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Von Asen & Devas

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Ankommen

Es gibt Dinge die erscheinen unvorhergesehen, scheinen danach aber doch vorher bestimmt.

Und mancher Weg erscheint zuerst aussichtslos, führt aber zum Ziel.

Es ist eine Geschichte mit einigen Wirrungen und die will ich euch erzählen:
 

Das deutsche Kaiserreich im 19. Jahrhundert. Hier, genauer im Großherzogtum Hessen leben wir, ich, mit meiner Mutter und meiner kleinen Schwester Elisabeth. Unser Städtchen war eher klein, ländlich aber recht zentral und wurde in unserer Mundart Birrekopp genannt. Wigburg Herman so war ich genannt, naja ganz genau Wigburg Antonia Inge Herman. Aufgrund der Tatsache, dass mein Großvater Wolfgang Herman sehr geachtet und reich war durch seine Handelsgeschäfte, wurde ich mit mehreren Vornamen gestraft, wie das ja bei adeligen oft vorkam, oder bei denen die sich für adelig hielten, wie mein Großvater. Außerdem bestand er, als glühender Richard Wagner-Fan, darauf, dass ich, die erstgeborene seines jüngsten Sohnes, einen germanischen Namen bekäme. Die anderen Namen stammten von je der Urgroßmutter mütterlicherseits und Großmutter väterlicherseits. Bei Lieschen, meiner Schwester hatte seine Frau, Oma Inge mehr zu sagen. Als bibeltreue Christin schlug sie den Namen Elisabeth vor, der Name der Mutter von Johannes dem Täufer und der Schutzheiligen unseres Herzogtums, Elisabeth von Thüringen. Elisabeth Felicia Renate Herman, war ganz anders als ich, sie war wild und ungebunden und ließ sich von niemanden was sagen. Sie konnte hervorragend mit großen Tieren wie Rindern, Pferden oder großen Hunden umgehen und fürchtete sich vor nichts. Sie sah auch ganz anders aus als ich, sie war goldblond gelockt mit mittellangen Haaren und hatte himmelblaue Augen und war von zierlicher, agiler Statur. Ich dagegen hatte braune, wellige, hüftlange Haare und tiefgrüne Augen. Ich war zwar relativ schlank, aber ziemlich kräftig und ein bisschen drall geformt. Ich war eher ruhigen Wesens und beschäftigte mich mit Pflanzen, besonders Heilkräuter. Das einzigste was uns optisch verband war nur ein Leberfleck je auf unserer linken Wange, den sich feine Damen oft erst aufmalen mussten. Meine andere Großmutter Renate hatte mir das alte Wissen der Kräuterweisen beigebracht, dass durch die weibliche Blutlinie ihrer Familie weitergegeben wurde, meistens von Mutter zu Tochter, in meinem Fall eher von Großmutter zur Enkelin. Auch wenn sie auch gläubig war, erzählte sie mir und Lieschen oft Geschichten von den Göttern unserer Vorfahren, die man manchmal auf der Bühne bei Wagners Nibelungenring wieder fand, dessen Musik und überhaupt vormittelalterliche Sachen, wie die Germanen, Römer und antiken Griechen und Ägypter, grade total angesagt sind. Oft verglich ich mich und Lieschen mit den Götterbrüdern Baldur und Hödur, wobei ich eher den im Hintergrund stehenden Hödur darstelle und Lieschen den von allen beliebten Baldur. Obwohl sie mehr Freunde und Verehrer hatte als ich, war sie nicht hochnäsig deswegen und liebte mich sehr, und ich liebte auch mein Lieschen.

Großvater Wolfgang und Großmutter Inge verachteten die bäuerliche Familie meiner Mutter, was vielleicht mitgewirkt hatte bei der Scheidung unserer Eltern, als ich 14 Jahre alt war. Eine Scheidung war damals ein absoluter Skandal, besonders wenn die Frau sie verlangte. Meine Mutter Martina machte sich nichts draus, sie legte immer Wert darauf, dass wir genug Liebe und Geborgenheit bekamen. Alleine, als Schneiderin von Beruf, schaffte sie es irgendwie uns über die Runden zu bringen, Schulbildung bezahlte Opa Wolfgang.

Dieser hatte einige Geschäftspartner im Ausland, besonders im englischen Königreich. Aber als er im späten Winter des Jahres 1888 starb, kam heraus, dass er Schulden bei einem Geschäftspartner hatte. In seinem Testament hatte er vermerkt, dass wir, seine Enkel, die Schulden durch Arbeit bei diesem Geschäftspartner abbauen sollten. Nur waren unsere Vettern studieren und unsere Basen relativ frisch verheiratet, also blieb es an mir und Lieschen hängen. Unser Vater war damit einverstanden, insgeheim hoffte er bestimmt, dass wir in England adelige oder zumindest reiche Männer treffen würden, die uns freien könnten. Als ob wir so nachgiebig wären wie unsere Basen…
 

Der Sommer kam. Im Hinterhof wuschen wir drei, große Laken im Waschbottich, später würden sie zum bleichen und trocknen auf die Bleichwiesen gebracht werden. Auf einmal kam ein Postbote herbei.

„Ähm… Die Fräuleins Wigburg und Elisabeth Herman?“, fragte er. Ich und Lieschen bejahten. Der Postbote zog einen Brief mit einem dicken Wachssiegel raus.

„Ein Brief aus London.“

Er übergab den uns und wir öffneten ihn. Er war in feiner Handschrift verfasst und in Englisch. Ein bisschen konnten wir englisch sprechen und lesen. Darin stand:
 

Sehr geehrte Misses Wigburg und Elisabeth Herman,
 

Mit Freude teile ich Ihnen mit, dass ich das Angebot eures Vaters und eurer Onkel annehme, euch als meine Hausmädchen auf Zeit einzustellen, bis die Schulden meines geschätzten Geschäftspartners Wolfgang Herman beglichen sind.

Ich erwarte euch in den ersten zwei Wochen des kommenden Dezembers, in meiner Stadtvilla in London.

Meine Adresse dafür werdet ihr vor eurer Ankunft in London erhalten.
 

Als bald und mit freundlichem Gruß
 

Earl Ciel Phantomhive
 

„Weißt du was das heißt, Schwesterherz???!!“, fragte ich, als ich den Brief ein zweites Mal durchgelesen hatte. Lieschen grinste mich an.

„Wir werden nach England fahren!!“

„WIR FAHREN NACH ENGLAND!!! HURRAAAA!!!“ Wir freuten uns riesig, raus aus dem verschlafenen Nest, raus in die weite Welt!! Unserer Mutter tat es schon in der Seele etwas weh, aber wir waren schon je 18 und 16 Jahre alt, eindeutig alt genug.

Bis zum Winter übten wir uns im Haushalt und in der englischen Sprache. Wir nähten uns sogar eigene Dienstmädchen-Kleider. Schließlich, im darauffolgenden Winter, verabschiedeten wir uns von unseren Eltern, die uns bis zum Hafen in Hamburg begleitet hatten. Von da aus würden wir mit dem Schiff nach London fahren und das würde einen Tag und eine Nacht dauern. Als wir an Bord gingen und das Schiff ablegte, winkten wir noch lange ihnen nach, die stolz aber auch wehmütig dreinblickten. Ich und Lieschen konnten uns aber auch die eine oder andere Abschiedsträne nicht verkneifen.

Wir gingen recht früh in unsere Kabine, wir waren sehr erschöpft von der Reise mit Zug und Kutsche. Was wird uns erwarten? Was für Leute werden wir treffen? Was für neue Abenteuer werden wir erleben? Die Schiffsglocken weckten uns am Morgen. Rasch zogen Lieschen und ich uns an, denn es würde bald an Land gehen! Doch bevor das Schiff im Hafen anlegte, kam der erste Offizier zu uns mit einem Telegramm. Es war von Earl Phantomhive mit der Adresse seiner Stadtvilla in London. Kaum hatten wir aber das Schiff verlassen, war das nächste Problem da:

Wohin sollen wir gehen???

Wir beschlossen jemanden zu befragen und fanden auch gleich eine Menschentraube die um eine Straßenlaterne versammelt war.

„Ähhh…“, begann ich unsicher einen fein gekleideten Mann anzusprechen.

„…Excuse me, Sir… Aber können Sie uns helfen? Wir…“

„Äh… Wigburg…“ Lieschen zupfte mich am Ärmel und deutete auf das was an der Straßenlaterne hing. Uns beiden entwich ein entsetzter Schrei, als wir den halbnackten und gefesselten Mann sahen, der kopfüber an der Laterne hing. Er schien bewusstlos und hatte einen Zettel an der Brust hängen, mit krakeliger Handschrift und dem Abbild einer herausgestreckten Zunge drauf.

Der grad angesprochene Herr und eine daneben stehende Dame wandten sich zu uns beiden um.

„What? Ihr habt noch nichts davon mitgekriegt?“, fragte der Mann verwundert.

„Äh, nein, haben wir nicht. Wir sind grade erst aus Deutschland gekommen.“, antwortete Elisabeth dem Mann.

„Ach so…“

„Wie und warum konnte das passieren?“, fragte ich mich laut und starrte auf den gefesselten, der von uniformierten Polizisten runtergeholt wurde.

„Keine Ahnung…“, stammelte die Lady daneben. „Aber seit Tagen werden so Männer aus dem Adel angegriffen und zur Schau gestellt.“ Der Herr, offenbar ihr Ehemann, versuchte sie mit Worten zu beruhigen.

„Das waren ganz bestimmt radikale Anachristen!!!“, flüsterte ich zu Elisabeth, natürlich auf Deutsch.

„Ja, bestimmt!! Zu Hause machen die auch Randale gegen den Kaiser! Das war bestimmt eine Gruppe von 10 Mannen!“

„Ja, einer schafft das unmöglich alleine, zusammen schlagen, entkleiden, fesseln und aufhängen!“

Elisabeth nickte heftig und zustimmend.

„What did you say?“, fragte der Herr neugierig.

„Ähh… nothing special.“, antwortete Elisabeth. Sie setzte fort: „Aber könnten Sie uns helfen? Wir sind auf der Suche nach der Stadtvilla des Earl Ciel Phantomhive.“

„Earl Phantomhive? Der Wachhund Ihrer Majestät, der Königin?“ Wir nickten, obwohl wir verwundert waren über den Titel des Earls. Der Mann überlegte kurz bevor er antwortete.

„Dafür gehen Sie die Straße entlang, nehmen die 3.Straße links, dann die 2. Rechts. Die Villa ist dann nicht zu übersehen. Aber verirren Sie sich nicht, sonst landen Sie im East End und da treiben sich Diebe, Meuchler und Dirnen rum! Kein Ort für anständige Mädchen.“

„Okay, Danke, Sir!“

Wir schnappten unsere Koffer und folgten den beschriebenen Weg. Schließlich erreichten wir eine Villa. Am Eingangstor erkannten wir das Wappen des Earls, was wir schon auf dem Wachssiegel auf unserem Brief gesehen hatten.

Zaghaft klingelten wir an der Haustür, einige Augenblicke später öffnete jemand die Tür…



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Acquayumu
2017-07-24T11:44:47+00:00 24.07.2017 13:44
Ich liebe deinen altertümlichen Schreibstil. Da kann man sich wirklich gut in die zeit versetzen. Scheinbar sind die beiden zu einer Zeit gekommen, wo Agni noch aktiv war. xD

Acquayumu
Antwort von:  Flos_Sapientiae
24.07.2017 13:49
Es geht los ab Band vier vom Manga :)


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