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Zwei Seiten einer Medaille

von

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„Ich bin nervös.“ Akikos Stimme flattert leicht unter der Aufregung, doch Nocturn schaltet sich sofort ein: „Das brauchst du nicht. Wir haben gut geübt. Es wird schon werden.“ „Genau. Wir können die Lieder doch eh schon fast im Schlaf.“ Keksmonster klingt mehr als zuversichtlich, obwohl ich mir bei ihm die größten Sorgen mache, doch ich schweige und dann schaltet sich auch schon Tayaka ein:
 

„Gabriel und ich haben eine gute Menge an Fans für das Konzert gewinnen können. Die Bude ist fast gefüllt, aber das ist hier auch nicht so das Problem. Wir haben die Songliste besprochen, doch gibt es besondere Kombinationen, die hier auftauchen, wodurch die Avatare dann bestimmte Moves aufführen, die man so nicht üben kann. Sie dienen zur Unterhaltung der Fans. Aber keine Angst. Es ist nicht schlimm, wenn man sie übersieht oder nicht perfekt hinbekommt. Dadurch dass es richtige Spieler sind, geht es eher um die Musik und reagieren auch gerne mal auf falsche Kunststücke positiv. Das Spiel ist dadurch ein wenig leichter, aber auch unkalkulierbarer geworden. Daher, spielt einfach die Musik richtig. Das ist das Wichtigste, denn die Fans reagieren auf nichts allergischer, als wenn die Musik falsch klingt.“
 

Er atmet tief durch, als schon der Countdown auf unseren Bildschirmen erscheint. „Dann lasst uns rausgehen und unser Bestes geben.“ Ich versuche uns aufzumuntern und schon treten wir auf die Bühne, um an unsere Instrumente zu gehen. Sofort öffnet sich das erste Lied und ich beginne zu spielen. Wir schweigen und sind gänzlich konzentriert. Ich versuche die Sonderkombinationen zu erwischen und meistens gelingt es mir auch. Jubel kommt aus den Boxen meines Headsets und ich spüre, wie mich das leicht beflügelt. Den Leuten gefällt unsere Musik. Sie mögen uns.
 

Ich vergesse bei unserem Spiel gänzlich die Zeit. Wir genießen es und baden im Jubel. Eine Zugabe nach der anderen erfolgt und ich sehe, wie unser Bandlevel immer weiter in die Höhe klettert. Wir können es schaffen. Ja, wir können es in diesem Spiel wirklich zu etwas bringen. Ein Herz nach dem anderen fliegt uns aus der Menge entgegen. Gefolgt von Sternen und anderen Abzeichen.
 

„Wir sind gut.“ Tayakas Stimme ist leise, als hat er Angst, dass er dadurch den Zauber zerstört und ich kann ihm nur mit einem „Mhm“ zustimmen. Die anderen Drei schweigen und konzentrieren sich gänzlich auf ihr Spiel.
 

Schließlich ist die Zeit für das Konzert gänzlich abgelaufen und unsere Avatare verlassen von alleine die Bühne und wir finden uns hinter ihr wieder, wodurch ich ein erleichtertes Aufatmen von Keksmonster und Akiko höre.
 

„Das war gut.“ Nocturn klingt stolz, aber auch ein wenig distanziert. So schön seine Stimme ist, desto mehr hat man das Gefühl, dass er einen nicht an sich lässt. Nicht näher, als unbedingt nötig und sich gerne ein wenig geheimnisvoll gibt.

„Wir haben den Laden gerockt!“, jubelt Keksmonster, „Geist High Five!“ Ich muss darüber schmunzeln, vor allem als ich auch noch das Klatschen höre. Scheinbar hat er sich gerade selbst ein High Five gegeben.
 

„Ja, wir waren echt nicht schlecht. Gute Arbeit zusammen. An sich können wir jetzt rausgehen und uns noch ein wenig mit den Fans unterhalten. Ich werde das tun, wenn ihr wollt, schließt euch an. Ansonsten könnt ihr gerne etwas anderes tun.“ Tayaka klingt stolz und verlässt dann auch schon mit seinem Avatar den Raum. Das ist auch etwas, was es früher nicht gab, wodurch ich mich ihm anschließe. „Ich komme mit.“
 

„Tut mir Leid, ich muss noch ein wenig lernen. Morgen schreiben wir einen Test“, verabschiedet sich Akiko ein wenig verlegen und auch Nocturn schließt sich ihr an: „Ich muss meinen Eltern noch auf ihren Hof helfen. Aber heute Abend bin ich dann wieder da, wenn ihr wollt.“
 

„Ist gut. Man sieht sich abends.“ Tayaka wirkt nicht böse und kurz warten wir ein wenig auf die Reaktion von Keksmonster, doch sein Avatar folgt uns in den Barraum, wo wir uns dann aber auch schon trennen. „Ich will mich auch ein wenig unterhalten. Jeder für sich, oder? Abends sehen wir uns dann wieder zum Proben, oder?“
 

„Ja, gerne.“ Tayaka lächelt kurz und dann kommen die Meldungen, dass die Drei den Chat verlassen haben. Es irritiert mich ein wenig, dass auch Keksmonster geht. Schließlich kann man sich ohne Probleme auch so noch ein wenig unterhalten. Auch sein Avatar taucht in der Masse der Fans unter, genauso wie sich Tayaka von meiner Seite verabschiedet und so stehe ich alleine hier.
 

Mein Blick sucht einen ganz bestimmten Avatar. Er muss hier sein. Bestimmt kam er. Also wo versteckt er sich. „Du suchst ihn, oder?“ Tayaka wirkt ruhig und ich fühle mich ertappt, wodurch ich kurz rot werde. „Vielleicht.“ Ich will meine Schwäche nicht so offensichtlich zugeben, doch scheinbar kennt er mich schon lange genug, um meine Gedanken teilweise lesen zu können.
 

„Er verlässt gerade die Bar.“ Mehr sagt Tayaka nicht und ich spüre, wie mein Herz kurz aussetzt und ich meinen Avatar aus dem Gebäude stürmen lasse. Er war hier! Er war wirklich hier!
 

Draußen auf der Straße erblicke ich ihn und klicke ihn für eine private Unterhaltung an: „Warte doch! Warum haust du ab? Hat es dir nicht gefallen?“ Ich lasse meinen Avatar Luzifers mit Doppelklick verfolgen und hoffe, dass er auf mich reagiert, doch es kommt keine Antwort.
 

„Was ist los? Waren wir so schlecht? Warum bist du dann bis zum Schluss geblieben?“ Ich will nicht locker lassen. Er muss mit mir reden, doch auch jetzt kommt wieder keine Reaktion. „Hör auf mich zu ignorieren!“
 

„Ich ignoriere dich nicht. Ich habe dir nur nichts zu sagen.“ Luzifers Worte wirken nüchtern und ich muss trocken schlucken, als sich schon die Stimme von Tayaka in meinem Kopf meldet. „Hast du ihn gefunden? Redet er mit dir?“
 

„Ja und ich weiß nicht. Angeblich hat er mir nichts zu sagen.“ Tayaka zieht scharf die Luft ein und ich muss trocken schlucken, bevor ich wieder an Luzifer schreibe: „Du wolltest mich treffen. Also, muss es definitiv etwas zum Reden geben.“
 

Sein Avatar bleibt stehen und dreht sich zu meinem um. „Komm in den Teamgeek Channel „Ride to Hell“ dann werden wir weitersehen.“ Mit diesen Worten loggt er sich erneut vor meiner Nase aus und ich seufze schwer, bevor ich mich an Tayaka wende: „Luzifer will mit mir im Teamgeek sprechen. Wir hören uns heute abend wieder?“
 

„Ist okay und ja. Ich werde da sein.“ Ich kann sein Lächeln erneut direkt hören, wodurch ich mich ummelde und schon von Luzifers dunkler Stimme begrüßt werde: „Hallo, Gabriel. Oder soll ich lieber Nathy sagen?“
 

Alleine bei dem Erklingen seines Spitznamen für mich läuft es mir heiß und kalt zugleich den Rücken herunter. Ich hole zittrig Luft: „Nenn mich, wie du es für angemessen hältst.“
 

„Okay, also feiges Arschloch.“ Ich höre deutlich, dass er mich damit nur provozieren will, doch ich atme tief durch, um Ruhe zu bewahren. „Wenn du meinst, dass dies passt, dann ja. Ich will nur mit dir reden. Über damals und wie es weitergeht.“
 

„Da gibt es nichts zu bereden. Bist du nur deswegen wieder ins Spiel gekommen? Um mir halbgare Entschuldigungen entgegen zu werfen? Darauf kann ich verzichten. Die Sache ist Vergangenheit.“ Ich höre, wie er sich immer mehr verschließt und kann seinen abwertenden Blick direkt auf mir fühlen.
 

„Du weißt, was damals passiert ist. Ich... ich hatte keine andere Wahl, Castiel!“ Es ist das erste Mal, dass ich ihn bei seinem richtigen Namen nenne und es verfehlt seine Wirkung nicht, wodurch er kurz sprachlos ist, doch dann wird er wieder kühl und jedes seiner Worte tut auf eine sonderbare Art und Weise weh.
 

„Man hat immer eine Wahl. Meinst du, das Ganze war für mich schön? Es zu wissen, aber nichts tun zu können, weil du mich nicht lässt! Du hast mich nicht an deiner Seite geduldet, sondern mich von dir gestoßen! In allen Bereichen! Derweil...“ Er bricht ab und ich schlucke trocken, als die Erinnerungen an diesen Moment zurückkommen. An diesen Abend, der unseren Kontakt mit einer harten Faust auf unbestimmte Zeit zerschlagen soll...



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