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Wochenende in Manitoba

von

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So hatte ich mir die gemeinsame Unternehmung mit Steve aber nicht vorgestellt!

»Nun mach schon, Izzy! Rechter Fuß auf Rot«, feuerte Gail mich an. »Das ist doch nicht so schwer.«

An sich nicht. Dabei Steve nicht umzuschubsen, war eher die Herausforderung. Wie zur Hölle hatten wir es geschafft, uns in diese Position zu bringen?

Vorsichtig streckte ich den Fuß aus, bis er einen der Farbkreise berührte.

»So und jetzt bleibt ihr beiden Hübschen mal kurz so, ich will das für die Nachwelt festhalten.« Ryan tauchte in meinem Blickfeld auf, das Handy bereits im Anschlag.

»Untersteh dich!«, drohte ich, obwohl ich gerade wenig dagegen unternehmen konnte.

Gail kicherte. »Hab dich nicht so. Du hast doch nur Angst, dass ein falsches Bild von dir entsteht. Dabei seht ihr beide so sexy aus.«

»Natürlich!« Was denn auch sonst? Schließlich blieb Steve kaum etwas anderes übrig, als mir sein Hinterteil gegen die Hüfte zu drücken, da wir es irgendwie geschafft hatten, beide mit dem Gesicht nach unten auf allen vieren zu stehen, er jedoch unter mir. Wie sollte da kein falsches Bild entstehen?

Mir war durchaus klar, was Ryan und Gail dachten. Vermutlich hatte der ganze Vorschlag, dieses Spiel zu spielen, nur dazu gedient, uns in so eine Situation zu bringen.

Steve warf einen unsicheren Blick über seine Schulter, dann machte er sich kleiner, sodass er mich nicht mehr berührte.

Na ganz große Klasse!

»Ach Mensch, Izzy, manchmal bist du ein echter Spielverderber.« Ryan steckte das Handy zurück in seine Hosentasche. Hoffentlich ohne auf den Auslöser gedrückt zu haben.

Ja klar, natürlich war ich der Spielverderber, weil ich nicht in einer sexy Pose abgelichtet werden wollte.

Ein Rattern verriet, dass Gail den Pfeil erneut drehte, dann verkündete sie mit wenig Elan: »Rechte Hand auf Gelb.«

Steve streckte sich nach einem der Kreise, der viel zu weit entfernt war, und verlor das Gleichgewicht. Schnell griff ich unter seinen Bauch, fing ihn ab und ließ mich mit ihm gemeinsam zur Seite rollen.

»Was war das denn?« Ryan betrachtete uns misstrauisch.

Das fragte ich mich auch. Eigentlich hatte ich nach ihm gegriffen, damit er mich nicht unkontrolliert umriss, doch tatsächlich war keinerlei Schwung in seiner Bewegung gewesen. Vielmehr schien es, dass er sich absichtlich hatte fallen lassen.

»Ich konnte mich nicht mehr halten«, antwortete Steve mit einem Schulterzucken und rappelte sich auf. »Scheinbar bin ich echt zu müde. Ich werd ins Bett gehen.« Ich war noch halb dabei, mich ebenfalls aufzurichten, da beugte er sich kurz zu mir und drückte mir einen Kuss auf die Wange. »Schlaf gut.«

»Du auch.« Endlich kam ich wieder auf die Beine und konnte eine entspannte Haltung einnehmen.

Er verabschiedete sich bei Gail ebenfalls mit einem Küsschen auf die Wange, wie er es zuvor auch bei Abby, Summer und Channing getan hatte. Vor Ryan blieb er etwas unsicher stehen, lachte aber, als dieser ihn einfach seinerseits küsste. Dann flüchtete er regelrecht die Treppen hinauf zu unserem Gästezimmer.

»Du Esel!« Mein Kopf ruckte nach vorne, als mich Gails Hand am Hinterkopf traf.

Überfordert hob ich die Arme. »Was hab ich denn nun schon wieder falsch gemacht?«

»Alles!«, antwortete Ryan. »Steve sucht deine Nähe und du hast nichts besser zu tun, als ihm zu verstehen zu geben, dass du sie nicht willst!«

»Ich wollte doch einfach nur nicht, dass du dieses scheiß Foto machst!«

»Jungs, es ist gut«, ging Gail dazwischen, indem sie jedem von uns eine Hand auf den Oberarm legte. »Du hast recht, das mit dem Foto war eine beschissene Idee. Deswegen müsst ihr euch aber nicht streiten. Geh lieber hoch zu Steve und schau nach, ob alles in Ordnung ist.«

Ich atmete einmal tief durch, zählte bis drei und nickte dann. Ändern konnte ich es nicht, also musste ich retten, was zu retten war.

Als ich ihn zum Abschied umarmte, murmelte Ryan: »Sorry, ich hab nicht nachgedacht. Tut mir leid.«

»Passiert.« Ich klopfte ihm leicht auf den Rücken. Manchmal war er einfach ein riesiges Trampeltier.

»So und jetzt schnapp ihn dir, Tiger!« Gail schubste mich in Richtung der Treppe, bevor ich ihr eine gute Nacht wünschen konnte.

Ryan rief mir hinterher: »Wir sehen uns morgen früh.«
 

An unserem Zimmer angekommen, klopfte ich, bevor ich die Tür langsam öffnete. »Ich bin’s, Aaron. Kann ich reinkommen?«

»Ja, klar. Es ist doch auch dein Zimmer.« Er lag mit dem Rücken zur Tür auf dem Bett, halb auf dem Bauch, halb auf der Seite und las etwas auf seinem Handy.

Ich deutete auf die Bettkante. »Darf ich.«

Etwas umständlich drehte er sich herum und nickte dann. »Klar.« Das Handy schaltete er aus und legte es auf die Ablage neben dem Bett.

Nachdem ich mich gesetzt hatte, schwieg ich einen Moment. Natürlich musste ich mit ihm sprechen, aber ich wusste nicht, wie ich anfangen sollte. »Ist alles in Ordnung?.«

»Doch, klar«, versicherte er schnell, wobei er aufgesetzt fröhlich wirkte. Da er sich aufrichtete, rutschte er gleichzeitig etwas von mir weg. »Wie kommst du darauf?«

»Es wirkte so, als hättest du absichtlich verloren.« Ich sah auf meine Hände, die sich miteinander beschäftigten.

»Nein, so ein Quatsch. Ich war müde und konnte mich nicht mehr halten.«

Nachdenklich nickte ich. Sicher, ich konnte es dabei belassen, wieder runtergehen und ihn in Ruhe lassen. Aber das fühlte sich falsch an. Die Stimmung zwischen uns war viel zu angespannt.

»Es hatte nichts mit dir zu tun, dass ich das Foto nicht wollte«, erklärte ich leise.

»Ja, das dachte ich mir schon.« Seine Finger strichen leicht über den Ärmel meines dünnen Pullovers. Fast hätte ich es nicht gespürt. »Was auch immer der Grund ist, du musst es mir nicht sagen.«

Ich sah auf und in sein sanftes Lächeln. Zaghaft erwiderte ich es. »Hättest du das Foto gewollt?«

Er zuckte mit den Schultern. »Klar, warum nicht. Das Spiel hat Spaß gemacht und es wäre eine schöne Erinnerung.«

»Tut mir leid.«

Energisch schüttelte er den Kopf. »Für was? Wenn du das nicht willst, ist es doch okay. Wir können sicher noch ein ...«

»Nein, nicht wegen dem Foto. Ich hab das Gefühl, heute alles falsch zu machen.«

»So weit ich sagen kann, sind wir angekommen.«

Nun musste ich doch lachen.

Die Gelegenheit nutzte er, sich neben mich zu setzen und einen Arm locker um mich zu legen. Dabei lehnte er sich gegen meinen Oberarm. »Was ist denn los?«

Ich seufzte, sah ihm einen Moment in die Augen.

Er erwiderte den Blick und drückte sich dichter an mich.

Vorsichtig legte ich den Arm, an den er sich gelehnt hatte, um seine Schulter. Es war das erste Mal, dass er mir so nah war.

Zuerst dachte ich, er wollte von mir weg, als er herumrutschte und sich aufrichtete. Doch offenbar wollte er nur seine Beine sortieren, denn er griff kurz darauf nach meinen und legte sie über seine Oberschenkel. Dann schlang er beide Arme um meinen Oberkörper und drückte mich an sich. »Also, was ist los?«

Mein Herz spielte verrückt. Ich hatte wirklich nicht erwartet, dass er mich einfach in den Arm nehmen würde. Vielleicht hatte ich ja doch noch eine Chance? »Ich hatte gehofft, dich dieses Wochenende etwas besser kennenzulernen. Bisher hab ich aber eher das Gefühl, dich zu vertreiben.«

»So ein Quatsch!« Er drückte mich etwas weg und sah mir streng ins Gesicht. »Um mich zu vertreiben, müsstest du dir schon etwas mehr Mühe geben.«

»Sicher?«

Er strich sanft durch meine Haare. »Sicher. Ich hab auch absolut keine Ahnung, wie du auf die Idee kommst, dass es anders sein könnte.«

»Weil ich nicht wusste, dass du Vegetarier bist und ich dich dadurch in eine unangenehme Situation gebracht habe. Außerdem das gerade ... Du hast dich absichtlich gegen mich gedrückt, oder?« Es wurde mir erst jetzt klar, dass Steve, seitdem wir angekommen waren, deutlich mehr meine Nähe suchte, als es bisher der Fall gewesen war. Da hatte es eher gewirkt, als versuche er, mich auf Abstand zu halten.

»Vielleicht? Ich ziehe es vor, mich dazu nicht zu äußern.«

Ich schmunzelte, da sein Tonfall durchaus etwas verriet. Dann fuhr ich fort: »Ich ... Ich bin nicht sicher, ob ich das sagen soll ... Ich will nicht, dass du das nur mir zuliebe machst ... aber als Abby dich zum Essen eingeladen hat, hast du sofort zugesagt. Immer wenn ich dich eingeladen habe, hast du gezögert und keine wirkliche Antwort gegeben.«

Sein Blick war streng, als er mich erneut etwas von sich drückte. »Du hast mich nie zu dir eingeladen. Dann hätte ich nämlich zugesagt. Ganz im Gegenteil, du es eher so klingen lassen, als wolltest du zu mir.«

Seufzend strich ich mir über die Stirn und kniff mir in die Nasenwurzel. Da es langsam unbequem war, so zu sitzen, machte ich mich los und lehnte mich mit dem Rücken ans Kopfende. »Dann waren unsere Treffen für dich vermutlich auch keine Dates?«

Er schmunzelte und legte seinen Kopf gegen meine Brust. »Ich hatte es gehofft, war mir aber nicht sicher.«

»Magst du dann, wenn wir wieder zu Hause sind, offiziell mit mir auf ein Date gehen?« Ich hielt den Atem an. Er hatte darauf gehofft, aber wollte er es wirklich?

»Jain?« Er sah zu mir hoch und biss sich unsicher auf die Unterlippe. »Ich würde gerne mit dir auf ein Date gehen, das wir auch so nennen. Aber ich möchte nicht, dass wir es vor jemand anderen so nennen. Außer vor deinen Freunden.«

»Du möchtest es also geheimhalten?« Das gefiel mir nicht. Ich hatte meine Beziehungen nie geheimgehalten.

»Ja. Wenn das für dich okay ist«, murmelte er. »Vorerst zumindest. Meine Familie weiß nicht, dass ich schwul bin. Und meine Freunde auch nicht.«

Langsam legte ich die Hand auf seinen Rücken und strich darüber. Hoffentlich war es in Ordnung, wenn ich nachfragte: »Bei deiner Familie wirst du sicher deine Gründe dafür haben. Aber warum verheimlichst du es vor deinen Freunden? Ich meine, es sind deine Freunde.«

Er zuckte mit den Schultern. »Es hat sich einfach nie ergeben, es ihnen zu sagen. Ich glaube, sie ahnen es, aber ich trau mich noch nicht ganz, es auszusprechen.«

Ich seufzte ergeben. »Okay, meinetwegen behalten wir es vorerst für uns und sehen erstmal, wohin es uns führt.«

»Das gefällt dir nicht, oder?« Aufmerksam beobachtete er mein Gesicht.

»Nein. Ich hab es noch nie geheimgehalten, mit wem ich ausgehe.« Steve nickte und da er aussah, als würde er einen Rückzieher machen wollen, schob ich hinterher: »Aber, wenn du es dir wünscht, ist es okay. Ich find es zwar nicht schön, aber ich mag mit dir ausgehen – und mit dir zusammen sein, wenn es sich ergibt. Wenn du das lieber erstmal geheimhalten möchtest, dann werde ich dich nicht drängen.«

Immerhin wusste ich ja noch nicht einmal, wie lange er bereits sicher war, schwul zu sein, und was seine genauen Gründe waren, es für sich zu behalten. Es würde mir schwerfallen, aber ihn zu einem Coming-out zu drängen, kam für mich nicht in Frage. Er sollte die Zeit bekommen, die er brauchte.

»Danke.« Er drückte einen sanften Kuss auf meine Wange.

Schweigend genoss ich die Nähe und streichelte seinen Rücken.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  stoni
2019-08-24T13:22:17+00:00 24.08.2019 15:22
Hi Vampyrsoul
so da bin ich mal wieder habe im moment schon einwenig das Gefühl ich bin die einizige die diese Geschiche liest Bwz. was dazu sagt was ich sehr Schade finde den sie ist echt toll geschrieben. Auch in diesem Kapitel hast du es mal wieder Geschaft die Stimmung im Haus und unter den Freunden perfkt ein zu fangen. Was am meisten mich aber am meisten freud ist das Issy und Steve endlich offen mit einander reden und diese Elendige um einander rumgeschleiche ein Ende hat. Denn wie sagt man so schon reden Menschen kann geholfen werden.lange rede kurzer Sinn das ist wieder ein Echt Klasse Kapitel .Mach weiter so bin echt gespannt wie es weiter geht. Wünsche dir dir noch ein Schönes Sonniges Wochenende und freue mich darauf bald weiter lesen zu dürfen . Liebste Grüße deine Stonie

Antwort von:  Vampyrsoul
06.09.2019 19:28
Huhu,

ja, ich weiß auch nicht so ganz, woran das liegt. Aber ändern kann ich es nicht und ich freu mich umso mehr über deine Kommentare ^^
Sorry, das letzte Woche kein Kapitel kam, ich hab es einfach nicht geschafft.
LG


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