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Daily Love

von

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Bar Blues

Wir saßen beide in einer dieser Bars, die nie zu schließen schienen.

Jeder der unter der Woche hier war, schleppte etwas mit sich herum.

So viele Geheimnisse und Lebensgeschichten mussten durch permanentes Schlucken unten gehalten werden.

Der Barmann sah uns stänig mit einem Dauergrinsen an.

Allgemein fielen wir stark auf.

Die anderen waren alle eher mürrisch, mit starken Alkoholfahnen und tiefen Augenringen.

Unser Gespräch gab nicht wirklich viel her.

Ein zögerliches Abtasten und entlang Gleiten der Oberfläche.

Wie es auch nicht anders hätte sein können.

Er nannte sich Takashi und es fiel ihm um einiges leichter als mir, das Gespräch nicht abreisen zu lassen.

Wenn er erzählte, blickte er mit seinen Augen in ein verlorenes Irgendwo, das über meiner rechten Schulter zu liegen schien.

Das gab mir Gelegenheit, etwas länger sein Gesicht zu betrachten.

Stahlblaue Pupillen, definierte Brauen, Piercings an einer der Brauen, an der Nase und mittig der Unterlippe.

Seine Haut war porentief rein und schneeweiß, und das am ganzen Körper.

Unwerfend schön einfach.

Die kühne Gleichgültigkeit war wie ein langsam einsetzender Rausch, dessen Wirkung abhängig machte. Das leichte Grinsen seiner Mundwinkel hatte einen Hauch von Süße.

Seine Geschichte hätte mich sehr interessiert, aber es war unangebracht, danach zu fragen.

Meine Versuche, ihn für mich einzunehmen verliefen ins Leere.

Wir beide wussten, dass er jederzeit hätte aufstehen und gehen können.

Aber er blieb sitzen.
 

Der Morgen war kalt und grau.

Mir war, als hinge der Geschmack von Asche in der Luft.

In den Bäckerein brannte Licht hinter verschlossenen Fenstern.

Die Tageszeitung steckte bereits in den Briefkästen.

Orientierungslos blieb ich stehen.

Takashi fasste mir über die Schulter und dirigierte mich zu seinem Wagen.

Kurz vor dem Eingang meines Blockes rüttelte er mich wieder zurück ins Leben.

Ich kauerte auf dem Beifahrersitz.

Kein Kuss zum Abschied, aber seine Stimme hatte die ganze Nacht noch nie so warm geklungen wie bei diesem "Tschau"



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