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So far away

Sommerwichteln 2014 - Ren_Koumei
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Mein kläglicher Versuch ein wenig Witz in die Geschichte zu bringen, findet sich hier am Anfang des Kapitels. Komplett anzeigen

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3. Traum: Konsequenzen

Einige Tage später

Alibaba fiel mit einem dumpfen Klang zu Boden und rappelte sich perplex wieder hoch. Wie kam es, dass er aus dem Bett gefallen war ohne wirklich zu merken, dass er zu nahe am Bettrand lag? Hektisch blickte er umher, ob ihm Jemand nicht vielleicht einen Streich gespielt hatte, doch es war keiner zu sehen. Obwohl er das Gefühl hatte, dass da doch etwas wäre, aber was genau, das konnte er nicht wirklich erklären.

Er rieb sich den Kopf, weil er ihn sich gestoßen hatte und stand dann - da er ja nun eh wach war - auf. Er rieb sich auch seine Seite, weil er wirklich ziemlich ungünstig dort aufgekommen war. Sein Blick glitt kurz in seinem Zimmer umher, ob doch nicht irgendetwas da war, doch er sah nichts.

Er versuchte auch noch auszumachen, ob nicht irgendwelche Geräusche zu hören war, doch er konnte sich nicht lange darauf konzentrieren, weil ein Poltern ihn aus dem Kontext brachte.

Mit einem unangenehmen Klang lag er wieder auf dem Boden und sah kleine Sterne, weil er sich den Kopf wieder gestoßen hatte. Er wollte den anderen schon herrisch angehen, weil er jetzt noch mehr Schmerzen hatte, doch er hörte nur ein wisperndes ‚ich wollte es nicht‘.

Als er seinen Blick senkte, bemerkte er, dass sich Aladdin auf seiner Brust befand. Wie er genau in diese Situation kam, war ihm nicht bekannt, aber er wusste, dass er seinen Freund wohl verjagen musste. Auf jeden Fall.

„Aladdin?“ Mit zusammengebissenen Zähnen hatte er den Namen gesagt und den kleineren, wenn auch schwereren, Magi von sich geschoben.

Er konnte es nicht leiden, wenn er morgens so früh aufgeweckt wurde, obwohl er noch nicht einmal mit Sicherheit sagen konnte, ob es wirklich noch so früh war. Aber es war ihm ziemlich egal, deshalb versuche er Aladdin weiterhin von sich zu schieben, doch dieser hatte sich an seiner Kleidung festgekrallt.

„Hilf mir Alibaba! Ich wollte das doch nicht“, jammerte der Jüngere und wackelte fast unkontrollierbar doof mit seinen Beinen rum.

Ein leicht knirschendes Geräusch ließ beide zusammenschrecken und als beide zur Tür sahen, stand eine leicht schnaubende Morgiana vor ihnen. Sie war knallrot angelaufen und hatte andere Kleidung an als sonst. Man konnte ihre Proportionen besser erkennen und obwohl sie wenig Oberweite hatte, lief auch Alibaba etwas rot an. Die Farben und der Stoff schmeichelten ihr ungemein und er hätte am liebsten irgendetwas gesagt, doch seine Lippen waren wie versiegelt.

Der Marmor unter ihren Füssen gab langsam nach und Aladdin und Alibaba bekamen es beide ein wenig mit der Angst zu tun. Da aber Alibaba nicht wusste, was vorgefallen war, konnte er nichts anderes als fragend zwischen Aladdin und Morgiana den Blick zu wechseln.

Das Mädchen stand plötzlich über ihnen und blickte mit ihren durchdringenden Augen auf die zusammengekauerten Jungs herunter. Aladdin musste schon etwas wirklich Schlimmes getan haben, damit Morgiana so außer sich war vor Wut.

Und dann fiel ihm etwas auf und er konnte sich auf ungefähr vorstellen, was sich wohl abgespielt hatte. Denn die Kleidung über ihrer Oberweite ließ nicht viel Fantasy offen und so sah er auf die nackte Haut. Und wie auf Knopfdruck war das Gewicht von Aladdin von seiner Brust verschwunden und er hing zwischen den - wenn auch kleinen - Brüsten von Morgiana.

Alibaba wollte schon anfangen zu lachen, doch die zärtlich auf ihn niederrasende Faust setzte ihn für einige Zeit außer Gefecht.

 

Er hatte es sowas von satt. Wieder einmal hatte sein Vater die Hand erhoben, doch dieses Mal war er nicht der Einzige, der mit blauen Flecken und einer blutigen Nase davonkam. Sein Vater hatte es gewagt auch Mariam zu schlagen. Das konnte und wollte er einfach nicht tolerieren. Deshalb waren bei ihm in dem Moment alle Sicherungen durchgebrannt und Kassim hatte sich gewehrt.

Es war spätabends und sein Vater hatte mal wieder nach seiner Flasche Alkohol gerufen, die Kassim ihm nicht mitbringen konnte, weil er beim Klauen erwischt wurde. Eigentlich war er ziemlich gut darin, denn wie würden Mariam und er sonst überleben können, wenn sie sich kein Essen von anderen nahmen.

Jedenfalls war sein Vater gar nicht froh darüber, dass sein ‚unfähiger‘ Sohn ihn schon wieder trocken hat sitzen lassen. Kassim hatte jede Anschuldigung und jedes schlechte Wort von sich abprallen lassen, doch als er dann anfing nach seiner Schwester zu schlagen, waren alle guten Vorsätze mit ihm durchgegangen.

Er hatte sich auf seinen Vater geworfen, damit er mit seinen Hieben und Tritten aufhören sollte. Doch es ließ den Älteren kalt von seinem schmächtigen Jungen davon abgebracht werden zu lassen nach seiner Tochter zu schlagen.

Wutentbrannt hatte sich dann sein Vater zu ihm gewendet und ihn mit so einem hasserfüllten Blick angeschaut, dass Kassim ihm am liebsten vor die Füße gespuckt hätte. Doch er war wie gelähmt, denn seine geliebte Schwester lag wie leblos auf dem Boden und rührte sich nicht mehr.

Der einzige Gedanke, der ihm zu dem Zeitpunkt durch den Kopf ging, war, dass er diesen alten Sack unter die Erde bringen würde. Koste es, was es wolle! Schnell hatte er auch etwas gefunden, das sich als Waffe benutzen ließ und so ging er dann auf seinen ahnungslosen Vater zu und stach beherzt zu.

Der erste Schlag war noch nicht tödlich, aber sein Vater fiel gurgelnd auf die Knie. Der Schnitt durch die Kehle würde ihm den Rest geben, das wusste Kassim genau. Auch wenn er seinen gehassten Vater am liebsten länger gequält hätte.

 

Anise hatte sich die letzten Tage schon sehr liebevoll um sie gekümmert, weil sie mit ansehen musste, wie sein Vater ihn geschlagen hatte. Und das konnte sie nicht tolerieren, deshalb hatte sie kurzerhand Kassim und Mariam mit zu sich nach Hause genommen und wie ihre eigenen Kinder angesehen. Er musste zugeben, dass er diese Frau für ihre Courage und ihr Handeln wirklich liebte.

Auch wenn sie seine Liebeserklärung freundlich abgelehnt hatte, weil sie ‚zu alt für ihn sei‘ und er ‚das Wort eh noch nicht verstand‘, so behandelte sie ihn weiterhin wie ihr eigen Fleisch und Blut. Aber er würde sicherlich nicht aufgeben und irgendwann würde sie ihn sicherlich auch lieben.

Notfalls könnte er ja immer noch etwas mit Alibaba anfangen, weil er so süß war. Doch er verwarf den Gedanken alsbald, weil es doch seltsam war, dass er so für Jemand anderen fühlen konnte. Immerhin waren sie beide noch so klein und verlieben konnte man sich in dem Alter noch sehr schnell.

Doch nun hatte er nichts davon um sich. Er stand vor den Trümmern seiner Kindheit und blickte auf seine blutigen Hände. Gerade eben hatte er seinen Vater ohne Reue getötet und hatte es auch ein wenig genossen.

Gleichzeitig aber fühlte er sich so verletzlich und zerbrechlich, weil er doch nur das getan hatte, was ihm das Blut seines Vaters gab. Dieses schlechte, minderwertige und abtrünnige Blut! Er hasste es wirklich.

Wie schön wäre es, wenn er als Kind von Anise geboren wäre, da hätte er wenigstens immer geborgen gelebt, doch er hatte das schlechtere Los gezogen und diesen Nichtsnutz als Vater erhalten.

Die ganze Last, die er mit sich getragen hatte, fiel ihm plötzlich von den Schultern und ihm wurde übel. Er entleerte seinen Mageninhalt in die Blutlache, die sich unter dem Körper seines toten Vaters ausgebreitet hatte.

Schwer atmend blickte er zu Mariam und sah, wie sich ihre Brust leicht hob und senkte. Wenigstens hatte er nicht alles verloren, denn sie war sein Rettungsring. Ohne sie war er verloren, das wussten beide.

Doch nun hatte er ein anderes Problem. Er musste die Leiche seines Vaters loswerden. Und das schnell, ehe die Nachbarn davon Wind bekamen.

Er überlegte sich etwas aus, doch keine seiner Ideen schien wirklich hinzuhauen, doch dann entschied er sich dazu, dass es am besten wäre, wenn-

 

Alibaba öffnete wieder vorsichtig die Augen und hatte das Gefühl von einem Problem in das nächste zu rutschen. Zuerst die wütende Morgiana, die von Aladdin begrabscht wurde, dann dieser übelkeitserregende Traum. Und dieses Mal war er sich zu hundert Prozent sicher, dass es keiner seiner Träume war. Denn er konnte und sollte die Sachen, die da geschehen waren, nicht wissen.

Er erinnerte sich daran, dass Kassims Vater von einem Tag auf den anderen verschwunden und ihre Hütte abgebrannt war. Nun konnte er das Verhalten, das Kassim an den Tag legte auch ein wenig besser verstehen. Er wirkte distanzierter und nicht mehr so fröhlich und offen wie zuvor.

Es war seltsam für ihn gewesen seinen Adoptivbruder so zu sehen, aber er hat es hingenommen und versucht ihn immer wieder aufzumuntern. Auch wenn es nicht immer klappte und er eher von Kassim weggestoßen wurde, so wollte Alibaba einfach nicht aufgeben. Denn es machte mehr Spaß mit einem gut gelaunten Kassim zu spielen, als mit einem niedergeschlagenen.

Seufzend schloss Alibaba seine Augen wieder und strich sich kurz darüber. Er hoffte diese ganzen Träume hatten nur damit zu tun, dass er sich so nach Kassim sehnte. Denn er war sich sicher, dass er sonst zuvor noch nie von dem anderen so intensiv geträumt hatte, das war ziemlich neu für ihn im Moment.

Seine Augen wurden plötzlich schwerer und er schloss sie wieder. Alles war doch einfacher, wenn man schlief ...

 

Kassim war sich bewusst, dass es sehr gewagt war, was er vor wenigen Minuten getan  hatte. Der Geruch von verbranntem Fleisch drang noch immer in seine Nase und er musste sich zusammenreißen nicht wieder zu brechen.

Der Moment, als er die Lumpen seines Vater, irgendwo abgeschieden von den Slums, angezündet hatte, war wie ein triumphaler Sieg für ihn, auch wenn es gleichsam bedeutete, dass er nun mit Mariam alleine da stand.

Er hatte dem Lecken und Zischeln des Feuers zugesehen, ehe er sich wieder in die Stadt gemacht hatte und auch Feuer in ihrer alten Wohnung gelegt hatte. Die einzigen wichtigen Gegenstände, die sich noch in ihrer Baracke befanden, hatte er zuvor Mariam mitgegeben, als er sie heimlich bei Alibaba und Anise abgeliefert hatte.

Beide hatten schon geschlafen, doch er war sich sicher, dass sie Mariam schnell finden und ihre Wunden behandeln würden. Er selbst hatte sich in den naheliegenden Fluss geschmissen, damit das meiste von dem Blut von seiner Kleidung verschwand. Er wollte nicht zu offensichtlich wie ein Mörder aussehen. Nachdem er sich dann noch etwas im Dreck gewälzt hatte, machte er sich wieder zurück zu seiner neuen Familie.

Es hätte dennoch sicherlich keinen gestört, wenn er mit blutigerer und noch zerschlissenerer Kleidung aufgetaucht wäre. Er wollte nur Anise und Alibaba keine zu großen Sorgen bereiten. Und Mariam sicherlich auch nicht.

 

Ziemlich müde und hungrig erreichte er dann auch die Baracke, in der er nun mit Mariam, Anise und Alibaba zusammenlebte und sah, wie Anise aufgelöst auf ihn zulief.

„Den Göttern sei Dank, es geht dir gut. Ich habe mir solche Sorgen gemacht Kassim!“, schluchzte Anise und drückte ihn fest an ihre Brust.

Er fühlte sich unwohl ihr so nahe zu sein, da er sich noch so schmutzig fühlte. Sein Blick war leer geworden und er sah im Augenwinkel, wie auch Alibaba mit den Tränen kämpfte. Dann schloss er die Augen und drückte sich doch ein wenig näher an die Wärme, die von der schönsten Frau ausgingen.

„Es wurde gerade bekannt, dass dein Vater verschwunden und euer Zuhause lichterloh brannte. Und da habe ich Mariam gesehen und hatte schon Angst, dass du vielleicht im F...Feuer warst.“ Ihre Worte brachen, als sie weiterhin weinend Kassim an sich drückte.

Er verblieb noch einige Zeit still, ehe er sich dazu entschied, doch etwas zu sagen, damit sich Anise nicht so viele Gedanken um ihn machen musste: „Mach dir nicht so viele Sorgen, als ich sah, dass es lichterloh in Flammen stand, bin ich sofort zum Fluss gelaufen, habe mich nass gemacht und nachgeschaut ob noch jemand drin war.“ Er versuchte ihrem Blick standzuhalten und seufzte dann etwas.

„Ich bin froh, dass ich Mariam noch zuvor retten konnte, auch wenn ... wenn er sie geschlagen hat. Aber dann die Baracke in Brand zu setzen und einfach zu verschwinden, das finde ich wirklich unfair von ihm!“, knurrte Kassim und krallte sich unangenehm an die Kleidung von Anise.

„Kassim, beruhige dich. Mariam geht es gut, auch wenn es vielleicht schlimm aussah, so war es nichts Lebensbedrohliches. Also versuch dich jetzt erst einmal zu beruhigen und dann ziehst du dir frische Kleidung an, verstanden?“, sagte Anise und strich sich die letzten Tränen aus den Augen.

Dann lächelte sie ihn liebevoll an und ließ ihn vollends los. Sie streichelte ihm auch noch sanft über die Wange und ging zu Mariam.

„Ich versuch‘s ... Mama“, flüsterte Kassim und sah, wie sich neue Tränen in Anises Augen sammelten.

Ihre Freude, dass er sie ‚Mama‘ genannt hatte, hatte seine düsteren Gefühle für den Moment vertrieben und sie lebten glücklich zusammen. Keiner konnte ahnen, dass es nach einigen Jahren anders werden würde ...

 

Alibaba hatte sich so sehr daran gewöhnt mit Kassim und Mariam zusammenzuleben, dass er sich wirklich sehr sicher in ihrer Umgebung fühlte. Kassim neckte ihn mal wieder und zog ihn damit auf, dass sie, obwohl sie beide fast gleich alt waren, dennoch unterschiedlich hoch gewachsen waren.

Es war wieder einer der Tage, an dem die Sonne unbarmherzig auf die Erde knallte und dadurch das Spielen nicht wirklich viel Spaß machte. Dennoch ließ sich keines der Kinder davon abhalten in der Hitze zu spielen.

Alibaba war wie immer in seinem selbstgegrabenen Versteck und wartete darauf im richtigen Moment einzugreifen, doch alles kam anders, als erhofft.

„Alibaba? Kassim, Mariam? Wo seid ihr? Es ist wirklich sehr, sehr wichtig!“ Ein Nachbar kam auf sie zu gerannt und Alibaba musste sich wohl oder übel aus seiner Festung befreien, um den Mann ansehen zu können.

Die umstehenden Kinder tuschelten miteinander und versuchten den drei aus dem Weg zu gehen, als sie losliefen.

Alibaba hatte immer davor Angst gehabt, dass es passieren würde, wenn er nicht zuhause war. Und nun schien der schlimmste seiner Albträume wahr geworden zu sein. Kassim und Mariam mussten das Gleiche denken, denn ihre verbissenen Blicke sagten mehr als tausend Worte.

Im Einklang sagten die drei gleichzeitig ‚Mama‘ als sie die Schlafstelle erreicht und den Zustand sahen, in der sie sich befand. Sie sah wirklich schrecklich aus. Ihre Haut war fahl und eingefallen, tiefe Augenringe hatten sich unter ihre Augen geschlichen und ihr sonst so lebensfrohes und großes Lächeln, war einem schmalen gewichen.

Alibaba hörte, wie Mariam sofort anfing zu schluchzen, als sie die Situation erkannte und merkte wie ausweglos sie war. Kassim kämpfte mit seinen Emotionen und hatte die Fäuste geballt und drückte sich die Fingernägel so fest in die Haut, dass einige Bluttropfen auf dem Boden landeten.

Vorsichtig nahm Alibaba eine Hand seiner Mutter und gab ihr einen sanften Kuss darauf. Sie fühlte sich schon kälter an als heute Morgen und er sah, wie die Kräfte stetig in ihr schwanden.

„Ich weiß, dass das alles ziemlich plötzlich kommt und mein Leben viel zu kurz war, aber ich will, dass ihr drei so weiterlebt. Als Familie“, sprach seine Mutter mit brüchiger Stimme und es verlangte ihn alles jedes Wort zu verstehen, was sie sagte.

Denn er war sich sicher, dass es ihre letzten sein würden, deshalb sog er jedes Wort wie einen Schwamm auf und hoffte, dass er sie nie vergessen würde. Er erhoffte sich, dass sie sofort mit ihm sprach, doch sie richtige ihr Augenmerk auf Mariam und strich ihr schwach über die tränennassen Wangen.

„Mariam, Liebes. Ich weiß, es wird hart werden für dich, aber lass den Kopf nicht hängen. Deine beiden Brüder werden immer für dich da sein. Ich liebe dich wie meine eigene Tochter und wünschte mir wirklich, dass dem so wäre“, flüsterte Anise und versuchte Mariam von ihrem Weinkrampf zu beruhigen.

Dann bat sie Kassim näher an sie heranzutreten, da er sich ein wenig abseits von den anderen hingestellt und das alles von Weiten beobachtete: „Kassim, mein Junge. Ich weiß, dass du sehr viel Gutes in dir hast. Ich habe es jeden Tag gesehen und ich möchte, dass du diesen Teil in dir nie vergisst. Wie gerne hätte ich dich weiter aufwachsen gesehen. Du bist wie ein zweiter Sohn für mich geworden. Ich liebe dich.“ Sie streichelte Kassim sanft über die Wange und wischte ihm eine einzelne Träne weg.

Dann hustete sie und röchelte ein wenig, ehe sie sich wieder gefangen und zu ihrem eigentlichen Sohn sah: „Alibaba, mein Ein und Alles. Du wirst auch ohne mich auskommen, du hast immerhin deinen Bruder und deine Schwester. Beschütze sie mit all deinen Kräften  und gib dich nicht der Versuchung hin Böses zu tun. Dein Vater wäre sicherlich sehr stolz auf dich, wenn er dich jetzt sehen könnte.“ Ihre Stimme wurde immer leiser und Alibaba beugte sich nun tiefer zu ihr herab.

„W...wie heißt mein Vater?“ Diese Frage hatte so lange auf seiner Zunge gelegen, doch er hatte sich nie getraut sie auszusprechen.

Ein liebevolles Lächeln schlich sich in das Gesicht seiner Mutter, ehe sie sagte: „Er ist ein sehr stattlicher Mann, wunderschön, liebevoll und ein sehr, sehr wichtiger Mensch. Sein Name lautet Ra...“ Ihre Stimme brach plötzlich ab und ein letzter Atemzug verließ ihre Lippen.

Alibaba wartete dennoch weiterhin auf eine Antwort und rüttelte kurz an seiner Mutter: „Wie lautet sein Name, Mama?“ Heiße Tränen quollen aus seinen Augen und er konnte nicht realisieren, dass seine Mutter für immer gegangen war.

„Bitte! Sag es mir Mama“, schrie er und brach schlussendlich in sich zusammen.

 

Ein Schrei zerriss die friedliche Nacht und Alibaba saß kerzengerade mit schwerem Atem in seinem Bett. Schmerzhafte Erinnerungen hatten sich in seinen Traum gemischt und er schluchzte herzzerreißend, als er sich an die letzten Momente seiner Mutter erinnerte.

Er hätte ihr gerne noch so viel gesagt, doch es war zu spät gewesen. Ihre Augen waren gebrochen und auch sonst war kein Leben mehr in ihr gewesen. Und erst später würde Alibaba die ganze Wahrheit erfahren. Doch zu dem Zeitpunkt war er nur ein einfacher Junge, der seine Mutter verloren hatte.

„Ein Engel ist an dem Tag gestorben“, flüsterte er und hatte plötzlich das Gefühl, dass nicht er, sondern Kassim dies gesagt hatte. Doch dies ergab doch keinen Sinn!


Nachwort zu diesem Kapitel:
Dieses Bild habe ich zwischen Kapitel 3 und 4 eingefügt. Komplett anzeigen

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