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Ruf der Sterne

von

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gelbe Augen

"Willst du es zuerst Stachelherz oder Farnfuß sagen? Am besten gehen wir überhaupt erst zu Sturmstern." Schwarzstreif sah seine Schülerin auffordernd an. Diese erwiderte den Blick nun etwas gefasster. Verneinend schüttelte sie den Kopf. "Sie wären nur gekränkt, wenn sie es nicht als erstes erfahren würden." Ihr Mentor nickte knapp und sah sich um. Sie waren immer noch knapp hinter der Grenze. Sturmstern hatte alle hier versammelt und nun ruhten sie sich noch ein wenig aus oder versorgten einige Wunden notdürftig mit Spinnenweben. Etwas weiter hinten entdeckte er Farnfuß und Streifenpfote, die sich suchend umschauten. Als sich ihre Blicke trafen bedeutete er ihr mit einer einfachen Geste, dass sie zu ihm kommen sollte. Als sie aufstand und einen Weg in seine Richtung suchte sah sich Schwarzstreif weiter nach Stachelherz um. Der Krieger lag etwas abseits und leckte ein paar Wunden sauber. Schwarzstreif bedeutete Amselpfote, dass sie warten solle wo sie war. Er selbst ging zu Stachelherz hinüber. "Komm mal kurz mit. Amselpfote muss dir etwas sagen." Der graue Krieger sah ihn zwar leicht genervt an, stand aber ohne Widerworte auf.

Kurz darauf sahen die Zwei Amselpfote auffordernd an. Diese lehnte sich ein wenig mehr zu Schwarzstreif. "Es tut mir so leid. Im Kampf haben Stachelpfote und ich einen Krieger verfolgt und dann... ist sie in eine Zweibeinerfalle geraten." Die Eltern der Schülerin sahen sich schockiert an. Beide teilten die Trauer um den Verlust ihres zweiten Kindes. "Ich hätte sie beschützen sollen anstatt allein zu kämpfen. Ich hätte es verhindern können..." Stachelherz schien in einer eigenen Welt zu sein. Amselpfote, die mit Vorwürfen ihr gegenüber gerechnet hatte, sah ihn schüchtern an. "Ich habe noch eine Na- Nachricht von ihr. Sie wollte, dass du nicht mehr um Schwarzjunges trauerst sondern weitermachst. Stachelpfote hat sich über alles gewünscht, dass ihr euch wieder versteht."

Stachelherz stand ohne ein Wort auf. Sein Blick schien nichts zu fokussieren. Langsam setzte er einen Schritt vor den anderen und entfernte sich so von der Gruppe. Farnfuß dagegen starrte einfach nur auf den Boden und kämpfte stumm mit ihren Gefühlen. Schwarzstreif stand leise fluchend auf und lief Stachelherz hinterher. Wenn er so durch den Wald ginge wäre es nur eine Frage der Zeit bis er ebenfalls gefangen würde!
 

Als Schwarzstreif seinen Clankameraden eingeholt hatte stellte er sich ihm sofort in den Weg. Stachelherz sah überrascht auf, als er in den Kater hineinlief. "Was willst du?" In seiner Stimme schwang Hass und Abscheu mit. Etwas, das vor Monden gang und gebe bei ihm war. "Aufpassen, dass du in keine Falle gerätst." Schwarzstreif suchte seinen Blick, der aber starrte überall hin außer auf den Zweiten Anführer. "Geh schon weg. Selbst wenn ich gefangen werde ist es mir egal. Ich sehe keinen Nachteil darin."

"Was wird dann aus deiner Familie? Aus Farnfuß und Streifenpfote? Sie würden dann nicht nur Stachelpfote sondern auch dich am gleichen Tag verlieren."

Stachelherz sah ihm nun endlich in die Augen. Es brauchte keine Worte mehr, denn beide wussten, dass Schwarzstreif diese Gefühle nur zu gut kannte. "Ich hasse dich so sehr." Schwarzstreif sah ihn fragend an. Es stimmte. Seit er denken konnte, hasste Stachelherz ihn. "Warum eigentlich?" Der Kater sah leicht beschämt zu Boden. "Am Anfang wollte ich dich eigentlich nur etwas ärgern. Aus einem Impuls heraus, wenn du verstehst." Schwarzstreif bohrte seine Krallen in den Boden um sich im Zaum zu halten. "Nein, ich verstehe eben nicht. Du hast mich nicht geärgert, sondern auf meinem Bruder herum gehackt.2 Stachelherz musste den Blick abwenden. Instinktiv machte er sich etwas kleiner. "Ich weiß, das es nichts bedeutet, aber ich bereue es wirklich. Ich weiß gar nicht mehr, was ich mir dabei gedacht habe." Schwarzstreif schnaubte: "Du hast recht, es bedeutet gar nichts." Er wollte noch etwas sagen, verkniff es sich allerdings. Der Kater musste im Moment bereits genug durchmachen. Stachelherz nickte langsam. "Wir beide haben viel verloren. Aber ich hasse dich, weil du stark genug warst allein weiter zu machen. Mir saß ständig Pinienstern im Nacken. Er wollte mich wohl zum perfekten Krieger machen und als solcher hat man anscheinend keine Zeit um richtig zu trauern. Du dagegen konntest dein Training schleifen lassen solange du wolltest." Schwarzstreif ging auf das Gesagte nicht ein. "Lass uns zurückgehen und unsere Wunden von einem Heiler versorgen. Dann kannst du mit Farnfuß über deine... Probleme reden. Sie kann dir dabei sicher besser helfen als ich." Stachelherz sah zwar nicht ganz begeistert aus folgt ihm jedoch wieder zurück zum Lager.
 

Weißflamme hatte alle mühe mit der Behandlung der Katzen. Nicht nur musste er den Großteil selbst erledigen, er musste auch Falkenpfote überwachen. Der Heilerschüler verwechselte immer wieder die Kräuter und würde alles nur noch schlimmer machen, wenn Weißflamme nicht so aufmerksam wäre. Oft dachte er, dass er ohne seinen Schüler schneller und effizienter wäre. Unter normalen Umständen hätte Weißflamme Sturmstern schon längst gefragt, ob es nicht besser für Falkenpfote wäre wenn er nicht zum Krieger ausgebildet werden würde. Die Last eines Heilers passte einfach nicht zu dem Gefleckten. Aber der Sternenclan sprach nunmal zu ihm. Und das musste doch einen Grund haben. Weißflamme wusste bis heute nicht, warum der Sternenclan ihn ausgewählt hatte. Vielleicht hatte es auch nur den Grund, dass er Amselschwinges Schüler sein konnte bevor dieser starb. Der Heiler dachte immer wieder gerne an seinen Mentor zurück, mit dem er sich oft an Halbmonden traf. Aber immer wenn er an die schönen Zeiten dachte, glitten seine Gedanken immer wieder zu dem schicksalhaften Tag. Sie wollten Kräuter sammeln gehen. Es war ein ganz normaler Tag, außer das er den Fuchsbau nicht bemerkte. Amselschwinge dagegen sah den Fuchs, der hinter Weißflamme auftauchte, früh genug. Der jetzige Heiler merkte nur, wie ihn sein Mentor zur Seite stieß. Als er aufsah musste er mit anblicken, wie der Kater schlaff im Maul des Fuchses hing. Dieses Bild verfolgte ihn immer noch in seinen Träumen. Das einzige, was er in dem Moment tun konnte war sich selbst zu retten. Als Heiler wusste er, wie eine tote Katze aussah. Dennoch machte sich Weißflamme bis heute Vorwürfe. Warum hat er den Fuchs nicht früher bemerkt? Warum hatte es nicht ihn erwischt? Warum war er so feige gewesen und ist weggelaufen? Amselschwinge hätte noch am Leben sein können. Er hätte seinen Mentor retten können. Tief in seinem Inneren wusste Weißflamme zwar, das es die richtige Entscheidung gewesen ist, aber er wollte es nicht wahrhaben. Sein Mentor war vor seinen Augen gestorben und er konnte nichts ausrichten. Weißflamme sah traurig zu Falkenpfote, der gerade nachdenklich auf zwei Kräuter starrte. "Thymian wirst du nicht brauchen, Falkenpfote. Schattenpelz steht allen Anschein nach nicht unter Schock." Der Heilerschüler sah erschrocken auf, nickte aber verstehend.

Weißflammes Blick ruhte noch etwas länger auf seinem Schüler, bis er sicher war, dass er die Große Klette richtig anwendete. Der Heiler widmete sich wieder seinen eigenen Patienten, als Schwarzstreif dicht gefolgt von Stachelherz ins Lager kam. Er sah den grauen Krieger mitleidig an, da Sturmstern bereits gesagt hatte, was mit seiner Tochter passiert war. Mit Sicherheit war Stachelpfote nicht die einzige, die in dieser Schlacht in eine Falle geraten ist. Die Zeiten waren schwer. Sonst kamen die Zweibeiner nur vereinzelt, jetzt aber kamen sie in Horden und rissen den Erdboden auf oder versteckten Fallen. Erst neulich hatte er einen Hasen in solch einer gefunden. Die Zweibeiner nahmen vor nichts Rücksicht.

Der Heiler machte sich an die Behandlung des Zweiten Anführers. Seine Wunden waren nicht sehr tief, was ihn überraschte. Sonst kam Schwarzstreif immer ganz knapp mit dem Leben davon. Eines war klar, dieser Kater war ein Überlebenskünstler.

Weißflamme musste zusammen zucken, als er eine Prophezeiung erhielt.
 

Er sah vor sich einen braunen Kater stehen. Überrascht erkannte er Pinienstern. Hinter dem alten Anführer reihten sich noch mehr Katzen auf. Ohne sie zu kennen, wusste Weißflamme wer sie waren. Alle Anführer, die der Nachtclan jemals gehabt haben standen hier in einer Reihe. Nun bemerkte er auch, dass sich vor Pinienstern eine neue Gestalt bildete. Sturmstern. Nach einer Zeit stand der jetzige Anführer ebenfalls bei den anderen. Als das vollendet war, erschien für den Bruchteil einer Sekunde Schwarzstreifs Gestalt. Doch bevor sie richtig anwesend war, fiel Weißflamme plötzlich. Über sich sah er gelbe, kalte Augen.

Als er wieder stehen konnte, bemerkte er, dass er über der Mondsenke schwebte. Erstaunt sah er auf den Platz hinab, an dem sich die vier Clans immer bei Vollmond versammelten. Aber etwas war anders. Überall lagen tote Katzen. Blut sickerte von allen Seiten in den Boden und färbten ihn Rot. In der Mitte stand ein Kater und sah sich um. Schwarzstreif.

Weißflamme wurde von einem Blitz geblendet und als er wieder sehen konnte, waren nur noch die gelben Augen da. Nur diesmal starrten sie nicht den Heiler an. Vor ihm bildete sich die Gestalt einer braunen Katze, die den Blick erwiderte. Links und Rechts erschienen nun ebenfalls zwei Katzen. Drei Katzen, eine Braune, eine Sandfarbene und eine Rote starrten zu den gelben Augen hinauf.
 

Weißflamme kam wieder zu sich und starrte auf Schwarzstreifs Pelz. Was hatte das alles nur zu bedeuten? Wird Schwarzstreif etwa das Ende des Nachtclans oder sogar aller Clans einleiten? Er erinnerte sich daran, dass Amselschwinge den Zweiten Anführer damals sehr verstört angestarrt hatte. Ob er die gleiche Prophezeiung erhalten hatte?

Weißflamme zuckte zusammen, als Schwarzstreif ihn mit seinen gelben Augen fragend ansah.



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