Zum Inhalt der Seite

Slave of you

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Anmerkung:
Enthält sarkastischen Humor mit einem Hauch von Ironie.
Bitte nehme manches nicht ganz so ernst. Jeder Charakter in dieser Geschichte ist mir ans Herz gewachsen und ich möchte niemanden von ihnen entwerten!

Da es genügend traurige Momente im Leben gibt, wollte ich etwas schreiben, was dich an manchen Stellen vielleicht ein wenig zum Schmunzeln bringt. :)
(Doch ist nicht jede Szene humorvoll.)

Hoffentlich hast du mindestens genauso viel Spaß beim Lesen, wie ich ihn beim Schreiben hatte. ^-^ Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Es kommt immer anders, als man denkt

Penguins Sicht

 

"Du musst es tun, Peng!"

 

Der quengelige Quälgeist namens Shachi, welcher aufgeregt auf der Stelle wippend vor mir stand und mit seinen Armen wild in der Luft herumfuchtelte, übertönte mit seinem dauerhaften Gejammer selbst die lauteste Heul-Sirene.

Seinen nervtötend-erwartungsvollen Blick bohrte er in den `gut gelaunten´ meinigen und versuchte mich nun schon seit drei geschlagenen Stunden dazu zu überreden.

 

"Du darfst dir die Chance nicht entgehen lassen! Sie ist einmalig! So eine bekommst du nicht-"

 

 

Mit einem Bon-Bon, welches ich zufälligerweise in meiner Hosentasche gefunden hatte und ich ihm im selben Augenblick grob in seinen Mund schob, brachte ich ihn schließlich zum Schweigen.

 

"Ist ja gut!", gab ich mich letzten Endes geschlagen und seufzte tief, während ich mir den Schirm meiner Kappe über die Augen zog, meinen Kopf dabei von dem siegessicheren Grinsen meines orangehaarigen Gegenübers abwendend, "Ich rufe später dort an und frage nach, ob der Job überhaupt noch frei ist, ok?"

 

Das eifrige Nicken meines zufriedengestellten, schmatzenden Mitbewohners, führte mir die Tatsache vor Augen, welche er mir mit seinem blendend-strahlenden Lächeln regelrecht in mein Gesicht drückte:

 

..Ich habe mich mal wieder von ihm überreden lassen und werde es zweifellos bereuen...

 

 

Seit einer Woche ist unsere Klinik, das `Heart-Hospital´, wegen Umbauarbeiten vorübergehend, genauer gesagt über den Sommer, geschlossen, weshalb wir uns unbezahlten Urlaub nehmen mussten und uns momentan genügend Freizeit zur Verfügung stand, mit der wir nicht viel anzufangen wussten.

 

Nachdem Shachi so ziemlich alle Videospiele durchgespielt hatte, welche er auf dem Markt ergattern konnte, entschied er sich dazu, einen gemeinnützigen Nebenjob in einem Tierheim anzunehmen, um sich dort die Zeit zu vertreiben.

 

..Und da sich die Miete unserer WG nicht von selbst bezahlte, blieb es wohl wie immer an mir hängen, etwas Geld zu verdienen, damit das Dach über unseren Köpfen gesichert wurde.

 

 

Heute Morgen hatte mein bester Freund dann durch Zufall die kleine Anzeige in der Zeitung entdeckt, welche unseriöser nicht hätte sein können und regelrecht nach einem Betrug schrie.

 

`1.000 Doller die Stunde.´, stand dort in gefühlter Schriftgröße einer Ameise geschrieben, `Suche einen jungen, gesunden Mann für meinen speziellen Sohn.´

 

..Mal ehrlich.. diese Anzeige ist entweder ein schlechter Witz oder ein alter, einsamer Knacker, der im Internet keine Freunde finden konnte, ist nun auf die gute, alte Zeitung umgestiegen...

 

 

"Jetzt ruf' schon an!", folgte mir mein ungeduldiger und naiver Sandkasten-Freund, welcher wie eine hungrige Katze springend um mich herum kreiste, durch unsere halbe Wohnung.. Solange, bis ich ihm meine Zimmertür direkt vor seiner Nase zuschlug.

 

`Boff´

 

..Warum wohne ich noch gleich mit dieser Nervensäge zusammen..?..

 

..Stimmt.. die Miete ist günstiger.., zierte bei dem Gedanken ein gemeines Grinsen meine Lippen, während ich das wilde Klopfen an meiner Tür und meinen dauerhaft gerufenen Namen bewusst ignorierte. Stattdessen schlenderte ich gelassen auf mein Bett zu, um mich anschließend auf dieses zu legen.

 

 

Meinen Arm hinter meinem Kopf verschränkend, schauten meine Augen in Richtung der Zimmerdecke, meine Überlegungen kreisten um das Angebot, welches schlicht zu schön klang, um wahr zu sein.

 

..Es muss sich um Betrug handeln..

 

..Diese Anzeige ist niemals echt..

 

...

 

..Oder..?

 

 

..Verflucht!.. , griffen meine Finger beinahe wie von selbst nach meinem Handy, welches auf meinem Nachttisch lag, dabei knurrte ich leise auf und biss mir in meine Unterlippe, meinen wütend-unsicheren Blick auf den Display des Gerätes richtend, ..Wieso muss ich nur so verdammt neugierig sein?!..

 

Als ich dann ernüchternd feststellte, dass mein bester Freund, wie so oft, seine Finger nicht bei sich behalten konnte und freundlicherweise so unglaublich nett war, die Nummer in meiner Abwesenheit in mein Telefon einzuspeichern, glich meine Mimik der einer ausdruckslosen Götzenstatue.

 

..Wirklich, Shachi..? ..Reicht es dir nicht, mit deinen klebrigen Pfoten unser halbes Wohnzimmer zu versauen? ..Muss mein Handy dir auch noch zum Opfer fallen..?!

 

..Dabei weiß er doch ganz genau, wie sehr ich es hasse, wenn jemand an meine Sachen geht!..

 

 

Ich war verdammt sauer auf ihn. Mehr als nur innerlich am Brodeln und musste mich stark zurückhalten, meine Zimmertür, vor welcher mein vor Neugier beinahe platzender noch Mitbewohner weiterhin lauerte, nicht mit einem meiner geübten Karate-Tritte einzutreten, damit dieser unter ihr begraben wurde.

 

Das Gerät in meiner sich anspannenden Hand drückend, atmete ich einige Male tief ein und aus, schloss dabei meine Augen und versuchte mich wieder zu beruhigen, indem ich mir in Gedanken gut zuredete.

 

..Shachi ist gar nicht da..

 

 

"Peeeeeeng!"

 

..Ich bin vollkommen allein hier..

 

 

"Hast du schon angerufen?!?"

 

..Wie schön es ist, der letzte Mensch auf Erden zu sein...

 

 

"Rufst du etwa gerade da an?? ..Ich will mithören, Peng, lass' mich rein!!"

 

..Und da verschwindet meine stille Hoffnung auf einen ruhigen Moment, auf direktem Wege ins Nirwana...

 

 

"SHACHI, VERDAMMT!", drehte ich meinen Kopf ruckartig zur geschlossenen Tür, meine aufgebrachte Stimme sich, der Lautstärke wegen, überschlagend, "Wenn du nicht in drei Sekunden von meiner Zimmertür verschwunden bist, jage ich dich persönlich bis zur nächsten Heilanstalt und gebe dich dort ab!"

 

Nach dem Gebrüll, welches selbst unsere Nachbarn drei Stockwerke unter uns gehört haben mussten, herrschte Stille. Mein perplexer bester Freund war sprachlos geworden, wofür meine Nerven ihm zu aufrichtigem Dank verpflichtet waren..

 

..Jedoch sollten sie im nächsten Moment erneut auf die Probe gestellt werden, als urplötzlich die mir fremde Stimme aus meinem Handy ertönte.

 

 

"Haha, perfekt~!", meldete sich plötzlich der Gesprächspartner, welchen ich in meiner Rage unbewusst angerufen haben musste und brachte mich mit seiner lallend-singenden Stimme dazu, verwundert-blinzelnd auf den Bildschirm zu schauen, auf dem die Nummer der fragwürdigen Anzeige stand, "..Ein lebhafter Bursche mit ordentlich Feuer unter seinem Hintern! So jemanden haben wir gesucht."

 

..Damit wurde schlussendlich mein Schicksal besiegelt.

 

"Du hast den Job."

 

 

..Letzlich bin ich wohl in die große Schicksals-Kammer des Schreckens geworfen worden und zeitgleich ist hinter mir dessen Tür zugefallen..

 

..Danke dafür, Karma!!...

 

 

 

--

 

 

 

..Warum muss meine Neugierde auch stets größer sein, als meine Vernunft..?.., fragte ich mich selbst, während ich nochmals auf den Zettel mit der notierten Adresse in meiner Hand schaute, zu der ich beordert wurde, ..Wieso habe ich den Anruf nicht einfach weggedrückt und bin Zuhause geblieben..?

 

 

Ich traute meinen Augen nicht, als ich nun zum dutzenden Mal meinen Blick zwischen der Notiz und dem Anblick vor mir hin und her schweifen ließ.. musste mir jedoch eingestehen, dass ich hier wohl in einer anderen Welt gelandet war.

 

Der schneeweiße, steinerne Torbogen und das vergoldete Gitter, vor welchem ich zurzeit stand, verschlugen mir die Sprache. Einen Blick hinter die Vergitterung ließ mich erahnen, dass dies sicher erst der Anfang von Alice's Wunderland war und ich bei weitem nicht alles gesehen hatte.

 

Eine doppelte Einfahrt war dort hinter zu sehen, sowie eine rund-förmige Hecke mit blühenden, blauen Rosen, welche ihren Platz mittig, zwischen den gepflasterten Pfaden fand. Das überragende, porzellanweiße Gebäude, welches auf dem riesigen Grundstück stand, zierten zudem zwei Türme, die jeweils links und rechts an den Seiten des Bauwerks herauf ragten.. und mich dazu brachten, schwer zu schlucken.

 

..Wo bin ich hier nur gelandet..?..

 

..Das ist ein verdammtes Herrenhaus!..

 

 

..Und ich steh' hier in meinen billigen Penner-Lumpen...

 

..Glückwunsch, Penguin, du machst dich gleich wieder zum Affen und hinterlässt den `besten´ ersten Eindruck...

 

 

Tief seufzend steckte ich den Zettel in die Hosentasche meiner dunklen Hose, um die ich mein weißes Langarmshirt gebunden hatte, und zog einige Male locker an dem Stoff meines dunkelfarbigen Muskel-Shirts. Die pralle Mittagssonne knallte direkt auf meine marineblaue Kappe und brutzelte mich, sowie meine Laune ohne Rücksicht auf Verluste.

 

..Am besten gehe ich wieder nach Hause und komme nie-

 

 

"Ist da jemand?", erklang die kratzige Sprechanlage neben mir, weswegen ich meinen Kopf in dessen Richtung drehte und sich meine Augen weiteten, als ich die kleine Linse der Kamera sah, durch die ich höchstwahrscheinlich zu sehen war.

 

..So ein Mist!.. Ich bin entdeckt worden...

 

In meinem Kopf sammelte ich hektisch die verschiedensten Entschuldigungen, welche ich als Ausrede nehmen konnte.. Die Nächstbeste schoss daraufhin einfach aus meinem Mund heraus.

 

"Nein, ich bin nicht hier und wollte sowieso gerade meinen Hund-..", bewegten sich meine nuschelnden Lippen ohne nachzudenken und stoppten dann abrupt, als sich das vergoldete Tor vor mir mit einem ratternden Quietschen langsam öffnete.

 

`Quiiiiiiietsch´

 

 

Mit offenem Mund und skeptisch zusammengezogenen Augenbrauen schaute ich auf den Weg, welcher nun frei war und nur darauf zu warten schien, von mir beschritten zu werden.

 

"Komm' doch erst einmal 'rein, Junge."

 

..Aber.. ich will doch gar nicht..

 

..Warum müssen meine Beine nur gegen meinen Willen arbeiten..?..

 

 

Spätestens, nachdem ich die ersten Schritte in Richtung des großen Herrenhauses tat und sich die beiden Tür-Flügel des Tores wieder mit einem lauten Krachen schlossen, wusste ich, dass es kein Zurück mehr gab.

 

..Ach, was soll's.. Jetzt ist es sowieso nicht mehr zu ändern..

 

 

..Was mich dort wohl erwarten wird..?

 

..Will ich das überhaupt wissen?..

 

 

Meter für Meter näherte ich mich der großen Eingangstür, vor der ein junger Bediensteter, augenscheinlich ein Butler oder so etwas in der Art, stand. Er hatte blaue Haare, eine Rasta-Frisur und sein Hautton sah ungesund blass-gräulich aus.

 

"Moin, willst'e hier 'rein..?", grüßte mich der seltsame Kerl mit einer lockeren Handbewegung, seine `Butler-Aufmachung´ glich, bis auf die kleine schwarze Fliege, die er um seinen Hals trug, eher einem Zirkus-Clown-Outfit und während dem Sprechen schob er sich ein belegtes Sandwich in den Mund, weshalb ich seine undeutlich-geschmatzten Worte nur schwer verstehen konnte, "..Das Essen hast'e verpasst. *Nuschel* ..Ha-ha, Pech gehabt, jetzt musst'e wohl verhungern.. *Nuschel* ..und ich verscharr' dich nich' im Garten, das kann Wire mach'n."

 

..Nochmal: Wo zum Teufel bin ich hier gelandet?!..

 

..Ist das Tor wirklich zu..? ..Vielleicht sollte ich versuchen, über das Gitter zu klettern und schnellstmöglich hier abhauen..

 

 

Da ich nicht ewig von diesem komischen Clown angestarrt werden wollte und die übertrieben-lauten Schmatz-Geräusche, welche er von sich gab, nicht mehr ertragen konnte, entschied ich mich dazu, ihm zu antworten.

 

"Ich habe vorhin angerufen, wegen des Job-Angebots, und soll mich bei dem Hausherren vorstellen.", entgegnete ich ihm mit selbstsicherer Stimme, ignorierte ihn daraufhin und stieg dann die ersten Stufen des schmalen Treppen-Absatzes herauf, direkt auf die große Eingangstür zu.. wurde jedoch auf halbem Wege aufgehalten, da der Zombie-Typ mir seinen Arm grob um meine Schultern legte.

 

"Killers neues Opfer, was?", lachte er rau auf und zerrte mich dann von sich aus zur Tür, welche er daraufhin kraftvoll aufstieß, "..Endlich hat er wieder was zu tun."

 

..Was zum..? ...Muss ich das verstehen..?..

 

..Wohl eher nicht..

 

 

Als der Rasta-Butler mich durch die überragend-große Eingangshalle zog, welche vier weiß-vergoldete Marmorsäulen zierte, sah ich den nächsten Irren, der ebenfalls hier zu wohnen schien, und in diesem Moment mit einem schwarzen Staubwedel über einige der dort aufgestellten Statuen wischte.

 

"Hach, so viel Schmutz!", jammerte der großgewachsene Kerl mit den hochhackigen Stiefeln, hielt sich dabei eine seiner Hände an seine Stirn und seufzte dann tief aus, "Meine armen Nerven."

 

Daraufhin richteten sich die haselnussbraunen Augen der männlichen Staub-Fee in einer langsamen Bewegung auf den Zombie und mich, der Blick war unheimlich wütend und zutiefst entsetzt zugleich.

 

"Wie könnt ihr es wagen, mit euren verunreinigten Schuhen hier-!?", begann der Fledermaus-Umhang-Träger sich zu erzürnen, woraufhin sein blauhaariger Genosse laut schluckte und mit mir zusammen das Weite suchte, mich dabei an meiner Schulter mit sich ziehend.

 

..?..

 

..So langsam habe ich das Gefühl in einem echten Irrenhaus gelandet zu sein..

 

 

"Ich bring' dich besser zu uns'rem Arbeitgeber.", erklärte sich der Rasta-Träger verlegen hustend und schien mich dann endlich zu dem Zimmer des Hausherren zu führen, wo ich die ganze Zeit über schon hin wollte..

 

..oder auch nicht..

 

 

..Wenn die Bediensteten hier schon gewaltig einen an der Klatsche haben, will ich gar nicht wissen, wie groß der Schaden des Besitzers und vorallem dessen erwähntem `speziellen Sohn´ ist...

 

 

 

--

 

 

 

Auf einem großen, ledernen Sofa saß ich ihm gegenüber.

Die durchdringenden Augen des Villenbesitzers musterten interessiert meine Erscheinung, während sich der seltsame Butler durch die Wohnzimmer-Tür eilig von uns verabschiedete.

 

Mein Gegenüber war ein Mann um die Ende dreißig. In seiner Hand hielt er eine Flasche mit teurem Rum, welche er an seinen Mund ansetzte, einige Schlucke davon trank und sie anschließend laut auf dem gläsernen Wohnzimmertisch vor sich abstellte.

 

"Ich grüße dich, mein Freund!", klang seine Stimme vom Alkohol angeheitert und leicht lallend, während er mir dieselbige Hand zum Gruß hinhielt, in welcher er eben noch die Flasche gehalten hatte.. anders ging es auch nicht, da er nur einen Arm besaß, "..Mein Name ist Shanks."

 

 

"Penguin.", nahm ich die höfliche Geste an und schüttelte dem rothaarigen Mann die Hand, bevor ich mich wieder seufzend auf das Sofa fallen ließ, "..Hören Sie, ich will überhaupt nicht-"

 

"Bitte, geh' nicht!", erhob Shanks sich plötzlich ruckartig von seinem Sessel und fuhr sich mit seiner Hand verzweifelt durch seine Haare, während er mich beinahe flehend anschaute, "..Du musst uns helfen!"

 

..Ok, die ganze Sache wird immer rätselhafter.. Ich verstehe langsam gar nichts mehr..

 

..Sind hier denn alle verrückt geworden?..

 

 

Der auffordernd-bittende Blick des Hausherren ließ nicht von dem verwirrt-irritierten meinen ab..

 

..Jedoch verfinsterte sich im nächsten Moment seine Mimik, während er auf den Tisch vor mir sprang und daraufhin blitzschnell sein Schwert zog, welches er an seiner Hüfte trug, um dieses dann auf mich zu richten.

 

"Du wirst der persönliche Diener meines Sohnes werden.", klang seine Stimme dunkel und bestimmend, weswegen sich meine Augen weiteten, die nun auf die Spitze der Waffe starrten, welche sich einige knappe Millimeter vor meiner Nase befand, "..So habe ich mich entschieden."

 

..W-Was passiert hier?!..

 

 

Lediglich trocken schlucken und dabei zögerlich nicken konnte ich, zeitgleich verfluchte ich innerlich mich selbst und diesen gottverdammten Tag, an dem ich niemals hätte einen Fuß aus meinem Bett setzen sollen.

 

Diese Antwort gefiel dem Hauseigentümer sichtlich. Seine Mimik erhellte sich mit einem Mal wieder und seine Stimme nahm erneut einen freundlich-warmen Klang an.

 

"Danke.", entgegnete er mir erleichtert ausatmend, ließ sein Schwert zurück in die Halterung gleiten und nahm dann wieder auf seinem Sessel platz, woraufhin er erneut nach der Rum-Flasche griff, "..Der Junge hält sich zur Zeit im Ost-Flügel auf. Gehst du bitte zu ihm..?"

 

..Nein...

 

 

"Ja.", bewegten sich meine mich hintergehenden Lippen von selbst, während ich mich erhob und den Schirm meiner Kappe mit einer lockeren Handbewegung nach unten zog, "..Ich werde zu ihm gehen und nach ihm sehen."

 

..`Ich veschwinde von dieser Irrenanstalt, so schnell mich meine Beine tragen können, und verlasse niemals wieder meine Wohnung.´...

 

 

Über meine Schulter winkend, ging ich langsam auf die Wohnzimmertür zu, griff nach der Klinke von dieser und drückte sie gemächlich herunter, um anschließend ebenso schleichend auf den breiten Flur zu schreiten..

 

..Keine Sekunde später beschleunigte ich meine Schritte um ein Vielfaches und rannte daraufhin fluchtartig den Gang entlang.

 

..Nichts wie weg!.. Keine Sekunde länger bleibe ich hier!..

 

..Ich habe doch gewusst, dass es eine schlechte Idee gewesen ist, jemals hierherzukommen!..

 

 

In eine x-beliebige Richtung stürmend, hoffte ich, dass ich mit meinem wenigen Glück auf Anhieb den richtigen Weg nahm, den ich mir halbwegs gemerkt hatte..

 

..dachte ich zumindest, doch war ich mir da nicht mehr so sicher, als ich plötzlich vor der steinernen Wendel-Treppe stand.

 

..Das Schicksal, an welches ich mich weigere zu glauben, muss mich hassen..

 

..Es hasst mich abgrundtief und schubst mich mal wieder mit Freuden in den köchelnden Pech-Topf...

 

 

Allem Anschein nach befand ich mich vor einem der Türme, die ich bereits von Außen sehen konnte. Demnach war ich direkt in die entgegengesetzte Richtung gelaufen und merkte zudem, dass ich mein um meine Hüfte gebundenes Shirt bei meinem übereilten Sprint verloren hatte.

 

..Na klasse.. dabei habe ich das Shirt mit unserem `Heart-Logo´ echt gemocht..

 

..Warte mal..

 

..Oh nein, sag' mir nicht, dass..

 

..Bitte, bitte lass' es nicht ausgerechnet der besagte `Ost-Flügel´ sein, vor dem ich jetzt gerade stehe!..

 

 

Meine Augen blickten die Stufen hinauf, dessen Ende ich von hier aus nicht erkennen konnte, während meine Beine unsicher auf der Stelle stehen blieben.

 

Kurz darauf warf ich einen schnellen Blick in den, mit teuren Pflanzen dekorierten, seelenlosen Flur hinter mir.. und schaute dann wieder zu den steinernen Treppen, nach dessen schmalen Geländer meine Finger im nächsten Moment griffen.

 

..Soll ich..? ..Oder soll ich nicht..?..

 

..Wenn ich schonmal hier bin, könnte ich doch-

 

..Nein, Penguin, daran darfst du nicht denken!.., ermahnte ich mich selbst und biss mir angestrengt in meine Unterlippe, bevor ich tief seufzend meine Augen schloss, ..Was soll ich denn jetzt nur machen..?

 

 

Meine Entscheidung fiel genau in dem Augenblick, als ich plötzlich die leisen Klänge vernahm, die durch das stille Treppen-Gemäuer hallten und denen ich für einen Moment mit geschlossenen Augen zuhörte.

 

Die ruhige und doch zugleich traurig wirkende Melodie, die in Begleitung eines Klaviers von jemandem gespielt wurde, ließen mich jegliche, sorgenreichen Gedanken augenblicklich vergessen, diese vollkommen bedeutunglos werden und zauberten mir ein leichtes Lächeln auf meine Lippen.

 

..Beethovens `Mondschein Sonate´.. Eines meiner Lieblingsstücke.., erkannte ich die bekannte Melodie verträumt-schmunzelnd und schritt zeitgleich die erste Stufe des Turmes hinauf, in Richtung der erklingenden Strophe des Klaviers, ..Wer sie wohl spielt..?..

 

 

Schritt für Schritt stieg ich die vereinzelten Treppen nach oben, verlor mich völlig in meinen, durch die Musik abschweifenden, Gedanken und merkte nicht, wie ich immer weiter auf den Saal zulief, in welchem sich der Spieler des Instrumentes befand.

 

Erst, als ich vor der großen Tür stehen blieb, die einen Spalt weit geöffnet war, wurde es mir bewusst.. Zu spät, da meine Neugier viel zu groß war, als dass mein gesunder Menschenverstand sich noch gegen sie hätte behaupten können.

 

..Ich muss wissen, wer so eine gefühlvoll-emotionale und gleichzeitig tief-betrübte Klangfarbe spielt..

 

..Sie klingt einsam.. auch leicht melancholisch und doch berührt sie mein Herz mit einem liebevoll-warmen Widerhall ihrer Töne, sodass sie mich in ihren Bann zieht, drohend mich niemals mehr loszulassen...

 

 

Meine Hand bewegte ich blind in Richtung der Türklinke und ließ meine Beine dem Ruf der unbekannten Kraft folgen, welcher sie anzutreiben schien.

 

..Nur ein einziger Schritt.., flüsterte die leise Stimme in meinem Hinterkopf mir Mut zu, nahm mir damit den letzten Funken Zweifel und brachte mich letzlich dazu, den Griff zögerlich anzufassen, um ihn dann vorsichtig anzustoßen..

 

..Nur, um mir in der selbigen Sekunde einen Herz-Stillstand zu verpassen.

 

 

`BAMM`

 

 

Noch bevor ich die Tür öffnen konnte, durchdrang ein abrupt-schiefer, ohrenbetäubender Klavier-Ton den widerhallenden Saal, welcher die harmonische Melodie sofort verstummen ließ.

Weswegen ich augenblicklich in eine Art Schock-Starre fiel, meine Hand weiterhin an den Türknauf klammernd und meine Augen in Richtung des Türspaltes gerichtet, durch den ich nichts erkennen konnte.

 

Der Spieler des Klavieres hatte seine Finger grob auf die Tasten des Instrumentes gehauen, als er meine Anwesenheit bemerkte und schien alles andere als begeistert von dieser zu sein.

 

 

..Und als ich dann auch noch die leisen, jedoch deutlich in den schallenden Wänden der Räumlichkeit hörbaren Schritte der Person vernahm, die in diesem Moment der Tür immer näher kam, vor der ich stand..

 

..glaubte ich vor Aufregung ohnmächtig zu werden und wünschte mir, in diesem Moment überall anders zu sein, nur nicht hier.

 

 

 

 

 

###

 

 

 

 

 

Killers Sicht

 

Einen Monat vorher

 

Es war eine übliche Kneipen-Schlägerei gewesen, in welche Kid und ich involviert wurden, und die unser Leben von diesem Tag an auf den Kopf stellen sollte.

 

Irgendein halb-starker Betrunkener mit dem Namen `Bellamy´ hatte meinen besten Freund provoziert und daraufhin seine Schoßhunde auf uns gehetzt, um die wir uns unverzüglich kümmerten.

 

Kid, Heat und Wire, sowie meine Wenigkeit wohnten auf der Straße. Wir sicherten täglich unser Überleben mit kleineren Diebeszügen und hatten uns längst mit diesem Zustand abgefunden. Häufig hielten wir uns bis zum Morgen in diversen Bars auf und vertrieben uns dort die Zeit, mit dem Trinken und Pöbeln.

 

..Sowie auch an diesem Tag, welcher etwas anders ausging, als von mir erwartet.

 

 

Nachdem Kid und ich die Anhänger des von sich selbst überzeugten Anführers ausgeschaltet hatten, wurde das durch den Alkohol maßgeblich überzogene Selbstbewusstsein ebendieses Kerls um einiges gesenkt, sodass er nun zitternd um sein Leben flehte.

 

Mein bester Freund war niemand, der offene Rechnungen im Raum stehen ließ, weswegen er sich diesen Bellamy vorknöpfte und ihn ohne Zögern grob am Kragen packte.

 

Während er den eingeschüchterten Betrunkenen zusammenbrüllte, stand ich neben ihm, mit verschränkten Armen vor der Brust an der langen Bar-Theke gelehnt, und wartete darauf, dass Kid das tat, was auch immer er mit seinem Gegenüber vorhatte.

 

 

Meine aufmerksamen Augen, die hinter meiner blau-weiß-gestreiften Maske verborgen waren, schweiften zwischenzeitlich durch den Raum und verschafften sich einen Überblick über die anwesenden Gäste.. wobei mir einer von ihnen besonders auffiel.

 

Ein rothaariger Mann, mit einer dreispurigen Narbe über seinem Auge, beobachtete uns amüsiert von einer dunkleren Ecke des Lokals aus, schlug einige Male lautstark lachend auf den runden Bartisch vor sich und schien auf den ersten Blick, den vielen Krügen, die vor ihm standen, nach zu urteilen, schon einiges an alkoholischen Getränken intus zu haben.

 

Daraufhin sprach er zu seinen um ihn herum sitzenden Kameraden, seine Worte waren von meiner Position aus nicht zu verstehen, lediglich die überrascht-entgeisterten Gesichter der anderen konnte ich erkennen.

 

 

Als ebendieser Mann dann aufstand, seinen Begleitern abwinkte und anschließend in unsere Richtung lief, entdeckte ich aus dem Augenwinkel heraus sein Schwert, welches er mit sich trug.. Griff augenblicklich aus Reflex an meine Hüfte, an der sich jeweils links und rechts eine meiner Hand-Sicheln befand, und stellte mich reaktionsbereit in eine abwehrende Haltung aufrecht, den Kerl nicht aus den Augen lassend.

 

Kid schien ebenfalls die Anwesenheit des Rothaars zu bemerken, ließ von dem Kragen des beinahe bewusstlosen Gang-Führers ab und richtete seinen animalisch-aggressiven Blick auf unseren neuen Besucher, vor dem er sich im nächsten Augenblick aufbaute.

 

"Was glotzt'n so, Penner? Hast'n Problem mit uns?!", entgegnete mein bester Freund ihm aufbrausend und schlug mit seiner rechten Faust in seine offene, linke Handfläche, in einer bedrohend-einschüchternden Geste.

Den fixierenden Blick seiner aufblitzenden, bernsteinfarbenen Augen nicht von den unbeeindruckt, alkohol-verschleierten seines Gegenübers abwendend.. der noch in der selbigen Sekunde urplötzlich lauthals loslachte.

 

"Whoaa! Haha, immer langsam mit den jungen Pferden.", grinste er vollkommen ungerührt von der tödlichen Aura Kids und hielt seine Hand in die Luft, um uns seine friedseligen Absichten zu verdeutlichen, "..Wie wäre es mit einer guten Flasche Rum, als Friedensangebot, Jungs?"

 

 

Eine meiner Augenbrauen hochziehend, musterte ich den merkwürdigen Typen kritisch und wartete dann auf eine Reaktion meines besten Freundes, die eine kurze Zeit später auch folgen sollte.

 

"Ha, das klingt doch nach 'nem fairen Angebot!", schlug Kid in die ihm hingehaltene Hand ein und stellte sich dann kumpelhaft bei seinem Namen vor, woraufhin unser Gegenüber sich ebenso, als `Shanks´, vorstellte.

 

 

..Was wir zu diesem Zeitpunkt nicht wussten war, dass Shanks sich längst dazu entschieden hatte, uns bei sich aufzunehmen und er sich davon nicht abbringen ließ. Sodass ich rein gar nichts dagegen unternehmen konnte, da er meinen besten Freund mit dem Argument eines `randvollen Spirituosen-Kellers, der ihm gehören soll´ überzeugte.

 

Niemals verließ ich die Seite Kids, blieb stets bei ihm.. und so musste ich wohl oder übel auch letzten Endes mit ihm, zu dem Anwesen dieses mir persönlich sehr suspekten Fremden, mitgehen.

 

 

 

--

 

 

 

Wenn ich ehrlich war, mochte ich dieses neue Leben nicht, welches Shanks uns gab.

In allen nur erdenklichen Weisen verabscheute ich diese `Neue Welt´, in die er uns brachte, und mir war es ebenso nicht möglich, das plötzliche Vertrauen in den Unbekannten, sowie die unüberlegte Entscheidung meines besten Freundes, nachzuvollziehen.

 

Selbst Heat und Wire bevorzugten die Idee der finanziellen Sorglosigkeit, die dieses Dasein mit sich führte, fragten von sich aus, ob sie ebenfalls in die große Villa einziehen durften und machten sich daraufhin im Haushalt nützlich, weil sie sonst nichts anderes mit sich anzufangen wussten.

 

Kid beanspruchte, ohne Nachzufragen nebenbei angemerkt, den westlichen Turm-Abschnitt, sowie den versprochenen Spirituosen-Keller inklusive der dort vorhandenen, großen Bar, welche er von diesem Tag an als sein persönliches Heiligtum markierte.

 

 

Ich hingegen, sollte in dem Ost-Turm mein Quartier einbeziehen.. doch wollte ich es vehement nicht.

 

Meine Sturheit und mein Stolz hielten mich davon ab, klein bei zu geben und dies alles, ohne es zu hinterfragen, hinzunehmen. Was dazu führte, dass ich mich selbst, ab diesem Zeitpunkt, vollkommen zurückzog.

 

..Nicht, dass es jemanden interessiert hätte, wie es mir bei der ganzen Sache geht...

 

 

Am Ende beugte ich mich den dauerhaft auf mich eingeredeten Nichtigkeiten des Rothaars, spielte ihm vor, seiner Illusion einer `sorglos-glücklichen Familie´ gerecht zu werden und begab mich dann in den Ost-Turm, in dem ich mich daraufhin fortan aufhielt.. zu jeder erdenklichen Tageszeit. Am Tag, sowie in der Nacht.

 

Auch meinen besten Freund, von dem ich mich auf eine seltsame Art und Weise hintergangen fühlte, ließ ich nicht mehr an mich heran, sodass er es irgendwann schlichtweg aufgeben musste, zu versuchen.

 

Es war mir gleichgültig geworden. Alles und jeder konnte und sollte mir gestohlen bleiben.. dabei war ich mir nicht einmal sicher, woher meine aufgekommene Emotionslosigkeit schürte.

 

..Enttäuschung oder Wut empfinde ich nicht.. Nichts, außer dieser mich beinahe erdrückenden Leere...

 

 

..`Du bist verletzt, fühlst dich von deinen Freunden übergangen und zurückgelassen´.., rief mir die leise Stimme in meinem Kopf zu, der ich keine Aufmerksamkeit, sowie ebenso nicht den geringsten Glauben, schenkte, ..`Kira, du hast Angst, nicht mehr gebraucht zu werden und verschließt deswegen deine Augen vor den Tatsachen der Realität´..

 

Es brachte nichts, die Gründe dafür zu hinterfragen, da die negativen Gefühle, die Gleichgültigkeit und der tiefe Groll, bereits in mir eingekehrt waren und von mir Besitz ergriffen hatten.

 

Ich wollte allein sein, strebte die Isolation auf eigenen Wunsch an und bereute meine Entscheidung ebenfalls nicht, hinter der ich voll und ganz stand.

 

..Was kümmert es mich, wie andere über mein Verhalten urteilen?..

 

Der überdramatisierend-fürsorgliche Shanks jedoch, wollte diesen Zustand nicht auf sich beruhen lassen, suchte zwanghaft nach einer Möglichkeit, diesen zu ändern, und versuchte mich anschließend mit effektivlosen Methoden zu ködern.

 

 

Die verschiedensten Ärzte, Psychologen und von ihm völlig willkürlich ausgesuchte Unbekannte hetzte er mir auf den Hals. Mit allen Mitteln wollte er eine Reaktion aus mir herauslocken und mich dazu bringen, meine bereits seit vier Wochen versiegelten Lippen zum Sprechen zu bewegen.

 

..Er scheiterte kläglich.

 

Genau den gegenteiligen Effekt erzielte der sogenannte `Hausherr´ mit seinen Aktionen. Sie bestätigten mir lediglich meine Vermutung, dass ich diesem Mann nicht vertrauen konnte und er uns in seinen trügerisch-vergoldeten Käfig einsperren, sowie uns unserer hart erkämpften Freiheit berauben wollte.

 

..Bei Kid bleibe ich, komme was wolle...

 

..Doch wache ich über ihn aus der Ferne und brauche dafür meine Lippen nicht verwenden...

 

 

Jedem einzelnen `Diener´, wie sich die fremden Menschen bei mir vorstellten, machte ich das Leben zur Hölle und vergraulte sie früher oder später mit meinen hinterhältigen, psychologischen Tricks.

 

..Wenn man den Dreh einmal 'raus bekommt, sich erfolgreich in die Psyche seines Gegenübers geschlichen hat, stellt es keinerlei Problem mehr dar, diese zu knacken...

 

Oftmals wirkten die beauftragten Angestellten nach wenigen Tagen mit mir vollkommen aufgelöst, selbst die bezahlten Seelenheiler näherten sich zusehends einem Nervenzusammenbruch, wenn sie mit mir arbeiten mussten, und die Mediziner bereuten es zutiefst, ihre spitzen Instrumente nicht Zuhause gelassen zu haben.

 

..Geschieht ihnen Recht.. Ich will lediglich meine Ruhe haben, mehr nicht..

 

..Warum kann das niemand verstehen?..

 

Seltsamerweise war das Geschlecht der Beauftragten stets das selbige. Es waren junge Männer, um die zwanzig, und ich verstand die Absichten dieses Schemas nicht.

 

..Was bezweckt Shanks damit..?..

 

..Wie kommt er auf den Gedanken, dass ausgerechnet ein Mann mich dazu bringen würde, mein Verhalten zu hinterfragen..?..

 

 

Ich wusste nicht, was in dem Kopf des Rothaars vorging, machte mir ebenso auch nicht die Mühe, meine Zeit damit zu verschwenden und widmete mich meinem von mir ausgesuchten Leben in der Abgeschiedenheit.

 

..Jeder einzelne Tag ist gleich..

 

..Mein Dasein führe ich in einer anhaltenden Schleife ereignisloser und trüber Stunden..

 

..Doch möchte ich es auch nicht anders...

 

 

 

--

 

 

 

Der gegenwärtige Tag

 

Heute brach ein ebenso eintöniger und ermüdender Morgen heran.

 

Ich schlief grundsätzlich nicht in dem Schlafzimmer, welches für mich vorbereitet wurde, und nächtigte stattdessen auf der breiten Fensterbank des Musik-Zimmers, in dem ich mich die meiste Zeit über aufhielt.

 

Unruhige Nächte und Schlaflosigkeit waren meine ständigen Begleiter seitdem ich hier `wohnte´.

 

Auch heute Morgen rappelte ich mich entkräftet von meinem unbequemen Schlafplatz auf und griff routinemäßig nach meinem neben mir liegenden Handy.

 

Sowie jeden Tag erkundigte ich mich per Kurzmitteilung nach dem Wohlergehen meines besten Freundes, was im Übrigen mein einziger Kontakt zu ihm war, da ich jeglichen persönlichen strikt ablehnte.

 

 

Killer an Kid (05:05 Uhr)

 

Alles ok?

 

 

Schlicht und knapp hielt ich die Nachricht, mied bewusst unnötige Worte und legte das Gerät daraufhin wieder neben mir auf dem Fensterbrett ab. Ich lehnte schräg gegen den Rahmen von diesem, meinen müden Blick in Richtung des großen Fensters vor mir gerichtet.

 

Die sommerliche Morgensonne erhellte den blühenden Garten des Grundstückes in einer wärmend-bunten Farbenpracht.. und brachte mich mit seinem scheinheilig-makellosen Anblick beinahe zum Kotzen.

 

..Zwei Stunden habe ich geschlafen.., erkannte ich tief seufzend und beobachtete gelangweilt einige Vögel, die sich in einem der schneeweißen Brunnen badeten, ..Wann habe ich zuletzt etwas Nahrhaftes zu mir genommen..?..

 

 

Gegen meine Erwartung, dass Kid zu dieser frühen Stunde noch schlief, vibrierte im nächsten Augenblick mein Handy. Dies bewies mir, dass ich mit meiner Vermutung falsch lag und er ebenso wach war.

Bei dem Gedanken daran, zog ich einen meiner Mundwinkel gekränkt-schräg nach oben.

 

..Es scheint beinahe so, als ob er sich Sorgen um mich macht..

 

..Doch ist mir bewusst, dass mein mir entfremdeter, bester Freund, den ich einst glaubte, gekannt zu haben, niemals ein solches Gefühl mir gegenüber zeigen würde...

 

 

Das blinkende Gerät wollte nicht aufhören zu summen, was mir mitteilte, dass wohl mehrere Nachrichten eingegangen sein mussten.

Nach kurzem Zögern griff ich schließlich nach demselbigen und ließ meine emotionslos-desinteressierten Augen über die Zeilen des Bildschirms wandern.

 

 

Kid an Killer (05:09 Uhr)

 

Sag' mir nicht, dass du schon wieder nicht geschlafen hast!

 

..Nope, habe ich nicht.. dennoch; wieso soll ich dir dies verraten, wenn du dich einen Dreck um mich scherst?..

 

 

Kid an Killer (05:11 Uhr)

 

Langsam machst du mich echt sauer, man.

Warum antwortest du mir nie?!

 

..Weil ich es nicht für nötig erachte, sinnlose Gespräche zu führen, und ich dir lediglich täglich schreibe, um ein Lebenszeichen von dir zu erhalten, welches mein schlechtes Gewissen beruhigt...

 

 

Kid an Killer (05:13 Uhr)

 

Wegen deiner Frage.. Bei mir läuft's ganz gut.

Bau' keinen Scheiß, Killer, ok?

 

..Es freut mich, dass es dir gut geht, alter Freund..

 

..Was mit mir ist, hat keine Bedeutung...

 

 

Damit war unsere Unterhaltung beendet. Der flüchtige Kontakt war das Einzige, was von unserer langjährigen Freundschaft übrig geblieben war und ich konnte die Schuld nicht einmal bei dem Rothaar suchen, da ich dem Ganzen vollkommen gleichgültig gegenübertrat.

 

..Ich brauche keine Freunde.. brauche niemanden, der mich früher oder später hintergeht und dem ich egal bin..

 

..Warum fühle ich mich dann, trotz meiner festen Überzeugung, so verdammt leer..?

 

 

Die restliche Zeit des Tages verbrachte ich damit, meinen belanglosen Gedanken nachzugehen und entschied mich schließlich dazu, meiner Gefühlslage Ausdruck zu verleihen, in dem ich die verschiedensten Instrumente spielte, welche ich in dieser Räumlichkeit finden konnte.

 

Die Musik lenkte mich ab, ließ mich alles für einen Augenblick vergessen und in meine eigene Welt abtauchen, in der ich in Gedanken noch an der Seite meines besten Freundes stand.

 

Angefangen mit einer E-Gitarre und einem Schlagzeug, bis hin zu einer Orgel und einem Klavier, beherrschte ich jegliches Instrument und hatte mir das Spielen in kürzester Zeit selbst beigebracht.

 

Meine Finger bewegten sich lediglich aus dem Gefühl heraus und beschworen damit die Melodie, welche mir zu dem Zeitpunkt durch den Sinn ging, dafür brauchte ich keine Noten zu lesen.

Zudem kannte ich viele Stücke, sowie deren Klang-Farben auswendig, wobei mir mein trainiertes Gehör zu Gute kam.

 

 

Da meine Stimmung heute besonders dunkel geprägt war, führte mich mein Weg zu dem großen, schwarzen Flügel, welcher in der Mitte des Saales stand.

 

Nachdem ich mich auf den ledernen Hocker vor dem Instrument gesetzt hatte, klappte ich die Abdeckung vor mir auf, hinter der die weiß-schwarzen Tasten verborgen waren.

Daraufhin schloss ich leise einatmend meine Augen, hob zeitgleich meine Hände über die Klavier-Tasten und legte dabei meinen Kopf locker in meinen Nacken.

 

..Spiele und lasse alles andere nichtig werden...

 

 

Die Zeit um mich herum schien stehen geblieben zu sein, während meine Finger durch ihre sanft-rhythmischen Bewegungen einen melodisch-langsamen Klang aus dem dunklen Flügel heraufbeschworen.

Woraufhin der widerhallende Saal augenblicklich von einer harmonisch-warmen Tonfolge durchflutet wurde..

 

..Jedoch wurde die angenehme Melodie von Minute zu Minute düsterer und spiegelte meine, in mir verborgene, Gefühls-Welt nur zu deutlich wider.

 

..Unendliche Traurigkeit.. haltlose Leere und unbeherrschten Zorn..

 

..Ich fürchte mich davor, den letzten Bezug zu meinem früheren Leben, sowie den zu meinen einstigen Freunden, zu verlieren und in das tiefe Nichts zu fallen...

 

 

Wie lange ich dort saß, meine Finger sich von meinen Emotionen leiten ließen und ich immer weiter in die mich deprimierende Stimmung gezogen wurde, wusste ich nicht.

 

..Es interessiert mich nicht.. Gänzlich gleich ist alles geworden..

 

..Nichts ist von Bedeutung, nichts hat einen Sinn..

 

...

 

..Kann mir nicht verdammt nochmal irgendjemand hel-?!

 

 

`Quietsch´

 

Die Tür, welche sich nicht einmal einen Zentimeter bewegt hatte und dennoch meine geschulten Sinne weckte, war der Auslöser, der mich aus meinen Gedanken riss, sodass ich in der selbigen Sekunde aus Reflex grob auf die Klavier-Tasten schlug.

 

`BAMM´

 

Mein Atem beschleunigte sich für einen kurzen Augenblick, des unvorhergesehenen Überraschungs-Momentes wegen, weshalb ich mich zur Fassung zwang und gleichzeitig nach meiner Maske griff, die ich zuvor auf dem Flügel abgelegt hatte.

 

 

..Wer wagt es, mich zu stören?!.., wurde ich urplötzlich rasend vor Wut, erhob mich dabei ruckartig von dem Klavier-Hocker, der daraufhin rumpelnd zu Boden fiel, und steuerte dann mit festen Schritten auf die angelehnte Tür zu.

 

Meine Maske setzte ich mir beim Gehen auf, sowie ich eine meiner stets bei mir getragenen Sicheln zog, um diese anschließend fest in meiner rechten Faust zu umklammern.

 

..Wenn ich denjenigen zwischen die Finger kriege, wird er sich wünschen, niemals hierher gekommen zu sein!...

 

 

Ohne eine Sekunde zu zögern hämmerte ich meine Sichel grob gegen die Tür, als ich ebendiese erreichte, sodass die Spitze meiner Waffe in ihr stecken blieb.

Gleichzeitig hörte ich den scharf eingezogenen Atem der Person, die sich auf der anderen Seite des Holzes befand, da diese den dumpfen Aufprall sicher nah an ihrem Ohr vernommen haben musste.

 

..So ist es gut.. Fürchte dich vor mir, meide meine Nähe und verschwinde gefälligst von hier..

 

..Lass' mich allein, sowie es alle anderen getan haben...

 

 

Während ich mein Gewicht, mit dem festen Griff um meine Waffe, gegen ebendiese verlagerte, blickten meine wütenden Augen durch die einzelnen Löcher meiner Maske auf das helle Holz der Tür.

Meine Ohren waren zeitgleich aufmerksam und achteten auf das kleinste Geräusch..

 

..Allerdings vernahm ich keine gehenden Schritte, die ich erwartet hatte, und auch das Gegengewicht schien nicht zu verschwinden, welches von der anderen Seite gegen das meinige drückte, sodass die Tür sich nicht, wie von mir gewollt, schloss.

 

..Warum rührt er sich nicht von der Stelle..?..

 

..Und wieso zum Henker ist er in der Lage, meinem kraftvollen Druck standzuhalten?!..

 

..Hau ab!.., möchte ich ihm aufgebracht entgegenbrüllen, ..Doch werde ich den Teufel tun und meine Lippen dazu bringen, auch nur einen Laut von sich zu geben!..

 

 

Mein Gewicht verlagerte ich nochmals stärker gegen die weiterhin angelehnte Tür, die sich trotzdessen keinen Millimeter rühren wollte.

Im Gegenteil, denn die Person vor dieser schien ebenfalls den Druck gegen das Holz zu verstärken und machte es mir damit immer schwerer, meine Nerven ruhig zu halten.

 

..Es reicht!.., dachte ich verärgert, zog mit meiner linken Hand nun auch blitzschnell meine zweite Sichel, die ich daraufhin ebenso kraftvoll in das Holz schlug..

 

`Bamm´

 

..und verlor dabei unerwarteterweise meinen Halt.

 

 

Durch die ruckartige Bewegung rutschten meine Hände zeitgleich von den Griffen meiner Sicheln ab, sodass ich kurzzeitig mein Gleichgewicht nicht mehr halten konnte.

Was dazu führte, dass ich taumelnd nach hinten fiel und im nächsten Augenblick unsanft mit meinem Rücken auf dem Boden aufkam.

 

Mein Gegendruck verschwand somit.. Dies hatte zur Folge, dass die Tür plötzlich mit einem lauten Stoß aufschlug, da mein Gegenpart weiterhin kräftig gegen das Holz drückte.

 

Woraufhin die Person im nächsten Moment unbeholfen in den Raum stolperte.

 

`BOFF´

 

 

"Waaaah!", konnte ich für nicht einmal einen Atemzug das geschockte Gesicht des Kappenträgers erblicken, welcher nun wankend und wild mit seinen Armen wedelnd geradewegs auf mich zusteuerte..

 

..Bevor er letzlich direkt auf mir drauf landete und ich ein angestrengtes Keuchen, des auf mich prallenden Gewichtes wegen, über meine Lippen brachte.

 

..Fuck!..

 

"So ein Mist!", fluchte der Mützenträger, der nun breitbeinig auf meiner Brust saß und daraufhin knurrend seine Hände ballte, "..Warum muss das immer nur mir passieren?!"

 

 

Nachdem ich meine zugekniffenen Augen wieder öffnete, sah ich auf, in das säuerlich-verzogene Gesicht meines Zusatzgewichtes und schaute ihn überrascht-blinzelnd an.

Er schien meine Anwesenheit gänzlich zu ignorieren, ließ seinen Blick wirr in der Räumlichkeit umherschweifen und atmete anschließend frustriert-seufzend aus.

 

Als er dann schließlich an sich herunter, mit seinen giftgrünen Augen direkt durch die Löcher meiner Maske, blickte, verlor ich mich unbewusst für einen kurzen Moment in dem tief-dunklen Ton seines Blickes und hielt zeitgleich unbeabsichtigt meinen Atem an, während ich regungslos in meiner Position verharrte.

 

..Und wurde dann nochmals vollkommen überrascht, während ich mit einer hochgezogenen Augenbraue ungläubig den darauffolgenden Akt des Kappenträgers mit der Aufschrift `Penguin´ verfolgte.

 

 

"Sorry.. Ich habe nicht vorgehabt, auf dir zu landen..", lachte er verlegen auf und griff dann mit seinen Fingern nach dem Schirm seiner Mütze, die er anschließend mit einer lockeren Bewegung ein Stück weit nach oben zog, sodass ich vereinzelte, kupfer-braune Haarsträhnen hinter dieser erkennen konnte.

"Du bist auch selbst Schuld, wenn du hier so dämlich in der Gegend herumliegst, Idiot."

 

..W-Wie bitte?!..

 

..Will der Kerl mich verarschen?..

 

 

Kurz darauf schloss er seine Augen und schien wohl über etwas nachzudenken. Nicht lange, dann glitten seine Mundwinkel langsam nach oben und auf seinen Lippen zeichnete sich ein wissendes Schmunzeln ab.

 

Seinen entschlossen-funkelnden Blick richtete er wieder auf mich, seinen Mund schien er ebenso zu bewegen, doch drangen die Worte nicht zu meinen tauben Ohren, sowie meinem leergefegten Verstand, durch.

 

 

"Anstatt unter mir zu liegen, könntest du mir auch den Weg hier 'raus zeigen. Willst du nicht mit mir zusammen aus diesem Irrenhaus fliehen?"

 



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Black-Heart-OP
2017-06-09T17:52:04+00:00 09.06.2017 19:52
Ich glaube das gefällt mir :3
Antwort von:  blackNunSadako
10.06.2017 02:20
Ich grüße dich herzlich, liebe Black-Heart-OP, und hoffe, dass es dir gut geht. ^-^

Vielen lieben Dank für deinen lieben Kommentar! Es freut mich zu hören, dass du Gefallen an der Geschichte gefunden hast. :)
Um ehrlich zu sein, erleichter mich das zugleich ungemein, weil ich mir mal wieder die größten Sorgen wegen dem (vielleicht etwas übertriebenen) Humor-Faktor gemacht habe. ^^

Abschließend wünsche ich dir ein super schönes Wochenende! ^.^
Ganz liebe Grüße.
Antwort von:  Black-Heart-OP
12.06.2017 22:43
Ich liebe diese Art von Humor! Ist echt super! Vielen dank für die netten Worte ¦3
Bin gespannt!


Zurück