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Zwei Seiten einer Medaille

von

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Es war ein komisches Gefühl, als ich neben Luzifer durch die Straßen ging. Demon lief brav an seiner Seite, wodurch die Leine locker durchhing. An sich wollte ich etwas sagen. Ein Gespräch beginnen, doch ich wusste nicht was. Alles wirkte zu banal und irgendwie hing der missglückte Akt immer noch zwischen uns. Vielleicht weil ich ihn nicht los ließ oder vielleicht auch weil es Luzifer mehr ärgerte als er zugeben würde.
 

Meine Kapuze hatte ich tief in mein Gesicht gezogen und an sich starrte ich nur auf den Weg vor meinen Füßen. Die Hände in den Jackentaschen versteckt damit sie ja nichts Dummes taten. Ich wusste auch nicht mehr, was ich mir von diesem gemeinsamen Spaziergang erhofft hatte. Vielleicht wäre es doch besser gewesen, wenn ich Zuhause geblieben wäre und wir somit ein wenig Abstand zueinander gewonnen hätten. Aber jetzt... Jetzt war es dafür definitiv zu spät.
 

„Castiel!“ Der Schrei ließ mich zusammen zucken und ich spürte, wie ich mich immer weiter verkrampfte, während Luzifer neben mir stoppte und sich ruhig umdrehte. Eine Kippe im Mund und Demon brav an seiner Seite. Ich selbst wusste nicht, was ich tun sollte. Am Liebsten wäre ich verschwunden.
 

„Nina. Was machst du hier? Lysander ist aktuell bei seinen Eltern Zuhause.“ Seine Stimme wirkte distanziert. Sie klang anders, als wenn er mit mir sprach und dieser Fakt schnürte mir kurz die Kehle zu. „Ich weiß also nicht, wann er mal wieder kommt.“ Es klang so als würde er eine Frage vorbeugen, die er nicht mehr hören konnte und ich vernahm im nächsten Moment ein erbostes Schnauben.
 

„Das weiß ich auch! Aber ich wollte mal sehen, wie es dir so geht. Du weißt ja, Lysander macht sich da immer Gedanken und will dass ich ein Auge auf dich habe.“ Die Stimme war niedlich, wie von einem jüngeren Mädchen, doch ich wagte es immer noch nicht mich umzudrehen. Ich wollte nicht, dass mich irgendwer erkannte und man auf falsche Gedanken kam.
 

„Blendend und jetzt... zieh Leine.“ Er ging im nächsten Moment an mir vorbei und ich setzte sofort zur Verfolgung an, doch das Mädchen namens Nina ließ nicht locker. „So warte doch! Wer ist das, den du da bei dir hast?!“
 

Plötzlich griff man nach meinem Ärmel und ich entriss ihn ihr panisch. Unsere Blicke begegneten sich. Sie hatte aschblondes Haar und ihre blauen Augen sahen mich entsetzt an. Wir wirkten wie zwei Rehe, die der Meinung waren, dass der andere ein versteckt Wolf sei, der es fressen wollte.
 

Im nächsten Moment wandte ich mich schon ab und zog meine Kapuze noch enger um mein Gesicht, dass man noch weniger von mir sah. Ich sprach kein Wort und hörte nur das dunkle Knurren von Luzifer, als ich schon mit schnelleren Schritten weiter ging. Es war mir egal, was das Mädchen von mir dachte. Ich wollte diesen Kontakt nicht. Niemand sollte wissen, dass ich hier bei Luzifer war.
 

„Castiel?! Wer ist das?! Weiß Debrah davon?!“ Diese Nina wollte keine Ruhe geben, doch auch Luzifer antwortete nicht darauf, sondern beschleunigte seine Schritte, um wieder neben mich zu kommen. „Castiel?!“ Ihre schrille Stimme hallte in meinen Ohren schmerzhaft nach und ich zog meine Schultern hoch, um ihr irgendwie zu entkommen. Dieses Mädchen gefiel mir nicht. Es schien viel zu wissen und sich auf eine Art in Luzifers Leben einzumischen, die mir nicht zusagte.
 

„Halt dich aus meinem Leben raus, Nina!“ Als er diesen Satz zu ihr zurück brüllte, griff er plötzlich nach meiner Hand in der Tasche und umschloss diese sanft. Ich verstand nicht, warum er das tat. Sie schien Kontakt zu Xenia zu haben und ihr jetzt so provokant zu zeigen, dass ich mehr war als eine simple Begleitung zum Spazierengehen empfand ich als äußerst riskant, wodurch ich versuchte mich aus seiner Berührung zu schälen. Es misslang mir, weil sein Griff mit jedem neuen Fluchtversuch stärker wurde.
 

„Was soll das?“, zischte ich in seine Richtung. „Willst du, dass sie es Xenia steckt?“ „Es ist mir egal. Sie soll endlich die Klappe halten. Macht sie doch eh nur um Pluspunkte bei Lysander zu sammeln. Nur zum Kotzen“, grummelte er und ich hörte mit meinen Fluchtversuchen auf. Es hatte eh keinen Sinn, weil er mich gerade nicht gehen lassen wollte und so gingen wir weiter. Hand in Hand. Ungeachtet der Blicke, die man uns zuwarf und mit Demon an unserer Seite. Auch fühlte es sich an, dass diese Mauer der Frustration mit jedem Schritt, den wir so gingen, ein Stück weiter verschwand. Wodurch ich es erst recht geschehen ließ, damit endlich dieses komische Gefühl verschwand und wir vielleicht wieder normal miteinander umgehen können.
 

Luzifer hängte den Schlüssel zurück ans Brett, während Demon schon freudig in die Wohnung rannte und ich ihm folgte. Immer noch ein wenig verwirrt über diesen Spaziergang und sprachlos. Früher war ich nicht so gewesen, aber mittlerweile traute ich mich kaum noch mein Wort zu erheben. Aus Angst, dass es schlimmer werden könnte.
 

„Du solltest aufhören darüber zu grübeln. Nina ist in Lysander verliebt und der wird es nicht gerne sehen, wenn sie mich an den Pranger stellt. Außerdem war doch nichts. Ich wollte nur verhindern, dass du verloren gehst.“ Luzifer schien erneut meine Gedanken zu lesen. Er sah mich nur kurz an, bevor er dann weiter in die Wohnung ging. „Und jetzt entspann dich. Wir haben noch ein bisschen Zeit zusammen. Lass uns das Beste daraus machen.“
 

Er sah mich an und ich spürte, wie diese Sicherheit, die er mir immer gab, langsam zurückkehrte. Ruhig folgte ich ihm daher weiter in die Wohnung und mit jedem Schritt, den ich ihm nachging, wurde die Mauer, die in letzter Zeit zwischen uns stand, immer kleiner.
 

Luzifer ging in sein Zimmer. Direkt hinter Demon her und dicht gefolgt von mir. Ich wusste nicht, was ich darüber denken sollte, als wir schon wieder auf dem großen Bett saßen. Das Kondom lag immer noch auf den Boden und als Luzifer meinen Blick bemerkte, schmiss er es mit einem tiefen Seufzer weg.
 

„Kannst du bitte aufhören daran zu denken?“ Unmut machte sich in seiner Stimme breit, als er sich mit zu viel Schwung neben mich auf das Bett fallen ließ. Er sah mich schon fast flehend aber auch leicht entnervt an. Plötzlich griff er nach meinen Hinterkopf und zog mich zu sich rüber. Erneut waren dort seine Lippen auf meinen. Ich spürte die Elektrizität und konnte ihn schmecken. Wieso tat er das immer wieder?
 

Er trennte sich von mir und grinste mich dann süffisant an. „Hoffentlich hörst du jetzt endlich auf zu grübeln und nein, es ist nicht kompliziert zwischen uns. Außer du machst es, weil du es zerdenkst.“ Ruhig legte er bei diesen Worten seine Stirn gegen meine. Diese simple Berührungen fühlte sich so rein und unschuldig an, dass ich nicht glauben konnte, dass sie von ihm kam. Von diesem ruppigen Menschen, der mit seinem Zynismus viel zu oft in Wunden stach, die man sonst so erfolgreich versteckte.
 

„Ich... es tut mir Leid.“ Mehr brachte ich nicht über die Lippen. Ich wusste nicht, was ich sonst tun oder sagen sollte. Schließlich war doch ich Schuld daran. Durch meine Worte zauberte sich ein Lächeln auf Luzifers Lippen.
 

„Schon vergessen? Es ist doch nichts passiert.“ Er nippte nur noch einmal kurz an meine Lippen, bevor er sich dann gänzlich von mir trennte, um noch einmal auf die Terrasse zu gehen und eine zu rauchen. Demon rannte sofort nach draußen kaum dass die Tür geöffnet wurde, während ich zurückblieb. Ich sah auf seinen Rücken und spürte noch das Nachbeben seiner Berührungen. Heiß und innig brannten sie sich auf meine Seele.
 

War es wirklich gut, dass ich hier blieb? Sollte ich nicht vielleicht doch lieber auf die Couch bestehen? Doch desto länger ich auf seine Kehrseite sah, umso klarer wurde es für mich: Egal was ich tat. Ich würde mich nie wieder von ihm lösen können. Doch ich wusste auch, dass ich es musste. Irgendwie. Irgendwann. Aber mir war auch klar, dass ich dies jetzt noch nicht konnte und so stand ich auf, um zu ihm zu gehen.
 

Ich lehnte mich an den Türrahmen und steckte meine Hände in die Hosentaschen, während ich Demon beim Tollen zusah. Katzen waren mir definitiv lieber, aber dieser große Hund hatte schon etwas Drolliges an sich, wie er sich über jede Kleinigkeit freute. So wie gerade eben über jeden neu geworfenen Ball von Luzifer.
 

„Ich werde morgen so früh wie möglich nach Hause fahren.“
 

„Das ist mir klar.“
 

„Und dann werde ich versuchen mit meinem Vater zu reden.“
 

Luzifer sah mich überrascht an, doch ich reagierte nicht darauf, sondern ließ meinen Blick weiter auf Demon liegen. Ja, ich hatte einen Entschluss gefasst: Endlich wollte ich meinem Vater Einhalt gebieten...



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