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Sui interitum

von

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Selbstzerstörung

Ihr Name war Scarlett Jonson.
 

Das war das erste, dass ihm von dem weinendem Vater, dieser sich aber nun hinter eine Fassade aus Wut und Wissensdurst versteckte, erzählt worden war.
 

Dummer Menschwar es ihm durch den Kopf gegangen, als dieser darauf bestanden hatte, bei der Autopsie dabei zu sein, damit er die Leiche seiner liebsten Tochter nicht verstümmeln konnte, was hieß, es war seine persönlicher Wahrnehmungsfehler gewesen. Eine Lüge, die du dir selbst auftischst.
 

Der Undertaker gackerte sein typisches, kehliges, abgehacktes Lachen und legte neugierig den Kopf schief, um zu sehen, wie sein lebendiger Gast auf seinen persönlichen, kleinen Lieblingsraum reagierte – und natürlich, wie es zu erwarten war, war es die Angst, die er selbst unter seinen langen, ausgefransten Pony und seinen schlechten Shinshigamiaugen erkennen konnte.
 

Du hast Angst vor dem Tod, Mensch... und von der Aura, welche mein wundervolles Bestattungsinstitut umgibt, wie ein dunkler Schleier. Doch das Problem für dich ist, dass du so in deiner menschlichen Vorstellungskraft und Wünschen verankert bist, dass du das Ungewöhnliche nicht mehr akzeptierst. Weil du es nicht kennst. Deswegen stellst du es auch  einer Gefahr gleich, anstatt dich mit dir zu beschäftigen und diese Welt mit einem anderen Blickwinkel zu betrachten und dich zu fragen, ob vielleicht du derjenige sein könntest, der der Fehler ist, den du glaubst zu sehen.
 

Doch keine Angst, mein humaner und leichtsinniger Freund, dies ist eine, wie benenne ich es für mich selbst? Fehlkonstruktion , mit der deine komplette Spezies  geschmückt ist. Es gehört zu euch dazu, wie die Tatsache, dass ihr nach eurem Tode verfaulen und von den Kreaturen, die ihr als niedrig und unter Nahrungskette, in der ihr euch als höchste Spezies anseht, weil ihr euch wie schon seit Anfangszeiten zu etwas Wichtigerem und Wertvollerem formt. Denn sich selbst als etwas anzusehen, dass über allen anderen Wesen steht, ist, wenn man es genau betrachten mag,  eine Frechheit. Doch ich wage mich nicht, es auf alle Wesen mit Seele zu beziehen und mich darüber zu beschweren, schließlich seid ihr die Einzigen, die es tatsächlich schaffen, länger als üblich auf diesem wundervoll gefährlichem Planeten verweilen zu dürfen und die wirkliche Wahrheit , nach der ihr euch so unglaublich sehnt, zu erkennen und zu akzeptieren.
 

„Und was werdet Ihr nun machen, Undertaker?“
 

Der Bestatter grinste vergnügt vor sich hin und tippte mit seinen langen, krallenähnlichen Nägeln auf seiner rechten Wange herum und konnte sich diesen einen, quirligen Laut, den seine Kehle verließ, nicht verkneifen. Das hieß, selbst wenn er es versucht hätte, es zu unterdrücken,  -er sah sich die Verachtung seiner selbst nicht für würdig. Außerdem war es viel lustiger, den Gesichtsausdruck und die damit verbundene Reaktion des humanen Wesens zu beobachten. Ja, er empfand es als amüsant, diese reinen Gewohnheitstiere aus ihren Schneckenhäuser zu locken, diese bei dieser Art von Spezies die Form von vorgespielten und unterdrückten Emotionen aufzufinden war.
 

„Was glaubt Ihr wohl, Eaaarl...“, säuselte er vergnügt und blickte zu der Leiche hinab, die bis dato weder von ihm verschönert, nein, gar berührt wurde. Doch das hieß noch lange nicht, dass sie ihnen nicht die Schönheit des Todes präsentieren konnte und würde.
 

Verwesen wirst du mein Kind! Und von Käfern und Maden gefressen, bis sich dein Skelett, eines deiner wunderschönsten Tiefen wieder zu dem formt, aus dem du geschaffen wurdest: Erde, meine Liebe. Nichts weiter, als die wundervolle Erde, vor dem sich eine Lady, wie du es bist, sich ekelt, da sie dich ja beschmutzen würde. Ach, ihr Wesen, ihr Menschen. Es ist doch traurig und amüsant zugleich, mit welch einer Ironie ihr durchs Leben und schon bald auch durch den Tod geht, nicht wahr?
 

Der Mann, dieser sich wohl schon als alt und weiser als die meisten seiner Art ansah, sah ihn aus trüben, traurigen Augen an, in der Hoffnung, der tote Leib, der vor seinen eigenen Augen lag, ausgestreckt und verstümmelt, würde durch einen Fingerschnipps wieder schön und unberührt werden.Falsch gedacht, Earl!
 

Der Undertaker kicherte, so laut und hell, dass es dieser Sterbliche vor seinen Augen wohl aus unsittlich ansehen würde und drehte sich dabei vergnügt im Kreis. Tanzte in seinen eigenen vier Wänden herum, diese nach Defektionsmittel, dem metalligen  Geruch von Blut und dem Mädchen, dass so aussah, als würde ihre gequälte, versteckte Seele nun endlich zum Vorschein kommen wollen, um sich nach all den Jahren der Gefangenschaft und Verleugnung zu präsentieren, roch.
 


 

„Die Leiche, die Ihr mir persönlich brachtet, versteckt in der Schleier der Nacht, ist nun in einem Zustand, der sich in meiner Umgangssprache selbst als Leichenstarre bezeichnet....“, wieder ein vergnügtes Kichern. „So steif wie ein Brett ist dieses Kind, doch seid ohne Sorge... dies wird kein Dauerzustand sein.“ Sein Grinsen wurde dunkel und geheimnisvoll. „Doch um Eure eigentliche Frage zu beantworten, stelle ich Ihnen eine Gegenfrage: Was würdet Ihr an meiner Stelle tun?“
 

Nun wurde es ganz still, in seinem kleinen, bequemen und künstlich erhellten Kämmerchen, doch... der Earl konnte sein Würgen und sein Schluchzen nicht unterdrücken.
 

Ach, du armer Mensch. Fürchtest dich vor dem Tod und von der Vorstellung, dass auch du eines Tages das Zeitliche segnen wirst, in einer ebenfalls bewegungslosen Position und Augen, die eine Welt erblicken werden, die du noch nicht zu greifen und sehen vermagst. Es ist doch so typisch für euch. Alles was ihr nicht kontrollieren, oder wissen könnt, wird automatisch als Gefahr und etwas Böses aufgestuft. Denn es als großes Geheimnis anzusehen, dass jeder für sich selbst lüften wird, wenn es an seiner Zeit ist, wollt ihr weder hören noch akzeptieren, nicht wahr?
 

Doch zugegeben, denn er war ja nicht frei von jeglichem Empathievermögen, sah das tote Dingelchen nicht gerade ansprechend und erregend aus. Wahrscheinlich wäre er selbst verschrocken gewesen, wenn es nicht seine Berufung, sein Leben, nein, gar sein ganzes Dasein wäre. Und das Mädchen... das arme, arme, Mädchen, dessen Glieder verrenkt waren, von Kopf bis Fuß und den Glassplittern, die sich in ihr Körper bohrten, so tief, dass man ihre Innereien erkennen konnte,

obwohl ihr Lebenssaft ihren eigenen Leib und das zerrissene Kleid, dass sie noch immer bei sich trug, vollsaugte und bekleckerte, wie die Pollen im Frühling.
 

Doch ich weiß, du kannst nichts mehr spüren, mein Kind. Zumindest was diesen Körper betrifft. Du bist frei von Schmerz und den Eskapaden, die dir deine humane Spezies und du dir selbst aufgebürdet hast. Du bist nun frei wie ein Vogel und der einzige, bittere Beigeschmack den du hinterlässt, kleines Mädchen, sind die Zurückgebliebenen.
 

„Sie von den Splittern, in ihrem einst so wunderschönen, femininen Körper.“
 

Als ob ich es nicht geahnt hätte, Mensch. Ihr sprecht immer von dem was wäre wenn und den Vergangenen Zeiten und der Zukunft, die nur als akzeptabel anerkannt wird, wenn sie sich nach euren Wünschen formt.
 

Als hättet ihr die Macht, euer Leben selbst zu bestimmen, dafür seid ihr viel zu blind.

Als sei ein lebloser Köper weniger anmutig... er ist nur in einem vorübergehenden Zustand, dieser sich nicht mit einem lebenden Objekt vergleichen kann.
 

„Und danach, Eaarl ?“, zog er ihn wieder mit der langgezogenen Variation dieser Bezeichnung auf, die er am meisten verachtete: Adlige. Welch eine bizarre und falsche Bezeichnung für jemanden, der sich auf die Kosten seiner eigenen Brüder und Schwestern ernährt und amüsiert, und sich wirklich als etwas Besseres und Schöneres erachtet, obwohl er ohne die Hilfe eines Fremden nie selbst leben könnte. Von der Hilfe dieser armen Wesen, die sie verspotten und unterdrücken.
 

„Was soll das heißen „und danach?“ Ihr seit der Bestatter, nicht ich! Es ist Ihre Berufung und nicht der Meine!“
 

Oh, da habt ihr ausnahmsweise Recht, Earl. Die Zusammenarbeit mit dem Tod ist meine Berufung. Nicht die eines Menschen. Zumindest nicht diesen Menschen, der sich wie ein unerlaubtes, aber dennoch neugieriges Insekt in meinen vier Wänden aufhält.
 

„Und wenn es meine Berufung ist, wie Ihr so schön betont, warum seid Ihr dann hier? Bereit sich in meine Arbeit einzumischen?“ , neugierig über seine Antwort, legte er den Kopf schief und lächelte schief, doch wie erwartet erhielt er keine Antwort. Nur einen verlegenen Blick auf den Boden. Schade, die Antwort hätte mich durchaus interessiert, Mensch.
 

„Wie Ihr Euch selbstverständlich schon gedacht habt, ist mein eigen Fleisch und Blut eines nicht natürlichen Todes gestorben. Das würde wahrscheinlich schon ein Blinder mit Krückstock erkennen.“
 

„Diese Annahme wage ich mich nun nicht zu belegen. Weder den Mord, den Sie sich zu aussprechen zieren, noch den Vergleich eines Menschen der nicht sehen kann.“

Der Undertaker kicherte vergnügt und legte, wie so oft, den Kopf schief.
 

Oh, ihr humanen Wesen. Es ist so überaus amüsant wie ihr euch selbst widersprecht: ihr stellt Regeln auf, nach denen es zu leben gilt – und ja, eure Spezies braucht dies, jedoch nicht von euresgleichen, sondern von Wesen die es schon seit Gezeiten aufgegeben haben, euch den richtigen Weg vor Augen zu führen.
 

Ihr wollt eurer Selbstbild nicht verspeisen, weil ihr euch achtet, aber zur selben Zeit schlachtet ihr euch ab und wollt euch gegenseitig unterwerfen und bekämpfen. Ihr wünscht euch schon seit Anbeginn der Zeit eine freie Meinung und eine freie Entfaltung eurer selbst – lasst es aber gleichzeitig zu, dass die Entscheidung dieser Regeln und Forderungen an den Personen liegt, die euch oftmals das Dasein auf der Erde verderben und erschweren. Und als Krönung lasst ihr euch von der Masse mitziehen und umformen, anstatt so zu sein wie ihr wollt – oder eurer gegenseitiges anders sein zu akzeptieren.
 

„Es war ihr Ehegatte, der Ihr das Leben nahm – und es geschah aus Eifersucht. Denn sie hatte gesündigt und sich von einem anderen Mann umgarnen lassen. Eliot, so heißt mein Herr Schwiegersohn, hat dies nicht verkraftet und sie vor den Augen aller Adligen, ja selbst der Königin, vom Balkon gestürzt. Die Fenster waren des Balles wegen nicht geöffnet wurden.“
 

„Ein sehr eindeutiger Mord“, kicherte er und ignorierte das Wort Königin, diese er niemals als solche bezeichnen würde. Denn dies hatte diese Abschlachterin ihrer Sklaven nicht im geringsten verdient.
 

Ihr seid so leichtsinnig, mit euren Wünschen und euren Vorhaben die Welt zu verändern und wie ihr es nennt zu verbessern , denn ihr lasst es zu, dass ein großer Anteil eurer eigenen Spezies Macht über euch ausübt. Und obwohl ihr dies verabscheut, ihr armen, humanen Wesen, tut ihr stehst das selbe.
 

Denn ihr wertet nach Geschlecht, und geht mit der Frau, deren die Schmerzen der Geburt aushält um, als wäre sie Müll, obwohl diese ungeordnete Person, wie ihr sie selbst nennt und beschreibt, euch eurer Leben geschenkt hat.

Ihr tötet euch gegenseitig, wenn ihr nicht der selben Meinung seid, wie ein anderer Teil eurer Spezies. Ihr sperrt euch selbst alle ein, indem ihr irgendwelche neuen Gesellschaften formt. Und ihr habt Angst vor dem Neuem, dem Fremden, dem Ungewissem. Und genau deswegen, ihr  armen, armen Menschen, ist der Abschaum, der sich Teufel und Hölle nennt so gesehen nicht nötig.
 

Da ihr die Erde zu eurem Himmel machen wollt, formt ihr jeden Tag eure persönliche Hölle von Neuem.



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