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Schlangenherz und Löwenmähne

von

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Die dunkle Welt

Die Ferien zu Hause taten Draco zwar gut, jedoch erhöhte es den Druck seiner Aufgabe um ein vielfaches. Dass seine Tante Bellatrix und zwei Tage später auch Rudolphus Lestrange im Haus waren, hochgelobte und mit die treusten Todesser des Dunklen Lords, setzte ihm schwer zu. Es waren einfache Fragen wie: „Und, wie kommst du voran?“ und „Wie steht es mit dem Beschaffen... kommst du zurecht?“, die ihm nervlich immer mehr zu schaffen machten; so sehr, dass er eines Nachts sogar in Tränen ausbrach, als er sich an die Worte erinnerte, die der Dunkle Lord ihm zugehaucht hatte.

„Wenn du diese Aufgabe nicht erledigst, wirst du es sein, der an seine Stelle tritt....“

Draco biss sich in dieser Nacht auf die Fingerknöchel und zwang sich, mit dem Weinen aufzuhören; es brachte ihm auch nichts. Stattdessen grübelte er Tag und Nacht darüber nach, was er noch machen könnte, um alles zu beschleunigen. Und, wenn er in Hogwarts war, musste er sich Zugang zu der verbotenen Abteilung beschaffen. Mehr konnte er in den Ferien nicht tun.
 

Eines jedoch merkte er genau: Dass die Welt, in der er sich befand, nichts mehr von ihrem früheren Glanz zu haben schien. Warum drohte der Dunkle Lord ihm, wo er doch alles für ihn tat und sogar etwas, für das er eventuell ewig in Askaban schmoren würde? Warum drohte er seinen engsten Anhängern, wenn diese doch ebenso durchs Feuer gingen für ihn... Schmerzen auf sich nahmen, starben, sich quälten. Das Warum prangerte erst nur in Gedanken; doch dann fragte er sich jenes Wort fast jeden Tag.

Er betrachtete seine Tante und seinen Onkel jedes Mal, heimlich, sobald sie am Tisch saßen oder Gespräche führten. Oder wenn seine Tante ihm Okklumentik beibrachte, auch wenn er diese bereits tadellos beherrschte. Er sah ihre leicht zerfurchten, von schrecklichen Ereignissen geprägten Gesichtern; nach außen wirkten sie treu und glücklich (vor allem Tante Bellatrix). Doch in manchen Momenten spiegelte sich die pure Panik darin. Panik zu versagen, Panik zu sterben, Panik vor dem, was der Dunkle Lord mit ihnen machen würde, wenn sie bei etwas versagen würden. Musste man jemandem, den man so vergötterte, nicht eigentlich ohne Angst begegnen? Ohne Furcht, dass er einen töten würde, ginge etwas nicht nach seinem Willen?

Und mit einem Mal begriff Draco, wie tief er eigentlich schon in der Falle saß: Er hatte keine Wahl mehr. Er hatte einfach keine Wahl.

Er musste diese Aufgabe erfüllen, oder er würde sterben, und nichts würde ihn wieder zurückholen. Draco erinnerte sich an das vierte Schuljahr, in dem Cedric Diggory gestorben war; ein junger, erfolgreicher Mensch, und doch hatte der Dunkle Lord ihn einfach ausgelöscht, ohne auch nur mit dem Finger zu schnipsen. Die Familie blieb zurück, und nichts konnte mehr sein wie früher. Einfach weg aus dem Leben- tot. Und das stand Draco bevor, wenn er nicht das tat, was man ihm aufgetragen hatte. Kalt und zermürbend war diese Wahrheit, so erschreckend, dass ihm nicht einmal mehr nach Tränen zumute war.

Alles, wonach er sich nun sehnte, war eine warme Schulter an seiner Seite, eine Umarmung, etwas Liebes. Jedoch nicht mütterlicher oder väterlicherseits, nein. Etwas ganz anderes kam ihm in den Kopf, und er erinnerte sich erst jetzt wieder daran, dass er sie eigentlich ausgelöscht hatte, dass er ihr gesagt hatte, nach alledem, dass er sie nicht mehr wolle.

Und das, obwohl er ganz genau wusste, dass er ihr vertrauen konnte. Denn sie hatte niemals auch nur ein Wort über die ganze Sache verloren. Denn diese Neuigkeit hätte sich schneller an der gesamten Schule verbreitet als ein Lauffeuer.
 

„Draco, bitte iss.“

Die Stimme seiner Mutter drang an sein Ohr; er hob die Gabel wieder auf und aß, schweigend. Sie saßen wie immer am großen Tisch im Esszimmer; Draco hatte seinen Teller nicht vernünftig geleert. Tante Bellatrix lachte gurrend.

„Der Junge fällt euch noch vom Fleisch. Kein Wunder, Zissi, das hat er von dir. Einen Magen wie ein Vögelchen.“

Ein schnarrendes Lachen kam von Rudolphus, der einen Platz weiter schon seinen zweiten Teller genoß.

Bellatrix warf eine lange Strähne ihres lockigen Haares zurück; sie fuhr fort, zu erzählen.

„.... und dann, ich sag es euch, hat der Dunkle Lord dieses Miststück einfach so schweben lassen, mit ihren offenen Wunden und allem. FANTASTISCH! Ich habe gelacht, das Blut ist nur so heruntergelaufen.. aber dieses Pack hat es nicht anders verdient... Der Dunkle Lord hat erst von ihr abgelassen, als sie um den Tod gebettelt hat, gewinselt, Zissi!“

Sie stieß ein grobes „Pah!“ aus, gepaart mit einem finsteren Lachen.

„Und sie griff noch nach meinem Rockzipfel! 'Lass mich los, du Stück Dreck', hab ich sie angeschrien, sie getreten und der Dunkle Lord hat es dann beendet. Den Rock habe ich verbrannt danach. Widerlich, da klebte das Blut eines minderwertigen Schlammblutes drauf....“

Sie nahm einen Schluck Wein.

Draco aß; jedoch war ihm innerlich so übel wie noch nie zuvor. Die grobe Gehässigkeit, mit der Tante Bella über die Muggelstämmigen sprach, war an eine seiner Grenzen gestoßen. Sicher, er verachtete sie auch, jedoch einem Menschen beim Quälen und sterben zuzusehen und sie dann noch erniedrigen... Wo war das noch menschlich...?

Als Draco seine Gabel niederlegte, verbarg er seine Hand, während seine Tante weiterhin über einige Taten des Dunklen Lords sprach und sie zutiefst lobte. Draco's Hand hatte noch nie so sehr gezittert.

Und so vergingen die Ferien und ihm war immer unwohler zumute, zurück zur Schule zu gehen. Zwei Tage vor der Abreise reiste er mit seiner Mutter nach London, um die neuen Schulsachen einzukaufen. Die Winkelgasse wirkte dunkler als sonst, und war nicht so froh belaufen. Niemals sah man jemanden alleine. Immer hielten sich überall Gruppen von zumindest zwei Leuten auf. Zusammen mit seiner Mutter erstand Draco neue Schulumhänge, alle Bücher, Federkiele und noch einiges mehr. Als seine Mutter ihn fragte, ob er einen neuen Rennbesen wolle, den neusten, da lehnte er dankend ab. Er habe noch seinen alten, und im Moment sei er nicht so erpicht auf fliegen. Von seinen Schulkameraden sah er nur ein paar; die meisten würde er sicher in Hogwarts wiedersehen. Zu seinem Unwollen geriet er ausgerechnet an Pansy Parkinson; seine Mutter ließ die beiden wohlig lächelnd einen Moment allein. Draco wollte sich abwenden, Pansy hielt ihn jedoch fest.

„Draco, lass uns mal wieder öfters treffen, wenn wir in Hogwarts sind. Bald ist Frühjahrsball, und ich dachte wir könnten...zusammen hingehen?“

Draco erwiderte leise: „Mal sehen. Ich weiß noch nicht, ob ich hingehen werde.“

Sie lächelte und nahm ihn bei der Hand.

„Komm, lass uns ein Butterbier trinken gehen!“

„Ich... nein, tut mir leid, ich habe meiner Mutter versprochen, dass ich mit ihr noch etwas essen gehen werde und dann machen wir uns schon wieder auf den Rückweg...“

Um keinen Verdacht auf andere Frauen zu lenken, strich Draco ihr- wenn auch höchst weigerlich- über die Wange.

„Na gut“ sagte sie errötend und lächelte; „dann sehen wir uns übermorgen in Hogwarts.“

Sie drückte ihm einen Kuss auf die Wange und schritt davon, nicht ohne ihm noch einmal zu winken.

Als Draco wieder mit seiner Mutter weiterging, lächelte diese bedeutend.

„Na, deine Freundin?“

„Nein Mutter, ganz sicher nicht.“

„Och, sie ist doch ganz hübsch... und sie hat offensichtlich großen Gefallen an dir gefunden. Stell sie doch einmal deinem Vater vor!“

Draco schnaubte und antwortete nicht; er war einfach nur froh, als sie später wieder auf dem Weg nach Hause waren.

Die Koffer waren zwei Tage später gepackt, und die Reise nach KingsCross ging zügig. Seine Eltern hatten ihm im Vertrauen noch einmal eindringlich gesagt, dass er sich an sie wenden solle, wenn er Hilfe brauche.

„Brauche ich nicht, verdammt.“

Diese Worte hatte Draco schon so oft erzählt, und doch ließen sie ihn nicht damit in Ruhe. Zwei Stunden später, im Abteil mit Crabbe und Goyle, als die dunklen, verregneten Landschaften an ihm vorbei zogen, da dachte er:

„Und das alles nur, um nicht zu sterben....“

Seine Laune war nie schlechter gewesen, als er aus dem Zug stieg und die Kutsche zu Hogwarts nahm.

Hermine war er nicht einmal begegnet. Und doch wusste er, dass ein baldiges Gespräch eventuell nicht vermeidbar war mit ihr.

Wusste sie von seiner Welt? Wahrscheinlich nicht so sehr, wie er es nun tat. Und sie wusste auch nicht, wie sehr er sie in dieser Zeit hatte bei sich haben wollen, die Missstände vergessen wollen, einfach nur die glückliche Zeit hatte haben wollen, die er mit ihr verbracht hatte.

Er musste sich wohl oder übel eingestehen, dass er sie brauchte. Nicht nur, um seine Aufgabe zu lösen, nein – er brauchte sie, um wieder zu leben.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Gessilein
2014-12-25T21:32:53+00:00 25.12.2014 22:32
ich finde die ff sehr toll, du hast die figuren toll be- und geschrieben, es ist sehr fluessig zum lesen und macht viel spass.

bitte mach schnell weiter

lg
Von:  horo_koi
2014-12-25T19:51:51+00:00 25.12.2014 20:51
oh oh...
da scheint der liebe draco aber dann nein kleines problem zu haben
so leicht wird es ihm sicher nicht gelingen hermione wieder bei sich zu haben



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