief Ciel: „Du bist wach!“ Sebastian ging lächelnd in die Knie und breitete die Arme aus, um den Jungen aufzufangen. „Na, du Frühaufsteher?“ Ciel schmuste sich an den Größeren. Er zuckte leicht zusammen, als es klingelte. Verwundert stand Sebastian auf und stütze Ciel auf seiner Hüfte ab. „Wer das wohl sein wird?“

„Jack!“, rief Ciel, kaum dass Sebastian die Tür geöffnet hatte, und streckte seine Arme aus. Ein Zeichen, dass er von dem anderen in den Arm genommen werden wollte. „Guten Morgen“, sagte Sebastian lächelnd. „Morgen.“ Sebastian setzte Ciel ab, damit dieser von Jack hochgehoben werden konnte. „Ich hoffe, du hast noch nicht gefrühstückt, ich wollte gerade Pancakes machen“, sagte Sebastian und ging Richtung Küche. „Oh ja“, rief Ciel freudig. Jack schmunzelte und folgte dem anderen. Er hatte zwar schon gefrühstückt, aber wie konnte er bei dem Angebot „nein“ sagen?
 

Nach dem Essen ging Ciel wieder ins Wohnzimmer spielen. Sebastian und Jack saßen an dem großen Küchentisch und schwiegen. „Ich möchte Ciel adoptieren“, sagte Sebastian ruhig. Er hatte sich in den letzten Wochen viele Gedanken darüber gemacht. Es war eine Sache, ein Kind zur Pflege und vorübergehend aufzunehmen, oder es zu adoptieren. Er mochte Ciel, das stand außer Frage, aber war er bereit, sich um ein Kind zu kümmern und einige Dinge in seinem Leben zu ändern? Ja, das war er. Ciel wollte bei ihm bleiben, das hatte er des öfteren deutlich gesagt. Jedes Mal wollte ihm das Herz vor Liebe und Glück überquellen.

Sebastian hatte sich eine knappe Woche zuvor im Internet informiert, ob er als alleinstehender Mann überhaupt die Möglichkeit hatte, ein Kind zu adoptieren. Er hatte die Befürchtung, nur Paare dürften das, doch zu seinem Glück war es auch Alleinstehenden erlaubt. Doch das war nur ein Punkt, den er beachten musste. Bei einigen Dingen konnte er getrost einen Haken dahinter setzen, doch gerade der Punkt „Erziehungsvorstellungen“ brachte ihn zum Nachdenken. Außerdem musste er für Ciel ein Kinderzimmer haben, wobei Sebastian das schon einige Wochen, nachdem er Ciel aufgenommen hatte, zusammen mit Claude und Grell eingerichtet hatte. Sein ungenutztes Gästezimmer wurde kindgerecht ausgestattet. Zuerst hatten sie die alten Möbel abgebaut, die Sebastian glücklicherweise recht schnell verkaufen konnte, dann wurden die Wände neu gestrichen. In hellblau, wie Ciel es sich gewünscht hatte. Sebastian musste natürlich eine neue Einrichtung kaufen. Zusammen mit Ciel und Claude ist er durch verschiedene Möbelhäuser gegangen, bis sie die wichtigsten Möbel ausgesucht hatten. Diese ließ Sebastian der Einfachheit halber liefern. Eine Woche später waren die Möbel da und Dank der Hilfe von Claude und Grell auch schnell aufgebaut.

Ciel hatte sich sehr über sein neues Zimmer gefreut, aber nachts kroch er trotz eigenem Bett immer noch in Sebastians. Manchmal wollte er auch in seinem eigenen Bett schlafen, vor allem dann, wenn er nicht seinen Willen durchsetzen durfte und schmollte, doch früher oder später schlich Ciel dann doch in Sebastians Schlafzimmer. Wenn er alleine schlief, wurde Ciel meistens von Albträumen geplagt oder er fühlte sich einfach nur einsam. Bei Sebastian fühlte er sich sicher und konnte die Nacht ruhig durchschlafen.
 

Jack stellte seine Teetasse ruhig auf den Tisch. „Hast du dich schon über die Voraussetzungen einer Adoption informiert?“ Er war nicht überrascht, schließlich begleitete er die beiden nun schon einige Monate. Jack war eher erleichtert. Ciel fühlte sich ganz offensichtlich wohl bei Sebastian und akzeptierte ihn als Ersatzvater, während dieser wiederum den Jungen liebte, als wäre er sein eigen Fleisch und Blut. „Ja, natürlich. Soweit ich das gelesen habe, erfülle ich auch alle Voraussetzungen.“ Jack nickte langsam. „Anhand dessen, was ich bisher gesehen habe, stimme ich dir zu. Aber eine Adoption ist natürlich nochmal etwas anderes, als ein Pflegekind.“ „Das ist mir durchaus bewusst“, sagte Sebastian ernst. „Das meinte ich auch nicht“, wandte Jack ein, „die Bearbeitung eines Antrags auf Adoption dauert länger, die möglichen Adoptiveltern und das Zuhause werden noch mal gründlich durchleuchtet. Außerdem gibt es eine Testphase, die Adoptionspflegezeit. Diese dauert in der Regel ein Jahr. Aber da Ciel schon über sechs Monate bei dir wohnt, wird die Testphase um diese Zeit verkürzt werden.“ Sebastian atmete unmerklich auf. Von dieser Testphase hatte er auch gelesen, sie machte auch durchaus Sinn, aber allein der Gedanke, nochmal ein ganzes Jahr diese Ungewissheit, ob Ciel tatsächlich bei ihm bleiben durfte ...
 

Am Nachmittag hatte Ciel wieder seinen wöchentlichen Termin bei William. Sebastian und Jack nutzten die Zeit, um einen Kaffee trinken zu gehen. Normalerweise ging er in dieser Zeit einkaufen oder erledigte andere Dinge, doch er hatte schnell festgestellt, dass Jack ein sehr angenehmer Gesprächspartner war und wollte diese Gelegenheit nicht verstreichen lassen. Er wusste, dass der Sozialarbeiter wegen Ciel und dessen Wohl sie hin und wieder besuchte. Trotzdem genoss Sebastian die Gespräche mit dem anderen.

Sie saßen in einem kleinen, gemütlichen Café am Fenster. Es fühlte sich fast wie ein Date an. Sebastian wusste gar nicht, wann er zum letzten Mal ein richtiges Date gehabt hatte. Seit Ciel bei ihm war, war das kein Thema mehr gewesen. Kind und Arbeit zu vereinen, füllte seine Zeit genug aus. In den ersten Wochen hatte er sich frei genommen oder von Zuhause aus gearbeitet. Als Ciel sich eingelebt hatte, hatte Sebastian ihn im Kindergarten angemeldet, in den auch Alois und Luka gingen. Nachdem Ciel eingewöhnt war, ging Sebastian wieder regelmäßig in die Klinik zum Arbeiten. So hatte sich ihr Alltag eingependelt. Da war kein Platz, um jemanden kennen zu lernen und seit dem Besuch von Ash hatte er auch kein Bedürfnis mehr danach.

Auch Jack genoss die Gespräche mit Sebastian sehr. Sie sprachen über alles mögliche, konnten aber auch zusammen schweigen, ohne dass es unangenehm wäre. Die meisten, mit denen er arbeitete, waren für ihn genau das: Arbeit. Doch bei Sebastian und auch Ciel war es anderes. Er mochte beide sehr, doch es gab für ihn keinen offensichtlichen Grund, noch Kontakt zu halten, sobald die Adoption durch ist. Jack würde einfach die Zeit bis dahin mit Sebastian und Ciel genießen. Sie wirkten wie eine kleine, glückliche Familie. Ein kleiner Teil von ihm wünschte sich schon länger, ein Mitglied dieser Familie zu sein. Er wusste, dass das unprofessionell war. Außerdem hatte Sebastian auch nie irgendetwas in der Richtung erwähnt, ob er überhaupt Interesse an Männern allgemein hatte. Er wusste nicht, dass es dem anderen genauso ging. Jack konnte allerdings nicht wissen, dass Sebastian entschieden hatte, ihn nach einem Date zu fragen, sobald er Ciel offiziell adoptiert hatte. Sollte er dann einen Korb bekommen, wäre es zwar schade, aber sie müssten sich danach nicht mehr sehen. Jetzt allerdings würde es alles nur unnötig kompliziert machen. Wer wusste außerdem, welche Konsequenzen es haben könnte für alle Beteiligten, sollten sie vor der Adoption eine Beziehung eingehen?
 

Zwei Wochen später hatte Sebastian einen Termin beim Jugendamt, wo er den Antrag auf Adoption stellte. Er war aufgeregt, obwohl er nur Papiere ausfüllte und unterschrieb. Nur, weil Ciel bei ihm zur Pflege war, hieß das noch lange nicht, dass sein Antrag genehmigt werden würde. Es war durchaus im Bereich des Möglichen, dass der Junge zu einer anderen Familie kam. Das war Sebastians größte Angst.

In den darauffolgenden Wochen führte er viele Gespräche mit den Mitarbeitern des Jugendamts. Seine erste Ansprechpartnerin war eine alte, unfreundliche Dame mit tiefen Falten zwischen den Brauen. Sie machte keinen Hehl daraus, wie viel sie davon hielt, dass ein alleinstehender Mann ein Kind adoptieren wollte. Nämlich nichts. In ihren Augen durften das nur verheiratete Paare. Aber nur die, die aus einem Mann und einer Frau bestanden. Sebastian fuhr nach jedem Gespräch mit dieser Person stinksauer nach Hause. Er behielt sein Pokerface und blieb freundlich, aber innerlich hatte er ihr schon hundert mal den Hals umgedreht. Als er zum vierten Gespräch ins Jugendamt ging, innerlich gewappnet, nicht über den Tisch zu springen, sobald diese unausstehliche Person den Mund öffnete, war er mehr als überrascht, gleich zwei neue Sachbearbeiter zugeteilt bekommen zu haben. Ein junger Mann und eine Frau in den mittleren Jahren. Sie erklärten ihm, dass seine vorherige Sachbearbeiterin ihm so schlechte Bewertungen gab, dass sie es für notwendig hielten, eine zweite und dritte Meinung einzuholen. Sebastians Magen zog sich bei diesen Worten zusammen. Vor seinem geistigen Auge verabschiedete er sich von einem weinenden Ciel, der die Welt nicht verstand. Doch zu seinem Glück verlief dieses Gespräch wesentlich besser und auch professioneller. Am Ende wurde er mit den Worten verabschiedet: „Wir können die Bewertung unserer Kollegin absolut nicht nachvollziehen. Bis zum nächsten Mal, Mr. Michaelis.“
 

So vergingen einige Wochen, in denen nicht nur Jack, sondern auch die beiden Mitarbeiter, mit denen er regelmäßig Termine hatte, bei ihnen Zuhause vorbei kamen. Sie machten im Prinzip das gleiche wie Jack, kamen auch immer unangekündigt. Meistens kam nur einer von beiden. Sie unterhielten sich auch mit Ciel, in Anwesenheit und Abwesenheit von Sebastian, um zu sehen, ob dieser die Meinung des Jungen beeinflusste. Das war zum Glück nicht der Fall. Trotzdem ließen sie kaum durchblicken, wie seine Chancen standen und ob es andere potentielle Adoptiveltern gab.
 

Knapp vier Monate später bekam Sebastian den erlösenden Anruf, sein Antrag auf Adoption wurde genehmigt und Ciel war offiziell sein Adoptivsohn. Sebastian konnte es kaum fassen! Er bedankte sich und stand anschließend sprachlos in seiner Küche. Ciel war offiziell sein Sohn! Er musste noch die Papiere unterschreiben, doch das waren nur noch Formalitäten. Erst ein vorsichtiges Zupfen an seiner Hose holte ihn zurück in die Realität. Ciel stand vor ihm und schaute ihn mit seinen großen, blauen Augen besorgt an. „Alles okay?“, fragte er unsicher. Sebastian wischte sich ein paar Freudentränen weg und strahlte den Jungen an. Er ging auf die Knie runter und strich Ciel ein paar aschblaue Strähnen hinters Ohr. „Das war das Jugendamt, du darfst bei mir bleiben. Ich darf dich adoptieren!“ Ciel starrte ihn ungläubig an, bevor er Sebastian um den Hals fiel. Minutenlang blieben sie in dieser Position.

Sebastian hob Ciel auf seine Arme und stand auf, um Jack anzurufen. Kaum wurde am anderen Ende abgehoben, platzte es aus ihm heraus: „Er ist genehmigt! Ich darf Ciel adoptieren!“ „Glückwunsch! Das freut mich sehr für euch“, sagte Jack lächelnd, auch wenn der andere das nicht sehen konnte. „Danke! Ich freue mich so sehr!“ „Ich mich auch“, rief Ciel lachend. Sebastian wuschelte ihm durch die aschblauen Haare. Jacks Lächeln wurde traurig. Er wusste schon lange, dass dieser Moment kommen würde, trotzdem war es nicht leicht. Seine Arbeit war damit beendet. Er überlegte sich, was er noch sagen könnte, doch bevor er die richtigen Worte formulieren konnte, lud Sebastian ihn schon zum Essen ein. „Aber … mein Job ist damit erledigt“, wandte Jack ein. „Und deswegen kannst du nicht mit mir essen gehen?“, fragte Sebastian verwundert. „Sollte das jetzt nicht erst recht möglich sein?“ Jack blinzelte verwundert. Meinte er etwa …? Sein Herz schlug heftig in seiner Brust. „Darf ich dein Schweigen als 'ja' deuten?“, fragte Sebastian schmunzelnd. „J-ja. Ja, natürlich!“ „Ich hol dich morgen Abend – 20 Uhr – ab.“ „Okay ...“, hauchte Jack. Ein breites Grinsen legte sich auf seine Lippen. Er hatte ein Date! Mit Sebastian! Vielleicht war das der Beginn einer wunderbaren Zukunft, doch das stand auf einem anderen Blatt.



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