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Wirbelwinderleuchtung

Lelo x Kim | Lelos PoV
von

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Lauf, Lelo, lauf

Es ist Sommer und mindestens 28° draußen und viele mosern darüber, dass unsere Sportlehrer so unerbittlich sind, mit uns auf den Sportplatz zu gehen, statt in der Halle zu bleiben, aber mir kann das nur recht sein. In der Halle kann man nämlich kaum atmen, so stickig ist es da drin, und die Sonne scheint einem zwar nicht direkt auf den Pelz, aber es ist definitiv wärmer. Und hatte ich schon den akuten Sauerstoffmangel erwähnt?
 

Unser Sportlehrer dieses Jahr ist Herr Böckmann und ich muss sagen, dass ich ihn nicht besonders leiden kann. Es wirkt immer ein bisschen so, als hätte er seinen Beruf verfehlt und wäre eigentlich viel lieber zum Militär gegangen. Genauso redet er mit seinen Schülern und Schülerinnen auch. Er schreit immer wahnsinnig viel herum, klatscht dauernd in die Hände und sein Lieblingswort ist »Zack«. Ich hätte lieber wieder Frau Kremer zurück, aber vielleicht haben wir ja nächstes Jahr mehr Glück.
 

Generell kann es ja eigentlich nur besser werden, wenn wir erst mal unsere Kurse wählen dürfen und auch in Sport aussuchen können, was wir im Halbjahr machen. Dann muss ich mich nie wieder mit Hockey oder Fußball herumschlagen – ich finde beide Sportarten ganz schrecklich. Abgesehen davon habe ich eigentlich immer viel Spaß an Sport.
 

»Ich schmelze«, jammert Miguel neben mir, während wir uns draußen auf dem Rasen aufstellen – ordentlich in einer Reihe, wie Herr Böckmann es am liebsten mag – und anfangen, uns zu dehnen. Bestimmt kriege ich einen Sonnenbrand auf den Ohren. Im Moment machen wir in Sport Leichtathletik und ich liebe es. Ich springe gerne, werfe gerne und am allerliebsten mag ich Laufen. Sprinten oder Dauerlauf, ist mir ganz egal. Nicht, dass ich es jemals laut aussprechen würde, aber ich bin schon ziemlich stolz darauf, dass ich der schnellste aus unserer Klasse bin.
 

Pia steht neben mir und ich sehe bereits ein paar kleine Schweißperlen auf ihrer Stirn. Wenn ich auf den Ohren einen Sonnenbrand bekommt, dann bekommt sie sicherlich einen auf den Schultern – sie trägt nämlich ein Top.

»Wenn ich einen Hitzschlag bekomme, muss ich mir wenigstens Politik nicht antun«, sagt sie leise zu mir und wischt sich mit dem Handrücken über die Oberlippe. Ich gluckse leise.
 

»Dabei bist du doch Hernickes Liebling«, gebe ich zurück und wir setzen uns alle gemeinsam ins Gras, um dort weiter die vorgegebenen Dehnübungen auszuführen. Herr Böckmann stolziert vor uns herum und trägt wie immer nur eine viel zu eng anliegende Radlerhose, die nichts der Fantasie überlässt. Ein optischer Alptraum.
 

»Das macht es nicht weniger langweilig, wenn er in seiner monotonen Stimme 45 Minuten lang durchquatscht«, zischelt Pia zurück und ich bin beeindruckt darüber, wie gelenkig sie ist. Ich kann meine Stirn definitiv nicht auf mein Knie legen, wenn ich breitbeinig auf dem Boden sitze.
 

Außer uns sind auch noch andere Schüler auf dem Sportplatz. Ich meine die Leute aus der Parallelklasse zu erkennen. Ich weiß, dass unsere Klasse im Jahrgang als Streberklasse verschrien ist, aber das stört mich ehrlich gesagt weniger. Die Parallelklasse hingegen wird häufig als Loserklasse bezeichnet, was noch weniger schmeichelhaft ist, wie ich finde. Sogar manche Lehrer haben schon darüber gescherzt, dass in der Parallelklasse mit wenigen Ausnahmen insgesamt die schwächsten Schüler und Schülerinnen sind, die außerdem noch am meisten Ärger machen.
 

Ich kenne niemanden aus der Parallelklasse so richtig, außer vom Sehen in den Pausen oder bei klassenübergreifenden Veranstaltungen. Die Parallelklasse hat momentan Frau Kremer in Sport und ich bin ein wenig neidisch. Sogar noch ein wenig neidischer, als Herr Böckmann schon wieder seinen Militärton anschlägt, laut in die Hände klatscht und uns auffordert, in »die Pötte zu kommen«.
 

»Die anderen machen heute auch Dauerlauf! Da könnt ihr zeigen, als welchem Holz ihr geschnitzt seid!«, dröhnt Herr Böckmann und ich sehe, wie Frau Kremer mit gerunzelter Stirn zu ihm herüber schaut. Wahrscheinlich ist er unter seinen Kollegen und Kolleginnen genauso unbeliebt wie bei den Schülern. Ich strecke mich noch einmal ausgiebig und begebe mich dann mit den anderen zur Startlinie.
 

Ich höre ein paar Leute hinter mir ehrfürchtig über eine gewisse Manu flüstern und ich meine mich vage zu erinnern, dass wir jemanden mit diesem Namen in der Parallelklasse haben, aber ich kann kein Gesicht zuordnen. Bei all dem Gewisper geht es darum, dass sie dieses Halbjahr schon wieder keine einzige Partyeinladung angenommen hat. Ich glaube, es ist eine Art Sport geworden, diese Manu einzuladen und die, zu deren Party sie dann als erstes auftaucht, haben gewonnen.
 

Ich sehe aus dem Augenwinkel einen knallig tomatenrot gefärbten Haarschopf und glaube, dass das Manu sein könnte, aber dann hab ich keine Zeit mehr darüber nachzudenken, denn Herr Böckmann hat seine Trillerpfeife ausgepackt und sich neben Frau Kremer aufgebaut, die mit ihren Schülern und Schülerinnen nun ebenfalls an der Startlinie steht.
 

»Wir laufen heute zwei Kilometer!«
 

Unterdrücktes Stöhnen geht durch die Reihen und ich fahre mir durch meine dunklen Locken, die sich in der Sonne bereits ziemlich heiß anfühlen. Ein Cap wäre jetzt wirklich praktisch. Immerhin haben wir nach Sport nur noch Politik, das heißt, man muss nicht mehr allzu lang total durchgeschwitzt hier rumsitzen. Die Luft im Klassenraum wird vermutlich ein Alptraum sein.
 

»Auf die Plätze! Fertig! Los!«
 

Ich weiß, dass man beim Dauerlauf nicht am Anfang total rasen und damit seine Kräftereserven aufbrauchen soll, aber ich will auch dringend aus dem Pulk aus rund fünfzig Schülern und Schülerinnen heraus und es macht einfach zu viel Spaß schnell zu laufen. Also laufe ich und es dauert nicht lange, bis ich die größte Traube hinter mir gelassen habe. Allerdings bin ich nicht der Erste. Vor mir läuft ein Junge mit knielangen schwarzen Shorts, einem ebenfalls schwarzen Tanktop und einem langen, schwarzen Pferdeschwanz.
 

Ich muss zugeben, dass ich einen peinlichen Moment lang erstaunt und vielleicht auch ein bisschen empört darüber bin, dass da jemand aus der Parallelklasse schneller rennt als ich. Also lege ich noch einen Zahn zu und bin bald schon gleichauf mit dem mir unbekannten Jungen. Er hat ein blasses Gesicht, das jetzt durch die körperliche Anstrengung gerötet ist. Er hat recht feminine Gesichtszüge, nicht eine einzige Bartstoppel und eine Augenfarbe, die irgendwo zwischen grün, grau und blau schwankt. Als ich ihn einhole, dreht er ein wenig den Kopf und ich meine, ein herausforderndes Funkeln darin zu sehen, aber vielleicht bilde ich mir das auch nur ein, weil ich mich so herausgefordert fühle.
 

Und dann zieht er sein Tempo sogar noch mehr an und rennt mir davon.
 

Irgendwo in der Tiefe meines Brustkorbes gibt es ein verdächtiges Stolpern und ich gerate einen Moment lang aus dem Takt. Dann heften sich meine Augen wieder auf den Rücken meines neu gefundenen Rivalen und es dauert nicht lange, dann haben wir beide die letzten überrundet. Unter denjenigen, die ganz hinten und sehr langsam laufen, ist auch das stämmige Mädchen mit den rotgefärbten Haaren. Der Junge winkt ihr zu und auf seinem Gesicht breitet sich ein Strahlen aus, das ihn richtig aufleuchten lässt. Das Mädchen – Manu – verzieht angestrengt das Gesicht, winkt aber zurück, bevor er an ihr vorbeizieht.
 

Irgendwie wundert es mich nicht, dass diese beiden befreundet sind, auch wenn ich nicht genau sagen kann, wieso eigentlich.
 

Dummerweise vergesse ich angesichts dieses strahlenden Gesichts, das mir bis heute noch nie aufgefallen ist, kurzfristig das Atmen und bekomme prompt Seitenstechen, was mein Tempo erst einmal verringert. Ich bleibe trotzdem weit vorne in der Gruppe der Laufenden, aber der Junge mit dem Pferdeschwanz ist mir jetzt weit voraus. Ich könnte schwören, dass er genauso gerne läuft wie ich.
 

Als die fünf Runden vorbei sind, hockt Manu am Rand im Gras und atmet schwer, während sie sich Luft zufächelt. Der Junge, der mich überholt hat, hockt sich neben ihr ins Gras und bufft sie freundschaftlich mit der Schulter an. Ich wende mich an Miguel, der neben mir steht und ebenfalls ein paar weitere Dehnübungen macht.
 

»Wer ist der Kerl neben Manu?«, erkundige ich mich beiläufig und greife nach meiner Wasserflasche, um ein paar Schlucke zu trinken. Miguel dreht den Kopf und sieht hinüber zu Manu und ihrem Kumpel, der ihr jetzt ebenfalls etwas zu trinken reicht. Manu scheint nicht besonders sportlich zu sein.
 

»Wer? Dracula?«, fragt Miguel und schnaubt amüsiert. Ich blinzele verwirrt.
 

»Dracula?«, wiederhole ich. Miguel lacht.
 

»Ja, so nennen ihn viele. Ich glaube, er heißt Kim oder so. Aber naja. Er ist komisch und hat immer diese schwarzen Sachen an«, meint er und zuckt mit den Schultern. Dann grinst er.
 

»Jan schwört, dass er Satanist ist«, sagt er und lacht noch etwas weiter. Ich verkneife es mir, die Augen zu verdrehen. Jan erzählt viel, wenn der Tag lang ist. Erneut werfe ich einen Blick hinüber zu Kim und Manu, die nun über irgendetwas lachen. Ein dumpfes Gefühl in meiner Magengegend sagt mir, dass es wahrscheinlich nicht unbedingt normal für Jungs in meinem Alter ist, andere Jungs so anzuschauen, wie ich Kim gerade anschaue. Ich ertappe mich bei dem Wunsch, mal ein richtiges Wettrennen mit ihm zu machen, um zu sehen, wer von uns beiden schneller ist.
 

Ich bin froh, sagen zu können, dass eigentlich alle Leute aus meiner Klasse und fast alle Leute aus den anderen Klassen, die mich kennen, mich gut leiden können. Ich gebe mir immer viel Mühe, so nett wie möglich zu sein. Aber Kim ist mir vorher noch nie aufgefallen. Jetzt, da ich ihn zum ersten Mal bewusst wahrgenommen habe, frage ich mich, wie ich ihn vorher nie bemerken konnte. Er fällt wirklich auf unter all den größtenteils normal gekleideten Leuten mit seinen schwarzen Sachen und Nietengürteln. Nicht selten hat er ein Nietenhalsband mit einem Totenkopf vorne dran um den Hals und er trägt diese schwarzen Boots, in die er ab und an seine schwarzen, weiten Hosen reinsteckt.
 

Ich habe bislang zwei Mädchen geküsst, aber zu meiner kompletten Verwirrung ertappe ich mich plötzlich dabei, Kim küssen zu wollen. Er hat wirklich einen schönen Mund, der allerdings nur lächelt, wenn er mit Manu zusammen ist. Von den anderen Leuten in seiner Klasse und in unserem Jahrgang scheint er nicht so viel zu halten. Es dauert vier Tage, bis ich mich traue, ihm einen guten Morgen zu wünschen. Das Ganze läuft ungefähr so ab:
 

Ich sehe ihn mit Manu morgens das Schulgebäude betreten und folge den beiden, bis sie schließlich am Kaffeeautomaten stehen bleiben, um sich eine heiße Schokolade zu kaufen, bevor der Unterricht losgeht. Es ist wirklich unerklärlich, was genau mit mir los ist, aber mein Herz stolpert nervös in meiner Brust herum, während ich mich daran mache, an den beiden vorbei zu gehen. Ich hole tief Luft, Kims Blick trifft meinen…
 

»Guten Morgen«, sage ich mit meinem freundlichsten Lächeln.
 

Und es passiert… nichts. Kim runzelt die Stirn und sieht mich verwirrt an, dann wendet er sich ab und es ist, als hätte ich überhaupt nichts gesagt. Ich kann nicht umhin, in Gedanken ein kurzes Stoßgebet an Gott zu schicken. So hab ich mir das nicht vorstellt. Er muss mich ja wirklich abscheulich finden.
 

Aber aufgeben ist nicht unbedingt meine Stärke, deswegen mache ich es mir zur Aufgabe, Kim jeden Tag zu grüßen, wenn ich ihm über den Weg laufe. Er sieht jedes Mal vollkommen perplex aus, dann irgendwann misstrauisch und ich frage mich, was genau in seinem Kopf vor sich geht. Manchmal sehe ich ihn mit Manu tuscheln, nachdem ich »Hallo!« gesagt habe. Eigentlich neige ich nicht besonders zu Neugierde, aber in diesem Fall wüsste ich wirklich zu gerne, worüber die beiden sprechen.
 

Außerdem wüsste ich gerne, was es mit all meiner Aufregung und dem nervösen Herzflattern auf sich hat, das sich jedes Mal einstellt, wenn ich Kim irgendwo in einem Gang entdecke. Ich weiß, dass ich Mädchen mag und gut finde. Aber über Jungs hab ich noch nie so nachgedacht. Soweit ich weiß, kenne ich auch keinen anderen Jungen, der Jungs gut findet, sonst könnte ich mich mit mal mit irgendjemandem unterhalten. Letztendlich lande ich mit dem Thema und meinen Fragen bei Pia, weil ihr aufgefallen ist, dass ich Kim seit neustem grüße und anstrahle, als wäre er das Schönste, was ich je gesehen hab.
 

»Seit wann sprichst du mit Kim?«, erkundigt Pia sich eines Tages in Deutsch mit mir, nachdem sie meinen vergebenen Versuch ein »Guten Morgen« aus Kim herauszubekommen, mitgekriegt hat. Ich fühle mich ertappt aber auch ein bisschen erleichtert, dass ich mal mit jemandem darüber reden kann.
 

»Du weißt, wer Kim ist?«, gebe ich zurück. Wieso wissen alle Leute, wer Kim ist, nur ich nicht? Pia zuckt mit den Schultern.
 

»Naja, er hängt immer mit Manu rum und jeder weiß, wer Manu ist«, sagt sie und ich höre einen deutlich abfälligen Unterton in ihrer Stimme.
 

»Magst du Manu nicht?«, will ich interessiert wissen. Pia verzieht das Gesicht.
 

»Ich mag nur nicht, dass sie so tut, als wäre sie über alle anderen erhaben«, gibt sie zurück und ich sehe ein, dass das schon recht arrogant rüberkommen kann. Aber ich wollte eigentlich nicht über Manu reden, sondern über Kim.
 

»Also hast du noch nie mit Kim geredet?«, erkundige ich mich interessiert und Pia wirft mir einen vielsagenden Blick zu.
 

»Nein. Aber du siehst aus, als würdest du gerne mal mit ihm reden«, erklärt sie ich spüre, wie ich rot anlaufe. Ihre Augenbrauen ziehen sich interessiert in die Höhe und ich fahre mir verlegen durchs Haar.
 

»Vielleicht?«, gebe ich zurück. Pia kichert leise.
 

»Könnte schwierig werden. Er und Manu finden so ziemlich alle anderen Leute im Jahrgang scheiße. Sie geht auch nie auf Feiern, zu denen man sie einlädt… Und wenn du Jan fragst, opfert Kim in seiner Freizeit Hühner und kleine Kinder«, sagt Pia gleichmütig und kramt in ihrer Schultasche nach ihrer Mappe und dem Deutschbuch. Wie immer hat sie sehr geflissentlich ihre Hausaufgaben erledigt.
 

»Ja, sowas meinte Miguel auch schon«, sage ich etwas resigniert. Ich glaube kaum, dass Kim in seiner Freizeit Kinder opfert. Wahrscheinlich hat Jan noch nie gesehen, wie Kims Gesicht leuchten kann. Ich blinzele, drehe mich zu Pia um, öffne den Mund und sage:
 

»Mein Gott, ich glaube, ich bin bi.«
 

Pia blinzelt nun auch, starrt mich an und prustet dann unterdrückt in ihre Handfläche.
 

»Und das hast du wegen Kim gemerkt?«, flüstert Pia, immer noch amüsiert schnaubend. Ich nicke vollkommen perplex und kann nichts mehr sagen, weil mein Kopf mit meiner neusten Erkenntnis beschäftigt ist. Wow, Lelo. Das hat lange gedauert.
 

Dann erscheint unsere Deutschlehrerin und ich versuche, die Gedanken an Kim und meine neuste Erleuchtung in meinem Hinterkopf zu verstauen, allerdings kann ich nicht sagen, dass ich damit besonders erfolgreich bin.
 

Zu meiner großen Verlegenheit und zum absoluten Unverständnis von Pia – die diesbezüglich nun meine einzige Vertraue ist – geht meine seltsame und vollkommen unbegründete Begeisterung für Kim nicht weg. Ich versuche ihn nicht zu beachten, es geht nicht. Dauernd schleicht er sich in mein Blickfeld und ich kann ihn einfach nicht ignorieren. Meine Beobachtungen ergeben nur winzige Schnipsel an eigentlich uninteressanten Infos, wie beispielsweise die Tatsache, dass Kim ziemlich gerne Muffins isst und fast jeden Tag Cola trinkt, und ich sauge diese belanglosen Informationen auf wie ein trockener Schwamm es mit Spülwasser tut.
 

Und nach ungefähr einem Monat, in dem ich mich selbst schon für vollkommen verrückt erklärt habe, bemerke ich eine Veränderung. Da ist ein gewissen Paar Augen, das mir durch die Pausenhalle folgt und mich beobachtet, wenn ich mir einen Müsliriegel am Kiosk kaufe und wenn unsere Klassen gemeinsam draußen auf dem Sportplatz sind. Jedes Mal, wenn ich zu Kim hinschaue, sieht er rasch weg, wahrscheinlich, damit ich nicht bemerke, dass er mich ansieht. Ich frage mich, wieso genau er mich nun beobachtet, aber eigentlich ist es mir auch egal. Mein Körper steht total unter Strom deswegen.
 

»Du könntest ihn ja einfach mal ansprechen. Vielleicht unterhaltet ihr euch ja nett, oder du stellst fest, dass er total langweilig ist und bescheuerte Ansichten hat und dann kannst du ihn abhaken«, schlägt Pia vor. Aber ich trau mich einfach nicht. Kim findet alle Leute blöd, anscheinend besonders dann, wenn diese Leute gut mit anderen auskommen. Und ich komme nun mal einfach mit jedem aus. Das heißt dann wohl, dass er mich total scheußlich findet.
 

An einem Mittwoch im späten August – und an diesen Tag werde ich mich wahrscheinlich noch hundert Jahre lang erinnern – gehe ich wie so häufig morgens an Kim und Manu vorbei. Mein Herz zieht seine merkwürdige Stuntshow ab und ich sage »Hey!« mit einem freundlichen Lächeln. Und dann…
 

Kim schaut auf, sieht mich direkt an und dann biegen sich seine Mundwinkel beinahe zaghaft nach oben.
 

»Hey«, sagt er.
 

Ich glaube, ich muss sterben. Beinahe laufe ich gegen eine der Bänke, die am Rand der Pausenhalle aufgestellt sind und schaffe es gerade noch so, auszuweichen. Ich hoffe, niemand und vor allem nicht Kim hat mich dabei beobachtet. Mit einem total dümmlichen breiten Grinsen, das sich einfach nicht abschalten lässt, komme ich in den Klassenraum, in dem wir Physik haben und lasse mich neben Pia fallen. Sie schaut mich fragend an.
 

»Was ist denn mit dir los?«, will sie wissen.
 

»Er hat mich begrüßt. Und ein bisschen gelächelt«, sage ich und meine Stimme klingt, als hätte ich fünf Stunden lang auf einem Death Metal Konzert gegrölt. Pia lacht leise und tätschelt mir die Schulter.
 

»Der Beginn einer wunderbaren Romanze«, sagt sie ein wenig stichelnd, aber ich kann einfach nicht umhin, weiter vor mich hinzugrinsen, wie ein Honigkuchenpferd. Vielleicht war das ja wirklich der Anfang von irgendetwas.



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Kommentare zu diesem Kapitel (14)
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Von:  Kaoru
2017-08-31T15:17:28+00:00 31.08.2017 17:17
Huhu ^^
Eigentlich wollte ich nur einen kleinen Abstecher auf Mexx machen, aber dann stolperte ich auf meiner Favo-liste über deinen Nick und schon bin ich hier gelandet. Ich sehe, du warst in meiner Abwesenheit äußerst fleißig ^.~ Da konnte ich natürlich nicht widerstehen... und das Lesen hat sich natürlich gelohnt: sehr schöne Story. Ich mag so einen Perspektivenwechsel ja durchaus, vor allem wenn er gut geschrieben ist und gleichzeitig zusätzliche Infos bereithält.
Manu und Pia sind im Übrigen ebenfalls sehr sympathische Nebencharas, die durch ihren Sinn für trockenen Humor bestechen.

Nun gut, vielleicht lesen wir uns demnächst mal - deine neue FF interessiert mich schon ^^
Antwort von:  Ur
01.09.2017 18:01
Als fleißig würde ich mich nicht unbedingt betiteln, aber ich weiß natürlich nicht, wie lange du schon nicht mehr online warst :D Danke für den lieben Kommentar, ich hatte viel Freude an dem kleinen Prequel und Perspektivenwechseln machen mich (fast) immer sehr glücklich ^-^ Schön, dass ich dir damit eine Freude machen konnte! Ich würde mich freuen, wenn wir uns wieder lesen würden :)
Von:  Morphia
2016-07-05T18:16:46+00:00 05.07.2016 20:16
So süß. 😍
Ich freue mich, dass ich nochmal was von den beiden lesen konnte. 🙂
Antwort von:  Ur
05.07.2016 20:20
Danke, ich freu mich, dass du dich freust :D <3
Von:  chaos-kao
2016-07-03T14:12:21+00:00 03.07.2016 16:12
Oh mein Gott ist Lelo niedlich! Ist echt cool den Anfang der ganzen Liebesgeschichte zwischen ihm und Kim auch mal aus Lelos Perspektive lesen zu können. Echt putzig wie er von Kim schwärmt :D
Antwort von:  Ur
04.07.2016 12:38
Danke <3 Es freut mich, dass es dir gefällt!
Von:  brandzess
2016-06-26T16:11:52+00:00 26.06.2016 18:11
Lelo ist und bleibt einfach süß. Das mal aus seiner Sicht zu lesen ist interessant.
Antwort von:  Ur
26.06.2016 18:55
Es hat auch echt Spaß gemacht, was aus seiner Sicht zu schreiben <3
Von:  Deedochan
2016-06-16T17:52:16+00:00 16.06.2016 19:52
omfg. Ich hasse dich ein bisschen dafür, dass du soooooooooooooooooooooooo süße Liebesgeschichten schreibst :P Das Kapitel ist soooooooooooooooooooooooooo süß (und ich hasse es, dass du mich dazu bringst, Buchstaben unnötig zu wiederholen XD) - am liebsten würde ich die gesamte Story aus Lelos Sicht lesen. Alleien seine Gedanken beim Einspeichern seiner Handynummer in Kims Handy wären super spannend (und wahrscheinlich unheimlich süß0 ^^).

Ganz liebe Grüße und danke, dass du mich auf diesen OS aufmerksam gemacht hast, sonst hätte ich ihn wahrscheinlich lange Zeit nicht gesehen.

Deedo
Antwort von:  Ur
16.06.2016 19:58
Aw, danke für den lieben Kommentar und auch die wiederholten Buchstaben :D Lelo ist schon ein Schnuff, es hat Spaß gemacht, aus seiner Sicht zu schreiben! Ich denke, das muss ich schon auch noch mal machen ^^
Von: Hinata_Shouyou
2016-06-15T19:29:45+00:00 15.06.2016 21:29
aww gerade wes so interessant wird hörst du auf
fufu ><
Ich liebe deine Geschichten einfach so sehr!
Antwort von:  Ur
15.06.2016 21:32
Danke, das freut mich zu hören ^-^ (Es ist durchaus wahrscheinlich, dass ich noch einen oder mehrere Oneshots aus Lelos Sicht schreibe :D)
Von:  Salix
2016-06-12T20:00:37+00:00 12.06.2016 22:00
Hi,

die Geschichte ist niedlich. Mir gefällt der Einblick in Lelos Perspektive, gerade weil er zu Anfang bei Jemand duech Kim so beschrieben wird als wäre er jemand, der Schüchternheit oder Unsicherheit nicht kenn, aber das ist eben der Blick aus Kims Sicht.

LG
Antwort von:  Ur
12.06.2016 23:30
Ohja, deswegen schreibe ich gerne aus unterschiedlichen Perspektiven, weil man dann so schön Innen/Außenwahrnehmung vergleichen kann <3 Ich freu mich, dass dus magst!
Von:  LeeAnn
2016-06-08T19:24:42+00:00 08.06.2016 21:24
Also wer jetzt nicht dümlich vorm PC Handy oda sonst was Sitz der hat kein Herz das is so süß das ich sterben könnt

x.x
Antwort von:  Ur
11.06.2016 17:26
Bitte nicht sterben :D Aber ich freu mich, dass es dir gefallen hat! :)
Von:  Aschra
2016-06-08T19:18:16+00:00 08.06.2016 21:18
Hach wie schön.
Ich kann mich Karma nur anschließen das war jetzt richtig was fürs Herz und es war so süß, die Vorgeschichte aus Lelos Sicht zu lesen- Ich geh jetzt gleich das letzte Jemand Kapitel lesen und hab dann sicher noch viel mehr zu seufzen!

Das hat mir gerade den Abend unheimlich versüßt.

Lg Aschra
Antwort von:  Ur
11.06.2016 17:25
Vielen Dank, ich versüße gerne Abende und Tage :D Yay <3
Von:  Saki-hime
2016-06-08T19:04:17+00:00 08.06.2016 21:04
Es ist da! Ich hatte Herzklopfen beim lesen♥ Lelo ist so niedlich~
Es ist so toll und viel zu kurz! D: (eigentlich ja nicht, aber ich glaube es ist klar, dass ich einfach nicht genug davon lesen kann :D)
Es sind nicht zufällig noch ein paar random Kapitel in Lelos Sicht geplant? ÓoÒ
Dem Spin of mit Manu und Pia fiebere ich aber ebenso entgegen >///<
Ich liebe deine Geschichten einfach so sehr!


Antwort von:  Ur
11.06.2016 17:24
Ohh, Herzklopfen, das ist toll! Da freu ich mich :D Bislang hab ich nicht noch mehrere Kapitel aus Lelos Sicht geplant, aber ich würde nicht ausschließen, dass es mich noch mal überkommt. Aber erstmal sind Manu und Pia dran, ich freu mich, dass du dich darauf auch freust :D Ich hab die beiden sehr lieb *^*


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