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Four Seasons - Vier Jahreszeiten

von

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Ein Jahr ist nicht genug 04

„Dieser komische Typ, von dem nur noch die Hälfte übrig war? Ja, der hat sich heute früh abholen lassen. Sagte, es wäre besser, nach Hause zu verschwinden, ehe es Ärger mit den Behörden gäbe... oder so... Mehr kann ich dir auch nicht sagen.“

Der Arzt des hiesigen Leichenschauhauses zuckte mit den Schultern. „Is mir auch recht. Ich hab den so oft auf dem Seziertisch und jedes Mal motzt er dann rum, von wegen 'Ich bin noch nicht tot. Es geht mir schon viel besser.' Lausige Python-Parodie. Aber diese Mutanten waren mir eh noch nie ganz geheuer. Sorry, nix gegen dich Spidey, du bist okay. Danke übrigens, dass du letzten Monat meiner Frau ihre Handtasche zurückgeholt hast. Du bist echt einer von den Guten. Die hätte mir sonst wochenlang die Ohren voll geheult.“

Schnell hob Spider-Man die Hand. „Äh, ja, gern geschehen. Ist ja mein Job. Also... Danke und... nichts für ungut. Entschuldigen sie die Störung.“

Der Leichenbeschauer winkte ab. „Kein Ding. Ich weiß ja, ihr... Helden und so... müsst zusammenhalten. Einer für alle und der ganze Kram. Hey, richte dem Typ aus, er soll sich demnächst mal drauf einstellen, dass ich ihm die Nacht im Kühlfach berechne. Wir sind kein Gratishotel!“

Spider-Man sah zu, dass er wegkam.

Es tat zwar gut zu hören, dass Wade wohl nach Hause gebracht worden war, aber gleichzeitig war es schon bitter, wie abschätzig sich alle über ihn äußerten. Wie dem auch sei, jetzt musste er kurz abfragen, wo Wade eigentlich wohnte. Die Info gab man ihm von S.H.I.E.L.D. überraschend bereitwillig. Anscheinend störte es da wirklich niemanden, wenn Gott und die Welt wusste, wer Deadpool war und wo er sich aufhielt.

Spider-Man schwang sich durch die Straßenzüge und fragte sich, ob Wade das wirklich alles so egal war, wie er immer tat. Dass ihn niemand mochte und keiner etwas von ihm hielt oder mit ihm etwas zu tun haben wollte. Kein schöner Gedanke, wenn es Standard sein sollte, dass alle einen verachteten. Gut, ihn mochten auch viele nicht. J. Jonah Jameson zum Beispiel. Ausgerechnet einer, der sein Bild mit irgendwelchen Verleumdungen immer ganz vorne auf jede Ausgabe des Daily Bugle drucken konnte. Das war auch kein tolles Gefühl, so verrissen zu werden.

Ein Grund mehr, dass er nicht verstand, wie Wade das alles so locker nehmen konnte.
 

Einen Moment lang fing Spider-Man sich an einer Hauswand ab. Oh hey, hier war er schon gewesen. Als er Electro verfolgt hatte, war er hier durchgekommen. Ein Stück die Straße runter war der große Elektronikmarkt. Man, war das echt schon wieder so lange her?

Kurz überlegte er. Sollte er Wade was mitbringen?

Vielleicht...

In Gedanken überschlug er, wie viel Geld er noch hatte. Immer etwas schwierig, das mit sich rumzutragen. Aber heute hatte er seinen Rucksack dabei mit Wechselklamotten und ein paar anderen Dingen. Und seinen Ersatzanzug an. Der hatte zwar auch schon einige geflickte Stellen, aber er sah darin aktuell zumindest nicht aus, als wäre er unter den Rasenmäher...

Spider-Man schluckte schwer. Er hatte noch immer wirklich Mitleid mit Wade.

Ah! Was zu Essen! Das ging immer!

Schnell holte er bei einem verdutzten Mitarbeiter eines Drive Inn Schalters eines Schnellimbisses ein Tagesmenü und schwang sich dann weiter bis zu dem Haus, in dem Deadpools Wohnung lag.

Vorsichtig lugte er durch ein paar Fenster, bis er relativ weit oben eins entdeckte, durch das man durch eine halb geschlossene Jalousie einen Tisch sehen konnte, auf dem Waffen und Munition verteilt lagen. Und auch sonst alles sehr... nett ausgedrückt 'heruntergekommen' wirkte. Ah, war das nicht Wades Anzug da auf dem Boden und sein Gürtel über dem Stuhl? Sah so aus.

Spider-Man kletterte an der Wand weiter zum nächsten Fenster und spähte da hindurch, riss aber sofort die Hände hoch und zog den Kopf ein, weil ihm das sein Sinn so sagte und Wade, dessen Schlafzimmer er offensichtlich entdeckt hatte, gleich mit einer Waffe auf das Fenster zielte.

„Wow! Stopp! Nicht! Ich bin's!“, rief er und versuchte, nochmal vorsichtig nach drinnen zu blicken. „Ich bin's“, wiederholte er und sah, wie Wade, der zugedeckt auf seinem Bett lag, den Arm mit der Waffe auf seinen Bauch sinken ließ.

„Man, lass das, Spidey. Überrasch mich nie in meinem Schlafzimmer. Das kostet dich entweder den Kopf... oder es würde dich bis ans Lebensende verstören.“ Um Wades Lippen spielte ein anzügliches Grinsen und Spider-Man zuckte angewidert zusammen.

Trotzdem musste er im nächsten Augenblick blöd grinsen. Zum Glück. Wade war okay. Er war genau wie immer. Was für eine Erleichterung.

„Kann ich reinkommen?“ Er hob die Tüte vom Schnellimbiss hoch. „Ich hab dir ein 'cool-dass-du-für-mich-draufgehst'-Essen mitgebracht.“

Wade winkte ihn nur zu sich. „Einfach aufdrücken, das schließt nicht gescheit“, erklärte er.

Spider-Man öffnete das Fenster und kletterte nach drinnen.

„Ich hoffe doch mal MIT Spielzeug.“

Spider-Man zog sich die Maske vom Kopf und stellte die Tüte ab. „Sorry, Spidey-Figürchen waren ausverkauft“, grinste er und bekam von Wade ein enttäuschtes: „Awww, ich wollte eh viel lieber Hello Kitty“, zurück.

Dann runzelte Wade die Stirn und musterte ihn ganz genau. „Du siehst ganz schön aus, Parker... Was hast du denn daheim erzählt, wer dich so zugerichtet hat?“

Peter drehte sich zur Seite, so dass Wade keinen direkten Blick mehr auf das Veilchen hatte. „Is nicht so schlimm. Meine Tante hat mir abgekauft, dass ich mich mit 'n paar Typen angelegt hab, weil ich 'cool' sein wollte.“ Verlegen sah er zu Boden, als er Wade lachen hörte.

„Mach dich nicht über mich lustig, sonst nehm ich dein Essen wieder mit und mein Mitleid für dich auch!“, beschwerte er sich beleidigt.

„Oho, du kommst aus Mitleid zu mir? Gut zu wissen. Auch, wenn ich nicht sicher bin, ob ich das gut oder schlecht finde.“

Etwas ernster sah Peter zu Wade. „Ich... ich wollte...“ Er sah sich Wade ganz genau an. Komisch, dass er noch keine Anstalten gemacht hatte, aufzustehen. Er lag einfach da, vor allem die linke Körperhälfte zugedeckt, nur der rechte Arm war frei und seine Hand lag noch immer auf der Waffe auf seinem Bauch.

„Was wolltest du?“, hakte Wade nach und musterte ihn prüfend.

Peter nickte auf die Decke hin. Irgendwie wirkte besonders der Teil in Richtung Beine noch sehr... falsch...

„Wie geht’s dir? Bist du... schon wieder... okay?“

Wade verzog leicht das Gesicht und grinste etwas schief. „Ich lüfte lieber nicht die Decke. Das... ist wieder was, das dich nachhaltig verstören würde. Und das nicht nur, weil ich meinen Anzug im anderen Zimmer liegen hab und gerade ein Ü18 Anblick bin.“

Sofort lief Peter rot an und drehte Wade den Rücken zu. „Wade!“

„Es waren viele Teile... die ich für dich geopfert hab, Kleiner. Das braucht 'ne Weile. Aber es wird schon wieder, keine Sorge“, hörte er Wade einen unbekümmerten Tonfall anschlagen.

„Danke... fürs wegschubsen“, murmelte Peter. „Danke... fürs nicht da reinfallen lassen...“

„Danke DIR fürs da wieder rausziehen“, erwiderte Wade.

„Ich war... zu langsam“, bedauerte Peter ehrlich, dass Wade für ihn so viele Körperteile eingebüßt hatte und sah zu Boden. Ungewollt fragte er sich, ob die Flecken, die er dort sah, Blutspuren waren. Sah ganz so aus und ließ ihn sich wieder richtig schlecht fühlen.

„Du warst schnell genug. Hey, ich meine, du HAST mich rausgezogen.“ Das klang so, als würde es Wade im Nachhinein noch immer überraschen.

Jetzt drehte Peter sich doch wieder zu ihm um.

„Natürlich! Ich lass doch nicht zu, dass du zu Hackfleisch verarbeitet wirst!“

Wade setzte ein kleines Lächeln auf. „Sehr nobel von dir. Darum mag ich dich so. Auch, wenn du jemand nicht leiden kannst... Du rettest ihn trotzdem.“

Peter senkte erneut den Blick. „Niemand soll für mich verletzt werden, oder sterben.“

Schnell biss er sich auf die Unterlippe. Kein gutes Thema. Schlechte Richtung. Nicht, dass Wade noch nachfragte.

Da setzte der schon an zu einem: „Miese Backgroundstory?“

Wortlos nahm Peter die Tüte mit dem Essen und stellte sie Wade aufs Bett.

„Hier. Ich wollte nur sehen, wie's dir geht. Ich... muss dann auch wieder“, ging er gar nicht darauf ein.

„Sorry, wunder Punkt, hm? Na ja, keiner mag Drama und ich will dich nicht zum heulen bringen.“

Auf der Stelle sah Peter Wade zornig an. „Du bringst mich sicher nicht zum heulen! Eher vor Verzweiflung, weil du so ein Idiot bist!“

Von Wade folgte nur ein Grinsen. „Jeeetzt sind wir wieder beim normalen Status angekommen. Du bist auch mein bester Freund.“

Peter rollte genervt mit den Augen. „Wachs... einfach wieder zusammen.“ Nachdenklich sah er Wade an. „Dauert das lang?“

„Lass mich überlegen. 'Ne Hand circa 'n halben Tag. 'N halber Körper... circa 48 Stunden bis alles wieder komplett ist. Nervig ist nur die Bettruhe, wenn du kein Netflix hast und Youporn schon dreimal durch.“

Schnell hob Peter die Hand. „Okay, genug, zu viel Information.“

Er wandte sich zum Gehen, da hörte er Wade rufen: „Oh hey, ich hätte da einen Vorschlag für dich.“

Das ließ ihn innehalten.

„Willst du nicht doch ein Dauer-Team-Up mit mir eingehen? Auch, wenn ich für dich verletzt werde und sterbe... Ich versprech dir, ich steh wieder auf, Kleiner. Immer. Sozusagen nichts zu verlieren bei mir. Na gut, ich ein paar Körperteile, du deine Geduld und deine Unschuld, aber sonst...“

„Heil... einfach. Und halt den Mund!“, murrte Peter nur und wollte die Maske aufziehen.

Da sagte Wade: „Danke, dass du mich rausgezogen hast. Und du dir überhaupt die Mühe gemacht hast. Trotz Gegner und Gefahr. Wenn's gerade ginge, würde ich dich jetzt umarmen. Aber das muss wohl leider bis zum nächsten Mal warten.“

Unsicher stand Peter da, biss wieder auf seiner Unterlippe herum, dann drehte er sich nochmal um und trat zu Wade ans Bett, wo er ihm die Hand entgegen streckte.

„Du hast ein Essen und kriegst 'n Handshake. Und dann sei einfach still! Und... heil das...“

Wade schmunzelte und drückte seine Hand, hielt sie etwas länger als nötig fest und zog ihn dann auch noch näher zu sich.

„Ich mag dich, Parker. Auch, wenn du fies zu mir bist. Meistens eigentlich sogar genau deswegen.“

Mit einem leichten Rotschimmer auf den Wangen machte Peter sich sofort los und zeigte auf Wade.

„Aus, Wade! Lass das!“

„Und das mag ich auch an dir“, fügte Wade so richtig breit grinsend hinzu.

„Was?!“, fauchte Peter. „Dass du mich blöd anmachen und mich damit verstören kannst?!“

„Neeein...“ Dieser Blick. Wade amüsierte sich offensichtlich gerade köstlich. „Dein Gesicht. Wie niedlich du kuckst, wenn du rot wirst und verunsichert bist und dich schämst.“

Blitzartig zog Peter seine Maske über. Argh! Blöder Wade! Jetzt war ihm ganz warm und er schämte sich tatsächlich und kam sich selber wie ein Idiot vor.

Er hatte nach ihm sehen wollen. Wollte sich bedanken. Wissen, ob es ihm...

Peter musste laut seufzen. Ja, es ging Wade eindeutig zu gut.

Er schwang sich aufs Fensterbrett.

„Danke für das Essen und den Krankenbesuch!“, rief Wade ihm hinterher. „Nächstes Mal wüsch ich mir das aber im Krankenschwester-Outfit! Bitte, bitte?“

Peter drehte sich nochmal zu Wade um und zielte mit dem Netzwerfer auf ihn.

„Du weißt gar nicht, wie gern ich das gerade würde! Dich abschießen! Und unter Strom setzen!“

Noch immer grinste Wade vor sich hin. „Doch, ich kann's mir vorstellen. Den Strom kannst du dir aber sparen, unter dem steh ich immer, wenn du in der Nähe bist. Spürst du nie die kleinen Funken, die ständig überspringen? Nya, wie auch immer, mach's gut, Spidey-Kumpel! Bis ganz bald! Wenn ich wieder ganz bin, besuch ich dich auch mal!“

„Oh Gott, nein!“, widersprach Peter sofort entsetzt. „Wag es ja nicht!“

Enttäuscht verzog Wade das Gesicht, dann hob er die Hand und winkte leicht. „Pass auf dich auf, solange ich es nicht kann, okay? Versprichst du mir das? Ich will, dass du dich erst wieder in Gefahr bringst, wenn ich dich rausholen kann. Sonst kann sich ja keiner über die Rettungsaktion freuen.“

Dazu sagte Peter mal lieber nichts.

Er zögerte nur noch einmal einen Augenblick länger, zeigte auf Wade und meinte erneut: „Sieh zu, dass du heilst, Wade.“ Und schon war er nach draußen verschwunden, während Wade einen Salut andeutete und schmunzelnd sagte: „Alles, was du willst, Spidey. Für dich tu ich alles, mein Freund.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Witch23
2018-05-09T18:29:54+00:00 09.05.2018 20:29
Dieses Kapitel ist seltsam und witzig. leider bin ich zu schlapp für gescheite Kommentare. Dialoge fand ich sehr amüsant.
Antwort von:  Kurama_Kitsune
09.05.2018 20:38
Danke dir, dass du trotzdem jedes mal so schnell und immer was schreibst! Das freut mich jedes Mal riesig! Danke!


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