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Wassermelone

Anka & Mattes
von

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Es war weit nach Mitternacht, als es plötzlich sturm klingelte an ihrer Tür. Anka schreckte aus ihrem Schlaf hoch und schaute leicht erschrocken auf ihren Wecker. Halb 3 war es. Das Mädchen stand unsicher auf, wer klingelte um solch eine Zeit bei ihr? Schnell zog sie sich eine Jogginghose an und knipste im Flur das Licht an. Es klingelte immer noch. Sie guckte durch das Guckloch, doch da draußen kein Licht an war, konnte sie nur Umrisse einer Person erkennen, die sich gegen die Tür lehnte.

"Hallo? Wer ist da?", rief sie etwas lauter.

"Anka?", kam es leicht lallend von der anderen Seite, "Anka, ich bins." Das Mädchen seufzte entnervt auf und riss wütend die Tür auf.

"Mattes, das ist nicht dein Ernst?!", schrie sie ihn stinksauer an. Mattes, der sich gegen die Tür gelehnt hatte, rutschte beim Öffnen der Tür zu Boden und schaute zu ihr hoch. Er war völlig betrunken.

"Ach Anka, sei mir doch nicht böse~", lallte er weiter, doch war er ein bisschen erschrocken, als sie ihn so anschrie. Noch nie hatte er erlebt das sie die Stimmer erhob.

"Was fällt dir ein um diese Zeit in diesem Zustand bei mir zu klingeln?", sie verschränkte sauer die Arme und schüttelte leicht den Kopf, "Es ist halb 3!"

"Diese Tussis haben mich so abgefüllt, ich hab noch nie so eine scheiße getrunken, ich dachte ich besuch dich mal.", langsam stand Mattes wieder auf, doch wankte er beträchtlich.

"Was?", sie schaute ihn entgeistert und skeptisch an, "Hör dir mal selber zu! Du bist doch total betrunken, geh nach hause!" Sie zeigte mit der Hand nach draußen: "Geh, ich will schlafen!"

"Anka, du trägst ja gar keinen BH.", er zeigte auf ihren Oberkörper und kam mit der Hand immer näher. Anka hatte nur ein Top an, was sie immer zum Schlafen trug. Sie wurde rot im Gesicht: "Verschwinde!" Sie schlug gegen seine Hand und schubste ihn nach draußen auf den Flur, ehe er sich versehen konnte, hatte sie die Tür zugeknallt.

"Wie kann er es wagen!", noch nie war sie so sauer gewesen.

"Anka!", er klingelte wieder. Sie schüttelte den Kopf: "Das kann doch nicht wahr sein..." Sie ging zum Sicherungskasten und schaltete die Klingel aus.

Hoffentlich verschwindet er gleich, dachte sie still bei sich und ging zurück in ihr Bett, doch beruhigen konnte sie sich nicht so schnell.
 

Ein paar Tage später sah sie ihn wieder in der Schule, als sie in der Bibliothek war. Kaum hatte Mattes sie entdeckt, lief er auch schon zu ihr.

"Anka!" Sie seufzte. Anka hatte entschieden keine Lust mit ihm zu sprechen und drehte sich weg, doch so leicht wollte er nicht aufgeben: "Anka, bitte warte!" Mattes stellte sich ihr in den Weg. Ihr Blick strafte ihn sofort.

"Anka, bitte, ich weiß das ich wirklich scheiße gebaut habe und will mich entschuldigen!", er sah sie lächelnd an und reichte ihr die Hand, "Wieder Freunde?" Sie zog eine Augenbraue hoch: "Freunde?" Sie knallte einen Stapel Bücher auf einen Tisch. Er zuckte zusammen und sämtliche Leute um sie herum schauten zu ihnen. Mattes hatte sofort das unangenehmste Gefühl seines Lebens im Bauch rum schwirren.

"Du klingelt nachts um 3 bei mir sturm, bist sturzbetrunken, willst mich angrabbeln und jetzt willst du auch noch eine Freundschaft herrichten, die es nie gab?", sie sprach laut und deutlich, "Als würde es nicht reichen das du dir dein Leben mit Alkohol und Party vernebelst, musst du auch noch andere damit belasten?"

"I-Ich vernebel mein Leben nicht.", stotterte Mattes entgeistert. Irgendwie wurden es immer mehr Zuschauer.

"Können wir nicht in Ruhe darüber reden, das muss doch nicht jeder mitkriegen."

"Wieso denn Mattes? Du willst doch immer Aufmerksamkeit. Hier hören alle aufmerksam zu!", sie machte eine Geste mit der Hand, die in die Runde der Zuschauer ging, "Du liebst es doch im Rampenlicht zu stehen! Das ist doch das einzige, was du hast! Partys, Alkohol, Mädchen! Hast du noch andere Hobbys von denen wir nichts wissen, oder hast du wirklich nichts besseres zu tun? Bist du stolz darauf mit so vielen Mädchen geschlafen zu haben? Jede halbwegs Schlaue unter uns würde dich niemals in Betracht ziehen, du bist eine richtige Dorfmatratze! Selbst deine guten Noten bringen dir nichts, denn du hast ja anscheinend kein Ziel oder weißt du schon was du nach dem Abi machst?" Getuschel breitete sich aus. Mattes stellten sich die Nackenhaare zu Berge. Anka hatte ihm so gezielt eine verbale Ohrfeige gegeben, wie sie nicht hätte besser sein können.

"Spinnst du mich so anzukeifen?!", er reagierte notgedrungen etwas aggressiv, ihm fiel überhaupt nichts ein, was er hätte sagen können.

"Sieh der Wahrheit doch ins Gesicht Mattes, wenn du es nicht selber tust, muss es dir jemand sagen! Du verpfuschst dein Leben!", sie stieß mit dem Zeigefinger gegen seine Brust und schaute ihm ernst in die Augen. Er erwiderte den Blick sauer: "Wenigstens sterbe ich nicht als alte vertrocknete Jungfer!" Anka lächelte: "Alle wissen das du mit mir ins Bett willst, es kratzt an deinem Selbstbewusstsein, das du mich nicht kriegen kannst." Sie nahm ihre Bücher und drehte sich von ihm weg, es klingelte.

"Tss! Du bleibst eine Jungfer auf Ewigkeit, wer will den so einen Bücherwurm poppen?!" Sie drehte sich nochmals zu ihm um: "Erstens weißt du weder ob ich noch Jungfrau bin, noch wie lange ich es seien würde. Und zweitens willst immer noch du mit mir Bücherwurm schlafen." Sie verließ die Bibliothek und die angesammelte Menge lachte und klatschte. Mattes stand da wie ein Vollidiot und so fühlte er sich auch. Die anderen gingen ebenfalls zum Unterricht, nur Mattes blieb zurück.

"Ich muss sagen, die junge Dame hat recht.", die Bibliothekarin stand mit dem Bücherwagen neben ihm, "Du solltest dein Leben aufräumen."

"Wie konnten sie zulassen das sie hier so rumgebrüllt hat?!", Mattes war immer noch wutgeladen.

"Das Mädchen hat die Regeln gebrochen, aber für den Zweck war es gut.", sie klopfte ihm auf die Schulter, "Junge, das Leben ist hart, lass dir das von einer alten Frau gesagt sein. Besser du kriegt früh einen Schlag gegen den Kopf der dich wach rüttelt, als zu spät." Sie ging weiter und sortierte die Bücher zurück.

Mattes stürmte hinaus. Er fühlte sich so unendlich schlecht. Er hatte Anka für alle Ewigkeiten gegen ihn aufgebracht, er war der Witz der Schule und das grausamste war, das sie recht hatte. Wie sollte er so weitermachen?
 

Tagelang fühlte sich Mattes wie eine lebendige Leuchtreklame, alle starrten ihn an, einige kicherten und lachten, einige warteten wohl gespannt auf eine Reaktion, als wenn er gleich irgendetwas zu ihnen sagen würde. Die Standpauke, die Anka ihm erteilt hatte, verbreitete sich natürlich wie ein Lauffeuer in der Schule und er fragte sich, ob jemals wieder der Alltag zurück kehren würde. Abgesehen von seinem miesen Gefühl, was Anka in ihm hervor gerufen hatte, sorgten seine Bemerkungen ihr gegenüber für eine weitere Steigerung. Während er versuchte irgendwie so weiterzumachen wie vorher, tuschelten hier und da Mitschüler. Doch dann, nach schier endlosen Wochen der Blamage, ebbte das Thema endlich ab, es schien so das sich doch nicht alles für ewig im Schultratsch halten konnte. Der sehnlichst erhoffte Alltag war wieder da, die Mädchen rannten ihm wieder hinterher, seine Freunde luden ihn zu Partys ein und niemand rief ihm Playboy nach, ein Spitzname, den die Menge für ihn kreiert hatte. Und doch konnte er es spüren, er war nicht mehr der selbe. Erst dachte er, das würde er sich nur einreden, aber Mattes stellte fest, das Partys ihm keinen Spaß mehr machten und kein hübsches Mädchen seine Gedanken von dem ablenken konnten, was ihm morgens bis abends im Magen lag: Anka. Nach der ganzen Sache hatte sie ihn ignoriert, ohne ihm jedoch präzise aus dem Weg zu gehen, er schien einfach nicht da zu sein für sie. Schnell wurde Mattes das unangenehm und er ging ihr selber aus dem Weg, was in ihren Kursen leider nicht gelang. Seine Noten waren wie eh und je tadellos, doch seine Mitarbeit im Unterricht war gegen Null gesunken. Oft saß er da, seufzte innerlich und starrte seine Bücher an, als wenn sie ihm gleich eine Offenbarung gaben.
 

Anka fühlte sich leicht beflügelt, doch etwas zog an ihr. Sie war so wütend gewesen, wie sie sich noch nie erlebt hatte, die Beherrschung so zu verlieren war ihr unangenehm, jedoch hatte sie kein Bedürfnis nach Entschuldigung oder weiteren Gesprächen mit Mattes, sie ignorierte ihn einfach. Das Mattes zum ersten Mal in seinem Leben selbst von allen bespottet wurde, wenn auch nur für ein paar Wochen, war für ihn wohl eine bittere Erfahrung. Aber er hielt sich tapfer, machte weiter und ließ sich nichts anmerken. Irgendwann war alles vergessen und die Welt drehte sich weiter. Wenn sie so darüber nachdachte, kam sie zu dem Entschluss, das es gut so war, wie es gelaufen war. Sie sah, das Mattes nachließ mit seinen Mädchengeschichten und offenbar auch mit dem Feiern. Anka hielt das für den besseren Weg für ihn, so konnte er für die Prüfungen lernen und sich auf die Zeit nach dem Abi vorbereiten. Er sah nicht traurig aus, auch wenn er ruhiger war, für sie war es eine positive Veränderung. Schließlich nahm sie ihn kaum noch wahr, bis sie wieder ganz ihn ihren eigenen Vorbereitungen für Prüfungen und Studium versank.



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