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Die dunkle Ritterin

von

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Tod und Verfall

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Tod und Verfall
 

Die Gefährten trieben die Pferde tagelang, bis in die Erschöpfung und machten nur Rast, um sie nicht in den sicheren Tod zu führen.

Die Bäume, der einst prächtigen Allee, die zu den Wohnhäusern des Hofes der Familie Lichtsprung führten, waren graubraun und ohne Blätter. Eigentlich normal, da der Frühling noch etwas Zeit brauchte, um seine Pracht zu entfalten, doch diese Bäume waren nicht gezeichnet durch den Winter, sondern durch Tod und Verfall.

Sie hetzten an ihnen vorbei und stiegen eilig von ihren Stuten, nachdem sie das Haupthaus erreicht hatten.

"Ihr wartet hier!", befahl die Kommandantin den anderen und signalisierte Marialle sie zu begleiten. Sie stiegen die drei Stufen zur großen Tür hinauf und die Priesterin klopfte kräftig daran.

Die Tür wurde einen Spalt breit geöffnet und sie erkannte die hochgewachsene Gestalt ihres ältesten Bruders Gustav, der erleichtert lächelte, als er sie erkannte.

"Schwester! Es tut gut dich zusehen!" Marialle schloss ihn fest in die Arme und atmete tief durch. Es tat gut eines ihrer Familienmitglieder gesund und am Leben zu sehen.

"Gustav, sind alle wohlauf?"

"Ja, soweit schon, nur Vater geht es zusehends schlechter, er hatte letzten Herbst etwas mit dem Herzen und seit dem ist er nicht mehr derselbe. Dolette, es ist schön dich wieder zu sehen. Kommt rein!" Er reichte der Paladin die Hand und schüttelte sie kräftig.

"Dich auch Gustav. Wir sind mit unseren Leuten hier, kannst du sie unterbringen? Es sind acht." Er nickte, winkte den anderen und bedeutete ihnen, dass sie auch ins Haus kommen sollten. "Jazper, hierher! Bring die Pferde in unseren Stall!", rief er gebieterisch ins Innere des Hauses, worauf hin der jüngste Lichtsprungsohn auch schon grinsend und winkend an ihnen vorbeieilte und den Neuankömmlingen ihre Pferde abnahm. Bertak und Gernodt halfen ihm dabei.

"Frau! Komm zu mir, es eilt!", brüllte er mit seiner dröhnenden Stimme in die Küche und Katrice erschien nur wenige Herzschläge später.

"Was benimmst du dich wie ein wildes Tier, Gemahl? ...Mari, Dolette! Was...? Wie schön euch zusehen." Sie schloss die beiden Frauen überrascht in die Arme.

"Katrice, das ist der Trupp von Dolette, bring sie bitte ins Gästehaus, wir werden heute Abend zusammen speisen. Ich hoffe ihr kommt damit aus, euch die Zimmer zu teilen.", sagte er an das Gefolge der Paladin gerichtet.

"Damit kommen wir gut zurecht, Meister Lichtsprung. Habt Dank!", antwortete Borigan würdevoll, für alle.

"Dann folgt mir, Krieger und ihr anderen auch." Und so entfernten sich die restlichen Gefährten mit Katrice aus dem Vorflur und Dolette und Marialle folgten Gustav in die geräumige Stube, in der ein Tisch stand, der dem auf der Veranda in nichts nachstand. Auf der anderen Seite des Raumes waren einige Sessel vor einen großen Kamin gereiht. In einem davon saß Gustav der Ältere zusammen mit den Kindern, die vor ihm auf einigen Fellen auf dem Boden saßen.

"Vater, sieh nur wen ich dir gebracht habe." Aller Augen waren auf Dolette und Marialle gerichtet, die so gleich von den Zwillingen flankiert wurden und auch Beatrice und Patrice kamen, um die beiden zu begrüßen. Gustav schickte die Kinder allerdings zügig aus der geräumigen Stube.

Nachdem sie sich bei der Begrüßung kurz hielten, setzten sie sich an den Kamin, in die kuscheligen Sessel, zu Gustav dem Alten.

"Schön euch beide wohlauf zu sehen, mein Kind.", sagte der Alte. Er sah geschwächt aus, doch zierte ein Lächeln seine Lippen.

"Wie geht es dem Vieh, Vater? Habt ihr noch genügend Vorräte? Hat sich sonst etwas getan?", fragte Marialle ohne Umschweife.

"In der Tat sind uns schon viele Tiere weggestorben. Die Vorräte gehen langsam zu neige, aber das sollten sie zu diesem Zeitpunkt eh. Wir haben schon einige Angriffe der Geißel zurückschlagen müssen, aber bisher sind wir durchgekommen. Wisst ihr mehr?" Er sah die beiden Frauen abwechselnd an. Marialle erstarrte merklich, als der Alte auf die untote Armee zusprechen kam. Selbstvorwürfe drohten in ihr aufzusteigen, doch dafür war keine Zeit. Entschlossen drängte sie sie zurück.

"Es sieht nicht gut aus, Gustav. Prinz Arthas hat den König getötet und die Stadt Lordaeron zerstört. Dalaran soll von dem Dämonen Archimonde, dem Erdboden gleich gemacht worden sein und die Seuche nimmt im ganzen Land unerbittlich zu." Dolettes Miene war wie versteinert. Marialle sah ihren Vater an, in dessen Gesicht sich blankes Entsetzen abzeichnete.

"Was sollen wir jetzt eurer Meinung nach tun?", fragte er und sah seiner Tochter eindringlich in die bernsteinfarbenen Augen. Sie hielt dem Blick kaum stand. Angst machte sich in ihr breit. Angst um das Wohl ihrer Familie. Ihre Scharfsinnigkeit hielt dagegen.

"Vater, ich habe etwas Gold gespart. Ich möchte, dass ihr umsiedelt. Nehmt das Vieh, das ihr noch habt und baut euch einen neuen Hof, in der Nähe Sturmwinds, auf. Wenn es dort nicht mehr sicher ist, dann nirgendwo auf Azeroth." Er nickte bedächtig und straffte seine Statur. Seine stolze Haltung erschwerte es zwar, doch die junge Priesterin sah ihrem Vater an, dass auch er mit seinem Latein am Ende wahr.

"Kind! Hol mir deine Mutter!" So stand die junge Priesterin ohne Weiteres auf und ging in die Küche, um ihre Mutter zu holen.

"Die Begrüßung müssen wir überspringen Mutter, komm!" Ohne ein Wort zu verlieren kam sie der Aufforderung nach, gefolgt von Meridith und Charlotte, die auch in der Küche waren. Im Flur stieß sie auf Jazper und herrschte auch ihn direkt an.

"Jaz, hol die anderen, es gibt Familienangelegenheiten zu besprechen!"

"Jawohl, Lady Priesterin!", antwortete er neckend, bekam jedoch keine Reaktion. Sie eilte weiter mit den Frauen zurück in das geräumige Wohnzimmer.

"Bauer, was geht denn hier vor sich?", ließ sich Magereth vernehmen.

"Wir müssen hier weg, Mutter!", antwortete Gustav ohne Beschönigungen und fuhr fort:

"Lordaeron wird von der Geißel angegriffen und mit ihr gewinnt die Seuche immer mehr an Raum. Mari sagt wir sollen nach Sturmwind, sie hat etwas Gold für uns zurück gelegt, mit unseren Ersparnissen sollten wir dort einen neuen Hof aufbauen können. Wir müssen gehen solange noch etwas von unserem Vieh am Leben ist." Magereth wurde bleich, aber ihre Augen waren noch immer scharf. Dafür bewunderte die Priesterin ihre Mutter. Ihr Verstand arbeite immer auf Hochturen. Ließ sich nie von Emotionen in Beschlag nehmen.

"Ich verstehe, dann macht euch ran Mädchen. Packt die Küche und euer Habe zusammen! Wir können nur mitnehmen was unbedingt nötig ist, vielleicht können wir noch einmal zurück um den Rest zu holen. Wann gedenkst du aufzubrechen, Gemahl?"

"Morgen früh! Also macht euch auf eine kurze Nacht gefasst. Dolette können deine Leute helfen?", fragte er und sah nun wieder die Paladin an.

"Selbstverständlich, Gustav." Und weitere Worte waren nicht mehr nötig.

Nachdem Dolette den Gefährten Bescheid gegeben hatte, strömten alle in die verschiedenen Teile des Hauses und zur Scheune aus und packten und halfen. Es dauerte den ganzen Abend und die halbe Nacht, aber sie schafften alles zusammen zupacken, was sie nicht am nächsten Morgen noch brauchten. Auf dem Vorhof der Wohnhäuser standen mehrere große, vollgeladene Wagen mit denen sie morgen früh losziehen würden.
 

Der gesamte Hof schlief, als Marialle erwachte. Obwohl, nicht ganz der gesamte. Dolette war aufgestanden und trat ans Fenster.

"Dole? Was ist denn?" Sie stand auf, um zu sehen, was die Aufmerksamkeit der Elfe in Beschlag nahm. Diese legte nur einen Finger auf ihre Lippen und bedeutete ihr, aus dem Fenster zu schauen.

Was sie sah, ließ sie erstarren und kalter Schweiß trat ihr augenblicklich auf die Stirn. Auf den Feldern waren unzählige Untote, die sich langsam auf das Haupthaus zu bewegten. Wie konnte die Elfe nur so ruhig bleiben?

"Die Geißel!", stieß sie atemlos hervor. Sie spürte plötzlich wie eine Wärme sich in ihr ausbreitete und schlagartig wurde sie ruhiger. Die Paladin hatte ihre Hand ergriffen und ihre Ruhe strömte auf die Priesterin ein. Das war neu, sie konnten auch Gefühle übermitteln? Vielleicht hatten sie vorher immer nur dasselbe gefühlt und es ist doch nicht neu? Für solche Gedanken war jetzt keine Zeit. Sie drückte sanft die Hand ihrer Geliebten, als Zeichen des Dankes.

"Was machen wir denn jetzt?"

"Ich hatte gehofft sie ziehen vorbei, aber es sieht nicht gut aus und es sind wirklich unglaublich viele.", flüsterte Dolette und sprach nach einer kleinen Pause weiter.

"Weck deine Mutter und sag ihr sie soll die Familie auf den Dachboden bringen, wer kann soll mitkämpfen. Ich hole die anderen. Wir werden diese Kreaturen aufhalten. Ansonsten müssen wir ohne das ganze Habe flüchten." Marialle nickte stumm, warf sich ihre Robe über und griff nach Ihrem neuen Stab. Sie warf der Hochelfe noch einen entschlossenen Blick zu, den diese ebenso erwiderte, dann trennten sie sich auf dem Flur.

Im Schlafzimmer ihrer Eltern weckte sie ihre Eltern, gab ihrer Mutter die Anweisungen und eilte weiter zu ihren Brüdern, die sich alle fünf dazu entschlossen, mit gegen die Geißel zu kämpfen. Zurück in dem großen Flur traf sie wieder auf die Kommandantin, die den Trupp um sich versammelt hatte.

"...so lange es geht mit Fernkampfangriffen attackieren. Wenn sie näher kommen lockt sie ins Haus, da ist ihre Überzahl nicht so ein großer Vorteil." Alle nickten. Die Brüder hatten allesamt Bögen und Schwerter und sahen, je nach dem welcher, mehr oder weniger, bereit aus.

"Die Lichtsprungbrüder halten sich an Bertak, vielleicht kann er euch noch den ein oder anderen Tipp geben. Maxime du bleibst in ihrer Nähe, falls deine heilerischen Fähigkeiten gebraucht werden, Odessa und Orphan ihr geht auch in diese Gruppe. Marialle du bleibst mit dem Rest bei mir. Wir werden sie wenn sie ins Haus dringen zurückhalten, so dass die Fernkämpfer auch dann noch mitmischen können. Noch Fragen?" Niemand sagte etwas, Marialle sah in die angespannten Gesichter, ihrer Brüder und Gefährten und wusste, dass sich in einigen davon blanke Angst abzeichnete, aber niemand schien auch nur daran zu denken, sich zurück zuziehen.

"Gut dann raus, um so weiter sie noch weg sind, um so mehr können wir auf die Entfernung bekämpfen."

Sie traten raus auf die Veranda und hie und da brannten schon die Felder, dazwischen sah man in der Ferne die torkelnden Gestalten näher kommen. Dolette war die erste die ihre Kräfte sammelte und einen gewaltigen Hammer, vom Himmel auf die Untoten nieder schmetterte. Einen Herzschlag später war das Pfeifen von neun Pfeilen zu hören, die größtenteils nicht verfehlten. Ihnen folgte ein riesiger brauner Bär, der sich anschickte den ein oder anderen Gegner zu zerfleischen. Marialle sah, wie Odessa einen gewaltigen Feuerball zwischen den Händen formte und ihn los schleuderte, er ging in einer Explosion auf, die die Leiber nur so durch die Gegend schleuderte und zerriss. Der andere Magier streckte seine Hände in die Höhe und ließ einen Eisregen auf die Geißel los, der seinesgleichen suchte. Eine große Gruppe fror ein und zerbarst in tausend Teile.

Maxime und Marialle selbst bauten mächtige goldene Kuppeln um ihre Verbündeten auf, die die Zauber und Pfeile der Untoten in Schach hielten.

Pfeil um Pfeil, Zauber um Zauber schossen sie ihnen entgegen, von weitem hätte es sicher ein ansehnliches Lichtspiel abgegeben.

"Über'n Berg ist's kürzer als zu Fuß.", brüllte der Zwerg von hinten gut gelaunt und einige Mitstreiter kamen nicht umhin ihn verwundert anzuschauen, bevor sie sich wieder auf das Kampfgeschehen konzentrierten.

So dezimierten sie die Zahl der Geißel beträchtig. Als sie grade einmal durchatmeten, erklang die gefasste Stimme des alten Magiers.

"Gebt Acht! Es kommen noch mehr!" Dolette fixierte den Punkt auf den Orphan starrte und erbleichte. Die Priesterin folgte ihrem Blick.

"Wir machen jetzt weiter so lange es geht und dann ziehen wir uns zurück ins Haus!", rief sie laut und holte sich von jedem ihrer Gefährten ein Nicken ab.

Sie gaben alles was sie hatten doch schließlich kamen die Untoten zu nah.

"Jetzt! Zieht euch ins Haus zurück!" Bertak und die Lichtsprungs liefen als Erstes mit Maxime und Odessa ins Haus, Dolette und Marialle folgten mit ihrer Gruppe. Die Stube war schon komplett ausgeräumt und bot so Platz für den Kampf.

"Jaz! Geh und bring die Frauen ins Gästehaus! Wir sorgen für Ablenkung. Beeil dich." Er rannte augenblicklich in den Flur. Marialle und Maxime verschlossen einige Schürfwunden die von heran sausenden Pfeilen zeugten.

Jazper kam in dem Moment wieder, als die ersten beiden Geißelanhänger den Raum von der Veranda aus betraten. Borigan und Gernodt waren sofort zur Stelle, sie brauchten jeder nur einen mächtigen Schwertstreich, um sie zu enthaupten. Aus der Küche kamen nun auch welche, die augenblicklich von einer Pfeilsalve niedergestreckt wurden.

"Beim Licht! Ein Todesritter." Schrie die Paladin und stürmte mit erhobenem Schwert auf ihn los, nachdem sie ihren Schock abgeschüttelt hatte. Um sie herum wurde der Boden von goldenen blitzähnlichen Furchen durchzogen, die die große Gestalt, in der schwarzen Rüstung und die umstehenden Untoten, sich vor Schmerz krümmen ließen. Orphan ließ ihn mit einem Frostzauber erstarren. Ein Feuerball sauste auf den Todesritter und rang ihn zu Boden, bevor Dolette mit einem gewaltigem Satz auf ihn niedersauste und ihm ihr Schwert tief in die Brust trieb. Der dunkle Ritter sackte gänzlich zu Boden und blieb reglos liegen.

Malek schlich in die Schatten und griff sich eine humpelnde Gestalt nach der anderen.

Marialle sah wie einer der Untoten, dem Hieb Borigans auswich und ihm mit seinem Schwert diagonal über die Brust schnitt, Blut floss ungehindert zu Boden und der Krieger ging in die Knie. Und auch die anderen hatten mittlerweile schon die ein oder anderen Blessuren davon getragen. So blutete die Elfe aus einer großen Wunde am Oberschenkel, der Magier hatte eine klaffende Wunde an der Schulter und Gernodt schien seine Schulter gar nicht mehr bewegen zu können. Sie versuchte das alles auszublenden und sandte ein Stoßgebet zum heiligen Licht. Herzschläge später erschien ein goldener Ring und breitete sich im ganzen Raum aus. Ihre Gefährten strafften ihre Statur und führten den Kampf, von der frischen Energie beflügelt, fort. Die Geißel wurde allerdings immer zahlreicher und es wurde schwerer, mit jedem Untoten der dazu kam, der Lage Herr zu bleiben. Pfeile schossen noch immer unermüdlich durch den Raum. Die Feuerbälle der jungen Magierin erhellten immer wieder die Umstehenden. Das Klirren, aufeinander prallender Schwerter und Schilder war laut zu vernehmen, doch es wollten nicht weniger werden.

"Vielleicht wäre es jetzt an der Zeit, die aktiven Fähigkeiten eurer Verbindung zu testen, Herrin!", rief der Magier, der einen Frostblitz nach dem anderen, aus seiner mittlerweile liegenden Position, auf die Untoten warf, seiner Kommandantin zu. Auch er rang mittlerweile um Atem. Marialle sah Dolette in die dunklen blauen Augen, sie war erschöpft und aus der Wunde am Oberschenkel drang unaufhörlich Blut, aber sie nickte.

"Versuchen wir es.", rief Marialle und reichte ihr die Hand. Die Paladin zog, das was von ihrem Handschuh übrig war aus und ergriff sie. Das Leuchten erstrahlte grell, umschloss sie beide sofort und erfüllte den ganzen Raum. Die Augen der beiden leuchteten hell auf und sie ließen eine gewaltige Druckwelle frei, die sich Richtung Veranda ausbreitete und alles auf ihrem Weg nieder riss. Sie sahen sich zufrieden an und glitten beide auf die Knie. Das Leuchten war nur noch ein schwaches Schimmern und sie sanken erschöpft gänzlich auf den Boden in sich zusammen, nachdem sie einander losließen.

Marialle konnte sich kaum bewegen, doch sie hörte wie Borigan schrie:

"Da kommen noch mehr! Lasst jetzt nicht nach!" Die junge Priesterin raffte sich wieder auf die Beine und sah zu Dolette, die schwach lächelte, während sie es ihr gleich tat.

"War ja nicht übel, aber wenn da immer mehr von denen kommen, bringt uns das auch nichts!" Die Priesterin erwiderte das Lächeln und rannte zur Tür. Was sie sah erstaunte und erfreute sie zu gleich. Ein riesiger Feuerstrahl aus der Hand einer blonden Magierin, nicht viel älter als sie selbst, zog eine gewaltige Schneise in die Reihen der Geißel. Ein großer Trupp Menschenkrieger folgte ihm und erschlug die Untoten reihenweise.

"Raus mit euch! Hier draußen gehts weiter!", brüllte Marialle schwankend, ihren Gefährten zu, die der Anweisung einer nach dem anderen folgten. Gemeinsam mit den dazu gekommenen Soldaten ging der Kampf unerbittlich weiter, doch gab es nun ein deutliches Übergewicht, welches die Geißel, Stück für Stück, dezimierte. schlussendlich waren die Untoten beinah gänzlich niedergestreck.

Am Ende des Kampfes schaute Marialle sich nach ihren Brüdern und ihren Gefährten um, die sich gegenseitig stützten. Noch immer flogen vereinzelt Zauber und Pfeile durch die Luft, um auch die letzten Gegner auszuschalten.

Letztlich war ausnahmslos jeder auf irgendeine Art verletzt, doch sie alle lebten, was die Priesterin erleichtert aufatmen ließ.

"Jaz, gehst du bitte nach den Frauen und Kindern sehen?" Er nickte stumm und humpelte schwach lächelnd los. Derweil kam die blonde Magierin näher, die diesen beeindruckenden Flammenwall auf die Geißel losgelassen hatte. Sie trug eine reich verzierte Robe, in blauen und lilanen Tönen, in der rechten Hand einen prunkvollen Stab mit einem blauen Edelstein auf die Spitze gefasst. Ihre augen eisblau und wissend. Sie umgab eine Erhabene Aura, die im völligen Widerspruch zu ihrem augenscheinlich jungen Alter stand.

"Lady Glutklinge? Seid ihr und eure Mitstreiter wohlauf?", fragte sie mit einer süßen, sanften Stimme. Die Angesprochene straffte ihre Haltung.

"Mylady Prachtmeer! Eure Hilfe kam in allerhöchster Not. Habt Dank. So wie es aussieht sind wir mit ein paar Blessuren davon gekommen. Was führt euch her?" Die Magierin musterte den zusammengewürfelten Haufen aus Bauern und Kämpfern, bevor sie antwortete.

"Ich floh aus Dalaran, das letzte Nacht von Archimonde dem Entweiher, fast gänzlich zerstört wurde." Ein Schatten, der Trauer und des Hasses, legte sich auf das Gesicht der schönen jungen Frau und sie musste sich offenbar sammeln bevor sie fortfahren konnte:

"Es ist nur einigen, sehr mächtigen Zaubern zu verdanken, dass die Violette Zitadelle und einige Straßen drum herum noch stehen. Arthas Menethil..." Sie machte eine Pause, ihre Züge waren nun deutlich von Trauer gezeichnet und schien sich erneut zur Ruhe rufen zu müssen.

"...hat sein Reich verraten, zerstört und seinen Vater ermordet. Er zog davor eine Schneise des Todes durch die Wälder vor Quel'Thalas, dort hat er den Sonnenbrunnen entweiht um Kel'thuzad zu erwecken." Marialle ergriff instinktiv die Hand, der erstarrten Hochelfe und ein schwaches Schimmern erschien, das von Jaina interessiert registriert wurde. Sie fügte noch hinzu:

"Ich habe eine Botschaft bekommen, die Antonidas, Arthas und mich vor dem Untergang Lordaerons warnte. Wir sollten unsere Leute nach Kalimdor führen. Die beiden hatten sie nicht ernst genommen und abgelehnt. Nun eines Besseren belehrt, riet Antonidas mir, Freiwillige für eine Flotte zusammen zurufen und nach Kalimdor zu reisen, doch weder Antonidas noch Arthas glaubten, dass Kalimdor wirklich existiert. Während des Angriffs auf Dalaran, hat Antonidas mich jetzt aber doch entsandt." Sie ließ ihre Worte auf die Umstehenden wirken. Der Blick von Marialles Geliebten hatte jedes Gefühl verloren und so sprach sie die Magierin tonlos an:

"Dürfen wir uns einen Moment darüber beraten, Lady Prachtmeer?", fragte sie abwesend und beachtete nur den Teil der die Zukunft betraf.

"Selbstverständlich, euch lässt das Schicksal der Quel'dorei sicher nicht kalt. Ich bezweifle allerdings, dass ihr dort noch etwas ausrichten könnt. Verzeiht, Lady Glutklinge." Die Paladin deutete ein Nicken an. Marialle wusste, dass Dolette sich mit den Magiesüchtigen ihres Volkes in Quel'Thalas kaum noch identifizieren konnte, dennoch war es ihr Volk. Man sah ihr den Zwiespalt deutlich an, aber die Magierin hatte recht, wahrscheinlich war dort nichts mehr zu retten und diese Erkenntnis schien so eben in der Elfe hochgestiegen zu sein.

"Ihr habt recht! Die Unterredung können wir uns sparen." Sie wandte sich ab und sah kurz Marialle an, diese nickte und antwortete für die Paladin und ihre Gefährten:

"Wir werden euch nach Kalimdor begleiten, Lady Prachtmeer." Die Augen der Priesterin und der Magierin trafen sich und diese stockte, Marialle konnte sich denken, dass es an dem Schimmer lag, der auch in den Augen der Elfe schwach flimmerte. Jaina nickte schließlich und ihr Blick schweifte nachdenklich auf die verbrannten Felder der Lichtsprungländereien. Dunkelgraue Rauchschwaden stiegen hie und da auf und die Feuer, die teilweise noch immer brannten färbten die tiefhängenden Wolken in schaurige Orangetöne.

"Gut! Wer weiß was uns in Kalimdor eerwarte? Es freut mich unsere Flotte vergrößern und verstärken zu können. Können wir direkt weiterziehen oder habt ihr hier noch etwas zu tun, Lady...?" Marialle erkannte die Frage im Gesichtsausdruck der blonden Frau, brauchte jedoch einen Augenblick zum Antworten.

"Lichtsprung, Marialle Lichtsprung, mein Licht ist das eure." Sie lächelte matt und deutete eine Verbeugung mit dem Kopf an.

"Die fünf Bauern dort hinten sind meine Brüder." Sie deutete auf die hinterste Ecke der Veranda, auf der die Lichtsprungsöhne noch immer neben dem Zwergenjäger standen.

"Das hier ist, oder besser war der Hof meiner Familie." Sie ließ ihren Blick über das gezeichnete Haupthaus schweifen und Wehmut stieg in ihr auf. Die Fassade bröckelte und brannte teilweise ein wenig. Überall steckten Pfeile im Gemäuer und beinah jedes der kleinen Fenster war zerstört.

"Der Rest, steht unter meinem Kommando und wird mich begleiten. Ich denke da eh das ganze Haus auf den Beinen ist, wird sich die Familie Lichtsprung jetzt auf den Weg machen, Richtung Sturmwind. Der Sonnenaufgang ist nicht mehr allzu fern. Wenn sie aufgebrochen sind, stehen wir zu eurer Verfügung, Mylady.", schloss sich Dolette der Erklärung an. Damit war Jaina zufrieden. Ihre Verbündeten, versorgten sich mit frischem Wasser aus dem Brunnen des Hofes. Frisches Wasser war in Lordaeron offenbar ziemlich schnell zur Mangelware geworden. Sie ließen sich von den Priestern und Priesterinnen heilen und regenerierten sich so gut es ging in der wenigen Zeit, die bis zum Aufbruch verblieb. Mit vereinten Kräften waren die letzten Reste der Habe, der Familie schnell auf einen weiteren, der acht Karren geladen, die von Kühen und Pferden gezogen worden. Danach gab es einen kurzen und bedrückten Abschied und die Familie Lichtsprung und die vereinten Kräfte Jainas und Dolettes, trennten sich. Marialle sah ihrer Familie noch eine Weile nach und hoffte inständig, dass sie unbehelligt nach Sturmwind kamen.

Und so ging die Sonne über einem verlassenen und zerstörten Hof der Lichtsprungs auf, der nur von Tod und Verderben zeugte.



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