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Ruf der Sterne

von

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Zeremonien

Sturmstern kam mit dem schwarzen Heiler ins Lager getrottet. Es brach bereits der Morgen an und einige Katzen nickten ihm respektvoll zu. Mit seinem neuen Rang war er noch nicht vertraut und es war ihm sehr unangenehm. In seinem neuen Bau lag ein Stück Frischbeute und sein Nest war frisch gemacht. Doch er wollte noch nichts essen. Zuerst musste er mit seinen Kriegern über die letzte Prüfung von Spechtpfote und Weizenpfote reden.

Er bestellte jeden zu sich in den Bau, was sich schnell als schlechte Idee erwies. Farnfuß stand fast schon auf Stachelherz oben, Schattenpelz und Distelschweif klebten schon fast an ihm und Schwarzstreif musste sich verrenken um überhaupt irgendwie noch Platz zu haben.

Der riesige Kater meldete sich schlecht gelaunt zu Wort: "Können wir nach draußen gehen? Ich weiß schon gar nicht mehr, welches Bein zu mir gehört und welches nicht." Distelschweif schnurrte vergnügt. "Also ich finde es kuschelig, was ist mit dir, Stachelherz?" Der graue Kater verengte seine Augen zu Schlitzen. "Zu viel Körperkontakt. Dieses eine Mal muss ich Schwarzstreif recht geben." Sturmstern senkte den Blick. "Na schön, ihr zwei habt recht, gehen wir hinter den Bau und reden draußen weiter." Schwarzstreif, der am nähesten am Eingang saß, setzte sich in Bewegung, als plötzlich ein komisches Geräusch ertönte. Schwarzstreif entglitt ein Fluch und alle sahen ihn fragend an. "Ich bin auf Frischbeute getreten. Die kann man jetzt nicht mehr essen und ich darf mich jetzt schon wieder putzen!"
 

Als sich alle erneut versammelt hatten, eröffnete Sturmstern sogleich das Gespräch. "Also, wie waren sie?" Stachelherz ergriff sofort das Wort. "Gejagt haben sie beide gut, aber Spechtpfote hat keine Verantwortung übernommen und sich und ihre Jungen einem zu großen Risiko ausgesetzt. Mit Weizenpfote dagegen war ich zufrieden." Doch Schattenpelz war anderer Meinung. "Weizenpfote konnte im Kampf nicht klar denken. Das hat man ganz genau gesehen und ohne Spechtpfote hätte er es niemals geschafft." Farnfuß richtete sich auf. "Ich war ja von beiden beeindruckt. Es war das erste mal, dass wir die Prüfung so durchgezogen haben. Im Jagen waren sie beide gut, und im Kampf war Weizenpfote an sich besser, aber Spechtpfote konnte noch klar denken."

Sturmstern nickte und sah Distelschweif und Schwarzstreif an. "Und was sagt ihr?" Distelschweif meldete sich zuerst. "Spechtpfotes Taktik, den Gegner zu wechseln, hat mich sehr überrascht. Sie kämpft eher defensiv und Weizenpfote eher offensiv. Jeder hat seine Stärken im Kampf, doch sie hätte es uns sagen sollen." Schwarzstreif stand wütend auf. "Ihr überseht alle, was wichtig ist! Weizenpfote wollte fliehen im Angesicht der Gefahr. Spechtpfote blieb, obwohl sie wusste, dass sie Schwanger war! Sie hätte ihr Leben und das ihrer Jungen für den Clan gegeben! Und das Gesetz der Krieger besagt doch, dass man sein eigenes Leben für das des Clans geben soll! Sie hat also nur das Gesetz der Krieger befolgt. Sie hat sogar gesagt, dass sie uns nicht zum Lager lassen wird!" Nach seinen kleinen Wutausbruch setzte er sich wieder hin und starrte jeden einzelnen an. Einige sahen betroffen zu Boden. Sturmstern erhob sich. Schwarzstreif sah ihn nochmal warnend an. "Denk daran, es ist deine Entscheidung, nicht unsere. Du bist der Anführer." Farnfuß schnellte plötzlich nach oben. "Wen wirst du überhaupt zu deinem Stellvertreter ernennen? Weißt du es schon?" Alle sahen nun den Anführer fragend an. Dieser senkte peinlich berührt den Kopf. "Lasst euch einfach überraschen. Ich glaube, wir sind jetzt fertig. Ihr könnt gehen." Die Krieger erhoben sich und gingen einer nach dem anderen weg. Als letzter stand Schwarzstreif auf. "Warte noch. Ich will noch etwas mit dir bereden."
 

Sturmstern hievte sich auf die Silbertanne. Wie er es jetzt schon hasste. Er hatte viel lieber festen Boden unter seinen Füßen auf den er ohne große Gefahr fallen kann. Wenn er von hier oben herunter purzeln würde… Er schob den Gedanken schnell beiseite und konzentrierte sich auf seine erste Aufgabe als Anführer.

"Ich rufe alle Katzen, die alt genug sind, um sich in der Nacht geräuschlos anzuschleichen, auf, sich für ein Clantreffen zu versammeln!" Er wartete nervös bis jeder anwesend war. Fichtenpelz und Stachelherz scheuchten ihre Schüler in die Mitte. Spechtpfote sah unsicher zu Sturmstern auf, während in den Augen ihres Bruders Bewunderung brannte. Fichtenpelz tuschelte noch schnell mit Stachelherz, ehe er aufschaute. "Fichtenpelz, Stachelherz. Seid ihr davon überzeugt, dass eure Schüler bereit sind, Krieger zu werden?" Fichtenpelz nickte ohne zu zögern, während Stachelherz seinen Blick nicht von Spechtpfote löste. Zögernd nickte er. Er schien nicht sehr begeistert zu sein.

Sturmstern schauderte. Was hätte er getan, wenn Stachelherz abgelehnt hätte? Schnell konzentrierte er sich wieder auf die Zeremonie. Hoffentlich müsste er das nicht herausfinden.

"Ich, Sturmstern, Anführer des Nachtclans rufe meine Kriegerahnen an und bitte sie, auf diese Schüler herabzublicken. Sie haben hart trainiert, um euren edlen Gesetze gehorchen zu können und ich empfehle sie euch nun als Krieger.

Spechtpfote, Weizenpfote, versprecht ihr, das Gesetz der Krieger einzuhalten und den Clan zu beschützen und zu verteildigen, selbst wenn es euer Leben kostet?"

"Ich verspreche es," sprachen beide gleichzeitig.

"Dann gebe ich euch, mit der Kraft des Sternenclans, nun eure Kriegernamen. Weizenpfote, von diesem Augenblick an wirst du Weizenpelz heißen. Der Sternenclan ehrt deine Geduld und deine Kraft und wir heißen dich als vollwertigen Krieger im Nachtclan willkommen."

Unbeholfen sprang er vom Ast und ging auf den neuen Krieger zu. Er legte seine Schnauze auf seinen Kopf und Weizenpelz leckte ihm ehrerbietig die Schulter. Dann erhob er sich wieder und reihte sich bei den anderen Kriegern ein. Mit vor Stolz geschwellter Brust sah er seiner Schwester in die Augen. Diese erwiderte voller Vorfreude seinen Blick.

"Spechtpfote, von diesem Augenblick an wirst du Spechtfeder heißen. Der Sternenclan ehrt deine Entschlossenheit und deine Loyalität und wir heißen dich als vollwertige Kriegerin im Nachtclan willkommen." Er ging auf sie zu und bemerkte geschockt ihren Blick. In ihren Augen lag Angst und Unsicherheit. Keine Erleichterung oder Freude. Was war los? Schnell schüttelte er seine Zweifel ab und legte seine Schnauze auf ihren Kopf. Zögernd leckte sie ihm seine Schulter und zog sich schnell zurück. Von allen Seiten wurden die neuen Namen gerufen, sogar von Schwarzstreif. Hämisch starrte er sie an. Wie wunderschön. Ob er sie danach aufklären sollte, damit sie nicht total paranoid wurde? Vielleicht. Aber das hatte noch Zeit.

Doch Sturmstern erhob erneut seine Stimme.

"Fichtenpelz, ist es dein Wunsch, den Namen als Krieger abzulegen und zu den Ältesten zu gehen?"

Der braune Kater sah ihn zuversichtlich an. "Ja, das ist mein Wunsch. Ich habe dem Nachtclan lange Zeit stolz gedient, doch die Schüler müssen mal wieder lernen, wie sie Zecken aus den Pelzen der Ältesten entfernen, ehe sie das vergessen."

Hier und da schnurrten einige Katzen amüsiert, außer die zwei Schüler.

"Der Clan ehrt dich für all die Dienste die du ihm erwiesen hast und ich bitte den Sternenclan dir noch viele Monde der Ruhe zu schenken. Den Schülern wird dies sicherlich zu Gute kommen." Sturmstern schnurrte kurz und als sich Fichtenpelz zurückgezogen hatte, fuhr er wieder fort.

"Drei Zeremonien an meinem ersten Tag! Sternenclan, steh mir bei!"

"Es ist an der Zeit, dass der Nachtclan einen neuen Zweiten Anführer bekommt." Die Menge wurde unruhig und wartete gespannt.

"Schwarzstreif wird der neue Zweite Anführer des Nachtclans sein."

Die Katzen des Nachtclans sahen überrascht zu Schwarzstreif. Jetzt merkten sie erst, dass er überhaupt anwesend war und nicht in irgendeiner Ecke kauerte. In Erwartung, dass er ablehnen würde, hielten sie alle vor lauter Anspannung die Luft an. Als er sich endlich rührte, stand er nur auf und schaute jeden an. Und dann nickte er Sturmstern zu. Er war einverstanden?!

Fleckenpfote löste sich als Erster aus seiner Starre und rief freudig Schwarzstreifs Namen in den Wald hinaus. Zögernd stimmten die anderen mit ein und Sturmstern grinste.

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"Was willst du noch, Sturmstern?"

"Ich möchte dich etwas fragen."

"Und das wäre?"

"Würdest du annehmen, wenn ich dich zu meinem Stellvertreter ernennen würde?"

"Warum solltest du mich überhaupt zum Zweiten Anführer machen wollen?"

"Ich weiß, jeder andere Anführer würde es nicht machen, da du… anders bist. Aber ich sehe in dir die Stärken, die ein Zweiter Anführer und später ein Anführer braucht. Du behältst einen kühlen Kopf und konzentrierst dich auf das Wichtigste. Schwarzstreif, du trautest dich sogar, Pantherstern auf einer Großen Versammlung herauszufordern und hast ihn im Prinzip besiegt! Außerdem bist du entschlossen und hast gute Ideen.”

"Ja, aber ich rede nicht gerne und hätte am liebsten keine Katzen um mich herum. Entschlossen trifft es wohl auch nicht. Die anderen würden mich als stur bezeichnen. Und außerdem, würden sie mich überhaupt akzeptieren?"

"Keine Sorge, sie werden dich schon nicht in der Luft zerreißen.”

“Bei Stachelherz bin ich mir da nicht so sicher."

"Stachelherz wird bald genug zu tun haben."

"Und außerdem will ich kein Anführer werden! Ich will doch nur Ältester werden, ist das zu viel verlangt?"

"Du kannst dich doch wie jeder andere zum Ruhestand begeben, wenn du denkst, dass es Zeit ist. Pinienstern war nur zu stur dazu und wollte sich sein Alter nicht eingestehen."

"Das ändert nichts daran, dass ich kein Zweiter Anführer werden will."

"Warum denn?"

"Elsternpelz."

"Nur weil dein Vater unbedingt Stellvertreter werden wollte, musst du dich nicht davor fürchten. Niemand wird dich mit ihm vergleichen, Schwarzstreif."

"Vielleicht, aber gibt es keine Alternative?"

"Sagst du nicht immer, dass alle Mäusehirne sind? Welches Mäusehirn würde denn, außer dir, passen? Von welchem Mäusehirn willst du den Befehle erhalten, Schwarzstreif?"

"Du spielst unfair, Sturmstern. Na schön, ich werde darüber nachdenken. Aber das war noch kein Ja, verstanden!"

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Er hatte die richtige Wahl getroffen. Zum Glück hatte Pinienstern ihm einen Schüler gegeben, wenn es auch Windpfote war, ansonsten hätte Sturmstern ihn nicht zu seinem Stellvertreter ernennen können.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  MyokoMyoro
2016-10-15T09:25:13+00:00 15.10.2016 11:25
Das nenne ich eine überraschende Wendung. Schwarzstreif wird zweiter Anführer. Ich stimme, um Ehrlich zu sein, mit Sturmsterns Agumenten überein. Schwarzstreif wird ein guter zweiter Anführer und später Anführer des Nachtclans sein.
Ich freue mich schon auf das nächste Kapitel.
Deine Myoko
Antwort von:  Wolfsfeuer
15.10.2016 19:57
Schwarzstreif muss sich sein eigenes Potenzial nur noch bewusst werden :)


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