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Die Bürde Jesse Pinkman's Sohn zu sein

von

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Zu viel

Tiere kurz vor der Schlachtung mussten sich so fühlen. Ihrem nahe bevorstehenden und unvermeidlichen Tod entgegenblickend. Doch ich blickte nur meinem Vater entgegen. Seine kalten blauen Augen fixierten mich.

Mit schneller werdendem Atem und langsamer Panik die in mir aufstieg erhob ich mich von diesem knarzenden Folterinstrument das sie Stuhl nannten.

Auch Onkel Badger wirkte als wäre ihm die Situation sehr unangenehm. So sah er zwischen uns hin und her, nahm seine Wollmütze vom Kopf und knüllte sie vor der Brust mit seinen großen Fingern zusammen während er ein erzwungenes lächeln aufsetzte und sein Gewicht von dem einen Fuß auf den anderen verlagerte.

Nervös starrte ich dann zu Boden, auf meine Schuhe mit den zwei verschiedenen Schnürsenkeln und rettete mich dadurch endlich bevor ich in den Augen meines Vaters ertrank.
 

"Badger, bring ihn zum Auto. Ich erledige das." hörte ich ihn mit seiner ruhigen Stimme in der Enttäuschung mitschwang sagen und sofort nickte Onkel Badger ihm zu, legte mir einen Arm um die Schulter und führte mich nach draußen. Reumütig glitt mein Blick, als wir gingen, über die Schulter. Onkel Badger's Arm versperrte mir aber die Sicht und so blieb mir wohl der betrübte Ausdruck den das Gesicht meines Vaters angenommen hatte verwehrt.
 

Draußen an der frischen Nachtluft gingen wir zügig über den asphaltierten Boden zum Wagen. Onkel Badger setzte sich seine Mütze wieder auf und öffnete mir die hintere Autotüre seines schwarzen Polos hinter dem Beifahrersitz. Er hatte seinen alten 1986 Pontiac Fiero vor Jahren verkauft. Aber ich erinnere mich noch daran als wir ihn besuchten und er zusammen mit mir zur Tankstelle gefahren ist um dort Red Bull und Zigaretten zu holen. Mir hatte er eine Cola gekauft. Dad wollte nicht dass ich so etwas trank und darauf habe ich Onkel Badger solange angebettelt bis er sich dazu erweichte mir eine zu kaufen. Ich musste sie aber auf Ex austrinken und war den ganzen Abend über hibbelig und unruhig.
 

"Hey, uhm… Jonny, es tut mir leid. Er ist dein Vater, ich musste ihn anrufen."
 

Onkel Badger trommelte leicht nervös mit seinen Fingern auf das Autodach, legte seinen Kopf etwas schief und sah mich an. Ich hielt kurz inne erwiderte seinen Blickkontakt aber nicht und zuckte nur mit den Schultern.
 

"Klar…" kam es als knappe Antwort von mir und ich stieg ein. Meine Hände suchten das innere meiner Ärmel im Pullover. Die Nächte in Albuquerque waren nie sehr warm und ich fror.
 

Onkel Badger wollte die Autotüre schließen, als ihn eine schnelle Hand daran hinderte. Mein Vater beugte sich zu mir herunter, ich musste nicht aufsehen ich wußte dass es er ist. Umgab ihn immer ein leichter Moschus artiger Geruch. Würde man seinen Duft in Worten malen, so erinnert er an einen fließenden Bach in verwachsenen Wäldern dessen Wasser Moosbedeckte Steine umwand.

Er drückte mir mein Handy und meinen Geldbeutel auf den Schoß ohne etwas zu sagen. Dann war auch er es der die hintere Autotüre regelrecht zuschlug.

Mir war nicht gut, sogar ziemlich übel. Und das lag nichtmehr an dem Alkohol der nur noch mäßig durch mein Blut floss sondern eher die Tatsache, dass ich meinen Vater enttäuscht hatte, verkrampfte meinen Magen.
 

Die beiden wechselten draußen noch schlecht verständliche Worte. Onkel Badger steckte sich eine Zigarette in den Mundwinkel und bot meinem Vater auch eine an. Er winkte aber ab, öffnete die Beifahrertüre und setzte sich ins Auto. Badger tat es ihm gleich und ließ sich hinters Steuer fallen.

Mein Vater sah mich vom Rückspiegel aus an.
 

"Bist du angeschnallt." es war mehr eine rhetorische frage von ihm.
 

Badger sah kurz über seine Schulter zu mir. Ich rollte nur mit den Augen und blies mir eine Haarsträhne demonstrativ entnervt aus dem Gesicht. Schnappte mir den Gurt und liess ihn in der Halterung einrasten bevor mein alter Herr noch in die Versuchung kommen würde, mich wie bei einem kleinen Kind es nötig war, anzuschnallen.
 

Onkel Badger kurbelte sein Fenster herunter, legte bequem den Arm in dessen Hand er die Zigarette hielt darauf und fuhr seinen Wagen an. Die Reifen knarzten unter dem Asphalt und der Kurve die er machte um Richtung Hauptstraße zu fahren und vom Revier weg zu kommen. Niemand von uns sprach und das nervte mich irgendwie. Ich musste an etwas anderes denken und mich nicht darauf konzentrieren dass mir schlecht war.
 

"Wie war die Arbeit, Dad?" fragte ich also drauflos. Mein Vater hat einen Job als Barkeeper in einem Pub bekommen. Er wechselt oft seine Arbeitsstellen aber gelernt ist er Chemiker. Zumindest sagte er das. Dabei kann er nichtmal das Periodensystem auswendig. Und wieso er dieser Arbeit nichtmehr nach ging wußte ich nicht. Nur mit der Aussage 'Es hat mir alles genommen das ich liebte.' musste ich mich zufrieden geben. Nun gut, es liess einen großen Spielraum für meine Fantasy offen und so dachte ich mir die wildesten Geschichten dazu aus. Wie: dass er in illegale Machenschaften verwickelt war und wir deswegen oft umziehen mussten, manchmal auf geheimnisvoll taten und er immer wieder irgendwohin fahren muss an Orte dessen Namen er mir nie sagte. Diese Geheimnistuerei geht mir ziemlich gegen den Strich, deswegen bin ich auch oft aufmüpfig zu ihm. Aber im Grunde lieb- ….. nein, halt, stopp. Es ist scheiße, Punkt.
 

"Arbeit war gut, bis Badger angerufen hat." genannter nahm einen Zug seiner Kippe und konzentrierte sich weiter auf die Straße. Super… ich war sowas von unten durch.

Dad stützte seinen Ellbogen am Fenster der Autotüre ab und berührte mit seinen Fingerspitzen seine Schläfe. Durch den Außenspiegel konnte ich schwach erkennen dass er starr geradeaus sah und in Gedanken versunken wirkte. Gut, dann gab es eben keine munteren Gespräche mehr während der fahrt. Onkel Badger schnippte seinen Zigarettenstumpen in die Nacht hinaus und kurbelte bei der nächsten Ampel das Fenster wieder hoch. Wieso gab es hier überhaupt Ampeln, war doch eh kaum was los in diesem dämlichen Kaff. Mein Onkel schaltete das Autoradio ein und Musik mit schnellen Beats erfüllte den Wagen. Er drehte noch etwas daran herum um einen anderen Sender reinzubekommen doch mein Vater schlug ihm auf die Hand und schaltete es aus. Dad sah ihn genervt, mit leicht geöffneten Lippen und verengten Augen an. Badger hob kurz die Hände "Schon gut, Jesse." und legte sie dann eng aneinander auf sein Lenkrad.
 


 

"Hey, wir fahren am Heisenberg Anwesen vorbei!" Mein Onkel deutete auf ein heruntergekommenes Haus auf der Fahrerseite, in dessen Garten sich Dunkle gestalten tummelten. Mein Vater schnaubte nur verächtlich, warf dem Haus seitlich einen Blick zu und sah dann genau in die andere Richtung.
 

Heisenberg Anwesen. Es hatte einen besonderen Klang. Heisenberg. Seltsamer Name oder Begriff.
 

Mir ging es von Sekunde zu Sekunde schlechter.

Doch überstand ich diese qualvolle Fahrt und wir erreichten endlich Onkel Badger's Zuhause.

Er wohnte mit seiner Mutter, die so ziemlich taub und vertattert war, zusammen.

Und mit seinem Freund Skinny Pete. Für mich war er auch wie ein Onkel. Er sitzt aber im Rollstuhl, nicht immer aber oft.

Er muss irgendwann einmal auf einem Tripp hängen geblieben sein und hatte daraufhin einen Schlaganfall oder der gleichen und auch öfter mal einen Aussetzer. Deswegen hat ihm Onkel Badger einen Rollstuhl gekauft damit er nicht plötzlich umkippt. Was schon öfter vorgefallen sein musste.

Onkel Pete ist ziemlich witzig, wenn man ihn denn mal in einem seiner lichten Momente erwischt. Dann flitzt er mit dem Rollstuhl durch die Wohnung oder spielt auf dem alten Klavier von Badger's Mutter.
 

Ich verstaute meinen Geldbeutel und Handy welche noch auf meinen Schoß lagen in den Hosentaschen.

Als wir zum stehen kamen zog mein Onkel den Autoschlüssel aus dem Zündschloss, schnallte sich wie mein Vater und ich auch, ab, und stieg aus. Dad öffnete mir die Türe, Badger suchte schon nach seinem Schlüssel und ging Richtung Hauseingang.

Zu schwungvoll musste ich mich aus dem Wagen gehievt haben, schon drehte sich alles in meinem Kopf, ich stütze mich mit beiden Händen an der Seite des Kofferraums ab und atmete tief durch. Eine Hand auf meinen Rücken legend sah Dad mich fragend an. "Mir.. mir ist..-" stammelte ich mit zittrigen Lippen, doch meine Worte brachen ab und ich krümmte mich, würgte und spuckte nur fast auf meine Schuhe. Das ganze war heute irgendwie zu viel für mich. Nochmals musste ich würgen ohne zu Brechen. Dann wischte ich mir leicht mit dem Ärmel über meine Lippen und wollte diese Nacht nur noch vergessen. Badger war schon an der Haustüre und verharrte in seiner Bewegung diese aufzusperren, starrte mit offenem Mund zu uns herüber. Dad winkte ihm aber ab und massierte leicht meinen Nacken mit einer Hand.
 

Bevor Badger die Türe aufsperren konnte öffnete sie Skinny Pete und schallte uns aus seinem Rollstuhl entgegen.

"Hey! Yo! Ich hab' euch schon herfahren hören."

Onkel Badger sah ihn zärtlich an und strich ihm im Vorbeigehen über die schwarze Mütze die sein Freund trug.
 

"Yo, es is so richtig arschkalt draußen, nicht? Jesse, Jonny, schnell kommt rein!" Onkel Pete winkte uns herein und während mein Vater mich etwas stützte schlurften wir langsam ins Haus. Pete schloss hinter uns die Türe. Dad deutete mir in Richtung Gästezimmer das ich als mein eigenes kleines Reich Benutzen durfte und verschwand dort auch sogleich. Was auch immer die Drei dort draußen noch sprachen, ich wollte es einfach nichtmehr hören. So schmiss ich mich im dunklen Zimmer Bäuchlings auf das weiche Bett und schloss die Augen.
 

Schlaf, bitte überkomme mich schnell… lass mich für ein paar Stunden das alles vergessen.



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