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Fate of Atemu

von

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Jono stieg von seinem Pferd und trat langsam auf die dunkle Gestalt an der Mauer zu, die Hunde hatte er zurückgepfiffen und bei seinen Reitern gelassen. Sein Herz klopfte laut und er zitterte leicht, aber er ging immer dichter an das Haus heran. Die Gestalt bewegte sich nicht und Jono hatte schon Angst, dass er zu spät gekommen war. Plötzlich schnaubte das Pferd, das am Haus stand und die Gestalt hob den Kopf, um das Tier zu beruhigen. Jono erkannte Seths blaue Augen im Licht der untergehenden Sonne. „Seth?“, flüsterte er, seine Stimme klang rau und müde. Er kniete sich vor Seth nieder und nahm ihn einfach in seine Arme, ohne eine Antwort abzuwarten.
 

Seth war zu überrascht, als dass er sich hätte wehren können und ließ es geschehen. Als Jono jedoch anfing zu weinen, konnte Seth nicht länger schweigen. „Warum bist du hier, Jono?“, fragte er und schob Jono ein wenig von sich, so dass er ihm in die Augen sehen konnte. „Ich wollte Euch zurückholen, Hohepriester, der Pharao braucht Euch, ich brauche Euch und das ganze Volk braucht Euch. Euer Cousin ist verzweifelt, er liebt Euch sehr, er wird das nicht überstehen, er kann ohne Euch nicht leben.“, sagte Jono verzweifelt. „Aber er hat doch dich, warum braucht er mich dann noch?“, fragte Seth leise.
 

Jono schüttelte den Kopf. „Ihr seid doch das Wichtigste für ihn, das wart Ihr schon immer, ich bin nur ein einfaches Kind der Wüste, keine großartige Persönlichkeit, nichts Wertvolles kann ich dem Pharao bieten. Ich habe nur meine Liebe, nichts weiter. Der Pharao braucht aber mehr zum Überleben als nur meine Liebe, er braucht Eure Stärke, Eure Nähe, Eure Wärme, Eure Kraft und Eure Liebe. Könnt Ihr das denn nicht in seinen Augen sehen? Könnt Ihr das nicht in seinem Herzen fühlen? Er vermisst Euch, kehrt bitte wieder zu ihm zurück, lasst ihn jetzt nicht im Stich.“ Jono sprach leise, weil er sehr erschöpft war, aber Seth verstand jedes Wort und es zerriss ihm fast das Herz. Wie sollte er Jono nur begreiflich machen, was ihn hierher getrieben hatte, wie sollte er einem so reinen Wesen erklären, was er fühlte, was er erlitten hatte, was er erdulden musste?!
 

Seth entschied sich einfach für die Wahrheit und so erzählte er Jono von seinem Schicksal, von dem, was er in diesem Dorf erlebt hatte, was er danach im Palast des Hohepriesters erleiden musste. Seth erzählte von den Schlägen, von den Vergewaltigungen, die er über sich ergehen lassen musste, nichts ließ er aus. Jono hörte zu, schweigend und blass, bewegte sich nicht und als Seth mit seiner Lebensgeschichte fertig war, konnte Jono nichts sagen, er blieb stumm und fühlte sich hilflos. Zum ersten Mal in seinem Leben war er nicht fähig, Worte des Trostes zu finden, er konnte nicht einmal weinen, er fühlte eigentlich nur Hass, Hass auf Seths Vater. Jono ballte seine Hände zu Fäusten und schlug immer wieder auf die Mauern des alten Hauses von Akunadin ein, immer und immer wieder. Seth hatte Mühe ihn zu beruhigen, so hatte er Jono noch nie erlebt, so voller Wut, voller Zorn und Hass. Erst als die restlichen Reiter eingriffen, gelang es Seth Jono unter Kontrolle zu bringen, erschöpft und mit blutigen Händen schlief Jono in den Armen des Hohepriesters Seth ein. Bevor die Nacht hereinbrach, bauten die Männer das große Zelt auf und Seth trug Jono auf seinen Armen hinein, die anderen folgten ihm, niemand sprach ein Wort.
 

Der Einzige der in dem Zelt keine Ruhe fand, war Seth, er hielt Jono noch immer eng umschlungen und wagte nicht ihn loszulassen. Er dachte noch lange über Jonos Worte nach und kam letztendlich zu dem Entschluss, doch wieder nach Hause zurückzukehren, denn hier in diesem trostlosen Dorf hielt ihn nichts mehr. Sein Hass auf seinen Vater war verflogen in der Sekunde, in der Jono anfing, auf das Haus einzuprügeln. Jonos Wutausbruch hatte Seths Zorn und Hass hinweggefegt, Seth fühlte sich nun bereit für ein neues Leben und das hatte er einzig und alleine dem kleinen Blondschopf in seinen Armen zu verdanken. So unschuldig und rein, so voller Leben, voller Liebe, so voller Leidenschaft, einfach gottähnlich. Seth streichelte sanft durch Jonos Haare, sie waren durch den Wüstensand ein wenig stumpf, doch das störte Seth nicht. Er war einfach nur froh, dass Jono ihn gefunden hatte und zurückholen wollte. Zufrieden mit sich und seiner Umwelt schlief nun auch Seth den Schlaf der Gerechten.
 

Atemu hatte sich das kleine Buch über den Wüstendieb durchgelesen und stand wie immer auf der Terrasse, um nach Jono und Seth Ausschau zu halten, doch erwartete er nicht wirklich, dass sie schon zurückkommen würden. Allerdings hatte er so ein eigenartiges Gefühl im Bauch, so als ob etwas geschehen war, etwas Gutes, etwas, was seinem Leben wieder etwas mehr Sinn geben würde. Atemu war sich irgendwie sicher, dass Jono Seth bereits gefunden hatte, er konnte sich nicht erklären, woher dieses Gefühl kam, es war einfach da und das war alles was zählte. Ein Lächeln legte sich auf Atemus Gesicht, als die letzten Sonnenstrahlen die Wüste erhellten und er ging zurück in sein Gemach, um sich für den morgigen Tag auszuruhen. Er sprach noch ein leises Gebet für Seth, Jono und für die anderen, die jetzt in der Wüste waren und legte sich dann in sein Bett, wo er dann schon nach kurzer Zeit einschlief.



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