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Eiskalte Blicke

von

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der Beginn eines Wochenendes

„Ich habe etwas für dich, Mokuba“ Angesprochener stellte sich neugierig neben seinen großen Bruder und musterte ihn überrascht, als dieser zwei Karten zwischen seinen Fingern hielt.

„Was ist das?“ Der kleine Schwarzhaarige musterte die Karten. Wissend riss er die Augen auf.

„Wie stark! Zwei Karten für das ViSeP-Turnier (ein virtuelles Simulationsrollenspiel)!“ Ein neuer Gedanke kam den jüngeren Bruder, der nun die Karten Kaibas Händen entriss und wie ein Heiligtum festhielt, ohne den Blick abzuwenden.
 

Kaiba erinnerte sich an das derzeitige Lieblingsspiel seines kleinen Bruders, das sich zurzeit äußerster Beliebtheit erfreute. In den Zeitungen kursierte das Gerücht, dass die neue Firma, die gerade ihr zweites Spiel auf den Markt gebracht hatte, eine ernsthafte Konkurrenz für die Kaiba Corporation darstellte. Man sprach bereits von einer Krise, doch auf die Meldungen reagierte der junge CEO mit einem bloßen Achselzucken.

„Wenn die Idioten von der Presse ihre Arbeit richtig machen würden, wüssten sie, dass ViSeP unter meiner Kontrolle steht.“
 

Der jüngere der Kaiba Brüder konnte nicht wissen, dass der Ältere berechnend vorgegangen war, als er die Karten für das ViSeP-Turnier besorgt hatte.

„Ich bin mir sicher, dass du dieses Wochenende viel Spaß haben wirst“, sagte Kaiba und schaltete seinen Laptop ein.

„Heißt das“, entgegnete Mokuba, dessen Stimme an Kraft verlor, nachdem er sich bewusst wurde, was die Worte seines großen Bruders bedeuteten, „heißt das, du kommst nicht mit?“

„Du kannst einen deiner Freunde mitnehmen“, meinte Kaiba, ohne auf Mokubas vorwurfsvollen Unterton einzugehen.

Dieser steckte die Karten in seine Hosentasche. „Wieso kannst du nicht mitkommen? Weißt du wie lange wir nichts mehr gemeinsam gemacht haben?“ Der Jüngere ließ nicht locker, doch Kaiba antwortete – den Blick weiterhin auf den Bildschirm gerichtet: „Wir verbringen jetzt Zeit miteinander.“

„Ganz toll. So habe ich mir das auch vorgestellt.“ Seufzend sah sich Mokuba um: die beigefarbenen Wände, der prunkvolle Holztisch in der Mitte des Raumes, selbst die Tatsache, wo sie sich aufhielten – nämlich in der Kaiba-Villa, ihrem Zuhause – änderte nichts daran, dass sie in einem von Setos Büros waren.
 

„Ich habe nachher noch ein wichtiges Meeting.“

„Am Wochenende?“

„Es wird hier stattfinden und deshalb-“

„Und deshalb schiebst du mich ab.“

Kaiba klappte seinen Laptop zu und drehte sich zu seinem Bruder um. Ein wütender und zugleich trauriger Blick begegnete ihm. „Das ist nicht richtig“, antwortete der Ältere ruhig.

„Bisher hat es dich nie gestört, wenn ich dabei bin.“ Ein Seufzen entfuhr dem jüngeren Bruder. Geistesabwesend sah er zu Boden.
 

Ich will dich nicht in die Sache hineinziehen, kleiner Bruder, dachte Kaiba und verzog verärgert das Gesicht. Er wusste nicht, wie er reagieren sollte und noch weniger, was er sagen konnte, um die Laune seines Bruders zu bessern.

Auf keinen Fall wollte Kaiba, dass Mokuba von seinen „Aktivitäten“ (er hatte dem Ganzen noch keinen Namen gegeben) erfuhr. Allein der Gedanke, Mokuba könnte in seinem Zimmer auftauchen...kein Ungewöhnlicher Gedanke, schließlich konnte sein Bruder immer und zu jeder Zeit zu ihm kommen, doch ein unerwartetes Zusammentreffen zwischen Mokuba und seiner blau-weißhaarigen Schönheit wollte Kaiba unter allen Umständen vermeiden. Wie hätte er die Situation erklären können? Kaiba durfte es nicht dazu kommen lassen, dass Mokuba erfuhr, was sich an den Wochenenden abspielen sollte. Dafür liebte er seinen Bruder zu sehr, um ihn in eine verstörende Lage zu bringen, die womöglich das Vertrauen und die Beziehung zu dem Jüngeren gefährden könnte.
 

„Schon gut. Macht ja nichts, dann eben beim nächsten Mal.“

Überrascht und erleichtert über die plötzliche Wendung in Mokubas Laune, brachte Kaiba ein kurzes Lächeln über die Lippen, dass sein jüngerer Bruder umso überraschter dreinblickte, um im nächsten Moment in das freudige Lächeln einzustimmen.
 

Allein in seinem Büro betrachtete Kaiba den schwarzen Bildschirm seines Laptops. Eigentlich gab es noch viel zu erledigen. Es gab immer etwas, das zu tun war, doch der junge Firmenchef hatte nicht die Lust und schon gar nicht die Nerven, sich weiterhin auf die Arbeit zu konzentrieren. Davon lenkten ihn zwei eiskalte Augen ab, die auf dem verdunkelten Bildschirm erschienen waren und seinen kampfeslustig entgegenblickten. Eine Erinnerung an die vergangenen Begegnungen mit diesen Augen, aber so stark, dass sie aus seinen Gedanken getreten waren und sich wie ein helles Aufblitzen an den Computer hefteten, Form und Gestalt annahmen und Kaiba immer wieder vor sich hin murmelte: „Wenn ich anfange zu glauben, dass diese Bilder echt sind, bin ich verrückt geworden.“
 

Ein leises Piepen, das in der Stille umso lauter klang, weckte Kaiba aus seinen Gedanken und ließ die zwei blauen Augen mit einem Schlag verschwinden. Er sah auf das Display seines Handys. Seine Zähne blitzten auf und zufrieden erhob er sich von seinem Stuhl.

Endlich, dachte der junge Firmenchef, während er durch die Flure der Kaiba-Villa lief, nur um vor der Haupthalle stehen zu bleiben und den Schritten des Butlers zu folgen, der mit einer fast schon mechanischen Handbewegung die Tür öffnete. Ein Lichtstrahl zog sich bis zu Kaibas Füßen, grell genug, dass der Raum heller und strahlender wirkte. Doch Kaiba interessierte nur die Gestalt, die inmitten der Lichtquelle wie eine Elfenbeinstatue stand und stumm in seine Richtung starrte. Der Anblick faszinierte ihn, dass er für Sekunden vergaß, warum er sie herbestellt hatte.
 

„Danke, Raphael, Sie können uns dann alleine lassen“, entgegnete Kaiba, ohne den Blick von der gottähnlichen Gestalt abzuwenden.

„Sehr wohl, Sir.“ Der Butler neigte seinen Kopf, bevor er sich entfernte.

Da standen sie nun, umgeben von Licht und Schatten, das eine schien das andere auszuschließen und doch – oder vielleicht gerade deshalb – harmonierten sie auf eine unerklärliche Weise, dass jegliche Verwirrung plötzlich einen Sinn zu ergeben schien.
 

Kaiba war der erste, der sich aus der Starre löste. Den Blicken der blau-weißhaarigen Schönheit ausweichend, ordnete er sie an näherzukommen. Mit gewohnt leichtfüßigen Schritten näherte sie sich dem mächtigen Firmenchef, der weiterhin gegen die eiskalten Augen ankämpfte, denen es dem Anschein nach keine Schwierigkeiten bereitete, seinen Blicken standzuhalten. Dieses Gefühl, die Kontrolle über sich und das Geschehen zu verlieren, ließ ihn innerlich brodeln. Er zog die Lippen zu einem einzigen gerade Strich und drehte der jungen Frau den Rücken zu, als diese nur wenige Schritte von ihm entfernt war.

„Komm mit“, sagte er und ging mit zügigen Schritten durch die Haupthalle. Er öffnete die Glastür und ging durch sie hindurch, ohne einen Blick nach hinten zu riskieren, denn er wusste auch so, dass sie direkt hinter ihm lief, die Augen allein auf ihn gerichtet. Als sie um die Ecke bogen, spürte er den Duft und die Wärme ihres Körpers, dass er ungewollt an Tempo verlor, und die blasse Schönheit verlangsamte ihren Schritt ebenfalls.
 

Vor der Tür seines Schlafzimmers blieben sie stehen. Kaiba war der erste, der hineintrat und in den gewohnten Raum blickte. Nicht viele hatten sein Zimmer zu Gesicht bekommen. Dafür ließ Kaiba viel zu selten Fremde in sein Haus. Ausnahmen bildeten ein paar wichtige Treffen mit diversen Personen, die sich nicht in der Kaiba Corporation sehen lassen durften. Selbst diese kamen nicht weiter als in die erste Etage, auf der Kaibas Büro lag. Seine Privatsphäre und die seines Bruders hatten höchste Priorität.
 

Niemals hätte er geglaubt, dass er jenes Gesetz brechen könnte, das er sich selbst auferlegt hatte: Lasse keines deiner Huren ins Haus. Es ging nicht einzig um Mokuba, den er aus seinen Angelegenheiten heraushalten wollte, sondern auch um seinen Stolz. Er hielt es für unmöglich, dass eine Person dieser Stellung es wert wäre, in sein Haus zu lassen. Die Vorstellung allein war ihm zuwider, diese Menschen hatten keinen Platz in seiner Welt, sie gehörten nur zu einem kurzzeitigen Vergnügen, dem er sich nach Beendigung schnellst möglichst wieder entledigen wollte. Aber Kaori Kugeka bildete eine Ausnahme – seine blau-weißhaarige Schönheit zählte er nicht zu jenen Frauen, die ihn teilweise angeekelt hatten, da er genau wusste, worauf er sich eingelassen hatte. Sie war anders. Sie war sein.
 

Es blieb der zarten Schönheit keine Zeit, den Raum näher zu betrachten, denn Kaiba deutete mit seinen Blicken auf eine hölzerne Tür, die recht unscheinbar zwischen den Wänden hervorlugte und sagte mit recht gleichgültiger Stimme: „Hinter der rechten Tür befindet sich das Badezimmer.“ Die junge Frau blickte auf die besagte Tür. Sie verstand, dass seine Worte eine Aufforderung waren, oder besser gesagt auf eine baldige Aufforderung vorbereiteten.
 

Das Bad war genauso groß wie das Schlafzimmer. Größtenteils bestand es nur aus Marmorfliesen, die bis zu den Decken reichten. Auf der einen Seite ragte ein riesiger Duschkopf aus Milchglas aus der Decke.

„Ich will das du dich wäschst“, sagte er und lehnte sich lässig an den Türrahmen, „zunächst entledigst du dich deiner Kleider.“ Besonders das Kleid, dachte er und Blitze schienen aus seinen Augen zu treten, als er daran dachte, wie vielen Freiern sie mit diesem Kleid den Kopf verdreht haben könnte.
 

Wie beim letzten Mal entkleidete sie sich mit einer schlichten Eleganz, dass Kaiba sich beherrschen musste, nicht sofort ihren Körper in Anspruch zu nehmen.

„Gib mir die Sachen“, gib mir dieses verdammte Kleid, dachte er und beobachtete mit innerer Zufriedenheit, wie die blau-weißhaarige Schönheit auf ihn zukam. Dabei hielt sie ihre Kleider wie ein langes Tuch vor ihrem Oberkörper.

„Diese Sachen wirst du nicht mehr benötigen. Ich will sie nicht mehr an deinem Körper sehen.“

Sie gehörte ab sofort ihm, er wollte keinen Gedanken an die Vergangenheit verschwenden, die Kaiba nur Kopfschmerzen bereitete, sobald er darüber nachdachte, was andere Männer genossen hatten – vielleicht dieselben Spielchen mit ihr gespielt hatten, weil es ihr ein Bedürfnis war, die Kontrolle zu verlieren...
 

Er packte sich die Kleider und drückte sie fest zwischen seinen Händen.

„Das Duschbad steht in dem kleinen Regal neben der Dusche.“ Kaiba wartete, bis sich die junge Frau unter den Duschkopf gestellt hatte, dann drückte er auf den Knopf, der sich direkt über dem Lichtschalter befand und mit einem laut zischenden Geräusch schossen Wasserstrahlen auf den zarten Körper der blau-weißhaarigen Schönheit. Keine Sekunde verging, als der gesamte Körper von kaltem Wasser übergossen wurde und die blasse Schönheit keine Reaktion auf diesen Kälteschock zeigte.

Wieso schaut sie mich immer noch so an, Kaibas Gedanken kreisten einzig um die Augen, die ihm verrieten, dass seine Schönheit genug Widerwillen besaß. Diesen Widerwillen galt es zu brechen.
 

„Fang an“, sagte er mit herrischer Stimme, nachdem er den Knopf so gedreht hatte, dass das Wasser auf eine angenehmere Temperatur wechselte. „Und schau gefälligst nicht auf mich. Konzentriere dich darauf, deinen Körper reinzuwaschen...Nur mit den Händen“, Kaiba verschränkte die Arme und beobachtete die vorsichtigen Bewegungen der jungen Frau. Ihre Art verriet, dass sie sehr wohl ihrer Wirkung bewusst war. Sie wusste, wie sie ihren Körper einsetzen musste, um in Kaiba gewisse Reaktionen hervorzurufen und Kaiba bereitete es Freude zu sehen, wie sie brav seinen Anweisungen folgte und den Blick auf sich gerichtet hielt.

Er hätte sie stundenlang beobachten können: Aus sicherer Distanz, wo er die absolute Kontrolle ausübte.

Sein Körper begann zu kribbeln, als er den Bewegungen ihrer Fingerspitzen folgte, die sanft über Oberarm, Schulter und Nacken – ja, dieser Nacken, in den er seine Zähne tief hineinbohren wollte – strichen. Dann folgte ihr Oberkörper, ihre Beine – lange schmale Beine, die sie wie eine Tänzerin bei ihren Aufwärmübungen dehnte und streckte. Je tiefer sie sich nach unten beugte, umso härter wurde sein Glied, das sich fordernd gegen seinen Hosenstoff drückte. Doch er wollte diesen Moment nicht enden lassen. Noch nicht.
 

„Wenn ich sage, du sollst dich waschen, dann meine ich überall.“ Kaibas Stimme hallte neckend durch den Raum. Ein schiefes Lächeln entfuhr ihm, als die blau-weißhaarige Schönheit seinen Forderungen nachkam und jene Stellen reinwusch.

In diesem Moment hätte er gern in ihr Innerstes geblickt und herausgefunden, was sie empfand, wenn seine Augen auf ihrem Körper ruhten, während sie sich ihm auf solch intime Weise zur Schau stellte. Fühlte sie Scham? Ihr Gesichtsausdruck strahlte Ruhe und Konzentration aus. Sie erröte nicht bei seinen Worten, die bei jedem Schamgefühl hervorgerufen hätten. Andererseits konnte er nicht mit Sicherheit sagen, dass es ihr gleichgültig war, sich völlig entblößt – sowohl äußerlich als auch innerlich – vor ihm zu stellen. Es gab einfach zu viele offene Rätsel, die Kaiba fürs Erste nicht beantworten konnte. Aber er würde noch dahinterkommen. Er würde eines Tages herausfinden, was in dem Kopf der geheimnisvollen Schönheit vorging.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Blaubeere20
2015-03-31T10:35:53+00:00 31.03.2015 12:35
Du schreibst so gut, ich krieg' Komplexe ._.

Das Kapitel hat mir ebenfalls gefallen (:
ABER WARUM DARF SIE IHN NICHT ANSEHEN. *explodes*
Antwort von:  Lady_of_D
31.03.2015 14:17
Ach das brauchst du doch nicht ^^

also in den folgenden Kapitel muss Kaiba verraten, warum er ihren Blick - ich finde keinen besseren Ausdruck - nicht duldet...
Von:  DueKay-Black
2015-03-27T20:08:27+00:00 27.03.2015 21:08
Bis jetzt finde ich es sehr interessant geschrieben und ich werde die Story mit Freude weiter verfolgen.
Ich hoffe du schreibst bald weiter. Ich wüsste zu gern was es genau mit der Frau auf sich hat.

Lg DKB
Antwort von:  Lady_of_D
03.04.2015 10:29
Ich freue mich, wenn meine Geschichten Gefallen finden :-) ich bin schon fleißig am Weiterschreiben
...Und ich werde früher oder später das Geheimnis lüften

Lg


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