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futoumei ningen

invisible human
von

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So tun als ob

Es gibt Tage, an denen ich Sora ein Leid zufügen möchte, das er so schnell nicht mehr vergisst. Ein Leid körperlicher Natur im Austausch für das Leid seelischer Natur, welches er mir immer wieder beschert.

Er scheint zu Gedankenleserei zu neigen, denn aus irgendeinem Grund lässt er mich nur äußerst ungern unbeaufsichtigt an die Messerschublade gehen. Vielleicht ist er sich aber auch darüber im Klaren, dass er derjenige ist, der das Blutbad beseitigen muss, nachdem sein emotional instabiler Freund, Bandkollege und Mitbewohner sich das Leben ausgehaucht hat. Und viel schlimmer noch: Ich würde ihn nach meinem Ableben als Geist tyrannisieren. Er ist ein schlauer Junge, der Sora. Leider etwas zu schlau.

"Echt jetzt? Ayumi Hamasaki?"

Man kann partout kein Geheimnis vor ihm haben. Oder aber ich stelle mich noch immer nicht geschickt genug an, wenn es um das Verstecken von Dingen geht, wegen derer ich Gefahr laufe, gemobbt zu werden.

Fakt ist, dass er gerade in meinem Zimmer steht - uneingeladen freilich - und die neuste Single von besagter Ayumi mustert. Welche zufälligerweise mir gehört.

"Na und?", blaffe ich ihn an und entreiße ihm die CD, strecke ihm die Zunge raus. "Fick dich."

Aber das ist Sora vollkommen egal. Gegen meine Flüche und Beleidigungen ist er schon längst immun. Anders würde er es schließlich auch nicht mit mir unter einem Dach aushalten.

Jetzt guckt er mich an, nachdem ihm die CD samt dem hübschen Gesicht der Sängerin auf dem Cover dafür nicht mehr zur Verfügung steht.

"Du bist immer noch in sie verschossen?", haut er dann ungläubig raus. Wie er dabei glotzt. Als wäre ich der einzige Mensch auf Erden, der etwas für sie übrig hat. "Du bist schön blöd. Such dir doch endlich mal was Richtiges. Ist doch öde, immer nur auf so ein paar Bilder und Videos zu wichsen."

Beinahe hätte ich ihm 'ist es nicht!' entgegengeschmettert, aber ich benehme mich nun ganz bestimmt nicht wie ein Teenager. Auch wenn er das gern so hätte, da es in sein Weltbild von mir passt.

"Geht dich gar nichts an."

Anstelle mache ich dicht. Setze mich auf mein Bett, mit vor der Brust verschränkten Armen, den Blick aus dem Fenster gewandt. Nun benehme ich mich doch wie ein Teenager, aber im Grunde meines Herzens bin ich schließlich ein kleines, zickiges Mädchen. Oder auch ein kleiner, zickiger Junge. Nicht, dass ich großartige Schwierigkeiten mit meinem Geschlecht hätte. Mein Körper wäre auch mit ein paar Brüsten nicht schöner.

"Hey, aber ich bin dein Freund! Ich könnte dir zum Beispiel ein Date klarmachen..."

"Sora", brumme ich und sehe ihn aus schmalen Augen an. "Du nervst."

"Aber du bist ein Rockstar, Chiaki!" Er breitet verständnislos die Arme aus. "Du kannst jedes Mädchen haben, das dir gefällt."

Er lebt in einer anderen Realität als ich, hat es schon immer getan. Eindeutig.

"Zumindest, wenn du dich mal von einer etwas...zugänglicheren Seite zeigen würdest."

Ich fange an, in mich hineinzuglucksen. Zugänglich. Ich.

"Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, du bist vom anderen Ufer."

So, wie er das ausspricht, werden meine Wangen heiß und ich flippe aus, renne auf ihn zu und versuche ihn aus meinem Zimmer zu schieben. Natürlich meckert er deshalb rum und versucht mir weißzumachen, dass er es ja nur gut meint, aber gut gemeint ist noch lange nicht gut gemacht. Er hat mich bloßgestellt! Ich hasse ihn. Wie ein Teenager maßregelnde Erwachsene hasst.

Als ich endlich meine Ruhe habe, schaue ich nach, was meine Mucc-DVD macht. Vorsichtshalber verstecke ich sie unter meinem Futon, denn diese besitze ich eindeutig nicht nur aufgrund der faszinierenden Musik, die diese Band fabriziert. Aber wenn ich zwischen zwei Übeln wählen soll, dann entscheide ich mich doch lieber dafür, so zu tun als ob ich für Ayumi schwärmen würde. Alles andere würde die Angelegenheit nur noch weiter verkomplizieren.

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: Harulein
2018-06-27T14:02:50+00:00 27.06.2018 16:02
Hey ^^

Ich bin ja weiß Gott nicht die fleißigste Kommi-Schreiberin, aber bei dir juckt es mir verdächtig oft in den Fingern, was Rückmeldung aka Lob geben angeht. Zu so Pornzeug-Kapiteln detailliert was zu sagen fällt mir schwer, aber bei so was wie dem Kapitel hier muss ich dann jetzt doch mal wieder kommentieren:
Du weißt, dass du richtig, richtig toll schreibst, ne? Ganz ehrlich, das ist nicht nur schreibstil-technisch einwandfrei, es haut auch emotional/psychologisch gut hin, und das finde ich gerade bei so J-Rock-FFs oft ziemlich toll.
Ich hab mich auch still und leise bei deinen Werken zu Yoshiki, Andro und Rena umgeschaut, und obwohl der Stoff echt nicht das ist, was ich selber schreiben würde/könnte, so hat es mich doch beim Lesen ganz schön gefesselt, weil du solchen Content einfach richtig geil UND eben auch psychologisch logisch rüberbringst. Und halt so, dass auch so ein "Sex gehört in eine romantische Beziehung"-Mensch wie ich dann mit nem toylastigen Threesome zu wissenschaftlichen Zwecken auf einmal doch zumindest als Leser was anfangen kann. Das muss man erst mal können.
Und hier dasselbe, wenn auch weniger schmutzig (noch?). Chiaki wirkt interessant als Charakter, faszinierend. Fremdartig, anders, teils abschreckend, das ja, aber in einer Weise, wo man als Leser mehr sehen will. Zumindest ich mit meiner Schwäche für "dezent" durchgeknallte japanische Rockstars (man schaue sich an, wie ich auf Tzk und Meto abfahre ...) lese solche Charaktere gern.

liebe Grüße
Haru
Antwort von:  Anemia
28.06.2018 17:19
Hey!

Wow, ich hab mich in der letzten Zeit ganz schön rar gemacht (und bin immer noch rar, aber ich will das Schreiben auch nicht ganz vernachlässigen. Macht zu viel Spaß! ;)). Wie dem auch sei, es ist total schön, dass die Sammlung hier schon jetzt so gut bei dir ankommt. Auch wenn ich das Schreiben hiervon eher locker angehe, so liegen mir die kleinen Kapitelchen dennoch sehr am Herzen. Ich hab ja schon einiges mit Chiaki geschrieben, aber noch nie hat sein Innenleben so im Mittelpunkt gestanden. Ich freue mich riesig, dass du genau erkannt hast, dass mir die psychologischen Aspekte total wichtig sind. Insbesondere hier steht (momentan?) Chiakis Charakterisierung im Mittelpunkt, weniger die Handlung. Nein, ich vermute mal, dass die Story hier nicht so versaut wird. xD Wahrscheinlich wird es ein paar einzelne Adult-Kapitel geben, aber keine exzessiven Szenen. xD Wie gesagt, der Fokus liegt hier auf dem Kerlchen und seiner Gefühlswelt. Sexualität wird eine (doch relativ große) Rolle spielen, aber das heißt ja nicht, dass es pornografisch wird (auch wenn mein Benutzername was anderes sagt. xDDD).

Ja, ja, ja! Genau so soll Chiaki rüberkommen. Denn so erscheint mir auch das Original. xD Ich meine, ich greif das alles nicht aus der Luft. Ich orientiere mich an der Realität und baue darauf seinen Charakter auf (was ich generell sehr gerne und sehr oft mache, falls das möglich ist). Chiaki kommt sehr 'anders' rüber, er genießt keinen guten Ruf unter den Kollegen (so sagen Gerüchte, ja, an Gerüchten bediene ich mich auch xD) und ist doch sehr grob mit seinen Fans (gewesen?). Wie auch immer, ich empfinde große Sympathie für ihn, weil es mir da genau wie dir geht - die 'Durchgeknallten' faszinieren mich, und gewissermaßen finde ich mich auch selbst in ihm wieder. Dazu kommt, dass er einfach nur umwerfend schön ist...weil seine Schönheit auch Ecken und Kanten besitzt.
Aber genug geschwafelt. Ich bin keiner, der für Kommentare schreibt oder zwingend Kommentare braucht, aber gerade jetzt, nachdem ich lange nichts weiter geschrieben habe, beweisen mir deine Worte, dass ich es noch kann (xD) und dass noch Interesse an dem besteht, was ich so fabriziere. Danke für den Motivationsschub!

lg Serpa


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