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Fate of Atemu

von

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Die Wahrheit

Seth weinte immer noch stumme Tränen und vergrub sein Gesicht in das Gewand des zukünftigen Pharaos. Atemu brauchte eine ganze Weile, bis er etwas sagen konnte. Er nahm das Gesicht seines Cousins in seine Hände, küsste dessen gerötete Augen und sagte mit sanfter Stimme: „Sorg dich nicht um mich, Seth, mir wird nichts geschehen und ich werde dafür sorgen, dass auch dem Pharao und meinem Bruder nichts geschieht, also beruhige dich, es wird alles gut, dein Vater wird schon wieder zur Vernunft kommen, das verspreche ich dir!“
 

Seth sah seinem Cousin in die Augen, nickte kurz und wischte sich dann die Tränen aus seinem Gesicht. „Ihr habt Recht, mein Gebieter, ich mache mir bestimmt ganz umsonst Sorgen, mein Vater wird sicher nichts Unüberlegtes tun.“ Dann stand er langsam auf, reichte seinem Cousin die Hand, damit dieser auch aufstehen konnte, verbeugte sich leicht und verließ mit einem: „Ich werde mich nun in mein Gemach zurückziehen!“ das Zimmer.
 

Atemu seufzte, er war sich nicht sicher, ob Seth Recht behalten würde, denn er kannte die unbändige Wut des Hohepriesters Akunadin. Als der Pharao vor 12 Jahren bekannt gab, dass Jono zur Pharaonenfamilie gehören würde, war Akunadin außer sich vor Zorn. Wie konnte der Pharao es wagen, einen unreinen Jungen, ein Wüstenkind, als seinen eigenen Sohn anzunehmen. Das verstieß gegen jegliche Gesetze des alten Ägyptens und das konnte der Hohepriester einfach nicht verstehen, geschweige denn dulden und so war das der Tag, an dem er sich gegen den Pharao wandte.
 

Er verließ den Palast voller Hass und unbändiger Wut und versuchte im Laufe der Jahre immer wieder Intrigen gegen den Pharao zu schmieden. Die meisten verliefen einfach im Wüstensand, doch es schien, als hätte der Hohepriester noch einen Trumpf im Ärmel, den er nun ausspielen wollte, jetzt wo der Pharao alt und schwach war. Dieser Trumpf war Jono, wenn das Volk die ganze Wahrheit über ihn erfuhr, würde es sich mit Sicherheit gegen den Pharao stellen, damit hätte Akunadin gewonnen und sein Sohn Seth würde eines Tages vielleicht den Thron besteigen. Die Frage war nur: Wollte Seth auf den Thron? Für wen würde er sich entscheiden, für seinen Vater oder für den Pharao?
 

Atemu fragte sich, was er wohl tun würde, falls Seth sich für seinen Vater entschied. ´Was mache ich, wenn ich gegen Seth kämpfen muss? Ich kann doch nicht gegen meinen eigenen Cousin antreten!´ Er schüttelte energisch den Kopf, ´Das darf nicht passieren, niemals werde ich das zulassen, niemals!´ Dann verließ er sein Zimmer und ging durch die Gänge in den Thronsaal, wo er seinen Vater vermutete.
 

Jono war inzwischen mit dem kleinen Hund, der nun ebenfalls den Namen Jono trug, zurück in den Stall gegangen und legte ihn grade ins Stroh zu seiner Mutter Kira, die noch immer etwas erschöpft war und nur ein leises Knurren hören ließ. „Keine Sorge, Kira, deinem Sohn geht es gut. Weißt du, er heißt jetzt genau wie ich, Atemu sagt, er hat genauso schöne Augen wie ich. Wie findest du das?“, fragte Jono und streichelte sanft das weiche Fell Kiras, bevor er sich wieder erhob und den Stall verließ.
 

Ein paar Stallburschen, die draußen mit einer Ladung Heu beschäftigt waren, verbeugten sich vor ihm, denn er war ja für alle der Sohn des Pharaos. Jono war das sehr unangenehm, es kam ihm so vor, als sei das nicht richtig, es war so ein Gefühl, so als würde er nicht wirklich hierher gehören. Er schüttelte unwillkürlich den Kopf, in letzter Zeit plagten ihn öfters solche Gedanken, aber da war noch etwas, so was wie kleine Erinnerungsfetzen. Wüstensand, die pralle Sonne, dann diese sanfte Stimme und ein Gesicht das freundlich lächelte. Es kam ihm vor, als hätte er da das erste Mal den Namen Jono gehört, aber er konnte sich beim besten Willen nicht erinnern, wann und wo das war.
 

Dass Jono keine Erinnerung an seine Mutter hatte, verwunderte ihn nicht, da seine Mutter bei seiner Geburt gestorben war, zumindest hatten das alle erzählt. Jedoch gab es an dieser Tatsache etwas, was ihn fast um den Verstand brachte, denn in Jonos Träumen tauchte immer wieder das Gesicht einer jungen Frau auf, eine blonde junge Frau, die vielleicht grade mal 16 Jahre alt war, vielleicht auch jünger. Wer war sie? Jono war sich sicher, dass er diese Frau noch nie zuvor gesehen hatte. Mit diesen Gedanken ging er durch den Palast, hinauf in sein Zimmer, das sich genau gegenüber von Atemus Zimmer befand und fast genauso aussah.
 

Zur selben Zeit dachte Akunumkanon an dieselbe Frau, wenn auch aus einem anderen Grund. Denn er erinnerte sich daran, wer Jonos Mutter war. Auch, dass dessen Mutter schon lange tot war. Einzig und allein der Pharao wusste davon, denn er hatte damals nach Jonos Fund mehr als 2 Jahre lang vergeblich versucht, Jonos Eltern ausfindig zu machen, was sich als ziemlich schwierig herausstellte, denn er hatte nur ganz wenige Untergebene, denen er voll und ganz vertraute.
 

Erst als es schon fast zu spät war, fand der Pharao Jonos Mutter, es war mehr ein Zufall, oder vielleicht war es auch Schicksal. Eine ältere Frau mit Namen Akadia trat damals vor den Palast und wünschte mit dem Pharao zu sprechen, zuerst wollte man sie wegschicken, aber als sie sagte, dass es um den jüngeren Sohn des Pharaos gehen würde, ließ man sie ein. Daraufhin wurde sie in die Gemächer des Pharaos geführt. Akunumkanon befahl damals seinen Dienern zu gehen und schloss die Tür. Erst dann begann Akadia zu erzählen und was sie erzählte, ließ den Pharao erschaudern.
 

Akadia erzählte damals, dass sie ein halbes Jahr zuvor eine junge blonde Frau in der Wüste fand, die völlig ausgehungert war und sehr stark verletzt. Diese Frau war so gut wie tot, aber irgendetwas hielt sie am Leben, sie sprach immer wieder von ihrem Sohn, nur einen Namen nannte sie nie. Akadia nahm die blonde Frau mit in ihr Dorf und half ihr so gut sie konnte. Im Laufe der Zeit schien es ihr besser zu gehen, doch noch immer konnte sie sich an keinen Namen erinnern, weder an den ihres Sohnes, noch an ihren eigenen.
 

Allerdings erinnerte sich die blonde Frau ziemlich genau an den Vater des Jungen, es war ein Dieb, der sie aus ihrem Dorf entführt und dann mehrmals vergewaltigt hatte. Sie konnte zwar fliehen, aber in ihrem Dorf wurde sie verachtet, weil sie nicht daran dachte, das Kind, das in ihr wuchs, abzutreiben. Sie war erst 14 als das Kind zur Welt kam, als es dann 2 Jahre alt war, starb die Mutter der jungen Frau und sie wurde mit Kind in die Wüste gejagt. Dort wurde sie von Sklavenhändlern aufgegriffen, sie konnte zwar noch dafür sorgen, dass sie ihren Sohn nicht fanden, aber sie selbst wurde von den Händlern verschleppt, während ihr kleiner Sohn, in Tücher gewickelt und im Wüstensand begraben, zurückblieb.
 

Erst nach vielen Monaten gelang der blonden Frau, die sich nicht an ihren Namen erinnerte, endlich die Flucht aus den Händen der Sklavenhändler und sie irrte dann ziellos in der Wüste umher, bis sie schließlich von Akadia gefunden wurde. Akadia erzählte damals weiter, dass diese junge Frau wenige Tage zuvor im Fieberwahn immer und immer wieder einen Namen sagte: „Jono“ und dass sie nicht mehr allzu lange leben würde.
 

Der Pharao begab sich damals zusammen mit Akadia zu dieser jungen Frau, er wollte sicher sein, dass sie die Mutter von seinem Findelkind war. Wie sich herausstellte, war sie es wirklich, denn die Ähnlichkeit war unverkennbar, Jono sah seiner Mutter wirklich sehr ähnlich, auch wenn er damals grade mal 4 Jahre alt war. Jono selbst war natürlich nicht anwesend, auch sonst war niemand mitgekommen, der Pharao war alleine mit Akadia zu deren Hütte geritten. Akunumkanon erzählte der blonden Frau von seinem Fund und dass es ihrem Sohn gut gehen würde. Sie war sehr schwach, aber sie dankte dem Pharao von ganzem Herzen, starb dann aber wenig später in den Armen des Pharaos. Vorher nannte sie ihm aber noch ihren Namen, an den sie sich endlich wieder erinnerte. Ihr Name war: „Miho“.
 

Das Ganze war nun schon 10 Jahre her und niemand hatte je davon erfahren. Der Pharao hatte ein heimliches Begräbnis für Miho arrangiert und Akadia befohlen zu schweigen, was diese auch tat, ein halbes Jahr danach starb auch sie und wurde neben Miho beerdigt. Somit war der Pharao der Einzige, der Jonos wahre Mutter kannte. Er ritt jedes Jahr an Mihos Todestag zu ihrem Grab, das sich an einen geheimen Ort befand, um zu beten. ´Morgen ist es wieder soweit, morgen werde dich wieder sehen, doch dieses mal wird dein Sohn mich begleiten.´, dachte der Pharao, denn er hatte beschlossen Jono die ganze Wahrheit zu erzählen.
 

Als Atemu den Thronsaal betrat, ging er gleich zu seinem Vater, der in Gedanken versunken in seinem Thron saß. „Vater, ich muss mit Euch reden.“, sagte er. Der Pharao erschrak leicht und fragte dann mit tonloser Stimme: „Was gibt es denn, mein Sohn?“ „Es geht um Euren Bruder den Hohepriester,“, sagte Atemu. „Ich habe soeben mit Seth gesprochen, er hat vor einer Weile zufällig Euer Gespräch mit Eurem Bruder mit angehört. Warum habt Ihr mir nicht erzählt, dass Akunadin Euch damit droht, die ganze Wahrheit über Jonouchi im Volk zu verbreiten?“
 

Der Pharao blickte nur betrübt zu Boden, er wusste nicht was er darauf erwidern sollte. Nach einer Weile sagte er dann: „Ich werde Jono morgen zum Grab seiner Mutter führen und ihm alles erzählen.“ „Das Grab seiner Mutter?“ „Ja, ich hab sie zufällig vor 10 Jahren gefunden, leider ist sie noch am selben Tag gestorben, ich konnte ihr nicht helfen.“, sagte der Pharao betrübt. „Aber, Vater, warum habt Ihr mir nichts davon erzählt?“, fragte Atemu leicht empört. „Ich wollte dich nicht damit belasten, mein Sohn, du warst ja noch ein Kind.“, antwortete Akunumkanon leise und wischte sich eine Träne aus dem Gesicht. „Soll ich Euch morgen begleiten, Vater?“ „Wenn du das möchtest?“ „Ja, Vater das möchte ich.“, sagte Atemu und nickte leicht. Dann erzählte der Pharao die ganze Geschichte über Jonos Mutter und wie es dazukam, das Jono alleine in der Wüste lag, während Atemu mit geweiteten Augen zuhörte.
 

Am späten Abend desselben Tages ging Atemu heimlich zum Palast des Hohepriesters, der sich nicht weit vom Pharaopalast befand. Er wollte seinen Cousin besuchen und ihn darüber informieren, was er heute erfahren hatte. Seth saß auf den Stufen vor dem Palast und starrte in Gedanken versunken in den Himmel. Als Atemu eine Hand auf seine Schulter legte, zuckte Seth leicht zusammen. Atemu setzte sich neben seinem Cousin und sagte: „Seth, es gibt ein Problem, Vater will Jono die Wahrheit erzählen und zwar schon morgen.“ „Schon morgen?“, fragte Seth. „Aber warum?“ „Weil morgen der 10. Todestag von Jonos Mutter ist.“, antworte Atemu. Seth wurde blass und als Atemu die Geschichte erzählte, die er von seinem Vater gehört hatte, wurde Seth immer blasser und vergrub sein Gesicht in seine Hände.
 

Was beide nicht ahnten, war, dass der Hohepriester Akunadin von seiner Terrasse aus das ganze Gespräch mitverfolgen konnte. ´Das ist ja interessant´, dachte der Hohepriester, als Atemu davon erzählte, wann der Pharao morgen den Palast verlassen wollte. ´Ich werde mir das zu nutze machen, du wirst es noch bereuen, dass du dieses Wüstenkind in dein Haus geholt hast, verlass dich drauf, Pharao.´



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