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Zwei Seiten einer Medaille

von

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Gegenwart:
 

Sanfte Arme liegen um meinen Körper. Sie halten mich fest. Geben mir Schutz und Sicherheit. Ich fühle mich geborgen und weiß nicht, wie es genau passiert ist. Am Anfang der Nacht lagen wir noch nebeneinander, doch irgendwann kamen wir uns näher. Wir kuschelten uns aneinander und ich zweifelte kurz daran, ob es wirklich richtig ist. Doch als ich seinen Atem auf meiner Haut spürte und seine Wärme mich gänzlich umschloss, war jeglicher Zweifel wie weggeblasen.
 

Jetzt kitzelt mich die Sonne an der Nase und lockt mich so aus meinem traumlosen Schlaf. Ich fühle mich erholt und spüre immer noch die Arme von Luzifer um mich herum. Ein Lächeln drängt sich auf meine Lippen, als ich mich langsam zu ihm umdrehe.
 

Seine roten Haare hängen ihm wirr ins Gesicht, während seine Gesichtszüge entspannt und friedlich sind. Leicht geöffnet laden seine Lippen fast zu einem Kuss ein, doch ich halte mich zurück. Sehe ihn nur an und genieße es bei ihm zu sein.
 

Hauchzart streichel ich über seine Wange und weiß nicht, wie ich ihn für alles danken kann. Für die Stunden, die er bei mir war und in denen wir redeten. Über alles und wieder über nichts. Diese Momente, in denen man nur stumm füreinander da ist, um eben nicht alleine zu sein. Die rettende Hand, als ich nicht wusste, wohin ich gehen sollte und dieses Lied, das ihn all die Jahre begleitet hat. Aber vor allem, dass er jetzt wieder da ist.
 

Ich hauche einen Kuss auf seine Nasenspitze und streiche noch einmal über seine Wange. Seine Haut fühlt sich so weich an. Er ist perfekt. Seine Tattoos machen seine Haut zu einem kleinen Kunstwerk. Es ist nur ein Totenkopf und Flügel mit einzelnen Tribals. Aber irgendwie passen sie einfach zu ihm.
 

Unsere Körper erzählen eine Geschichte. Seiner gewollt, meiner unfreiwillig. Die eine voller Trauer, Schmerz und Leid. Die andere voller Freiheit und Kreativität. Ich weiß nicht, ob ich ihn um seine Kunstwerke beneiden soll, wobei ich schon ab und an mit dem Gedanken eines Tattoos gespielt habe. Aber in meiner Familie: Undenkbar. Aber bald... bald werde auch ich frei sein.
 

Als mein Blick zurück zu seinem Gesicht wandert, begegnen mir zwei graue Augenpaare. Er sieht mich ruhig an und ich kann ein zufriedenes Grinsen auf seinen Lippen erkennen. Ihm scheint zu gefallen, was ich gerade tue.
 

„Na? Zufrieden mit dem was du siehst?“ Schelm leuchtet in seinen Augen auf und ich spüre erneut einen gewissen Trotz in mir, doch ich kann das Grinsen nur erwidern. „Kann durchaus sein. Du siehst im Schlaf viel zu lieb aus. Kommt da vielleicht deine wahre Gestalt zum Vorschein?“
 

Ich fühle mich gut. Das kann ich wirklich nicht oft genug sagen. Neben Luzifer wirken meine Probleme nichtig. Was gestern war oder morgen sein wird. Alles unbedeutend. Es zählt nur der aktuelle Moment. Der Rest wird sich schon ergeben.
 

„Das ist nur tarnen und täuschen.“ Er lacht auf und im nächsten Moment ist dort seine Hand in meinem Nacken. Er zieht mich zu sich herunter und küsst mich gierig. Ich lasse mich darauf ein. Dränge mich ihm entgegen und spüre, wie ich mir mehr wünsche. Seine Hand gleitet durch mein Haar und krault meinen Hinterkopf. Versucht mich so noch näher zu holen, doch es geht kaum noch. Unsere Oberkörper berühren sich schon und ich kann seinen Herzschlag gegen meine Brust spüren.
 

Wir trennen uns und sehen uns an. Ich tauche ein in diesen Nebel, der mich Stück für Stück verschlingt. Dort unten will ich bleiben. Für alle Zeit und nie wieder zurückkehren. Denn dort werde ich beschützt sein. Keine Verletzung wird mich jemals wieder erreichen und ich wünsche mir, dass mein Geburtstag schon war, doch es dauert noch ein paar Wochen. Es war doch gerade erst Weihnachten.
 

Plötzlich kommt ein kurzer Schmerz in mein Bewusstsein und ich zucke instinktiv zurück. Erst dann erkenne ich, dass Luzifers Finger über meinen Körper wandern und die blauen Flecken berühren. Es ist unangenehm und ich ziehe ab und an scharf die Luft an.
 

„Diese Narbe ist neu.“ Er ist ruhig und ich spüre, wie er über die leicht hellere Haut fährt, doch ich schlucke nur und zucke mit den Schultern. „So neu ist sie nicht. Wir haben uns nur schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen.“
 

Ich weiß noch von welchem Schlag sie kam, doch ich will nicht daran denken und so küsse ich Luzifer noch einmal. Dränge ihn so zurück in die Kissen und komme über ihn. Greife seine Hände und drücke sie neben seinen Kopf in das Kissen, um zu verhindern, dass er damit weiteren Blödsinn macht. Ich trenne mich erst von ihm, als uns die Luft ausgeht, bevor ich ihn dann noch einmal ruhig ansehe.
 

„Na? Gefällt dir die Aussicht?“ Erneut ein freches Grinsen auf seinen Lippen und er deutet mit seinen Augen zwischen meine Beine. Ich muss ihrem Wink nicht folgen, um zu verstehen, was er meint. Schließlich spüre ich selbst, wie die Hitze in meinem Körper durch diesen intensiven Kuss anstieg und jetzt unangenehm in meiner Unterhose zog. Und ja, die Aussicht gefällt mir durchaus, doch auch das will ich ihm nicht auf die Nase binden.
 

„Vielleicht. Aber bestimmt besser, wenn du dir ein wenig Mühe gibst.“ Ich grinse ihn breit an und nippe noch einmal an seinen Lippen. Alles, was wir tun, fühlt sich so selbstverständlich an. Erst in diesem Moment verstehe ich, was für ein großes Hindernis Xenia damals war. Wie stark sie zwischen uns stand und jetzt... jetzt ist der Weg frei und ich renne ihn ohne zu zögern entlang.
 

„Ich bin ein Naturtalent. Sowas kann ich sogar im Schlaf.“ Sein Grinsen wird breiter und ich kann nur noch knapp antworten: „Oh ja.“ Er kommt zu keiner Erwiderung, denn erneut küsse ich ihn. Lege mich enger auf ihn und beginne mich kurz ein wenig an ihm zu reiben.
 

„Nathy. Wenn du so weiter machst, dann kann ich für nichts garantieren.“ Seine raue Stimme schickt einen Schauer über meinen Rücken und ich muss trocken schlucken, bevor ich meine Bewegung kurz stoppe. Aber nicht nur wegen seiner Worte, sondern auch, weil seine Hände plötzlich über meinen Rücken und Seiten wandern. Tiefer hinab. Erkunden jeden Zentimeter und schicken leichte Wellen des Schmerzes durch meinen Körper, die mich immer wieder kurz stöhnen lassen.
 

Im nächsten Moment sind seine Hände schon unter meiner Boxershort und krallen sich leicht in meinen Hintern. All dies verfehlt seine Wirkung nicht und ich muss trocken schlucken, um mich nicht weiter zu bewegen. Jede Faser meines Körpers schreit nach mehr, doch ich weiß nicht, ob ich kann. Ich will ihn nicht erneut frustrieren.
 

Kurz nippe ich an seinen Lippen und lächle ihn sanft an. „Was hältst du von Frühstück und einen kleinen Spaziergang mit Demon?“ Luzifer verzieht beleidigt die Lippen, doch anstatt einer Antwort dreht er den Spieß plötzlich um. Schwungvoll bringt er mich unter sich und drückt meine Hände neben meinen Kopf ins Kissen. Unsere Blicke treffen sich und ich spüre erneut diese freudige Erregung in mir. Ja, ich will ihn. So sehr. Aber...
 

„Ich würde jetzt viel lieber dich vernaschen. Stehst du auch auf der Speisekarte?“, flüstert er mir ins Ohr und knabbert dann sanft daran. Erneut ist dort diese leichte Hitze, die aus jeder Ecke meines Körpers in meine Lenden fließt. Diese Reaktion scheint für ihn Antwort genug zu sein, denn er beginnt sich erneut nach unten zu küssen.
 

Jede noch so kleine Berührung elektrisiert mich, doch ich weiß, dass es schief gehen wird, wodurch ich ihn auf Höhe meines Bauchnabels schließlich abfange. „Warte, Luzifer. Warte bitte. Ich... ich...“
 

Erneut fehlen mir die Worte und Luzifer sieht mich leicht genervt an, wodurch ich all meinen Mut zusammen nehme, um ihn eine für ihn hoffentlich brauchbare Antwort zu liefern. „Ich will dich... so sehr. Aber... ich kann das nicht, okay? Bitte, lass uns einfach frühstücken gehen.“
 

Frustration macht sich in seinem Gesicht breit und erneut ist dort dieses Knurren, bevor er sich beleidigt erhebt. Er fährt träge durch seine Haare als er seinen Körper durchstreckt und dann verschwindet er auch schon. Erneut alles falsch gemacht. Verdammt!
 

Ich spüre, wie die Hitze langsam aus meinem Körper entweicht, doch ich kann mich immer noch nicht bewegen. Schließlich weiß ich nicht, was ich tun soll oder wie ich uns beide glücklich machen kann. Es muss doch irgendwie gehen. Endlich steht nichts mehr zwischen uns. Jetzt sollte es doch...
 

„Argh!“ Ich raufe mir die Haare und dann ist dort wieder Luzifers sanfte Stimme: „Hör auf alles zu zerdenken. Lust auf Frühstück? Demon muss dann auch langsam raus. Wir können also gerne deinen Plan in die Tat umsetzen.“
 

Er steht im Türrahmen und wartet auf eine Antwort von mir, während ich ihn nur entgeistert anstarre. Dann wird mir bewusst, dass ich nur ein Kleidungsstück trage und er somit meinen geschunden Körper sieht. Irgendein Schalter kippt bei dieser Erkenntnis um und ich wickel mich schon fast panisch in die Decke.
 

„Echt jetzt?“ Luzifer wirkt genervt, als er wider erwartend auf mich zukommt und neben mir auf dem Bett Platz nicht. Ruhig greift er nach der Decke und schiebt sie Stück für Stück runter. Dabei küsst er jeden einzelnen blauen Fleck auf meiner Haut. Jedes Mark, das mein Vater gewaltsam in meine Haut eingearbeitet hat. Es fühlt sich so an, als würde er kein einziges auslassen. Ich selbst kann nur hier sitzen und es geschehen lassen, denn auch wenn es hin und wieder ein wenig schmerzhaft ist. So erfüllt es mich mit einer Liebe, die mich nur hart schlucken lässt.
 

„Ich kenne sie. Jedes einzelne kenne ich. Ich habe sie gestern Nacht gezählt, als du geschlafen hast. Habe deinen Vater für jedes einzelne verflucht und mir geschworen, dass ich es niemals wieder zulassen werde, dass man dir so weh tun wird. Nie wieder.“ Er sagt dies zwischen den einzelnen Küssen und ich weiß nicht, was ich dazu sagen kann. Alles wirkt nur abgedroschen oder falsch.
 

„Ich bin bald frei.“ Mehr fällt mir nicht ein. Wie ein Ertrinkender klammere ich mich an diesen Satz. Daran, dass ich bald volljährig bin und dadurch endlich verschwinden kann. Aus dem Haus, das mich schon seit Jahren systematisch versucht zu zerstören.
 

„Bald ist nicht früh genug.“ Ich weiß nicht, was Luzifer damit meint, doch ich sehe ihn nur irritiert an. Unfähig irgendeine Frage zu stellen. Was soll ich auch sagen? Ich weiß nicht einmal, was ich denken soll.
 

„Ich schaff das schon.“ Auch wieder ein Satz, der mir Hoffnung und Kraft geben soll, doch schon lange zu einer Floskel geworden ist. Ich kann das Grinsen von Luzifer auf meiner Haut spüren. Kaum ist er fertig, kommt er wieder zu mir hoch. Ich sehe in seine Augen und er streicht mir über die Wange, bevor er mich erneut sanft küsst.
 

„Du bist nicht alleine.“ Ich bin diese Sanftheit von ihm nicht gewohnt und langsam beginnt sie mir Angst zu machen. Desto länger ich ihn ansehe und versuche zu verstehen, umso dichter scheint der Nebel um ihn herum zu werden. Warum kann ich ihn nicht durchschauen?
 

„Aber jetzt lass uns etwas essen gehen und an die frische Luft. Ich krieg langsam Hunger.“ Er lacht auf und zieht mich mit sich in die Höhe. Es scheint ihm egal zu sein, dass ich noch nicht angezogen bin, denn er schleift mich so wie ich bin mit sich mit. Ich kann sein leises Lachen hören und muss grinsen. Dieser Tag scheint schön zu werden und auch jetzt bereue ich es nicht. Meine Flucht nicht. Die Zärtlichkeiten, die wir austauschen. Auch die lieben Worte nicht, die wir uns ins Ohr flüstern. Nichts davon. Denn als ich neben Luzifer am Tisch Platz nehme und in seine grauen Augen sehe, weiß ich, dass es all das Leid wert sein wird. All die Pein, die mich Zuhause erwarten wird.
 

Sie wird es nicht schaffen. Er wird es nicht schaffen. Denn ich werde nicht mehr von Luzifers Seite weichen. Nie wieder...



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