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Mein Leben als CEO

von

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Der Anfang vom Ende

Wie im Kapitel hiervor schon erwähnt, war es ein milder Abend im April und ich war gerade dabei, meine Kochkünste unter Beweis zu stellen, in dem ich unter genauer Anleitung von Dr. Oetker eine Salamipizza in meinen Backofen schob, als mein iPhone auf der Arbeitsplatte zu vibrieren begann.

Ich warf irritiert meine Stirn in Falten und kratzte mich überlegend am Hintern, der, wie ich nochmal feststellte, übrigens ziemlich knackig ist.

Diese Nummer war mir nicht bekannt, aber es war definitiv eine Festnetznummer aus Frankfurt.

Ich stellte mich darauf ein, einen frechen Vertreter aus einem Callcenter abzuwimmeln (nichts für ungut, Jungs und Mädels, ich weiß ihr macht einen schweren, undankbaren Job) und hob ab.

„Hallo?“, meldete ich mich hochprofessionell und hockte mich vor meinen Backofen, um der Pizza beim Auftauen zuzusehen - das war besser als Fernsehn.

„Guten Abend. Entschuldigen Sie die späte Störung. Bin ich da bei SFI Industires?“, fragte eine Frauenstimme und sofort schlich sich mein blödes Perversogrinsen auf meine Lippen. Ich lehnte meine Stirn gegen die Glasscheibe des Ofens und war einfach nur froh, dass niemand sah, wie ich in meinen blau-weißen Adidas Badelatschen, weißem T-Shirt und Jogginghose wie ein Geier vor meinem Essen brütete.

Egal, selbst Mr. Grey kackt braun, wenn ihr versteht, was ich meine.

„Ja, bei Mr. Zane persönlich“, flirtete ich sofort los und hörte die Frau am anderen Ende die Luft einziehen.

„Sehr gut! Es tut mir leid, dass ich mich so spät noch melde, aber es geht um eine Stellenanzeige, die Sie auf ihrer Homepage ausgeschrieben haben. Dort steht, dass Sie noch eine Assistentin suchen und ich habe vor ein paar Wochen meine Bewerbung abgeschickt und bisher noch keine Antwort erhalten. Ich wollte einfach mal nachhören, wie es so aussieht, ob die Stelle schon vergeben ist?“

Oh Shit.

„Wie war nochmal ihr Name?“, hakte ich nach.

„Emily Engelbach.“

Ich presste die Lippen aufeinander, um nicht loszulachen. Welche sadistischen Eltern nannten ihr Kind denn bitte so? Bruce Banner, Clark Kent, Peter Paker, Pepper Potts und Emily Engelbach?

„Einen Augenblick“, antwortete ich superseriös, wie ich eben war, ging zu meinem Papiermüll, wühlte darin herum, damit es sich am anderen Ende der Leitung anhörte, als würde ich meine Unterlagen durchsuchen.

„Ahja, hier habe ich Sie“, sagte ich schließlich, „Frau Engelbach, ich erinnere mich. Ich war sehr angetan von Ihrer Bewerbung und hier liegt auch schon das Antwortschreiben. Ich wollte Sie zu einem persönlichen Gespräch einladen, aber dann können wir uns den Papierkram ja sparen und jetzt telefonisch einen Termin ausmachen“

„Sehr gerne!“, antwortete Emily hörbar erfreut und erleichtert. Armes Ding. Wenn sie nur wüsste, was für ein Betrüger ich war. Ich würde sie einfach zu einem inszenierten Gespräch einladen, abchecken, wie sie aussah, und wenn sie mir gefiel, würde ich ihr mir irgendetwas ausdenken, um sie ins Bett zu kriegen.

Mir fiel ein, dass ich daran denken musste, öfter mein Postfach zu leeren. Wer weiß, ob es nicht noch mehr Bewerber gab.

„Wann haben Sie denn Zeit, Frau Engelbach? Ich schaue Mal in meinen Terminkalender“, absichtlich wartete ich ein paar Sekunden, „Hm, es sieht sehr voll aus. Möglich wäre noch Freitagabend nach fünf. Leider sind alle anderen Termine während den regulären Arbeitszeiten schon geblockt“

„Ja, das passt mir gut“, antwortete Emily, „Wo soll ich hinkommen? Einfach in die Firma?“

Fuck, das ging natürlich nicht. Immerhin hatte ich kein wirkliches Büro. Also musste ich mir schnell etwas ausdenken.

„Wir befinden uns im Moment ein wenig im Umbau. Die Büros werden modernisiert, deswegen muss ich mit meinen Meetings auf einen externen Raum ausweichen. Ich habe einen Konferenzraum im Radisson Blu gemietet, ich hole sie um 17 Uhr am Empfang ab.“

Was Besseres war mir auf die schnelle nicht in den Kopf gekommen. Das würde mich ein verdammtes Vermögen kosten!

„Alles klar, Dankeschön! Vielen Dank! Dann bis Freitag, Herr Zane. Einen schönen Abend noch“, verabschiedete sich die Frau am anderen Ende.

„Danke, den wünsche ich Ihnen auch“, sagte ich und legte auf.

Ich stand auf, begann in meiner kleinen Küche auf und ab zu laufen und biss mir in den Handrücken. Es war eine Sache Frauen als gefälschter Geschäftsführer in einer Bar aufzureißen, aber eine andere ein Bewerbungsgespräch zu führen. Das stellte mich vor vollkommen neue Herausforderungen und die Sache versetzte mich sofort in Erregung. ...Keine sexuelle, ihr kleinen Schweinchen!

„Ok!“, sagte ich zu mir selbst, „die Sache muss gut geplant werden, Chris!“

Aber zunächst würde ich mir einen schönen Abend auf dem Sofa machen, meine Pizza essen und mir ein Bierchen zischen. Manchmal tat es nämlich ganz gut einfach nur der faule, völlig unperfekte Christoph Schimanski zu sein.
 

Die Woche verging wie im Flug, und ehe ich mich versah, rollte ich mit meinem Mazda auf den Radisson Blu Parkplatz. Ich konnte von Glück reden, dass ich genau für diesen Termin noch einen Konferenzraum bekommen hatte. Mit meiner Schüppelkarre kam ich mir unter den vielen teuren Wagen vollkommen underdressed - also quasi undercared vor. Zum Glück würde später niemand wissen, mit welchem Gefährt ich hier vorgefahren war, denn abgesehen davon saß mein Anzug perfekt wie immer. Ich betrat die Eingangshalle und meldete mich am Empfang an. Die freundliche Dame zeigte mir vorsorglich schon einmal den Weg zu meinem gemieteten Raum und bot mir einen Kaffee an, den ich freundlichst ablehnte. Es gab keinen größeren Abturner als jemand, der nach bitterem Kaffee miefte.
 

Ich sah auf meine gefälschte Rolex.

Noch 5 Minuten.

Nervös ging ich im Kreis um den Konferenztisch, bis ich die Zeit schließlich totgeschlagen hatte. Ich nahm den Aufzug zurück nach unten, wo meine Bewerberin in dem Eingangsbereich sicherlich schon auf mich warten würde.

Bevor sich die Türen des Lifts öffneten, überprüfte ich noch einmal meine Krawatte an der Spiegelwand, lehnte mich vor und schaute, ob meine Zähne sauber waren und nichts Peinliches von meinem Mittagessen in meinem Gesicht klebte.

Ich zwinkerte mir zu, das gab mir Mut. Selbst ich war dem Charm von dem heißen Typen im Spiegel erlegen und bekam einen Egopush, wenn er mir zuzwinkerte.

Auf in den Kampf.

Ich stieg aus dem Fahrstuhl und trat in die Lobby ein. Mein Blick schweifte über die Menschen. Dann sah ich sie.

Sie hatte honigbraune Haare, die in relativ kurzen Löckchen ihr Haupt bedeckten. Ihre großen, blauen Augen waren dezent geschminkt und sie trug einen dunkelblauen Hosenanzug, der die Zierlichkeit ihres Körpers einfach perfekt betonte. In ihrer Hand hielt sie eine Mappe, an die ein Stift geklemmt war.

Gott, war die süß.

Ich trat lächelnd näher an sie heran, und als ich direkt vor ihr stand, stieg mir ein blumiger Duft in die Nase.

„Guten Tag, sie müssen Emily Engel sein? Ich bin Christoph Zane“, stellte ich mich vor und hielt ihr meine Hand entgegen. Als mich ihre zarten Finger berührten, stellten sich automatisch meine Armhaare auf.

Leute, die einen mögen dran glauben, die anderen nicht - und bis zu diesem Tag, hätte ich jedes Weichei ausgelacht, das mir davon erzählt, aber das war Liebe auf den ersten Blick.

Ihr Aussehen, die Grübchen, wenn sie lächelte, ihr Geruch, ihre Stimme - Alles an ihr traf mich so hart wie Klitschkos Faust. Dass ich nicht augenblicklich alle Zähne verlor, war auch alles.

Etwas in mir wollte ihr gefallen. Mit jeder Faser wollte ich, dass sie mich wollte!

Aber von Beginn an war unsere Begegnung eine verdammte Lüge.
 

Ich brachte sie nach oben in meinen angemieteten Konferenzraum, bot ihr einen Platz mir gegenüber an und schenkte ihr ein Glas Wasser ein, dann faltete ich meine Hände vor dem Mund, weil ich fand, dass das was Superselbstbewusstes hatte.

Im Leben hatte ich noch kein Bewerbungsgespräch aus der Position des Arbeitgebers geführt.

„So, Frau Engelbach, denn erzählen Sie mir einfach mal etwas von sich. Wieso sie diesen Job gerne hätte, was sie bisher arbeiten“, was ihr Lieblingsessen ist, was ihr Lieblingstier - und viel wichtiger: Sind sie Single? Das waren die Fragen, die mir eigentlich durch den Kopf gingen, doch das konnte sich wohl kaum sagen.

Emily erzählte mir irgendetwas, doch meine Aufmerksamkeit reichte nicht, um ihre Worte wirklich zu verstehen. Ich hing fasziniert an ihren Lippen und sie hätte mir die Geschichte von ihrem toten Hund erzählen können - ich hätte es nicht bemerkt.

„Verstehe, das klingt schon mal sehr gut“, antwortete ich, als sie fertig schien, „ihr Zeugnis spricht ja auch für sich.“ In der Tat hatte sie gute Noten - inzwischen hatte ich ihre Bewerbung ja aus meinem Postfach gefischt und sie mir wenigstens durchgelesen. In Wirklichkeit war sie noch viel entzückender als auf dem Bewerbungsfoto.
 

„Möchten Sie mir auch etwas über Ihre Firma und meine Aufgaben erzählen?“, fragte sie mit einem erleichterten Lächeln, als sie alles von ihrer Seite her schon hinter sich gebracht hatte. Jetzt war ich dran. Aber ich hatte quasi einen Schwarzen Gürtel im Um-den heißen-Brei-Herumreden und Heiße-Luft-Spucken! Ich erklärte ihr, dass sie meine rechte Hand sein würde, die mir das Leben erleichtern sollte, die viel selbstständig arbeiten und große Aufgabenbereiche hätte. Über die Firma selbst sagte ich ihr nur, das alles wissenswerte auf unserer Homepage (immer wieder Danke Mark!) steht, da die deutsche Zweigstelle ja noch im Aufbau stand. Der Aufbau, an dem SIE teilhaben würde. Ich schaffte es all diese doch letztendlich nichtssagenden Sätze so zu formulieren, dass sie wichtig und kompetent klangen - ich war der Propaganda Minister von SFI Industries, der beste Redner seit Goebbels.

Sie sah mich mit einem glücklichen und hoffnungsvollen Blick an. Kein Wunder, da ich sie ja quasi mit Lob überschüttet und den Arbeitsplatz total angepriesen hatte. Ganz zu schweigen von den ganzen Sachen, die ich über sie nur gedacht habe. Ihre süßen Löckchen, die Küss-mich-Lippen, ihre großen Augen (die im Gesicht!), das nervöse Spielen ihrer Finger mit dem Stift an ihrer Mappe. Ich begann mir vorzustellen, wie ihre kleinen Fingerchen an einem ganz anderen Stift ...

„Herr Zane?“, durchbrach sie die schon viel zu lange herrschende Stille und riss mich somit aus meinen nicht mehr ganz jugendfreien Gedanken.

Ja! Herr Zane, was nun? Chris, lass dir was einfallen, aber schnell!

„Ich denke, ich habe dann so weit alles, was ich brauche“, begann ich mit der typischen Chef-Floskel, als ich meine mitgebrachten Unterlagen, auf welche ich mir Bewerbungs-wichtige Notizen über sie geschrieben hatte, (diverse Kringel und eine erstaunlich gut gelungene Karikatur von Donald Trump) zusammenpackte und mich aufrichtete. Auch sie richtete sich wieder auf und wirkte jetzt, nachdem sie das Gespräch hinter sich gebracht hatte, ruhiger, selbstbewusster. Kaum zu glauben, aber die starke Emily machte mich sogar noch mehr an, als die schüchterne Bewerberin.

„Ich habe noch weitere Gespräche für die nächsten Wochen, deswegen kann ich ihnen jetzt noch keine Zusage machen, würde aber mit ihnen in Kontakt bleiben.“ In Kontakt bleiben? Nett ausgedrückt. Ich will sie Daten! Jeden verdammten Tag!

Sie nickte mir freundlich zu und reichte mir erneut ihre zierliche Hand. Ich griff danach und stellte aufs Neue fest, wie weich ihre Haut war.

„Vielen Dank für Ihre Zeit, Herr Zane. Dann heißt es wohl für mich jetzt warten.“

Ja, Warten, auf die Absage.

Scheiße Leute, oder habt ihr echt gedacht, ich würde sie jetzt einstellen? Ich bin doch nicht blöd. Erstens könnte ich sie niemals bezahlen und zweitens geh ich Arbeiten.

Nachdem ich ihre Hand, widerwillig losgelassen hatte, verabschiedete ich sie an der Tür. Hoffentlich bemerkte sie nicht, dass ich ihr so lange nachsah, bis sie aus meinem Blickfeld verschwunden war.

Anschließend führten mich meine Schritte zur Theke der Lobby, wo ich mich irgendwie total geschafft hinpflanzte.

„Kann ich Ihnen etwas zum Trinken bringen?“ Ja, nen Kümmel. Nen doppelten! Allerdings schüttelte ich nur den Kopf. Diesen verkackten Raum hier zumieten, hatte mich schon den Traum von neuen Felgen gekostet. (Nicht dass das an meinem Mazda, denn ich liebevoll „Matze“ nannte, sowieso vergebene Liebesmüh war) Ich wollte nicht noch mehr meiner hart erarbeiteten Kröten hierlassen. Ich sank stattdessen in dem Sessel zusammen und zückte mein Handy. Schnell scrollte ich wieder durch meinen E-Mails und sah mir nochmal Emilys Bewerbung an.
 

-Bewerbung als persönliche Assistentin-

Sehr geehrter Herr Zane,
 

hiermit bewerbe ich mich um ... Ihr Herz.
 

Kurz musste ich wegen meiner eigenen schmalzigen Gedanken würgen und schaltet den Bildschirm schnell wieder aus.

Mr. Christoph Anthony Zane war wirklich sehr begehrt. Es waren auch noch viel mehr Bewerbungen von teils hübschen teils weniger hübschen Damen (und Herren!), die mir mit Freuden die Stange halten wollten, in meinem Postfach gewesen. Aber erstens war einen Konferenzraum zu mieten zu teuer und zweitens musste ich aufpassen, nicht den Überblick zu verlieren. Jetzt ging es erstmal darum, für Frau Emily Engelbach der perfekte vielleicht zukünftige (Mann) Chef zu sein ich wusste, dass das meine volle Aufmerksamkeit abverlangen würde.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Wir freuen uns das DU bis hierher gelesen hast ;) lass uns doch ein paar Kommis, ne empfehlung oder n Fav da wenn es Dir gefällt :)

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