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_- Road Kill -_

von
Koautor:  Monsterauto

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Kap. 7

Shiro
 

Keuchend legte ich mein Kopf in seinen Nacken. Sog dabei seinen Geruch in mich ein und kostete das heiße Kribbeln vollkommen aus. Es war einiges an Zeit her gewesen dass ich mich so hatte gehen lassen, weshalb es für meinen Geschmack viel zu schnell ging. Als sein Kopf gegen meinen sackte, löste ich mich ein wenig, um festzustellen das Riku vor Erschöpfung weg gedämmert war. Meine Hand wanderte sachte zu seinem Gesicht, stich ein paar Strähnen beiseite, was ihn kurz die Stirn runzeln ließ. Ich schmunzelte. Schob mich von ihm weg und zog mich so aus ihm raus. Legte ihn vorsichtig ab, beseitigte die Sauerei die wir veranstaltet hatten und deckte ihn zu. Anschließend verschwand ich aus dem Schlafzimmer um das Kondom verschwinden zu lassen. Im Vergleich zu Riku, war ich nun mehr als wach. Zwar würde sich das recht schnell wieder legen, da mir ein paar Stunden fehlten, dennoch lief ich ein wenig ruhelos durch die Wohnung. Dabei kreisten meine Gedanken. Sicherlich würde sich das bei mir, in schlechter Laune rächen, allerdings war es mir gerade schlicht egal. Aseri sah mir vom Sofa aus dabei zu ,wie ich ein wenig hin und her ging.

Ich hatte wegen Riku meine komplette Beherrschung verloren und war fast schon wie ein Tier über ihn hergefallen. Tam würde sich darüber kaputt lachen. Wobei... Nein, würde er nicht. Ihn würde es nicht einmal richtig interessieren, sondern nur fragen, ob er auch mal wieder durfte. Dennoch war mir das ganze mehr als unangenehm. Die Katze gab ein leises Geräusch von sich. „Du brauchst mich gar nicht so vorwurfsvoll anzugucken. Er hat selber darum gebeten.“, knurrte ich zu Aseri rüber und blieb stehen, welche darauf hin gähnte und eine gedehnten Ton von sich gab.

„Soll das heißen, dass ich es mir einfach mache? Sicherlich nicht! Riku hat sich mir geradezu vor die Füße geworfen und mich um den Finger gewickelt. Als hättest du auch nur irgendeine Ahnung. Gott verdammt! Ich rede schon wieder mit der Katze!“, zischte ich und fasste mich an den Kopf. Murmelte säuerlich vor mich hin und setzte mich auf das Sofa. Strich der schwarzen Katze über den Kopf ,woraufhin sie es sich versuchte auf meinen Schoß bequem zu machen. „Ich mach mich ganz verrückt, stattdessen sollten wir die Daumen drücken das Kage nicht Wind von irgendwas bekommt... Er ist zwar aktuell damit beschäftigt sein Spielzeug wieder zu bekommen, aber man weiß nie. Das letzte worauf ich Lust habe ist, das dieser Soziopath hier auftaucht.“, stöhnte ich und legte den Kopf auf der Rückenlehne ab. Ich strich mir über den Nacken, rieb dabei über die lange Narbe und hatte das Gefühl das sie leicht zog. In der Regel war das ein schlechtes Zeichen.
 

Langsam stellte ich die Tasse auf die Theke in der Küche ab. Brachte Zucker und Milch dazu und kam mit einer zweiten zum Schluss hinzu. Riku saß bereits auf den hohen Hocker, zog seine Tasse zu sich und füllte ordentlich Milch hinein. Guckte dabei hin und wieder verstohlen auf die Uhr.

„Tut mir leid, wenn ich dir nicht mehr anbieten kann. Auf Übernachtungsbesuch war ich nicht eingestellt.“, musste ich gestehen, da ich sonst mir die Zeit nahm und Auswärts frühstückte.

„Es ist ziemlich selten das ich Zuhause Essen habe.“, gab ich zu und beobachtet ihn dabei wie er in der Tasse rührte. „Willst du irgendwas wissen oder fragen?“, fragte ich sehr direkt. „Was? Warum sollte ich?“

„Weil du den Eindruck machst, als würde dir was auf der Zunge liegen.“, gab ich als Antwort, pustete in meine Tasse und beobachtete ihn dabei über den Rand hinweg genau.

„Ich... naja...“, stotterte er recht nervös. „Ich frage mich wie es jetzt weitergeht. Kann ich einfach zu meinem Laden? Ich meine... man hat doch gesehen das ich nach hinten gegangen bin... Das ist auf Video und einen Zeugen gibt es auch. Wahrscheinlich stehen bereits drei oder vier Polizisten vor der Tür vom Blumenladen und bringen mich direkt in die nächste Zelle oder nicht?“, faselte er angespannt. „Kann gut möglich sein. Die Videobänder hatte ich gelöscht. Als direkter Beweis würden sie schon mal nicht mehr da sein. Ich hab mir auch den Kopf deswegen schon zerbrochen, wie man es drehen könnte.“, musste ich zugeben. „Am Einfachsten wäre, du gibst an der Mörder hat dich entführt. Die Blutergüsse im Gesicht. Das würde recht glaubhaft rüberkommen.“

Das es besagten Mitarbeiter nicht mehr gab, ließ ich weg. Der junge Mann wusste zu viel, auch wenn es nur Kleinigkeiten gewesen waren. Patzer durfte ich mir nicht erlauben. Aber warum log ich? Wobei es nicht lügen war. Viel mehr verheimlichte ich Riku, das ich den Kerl unter einem Vorwand nach hinten lockte, mit zwei gezielten Stichen recht schnell den Garaus machte. Was wollte ich aber damit bezwecken?

Riku dachte über meinen Einwand nach. Nippte an dem Kaffee und ich tat es ihm gleich.

„Wie machst du das? Ich meine... wie kannst du so ruhig bleiben wenn du...“, sagte er nach einigen Minuten.

„Meinst du, wenn ich meinen Job mache?“ Er nickte.

„Es ist wie mit allen anderen Sachen.. Man denkt ab einem bestimmten Punkt, nicht mehr viel drüber nach, sondern tut sie einfach. So wie man etwas aufschreibt oder Auto fährt.“, versuchte ich zu erklären. „Ein Schlachter tut auch nur das, wofür er bezahlt wird. Er tötet Tiere damit wir unser Essen auf dem Tisch bekommen.“

„Mit dem Unterschied dass er das Schwein schnell tötet... Du hast Naru erst sieben Finger abgeschnitten, bevor du es zu Ende gebracht hast!“, kam es von dem Blonden und man konnte die Betroffenheit dabei raus hören. Er senkte den Kopf. Soviel hatte er also mitbekommen.

„Das war meine persönliche Vendetta.“

„Vendetta?!“ Ein wenig genervt schloss ich die Augen, atmete aus und trank einen Schluck.

„Er hat dir Schaden zugefügt, das passte mir nicht und ich habe meinem Unmut Ausdruck verliehen. Er hatte alles verdient was er bekommen hat. Andere würden sich sehr geschmeichelt fühlen wenn ich das für sie täte.“, gab ich ein wenig kühl. Genau wegen sowas wäre es gut, wenn er nichts wüsste. Riku nie in Narus Laden aufgetaucht wäre und nie rausbekommen hätte wer ich bin. Wenn man nicht gerade selber aus dem Untergrund war, war es schwer das ganze zu begreifen... Dinge die für mich Normal waren.

Riku verzog das Gesicht. Schlang die Arme um den Brustkorb als würde ihm frieren.

„Wegen gestern Nacht...“, setzte ich angespannt an.

„Ich würde jetzt gerne zum Laden wollen.“, kam es von ihn entschlossen.

„Ich brauche Zeit zum Nachdenken..“, raunte er und ich nickte verstehend, verspürte dabei ein wenig Kränkung.
 

Riku

Ich hatte mir meine Kleidung von gestern angezogen und wir verließen die Wohnung. Der Flur war strahlend hell und es gab noch einige andere Parteien auf der Etage. Es sah so teuer und hochmodern aus, dass ich Angst hatte irgendwo dran zu kommen. Shiro drückte den Knopf eines Aufzuges in den wir zügig hinein gingen. In diesem drückte er auf das Parkhaus und zog sich einen seidenen Schal aus der Tasche.

Verwirrt sah ich ihn an.

“Tut mir leid, aber ab hier kann ich dich nichts mehr sehen lassen”, lächelte er matt und ich bekam ein wenig Panik, drückte mich gegen die Metallwand.

“Riku, eine Sorge, dir wird nichts passieren. Vertrau mir, ok?”, meinte er, kam auf mich zu und verband mir die Augen.

Mein Atem ging schneller, mein Herz pochte und die Angst nahm überhand.

Seine Lippen legten sich auf meine und seine Hände zogen mich in seine Arme.

Der Kuss war innig, sorgte dafür dass es mich ablenkte und dann flüsterte er : “Ich bring dich nach Hause. Keine Sorge!”.

Ein Klingeln ertönte und der Aufzug schien das Parkhaus erreicht zu haben. Shiro stellte sich neben mich und führte mich mit einer Hand am Rücken in die richtige Richtung .

Es roch nach Benzin und Abgase, als ein Klicken mich erahnen ließ, dass wir am Auto waren.

Feinfühlig wies er mich ein, bis ich schließlich saß und er kurz darauf neben mir Platz nahm.

Seine Finger griffen an mir vorbei zum Anschnaller, er befestigte diesen und unerwartet streichelte er mein Gesicht und küsste mich erneut.

“Ich weiß nicht was mit mir los ist, aber irgendwie will ich dich nicht wegbringen”, seuselte er was mich etwas lächeln ließ.

Die Augenbinde musste aufbleiben , bis wir am Blumenladen angekommen waren. Entweder, er war mehrmals im Kreis gefahren oder hatte einen Umweg genommen, aber gefühlt war mein Zuhause weit weg.

Am Laden angekommen, nahm er mir die Augenbinde ab und stieg aus.

Er ging um den Wagen, hielt mir die Tür wie ein Gentleman auf und lächelte. Es war ein sehr merkwürdiges Gefühl.

Als ich meine Schlüssel in die Hand nahm und den Laden auf schloss, reagierte Shiro erst mal nicht und blieb am Wagen.

Erst jetzt konnte ich erkennen, dass es ein schwarzer Tesla war, weshalb es wohl auch so ruhig gewesen war.

“Möchtest du nicht mehr mit hinein kommen?”, fragte ich vorsichtig als er sich auf mich zu bewegte, mein Gesicht in seine Hände nahm und mich so zärtlich küsste das meine Knie nachgaben.

“Lebewohl Riku”, gab er kurz von sich und war dabei sich herum zudrehen.

Das war doch jetzt nicht sein ernst, mich so abzuschreiben!

Ich riss ihm am Handgelenk herum und sah ihn skeptisch an.

“Ist das gerade ein Tschüss oder ein pass auf dich auf, bis zum nächsten Mal?”, zischte ich und Shiro ging sich durch die Haare.

“Du wolltest Zeit zum nachdenken!”, erwiderte er und ich schüttelte den Kopf.

“Bedeutet aber nicht, dass ich dich nicht mehr sehen möchte!”

Beklemmende Stille machte sich zwischen uns breit, als mein Gegenüber mir durch die Haare ging und mir eine kleine Karte mit Telefonnummer zu steckte.

“Zufrieden?” brummte er und nickend drehte ich mich herum, und schloss hinter mir die Tür ohne ihm noch einen Blick zu zuwerfen.

Grummelnd das ich quasi darum betteln musste, sah ich auf den Anrufbeantworter. Keiner hatte versucht mich zu erreichen und keiner hätte wahrscheinlich bemerkt wenn ich nicht mehr hier wär.

Ich öffnete den Laden, setzte mein freundliches Lächeln auf und machte das was ich jeden Tag tat. Meinen Job.

Ungefähr zur Mittagszeit, traten ein paar Polizisten in den Raum.

“Guten Tag, mein Name ist Kano und das ist mein Kollege Murasaki. Wir sind hier um Ihnen ein paar Fragen zu stellen. Ist dies gerade möglich?”, fragte ein junger Mann in Uniform förmlich.

Ich nickte, ging an ihnen vorbei, schloss die Tür und drehte das “Geöffnet-Schild” auf “Geschlossen”.

“Bitte, stellen Sie Ihre Fragen”, bat ich und goß den beiden Herren einen Tee auf.

“Kennen Sie einen Naru Kyota? Den Ladenbesitzer des Shops unten an der Straße?”, fragte der Kollege Murasaki und schrieb fleißig mit.

Ich nickte, antwortete ehrlich und das er mein Ex Freund war.

“Sie meinen , Sie hatten eine Liebesbeziehung?”, sahen mich die Herrschaft leicht nervös an.

“Ja, aber es gab niemanden den Kyota nicht vor seinen Schwanz spannte. Er hatte einiges an Dreck stecken. Weshalb sind Sie eigentlich nun hier?”, ich wurde etwas nervös und als ich die Teetassen herüber gab zitterten meine Finger teilweise.

“Weshalb sind Sie kein Paar mehr und wie lange schon?”

Ich schnaufte, ließ die Tasse etwas wütender auf den Tisch donnern und erklärte das der Kerl mich an ein Bordel verkauft, mich permanent betrog und geschlagen hat. Ich zeigte ihnen mein Gesicht , was Murasaki nur nickend zur Kenntnis nahm.

“Wann haben Sie ihn das letzte mal gesehen?”

“Gestern, als ich meine Arbeitskleidung vorbei brachte. Er war im Büro irgendein krummes Ding drehen, womit ich nichts zutun haben wollte. Sie dürften meine Klamotten vor Ort finden. Und wenn Sie schon dort sind, schauen Sie doch mal ob Sie meinen Gehaltscheck finden, den der Bastard mir noch schuldet!”

“Das wird sich wohl nicht ergeben, weil er tot ist”, gab Kano schnippisch von sich und ich setzte mich auf den Hocker. Die Erinnerungen daran trafen mich immer noch.

“Wir melden uns ,wenn wir noch etwas von Ihnen brauchen”, kam es sehr monoton und die werten Polizisten schoben ab.

Ob ich mich ins Licht der Tatverdächtigen gerückt hatte? Ob man mich ins Messer laufen ließ ?

Ich würde es sehen.
 

Shiro
 

„Kannst du wenigstens hier die Beine runter nehmen?“, zischte ich und gegenüber von mir kam ein Seufzen.

„Wie lästig...“ kam es als Antwort und der Schwarzhaarige tat das Bein runter und saß nun in der Sitznische, wie ein normaler Mensch. Sah mich träge an und ich wartete darauf was er von mir wollte.

„Die haben mir vorhin das hier vorbei gebracht... Ups... schon geht es los...“, gab Tam von sich und war dabei scheinbar was aus seiner Tasche zu holen . Als ein leises Klingeln los ging, schrill klingelte das kleine Telefon, blinkte und leuchtete dabei und machte einen Höllenlärm. Der Mann schob es mit seinen Fingern über den Tisch und verzog ein wenig das Gesicht. Ich nahm es schnell vom Tisch, den Anruf entgegen und meldete mich auf die übliche Art.

Knacken war zu hören, als eine weibliche Stimme sich meldete. „Herr Nanabe. Es ist das erste Mal dass ich persönlich mit Ihnen rede. Wobei es jetzt eher ein einseitiger Dialog sein wird.“

Weiterhin sagte ich nichts und lauschte nur. Die Person musste wissen das ich mich in einem Cafe befand und nicht zwingend konnte, wie ich wollte.

„Wir schätzen Ihre Arbeit und waren bisher immer sehr zufrieden. Allerdings haben Sie sich dieses mal wohl ein wenig selbstständig „ausgelebt“? Das ganze hat mehr Aufmerksam auf den Plan gerufen als uns lieb ist. Eine Strangulation würde man noch als Mord durch einen Junkie durchgehen lassen und so ziemlich unter dem Tisch fallen. Das was Sie dort angestellt haben, lässt sich nur schwer dem zuordnen.“, die Frau stoppte.

„Es tut mir leid, wenn ich Sie als Kundin enttäuschen musste. Leider gab es... sagen wir... persönliche Unstimmigkeiten zwischen mir und dem Herren.“

„So was sollten Sie tunlichst trennen ,wenn sie weiterhin als professionell gelten wollen!“, hörte man es schroff. Ich verzog das Gesicht.„Verzeihen Sie. Ich werde das in Zukunft beherzigen.“, gab ich mich sehr unterwürfig und sah dabei zu wie Tam sich den Kuchen zu sich rüber zog, welchen ich für mich bestellt hatte. Ich sah ihn finster an. Er ignorierte es jedoch.

„Ich hoffe Sie bleiben mir als Kundin weiterhin treu.“, sprach ich höflich, als auch schon das aufgelegt Signal kam. Ich legte das Telefon wieder auf den Tisch und mit seinen schmalen Fingern holte sich Tam es wieder. Leckte dabei den Löffel ab und beobachtete mich genau.

„Ärger…?“, fragte er knapp und ich zuckte nur mit den Schultern.

„Was ist mit Blondi?“, setzte er nach. „Keine Ahnung von wem du redest.“, sagte ich nur, trank meinen Kaffee aus und setzte mich auf. Er machte den Mund auf, schloss ihn wieder und legte die Kuchengabel an seine Lippen. Ich beugte mich leicht über den Tisch, nahm ihn die Gabel ab und stach mir ein Stück ab, um es zu essen. „Hab ich mich wohl geirrt.“, sagte er unter einem Gähnen.

„Viel zu süß.“, murrte ich und gab ihm die Gabel wieder. Er zuckte nur gleichgültig mit den Schultern. Anschließend verließ ich den Laden.
 

Es vergingen drei Tage in denen ich mich versuchte wieder meiner Normalität zu widmen. Dabei kümmerte mich um mich selbst, organisierte ein neues Sofa, da ich mit dem Blut was an mir war, ein wenig auf Riku beim tragen verteilte, welcher es wiederum auf meinem Sofa hinterließ. Wie Tam sagte, gingen sie nicht weg. Es würde zwar ein wenig dauern. Aber bald würde es abgeholt werden und gegen ein neues ausgetauscht. Pflegte Kontakte und beobachtete die Nachrichten. Recht schnell verschwand die Meldung über ein brutalen Mord wieder aus den Nachrichten und auch Riku schien man nicht groß zu verdächtigen. Täglich fuhr ich einmal mit dem Wagen vorbei. Sah das der Laden offen war und fühlte mich dadurch beruhigt.
 

„Du siehst aus als würdest du was vermissen.“, funkelten ein paar ungleiche Augen.

„Haha. Ist das so offensichtlich?“

„Ich hab nur geraten. Hier der geht aufs Haus.“, lachte der Mann vor mir, grinste dabei schelmisch und schob mir ein Glas zu was goldbraun befüllt war. Die roten Haare waren sorgsam nach hinten zu einem winzigen Zopf gebunden, während die Seiten ausrasiert waren. „Keine Ahnung ob man so was von dir annehmen sollte. Giftmischer.“, entwich es mir skeptisch, zog dabei das Glas zu mir, drehte es in den Fingern, was ihn zum breiteren Lächeln brachte.

„Glaub mir, hier im Laden bin ich Barkeeper. Mehr nicht. Die Große würde mir sonst die Hölle heiß machen. Zumal wir beide im selben Geschäft tätig sind. Okay, ich nicht mehr. Aber wieder zurück zum Thema.“, gab er etwas leiser von sich. Ein zucken ging über meine Lippen. Diskretion war noch nie seine Stärke gewesen. Da der Laden jedoch eigentlich erst in zwanzig Minuten öffnen würde, spielte es eh keine Rolle. Die Leute welche hier waren, interessierten meine Geschäfte nicht. „Du kommst immer nur dann so früh, wenn dir eine Laus über die Leber gelaufen ist. Betrinkst dich eine Stunde und verschwindest dann. Mich stört es nicht. Wir machen durch solche Kunden den besten Umsatz. Aber du hast in den letzten zehn Minuten, vier mal auf dein Handy geguckt. Entweder hast du seit neustem ein sehr schlechtes Zeitgefühl oder du erwartest was.“, schlussfolgerte der Barkeeper.

„Ich hab einfach mal geraten.“

Ich schwieg mich aus. Das Letzte was ich wollte war einem Ex-Clan Mitglied erzählen ,das mir seit Tagen ein Kerl durch den Kopf spukte. Ich nippte an dem Getränk, fühlte das leichte Brennen im Mund vom Alkohol, welches von einer angenehmen Süße abgelöst wurde.

„Okay, der Herr will nicht.“, seufzte der Barkeeper und begann damit Gläser zu polieren.

„Was machen die sonstigen Geschäfte?“, fragte er, stellte das Glas beiseite, um das nächste zu nehmen. „Wie immer. Die Aufträge kommen rein. Nicht mehr so viele wie vor sechs Jahren. Aber ich kann mich nicht beklagen.“, raunte ich und trank einen kräftigen Schluck.

„Ich sehe schon. Irgendwie beneidenswert. Ach. Letztens hat es wohl jemand ein wenig zu sehr krachen lassen. Die Presse war voll mit Artikeln und Spekulation über einen Mafia orientierten Mord. Sieben Finger hat man den Kerl abgetrennt. Die Sauerei hätte ich gerne gesehen.“, lachte der Mann und stellte wieder ein Glas weg.

„Habs auch mitbekommen. Ziemliche Sauerei.“, brummte ich und trank wieder was. Je mehr sich das Glas leerte, desto weniger brannte es.

„Hört sich an als, wärst du komplett ausgestiegen.“, brummte ich. „Der Große will nicht mehr das ich mit den schlimmen Jungen spiele. Er fürchtet darum seinen Barkeeper zu verlieren.“, seufzte er.

„Du bist halt nicht mehr so beweglich wie damals. Ist vielleicht besser so. Sei froh drum kleiner Fuchs.“, gab ich als Feststellung und bezog mich dabei auf das leichte hinken, welches man dann bemerkte wenn man sehr aufmerksam war. Er rümpfte die Nase. „Tsss!“, zischte er und schenkte mir nach. Damit war das Gespräch beendet und man schwieg sich an. Ich genehmigte mir noch zwei Drinks. Dachte dabei an Riku. Wie sich seine Lippen angefühlt hatten, wie warm er gewesen und wie weich sein Haar war.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Ginji92
2020-07-18T05:30:26+00:00 18.07.2020 07:30
Interessant wie die Geschichte weiter geht
Die Frage ist wer von den beiden nun den ersten Schritt macht und wie es weiter gehen soll.
Toll geschrieben bisher und bin gespannt noch mehr hiervon zu lesen.
Lg


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