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Drawback 2

von

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Losing (Kazuki)

Bevor sie Reita am Abend alleine seinem Schicksal überlassen würden, musste er noch einmal zum Boss, um ihm Bericht zu erstatten. Es war zwar nicht vom Boss gewollt, aber er selber wollte es, denn er hatte schon ein paar Informationen zusammengetragen, die ihn wahrscheinlich interessieren würden. Außerdem wollte er selber noch etwas herausfinden. Und dazu musste er mit ihm reden, denn anders würde er nicht an diese Infos rankommen.

Doch zuerst ging es für ihn in die Stadt. Er brauchte noch ein paar Nahrungsmittel und Zigaretten, sonst würde er nicht mehr lange leben. Mag sein, dass sein Job gefährlich war, aber mit leerem Magen wollte er dann auch nicht sterben. Außerdem glaubte er eher weniger daran, sein Leben bei einem Auftrag zu verlieren. Das würde sein Zigarettenkonsum schon von ganz alleine erledigen!
 

„Wie immer?“ Fragte ihn die Dame hinter der Theke und er nickte lächelnd. Er holte sich jede Woche seinen Vorrat an Zigaretten hier in diesem Laden. Und jedes Mal hatte sie Schicht, wenn er vorbeikam. Deswegen wusste sie auch genau, was er wollte und welche Marke er rauchte. Als er alles hatte, was er so zum Überleben brauchte, lief er mit langsamen Schritten nach Hause, rauchte sich eine und sah sich um. Es war ganz schön was los, aber es war auch ein schöner Tag. Als er in den Himmel sah, sah man nur blau. Es war keine einzige Wolke zu finden. Einfach herrlich.

Sollte sein Kollege also an so einem Tag sterben? Als ob!

Er glaubte an Reita, wusste, dass er es schaffen wird, auch, wenn er diesem Zahnarzt nicht traute.
 

Im Augenwinkel nahm er einen Streifenwagen wahr, der stehen blieb und sofort zwei Polizisten ausstiegen. Einer von ihnen hatte schwarze Haare, der Andere hellbraune. Sah man auch nicht alle Tage. Kurz blieb er stehen und musterte die Beiden. Er rauchte die Zigarette in Ruhe weiter und beobachtete jeden Schritt der zwei Gesetzeshüter, die an ihm vorbei gingen. Streife zu Fuß? Sah man in letzter Zeit auch öfter. Natürlich fiel ihm sowas auf, wollte er schließlich nicht von denen angesprochen werden.

Er versuchte immer, ihnen aus dem Weg zu gehen.

Er machte die Zigarette aus, warf den Stummel in einen Mülleimer und lief nun weiter zu seiner Wohnung.

Schon nach wenig Schritten, bogen die Polizisten links ab, während er weiter geradeaus musste. Die Zwei wirkten ganz schön ernst und nicht gerade aufmerksam auf die Umgebung fixiert. Ob sich da etwa was anbahnte? Hatten sie gerade vielleicht etwas zu erledigen, statt nur auf Streife zu gehen? Verdammt, warum war er immer so neugierig? Er erwischte sich tatsächlich bei dem Gedanken, denen zu folgen.

Nein, auf keinen Fall!

Das würde noch böse enden. Also lief er lieber weiter.
 

Zu Hause angekommen, verstaute er all seine Einkäufe in der Küche und rauchte sich dabei gleich wieder eine. Es war schon nach 14 Uhr. Jetzt sollte er sich vielleicht doch etwas beeilen, denn er wollte trotz allem noch zu den Anderen.

Etwas gehetzt kam er nach knapp 40 Minuten auch schon in dem Haus an, in dem sein Boss fast 24 Stunden jeden Tag verbrachte. Selten hatte er miterlebt, dass der Mann nach Hause gefahren war.

Wie immer klopfte er kurz an die Türe und trat auch sofort ein. Sein Boss stand gerade am Fenster und sah nach draußen, wie er es so oft tat.

„Da bist du ja.“ Sagte er und drehte sich zu ihm um. „Du hast mich wirklich neugierig gemacht. Es scheint dir ja wichtig zu sein, es noch heute zu klären.“

Er nahm an seinem Tisch Platz und deutete Kazuki an, sich auch zu setzen.

Natürlich tat er dies auch gleich und nahm ihm gegenüber Platz, legte wieder ein Bein über das Andere und lehnte sich im Stuhl zurück. „Dann erzähl mir doch mal, was dich hier hin führt.“ Sein Boss war nun also mit seiner ganzen Aufmerksamkeit bei der Sache. Sehr gut!
 

„Zu allererst möchte ich anmerken, dass das Team in Ordnung ist. Mit denen kann man wirklich gut zusammenarbeiten. Das hätte ich nicht gedacht.“ Gestand er dem Boss mit einem Lächeln auf den Lippen.

„Sie verstehen sich und vertrauen einander blind. Das ist äußerst erstaunlich. Bis sie mir genauso vertrauen, wird es vielleicht noch ein wenig dauern, aber das ist machbar.“ Fuhr er seinen Bericht weiter fort und sah seinem gegenüber dabei stets in die Augen, um jede noch so kleine Veränderung wahrzunehmen.

„Aber deswegen bist du nicht hier, oder?“

Sein Boss lehnte sich nach vorne, stützte die Ellbogen auf dem Tisch ab und bettete sein Kinn auf seinen Händen.

„Nein.“ Antwortete er knapp, holte kurz Luft, um danach mit den wichtigen Dingen fortzufahren:
 

„Kai hat sich einen kleinen Plan ausgedacht. Er war so nett, mir davon zu erzählen. Reita hat sich einen Polizisten geangelt, um in Zukunft an Informationen aus erster Hand zu kommen. Ob das klappt, weiß ich nicht. Bisher kam dabei wohl nicht viel rum. Aber egal, das ist eher etwas Nebensächliches. Trotzdem dachte ich, dass es Sie interessieren könnte.“

Er sah seinem Boss an, dass ihm diese Information dennoch nicht gefiel. Natürlich fand er das nicht gut. Welchem Yakuza-Boss gefiel es schon, wenn einer seiner Handlanger was mit einem Polizisten hatte? Aber trotzdem konnte man es auch positiv sehen:

Der Plan könnte funktionieren und Reitas Freund wird singen wie ein Vögelchen.

Alles Ansichtssache!
 

„Wenn es darum geht, Pläne für einen Auftrag auszuarbeiten, sind die Drei eigentlich ganz pfiffig, doch die Umsetzung läuft meist anders, als geplant. Und da liegt unser aktuelles Problem! Reita konnte die Zielperson nicht ausschalten, weil er sonst Kai und mich in Gefahr gebracht hätte. Deswegen muss er sich heute Abend mit dem Mann alleine treffen.“

Er bemerkte das Zucken in den Augen des Bosses, hielt erst einmal seinen Mund geschlossen und wartete dessen Reaktion ab.

„Hätte er ihn erschossen, wären du und Kai ebenfalls erledigt worden?“ Fragte er zum Verständnis noch einmal nach. Kazuki nickte bestätigend, wodurch sich der Mann murrend zurücklehnte.

„Da er euch schon einmal entdeckt hat, oder wahrscheinlich seine Männer euch entdeckt hatten, liegt es auf der Hand, dass sie es wieder schaffen. Deswegen soll er alleine dahin.“ Wieder nickte er und nun fuhr sich der Boss mit einer Hand durch das Gesicht. „Wir werden dennoch in der Nähe sein, allerdings im Auto.“

Der Boss schien ihre Lage zu verstehen und nickte nun ebenfalls.
 

„Es kann also gut sein, dass sie sich morgen einen neuen Killer suchen müssen.“
 

Schmunzelnd sah der Boss ihm nun in die Augen und schüttelte den Kopf.

„Das glaube ich nicht. Bisher hat es doch immer geklappt, oder etwa nicht?“ Ja, da musste er ihm zustimmen!

„Sonst noch etwas, das ich wissen sollte?“ Fragte er Kazuki nun und stand schon wieder auf, um sich erneut an das Fenster zu stellen.

„Nein, aber etwas, dass ich wissen muss.“

Nun drehte sich der Boss mit fragendem Blick zu ihm um.

Jetzt ging es los. Es wurde ernst! Er hatte nun ein paar Tage Zeit gehabt, doch er musste den Boss fragen, denn ohne ihn würde er nicht weiterkommen und alle Informationen würden nur mit reiner Spekulation zusammengefasst werden können. Also: Augen zu und durch!
 

„Warum haben sie Kaito erschossen?“ Fragte er erst einmal nach und war erleichtert, als der Blick des Bosses eher normal blieb, anstatt wütend oder ernst zu werden. „Er war in unserer IT-Abteilung und wurde damit beauftragt, unser Sicherheitssystem vor Angriffen zu schützen.

Stattdessen hat er das System mutwillig außer Gefecht gesetzt und damit den Zugriff für andere Parteien freigegeben.“ Erklärte ihm der Boss, der noch immer mit dem Rücken zum Fenster stand.

„Wir konnten von Glück reden, dass es jemand Anderem in der Abteilung früh genug aufgefallen ist.“

Deswegen wurde er von ihm also erschossen. Er hatte den Boss und alle Anderen in ihrem Clan hintergangen.

Was Verrätern blüht, wird einem von Anfang an klar gemacht, doch noch nie hatte er es gesehen, oder auch nur ein Wort über so etwas aufgeschnappt. Das war für ihn das erste Mal. Aber sein Bauchgefühl meldete sich wieder, versuchte ihm zu versichern, auf dem richtigen Weg zu sein.
 

„Und warum musste Ruki sterben?“
 

Nun sah ihn der Boss doch etwas geschockt an. Volltreffer!

„Weil er sich in unser System gehackt hat. Er hat verschiedene Informationen heruntergeladen.

Bevor diese Details in falsche Hände geraten, haben wir ihn aus dem Weg geräumt.“

„Sein Notebook?“
 

„In der IT.“
 

„Wissen die Drei, warum er gestorben ist?“

Sein Boss schüttelte den Kopf und das erstaunte ihn nun doch etwas.

„Sie wissen nichts davon? Sicher, dass das gut ist?“ Seufzend nahm sein Boss wieder am Tisch Platz und trank einen Schluck von seinem Wasser. „Denkst du, dass es wichtig ist? Brauchen Kai, Reita und Ryo diese Information?“

Gute Frage.

Wahrscheinlich brauchten sie sie nicht direkt, aber aus persönlichen Gründen würde es ihnen bestimmt irgendwo auch guttun, zu wissen, warum Ruki gestorben ist.

„Sie sind loyal genug, um ihnen dieses Wissen anzuvertrauen.“

„Denkst du das wirklich? So habe ich von Ruki auch gedacht und was hat es mir gebracht?“
 

Noch bevor er etwas dazu sagen konnte, wies ihn der Boss mit einer Handbewegung an, ruhig zu sein.

Also schloss sich sein Mund direkt wieder, nachdem er ihn geöffnet hatte. Ende der Diskussion.

„Ich lasse es mir durch den Kopf gehen. Und jetzt geh. Pass auf, dass Reita nichts passiert. Es wäre schade, ihn zu verlieren.“ Nickend stand Kazuki vom Stuhl auf und lief wieder nach draußen.

Naja, er hatte zumindest das, was er wollte:

Das Wissen!

Er wusste endlich, warum Ruki umgebracht wurde und das die Parallelen zwischen seinem und Kaitos Tod kein Zufall waren. Und er würde es den Dreien erst einmal weiterhin verschweigen.

Wenn der Boss wollte, dass sie es erfahren, wird er es ihnen schon selber sagen.

Trotzdem würde er gerne noch so einiges mehr erfahren. Was für Daten hatte Ruki runtergeladen?
 

Draußen angekommen, blieb er stehen, machte sich eine Zigarette an und sah noch einmal zur Türe, durch die er gerade rauskam. War Ruki nicht der Hacker der Gruppe? Ja, das war er. Und trotzdem wurde er erwischt. Er hatte also Spuren im System hinterlassen. Und das traute er dem Kleineren eigentlich nicht zu.

Bevor er Teil der Gruppe wurde, hatte er sich über alle informiert. Bisher hatte der Kleine immer gute Arbeit geleistet, konnte sich in alle Systeme hacken und alles ausschalten, was er wollte.

Wenn er wirklich so schlampig arbeiten würde, hätten sogar Polizisten seinen digitalen Fingerabdruck gefunden.

Doch dem war nicht so. Niemand konnte ihn ausfindig machen. Keiner hatte auch nur eine klitzekleine Spur entdeckt. Also warum ausgerechnet dann, wenn er seinem eigenen Clan hinterher spionierte?

Am liebsten würde er sich selber dransetzen und das System absuchen, doch das war ihm zu heiß.

Wenn sie Ruki wirklich dabei erwischt hatten, dann werden sie ihn dabei auch erwischen. Und wie das dann endet, wusste er nun zu gut und so wollte er nicht enden.
 

Mit vollem Kopf lief er wieder nach Hause, machte sich dort fertig, um später den Weg zu den Anderen anzutreten. Als er dort ankam, bot sich ihm ein Bild, das ihn alles vergessen ließ, was er eben erfahren hatte.

„Man könnte fast denken, dass du das mit Absicht machst.“

Stichelte er, als Reita ihm wieder einmal nur in Shorts die Türe öffnete. „Man könnte fast denken, dass du genau weißt, wann ich fast nackt bin.“ Entgegnete sein Gegenüber sofort und ließ ihn rein.

Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Spielt ihr Poker?“ Wollte er nun wissen.

Wenn ja, wäre er beleidigt, weil sie ihn nicht eingeladen hatten.

„Nein. Ich wollte noch schnell duschen, damit ich die Welt sauber verlasse.“

Selbst Reita musste bei seinen Worten grinsen und lief nun auch wieder ins Badezimmer.

„Er spinnt schon den ganzen Tag so rum.“ Hörte er Kai, der aus der Küche kam und ihn zu sich winkte. Ihm fiel auf, das Ryo noch gar nicht da war, aber sie hatten auch noch ein wenig Zeit, ehe es losgehen würde.
 

„Ich wäre an seiner Stelle auch nervös.“ Gerade kam ihm der Maskenträger noch halbwegs normal vor.

Aber wer weiß, was Kai schon alles mit ihm durch hatte an diesem Tag?!

„Seine Nervosität wird ihn eher umbringen, als der Zahnarzt.“ Sagte der Braunhaarige nun lachend und Kazuki stieg in dieses Lachen gleich mit ein. Für ihn war diese Vorstellung gar nicht so dämlich, wie sie klang.

„Hoffentlich versucht er jetzt nicht, sich in der Dusche zu ertränken.“ So ernst wie möglich, sah er nun zu Kai, der sofort wieder loslachte. „Soll er machen. Das gibt wenigstens keine unschönen Flecken.“

So so! Das muss wahre Freundschaft sein.
 

Reita brauchte zum Glück nicht mehr so lange, bis er wieder komplett fertig war. In jeder Hinsicht fertig! Auch mit den Nerven! Mittlerweile hatte auch Ryo den Weg zu ihnen gefunden.

„Hier.“ Sagte dieser und hielt Reita einen der Kopfhörer hin. „Hm?“ Machte dieser nur und nahm das kleine Gerät entgegen. „Ich habe das Teil präpariert. Wir können dir damit die ganze Zeit zuhören.“ Mit einem Lächeln auf den Lippen setzte sich der Maskenträger das Teil ins Ohr. „Wenn etwas ist, können wir sofort eingreifen.“

Bestätigte nun auch noch Kai. Die dachten wirklich mit. Kazuki war doch positiv überrascht.

Aber Reita einfach so seinem Schicksal zu überlassen, war zu riskant.
 

„Dann los.“
 

Nachdem Reita seine Waffe geholt hatte, stiegen sie wieder in Ryos Auto und machten sich auf den Weg zum Treffpunkt. „Was hast du eigentlich mit den Drogen gemacht, die du beim letzten Mal bekommen hast?“

Fragte Kazuki nun neugierig nach. Ob er sie verkauft hatte? Oder hatte er das Zeug genommen?

Das wäre mal eine interessante Wendung. „Das Zeug hab ich die Toilette runtergespült.“ So ging es natürlich auch.

War wahrscheinlich die beste Idee.

Den Rest der Fahrt schwiegen sie sich mal wieder gegenseitig an. Was sollten sie auch sagen?

Aufmuntern konnte man den Anderen schließlich nicht und allgemein war die Laune nicht gerade die beste. Da war Schweigen die bessere Wahl, bevor noch jemand etwas Falsches sagte.
 

Erst als sie in der Nähe des Treffpunktes ankamen, seufzte Ryo, machte den Motor aus, schnallte sich ab und drehte sich zu Reita um. „Mach keine Scheiße, kapiert!“ Auch Kazuki drehte sich um und versuchte, ihn aufmunternd anzulächeln. „Das schaffst du schon.“ Noch war er guter Dinge. Außer Ruki hatten es doch immer alle heil nach Hause geschafft und bei dem Kleineren waren es gewisse Umstände, die dazu geführt hatten, dass er nicht mehr unter ihnen weilt.

Das war etwas ganz Anderes und hatte nichts mit dem Auftrag zu tun.

„Komm bloß wieder!“ Jammerte Kai sichtlich fertig mit der Welt. Er schien mehr Angst zu haben, als Reita selber, denn der wirkte ziemlich gelassen, legte eine Hand auf Kais Oberschenkel und lächelte ihn an.

„Ich kann dich doch nicht alleine lassen. Ohne mich kommst du doch gar nicht klar.“

Nun schnallte sich der Maskenträger ab, atmete sichtlich tief durch und nickte ihnen dann zu.

„Bis gleich.“ Ohne noch lange zu warten, stieg er aus dem Auto und lief los.

Kai war der erste, der sich an sein Ohr fasste, wo er seinen eigenen Kopfhörer drin hatte.

„Hörst du mich, Rei?“ Fragte er ihn und keine Sekunde später erklang schon ein ‘ja‘ in ihren Ohren.

Sehr gut. Dann schien das schon mal zu funktionieren.

Sollte Ryos kleines Spielzeug nämlich nicht funktionieren, wäre es ihnen nun augefallen.

„Mach dir mal keine Sorgen um ihn.“ Erklang Ryos Stimme mit einem sanften Ton, während er durch den Rückspiegel zum Braunhaarigen nach hinten sah. „Ich kann das nicht ändern.“ Murrte der Angesprochene nur und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie schienen wirklich dicke Freunde zu sein.

Ob diese Freundschaft tiefer ging, als zwischen ihnen und Ruki?

„Der wird das schon schaffen, da bin ich mir sicher.“ Doch auch Kazukis Worte brachten Kai nicht dazu, sich etwas runterzufahren. Nervös wippte dieser schon mit den Beinen und sah immer wieder aus jedem Fenster des Wagens.
 

„Pünktlich wie das letzte Mal.“ Hörten sie auf einmal und umgehend war jeder von ihnen still und bewegte sich kaum noch. Es wurde ernst!

„Warum sollte ich sie warten lassen?“ Erklang Reitas Stimme.

Kazukis Herzschlag erhöhte sich auf einmal. Jetzt machte er sich tatsächlich auch ein wenig Sorgen um den Anderen.

Es war eine unangenehme Situation. Selbst wenn sie mitbekommen würde, dass etwas nicht stimmt, könnten sie nicht rechtzeitig eingreifen, um ihrem Kollegen zu helfen. Reita war wirklich auf sich alleine gestellt.

„Und wie ich gehört habe, sind sie alleine hier, dass gefällt mir. Sie sind ein Mann, der sein Wort hält.“ Bluffte der Kerl, oder hatte er hier ein paar seiner Leute rumrennen, die alles für ihn überwachten?

Sofort sah sich Kazuki um. Was würde er machen, wenn er wirklich jemanden entdecken würde? Was würde passieren, wenn man sie in diesem Auto entdeckt? Fragen, die er nicht beantworten konnte!

„Warum sollte ich mein Wort nicht halten? Wenn ich dafür das bekomme, was ich will, lohnt es sich doch.“

Reita machte seine Sache verdammt gut. Er wüsste nicht, ob er selber so locker bleiben könnte.

„Nicht jeder denkt so.“ Mittlerweile kaute er sich auf der Unterlippe rum.

Wie gerne würde er jetzt Mäuschen spielen und die beiden beobachten.

„Wie viel brauchen sie denn?“
 

„Wie viel haben sie dabei?“ An Reita schien ein guter Dealer verloren gegangen zu sein.

Kurz musste Kazuki schmunzeln, als er sich Reita vorstellte, wie er Drogen an Kunden verkauft und dabei den Preis verhandelte, sich dabei nicht unterkriegen lässt und für einen höheren Preis verkauft, als er das Zeug eingekauft hatte.

„Genug.“

Kam nur die Antwort und für eine kurze Zeit herrschte Stille.

Was die Zwei wohl gerade machten? Hatte Reita denn auch Geld dabei, damit er den Mann in Sicherheit wiegen konnte, um ihm dann eine Kugel in den Kopf zu jagen? Auf einmal war sich Kazuki nicht mehr so sicher, den Anderen wiederzusehen. Es gab eine Lücke im Plan. Von Anfang an. Diese war ihnen Allen bewusst, doch gerade schlug sie ihm fast schon mitten ins Gesicht:
 

„Er wird ihn umbringen, wenn er das Geld hat.“

Entwich es ihm leise, doch nicht leise genug, denn sofort sahen ihn die anderen Beiden an, sagten nichts dazu, erwarteten aber scheinbar ein paar Details. „Wenn der Kerl wirklich irgendwelche Deppen hier rumrennen hat, haben die uns beim letzten Mal entdeckt. Und er wird sie wieder hier haben.

Wenn Reita ihn erschießt, ist er selber dran, oder er wird erschossen, wenn der Kerl seine Kohle hat.

Dann hat er Geld und die Drogen.“

Mag sein, dass er sich anfangs eher weniger Gedanken gemacht hatte. Warum auch? Doch die Dinge sahen nun ganz anders aus und auch in seinem Kopf sahen die Gedanken nun ganz anders aus.

„Spinnst du?“ Fuhr Kai ihn sofort geschockt an. Er konnte ihn verstehen, er wollte das ja selber nicht glauben.

„Wie hoch stehen die Chancen, dass der Zahnarzt weiß, wer vor ihm steht?“

Reita war auffällig, bekannt wie ein bunter Hund und wenn es stimmt, dass der Mann schon einen aus ihrem Clan entführt, ausgequetscht und umgebracht hat, hängt Reita schon mit dem Kopf in der Schlinge.

„95%“

Sagte Ryo trocken und sah geradeaus, raus aus dem Wagen.

„Es war eine Falle.“ Fügte ihr Fahrer noch hinzu.
 

Ein paar Sekunden später waren mehrere Schüsse zu hören. Sie alle zuckten zusammen und Kai war schon im Begriff, aus dem Auto zu springen, doch Kazuki packte, so gut es von vorne ging, dessen Handgelenk.

„Warte! Wenn du gehst, bist du eine wandelnde Zielscheibe.“ Sie konnten es nicht riskieren, ihn zu verlieren.

„Ich kann nicht hier sitzen und warten!“ Er riss sich los und sprang aus dem Auto.

„Shit!“ Knurrte Ryo neben ihm und folgte dem Braunhaarigen.

„Seid ihr jetzt alle bescheuert?“ Murmelte Kazuki, setzte sich dann aber auch in Bewegung. Er hatte keine Lust, der einzige zu sein, der an dem Abend lebend nach Hause kommt. Dann doch lieber gemeinsam mit der Gruppe untergehen!

So schnell sie konnten, rannten sie zum Treffpunkt, doch sie konnten niemanden sehen.

Es war keiner mehr da. „Er versteckt sich bestimmt irgendwo.“ Versuchte Kazuki die Beiden zu beruhigen.

Und auch sich selbst! Eine Leiche würde man nicht mal eben so wegschaffen, sondern einfach liegen lassen. Sie hatten kein Auto gesehen, nichts mehr gehört, außer die Schüsse.

„Ja… oder er hat die Verfolgung aufgenommen.“ Stimmte ihm Ryo zu und sah sich um.
 

„Nein.“
 

Er und Ryo drehten sich zu Kai um, der auf dem Boden kniete und gerade etwas in die Hand nahm.

Sie waren nicht nah genug, um zu erkennen, was er entdeckt hatte.

Als er zu ihm ging, konnte er Blut am Boden sehen. Also hatte es einen schonmal erwischt.

Als er dann aber in Kais Hände sah, wusste er, wessen Blut es war. Er legte eine Hand auf dessen Schulter und drückte ein wenig zu. Kai klammerte sich regelrecht an Reitas Waffe, die er gefunden hatte und ließ den Kopf hängen.

„Ich will nicht auch noch meinen besten Freund verlieren…“

Es war nicht einfach, Kai wieder vom Boden hochzukriegen und ihn in den Wagen zu bringen und er wollte auch wirklich nicht wissen, wie es in ihm drin gerade aussah. Sie waren also beste Freunde?

Das machte den Verlust für Kai noch schlimmer, als für Ryo, oder ihn selber.

„Du kommst erstmal mit zu mir.“ Sagte Ryo, hielt Kai beim Gehen etwas im Arm und zog diesen an sich.

„Ich gebe dem Boss den Bericht ab.“

Schlug Kazuki ihnen vor und Ryo nickte ihm zu. Wahrscheinlich bekam Kai nicht einmal mehr etwas mit.

Von Ryo wurde er zu Hause abgesetzt und sah ihnen noch kurz nach, ehe er rein ging.
 

Wie konnten sie auch nur so dämlich sein und daran glauben, dass das schon klappen wird? Wieso haben sie sich nicht einfach auf die Lauer gelegt? Dem Boss diese Story zu erklären wird alles andere als einfach, doch darum würde er sich am nächsten Tag kümmern. Er ging erst einmal duschen und danach sofort ins Bett.
 

Hoffentlich wird es Kai verkraften.



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