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Rivals In Friends

von
Koautor:  Aphrodi

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I'm not going to wear this!

Gouenji hob erst einmal nur die Augenbrauen an, als er den Klassenraum von Fudou und Co. Betrat. Sein Blick schweifte durch den Raum, der doch sehr anders aussah, als er es sich vorgestellt hatte und ihrer Diner-Aufmachung nicht im Ansatz ähnlich war. Gouenji hätte nur zu gerne dort geholfen, aber es ging nicht. Er musste sich darauf verlassen, dass seine Klassenkameraden alles alleine hinbekamen, denn erst einmal saß er hier fest und würde nur für seine Schicht beim Fußball-Club abgestellt werden. Und Gouenji stand zu seinem Wort.

 

Eigentlich sah alles aus wie in einem teuren, europäischen Restaurant. Die Tische waren mit hellen Tischdecken überzogen, die Gouenji als verfärbtes Weiß bezeichnet hätte – jedes Mädchen wäre zu Farben wie Eierschale oder Champagner geneigt. Es befanden sich massiv aussehende Kerzenständer auf den Tischen, die dem Raum noch mehr Flair verleihen sollten. Wo sie die großen, üppig bewachsenen Zimmerpflanzen her hatten, wusste Gouenji nicht, aber sie taten ihr Übriges, um dem Klassenzimmer einen Prinzessinnencharme zu verleihen.

Langsam ahnte Gouenji, woher diese Idee stammte. Während ihrem Aufenthalt auf der Insel Liocott hatte er ein sehr ähnliches Ambiente erlebt, als sie von Edgar und dem englischen Team zu einer Dinnerparty eingeladen worden waren.

 

Er ahnte, was noch kommen würde. Und er mochte die Vorstellung nicht.

 

„Gouenji, wurde auch Zeit, dass du auftauchst“, merkte Fudou an und packte dabei wohl die höflichste Begrüßung aus, die er überhaupt auf Lager hatte. Er war nicht wirklich spät dran, aber er war eben nicht so früh da, wie der Rest der Klasse – schließlich hatte er noch eine Teambesprechung mit seinen eigenen Klassenkameraden hinter sich zu bringen, bevor er hier auftauchen konnte.

Gouenji kommentierte den Spruch von Fudou nicht, grüßte ihn lediglich wortkarg, genau wie den Rest der Klasse und ging schließlich weiter in den kitschigen Raum. In der hinteren Ecke konnte er Genda und noch ein paar andere Jungs ausmachen, die sich umzogen.

 

Es war, wie er erwartet hatte – Anzüge mit Fliege oder Krawatte. Wonach ausgewählt wurde, wer was trug, wusste er allerdings nicht.

 

„Nicht so schüchtern. Auf dem Tisch liegt für jeden ein Outfit bereit. Da du und Kazemaru die letzten seid, dürfte es leicht für dich sein, deins zu finden. Aber damit auch jeder Pavian das richtige trägt, haben die Mädels euch Namensschilder dran gemacht“, erklärte Fudou, der seine Hand auf Gouenjis Schulter legte und ihn wenig diskret vorwärts schob. „Beeil dich mit dem Anziehen, dann erkläre ich euch, wie's läuft.“

 

Mit einem wenig entzückten Gesichtsausdruck bewegte sich Gouenji unter dem Antreiben von Fudou zu den anderen Jungs, die wohl als besonders attraktiv galten. Er verstand nicht bei jedem, was der ausschlaggebende Punkt sein sollte, aber das war ja egal.

„Woher kommen diese Klamotten eigentlich?“, fragte er Genda, als er sich das Jackett griff und es erst einmal nach einem Schild darin absuchte, welches die Größe angab.

 

„Die Mädchen waren dafür verantwortlich“, merkte der an und zuckte dann unwissend mit den Schultern. Es reichte ja scheinbar auch, dass die Klamotten da waren und passten. Schließlich zog auch Gouenji Jacke und Hose seiner Schuluniform aus und ersetzte sie durch Jackett und Hose, die ihm bereitgestellt wurden. Zum Glück war die Krawatte schon gebunden, denn er wusste nicht, wie dieser komplizierte Knoten entstand. Komplett fest zog er sie allerdings nicht, genauso wie er auch die ersten zwei Knöpfe seines Hemdes offen ließ.

 

„Gouenji-kuuuuuuun!“, kreischte es im Chor. Als Gouenji den Kopf drehte – immer noch mit seiner Krawatte beschäftigt, um die richtige Länge seiner Krawattenkette auszutüfteln –, sah er mehrere Mädchen auf sich zu stürmen, die ein Kleid dabei hatten, wenn er es richtig erkannte.

 

„Er passt dir, bin ich froh!“ - „Und ich erst! Wer hätte gedacht, dass mein Bruder und du die gleiche Größe habt! Er wirkt gar nicht so muskulös wie du!“ - „Und er sieht leider auch nicht so gut aus...“ - „Wie wahr...“

 

Bei dem Gespräch der Mädchen verzog Gouenji keine Miene. Jetzt wusste er immerhin, wo der Anzug herkam. Dass hier aber jeder einen Verwandten haben sollte, der einem der Jungs seinen Anzug geliehen hatte, bezweifelte er. Wieder fiel sein Blick auf den großen Berg aus dunkelrot-weißem Stoff. Die Mädchen folgten seiner Aufmerksamkeit und waren nach einem Sekundenbruchteil Stille wieder völlig aus dem Häuschen.

 

„Oh! Stimmt ja!“ - „Sakuma-kuuuuun~!“

 

Bevor sich Gouenji versah, hatten sie sich schon ihrem neusten Opfer genähert, das ziemlich irritiert das Gesicht verzog. Neben sich konnte er Fudou dunkel kichern hören, der das Ganze mit großem Interesse verfolgte, wie sich bei einem Blick zur Seite offenbarte.

 

„Tadaaaa~ Das ist dein Schulfest-Outfit! Du bist die Prinzessin des Host-Clubs!“, verkündete eines der Mädchen stolz, während ein anderes ihm das ausgebreitete Kleid entgegen hielt, das knapp bis zum Boden reichen dürfte. Es bestand aus mehreren gerüschten Lagen weißen Stoffes, über denen sich ein glänzendes, dunkelrotes Trägerkleid befand, welches stark ausgestellt und zu einer Wellenkante hochgerafft war. Im oberen Bereich wirkte es wie eine Corsage, wie man sie oft in Filmen über ältere, westliche Epochen sah. Gouenji war sich sicher, dass es eine Theater-Requisite war. Und trotzdem war es ein Kleid. Für Sakuma.

 

Gouenji konnte nicht erkennen, welches Gefühl in dessen Gesicht gerade überhand nahm. Zum einen war er furchtbar entsetzt und offenbar auch getroffen von der Tatsache, dass man ihm ein Kleid vor die Nase hielt, welches er anziehen sollte. Zum anderen wirkte er aber auch furchtbar empört und wütend über diese Geste.

 

„Fudou, du mieser-!“, knurrte er und konnte sich nicht zurückhalten, auf den anderen loszugehen.

 

„Es war nicht meine Idee“, wehrte sich Fudou nur halbherzig und versuchte es sicher nicht einmal, sich ein Lachen zu verkneifen. Er fing Sakumas Handgelenke ein, noch bevor der ihn hätte schlagen können und bevor sie ihr Gerangel weiter fortführen konnten, schritten Genda und ein paar andere Jungs schon ein, um sie auseinander zu bringen.

 

„Erzähl keinen Mist!“

 

„Nein, ehrlich! Die Mädchen hatten die Idee ganz alleine. Sie meinten, es würde dir stehen und ich muss gestehen, dass sie Recht haben~“, sagte Fudou provokant grinsend und hob die Nase noch ein Stückchen an. „Ist doch gar nicht so anders als der weibliche Kram, den du sonst trägst. Diese langen T-Shirts, die wie Kleider aussehen oder diese riesigen Oversized-Shirts, die dir beim Sitzen immer mal wieder über die Schulter rutschen.“

 

Sakuma schnaufte laut hörbar und begann wieder kräftig zu zappeln, sodass Genda es schwer hatte, ihn noch festzuhalten und ihn weiter von Fudou wegzuzerren. Fudou selbst war längst wieder losgelassen worden, da von ihm keine Gefahr ausging.

 

Als Kazemaru den Raum schließlich betrat, staunte er nicht schlecht nebst dem Tumult, der in begrüßte. Gouenji fing seinen fragenden Blick ein, schüttelte daraufhin nur den Kopf und kommentierte die Situation knapp mit einem „Nicht so wichtig. Bringen wir es hinter uns.“

Die ständigen Streitereien zwischen Fudou und Sakuma gingen sie in erster Linie nichts an. Allerdings war Gouenji schon vor Wochen aufgefallen, dass es zwischen den beiden wieder viel weniger harmonierte als noch vor einem Jahr. Er wusste nicht genau, woran es lag, aber dass es einen Auslöser geben musste, war klar. Gouenji wollte nicht, dass sie mit diesem Verhalten das Team und das damit verbundene Wir-Gefühl auf Dauer zerstörten. Vermutlich würde er sich mit Kidou mal genauer darüber unterhalten, immerhin kannte der Stratege sie dann doch besser als er.

 

Diesen einen Tag voller Zankerei überstand Gouenji hoffentlich auch ohne Kidous Hilfe.

 
 

***

 

Endou fand das alles total verrückt. Noch immer war er nicht so begeistert davon, dass sie ein Horrorhaus aufgebaut hatten. Die Verkleidungen waren tatsächlich weitestgehend okay und nicht so abgedreht, wie er sich das am Anfang vorgestellt hatte. Er musste sich nicht als Dracula, Frankenstein oder Geist verkleiden.

 

Trotzdem war es seltsam, seine Mitschüler erschrecken zu müssen und sich gruselig zu verhalten. Endou konnte es nicht, wenn er ehrlich war. Wahrscheinlich war das der Grund, warum er dazu eingeteilt wurde, sich zwischen die mit schwarzer Folie überklebten Labyrinth-Wände zu stellen. Und trotzdem war sein Job wohl noch der gruseligste Part, denn wann immer eine neue Gruppe vor ihnen auftauchte, streckten sie ihre Blut überlaufenen oder pelzigen Arme aus ihrem Versteck und griffen nach Unterschenkeln, Handgelenken oder Schultern, wenn ihre Opfer abgelenkt waren. Die Jungs erschreckten sich meist immerhin ebenfalls, doch die Mädchen fingen fürchterlich an zu kreischen, sodass es Endou immer wieder in den Ohren klingelte. Es war wirklich kein angenehmer Job.

 

Es gab Gruppen, die sich ganz gut schlugen und wirklich nur bei ihren Überraschungsangriffen zusammenzuckten, nach Luft japsten oder tatsächlich einmal aufschrien, die sie kaum hätten sehen können vor lauter Finsternis – schließlich waren die Fenster komplett abgeklebt. Nur ein paar kleine Lampen setzten seine verkleideten Mitschüler in Szene, deren Kleidung und nackten Körperteile sie zuvor großzügig mit Kunstblut gefärbt hatten. In der Regel lagen sie erst einfach nur da, lehnten regungslos mit gesenkten Köpfen an Wänden, oder hingen über einen Tisch gebeugt auf einem Stuhl – völlig still. Bis sie sich plötzlich in Zombies verwandelten, die ihre Mitschüler anfielen.

 

Zu Endous Leid gab es aber auch immer wieder Gruppen mit Mädchen, die schon von Beginn an schrien wie am Spieß. So wie zwei Mädchen, die mit ihren Freunden in das Horrorhaus gingen und sich schon zu Anfang an die Jungs klammerten, als hätten sie Klebstoff am Arm. Sie waren schon panisch, als sie die vermeidlich leblosen Körper sahen, aber als eines der Mädchen von einer fremden Hand berührt wurde – es war nicht Endous, denn der traute sich gar nicht, bei denen überhaupt etwas zu machen und sie in zusätzliche Angst zu versetzen – und laut aufschrie, stimmte das andere Mädchen panisch mit ein und ab da hörten sie gar nicht mehr auf. Jedenfalls nicht, bis sie wieder raus waren.

 

„Oh mein Gott, ihr wart so laut!“, hörte Endou eine erstaunte und bekannte Stimme am Eingang, die zu einem seiner Klassenkameraden gehörte. Er verkaufte die Karten am Eingang.

 

„Ihr habt es sehr viel gruseliger gemacht, als es eigentlich war!“, lachte eine andere männliche Stimme und noch ein Junge gab seinen Senf dazu: „Das war nicht gruselig. Trotzdem habt ihr geschrien wie am Spieß...“

 

„Ich hatte eben Angst! Und du hast mich nicht einmal beschützt, Satoshi!“

 

Langsam wurden die Stimmen schwächer, sodass Endou nicht mehr viel verstehen konnte, bis sie schließlich vollkommen außer Hörweite waren. Dafür grummelte Someoka neben ihm und steckte sich den kleinen Finger ins Ohr.

„Jetzt hab ich einen Hörsturz. Mädchen, hmpf...“

 

Endou konnte ihn sehr gut verstehen und lächelte grimassenhaft. Nicht lange, bis die nächste Gruppe kreischender Mädchen auftauchen würde, da mussten sie ihren ruhigen Augenblick genießen.

 

 

 

Mit einem erleichterten Seufzen verließ Endou das Klassenzimmer, als er seine Schicht beendet hatte. Bevor er damit dran war, am Stand des Fußballclubs zu arbeiten, hatte er noch genug Zeit, um sich anzusehen, was das Schulfest noch so alles bot. Und es war kurz gesagt beeindruckend. Endou hatte seinen Spaß daran, sich von Klassenraum zu Klassenraum vorzukämpfen und Eindrücke zu sammeln.

 

Manches war einfach nur unterhaltend und lustig, so wie der Spieleraum, der Endou stark an sein letztes Sommerfest erinnerte, das noch gar nicht lange her war, wo er so drüber nachdachte. Die Schüler hatten Laternen aufgehängt und mehrere kleine Buden aufgebaut, bei denen man verschiedene Spiele spielen konnte. Endou hockte sich zu ein paar Mitschülern vor ein mit Wasser und Spielsachen gefülltes Planschbecken und schaffte es sogar, mit seinem Papier-Kescher etwas heraus zu fischen.

 

Aus anderen Räumen roch es furchtbar lecker, sodass er sich daran erinnerte, dass er dringend etwas zu Essen gebrauchen könnte. Schon von draußen konnte man kleine Karten am Eingang hängen sehen, die anzeigten, was man kaufen konnte. Vieles war japanisch – egal ob warm oder kalt, süß oder herzhaft –, aber es gab tatsächlich auch das ein oder andere ausländische Essensangebot. Vor einem verrückt aussehenden Klassenraum blieb er schließlich stehen. Es war der erste, bei dem Endou bewusst auffiel, dass der Boden anders aussah. Ein schwarz-weißes Karomuster zierte den ganzen Raum und ein Mädchen in einer süßen Uniform begrüßte ihn mit einem lässigen „Hi!“. Ein Blick auf die Karte verriet ihm, dass es sich um amerikanisches Essen handelte. Dies und die interessante Aufmachung brachten ihn schließlich dazu, einzutreten und sich einen Cheeseburger zu bestellen. Auch als Sportler konnte man schließlich in Maßen Fast Food essen und irgendwie fühlte er sich in diesem Raum Ichinose und Domon so viel näher, obwohl die Distanz zwischen ihnen riesig war. Er stellte sich vor, dass auch sie gerade einen Burger aßen und kam nicht drum herum, dass sich Vorfreude in ihm breit machte auf den Tag, an dem er sie wiedersehen würde. Sie müssten dann auf jeden Fall mal wieder gemeinsam Fußball spielen!

 

Gestärkt und ein bisschen wehmütig machte sich Endou schließlich wieder auf und verirrte sich tatsächlich zu dem Host-Club, den Fudou auf die Beine gestellt hatte. Sein erster Eindruck war: Es war voll. Sehr voll sogar und eigentlich waren da überall nur Mädchen, die sich am Eingang und im Klassenraum tummelten. Offenbar warteten die, die draußen standen darauf, dass sie reingelassen wurden, sobald ein Platz frei wurde, denn als Endou dabei war, einzutreten, wurde er doch tatsächlich beschimpft.

 

„Heeeey! Nicht vordrängeln!“

 

„Warte, bis du dran bist!“

 

Endou zuckte zusammen und machte wortlos, aber peinlich berührt und eingeschüchtert ein paar Schritte vom Eingang weg. Alles, was er erhaschen hatte können, waren Genda, der kein einziges Wort rausbekam und sich stattdessen von einem Mädchen geduldig anhörte, was sie in einem nicht endenden Schwall heraus plapperte, und Gouenji, der an einem Tisch mit drei Mädchen saß und sich mit ihnen unterhielt.

 

Mit einem Eis bewaffnet, das er in einem bunt dekorierten Raum mit Pandastatue ergattert hatte, ging er weiter über den Flur. Eigentlich war es frustrierend, dass keiner seiner Freunde zur selben Zeit Pause hatte wie er, aber da konnte man eben nichts machen. Mit ihnen wäre es allerdings sicher noch lustiger. Der mit zwei Bambusbäumchen verzierte Klassenraum, an dem Endou als nächstes vorbei kam, zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Da lagen sogar echte Kieselsteine auf dem Boden, die 4 Steinplatten einfassten, welche hinein führten. An seinem Eis schleckend ging Endou über diese und staunte nicht schlecht, als er sich plötzlich an einem Tempel wiederfand.

 

„Kauft Misangas, sie bringen euch Glück“, sagte ein Mädchen in einem Miko-Outfit, das hinter einem Tisch voller bunter Armbänder stand. Es befanden sich noch viele anderen Leute im Raum, die sich um den Tisch tummelten und teilweise diskutierten, was für ein Armband am besten zu ihnen passen würde. Endou runzelte die Stirn ein wenig planlos, aber neugierig schaute er sich diese Misangas mal genauer an.

 

„Rot steht für die Liebe“, sagte eine der Mikos zu zwei Mädchen, die ein Armband ins Auge gefasst hatten. „Wenn ihr es anbindet, dann müsst ihr fest an euren Wunsch denken und wenn das Armband schließlich von alleine wieder abfällt, dann erfüllt sich dieser Wunsch.“

Die Mädchen wurden aufgebrachter und erzählten Dinge, die Endou nicht wirklich verstand. Auf jeden Fall quietschten sie plötzlich erfreut und kauften sich beide ein Armband.

 

Endou ließ seinen Blick wieder über die bunten Misangas schweifen, bis seine Augen an einem stoppten. Wenn Herzen für Liebe standen, dann...

 
 

***

 

Kidou saß ruhig auf einem der Stühle und checkte seine Nachrichten. An ihrem Verkaufstempel lief es gut, das hatte ihm zumindest Ikeda geschrieben. Er lächelte einen kurzen Augenblick zufrieden, dann hob er den Blick wieder von seinem Handy und sah in das Gesicht ihres nächsten Kandidaten. Ein Zweitklässler, wie am Kragen seiner Schuluniform zu erkennen war, legte sich den Ball an der Torwand zurecht, den Sakuma ihm gereicht hatte.

Eine ihrer Managerinnen wünschte dem Jungen viel Erfolg und drückte die Daumen, aber die meiste Unterstützung bekam er von seinen Kumpels, die ihm gut zuriefen und ihn liebevoll neckten.

 

Der erste Schuss unten rechts prallte mit einem stumpfen Laut hart von dem Holz ab.

 

Kidou schlug ein Bein über das andere und lehnte sich weiter nach hinten. Es war langweilig, musste er zugeben, Leuten beim Torwandschießen zuzusehen. Wenn er die Ballberührungen beim Ballhochhalten zählen musste, erforderte das weitaus mehr Aufmerksamkeit von ihm. Aber das hier... Es war halt ein Job und bis jetzt war nicht einer dabei, der Potenzial gehabt hätte, für Kidou interessant zu sein.

 

Tatsächlich schaffte der Junge einen Treffer rechts unten und keinen einzigen links oben und blieb damit ziemlich blass. Zum Glück für den Fußball-Club schaukelten sich er und seine Freunde so weit hoch, dass jeder von ihnen sich an der Torwand maß, um einen gruppeninternen Sieger zu küren. Es brachte immerhin Geld und so lange die Jungs ihren Spaß hatten – umso besser.

 

Sakuma entfernte sich von ihrem Stand und machte sich erneut auf, ein bisschen Werbung zu machen. Kidou überließ ihm das Ansprechen von anderen freiwillig und raffte sich auf, um ebenfalls Werbung zu machen, aber auf seine Art. Er griff sich den Fußball und begann, ihn immer wieder mit der Pike, dem Hacken oder den Oberschenkel in die Luft zu stupsen, ohne ihn dabei auf dem Boden aufkommen zu lassen. Trotz seiner Konzentration bemerkte er, wie ein paar Leute stehen blieben, und ihm zusahen.

 

„Yo, Kidou! Sieht gut aus!“

 

Kidou hob den Blick vom Ball und sah einen ziemlich auffälligen rosa Haarschopf und neben dran noch ein bekanntes Gesicht.

„Guten Tag, Kidou-san!“

 

Er schmunzelte, als er den Ball unter seinem Fuß zum Stillstand brachte und war tatsächlich überrascht. Mit einem Besuch von Tsunami und Tachimukai hatte er ehrlich gesagt nicht gerechnet. Da war einer von Aphrodi und seinen Freunden wahrscheinlicher, denn deren Schule lag immerhin in der Nähe.

 

„Lange nicht gesehen“, stellte Kidou fest und Tsunami bestätigte die Aussage mit einem „Viel zu lange!“

 

„Weißt du, wo Endou-san steckt? Wir haben uns schon ein bisschen umgeschaut, aber ihn nicht gefunden.“

 

„Wenn er nicht bei seinem Geisterhaus ist, dann nicht. Aber er hat die Schicht nach mir, also wird er auf jeden Fall noch herkommen.“

 

Tachimukai lächelte zufrieden und nickte dann einmal. „Vielen Dank! Dann warten wir hier, oder Jou- … Tsu-Tsunami-san?“

 

Kidou konnte deutlich einen roten Schleier auf Tachimukais Gesicht sehen, als der peinlich berührt nach unten blickte und seine Finger knetete. Er sparte es sich, einen Kommentar dazu abzugeben, denn er musste Tachimukai nicht noch mehr beschämen oder verunsichern. Offenbar hatte der Junge sich nicht verändert, obwohl er mittlerweile ein Drittklässler war und der Kapitän seines Fußball-Clubs – hatte ihm Endou jedenfalls erzählt.

 

„Klar! Warten wir hier auf Endou!“, bestätigte Tsunami energisch und warf einen Blick auf die bunt bemalte Torwand. „Und das ist euer Stand, ja? Der Panda ist cool!“

 

„Also eigentlich ist das nur ein normaler Bär.“

 

„Was auch immer, wie wäre es mit einem Duell? Das ist längst überfällig!“

 

Die Energie, die Tsunami besaß war wie immer beeindruckend. Kidou beneidete ihn darum, auch wenn er sie selbst nicht so nach außen tragen würde. Auf dem Platz war die viel besser aufgehoben. Umso besser also, dass sie hier eine Torwand stehen hatten.

„Wie wäre es, wenn ihr beide euch duelliert? Wir haben schließlich noch die Chance dazu auf dem Platz bei der nächsten Meisterschaft. Aber gegen Tachimukai kannst du erst nächstes Jahr spielen.“

 

Tsunami blinzelte, dann grinste er breit und hatte offenbar verstanden. Er stemmte die Hände in die Hüfte und plusterte sich regelrecht auf.

„Alles klar! Das wird ein ganz besonderes Duell!“

 

Kidou spielte ihm den Fußball in die Arme und sah zu, wie sich Tsunami den Ball zurechtlegte und sich positionierte. Ein angespannt-konzentriertes Gesicht visierte das Loch rechts unten an. So einen Blick sah man selten bei dem ausgelassenen Surfer, musste er feststellen.

„Drei unten, Tsunami“, kündigte Kidou schließlich noch an, um sicher zu gehen, dass er die Regeln auch kannte.

 

„Klar, klar! Guckt genau hin! Ich mach sie alle rein!“

 

Er glaubte nicht dran, genau so wenig wie Tachimukai scheinbar, der sich neben ihn gesellte und einen eher skeptisch-angespannten Blick auf Tsunami richtete. Niedlicherweise sah es so aus, als ob der Torhüter wirklich die Daumen drückte, während er die Lippen zusammenpresste.

 

„Du schaffst das, Tsunami-san!“

 

Der erste Schuss traf allerdings nur auf Holz und ließ Tsunamis Gesicht ungläubig entgleisen. Es stachelte ihn an.

Doch es half nichts, denn auch Schuss zwei und drei schafften es nicht durch die runde Öffnung, obwohl Kidou zugeben musste, dass einer davon schon halb drinnen war.

 

„Ich schieß mich gerade erst warm“, tönte Tsunami, räumte das Feld und zupfte sich dabei an einer Haarsträhne.

„Beim nächsten Mal triffst du bestimmt“, baute ihn Tachimukai fast liebevoll auf, bevor er an ihm vorbei ging und sich nun selbst den Ball zurechtlegte. Dann stutzte er.

 

„Stimmt etwas nicht?“

 

„Ah, nein“, stellte Tachimukai etwas durcheinander fest. „Es ist nur so lange her, das ich mal an einer Torwand geschossen habe. Seitdem ich Torwart geworden bin, halte ich eigentlich nur noch Bälle.“

 

„Du schaffst das schon, Yuuki!“

 

„... Ich versuche mein Bestes.“

 

Kidou musste feststellen, dass Tachimukai immer noch den eingeschüchterten Blick besaß, den er viel zu oft bei ihm gesehen hatte. Es lag ein Stück Ehrgeiz darin, das ihm bestätigte, dass er sich Mühe gab und nicht versagen wollte. Aber seine Unsicherheit war nicht zu übersehen. Als Folge dessen traf er den Ball nicht richtig, der schließlich rechts neben der Torwand vorbei ging.

 

„Ah, mach dir nichts draus! Das ist gar nicht so leicht, wie es aussieht!“, rief Tsunami aufmunternd und joggte dem Ball hinterher.

Tachimukai sah trotzdem verunsicherter aus als zuvor. Doch der nächste Schuss und der damit verbundene Treffer hellten sein Gesicht auf und so schaffte er es sogar, den dritten ebenfalls zu versenken.

 

Tachimukai war erleichtert, Tsunami überrascht, aber gleichzeitig begeistert, so wie er den Jungen feierte und Kidou fühlte sich bestätigt in seiner Annahme zu wissen, wer die besseren Chancen bei diesem Duell hatte. Es endete genau so, wie er es erwartet hatte: Tachimukai gewann, nachdem er sogar oben noch einmal traf und Tsunami schaffte immerhin den Ehrentreffer.

 

„Der Wahnsinn, Yuuki! Ich wusste nicht, dass du so gut bist! Aber du hast dich total in den Flow geschossen und die Torwand gerockt!“

Tsunami ließ seine ganze Begeisterung heraus. Er legte Tachimukai den Arm um den Hals und strubbelte ihm kräftig durch die Haare, sodass es eher aussah, als hätte er ihn im Schwitzkasten als eine liebevolle Geste.

 

„Ich bin nicht überrascht“, stellte Kidou klar und erntete damit die Blicke zweier Augenpaare, sogar Tsunami hielt in seiner Bewegung inne und war sichtlich überrascht. „Tachimukai hat vielleicht kaum Erfahrung darin, aufs Tor zu schießen, aber er würde vermutlich sogar gegen einen Stürmer einen Vorteil haben. Ein Verteidiger wie du hat es da doppelt schwer.“

 

„Hä? Verstehst du das, Yuuki?“

 

„Ich bin mir nicht sicher... Aber vermutlich geht es um gezielte Schüsse, wie bei einem Abstoß, statt um harte Torschüsse, die normalerweise von einem Stürmer ausgeführt werden.“

 

Kidou nickte zufrieden.

„Genau. Die langen Abstöße, die Tachimukai täglich passgenau in den Fuß seiner Mitspieler spielt sind die Ursache dafür, dass er besser zielen kann. Er kann die Flugbahn des Balls viel sicherer einschätzen, auch auf längere Distanz.“

 

„Jetzt verstehe ich das! Kein Wunder, dass er mich besiegt hat, da hatte ich ja gar keine Chance!“, lachte Tsunami heiter auf und knuddelte Tachimukai noch einmal.

 

Die beiden so zu sehen ließ Kidou noch einmal schmunzeln unter der Erkenntnis, dass es vielleicht doch möglich war, in seinem besten Freund auch einen Liebhaber zu haben.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Schangia
2018-08-07T17:27:57+00:00 07.08.2018 19:27
Ich find's klasse, wie viel Bezug du zu früheren Ereignissen in der Serie nimmst – Aliea, Edgars Party, Ichinose und Domon –, das gibt der ganzen Story gleich viel mehr Glaubhaftigkeit, so als könnte es tatsächlich so passieren.

"Er verstand nicht bei jedem, was der ausschlaggebende Punkt sein sollte, aber das war ja egal."
Gouenjis Zweifeln war so herrlich, und ich musste mir Fudou einfach dabei vorstellen, wie er sich vor seinen Klassenkameraden aufbaut und jeden einzelnen beurteilt xD "Du hast breite Schultern, du bist der wortkarge Typ, du der kleine Bruder oder Kackbratze, wie ich es gerne nenne – und du hast bestimmt einen ganz tollen Charakter, aber das Feld müssen wir auch abdecken."

UND ICH WUSSTE DASS DU SAKUMA IN EIN KLEID STECKST
Ich hab geschrien und protestiert und gelacht – aber was ist der Junge auch so pretty eh, selbst schuld. UND – ich will wissen, was damals zwischen Fudou und Sakuma vorgefallen ist, dass sie jetzt wieder häufiger aneinander geraten. Fortsetzung maybe? (Ich verspreche auch, diesmal nicht erst so spät zu kommentieren ///D)

Ich hab mich mega über Tsunami und Tachimukai gefreut, die zwei Süßen! ;; Und natürlich muss Aphrodi einmal namentlich erwähnt werden ;)

Oh! Und die kreischenden Mädchen haben mich an meine eigenen Erfahrungen in einem japanischen Horrorhaus erinnert, also danke dafür xD
Antwort von:  Aphrodi
08.08.2018 00:29
Das sind einfach - ehrlich gesagt - einfach Dinge, die mir so beim Schreiben eingefallen sind. Immer dann, wenn ich so in der Sicht des Charakters steckte... dann fielen diese Bezüge wie automatisch. Ein bisschen verrückt, wenn man so drüber nachdenkt. Also eigentlich kein Lob, das mir gilt, weil es gar nicht bewusst gewollt ist. :'D

Hahahaha, die Vorstellung ist super, ja XD Fudous Next Host Club - der Vorentscheid. - Das Finale, usw... XD Leider hat Gouenji überhaupt keinen Blick dafür, welcher Kerl jetzt bei Frauen wie gut ankommt... also war es gut, dass Fudou diesen Job übernommen hat. Der hat ja voll den Plan, wie du siehst XD

Hihihiihihihihi... Wie hätte ich es nicht tun können?! Es ist doch fast schon Schulfesttradition, dass ein Charakter in ein Kleid gesteckt wird. Und dann haben wir hier Sakuma, der geradezu darum bettelt. Fudou wollt es auch, ich weiß es... (Jeder wollte es)
Oh, das mit Fudou und Sakuma.... ja also, diese FF ist ne Sidestory und der eigentliche Teikoku interne Plot, der etwa zeitüberlappend spielt, ist in der anderen FF. War jetzt für diese Story nicht so wichtig. Aber ist jedenfalls schon geschrieben - sollte aber vielleicht mal weitergeschrieben werden, haha...

Ich lieeeeeeebe Tachimukai und Tsunami einfach. Und sie dort auf ein geheimes ungeheimes Date zu schicken, kam mir gerade recht! Das mit Aphrodi... ja, das ist auch eher deswegen, weil Kidou in der anderen FF mit ihm zu tun bekommen hat (off screen) und die Stelle war ja aus Kidous Sicht XD Hatte aber keine Lust, Aphrodi auf dem Schulfest seinen Job machen zu lassen und dann noch Suzuno und Nagumo im Schlepptau zu haben XD

Du warst mal selbst in so einem Horrorhaus? Oh mein Gott XD Ich habe mir für die FF Videos auf Youtube angesehen. Und da haben die Mädels echt schon gekreischt, als noch gar nichts passiert war. Das war so hart, aber auch lustig XD Ich hoffe, deine Erfahrung war auch so gut XD
Antwort von:  Schangia
08.08.2018 01:00
Egal, ob's bewusst war oder nicht, nimm das Lob einfach hin XDDDDD

Fudou würde sich sehr gut in solchen Formaten machen, vielleicht sollte er den Fußball an den Nagel hängen und ins Entertainment Geschäft einsteigen. Wäre vielleicht auch besser für Sakumas Herz. xD

Das stimmt allerdings, einer muss immer ins Kleid, und wer wäre da besser geeignet als Sakuma ////D (Fudou wollte, Kidou wollte, Genda wollte erst recht - ja, wirklich, alle wollten es)
Ooooh! Okay, dann muss ich die Story auch mal lesen~ >:D Vor allem wenn die kleinen Fake-Koreaner auch noch vorkommen.

Yep, während meines Auslandssemesters mit ein paar Freunden, war mega xD Wir waren zu sechst und die zwei Kerle sind mit je zwei von den vier Mädchen rein. Meine Gruppe zuerst, aber wir zwei Europäer/Amerikaner waren gechillt. Als wir dann draußen gewartet haben, konnten wir die Schreie der zweiten Gruppe hören und kurze Zeit später sind die zwei Damen mir dann immer noch kreischend in die Arme gelaufen und haben sich beschwert, dass Masashi sie nicht ordentlich beschützt hat XDDDDD
Also ja. YouTube war akkurat.


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