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Stolz und Tannenbaum

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Da mein Beta sich leider nicht zurück gemeldet hat und ich eine Deadline erfüllen musste ist das hier die Selbstkorrektur.
Ich hoffe dennoch, dass es gefällt und wünsche frohe Weihnachten. Komplett anzeigen

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»Das ziept!«, schimpfte Nora empört und warf Isaac einen strafenden Blick durch den Spiegel zu. Isaac seufzte, lockerte seinen Griff um die seidig-blonde Strähne und sah seine kleine Schwester ebenfalls durch das Spiegelbild hindurch an.

»Du hast gesagt: Mach es fest‘, sonst löst es sich gleich wieder auf!«, erinnerte er sie und verdrehte innerlich die Augen, denn prompt fing Nora wieder einmal an über den Unterschied zwischen fest und Haare aus dem Kopf reißen zu referieren. Isaac kannte diese Tirade schon.

In und auswendig.

Manchmal juckte es ihn in den Fingern sie daran zu erinnern, dass sie lieber dankbar sein sollte überhaupt Zöpfe geflochten zu bekommen, aber da es ihn auch verletzte, sie an den Grund zu erinnern, warum Isaac dies machen musste hielt er lieber den Mund.

So war Nora wenigstens abgelenkt, während Isaac sein Werk vollendete.

An den richtigen Stellen nickend und brummend, klemmte er sich zwei der Bobbypins zwischen die Lippen, bevor er mit einem bereit gelegten Gummiband den Zopf schloss und diesen dann anfing an Noras Hinterkopf festzustecken.

»Heute will ich Schneeflocken!«, verkündete der kleine Nervenzwerg prompt und stach ihm besagten Haarschmuck fast ins Auge.

»Dabei schneit es gar nicht«, erinnerte Isaac gutmütig, nahm die kleinen, künstlichen Glitzerdinger aus ihrer Hand und verteilte sie nach Gutdünken in seinem kleinen Kunstwerk.

»Ja stimmt, aber der Tannenbaum ist ja für Weihnachten und außerdem schneit es bestimmt bald noch«, erklärte Nora entschieden und Isaac nickte wieder nur. Die Erklärung, dass die Spange für den Weihnachtsabend sein sollte konnte er noch nachvollziehen, denn er kannte Noras Logik zu gut, aber die Überzeugung, dass es in den nächsten vier Tagen noch schneien würde hielt er für kindliches Wunschdenken.

Es war zu warm, unbeständig und zudem streng verboten mit dem Wetter zu spielen – davon ab, dass Isaac gar nicht in der Lage dazu war.

Er konnte froh sein, wenn seine einfachen Zauber und Beschwörungen ordentlich funktionierten und nicht alles in ein größeres Desaster verwandelten.

»So, fertig. Hast du Mr. Snuffels schon gefüttert?«, fragte Isaac, während seine kleine Schwester vom Hocker sprang und ihm so Platz machte um sich selbst um sein braunes Ungetüm auf dem Kopf kümmern zu können.

»Mach‘ ich gleich«, rief sie, während sie mit trampelnden Schritten aus dem Bad rannte in Richtung… irgendwo.

Isaac wusste, dass wohl lieber er den Kater versorgen sollte, bevor dieser seinen Unmut wieder an Isaacs Bettzeug ausließ.

Tief durchatmend fuhr er sich übers Gesicht und dann einmal durch die Haare, bevor er entschied, dass es sich eh nicht lohnen würde einen Versuch der Zähmung zu starten, wenn er noch genug andere Dinge zu tun hatte und es keinen interessieren würde, wie er aussah. Es interessierte Isaac ja selbst nicht.

Mit einem leisen Murmeln und einem Handwisch ließ er die Haarsachen seiner kleinen Schwester in der angestammten Box verschwinden und folgte Nora dann in den Wohnbereich.
 

~
 

»Isaac~?«

Allein der Ton sagte ihm genug um zusammenzuzucken und völlig still zu bleiben. Seine Gedanken flogen durch alle möglichen Dinge, die Nora angestellt haben könnte oder die sie jetzt würde haben wollen und das dringlich genug um ihn davon abzulenken Essen zu machen. Nora liebte Essen und zum Glück liebte Nora sein Essen genug um ihn nur zu stören, wenn es wirklich wichtig war. Und mit ihren sieben Jahren war Nora zu dem alt genug um einigermaßen differenzieren zu können, was wichtig genug sein könnte.

Sie war allerdings noch nicht alt genug um zu wissen wie viel Unbehagen ihre Betonung in ihm auslöste. War jetzt vielleicht der Zeitpunkt gekommen an dem sie nach dem Weihnachtsschmuck fragen würde?

»...Was?«, fragte er vorsichtig, bevor er sich umdrehte und seine kleine Schwester ansah. Sie hatte ihre Jacke noch an und selbst von dem Punkt in der Küche konnte er sehen, dass sie ihre Schuhe nicht richtig zurück gestellt hatte und deshalb mitten im Flur auf dem Boden lagen.

»Das heißt Wie bitte«, erklärte sie neunmal klug, bevor sie ihr unschuldig strahlendstes Lächeln aufsetzte, »kann Ben zum Essen kommen?«

»Nein!«

»Aber-«

»Nein, kann er nicht. Ich hab dir gesagt, du sollst ihn in Ruhe lassen«, sagte Isaac entschieden und es fiel ihm äußerst schwer Ruhe zu bewahren. So viel Isaac seiner kleinen Schwester auch durchgehen ließ – Ben war ein Thema, bei dem er nicht nachgeben würde. Nicht nachgeben wollte.

»Ich hab ihn doch auch gar nicht gestört!«, empörte sich Nora direkt und funkelte ihn böse an, »Ich hab nur – «

Schnaufend knallte er das Messer auf die Ablage.

»Du hast nur – wie immer, oder? Ich hab dir gesagt du sollst ihn nicht belästigen und in Ruhe lassen. Willst du das denn nicht verstehen? Wir kommen wunderbar alleine klar und nur weil er gesagt hat, dass er mit dir spielt muss er erst Recht nicht ständig hier her kommen. Also nein, er kann nicht – «

»Du bist gemein und doof und ich hasse dich!«, schrie Nora aufgebracht, bevor sie in Tränen ausbrach, sich umdrehte und in den Flur lief. Kurz danach knallte ihre Zimmertür zu. Seufzend lehnte Isaac sich gegen die Küchenzeile auf der ein erst halb zerteilter Blumenkohl lag. Eigentlich hatte er vor gehabt heute den Auflauf zu machen, den sie beide so mochten.

Doch jetzt war ihm gründlich der Hunger vergangen. Und wenn er die Situation richtig einschätzte, dann würde Nora sich heute Abend aus dem Zimmer schleichen und eines der Süßigkeitenverstecke aufspüren und sich damit den Bauch vollschlagen.

Ein Brummen lenkte seinen Blick auf den gescheckten Kater, der auf dem kleinen Esstisch in der Ecke saß und ihn vorwurfsvoll anstarrte.

»...ich weiß, aber er würde sich nur wieder einmischen und all diese Fragen stellen«, brummte Isaac erschöpft.

Mr. Snuffels antwortete nicht.

Maunzte nur, sprang vom Tisch und ließ ihn allein. Manchmal wünschte Isaac sich, dass er Tiermagie erlernt hätte. Dann hätte er wenigstens jemanden, der antworten konnte. Andererseits hatte es aber auch sein Gutes, denn so konnten nur die drückende Stille ihn verurteilen und Isaac fühlte sich so schon schlecht genug.
 

~
 

»Was war es diesmal?«, fragte eine tiefe Stimme hinter ihm und Isaac war nicht einmal überrascht.

Genervt, ja. Aber nicht überrascht.

»Sie wollte, dass du zum Essen kommst und ich habe nein gesagt«, brummte er dennoch, denn Ben wurde man nur los indem man ihm schnellst möglich alles sagte, was er wissen wollte und dann das Gefühl gab, dass er etwas mit seiner unausweichlichen Standpauke erreicht hatte.

Davon ab machten Lügen bei Ben sowieso keinen Sinn.

Ben brummte und ließ sich neben Isaac auf die Dachschindeln sinken. Dann zog er seine Lederjacke aus und legte sie Isaac über die Schultern, um ihn von der Kälte um sie herum etwas abzuschirmen.

Das war nett, aber gleichzeitig das Problem mit Ben.

Er war ständig nett. Selbst wenn er einen verbal zurecht rückte. Es machte Isaac wahnsinnig.

Auch jetzt das anhaltende Schweigen, während sie beide nebeneinander auf dem kleinen Dach des gefühlt noch kleineren Hauses saßen, dass Isaac mittlerweile sein eigen nannte.

»Sag was du sagen willst und dann kannst du gern wieder gehen«, brummte Isaac und drückte seine Nase zwischen seine Knie. Durch die warme Jacke wurde ihm nur noch bewusster wie furchtbar kalt ihm eigentlich war.

Ben lachte leise.

»Du weißt genau, dass ich nicht deshalb da bin«, sagte er ruhig und zuckte nicht einmal als Isaac ungläubig schnaubte.

»Ach weiß ich das?«

»Solltest du, ja. Aber ich fürchte du wirst es mir wieder mal nicht glauben«, entgegnete Ben ruhig und stichelte nur noch mehr in dieses Nest, dass sich jedes mal in Isaac bildete, wenn Ben auftauchte. Er war nur ein paar Jahre älter, als Isaac mit seinen 23 Jahren, aber er hatte die unglaubliche Gabe Isaac mit nur ein paar Blicken und Worten so aufzubringen, dass dieser den Wunsch hatte irgendwas in die Luft zu jagen.

»Hexendreck und Argusaugen, wieso sollte ich glauben, dass dich auch nur irgendwas interessiert, was mich angeht? Es war während unserer Kindheit nicht so und auch während der Schulzeit. Und nur weil Nora und ich jetzt allein sind brauche ich nicht plötzlich dein Mitleid okay? Und Rechenschaft bin ich dir auch nicht schuldig. Ich erstatte deinem Alpha oft genug Bericht, oder etwa nicht?«

Ben atmete tief durch, bevor er Isaac anstarrte. Der leicht gold-gelbe Schimmer in den sonst dunkelbraunen Augen verriet Isaac, dass Ben nicht so ruhig und gelassen schien, wie er vorgab, aber durch den offiziell ausgesprochenen Schutz des Alphas hatte Isaac keine Angst, dass ihm etwas passieren könnte.

Werwolf hin oder her.

»Ich frage mich wirklich wie oft ich noch sagen muss, dass das kein Mitleid ist. Weder für dich noch für Nora. Ich sehe, dass ihr klar kommt, aber ich sehe auch, dass ihr euch immer mehr abgrenzt und das ist für keinen gut. Für dich nicht, für Nora nicht und für uns andere auch nicht. Mein Vater hat versprochen euch zu beschützen, falls etwas passieren sollte und ich versuche ihm dabei zu helfen, aber du machst es uns allen unfassbar schwer und ich verstehe nicht warum. An Nora kann es nicht liegen, sie spielt gern mit den anderen.«

»Wie oft noch? Ich brauche keine Hilfe! Und ich habe Nora schon oft gesagt, dass sie euch nicht belästigen soll, also – «

»Ich habe nie behauptet, dass sie uns belästigt. Niemand behauptet das außer dir. Wie kommst du auf die Idee, dass sie uns belästigen könnte? Ihr gehört zu uns, genauso wie deine Eltern. Das hört nicht plötzlich auf, nur weil sie nicht mehr da sind.«

Hart die Zähne aufeinander beißend starrte Isaac in die Dunkelheit vor ihm. Es war nicht das erste Mal, dass Ben dies behauptete, doch heute war er zu aufgebracht und zu angeschlagen, nach Noras Behauptung, dass sie Isaac hassen würde um seine Gedanken für sich zu behalten.

»Und was ist wenn dein Vater sich endlich für jemand Neuen entscheidet? Es ist fast fünf Monate her, dass sie den Unfall hatten und er wird irgendwann einen Neuen Magie-Ratgeber vorweisen müssen. Ich bin definitiv der letzte, der das machen könnte und Nora ist komplett menschlich. Wir sind für euch ohne Nutzen. Wir können nichts beitragen, weder finanziell noch irgendwie anders, wir wären nur eine Last und Nora mit ihren sieben Jahren sogar noch mehr als ich.«

Erst seitdem das Lachen seiner Mutter nicht mehr durch das Haus schallte und die Magie seines Vaters nicht mehr jede Ecke erhellte, wusste Isaac wie drückend und dunkel und kalt Stille sein konnte. Genau diese Stille legte sich jetzt auch über ihn und machte die Situation nur noch schlimmer.

Fast darauf wartend, dass Ben jeden Moment aufstehen und seine Jacke nehmend wieder verschwinden würde, harrte Isaac in die Nacht starrend aus.

Seine Gedanken drehten sich und folgten keiner klaren Richtung. Er dachte an das, was Ben jetzt machen würde und wie Isaac darauf reagieren müsste und, dass er eigentlich noch die Weihnachtsdekoration aus dem Schrank holen musste und einen Tannenbaum besorgen. Doch der Gedanke an das erste Weihnachten ohne seine Eltern, drehte Isaac den Magen um. Keine Magie der Welt konnte seine Eltern ersetzen oder wieder zurück bringen. Selbst Magie hatte bei diesem Unfall keine Chance sie überhaupt zu retten.

Laut der offiziellen Untersuchung waren beide sofort tot gewesen und die diskrete, übernatürliche Untersuchung hatte das gleiche Ergebnis hervorgebracht.

Es war einfach nur ein unheimlich großes Unglück, für das niemand etwas konnte.

Und keine Magie der Welt könnte Isaac jetzt helfen.

Er war auf sich gestellt und irgendwie musste er es schaffen. Das war er seinen Eltern und Nora schuldig. Aber dafür würde er nicht auf das Mitleid zurückgreifen, was man ihm anbot, weil sein Vater für Bens Vater gearbeitet hatte.

»...manchmal kann ich nicht glauben, dass du so menschlich denkst, wenn du selbst Magie in dir trägst«, murmelte Ben leise und seufzte schwer, »Ich kann dich nicht zwingen zu glauben, was wir dir sagen, aber weder du noch Nora wärt eine Last für uns. Egal wie alt. Ein Rudel funktioniert so nicht. Wir sind für einander da und sorgen für diejenigen, die es nicht können. Das hat nichts mit Mitleid zu tun und auch nichts mit angeblicher Last. Und wenn du unbedingt für die Unterstützung etwas zurückgeben möchtest, dann sprich mit meinem Vater. Vielleicht findet er etwas an was du jetzt nicht denkst, weil du zu verbohrt bist um deinen Kopf aus dem Sand zu ziehen und zu sehen, was ich dir die ganze Zeit versuche anzubieten. Nutze deine Intelligenz vielleicht mal für etwas anderes als dafür irgendwelche Hausarbeiten und Abhandlungen im Internet zu verkaufen.«

»Du verstehst es nicht.«

»Du erklärst es mir aber auch nicht und noch dazu willst du es auch nicht. Du willst uns nicht verstehen und du willst dich nicht erklären, damit wir dich verstehen. Weder mir, noch Nora, noch deinem Alpha und solange du nicht willst und alles abblockst, wird es nur dazu führen, dass Nora sich mit den Süßigkeiten Bauchschmerzen futtert und du auf dem Dach hockst und schmollst«, erklärte Ben ruhig. Dann atmete er tief durch und stand auf.

»Überleg‘ dir was du willst und dann handle danach, aber lass‘ deine Wut über eure Situation und deine Abneigung mir gegenüber nicht an Nora aus.«

»...Wieso bist du plötzlich so hartnäckig? Wieso ignorierst du mich nicht so wie früher?«, brummte Isaac, in der Hoffnung, dass er die gesagten Dinge ignorieren und nicht drüber nach denken musste. Doch Ben tat ihm diesen Gefallen nicht.

»Darauf gebe ich dir eine Antwort, wenn du verstanden hast, dass ihr beiden trotz allem nicht allein seid«, erklärte er leise, bevor er vom Dach sprang und mit einem letzten Blick zu Isaac nach oben in den Bäumen verschwand.

Irritiert blinzelte Isaac und merkte erst viel zu spät, dass er immer noch Bens Jacke über den Schultern hängen hatte.

Doch jetzt war er allein und deshalb würde auch keiner erfahren, dass er sie weiter anbehielt, während sich seine Gedanken doch um das drehten, was Ben ihm da gelassen hatte.
 

~
 

»...Nora, hast du Mr. Snuffels gefüttert?«

Es war nicht so, dass er wirklich eine Antwort erwartete, aber seit ihrer Auseinandersetzung vor zwei Tagen war Nora zumindest wieder soweit aufgetaucht, dass sie heute morgen ihre Haare geflochten haben wollte. Es war zwar eine unangenehm Stille Prozedur gewesen, bei der sie sich nicht ein einziges Mal beschwert hatte, dass es ziept, doch es war eine Art Fortschritt.

Und auch wenn Isaac ein schlechtes Gewissen deshalb hatte, so hatte er so die Möglichkeit den Weihnachtsschmuck und das Baum rein holen noch etwas raus zu zögern. Denn solange Nora ihn so wenig wie irgend möglich ansprach, solange würde sie ihn auch nicht deshalb belagern und zu etwas zwingen zu dem er sich einfach nicht bereit fühlte. Denn darauf lief es letztendlich hinaus. Isaac wollte es nicht wahrhaben, aber er fühlte sich nicht bereit dafür Weihnachten ohne seine Eltern zu feiern. Er konnte nicht plötzlich selbst die Lichterkette anbringen und mit sich selbst darüber diskutieren, ob die Spitze jetzt schief war oder nicht. Er konnte auch nicht diesen Musikzauber, der alles durchs Haus getragen hatte und er konnte auch nicht diese Zuckerplätzchen backen, die er früher so gern gegessen hatte.

Er konnte es nicht.

Und solange Nora ihn deshalb nicht drauf ansprach, solange musste er es auch nicht.

Den Flur zu ihrem Zimmer runter laufend schielte er kurz in sein Zimmer um zu schauen wie es um die Beschaffenheit seiner Laken stand, doch diese waren noch intakt, also konnte es wirklich gut sein, dass Nora ihren Kater heute doch einmal ohne Aufforderung und Überwachung selbst gefüttert hatte. An die Tür klopfend wartete er kurz auf eine Rückmeldung, doch es blieb still.

»Nora? Ich komme rein, okay?«, sagte er leise, und wartete noch einen Moment bevor er die Tür öffnete. Doch sie war auch nicht in ihrem Zimmer. Die Stirn runzelnd sah er auf die Marienkäferuhr an der Wand, mit der er seiner kleinen Schwester das Uhrzeiten lesen beigebracht hatte. Eigentlich müsste sie hier sein, denn im Wohnzimmer war niemand und in der Küche hatte er gesessen um sich mit seiner Recherche für seinen neusten Auftrag etwas ausbreiten zu können.

»Nora?«, fragte er noch einmal und diesmal lauter. Sie musste im Haus sein, denn auch wenn sie viel tat von dem was sie nicht sollte und manchmal aus Trotz nicht auf ihn hörte, so sagte ich immer Bescheid wenn sie raus ging.

Das hatten ihre Eltern ihr schon beigebracht und deshalb hielt sie sich auch daran.

Eigentlich.

»Nora, wo bist du?«, fragte Isaac und während sein Magen anfing sich zu verknoten ging er auf den Kleiderschrank zu. Vielleicht hatte sie sich da versteckt?

Sie war immer noch sauer auf ihn wegen der ganzen Sache, also musste das alles nichts bedeuten, doch sein Gefühl machte es ihm da nicht leichter einen klaren Kopf zu behalten und je länger Isaac suchte und nach ihr rief und keine Antwort bekam, desto schwieriger wurde es nicht einfach ganz in Panik zu verfallen.

»Nora, das ist wirklich nicht mehr witzig wo bist du?«, rief er ins Wohnzimmer laufend. Auch das war leer, bis auf Mr. Snuffels, der auf der kleinen Couch thronte und es sich in Bens Lederjacke bequem gemacht hatte.

Der Kater hatte es nicht so mit Werwölfen, was Isaac für verständlich hielt, doch Ben mochte der kleine Verräter aus irgendeinem Grund trotzdem und als ob er es ihm jetzt unter die Nase reiben wollte, streckte das Tier sich genüsslich gähnend und rollte einmal über das weiche Leder. Schwer schluckend starrte er das Tier an.

»Wenn das deine Art ist zu sagen, ruf Ben an, dann vergiss es. Ich finde sie auch so«, knurrte Isaac leise, drehte sich betont weg und machte sich daran das Haus noch einmal gründlich abzusuchen. Danach könnte er sich in der Umgebung umschauen und notfalls eine Suchbeschwörung ausprobieren. Wo auch immer seine Schwester sich versteckt hatte, so weit konnte sie nicht gekommen sein.
 

~
 

»Isaac?«

Wortlos streckte er Ben die Jacke entgegen und versuchte ruhig zu bleiben, während ihm die Kälte immer weiter in die Knochen kroch.

»...Du bist nicht wirklich wegen der Jacke hier, oder?«

»D-Du hast gesagt wir gehören dazu und du willst uns helfen, oder?«

Ben nahm langsam die Jacke entgegen, verzog etwas das Gesicht, aber nickte.

»Hat Mr. Snuffels da drin gebadet oder warum – «

»Ich brauche…deine Hilfe«, presste er unwillig hervor und zwang sich weiter ruhig zu atmen. Ben erstarrte.

»Du – wieso – Moment, wobei brauchst du Hilfe? Dein Herzschlag geht durch die Decke, was ist passiert?«

Isaac schluckte schwer. Alles in ihm wand sich dagegen zuzugeben, dass er versagt hatte, aber er war am Ende seiner Weisheit und auch wenn es vielleicht nicht fair war, so könnte er jetzt wenigstens herausfinden, ob das was Ben ihm die ganze Zeit immer wieder predigte und anbot und vorhielt auch von ihm eingehalten werden würde.

»Nora ist weg. Sie ist nicht in ihrem Zimmer und auch nicht im Haus oder Garten oder in ihrem Baumhaus und eine Suchbeschwörung hat nicht geholfen. Lokationszauber kann ich nicht und es ist kalt und es regnet und du hast gesagt du würdest helfen, wenn wir Hilfe brauchen, also hilf mir!«

Isaac war klar, dass er ratterte und undeutlich sprach, doch die Kraft, die er allein für die Überwindung gebraucht hatte um hier her zu gehen und nach Hilfe zu bitten war fast zu viel. Ben hatte ein gutes Gehör, das hatten Werwölfe so an sich, also sollte er ihn schon verstehen. Hoffentlich.

Doch Ben blinzelte nur und Isaac verließ der Mut seine Worte noch einmal zu wiederholen.

»Schon gut, du hast – «

»Heya, halt, nicht so hastig«, unterbrach Ben und hielt Isaac am Ellbogen fest, »Natürlich helfe ich dir, aber ich bin verwirrt. Nora ist nicht weg, sie ist hier bei uns.«

Isaac hatte noch nie eine Stichwunde erlitten und das war auch gut so, doch Bens Worte lösten zumindest das Gefühl aus, wie einen Stich direkt in die Lungen. Isaac schnappte nach Luft, bevor er schwer schluckend sich los riss und umdrehend zurück in den Regen stapfte. Er hörte Ben dumpf fluchen, konzentrierte sich aber nur auf seine Schritte und das Atmen.

»Isaac? Isaac, hey, warte!«

»Geht nicht«, presste er hervor und schnappte wieder nach Luft. Das Atmen fiel ihm immer schwerer und er wusste. Wenn er stehen bleiben würde, dann würde irgendwas schlimmes passieren. Er wusste nicht was, aber fühlte, dass es schlimm sein würde, auf welche Art auch immer.

»Ich wusste nicht, dass du nichts wusstet. Sie war schon da als ich aus der Stadt zurück kam, deshalb habe ich angenommen, dass das mit meinen Eltern abgesprochen ist. Weil doch heute Wintersonnenwende ist und so«, versuchte Ben zu erklären, während er neben Isaac her lief.

Für einen Werwolf war es ein leichtes Schritt mit einem Menschen zu halten. Er war nicht einmal außer Atem, so wie Isaac, der immer schwerer Luft bekam, aber er wollte nicht stehen bleiben, konnte nicht stehen bleiben.

»Isaac? Isaac, bleib stehen, du hyperventilierst sonst«, alarmiert griff Ben wieder nach seinem Ellbogen und zwang Isaac so zum stehen bleiben.

»Atme tief durch, halte die Luft an und dann ausatmen, okay? Wir kriegen das irgendwie geklärt, aber erst musst du versuchen wieder ruhig zu atmen«, erklärte er und sah Isaac ernst an, »los, einatmen, halten, ausatmen!«

Isaac wusste nicht wie, aber Bens strenge Anweisungen und die große, warme Hand auf seinem Brustkorb halfen und langsam ließ der Schwindel etwas nach, von dem Isaac nicht einmal gemerkt hatte, dass er aufgetaucht war.

Auch die Tränen merkte er erst, als er sie mit zittrigen Fingern von den Wangen strich, weshalb er verschämt den Blick abwandte.

»Wenn…Wenn sie bei euch ist, dann ist ja alles gut«, murmelte Isaac leise, doch Ben schien anderer Meinung, denn er schüttelte den Kopf.

»Nein, ist es nicht. Sie hat dir nichts gesagt und du hast dir deshalb jetzt Sorgen gemacht. Paps redet grade mit ihr darüber, okay? Er hat uns gehört. Aber ich glaube du solltest auch noch mal mit ihr drüber sprechen und du solltest jetzt nicht allein und so durchnässt zurück gehen.«

Isaac strich sich müde über die brennenden Augen.

»Ben, ich kann jetzt wirklich nicht auch noch mit dir streiten, ich bin echt müde und durcheinander u–und ist Wintersonnenwende nicht so was wie euer Weihnachten?«

»Meh, Weihnachten ist unser Weihnachten, auch wenn wir das eher wegen der Geschenke feiern, aber ja, wir haben grade auch ein Festessen auf dem Tisch und warmen Kakao und Punsch.«

»…mit Marshmellows?«

»Also ich bin ja nicht so für Marshmellows im Punsch, aber wenn es dir schmeckt?«

Unfreiwillig entwischte ihm ein Lachen.

»Komm, eine heiße Dusche und was zu Essen wird dir gut tun, okay?«

Isaac nickte. Ihm war kalt und er war erschöpft. Und er hatte schon um Hilfe gefragt. Also wäre es wirklich dumm sie jetzt nicht anzunehmen. Und vielleicht würde es zumindest ein bisschen helfen Nora auch wirklich zu sehen. Auch wenn er ihr ein bisschen den Kopf abreißen wollte für das was sie getan hat.
 

~
 

»…hat dir schon mal jemand erzählt wie mein Vater meiner Mutter einen Antrag gemacht hat?«

Irritiert blinzelnd hob Isaac seinen Kopf und sah Ben an, der sich neben ihn auf die Couch hatte fallen lassen. Nach einer heißen Dusche, einer Tränenreichen Entschuldigung von Nora mit anschließender Versöhnung und mehr gutem Essen als er eigentlich vertrug hatte er sich ins Wohnzimmer zurück gezogen. Nora war oben in einem der Kinderzimmer um zu spielen und die zugehörigen Elternteile saßen noch bei Wein und Nachtisch in der Küche. Isaac war das zu viel.

Früher als seine Eltern noch Teil dieses Ganzen waren, hatte er kein Problem gehabt, doch heute…

»Nein, wieso?«

Ben lächelte und hielt ihm eine Tasse mit kitschig dekorierten Tannenbäumen und Rentieren entgegen. Der Duft von Kakao stieg Isaac in die Nase und als er über den Rand schielte schwammen kleine bunte Marshmellows auf der Oberfläche.

»Paps war ein…Schürzenjäger. Alles einvernehmlich und so, aber seine Mutter, also Oma Dory hat sich Sorgen gemacht, weil er als zukünftiger Alpha schließlich einen zuverlässigen Partner brauchte und Paps...Bettbekanntschaften waren alles andere als das. Als er Ma traf war er wohl recht angetan, aber er wollte sich einfach nicht festlegen, was meiner Mutter nicht gefiel. Sie war auf der Suche nach einem festen Partner, weil sie Kinder wollte. Die beiden waren kurz davor sich zu trennen, als dein Vater meinem eins übergebraten und ihn einen Idioten betitelt hat. Die beiden waren damals schon zusammen im Training um das Rudel dann zu führen. Jedenfalls hat er ihm klar gemacht, dass er nie ein guter Alpha werden würde, wenn er nicht endlich die Augen aufmachen und erkennen würde, wie gut ihm Ma tut. Und wie gut sie als Partnerin für ihn und dadurch für uns alle wäre. Paps wollte es nicht wahr haben, aber er hat damals schon auf Onkel Eric gehört und trotzdem war Paps Erkenntnis fast zu spät. Ma hatte damals ihre Sachen schon gepackt und war kurz davor ab zu reisen. Es war ein richtiges Drama«, erzählte Ben leise mit einem Lächeln auf den Lippen. Isaac schmunzelte leicht irritiert, weil er sich das kaum vorstellen konnte.

»Worauf willst du hinaus?«

»Paps sagt immer, wenn ich nicht auf Onkel Eric gehört hätte, dann gäb es dich und deine Geschwister nicht. Es ist immer als Scherz gesagt, aber kurz nach der Trauerfeier...hat er es noch einmal gesagt und da meinte er es ernst.

Paps hat seinen besten Freund verloren. Seine zweite Stütze neben Ma. Und ich weiß genauso gut wie er, dass niemand das ersetzen oder wieder gut machen kann, aber Nora und du ihr seid für Paps eine Erinnerung an ihn und etwas, dass er beschützen kann. Ihr seid für ihn das, was Eric zurückgelassen hat und bei dem er zeigen kann, dass er nie vergessen hat, was dein Vater für unsere Familie geleistet hat. Er möchte euch helfen und für euch da sein. Aber ohne dir deine Eigenständigkeit zu nehmen oder dich zu bevormunden und ich möchte ihm dabei helfen, weil Onkel Eric mein Lieblingsonkel war. Ihr beiden gehört für ihn und für mich und für alle anderen mit zu uns. Aber wenn du das nicht willst, dann müssen wir das akzeptieren. Und das werden wir auch. Ich möchte dich nur bitten wirklich drüber nach zu denken und das ehrlich zu dir selbst, ob du das wirklich möchtest und dich bitten Nora diese Wahl ebenfalls zu lassen, okay?«

Isaac starrte in den Kakao und biss sich auf die Unterlippe, doch es half alles nichts. Die Tränen kamen trotzdem und sie kamen mit einer Wucht, die er nicht in den Griff bekam.

Ben sagt nichts, blieb einfach neben ihm sitzen und drückte seine Schulter gegen Isaacs. Der stille Trost war fast schlimmer, als wenn Ben ihn umarmt hätte, denn für Isaac bewies es nur, dass Ben seine Grenzen vielleicht nicht mochte, aber akzeptierte.

Doch Isaac mochte seine Grenzen selbst auch nicht. Er hatte sie errichtet um Nora und sich zu schützen, irgendwie. Aber diese Grenzen aufrecht zu erhalten wurde mit jedem Tag schwieriger und mit dem was ihm jetzt bevor stand wollte er die Kraft gar nicht mehr aufbringen sie aufrecht zu erhalten. Nicht, wenn Ben so hartnäckig versicherte für Nora und ihn da zu sein.

Isaac ließ seinen Kopf auf Bens Schulter sinken und drückte sein Gesicht in den warmen Strickpulli. Die Wolle roch nach Essen und Gewürzkuchen und Harz und das war für ihn immer der Duft von Weihnachten gewesen.

»Ich – Ich kann ihr dieses Jahr kein Weihnachten geben, ich weiß nicht wie. Mir wird übel allein bei dem Gedanken, dass ich den Schmuck aus dem Zimmer holen und den Baum aufstellen muss und das Essen machen und die Geschenke einpacken. Ich kann das nicht allein und will auch nicht, denn es wird nicht so wie früher und es ist so schon schwer genug«, wisperte er leise.

Bens Hand legte sich sanft auf Isaacs Hinterkopf und strich langsam über das Haar.

»Das ist okay.«

»Aber sie wird enttäuscht sein und traurig und – «

»Sie wird so oder so traurig sein, wir alle werden auf die ein oder andere Art traurig sein. So wie du jetzt. Aber dich zu zwingen etwas für sie zu tun, was dir weh tut, hilft euch beiden nicht. Du hast so viel versucht und auch so viel geschafft aufzufangen – Himmel, du kannst aufwendigere Flechtfrisuren als meine Mutter und die hat zwei Töchter und fünf Nichten, an denen sie Jahrelang üben konnte. Aber du musst nicht alles auffangen, okay? Wenn du die Hände voll hast, dann hast du die Hände voll und du darfst dich auch ausruhen und zurück ziehen und trauern. Du kannst dir die Zeit nehmen die du brauchst, wir sind für dich und Nora da, versprochen.«

Isaac konnte Ben nicht leiden, weil er so nett war.

Er war ständig nett und verständnisvoll und so herzlich, dass es keinen Grund gab ihn nicht zu mögen. Für Isaac war es schwer zu verstehen, dass jemand so sein konnte, wenn er doch die Instinkte eines Wolfes in sich trug, während Isaac für alles eine Portion Extra-Geduld brauchte und seine Emotionen kaum im Griff hatte.

Und am meisten konnte er Ben nicht leiden, weil Isaac wusste, dass wenn er es ihm gegenüber behaupten würde, jeder die Lüge heraus hören könnte, vor allem Ben.

Deshalb sagte Isaac auch jetzt nichts, nickte nur und drückte sich noch näher an Ben. Werwölfe hatten von Natur aus eine höhere Körperwärme und ihm war immer noch ein bisschen kalt. Und Ben wollte für Nora und Isaac da sein, also sollte es sicherlich auch in Ordnung gehen, wenn Isaac das jetzt als angebotenen Trost nutzte. Isaac weigerte sich deshalb ein schlechtes Gewissen zu bekommen. Dafür tat es viel zu gut einfach los zu lassen und um das zu trauern, was er nie wieder würde haben können, egal wie sehr er sich das auch wünschte.
 

~
 

»Ziept es?«

»Ein bisschen, aber geht schon«, murmelte Nora und spielte gedankenverloren mit ihrer Spange, die Isaac ihr gleich ins Haar machen sollte. Isaac zögerte kurz, entschied sich dann aber doch abzuwarten.

Das musste er nicht lange.

»Isaac?«

»Mhmm?«, fragte er um die Bobbypins herum, die er sich zwischen die Lippen geschoben hatte.

»Meinst du Mama und Papa sind traurig?«

Schwer schluckend steckte Isaac die letzte Haarsträhne fest und starrte eine Weile auf den festlichen Knoten, den er zusammen mit Nora rausgesucht hatte. Es war sein dritter Versuch und bis jetzt der Beste.

»Wieso kommst du darauf?«

»Weil sie Weihnachten jetzt nicht mit uns zusammen feiern können und wir mit Ben feiern«, erklärte sie leise.

Für einen Moment war er wie erstarrt, dann legte er seine Arme sanft um Nora und drückte sie mit dem Rücken an sich.

»Vielleicht. Ich weiß es nicht. Aber was ich weiß ist, dass sie wollen würden, dass wir nicht nur traurig sind. Und damit wir das schaffen, feiern wir nicht allein.«

»...Und das ist auch wirklich okay für dich?«, fragte sie und schaute ihn durch den Spiegel an. Isaac atmete tief durch, bevor er langsam nickte.

»Es wird komisch, aber ich will auch, dass wir nicht nur traurig sind und du magst Ben und Oma Dory und die ganze Familie, oder nicht?«

Nora nickte deutlich und lächelte schief.

»Alpha Jason macht immer so komische Gesichter, wenn er Geschichten erzählt«, erklärte sie giggelnd und schmiegte sich noch näher an ihren großen Bruder, »Magst du Ben jetzt doch?«

Sich räuspernd angelte Isaac nach der Tannenbaumspange und atmete tief durch.

»Ich glaube, Ben ist eigentlich ganz okay und ich war die letzten Wochen nur ein bisschen blöd, weil ich Angst hatte, dass sie dich mir weg nehmen oder so«, erklärte er so sachlich wie möglich, während er die glitzernde Spange feststeckte.

»Würden sie niemals, dann wärst du ganz allein und Ben will nicht, dass du allein bist, weißt du? Er mag nicht wenn du allein bist, hat er mir gesagt«, erklärte Nora nachdrücklich und schnappte sich dann den kleinen Handspiegel um das Resultat zu betrachten. Isaac schmunzelte leicht.

»Hat er das, ja?«

»Ja, hat er. Ich glaube er ist bestimmt froh, dass du ihn doch magst. Er schien immer knurrig, wenn ich gesagt habe, dass du ihn nicht magst«, murmelte Nora und nickte dann, »Genau so sieht das aus wie ich möchte, danke Isaac, gehen wir jetzt?«

Isaac legte den Kopf schief und überlegte einen Moment. Dann lächelte er schief.

»Gleich, ich muss meine Haare noch machen und du hast Mr. Snuffels noch nicht gefüttert.«

»Deine Haare sind doch so wie immer!«

»Das mag sein, aber wir gehen trotzdem erst, wenn Mr. Snuffels sein Futter hat und das ist deine Aufgabe oder nicht?«

»Aber Ben holt uns gleich sofort ab!«

»Dann solltest du dich beeilen.«

Schwer stöhnend hüpfte Nora vom Hocker und schlurfte von dannen, in Richtung Küche. Tief durchatmend, aber mit einem schiefen Lächeln sah er in den Spiegel. Seine Haare sahen wieder aus wie frisch aus dem Bett gefallen, doch selbst mit der Bürste würde es kein besseres Ergebnis erzielen, weshalb er sich nur einmal mit den Fingern durch die Haare ging.

Es klopfte an der Haustür und Nora quietschte in der Küche, bevor sie zur Tür rannte mit einem unüberhörbaren, »Ben!«, was Isaac die Augen verdrehen ließ. Er fragte sich wirklich, wieso seine kleine Schwester so versessen auf diesen Werwolf war, denn er hatte eine ganze Familie davon, aber Isaac war geneigt es für gut zu befinden, denn wenn Ben ihnen ab jetzt öfter Gesellschaft leisten würde, dann war das vermutlich nur von Vorteil.

Während Nora Ben ins Haus führte und irgendetwas unfassbar wichtiges mit ihm diskutierte räumte Isaac die Haarsachen weg und löschte das Licht im Bad.

»Dann können wir jetzt gehen, ja?«, fragte Nora begeistert, als sie ihren Bruder entdeckte.

»Mr. Snuffels?«, fragte Isaac wissend und schlüpfte in seine Jacke. Er war immer noch leicht nervös ob er den anstehenden Abend wirklich schaffen würde, aber die Übelkeit, die ihn noch zwei Tage zuvor deshalb geplagt hatte blieb aus.

»Oh, ja! Sofort!«, brabbelte Nora und verschwand noch einmal in der Küche.

»...wieso hat sie eigentlich eine Katze, wenn sie ständig vergisst sich drum zu kümmern?«

Isaac schmunzelte leicht.

»Weil ich nicht weiß wie man nein sagt und ich die Hoffnung habe, dass sie dadurch irgendwann doch noch Verantwortung lernt. Spätestens, wenn er nicht mehr meine Laken zerstört, sondern ihre, wenn sie es vergisst, wird sie es lernen, hoffe ich.«

Ben brummte verstehend und zuckte mit den Schultern.

»Wir werden sehen. Irgendwie kriegen wir das schon hin.«

Isaac lächelte. Auch wenn Ben den Kater meinte, war es passend für die ganze Situation. Wie auch immer das jetzt alles werden würde, irgendwie würden sie das definitiv hinbekommen. Dieses Wir reichte Isaac aus um nicht die Hoffnung zu verlieren. Denn selbst wenn es ihm zu viel werden würde, wäre jemand da, der ihn auffängt und den Rücken frei hält. Das war genug um den nächsten Schritt zu gehen und jeden weiteren danach. Und sicherlich auch genug um das anstehende Fest jetzt vielleicht sogar ein bisschen feiern zu können.

»Bin fertig, wir können gehen~«, verkündete Nora begeistert, lief an beiden vorbei hinaus in die Kälte.

Ben schüttelte lachend den Kopf und folgte ihr. Im Türrahmen blieb er allerdings wieder stehen und sah Isaac erwartend an.

»Bereit?«

»...Ja«, sagte Isaac leise, lächelte leicht und ließ sich durch die Tür mit nach draußen ziehen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: Karma
2019-12-21T00:18:25+00:00 21.12.2019 01:18
;_____________;
So traurig und so schön.
*ins Taschentuch schnief*
Dadurch, dass ich in den letzten Tagen auch viel Trauriges geschrieben hab, bin ich im Moment eh noch näher am Wasser gebaut als sowieso schon. Da hat mich das hier ganz schön erwischt. Aber es ist toll geschrieben, toll beschrieben und ich mag die Charas. Und auch das Unterschwellige, was zwischen Ben und Isaac läuft, ist sehr schön eingeflochten. So eine Mischung aus BL und Freundschaftsfluff mit Trostcharakter - wirklich süß. Wäre schön, wenn davon iiiiirgendwann noch mal mehr käme. Vielleicht irgendwie was zum Valentinstag oder so?
*hinthinthint*
;)
Und auch so ist es schön, mal wieder was von dir zu lesen. Hat mir wirklich gut gefallen, gibt also direkt Favo und auch Empfehlung.

Man liest sich!

Karma


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