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Für immer - vielleicht

von

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Fallende Blätter

Sie konnte spüren, wie ihr jemand die Haare aus dem Gesicht strich. Unwillkürlich verzogen sich ihre Lippen zu einem Lächeln bei dieser belanglosen Geste. Noch halb im Schlaf blinzelte sie ein paar Mal und sah in Itachis schwarze Augen. Seine Miene war wie immer ausdruckslos und unergründlich, doch seine Seelenspiegel blickten voller Zuneigung auf sie herunter.

"Guten Morgen.", flüsterte er ihr mit rauer Stimme zu, welche sie erzittern ließ.

"Morgen." grinste sie ihn an, ehe sie verwirrt die Augenbrauen in die Höhe zog.

"Was?"

Belustigt stellte Mai fest, dass sie ihn damit aus der Bahn geworfen hatte. "Ich dachte nur daran, was deine Eltern nun denken werden."

Es dauerte vielleicht zwei Sekunden, bis er sich wieder fasste und unbeeindruckt mit den Schultern zuckte. "Mutter wusste es wahrscheinlich schon, bevor wir zwei es überhaupt in Betracht ziehen konnten, jemals miteinander zu schlafen. Außerdem waren die ja auch mal jung."

Mai kicherte leise und bettete ihren Kopf auf seine nackte Brust. Itachi fuhr ihr mit seinen Fingern zärtlich die Wirbelsäule entlang, was sie fast schon schnurren lies. Dieser Moment war wahrlich perfekt.
 

"Mai?"

Nur widerwillig öffnete sie ihr rechtes Auge und sah zu Itachi, welcher mit ihrer langen Haarsträhne gedankenverloren spielte. Zu faul, um zu sprechen, brummte sie einfach fragend.

"Hast du hunger?" Er richtete seinen Blick auf ihr Gesicht und sah sie an, als würde davon ihr Leben abhängen. Bei dem Gedanken kicherte sie los. "Was ist?" Verwirrung spiegelte sich in seinen Augen, weshalb sie anfing, laut zu lachen.

Je länger sie lachte und ihn warten ließ, umso wütender sah er drein. Grinsend nahm sie sein Gesicht in die Hände und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. "Guck nicht immer so. Ich habe nur gelacht, weil du so ernst dreigesehen hast, als ginge es um Leben oder Tot."

Auch seine Mundwinkel zuckten kurz und er schüttelte leicht ungläubig mit dem Kopf. "Wie ein kleines Kind.", murmelte er.

Wütend funkelte sie ihn an und setzte sich auf ihn drauf. "Kleines Kind hm?", fragte sie mit frechem Unterton. Kurz wirkte er überrascht, doch das wurde sofort durch einen hungrigen Blick ersetzt. "Soll ich dir beweisen, dass ich kein kleines Mädchen bin, hmm?" raunte sie ihm ins Ohr. Mai spürte, wie er erschauerte, und konnte ihren Augen nicht trauen, als er sie tatsächlich verschmitzt angrinste. "Beweis es."
 

~~~~~~~~
 

Meine Eltern waren außer sich vor Freude gewesen, als ich ihnen erzählte, dass ich mit Itachi zusammen war. Mikoto war weniger überrascht gewesen, im Gegenteil, sie hatte nur bestätigend genickt und gemeint, dass wir uns wirklich Zeit gelassen haben. Denn darauf hatte sie, seit wir Kleinkinder waren, gewartet.
 

Doch wer hätte ahnen können, dass nicht einmal eine Woche später mein Leben sich vollkommen verändern würde? Dass ich seit fast schon drei Wochen nicht mehr auf der Uni war, sondern nur im Krankenhaus, bei Itachi. Abwesend blickte ich aus dem Fenster im Gang und wartete darauf, dass Mikoto und Fugaku nach Hause gehen würden. Ich wollte sie nicht stören, auch wenn Mikoto meinte, ich würde zur Familie gehören.

Jemand legte eine Hand auf meine Schulter und ich zuckte erschrocken zusammen. "Mai. Du siehst schrecklich aus. Ich mach mir wirklich Sorgen um dich." Fassungslos schüttelte ich mit dem Kopf. Es war absurd, dass Mikoto sich um mich sorgte, wo doch ihr eigener Sohn krank war.

"Mikoto, es geht mir gut. Zumindest körperlich.", murmelte ich ohne den Blick vom Fenster abzuwenden. Sie drückte meine Schulter leicht. "Fugaku und ich sind weg. Geh zu Itachi, Liebes."

Traurig sah ich sie nun an. Ich fand, dass es übertrieben war, mich als schrecklich aussehend zu beschreiben. Denn Mikotos Zustand war bei Weitem schlimmer. "Mach ich. Mikoto, es wird alles Gut werden. Ich glaube fest daran." Mit einem zittrigen Lächeln nickte sie mir zu und ging.

Abwesend sah ich ihr und Fugaku nach, wie sie Hand in Hand durch den langen Gang fast schlichen. Es versetzte mir einen Stich im Herzen, wenn ich daran dachte, dass ich vielleicht niemals mit Itachi das haben konnte. Wütend schüttelte ich meinen Kopf, als ich realisierte, was ich überhaupt dachte. Das durfte ich nicht. Ich musste stark bleiben und nie die Hoffnung aufgeben, dass wir auch Händchen haltend aus diesem Krankenhaus gehen würden.
 

Fast lautlos öffnete ich die Tür des Krankenzimmers und sah direkt in Itachis schwarze Augen. Er wirkte heute so merkwürdig klar, was mich unheimlich freute. Denn nach Wochen hatte er mal wieder etwas gegessen und redete ungewöhnlich viel. Sogar mehr, als er vielleicht im kerngesunden Zustand gesprochen hätte.

"Mai.", lächelte er mich an, was mich sowohl freute, als auch gleichzeitig verwirrte. Ich nickte ihm zaghaft zu und setzte mich auf die Bettkante. Itachis knochige Finger strichen sanft meinen Arm und hinterließen eine Gänsehaut. Ich konnte nicht anders, als meine Augen zu schließen und mich dieser Berührung hinzugeben.

Seine andere Hand fuhr zärtlich über mein Gesicht und er strich mir unter die Augen. "Mai. Wann hast du das letzte Mal vernünftig geschlafen oder was gegessen?" Ich konnte die Sorge heraushören, was mich dazu verleitete, mit dem Kopf genervt zu schütteln. "Itachi, das ist wirklich nicht von Belangen. Du bist hier derjenige, dem die Sorgen gelten."

Ich öffnete die Augen und traf auf seine schwarzen. "Natürlich ist es wichtig. Ich möchte nicht, dass deine Gesundheit oder auch nur dein Leben wegen mir zu Schaden kommt. Bitte Mai, das musst du mir versprechen. Egal was kommen wird, behalte deine Träume und erfülle sie dir. Ich glaube an dich, also musst du es schaffen."

Fassungslos sah ich ihn an. Warum redete er so? Welche Träume sollte ich denn ohne ihn weiterverfolgen können? Verstand er nicht, dass er mein Traum war? Dass ich ohne ihn, nie wieder glücklich sein konnte. Immerhin hatte ich meine ganze Welt um ihn aufgebaut und nun schwankte der ganze Stützpfeiler. Alles drohte zusammenzustürzen. Wenn er gehen würde, wäre meine Welt ein Trümmerhaufen. Das Ausmaß der Zerstörung würde man nicht reparieren können. Nein, ohne ihn hatte es keinen Sinn meine Träume weiterzuverfolgen, denn in jedem davon, war er ein wichtiger Bestandteil gewesen.
 

"Hei. Denk ja nicht daran." Verwirrt zog ich die Augenbrauen in die Höhe. Mein Blick war verschwommen und ich blinzelte ein paar Mal, damit ich Itachi wieder klar sehen konnte. Natürlich wusste er wahrscheinlich wieder, was in mir vorging. "Aber Itachi... ich ... hör bitte auf, warum redest du so?"

Seine Augen musterten mich mit traurigem Ausdruck und wischte mir mit dem Daumen eine kleine Träne weg. "Bitte versprich es mir Mai. Ich möchte, dass du ein gutes Leben führst. Unabhängig davon, was nun mit mir passiert. Ob an meiner Seite oder nicht. Ich will nur, dass du deine Träume erfüllst und eine gute Ärztin wirst."

Tränen bahnten sich über mein Gesicht, da mir seine Worte unglaublich wehtaten. Er meinte es ernst, das bewies mir dieser entschlossene Ausdruck in seinen Augen. Mein Herz pochte schmerzhaft gegen die Brust, denn ich wollte nicht daran denken, ohne ihn zu leben. Dennoch nickte ich widerwillig. Er war krank und sollte sich nicht aufregen.

Mit schmerzverzerrtem Gesicht setzte er sich auf und hauchte mir einen Kuss auf die Lippen. Als er sich von meinem Mund wieder löste, war seine Atmung schneller und irgendwie schwerfällig. "Geht es dir gut?" Itachi sah mich eindringlich an, als er nickte. "Mai, ich habe noch eine Bitte an dich. Ich weiß, es ist egoistisch von mir, dies von dir zu verlangen. Dennoch bitte ich dich pass auf Sasuke auf. Aus ihm soll eines Tages ein ehrenhafter Mann werden."

Traurig nickte ich ihm zu. Seufzend ließ er sich zurück aufs Bett fallen und sah abwesend zur Decke. "Sasuke ist immer so leicht beeinflussbar und manchmal überaus naiv.", erklärte er mir mit besorgter Stimme.

Nachdenklich strich ich ihm die Haare aus dem Gesicht. "Ich versprech's." Was hätte ich denn auch anderes tun sollen? Itachi war der Mann, den ich liebte und für ihn würde ich alles tun. "Aber Itachi, wir werden gemeinsam auf ihn aufpassen, hörst du? Nicht ich, sondern wir.", redete ich eindringlich auf ihn ein.

Seine blassen Lippen verzogen sich zu einem Lächeln und er schloss die Augen, als würde er sich gerade dieses Bild vorstellen.
 

Ich war gefesselt von seinem Gesicht, es wirkte so friedlich, wie er da lag und einfach nur lächelte. Ein unglaubliches Glücksgefühl durchströmte mich bei diesem Anblick. Konnte es sein, dass er über den Berg war? Würde er bald wieder nach Hause können und wir unsere Träume erfüllen? Grinsend setzte ich mich auf den Sessel, welcher neben dem Bett stand und lehnte meinen Oberkörper auf die Matratze. Seine Hand strich mir flüchtig durch die Haare und ein paar Strähnen blieben zwischen den Fingern hängen, welche er um den Finger wickelte und mit ihnen spielte.

"Ich wünschte, ich hätte mehr Zeit mit dir gehabt.", höre ich ihn ganz leise flüstern, fast so, als wären die Worte nicht für meine Ohren gedacht.

Blitzschnell hob ich meinen Kopf und sah wieder zu ihm. Itachi sah mich wehmütig an und die Trauer in seinen Augen riss ein tiefes Loch in meine Brust ein. "Warum sagst du das? Wir werden mehr Zeit haben, heute geht es dir doch besser. Bitte ... Itachi.", abermals stiegen mir Tränen in die Augen und meine Schultern fingen an zu beben. "Itachi, ich bitte dich. Du tust mir weh, wenn du so redest."

"Es tut mir leid, ich habe nie gewollt, dich unglücklich zu machen, aber ich ... " er ließ den Satz offen und schloss für einen kurzen Moment die Augen.

"Mai. Was ich dir ... unbedingt noch ... sagen will. Ich liebe dich, bitte ... vergiss das nie."
 

Seine Worte hallten in meinem leer gefegten Kopf wieder. Alles, was danach kam, glich mehr einem Traum, als der Wirklichkeit. Itachi lächelte mich kurz an und schloss die Augen. Ich konnte spüren, wie er meine Haarsträhnen losließ und dann war da nur noch dieser hohe konstante Pieps-Ton.

Etwas, das ich nie hören wollte. Ich wartete mit angehaltenem Atem auf eine Unterbrechung, die darauf deutete, dass sein Herz weiter schlug. Er konnte mich doch jetzt nicht verlassen, nicht wo ich noch so viel mit ihm erleben wollte. Nicht bevor ich ihm auch hätte sagen können, dass ich ihn liebte. Nicht ohne dass er wusste, dass es in meinem Leben niemanden außer ihn gab.

Die Tür wurde plötzlich aufgerissen und eine Handvoll Leute kam ins Zimmer hektisch gerannt. Eine hübsche braunhaarige Krankenpflegerin schob mich bestimmt aus dem Zimmer hinaus. Doch ich nahm sie gar nicht wahr. Mein Blick war auf Itachi gerichtet, in der Hoffnung, dass er gleich die Augen aufmachen und mich anlächeln würde. Dass er sofort mich tadelnd darauf hinwies, nicht gleich über zu reagieren.

Er durfte mich nicht verlassen. Nicht nach so kurzer Zeit. Verdammt es wirkte so, als würde er ein Nickerchen halten. Kurz bevor die Tür zugeschlagen worden war, konnte ich sehen, wie die Ärzte sein Hemd aufrissen, und versuchten mit dem Defibrillator sein Herz zum Schlagen zu bringen. Bitte Itachi, gib nicht auf.
 

Viel zu überfordert von dieser Situation stand ich einfach nur auf dem Gang, unfähig mich zu bewegen. Meinem Gehirn war es unmöglich, einen klaren Befehl an meinen Körper zu senden. Ich war wie lahmgelegt. Alles vor meinen Augen verschwamm und das Einzige, was ich wahrnehmen konnte, war dieser dumpfe Schmerz in meiner Brust.

Draußen ging schon allmählich die Sonne unter, und färbte den Himmel orange. Mein Blick blieb bei einer jungen Frau hängen. Bin das etwa ich? Fassungslos trat ich näher an die Scheibe und betrachtete mein Spiegelbild. Die Frau darin sah schrecklich aus. Ihre Augen angeschwollen von den vielen Tränen, die vergossen worden waren. Das einst fröhliche Gesicht war abgemagert und die einst leuchtend roten Haare wirkten matt und strohig. Nichts deutete mehr darauf, dass es sich um dieselbe Person, wie vor drei Wochen handelte. Und sogar ich selbst, hätte es nicht geglaubt, wenn mich nicht Minatos Augen schockiert mustern würden.

Erschöpft lehnte ich meine Stirn gegen die kühle Fensterscheibe und versuchte meine Gedanken zu ordnen. Itachi würde überleben. Ich durfte die Hoffnung nicht aufgeben. Die Ärzte würden raus kommen, mich mit einem Lächeln begrüßen und mir versichern, dass es Itachi geschafft hatte. Sie würden mir sagen, dass ich mich nicht sorgen musste, denn es wäre nur ein Schwächeanfall gewesen, weil er heute so viel geredet hatte. Und das ich auf ihn besser achten sollte, denn er durfte sich nicht überanstrengen. Sein Körper bräuchte Kraft, um gesund zu werden, und da waren sinnfreie Gespräche nicht hilfreich.
 

Ich nickte mir leicht zu. Genau, ich durfte die Hoffnung nicht aufgeben. Itachi war kein schwacher Mann. Er war immer schon klug gewesen und mit Sicherheit hatte er schon eine Lösung gefunden, wie er am schnellsten Weg gesund werden würde.
 

Mein Blick schweifte über den Hof vor dem Krankenhaus und blieb bei einem fast kahlen Baum hängen. Ein einziges rotes Blatt kämpfte noch gegen den Wind an und wollte nicht loslassen. Es weigerte sich regelrecht, sich seinem Schicksal zu biegen und abzufallen.

Unter dem Baum stand ein Paar und sahen fröhlich in eine Richtung. Verwirrt zog ich meine Augenbrauen in die Höhe und betrachtete sie genauer. Der Mann hatte pechschwarze Haare und tiefe Falten unter den Augen, was aber seiner Schönheit nichts anhatte. Die Frau, über die er einen Arm gelegt hatte und sie anlächelte, strahlte ihn an. Sie hatte lange feuerrote Haare, die im kalten Herbstwind tänzelten.

Plötzlich rannte ein kleiner Junge mit rotem Haarschopf auf die Zwei zu und lachte. Sie wirkten alle so fröhlich und unbekümmert, dass mir das Herz bei dem Anblick zerbrach. Ich bemerkte, wie das Bild verschwamm und ich zum Schluchzen anfing.

Der Mann fing an zu lachen und nahm das Kind hoch auf seine Schultern, ehe er seiner Frau einen Kuss auf die Lippen drückte.
 

Das Loch in meiner Brust vergrößerte sich, als die kleine Familie mir den Rücken zukehrte und gegen den Horizont ging. Just in dem Moment flog ein rotes Blatt durch sie hindurch und sie verblassten.

Meine Augen folgten dem Blatt, welches im Winde tanzte und sich zu verabschieden schien.

Ich konnte spüren, wie meine Knie nachgaben und eine Welle aus Schmerz mich mit voller Wucht traf. Die Kälte, die in mir hochkroch, ließ mich erschauern und ich fing wieder an, zu weinen.
 

Itachi ...



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