Zum Inhalt der Seite

Call Me By Your Name

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Nobody

Ein Abend wie jeder Andere auch. Ein trauriges Lächeln legte sich auf Natsus Gesicht, während er den Blick zur Bühne richtete. Er kannte die Routine, die vertrauten Schritte und es dauerte nicht lange, bis das Gejohle der angetrunkenen Männer an der Bar ihm Recht geben sollte. Es war jede Nacht so wenn ER tanzte. Für einen kurzen Augenblick gab er sich die Berechtigung, ebenfalls hinzusehen, den hübschen Jungen zu betrachten, welcher sich im Scheinwerferlicht zu irgendeiner Musik räkelte und nur erneut wurde ihm bewusst, wie hübsch er war. Aber Schönheit hatte ihren Preis, das wurde Natsu bewusst, je länger er diesem Tanz zusah - und den Klamotten, welche Stück für Stück zu Boden fielen. Es gab wenige Männer die ihn wirklich interessierten, aber dieser bezaubernde Tänzer hatte ihn von Anfang an in seinen Bann gezogen. Wäre die Tatsache nicht gewesen, dass dieser als Stripper in einem Schwulenclub arbeitete und er selbst in eben diesem Club einer der besten Barkeeper war…Wer wusste, wozu es geführt hätte. So aber erlaubte sich Natsu nicht mehr, als fünf Minuten zu träumen, jeden Abend sobald der schönste Mann den er je gesehen hatte, an der Stange zu tanzen begann. Es war traurig, wie wenig sie voneinander wussten, aber manchmal, da hätte er schwören können, dass dessen Blick über die Menschenmassen vor der Bühne direkt zu ihm glitten und dann schenkte er ihm jedes Mal ein Lächeln.
 

Er wusste nicht mal, was es war, dass ihn so in seinen Bann zog. Ob es die blondierten Haare waren, das Lippenpiercing oder die traurigen Augen. Alles was Natsu sagen konnte, war, dass er sich verliebt hatte. In einen Mann der nie ihm gehören würde und dessen Namen er nicht kannte. Nichtmal dessen Künstlername war ihm bekannt, war es den Tänzern doch verboten, sich an die Bar zu setzen. Vermutlich ging das schon Monate so, aber er würde es niemals ändern wollen. Die Zeit schien still zu stehen zwischen ihnen und er hatte zu große Angst, dass der Zauber zerbrechen würde, wenn er dem Jungen zu nahe kam. Wer wusste schon, ob er ihn nicht auslachen würde? Nur weil er in einem Schwulenclub auftrat, hieß das nicht, dass er nicht genau so gut hetero sein konnte. Jeder musste überleben, egal wie und die meisten Heteroclubs die er selbst kannte, stellten nur Frauen ein zum Tanzen. Natsu wurde aus seinen Gedanken gerissen, als ein Stammkunde an die Bar kam und er schenkte diesem ein schwaches Lächeln, während er sich an die Zubereitung von dessen Cocktail machte. Zurück an die Arbeit, zurück in die Realität in der dieser wunderschöne Mann niemals ihm gehören würde. Es war zum Verzweifeln, aber was sollte er denn auch tun? In seiner Traumwelt war zumindest gewährleistet, dass alles zwischen ihnen so blieb wie es war. Er war einfach noch nicht bereit, sich das Herz brechen zu lassen und mit der Illusion konnte er niemandem schaden außer sich selbst. Es war schmerzhaft und traurig, aber ertragbar.
 

Dass das Schicksal jedoch einen besonders miesen Humor aufweisen konnte, musste Natsu auf die harte Art lernen, als er am frühen Morgen aus dem Club kam und an der frischen Luft erstmal einen tiefen Atemzug nahm. Obwohl seine Schicht vor einer Stunde bereits geendet hatte, hatte es ebenso eine Stunde gedauert, alles zu säubern und aufzuräumen und er wollte einfach nur noch nachhause und in sein Bett fallen. Stattdessen jedoch kam er keine fünfhundert Meter weit, als er ihm ins Auge fiel. Der hübsche Junge, den er sonst nur auf große Entfernung beobachten konnte. Direkt vor ihm und er spürte, wie sein Herz anfing schneller zu schlagen. Konnte das überhaupt wahr sein? Oder war er schon so übermüdet, dass er sich Dinge einbildete? „Hey.“ Wenn dieses schüchterne Lächeln nicht echt war, würde er einen Besen verspeisen. „Hey. Kann ich dir helfen?“ Natsu spürte, wie sein Herz zu schmelzen begann, als zuerst ein Nicken von seinem Gegenüber kam, direkt gefolgt von einem Kopfschütteln und dann einem Schulterzucken. Er hatte nie bemerkt, dass dieser Mann noch eine Unschuld ausstrahlte, die ihresgleichen suchte, trotz oder besser ungeachtet dessen Berufs. „Ich hoffe. Mein Freund hat gerade mit mir Schluss gemacht, am Telefon. Und jetzt weiß ich nicht, wo ich schlafen soll. Ich hab kein Geld für ein Hotel und…“ „Du kannst bei mir schlafen.“
 

Natsu zuckte zusammen, als ihm bewusst wurde, dass diese Worte viel zu schnell und unbedacht in den Raum geworfen worden waren, aber der Blick den er dafür bekam, war es eindeutig wert. „Ehrlich? Wir kennen uns nicht mal richtig…“ Er zuckte mit den Schultern, auch wenn er genau wusste, dass der Andere Recht hatte. Sie waren nichtmal Bekannte, einfach nur völlig Fremde und doch widerstrebte es ihm, diesen Mann hier draußen stehen zu lassen. Und es lag nicht daran, dass sie Winter hatten und die Gefahr, dass es schneien würde, ausnahmsweise mal hoch war. „Wir können uns doch kennen lernen, oder nicht? Außerdem kann ich niemanden stehen lassen, dem gerade das Herz gebrochen wurde.“ Damit hatte sich Natsu bereits seufzend abgewandt, dass er zu seinem Auto vorgehen konnte, während er sich fragte, ob er verrückt geworden war. So bekam er nicht mit, dass der andere Mann ihm ein strahlendes Lächeln schenkte, bevor er ihm folgte. Die Autofahrt zu Natsus Wohnung verlief still - keiner von beiden wagte es auch nur ein Wort zu sagen und Natsu war froh darum. Denn er wusste selbst noch nicht mal, was ihn dazu gebracht hatte, diesen hübschen Fremden mit sich zu nehmen. Er wusste nichts über ihn, absolut nichts. Nur wo er arbeitete und wie er ohne Klamotten aussah. Das war absolut nicht hilfreich.
 

In seiner Wohnung angekommen, hatte Natsu direkt den Weg in die Küche eingeschlagen, um ihnen den Wasserkocher anzustellen. Tee konnte nie schaden. Er wusste nicht wieso, aber vielleicht wollte er auch einfach seine Hände irgendwie beschäftigen, welche mittlerweile angefangen hatten zu zittern. Dass ein einzelner Mann ihn mal so nervös machen würde, hätte er auch nie gedacht. „Sag mal…Wie heißt du eigentlich?“ Aus dem Flur folgte Stille, offenbar war sein Gast noch dabei, sich die Schuhe auszuziehen und als dieser gerade zu ihm in die Küche kam und den Mund öffnete, begann der Wasserkocher so laut zu werden, dass es unmöglich war, ein Wort zu verstehen, bis Natsu diesen seufzend abschaltete. Er hasste es, sich zu wiederholen. Als er den Tee übergoßen hatte, saß der Andere an seinem Küchentisch und beobachtete ihn. „Du kannst mich nennen, wie du willst, weißt du? Das macht keinen Unterschied mehr.“ Natsu hob knapp eine Augenbraue. Mit so einer Antwort hatte er auch nicht gerechnet, dass er sich direkt wieder abwandte, komplett irritiert und ihnen zwei Löffel aus der Schublade suchte. Dann erst wurde ihm bewusst, dass sie keine Löffel brauchen würden und ein leises Seufzen verließ seine Lippen. „Das kann nicht dein Ernst sein. Du musst doch einen Namen haben…“ Der hübsche, junge Mann zuckte nur mit den Schultern und Natsu biss sich auf die Unterlippe - was hatte er da nur angeschleppt?
 

Weit kam er jedoch nicht in seinem Gedankengang, weil er plötzlich umarmt wurde und er starrte völlig irritiert auf sein Gegenüber - wieso war ihm denn jetzt so nahe gekommen? „Ich hatte so viele Namen in meinem Leben, da kommt es auf einen mehr oder weniger sicher auch nicht an.“ Täuschte er sich oder schimmerten Tränen in diesen wunderschönen Augen? „Was ist mit deinem Geburtsnamen?“ Ein Schulterzucken und bevor er wirklich darüber nachgedacht hatte, hatte er ihn geküsst. Wie konnte jemand so viel Traurigkeit ausstrahlen, ohne daran zu zerbrechen? Der Kuss war sanft, liebevoll und er spürte deutlich, wie der Andere mehr und mehr in seinen Armen zu schmelzen begann. Es war so falsch, was er hier tat. Aber es fühlte sich leider wahnsinnig gut an und als sie den Kuss nach einer gefühlten Ewigkeit gelöst hatten um wieder zu Atem zu kommen, waren sie eng aneinander gekuschelt, mit in Klamotten vergrabenen Fingern und glasigen Augen. „Lass uns den Tee trinken und dann ins Bett.“ Natsu war sich sicher, dass seine Stimme selten so gezittert hatte, aber irgendetwas hatte sein Gegenüber an sich, dem er sich nicht entziehen konnte und was ihn völlig durcheinander brachte. Vor allem wenn er ihn so nahe bei sich hatte und dessen Herzschlag spüren konnte. Wieso musste sich der andere Mann so gut in seinen Armen anfühlen? Als würde er genau dorthin gehören.
 

Der nächste Tag hatte sich seltsam angefühlt. Natsu war seit Jahren nicht mehr mit einer anderen Person in den Armen aufgewacht und jetzt hatte sich das Objekt seiner heimlichen Begierde beinahe schon auf ihn gerollt, im verzweifelten Versuch etwas Nähe und Wärme zu erhaschen. Es konnte einem das Herz brechen und mit einem schwachen Lächeln ließ Natsu die Finger durch die langen, blonden Haare gleiten - das Leben ging seltsame Wege. Er hatte sich so lange gewünscht, diesen Mann in seinen Armen zu halten, aber sich um die Umstände nie Gedanken gemacht. Stattdessen hatte er sich lieber eingeredet, dass er glücklich war, wenn er ihn nur tanzen sehen konnte. Es war eine Lüge gewesen, wurde ihm bewusst, als er sich etwas drehte und das Gesicht in den Haaren des Anderen vergrub. Es fühlte sich gut an, als hätte er gefunden, was ihm die ganzen Jahre über gefehlt hatte. Jemand, der ihm das Gefühl gab, endlich zuhause angekommen zu sein. Mit einem leisen Summen strich er dem Anderen hauchzart über den Rücken, welcher sich daraufhin mit einem Murren noch enger in seinen Armen vergrub und Natsu ein Lächeln entlockte. Zumindest für einige Sekunden, bis ihm ein Verdacht kam und er die Finger vorsichtig unter das Oberteil des Anderen schob um mit den Fingerspitzen über die nackte Haut streicheln zu können. Wie er es sich gedacht hatte, waren Striemen spürbar an den Stellen, welche sonst von Haaren bedeckt waren und ein tiefes Seufzen entkam ihm. Er hatte nichtmal das Recht dazu, etwas dazu zu sagen.
 

Sie kannten sich kaum. Aber etwas tief in ihm wollte diesen Mann beschützen, vielleicht lag es daran, wie traurig er gewirkt hatte, als er nur nach seinem Namen gefragt hatte. Jemand der so einer Kleinigkeit nichtmal den Hauch einer Bedeutung zumessen wollte…Was konnte er bisher nur erlebt haben? Sicher war die Arbeit als Stripper nicht angenehm, aber doch besser als die eines Strichers. Oder? Natsu erschauderte, als ihm bewusst wurde, dass er keine Ahnung hatte, was in diesem Club alles passierte, in dem er arbeitete. Es gab Hinterzimmer. Als Barkeeper hatte er die Augen nie weiter, als bis zur Tanzfläche gehabt. Allein, weil ihn mehr nicht anging. Aber vielleicht sollte er das nochmal alles überdenken. Er hatte den Job nur angenommen, um nicht zu verhungern und weil die Bezahlung besser gewesen war, als bei anderen Clubs. Nur ob es das wert war, war ihm nie in den Sinn gekommen, bis jetzt. Wie viel Einfluss jemand auf ihn haben konnte, der nie mehr als ein Schatten für ihn gewesen war…Es war unglaublich. Und wahnsinnig beängstigend. Als der Körper in seinen Armen begann sich zu bewegen, zuckte er leicht zusammen und konnte gar nicht anders zu lachen bei dem verschlafenen Blick den er bekam - es war zu niedlich. Gleichzeitig wurde ihm bewusst, wie einfach es war, sich in diesen wunderschönen, braunen Augen zu verlieren und er schaffte es gerade so, sich abzuwenden, bevor er den Anderen ins Bett gepinnt hätte.
 

„Hey…Guten Morgen, Schönheit.“ Natsu musste grinsen, als er sah, wie sein Gegenüber rot wurde. Viel zu verführerisch. „Ist es dafür nicht längst zu spät?“ Er zuckte amüsiert mit den Schultern, bevor er sanft durch die blonden Haare strich und sich dann löste, dass er aufstehen konnte. „Irgendwo ist es sicherlich gerade morgens, also passt das schon.“ Damit war Natsu bereits summend in die Küche verschwunden um die Kaffeemaschine anzuwerfen - na das konnte noch was werden. Offenbar war sein Gast nämlich nicht gewillt, aufzustehen und er war unsicher, wie weit er gehen konnte um diesen doch noch aus dem Bett zu bekommen. Dass sich Natsu darüber keine großen Gedanken machen musste, wurde ihm bewusst, als er unter die Dusche gestiegen war und keine fünf Minuten später sich ein warmer Körper eng an sich schmiegte. Es war unerwartet, aber schön und mit einem Lächeln auf den Lippen hatte er sich umgedreht, dass er ihn eng in seine Arme ziehen konnte. Eine gefühlte Ewigkeit standen sie so unter dem warmen Wasser welches auf sie herab prasselte, bevor Natsu noch enger an sein Gegenüber gezogen wurde und überrascht auf keuchte, als er plötzlich geküsst wurde. Nachdem er in der Küche so über den Anderen hergefallen war, hatte er nicht erwartet, dass dieser jetzt die Initiative ergreifen würde. Umso schöner war es, dessen weichen Lippen erneut spüren zu können.
 

Dieses Mal hatte er ihn mit dem Rücken gegen die Wand gedrückt, bevor sie den Kuss gelöst hatten und ihn schlussendlich an der Hüfte gepackt, dass er ihn hochheben konnte. Es ging nicht anders. Woher auch immer diese wahnsinnige Anziehungskraft kam, er konnte nicht widerstehen. Er wollte es auch gar nicht, wer wusste schon, wie lange das halten würde? Dass sein Gegenüber ihm nicht abgeneigt war, zeigte sich allein daran, dass er die Beine um seine Hüfte geschlungen hatte und als Natsu das Gesicht an dessen Halsbeuge vergrub, traf ihn erneut der Gedanke an Zuhause. Konnte es so einfach sein, die Person zu finden, die man sein ganzes Leben lang gesucht hatte? Als der Andere begann sich gegen ihn zu bewegen, konnte er nicht anders und vergrub die Zähne in dessen Hals, wo er ihm einen hübschen Knutschfleck hinterließ - es mochte falsch sein und vollkommen irrational. Aber Natsu hatte das Gefühl, dass es das Beste war, was er bisher in seinem Leben getan hatte und als ihre Körper sich vereinten und seinem Gegenüber die Tränen kamen, hatte er ihm diese sanft weggeküsst, während er ihn nur noch enger an sich gedrückt gehabt hatte. „Masa. Ich nenne dich Masa.“ Es war die Schmerzen wert, welche die Fingernägel verursachten, die über seinen Rücken kratzten und mit einem sanften Lächeln hatte er ihn nur erneut geküsst. Eins war sicher - er würde gut auf ihn aufpassen - und ihn nie wieder gehen lassen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  EndlessRain
2019-08-27T16:27:03+00:00 27.08.2019 18:27
Hawwwwww!
Oh my … armes Masa Q____Q
Gut, dass er seinen Freund los ist … so jemanden braucht man doch nicht … *brummt*
Außerdem wird sich Natsu sehr gut um ihn kümmern <3

Zuerst dachte ich ja noch, dass Masa das schon so ein bisschen einen Plan dahinter hatte, aber jetzt irgendwie nicht mehr so. Hach. Sie sind so cute q.q
Auch wenn ich mich frage, wie Natsu einfach so "Masa" als Name dann einfällt xD


Zurück